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ERF Medien Magazin Mai 2024

Weisheit

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THEMA<br />

<strong>ERF</strong> MEDIEN MAGAZIN ı 05.<strong>2024</strong> ı 9<br />

Wissen informiert,<br />

Weisheit inspiriert<br />

Auswahl an Büchern<br />

von Bodo Janssen<br />

91 Schlüsselsätze für ein gelingendes Leben<br />

(2022, Ariston Verlag)<br />

Von der Angst zur Stärke<br />

(2023, bene! Verlag)<br />

Mensch eine innere Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt, Besonnenheit,<br />

Tiefe, Güte, Klarheit. Ich erinnere mich noch sehr gut<br />

an die erste Begegnung mit Anselm Grün und an den Blick in<br />

Anselms Augen, der so klar und so tief war und so voller Ruhe,<br />

Stärke und Kraft.<br />

Inwiefern bezeichnet Ihr Umfeld, Ihre Mitarbeitenden und<br />

Ihre Familie Sie als weise?<br />

Also das, was ich zurückgespielt bekomme – auch gerade gestern,<br />

als ich in unserem Hotel zu einer Zeit in Stille war – ist,<br />

dass sie Präsenz spüren, Authentizität und Ruhe. Das ist das, was<br />

mein Umfeld mir spiegelt. Es ist ja auch manchmal turbulent bei<br />

uns im Unternehmen und da sei es für die Mitarbeitenden nicht<br />

immer ganz begreiflich, wie ich diese Ruhe bewahre in jeder<br />

Situation.<br />

Wie sehen Sie den Zusammenhang zwischen Wissen und<br />

Weisheit?<br />

Ich denke: Wissen informiert, Weisheit inspiriert. Und das hängt<br />

für mich damit zusammen, dass die Weisheit zwar das Wissen<br />

beinhaltet, Wissen aber nicht Weisheit. Weisheit entsteht aus<br />

angewandtem Wissen. Das heisst, da kommt das Leben und das<br />

Fühlen dazu.<br />

Wie stellen Sie sicher, dass Wissen nicht nur Wissen bleibt?<br />

Wenn ich einen Menschen bewegen will, dann muss ich ihn berühren.<br />

Und berühren kann ich ihn nur mit dem, was mich selbst<br />

berührt hat. Das hat etwas für mich mit Resonanz zu tun. Dass<br />

also Weisheit eine tatsächliche Resonanz erzeugt in meinem<br />

Gegenüber. Ich erlebe das, wenn ich über einen Text referiere,<br />

dann sehe ich eine andere Reaktion bei den Menschen, als wenn<br />

ich die Geschichten erzähle, die ich selbst erlebt habe und aus<br />

denen ich eine Erkenntnis gewonnen habe.<br />

Sie teilen selber auch viel Weisheit in Ihren Büchern.<br />

Was erhoffen Sie sich damit?<br />

Ich habe über viele Jahre für mich herausgearbeitet, wofür es<br />

sich lohnt, jeden Tag aufzustehen. Es ist das, was mich erfüllt<br />

- und das ist, Menschen zu stärken. Wenn Menschen aus der Opferrolle<br />

heraus in die Selbstverantwortung finden, wenn sie aus<br />

der Angst heraus wieder ins Vertrauen finden, wenn Menschen<br />

die Fähigkeit entwickeln, sich den Herausforderungen zu stellen,<br />

anstatt vor ihnen zu flüchten. Das Ziel, was ich für mich formuliere,<br />

ist «Eudaimonie». Das ist ein Begriff aus der ethischen<br />

Philosophie und lässt sich übersetzen mit «innerer Zufriedenheit<br />

jenseits äusserer Faktoren». Oder anders übersetzt: das Leben<br />

lieben lernen. Egal, was das Leben mir beschert, ich möchte<br />

lernen, das Leben zu lieben. Ich glaube, dass es mit Menschen,<br />

die das für sich entdecken, einfacher zusammenleben lässt. Und<br />

um auf das Weisheitsthema zu kommen: Ich glaube, dass weise<br />

Menschen keinen Krieg führen. Da bin ich mir ziemlich sicher.<br />

Das ist das, was ich mir wünsche: diese innere Zufriedenheit, die<br />

auch für äusseren Frieden sorgt.<br />

Was hat Weisheit für Sie mit Gott zu tun?<br />

Der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski sagte einmal:<br />

«Einen Menschen lieben heisst, ihn so sehen, wie Gott ihn gemeint<br />

hat.» Für mich hängt das mit Weisheit zusammen, nämlich<br />

herauszufinden, wie Gott Menschen, also auch mich, gemeint<br />

hat. Ich habe Anselm Grün mal eine Frage gestellt, die ich<br />

sehr lange in mir herumgetragen habe, weil ich sie nicht getraut<br />

habe zu stellen: Was unterscheidet eure Suche nach Gott von<br />

meiner Suche nach mir selbst? Und er sagte: Gar nicht so viel,<br />

weil Gott drückt sich in dir aus, so wie er dich gemeint hat. Die<br />

Mönche sagen, der Weg zu Gott führt über die Selbsterkenntnis.<br />

Vielen Dank für das Interview!

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