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und damit zu seinem Vorgesetzten ernannt<br />
wurde, empfand H. dies zu Recht als kränkende<br />
Zurücksetzung. Allerdings schonte<br />
Gensch von Breitenau, der sich anfangs<br />
wenig in Oldenburg aufhielt, rücksichtsvoll<br />
die Stellung des alten Kanzleidirektors.<br />
Er respektierte seinen Rang nach<br />
außen und überließ ihm alle einträglichen<br />
Angelegenheiten wie Konsistorium, Zivilprozesse<br />
und Reichshofratsgeschäfte, so<br />
daß H. sich rasch mit dem neuen Kanzler<br />
aussöhnte.<br />
Kurz vor seinem Tode wurde H. angeblich<br />
in den Reichsadelsstand erhoben. Allerdings<br />
existiert weder das Original des<br />
Adelsdiploms vom 6. 6. 1686, noch ist<br />
irgendein Vermerk in den Akten der kaiserlichen<br />
Kanzlei in Wien zu finden; es<br />
gibt lediglich eine 1701 in Württemberg<br />
angefertigte „Abschrift", die selbst erhebliche<br />
Zweifel aufwirft. Wilhelm H. und<br />
seine Nachkommen haben übrigens das<br />
Adelsprädikat anfangs nicht geführt, erst<br />
ab 1699 wurde es von einzelnen Familienmitgliedern<br />
beansprucht.<br />
H. war seit 1660 verheiratet mit Anna Margaretha<br />
geb. von Velstein (1648 - 10. 2.<br />
1704), der jüngsten Tochter seines Amtskollegen,<br />
des Geheimen Rats Anton Günther<br />
von Velstein, und Enkelin des Konsi-<br />
storialrats -*■ Hermann Velstein (1565/<br />
1555?-1635). Von den insgesamt zehn Kindern<br />
des Ehepaares heiratete Elisabeth<br />
Augusta (1667-1713) den Regierungsrat<br />
Gerhard von Halem (1644-1723); Alexander<br />
Tilemann H. (1673-1738) wurde dänischer<br />
Konferenzrat und einer der engsten<br />
Mitarbeiter des Kanzlers Christoph<br />
Gensch von Breitenau, der ihn zu seinem<br />
Universalerben einsetzte.<br />
L:<br />
Johann Heinrich Schloifer, Versuch einer ausführlichen<br />
Staats-Geschichte und Historisch-<br />
Politisch-Geographischen Beschreibung der<br />
Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst,<br />
o. J. (um 1760), S. 216 f., MS, LBO; Christian<br />
Ludwig Runde, Chronik der oldenburgischen<br />
Kanzlei, in: ders., Patriotische Phantasien<br />
eines Juristen, Oldenburg 1836; Wilhelm und<br />
Paul von Hedemann genannt von Heespen,<br />
Geschichte der Familie von Hedemann,<br />
Deutsch-Nienhof o. J. (1917-1919); Paul von<br />
Hedemann-Heespen, Das Leben des Geheimen<br />
Rats Christoph Gensch von Breitenau im<br />
Rahmen des Gesamtstaates, in: Nordelbingen,<br />
10, 1934, S. 1-161; Heinz-Joachim Schulze,<br />
Landesherr, Drost und Rat in Oldenburg, in:<br />
Nds. Jb., 32, 1960, S. 192-235.<br />
Hans Friedl<br />
Hegeler 291<br />
Hegeler, F ried rich Bernhard, Bankier,<br />
* 13. 9. 1802 Oldenburg, ¥ 21. 6. 1876<br />
Oldenburg.<br />
Der Sohn des Kaufmanns C onrad Henrich<br />
Hegeler (14. 12. 1763 - 27. 5. 1847)<br />
und dessen Frau H elen e Catherine geb.<br />
Harcksen (20. 6. 1762 - 22. 7. 1846) beeinflußte<br />
über mehr als drei Jahrzehnte hinweg<br />
nachhaltig die Entwicklung der<br />
oldenburgischen Wirtschaft. Als Oldenburg<br />
am 6. 1. 1845 sein 500jähriges Stadtjubiläum<br />
beging, gehörte H. zu jenen acht<br />
Kaufleuten, die mit der Gründung der<br />
„Oldenburgischen Spar- & Leih-Bank" das<br />
Zeitalter der eigentlichen Bankinstitute im<br />
Großherzogtum einleiteten. Weil die 1786<br />
eingerichtete „Ersparungskasse" nur eine<br />
vorbeugende Armenfürsorge betreiben<br />
durfte, boten sich damit erstmals für Handel<br />
und Industrie kurz- und mittelfristige<br />
Anlage- und Kreditmöglichkeiten. Seit<br />
1848 führte H. zusammen mit -*• Jakob<br />
Christian Hoyer (1794-1865), an dessen<br />
Brauerei und Seifenfabrik in Donnerschwee<br />
er beteiligt war, die Bank, deren<br />
Kreditpolitik wesentlich zum wirtschaftlichen<br />
Aufschwung Oldenburgs nach 1850<br />
beitrug. Ohne von den wirtschaftlichen<br />
und politischen Krisen der nächsten Jahre<br />
erschüttert zu werden, konnte H. 1871<br />
nach dem Ausscheiden Hoyers (1864) und<br />
dem Eintritt des neuen Gesellschafters -►<br />
Carl Thorade (1841-1896) nicht nur auf<br />
den erfolgreichen Vertrieb der oldenburgischen<br />
Staatsanleihen für die Eisenbahnprojekte<br />
von 1865 und 1867 zurückblicken,<br />
sondern auch auf einen rasant gewachsenen<br />
Kundenstamm verweisen, der fast<br />
10 % der Bevölkerung des Großherzogtums<br />
umfaßte. Organisatorische Veränderungen<br />
lagen deshalb nahe: Zum 1. 1.<br />
1872 erfolgte die Umwandlung der ehemaligen<br />
Privatbank und offenen Handelsgesellschaft<br />
(ab 1864) in eine Aktiengesellschaft.<br />
Ihrem Verwaltungsrat gehörte<br />
H., der auch Mitbegründer der „Oldenburger<br />
Versicherungs-Gesellschaft von 1857"<br />
war, bis zu seinem Tode an.<br />
H. war in erster Ehe verheiratet mit Margarethe<br />
geb. Baumann (f 1835), seit dem<br />
9. 2. 1838 in zweiter Ehe mit Louise Henriette<br />
geb. Eyting (29. 8. 1819 - 12. 10.<br />
1905). Der zweiten Ehe entstammten neun<br />
Kinder, von denen August (1845-1881)<br />
Bankdirektor wurde, Emma (1848-1926)<br />
heiratete den aus Oldenburg stammenden<br />
preußischen General Wilhelm von Amann