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PuK - Prozesstechnik & Komponenten 2024

Eine seit mehr als 60 Jahren bestehende Fachzeitschrift mit Themen rund um Einsatz von Pumpen, Kompressoren und Komponenten.

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Pumpen und Systeme<br />

Membrandosierpumpen<br />

Herstellung von Biomolekülen für Arzneimittel<br />

Membrandosierpumpen bewähren sich für<br />

kritische Mischaufgaben in der industriellen<br />

Oligonukleotid-Produktion<br />

Dr.-Ing. Hans-Joachim Johl<br />

Die Größe von Oligonukleotiden<br />

liegt zwischen denen kleiner niedermolekularer<br />

Wirkstoffe, so genannten<br />

APIs (aktive pharmazeutische<br />

Inhaltsstoffe) und großmolekularen<br />

Wirkstoffen, beispielsweise mAbs<br />

(monoklonale Antikörper). Produktionsanlagen<br />

zur Herstellung von<br />

Oligonukleotiden müssen sowohl<br />

mit brennbaren, toxischen Verbindungen<br />

umgehen können als auch<br />

hygienischen Standards zur Wahrung<br />

der biologischen Integrität genügen.<br />

Sie müssen vor allem aber flexibel<br />

einsetzbar und aus Pilotanlagen<br />

heraus skalierbar sein, um idealerweise<br />

verschiedenste Medikamente<br />

synthetisieren und reinigen zu können.<br />

Neben bereits standardisierten<br />

Plattformtechnologien werden auch<br />

kundenspezifische GMP-konforme<br />

Anlagen benötigt. Membrandosierpumpen<br />

in diesen Systemen können<br />

sowohl die Herausforderungen<br />

extremer chemischer Synthesen im<br />

Upstream-Prozess als auch kontaminationsfreie<br />

Downstream-Prozesse<br />

bedienen. Hier ist vor allem die flexible<br />

Herstellung von toxischen und<br />

entflammbaren Fluidmischungen bei<br />

stark variierenden Volumenstromanforderungen<br />

gefragt.<br />

Von seltenen Krankheiten bis hin zu<br />

chronischen Indikationen: Der Bedarf<br />

an Medikamenten auf Oligonukleotid-Basis<br />

nimmt stetig zu. Bei Oligonukleotiden<br />

handelt es sich um<br />

kurze, kleine (= Oligo) Abschnitte genetischer<br />

Sequenzen (RNA und DNA).<br />

Nukleotide sind dabei die Bausteine<br />

aus Nukleinsäuren, wie sie in DNAund<br />

RNA-Ketten auftreten. Somit gehören<br />

Oligonukleotide zu den wichtigsten<br />

Bestandteilen der modernen<br />

Molekularbiologie. Eine der bedeutendsten<br />

Möglichkeiten, Oligonukleotide<br />

mit modifizierten Nukleotiden<br />

zu therapeutischen Zwecken herzustellen,<br />

ist die industrielle DNA- und<br />

RNA-Synthese.<br />

Im Unterschied zu den häufig verwendeten<br />

biopharmazeutisch produzierten<br />

Medikamenten, die auf die<br />

Proteine ausgerichtet sind, zielen Oligonukleotide<br />

auf Störungen im genetischen<br />

Code ab, welche die Ursache<br />

von spezifischen Erkrankungen darstellen.<br />

Damit sind sie prädestiniert<br />

zur Behandlung bisher nicht heilbarer<br />

seltener Erkrankungen, darunter<br />

z. B. neuronale Krankheiten. Ein<br />

erstes so genanntes Antisense-Oligonukleotid<br />

Medikament wurde bereits<br />

1998 als Fomivirsen unter dem Handelsnamen<br />

Vitravene zur Behandlung<br />

von CMV-Virus bei AIDS-Patienten zugelassen.<br />

1 Etliche weitere folgten, darunter<br />

das 2018 zugelassene Partisiran<br />

unter dem Handelsnamen<br />

Onpattro, ein Lipid-Nanopartikel formuliertes<br />

Medikament, das zu den<br />

neueren Oligonukleotid-Therapien<br />

gegen Polyneuropathie gehört. Obwohl<br />

also bereits verschiedene Oligonukleotid-Medikamente<br />

über eine<br />

behördliche Zulassung verfügen, ist<br />

die Etablierung im großtechnischen<br />

kommerziellen Maßstab noch nicht<br />

abgeschlossen. Viele weitere Arzneimittel<br />

befinden sich derzeit in der<br />

klinischen Phase vor der industriellen<br />

Herstellung und damit im Mittelpunkt<br />

fortlaufender Forschungsbemühungen<br />

– zunehmend auch unter<br />

wirtschaftlichen und quantitativen<br />

Aspekten.<br />

Herausforderung: Wirtschaftliche<br />

Produktion von Oligonukleotiden<br />

In der Folge rückt die effiziente und<br />

sichere GMP-Herstellung von Oligonukleotiden<br />

mittels geeigneter Produktionsanlagen<br />

in den Fokus vieler<br />

spezialisierter Unternehmen. Ziel ist<br />

eine maximale Ausbeute bei gleichzeitig<br />

hoher Reinheit. Hersteller aktiver<br />

pharmazeutischer Wirkstoffe<br />

Abb. 1: Produktionsanlagen zur Herstellung von Oligonukleotiden müssen sowohl mit brennbaren,<br />

toxischen Verbindungen umgehen können, als auch hygienischen Standards zur<br />

Wahrung der biologischen Integrität genügen. (Quelle: LEWA)<br />

20 PROZESSTECHNIK & KOMPONENTEN <strong>2024</strong>

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