29.04.2024 Aufrufe

ECHO Top100 Schwaz 2024

  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

TOP 100 SCHWAZ | INTERVIEW<br />

aber auch, dass sich dies nur bedingt<br />

umsetzen lässt. Teilweise sind wir<br />

aufgrund von Projekten, die sich über<br />

mehrere Jahre erstrecken, an Verträge<br />

gebunden, was eine nachträgliche<br />

Preisanpassung nur bedingt möglich<br />

macht. Und zum anderen Teil müssen<br />

wir natürlich weiterhin darauf achten,<br />

dass wir wettbewerbsfähig bleiben.<br />

Mit einer Exportquote von 75 Prozent<br />

müssen wir uns vor allem auf internationalen<br />

Märkten behaupten. Aber auch<br />

innerhalb der EU sind die Lohnkosten<br />

nicht überall gleich stark gestiegen.<br />

Die Lohnabschlüsse in Österreich<br />

liegen aufgrund der<br />

höheren Inflation, nicht nur<br />

heuer, deutlich über denen<br />

anderer EU-Länder. So steigen<br />

die Lohnstückkosten in<br />

Österreich stärker als im EU-<br />

Vergleich und liegen über<br />

Deutschland, den Niederlanden,<br />

Schweden, Dänemark<br />

und Italien. Im Vergleich<br />

zum globalen Mitbewerb,<br />

dem wir uns als weltweit<br />

agierendes Unternehmen<br />

laufend stellen müssen, ist<br />

die Situation weitaus dramatischer und<br />

bedeutet einen Verlust unserer Wettbewerbsfähigkeit.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie hat sich die Teuerung<br />

generell (Energiekosten, Mitarbeiterkosten<br />

usw.) auf Ihr Unternehmen<br />

ausgewirkt?<br />

Empl: Die gestiegenen Energiepreise<br />

treffen auch uns sehr stark, was sich<br />

im Zusammenspiel mit den stark gestiegenen<br />

Lohnkosten und anderen<br />

Teuerungen negativ auswirkt. Wir<br />

sind allerdings froh, dass wir bereits<br />

vor Jahren auf Photovoltaik gesetzt<br />

und mittlerweile unsere Hallendächer<br />

mit PV-Anlagen ausgestattet haben.<br />

Auch haben wir in der Vergangenheit<br />

bereits viel in Energiesparmaßnahmen<br />

investiert, was uns jetzt sicherlich zugutekommt.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wenn Sie einen Wunsch an<br />

die Wirtschaftspolitik frei hätten, was<br />

wäre dieser Wunsch?<br />

Empl: Ui, hier wäre wohl ein<br />

Wunsch zu wenig und nicht ein<br />

Wunsch würde die wirtschaftlichen<br />

Probleme Europas lösen. Es sind<br />

viele Rädchen, an denen wir drehen<br />

müssen, um den wirtschaftlichen<br />

Aufschwung wieder herbeizuführen<br />

und die voranschreitende Deindustrialisierung<br />

zu stoppen. Weltwirtschaftlich<br />

gesehen ist Stabilität ein<br />

wesentlicher Faktor für Planbarkeit.<br />

Und die bevorstehenden Wahlen,<br />

wie jene in den USA, können je nach<br />

Ergebnis großen Einfluss auf die zukünftigen<br />

weltweiten Geschehnisse<br />

nehmen. Der spürbare „Rechtsruck“<br />

ist nicht gerade ein Willkommensschild<br />

für Zuwanderung von qualifizierten<br />

Arbeitskräften. Denn diese ist<br />

nicht nur zuzulassen, sondern zu forcieren!<br />

Dieser Entwicklung gegenzusteuern,<br />

haben wir in Österreich<br />

mit den kommenden Nationalratswahlen<br />

selbst in der Hand. Um der<br />

Personalnot entgegenzuwirken und<br />

die Produktivität zu steigern, wäre<br />

es zwingend notwendig, die zusätzliche<br />

Besteuerung der Überstunden<br />

aufzuheben. Ein enormes Potenzial<br />

bieten auch unsere Pensionisten, die<br />

als überaus qualifizierte Arbeitskräfte<br />

zu verstehen sind und zu einem<br />

gewissen Grad gerne dem Arbeitsmarkt<br />

zu Verfügung stehen würden.<br />

Für diese Tätigkeiten dürfen Pensionisten<br />

jedoch nicht bestraft und<br />

zusätzlich besteuert werden. Laut<br />

Agenda Austria liegt Österreich bei<br />

Förderungen europaweit auf Platz<br />

zwei. Anstatt im Gießkannenprinzip<br />

Geld unter der Bevölkerung zu<br />

verteilen, wäre es sinnvoll, im Energiesektor<br />

Maßnahmen zu setzen, um<br />

diesen internationalen Wettbewerbsnachteil<br />

nicht nur für Unternehmen<br />

auszugleichen, sondern auch der<br />

Bevölkerung günstige Energie<br />

bereitzustellen. Auch<br />

werden leider oft die Kosten<br />

der Umsetzung von<br />

neuen Gesetzen bei deren<br />

Beschluss außer Acht gelassen.<br />

Je komplexer und<br />

detaillierter eine neue Vorschrift<br />

ist, desto größer der<br />

Aufwand und die Kosten.<br />

Deswegen muss bei jedem<br />

neuen Gesetz überlegt<br />

werden, was wirklich nötig<br />

und verhältnismäßig<br />

ist. Aktuell betrifft dies das<br />

EU-Lieferkettengesetz, das einen<br />

enormen bürokratischen Aufwand<br />

verursacht und der europäischen<br />

Wirtschaft schadet. Der sogenannte<br />

„Green Deal“, basierend auf der<br />

üblichen europäischen „Strafkultur“,<br />

anstatt Anreize für Unternehmen zu<br />

schaffen, wie z. B. in den USA, um<br />

die Ziele zu erreichen, wäre ebenfalls<br />

zu überdenken. Bei all diesen<br />

Wünschen darf ich aber als Schluss<br />

anmerken, dass wir endlich mit der<br />

Jammerkultur, die sich eingeschlichen<br />

hat, aufhören müssen! Wir<br />

brauchen ein Österreich, das die<br />

Extrameile investiert und Lust auf<br />

Erfolg hat, anpacken will und positiv<br />

in die Zukunft blickt. Wir brauchen<br />

die Wiederbelebung des Leistungsgedankens,<br />

für uns und für unsere<br />

nachfolgenden Generationen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!