29.12.2012 Aufrufe

vikoaktuell - Viktoriaschule

vikoaktuell - Viktoriaschule

vikoaktuell - Viktoriaschule

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Was die Welt im Innersten<br />

zusammenhält . . .<br />

Immer wieder nutzen Viko-Abiturientinnen<br />

und -Abiturienten die Möglichkeit, ein<br />

freiwilliges soziales Jahr zu absolvieren.<br />

<strong>vikoaktuell</strong> hat in der Vergangenheit schon<br />

häufiger entsprechende Texte veröffentlicht;<br />

hier nun der geringfügig überarbeitete<br />

Bericht aus Equador von Sara Rudolph.<br />

Was die Welt im Innersten zusammenhält…,<br />

fragte sich einst Faust in seiner dunklen<br />

Kammer. Hier in Ecuador lerne ich einmal<br />

mehr, worauf es wirklich ankommt. Seit<br />

sieben Monaten absolviere ich hier in Mindo<br />

(Nebelwald) meinen Freiwilligendienst<br />

für ein Jahr – als Englischlehrerin an zwei<br />

Grundschulen innerhalb des Programms<br />

„Weltwärts”.<br />

Ich fühle mich sehr wohl hier, doch<br />

besonders als Englischlehrerin muss ich<br />

mich vielen Herausforderungen stellen: So<br />

besitzen meine Schüler an der öffentlichen<br />

Schule oft weder Stift noch Heft,<br />

geschweige denn ein Buch. Das macht es<br />

sehr schwierig, effizient zu unterrichten,<br />

rund 30 Kinder zu kontrollieren und<br />

bei Laune zu halten. In meinen Klassen<br />

herrschte somit besonders zu Beginn ein<br />

großes Chaos, hervorgerufen auch durch viel<br />

Aggressivität und Desinteresse der Schüler.<br />

Viele Kinder wachsen in einem Umfeld<br />

auf, in denen Alkoholexzesse und Gewalt<br />

Alltag sind und Bildung nur bedeutet,<br />

die Grundschule zu beenden, um danach<br />

arbeiten zu gehen oder den Eltern auf dem<br />

Feld zu helfen.<br />

Gartenanbau statt Sprachunterricht<br />

Besonders im Fach Englisch renne ich oft<br />

gegen Wände: Gegen die der Eltern, die<br />

das Fach nicht wichtig finden, die der<br />

Schüler, der Lehrer, der Institution und<br />

somit auch des Staates, der Englisch nur<br />

als Zusatzfach ansieht, weshalb meine<br />

Benotung eigentlich keinerlei Rolle spielt.<br />

Ach, und dann wäre da noch ein, sagen wir,<br />

sehr kooperationsunfähiger Direktor, der<br />

„Gartenanbau” weitaus wichtiger findet<br />

als eine Fremdsprache zu lernen – und das,<br />

obwohl etwa 80 Prozent der Menschen in<br />

Mindo vom Tourismus leben...<br />

Am Anfang hat mich das Ganze sehr<br />

frustriert, doch mit der Zeit habe ich einen<br />

Weg gefunden, damit umzugehen und<br />

bekomme langsam auch einen besseren<br />

Zugang zu den Schülern, diesehr sensibel auf<br />

Zuwendungen reagieren können. Außerdem<br />

habe ich versucht, andere Dinge zu finden,<br />

mit denen ich sie „fangen” kann: So leite<br />

ich seit Oktober einen Chor mit etwa 15<br />

bis 20 Teilnehmern; wir treten regelmäßig<br />

auf. Auch der Flötenunterricht ist ziemlich<br />

erfolgreich mit motivierten Jugendlichen.<br />

Und dann schreiben die Kinder auch, so gut<br />

es eben geht, an die Viko – auf Englisch –,<br />

um den Blick auf die weite Welt ein bisschen<br />

zu öffnen. Danke, Klasse 8d, für eure<br />

Kooperation!<br />

Viele Kulturen in einem Land<br />

Ansonsten lerne ich hier viel über<br />

Entwicklungspolitik, verschiedene Kulturen<br />

und Menschen, über ehrliches Glück, über<br />

Wichtigkeit und Grenzen von Toleranz,<br />

über Armut und Lebenseinstellungen, aber<br />

vor allem lerne ich hier , das europäische<br />

Schwarz-Weiß-Denken abzulegen.<br />

Und dann wären da noch die faszinierenden<br />

Reisen durchs Land, durch das Land<br />

der Vulkane, der 30 Kulturen auf so<br />

kleinem Raum: Indianer in der Amazonía,<br />

Andenbewohner, Afroecuadorianer an der<br />

Küste. Sie steckt auf jeden Fall an, diese<br />

Unbeschwertheit und Unkompliziertheit<br />

der Menschen, die Gastfreundschaft, die<br />

Lebendigkeit und die Wärme, die dieses<br />

Land mit seinen so verschiedenen Menschen<br />

und Landschaften ausstrahlt und die Ecuador<br />

eine unglaubliche Romantik verleiht.<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!