Holländischer Maestro in Bern - Schweizer Blasmusikverband

aucht es einen arbeitsvertrag zwischen
Musikgesellschaft und Dirigent? Braucht es eine
Unfallversicherung? Muss ich einen Lohnausweis
erstellen? Diese und weitere kniffl ige
Fragen zum Thema Löhne und Sozialversicherungen
wollte der Kursleiter des BKMV im ersten
Modul mit den Kassenverantwortlichen der
verschiedenen Vereine erörtern. Am Samstag,
22. Januar 2011, fand sich eine grosse Anzahl
interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer in der
Kaserne Bern ein. Die Veranstaltung wurde von
Thomas Bieri, Vizepräsident und Chef Finanzen
des BKMV, geleitet.
Arbeitsvertrag
Bereits zu Beginn des Kurses entwickelten
sich angeregte und fruchtbare Diskussionen.
Die Kursteilnehmer tauschten gegenseitig
aus, wie die Thematik Arbeitsvertrag in ihren
Vereinen geregelt ist. Braucht es wirklich einen
schriftlichen Vertrag, oder reicht auch nur
ein Handschlag aus? Die Übereinstimmung,
dass die wichtigsten Punkte in einer schriftlichen
Vereinbarung festgehalten werden sollten,
war rasch gefunden, denn der Dirigent
ist, in den meisten Fällen, ein Angestellter des
Vereins. Somit bietet die Schriftlichkeit eine
zusätzliche Sicherheit, was die gegenseitig
vereinbarten Vertragspunkte angeht. Speziell
im Bereich der Entschädigung oder der Ferien-
oder Freitagsabgeltung können für beide
Vertragsparteien schriftliche Abmachungen
von Vorteil sein.
Entlöhnung
Zum Thema Dirigentenentlöhnung äusserte
sich Thomas Bieri dahingehend, dass der Lohn
unter anderem leistungs- und ausbildungsgerecht
festgesetzt werden und im Bereich des
Budgets des Vereins sein sollte. Von den Kursteilnehmern
war zu erfahren, dass die Abrechnungsart
bei den jeweiligen Musikvereinen
völlig verschieden sein kann. So werden die Saläre
monatlich, jährlich oder auch pro Probe
und Anlass ausgerichtet.
Die Schweizer Zeitschrift für Blasmusik
BKMV
Moderne Vereinsführung
in zwei Modulen
Unabhängig von den Auszahlungsmodalitäten
sollten sich die Vereinsverantwortlichen
nach Möglichkeit bereits vor oder spätestens
bei der Anstellung eines Dirigenten Gedanken
über die Lohnentwicklung machen und je nach
Situation einen Finanzplan erstellen.
Abzüge
Ein weiteres wichtiges und interessantes Thema
des Kurses waren die schweizerischen Sozialversicherungsabzüge.
Die Kursteilnehmer wurden
informiert, dass ein Angestellter nebst der
AHV und der Arbeitslosenversicherung auch
bei der Unfallversicherung versichert werden
muss. Je nach Höhe und Umfang des Lohnes
muss die Anmeldung bei einer Pensionskasse
vorgenommen werden.
Der massgebende Lohn ist der Lohn, auf
dem Beiträge entrichtet werden müssen. Zu diesem
gehören alle in der Schweiz oder im Ausland
ausbezahlten Entgelte, die eine Arbeitnehmerin
oder ein Arbeitnehmer für geleistete Arbeit
erhält. Die Erläuterungen des Kursleiters Thomas
Bieri wurden von den Anwesenden interessiert
aufgenommen, da teilweise in den Vereinen noch
Unsicherheiten bestehen, wann und in welcher
Höhe Sozialversicherungsabzüge von den Entschädigungen
eines Dirigenten vorgenommen
werden müssen. Ergänzend wurde angefügt,
dass auch bei einem Musikverein eine Kontrolle
der AHV durchgeführt werden kann. Deshalb ist
es ratsam, die Buchhaltungs- und Abrechnungsunterlagen
lückenlos zu führen und während der
gesetzlichen Frist aufzubewahren.
5-2011 unisono 15
Aufgrund des grossen Erfolges im Jahr 2010 hat sich der Vorstand des Bernischen Kantonal-Musikverbandes
(BKMV) entschlossen, erneut zwei Module zum Thema «Vereinsführung heute» durchzuführen.
Das erste Modul wurde für die Kassenverantwortlichen konzipiert und beinhaltete die
Schwerpunktthemen Löhne, Sozialversicherungen und Steuern. beat ammann
Thomas Bieri, Vizepräsident und Chef Finanzen
des BKMV, leitete den Kurs.
Lohnausweis
«Wie in der Privatwirtschaft muss auch dem
Dirigenten oder weiteren Angestellten des Vereins
ein Lohnausweis ausgestellt werden», so
Bieri. Wer bis anhin noch keine Aufforderung
von der Steuerverwaltung erhalten hat und
noch nie einen Lohnausweis erstellt hat, soll
sich auf der Homepage der kantonalen oder
eidgenössischen Steuerverwaltung über den
Lohnausweis informieren. Dies trägt dazu bei,
dass die Schwarzarbeit reduziert werden kann,
und hilft, sich vor entsprechenden Konsequenzen
durch die Behörden zu schützen.
Steuern
Das Thema Steuern bildete zum Abschluss des
Kurses einen weiteren Höhepunkt für die Kursteilnehmer.
Der Vizepräsident des BKMV musste
auch in diesem Teilbereich des ersten Moduls
den Anwesenden gezielte Fragen aus der Praxis
beantworten. So konnte man erfahren, wie hoch
der Gewinn eines gemeinnützigen Vereines sein
darf, damit dieser nicht der Gewinnsteuer unterworfen
ist. Auch wurde diskutiert, dass die Aktivmitgliederbeiträge,
welche noch nicht in allen
Vereinen erhoben werden, nicht als steuerbarer
Ertrag gelten und ein allfälliger Überschuss, nach
Verrechnung der Verwaltungskosten, vom steuerbaren
Gewinn abgezogen werden darf. Zum
Thema Verrechnungssteuer erhielten die Kursteilnehmer
die Empfehlung, diese separat als
Forderung/Guthaben zu verbuchen und jedes
Jahr im Zusammenhang mit den Jahresabschlussarbeiten
zurückzufordern.
Aus Sicht des Bernischen Kantonal-Musikverbandes
kann dieser Anlass als Erfolg gewertet
werden. Zeigt doch die grosse Zahl der
Anmeldungen das Bedürfnis der Ver bandssektionen,
auch im administrativen Bereich Informationen
aus erster Hand von der Verbandsleitung
zu erhalten.
Bereits zum heutigen Zeitpunkt darf verraten
werden, dass bei der Verbandsleitung wieder
neue Module für das Verbandsjahr
2011/2012 in Vorbereitung sind. ■