4 Öffentlicher Raum - Lebendige Stadt
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9 Handlungsoptionen der <strong>Stadt</strong>planung<br />
Ebene über großformatige Werbung sind demnach schwierig<br />
zu treffen und müssen Ergebnisse von Abwägungsprozessen<br />
sein. Es handelt sich bei großformatiger Werbung<br />
um eine Erscheinungsform, die für die <strong>Stadt</strong> verschiedene<br />
nachteilige Folgen haben kann (vgl. Kapitel 4 und 5), die<br />
nicht einfach negiert werden kann und mit der auch die<br />
9.2 Faktoren zielgerichteten Handelns<br />
Nahezu unabhängig von der Art der Entscheidung oder der<br />
verfolgten Strategie (in der Bandbreite zwischen offensiv<br />
und restriktiv) gibt es einige Faktoren, die in jedem Fall als<br />
sinnvoll bzw. notwendig eingeschätzt werden können. Auf<br />
diese Faktoren wird im Folgenden genauer eingegangen.<br />
Die genannten Faktoren sind nicht nur im Umgang mit<br />
großformatiger Werbung relevant, sondern auch in vielen<br />
anderen planerischen Fragestellungen. Sie haben sich im<br />
Rahmen dieser Arbeit aus den empirischen Untersuchungen<br />
ergeben und sind auf den speziellen Fall der großformatigen<br />
Werbung konkretisiert. 9.2 Faktoren zielgerichteten Handelns<br />
9.2.1 Steuerungsmöglichkeiten erhalten, zusätzliche<br />
gewinnen<br />
Vorhandene Steuerungsmöglichkeiten und Instrumente sollten<br />
auf alle Fälle erhalten werden. Wie sie dann eingesetzt<br />
werden, ist eine zweite Frage. Im Werbebereich und in<br />
seiner gesellschaftlichen Einschätzung und Akzeptanz gibt<br />
es fortlaufende Veränderungen. Schon allein deswegen<br />
muss dafür Sorge getragen werden, ggf. zukünftig wieder<br />
stärker oder weniger stark steuern zu können, selbst wenn<br />
aktuell (z. B. aus ökonomischen Gründen, s. o.) ein offensiver<br />
Kurs verfolgt wird.<br />
Aus den empirischen Untersuchungen der Fallstudien<br />
ergab sich, dass es immer schwierig ist, weniger<br />
zu genehmigen als in der Vergangenheit. Das heißt, eine<br />
Einzelfallgenehmigung zieht weitere Kreise. Gleiches gilt<br />
auch für die Genehmigungsfreiheit (wie z. B. in Berlin für<br />
temporäre Werbung). Wenn diese einmal besteht, ist es<br />
für die Werbetreibenden schlicht nicht notwendig, sich<br />
mit der öffentlichen Hand abzustimmen. Die Chance<br />
einer gemeinsamen Suche nach kreativer und zum Ort<br />
passender Dimension und Gestaltung, wie sie jetzt – im<br />
134<br />
<strong>Stadt</strong>planung sich auseinandersetzen muss, um zu verträglichen<br />
Lösungen zu kommen. Die Herausforderung besteht<br />
gerade darin, aus unliebsamen Rahmenbedingungen und<br />
Sachzwängen konstruktive und kreative Lösungen zu<br />
finden, die die Rahmenbedingungen zwar akzeptieren, die<br />
vorhandenen Spielräume jedoch ausschöpfen.<br />
optimalen Fall – im Zuge von Genehmigungsverfahren<br />
stattfinden kann, ist dann nicht mehr gegeben. Auch wird<br />
es viel Gegenwehr geben und die Kommunikation<br />
erschweren, wenn die Genehmigungspflicht ggf. nach ein<br />
paar Jahren wieder eingeführt werden sollte.<br />
Die Steuerung im Vorfeld, d. h. bevor die Werbefläche<br />
aufgehängt oder installiert wird, ist auch im Bereich<br />
temporärer Werbung wichtig. Denn da diese vom<br />
Charakter her eher kurzfristig ist, ist ihre Laufzeit ggf.<br />
abgelaufen oder zum Großteil verstrichen, bis die Verwaltung<br />
auf sie aufmerksam wird und reagieren kann. Zwar<br />
sind die Auswirkungen eines misslungenen Einzelfalles<br />
auch nach relativ kurzer Zeit wieder verschwunden. Aber<br />
die Auswirkungen zahlreicher misslungener Einzelfälle<br />
summieren sich in der <strong>Stadt</strong> auf.<br />
Die Forderung des Erhaltes von Steuerungsmöglichkeiten<br />
bezieht sich vor allem auf formelle Instrumente<br />
(Landesbauordnungen, Denkmalschutz usw.). Hier sind<br />
einige Instrumente vorhanden, die eine Steuerung ermöglichen.<br />
Allerdings sind Trends einer Aufweichung zu beobachten<br />
(u. a. Landesbauordnung Berlin, Bremen, Hamburg),<br />
die die Steuerungsmöglichkeiten erheblich einschränken<br />
können.<br />
Eine effektive Steuerung ist vor allem dann möglich,<br />
wenn informelle Instrumente die formellen ergänzen.<br />
Gerade im Bereich der informellen Instrumente bestehen<br />
Chancen, weitere Steuerungsmöglichkeiten zu gewinnen.<br />
Allerdings wird die Chance, sich informell einigen zu<br />
können, dann größer, wenn formell der Rahmen vorgegeben<br />
ist, wenn die Notwendigkeit einer Abstimmung<br />
für beide Seiten gegeben ist. Dies muss nicht in allen<br />
Fällen gelten. Doch im Bereich der Werbeunternehmen<br />
mit ihrem sehr eindeutigen Eigeninteresse wird davon<br />
ausgegangen, dass i. d. R. die Notwendigkeit zur Einigung<br />
Voraussetzung für eine Einigungsbereitschaft ist.