ECHO Top100 Schwaz 2024
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TOP 100 SCHWAZ | INTERVIEW<br />
aber auch, dass sich dies nur bedingt<br />
umsetzen lässt. Teilweise sind wir<br />
aufgrund von Projekten, die sich über<br />
mehrere Jahre erstrecken, an Verträge<br />
gebunden, was eine nachträgliche<br />
Preisanpassung nur bedingt möglich<br />
macht. Und zum anderen Teil müssen<br />
wir natürlich weiterhin darauf achten,<br />
dass wir wettbewerbsfähig bleiben.<br />
Mit einer Exportquote von 75 Prozent<br />
müssen wir uns vor allem auf internationalen<br />
Märkten behaupten. Aber auch<br />
innerhalb der EU sind die Lohnkosten<br />
nicht überall gleich stark gestiegen.<br />
Die Lohnabschlüsse in Österreich<br />
liegen aufgrund der<br />
höheren Inflation, nicht nur<br />
heuer, deutlich über denen<br />
anderer EU-Länder. So steigen<br />
die Lohnstückkosten in<br />
Österreich stärker als im EU-<br />
Vergleich und liegen über<br />
Deutschland, den Niederlanden,<br />
Schweden, Dänemark<br />
und Italien. Im Vergleich<br />
zum globalen Mitbewerb,<br />
dem wir uns als weltweit<br />
agierendes Unternehmen<br />
laufend stellen müssen, ist<br />
die Situation weitaus dramatischer und<br />
bedeutet einen Verlust unserer Wettbewerbsfähigkeit.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie hat sich die Teuerung<br />
generell (Energiekosten, Mitarbeiterkosten<br />
usw.) auf Ihr Unternehmen<br />
ausgewirkt?<br />
Empl: Die gestiegenen Energiepreise<br />
treffen auch uns sehr stark, was sich<br />
im Zusammenspiel mit den stark gestiegenen<br />
Lohnkosten und anderen<br />
Teuerungen negativ auswirkt. Wir<br />
sind allerdings froh, dass wir bereits<br />
vor Jahren auf Photovoltaik gesetzt<br />
und mittlerweile unsere Hallendächer<br />
mit PV-Anlagen ausgestattet haben.<br />
Auch haben wir in der Vergangenheit<br />
bereits viel in Energiesparmaßnahmen<br />
investiert, was uns jetzt sicherlich zugutekommt.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wenn Sie einen Wunsch an<br />
die Wirtschaftspolitik frei hätten, was<br />
wäre dieser Wunsch?<br />
Empl: Ui, hier wäre wohl ein<br />
Wunsch zu wenig und nicht ein<br />
Wunsch würde die wirtschaftlichen<br />
Probleme Europas lösen. Es sind<br />
viele Rädchen, an denen wir drehen<br />
müssen, um den wirtschaftlichen<br />
Aufschwung wieder herbeizuführen<br />
und die voranschreitende Deindustrialisierung<br />
zu stoppen. Weltwirtschaftlich<br />
gesehen ist Stabilität ein<br />
wesentlicher Faktor für Planbarkeit.<br />
Und die bevorstehenden Wahlen,<br />
wie jene in den USA, können je nach<br />
Ergebnis großen Einfluss auf die zukünftigen<br />
weltweiten Geschehnisse<br />
nehmen. Der spürbare „Rechtsruck“<br />
ist nicht gerade ein Willkommensschild<br />
für Zuwanderung von qualifizierten<br />
Arbeitskräften. Denn diese ist<br />
nicht nur zuzulassen, sondern zu forcieren!<br />
Dieser Entwicklung gegenzusteuern,<br />
haben wir in Österreich<br />
mit den kommenden Nationalratswahlen<br />
selbst in der Hand. Um der<br />
Personalnot entgegenzuwirken und<br />
die Produktivität zu steigern, wäre<br />
es zwingend notwendig, die zusätzliche<br />
Besteuerung der Überstunden<br />
aufzuheben. Ein enormes Potenzial<br />
bieten auch unsere Pensionisten, die<br />
als überaus qualifizierte Arbeitskräfte<br />
zu verstehen sind und zu einem<br />
gewissen Grad gerne dem Arbeitsmarkt<br />
zu Verfügung stehen würden.<br />
Für diese Tätigkeiten dürfen Pensionisten<br />
jedoch nicht bestraft und<br />
zusätzlich besteuert werden. Laut<br />
Agenda Austria liegt Österreich bei<br />
Förderungen europaweit auf Platz<br />
zwei. Anstatt im Gießkannenprinzip<br />
Geld unter der Bevölkerung zu<br />
verteilen, wäre es sinnvoll, im Energiesektor<br />
Maßnahmen zu setzen, um<br />
diesen internationalen Wettbewerbsnachteil<br />
nicht nur für Unternehmen<br />
auszugleichen, sondern auch der<br />
Bevölkerung günstige Energie<br />
bereitzustellen. Auch<br />
werden leider oft die Kosten<br />
der Umsetzung von<br />
neuen Gesetzen bei deren<br />
Beschluss außer Acht gelassen.<br />
Je komplexer und<br />
detaillierter eine neue Vorschrift<br />
ist, desto größer der<br />
Aufwand und die Kosten.<br />
Deswegen muss bei jedem<br />
neuen Gesetz überlegt<br />
werden, was wirklich nötig<br />
und verhältnismäßig<br />
ist. Aktuell betrifft dies das<br />
EU-Lieferkettengesetz, das einen<br />
enormen bürokratischen Aufwand<br />
verursacht und der europäischen<br />
Wirtschaft schadet. Der sogenannte<br />
„Green Deal“, basierend auf der<br />
üblichen europäischen „Strafkultur“,<br />
anstatt Anreize für Unternehmen zu<br />
schaffen, wie z. B. in den USA, um<br />
die Ziele zu erreichen, wäre ebenfalls<br />
zu überdenken. Bei all diesen<br />
Wünschen darf ich aber als Schluss<br />
anmerken, dass wir endlich mit der<br />
Jammerkultur, die sich eingeschlichen<br />
hat, aufhören müssen! Wir<br />
brauchen ein Österreich, das die<br />
Extrameile investiert und Lust auf<br />
Erfolg hat, anpacken will und positiv<br />
in die Zukunft blickt. Wir brauchen<br />
die Wiederbelebung des Leistungsgedankens,<br />
für uns und für unsere<br />
nachfolgenden Generationen.