Gutschein - Stadtgemeinde Imst - Land Tirol
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Heute beherrscht der Immakulatabrunnen den kleinen<br />
freien Platz, mit der frisch restaurierten und gegen<br />
Witterungseinflüsse weitestgehend geschützten steinernen<br />
Muttergottesfigur.<br />
Maria ist hier als Siegerin über das Böse dargestellt:<br />
die unbefleckte Weltenherrscherin, mit Lilienblüten im<br />
Arm, schwebt auf dem Globus. Um diesen windet sich die<br />
Schlange des Bösen mit dem Apfel als Hinweis auf den<br />
Sündenfall, den Maria, die neue Eva, jedoch überwunden<br />
hat. Ihre ursprünglich hölzerne Figur schnitzte Franz<br />
Xaver Renn laut erhaltener Aufzeichnungen im Jahr 1837,<br />
sie wurde jedoch „wegen Schadhaftigkeit“ durch eine<br />
Steinkopie ersetzt, berichtet Heimatforscher Karl Kugler.<br />
Fotografien, die um die Jahrhundertwende entstanden<br />
sind, zeigen ein rechteckiges Brunnenbecken, welches<br />
die Marienfigur auf einer Säule bekrönt, mitten in der Straßenkreuzung.<br />
Brunnen waren ursprünglich lebensnotwendige<br />
Wasserspender für Mensch und Tier, und so besaßen<br />
sie normalerweise zwei Wasserauslässe. In den<br />
1920er Jahren wurde der rechteckige Trog durch ein neues<br />
achteckiges Becken ersetzt, das sich besser in die Straßenflucht<br />
fügte. Außerdem zeigen spätere Fotos nur<br />
mehr einen Wasserauslass. Denn Brunnen hatten ihren<br />
eigentlichen Verwendungszweck als Wasserversorger<br />
immer mehr verloren. Außerdem ließ zeitweilige Wasserknappheit<br />
Stimmen gegen diese Verschwendung des<br />
kostbarsten Guts laut werden.<br />
Mittlerweile wurden Brunnen jedoch touristisch vermarktet,<br />
wovon die zahlreichen Postkartenmotive zeugen,<br />
sie waren prägend für das Stadtbild geworden. So<br />
konnte auch die NS-Führung, die sich während des Zweiten<br />
Weltkrieges an den Heiligenfiguren störte, auf Dauer<br />
wenig gegen diese Tradition ausrichten.<br />
Ein <strong>Imst</strong>er „Wanderbrunnen“<br />
Kultur | Chronik <strong>Imst</strong><br />
Der Leinbrunnen nach der Umgestaltung in den 20er Jahren, Postkartenmotiv,<br />
<strong>Tirol</strong>er Kunstverlag Chizzali. Immakulatabrunnen vor dem Kronestadel<br />
(1948), Foto Archiv Stadt <strong>Imst</strong>. Die Übersiedlung der Brunnenfigur mittels Kran<br />
vom Lein zur Krone, 1960; Foto: Archiv Stadt <strong>Imst</strong><br />
Am <strong>Imst</strong>er „Lein“, wo die Dr.-Pfeiffenbergerstraße in die Kramergasse<br />
übergeht, kreuzen Floriangasse und Sirapuit die alte Hauptdurchzugsstraße,<br />
sodass ein zentraler Knotenpunkt entsteht. Der Lein war seit<br />
jeher eine markante (Eng)Stelle in <strong>Imst</strong> – und sollte auf tragische Weise<br />
auch prägend für seine Geschichte sein: An diesem neuralgischen Punkt<br />
hatte am 7. Mai 1822 der große Brand von <strong>Imst</strong> seinen Ausgang, welcher<br />
praktisch den gesamten Markt in Schutt und Asche legte.<br />
Den Krieg überstand die eilig unter Denkmalschutz<br />
gestellte Immakulata unbehelligt, doch danach musste<br />
das Verkehrshindernis dem rasant angestiegenen Verkehrsaufkommen<br />
weichen. Die Engstelle am Lein wurde<br />
durch das Entfernen des Brunnenbeckens mitsamt der<br />
Marienfigur entschärft, ein neuer Aufstellungsort wurde<br />
ein Stück weiter beim Kronestadel gefunden.<br />
1948 übersiedelte der Brunnen dorthin und erhielt ein<br />
ganz neues, ebenfalls achteckiges Brunnenbecken. Doch<br />
auch hier durfte die Marienstatue nur knappe 12 Jahre<br />
bleiben. Denn der Kronestadel war so manchem ein Dorn<br />
im Auge, er galt als Schandfleck mitten in der Stadt. 1959<br />
wurde er abgerissen, um Platz für das neue Amts- und<br />
Sparkassengebäude zu machen.<br />
Der Immakulatabrunnen musste weiterwandern –<br />
und kam 1960 zurück auf den Lein. Dort war durch den<br />
Abbruch des Pfurtschellerhauses, das weit in die Straße<br />
geragt hatte, mittlerweile eine freie Fläche entstanden –<br />
der Leinplatz, wie er heute noch besteht. Der neu<br />
geschaffene Platz wurde künstlerisch gestaltet, unter<br />
anderem mit einem von August Stimpfl entworfenen<br />
„Stadtplan als Kunstwerk“: ein Orientierungsplan aus<br />
gebrannter Keramik zierte die Wand hinter dem Brunnen.<br />
Dieses Zeitdokument ist mittlerweile genauso der Spitzhacke<br />
zum Opfer gefallen wie der alte Brunnentrog – dieser<br />
wurde immerhin durch ein neues, wiederum oktogonales<br />
Becken ersetzt. Die Säule bekrönt nach wie vor diese<br />
besondere <strong>Imst</strong>er „Wandermuttergottes“, die am Leinplatz<br />
nun hoffentlich eine dauerhafte Bleibe gefunden<br />
hat. Wer mehr „Über das Wasser“ erfahren will: die Sommerausstellung<br />
(9. Juni – 2. Oktober 2011) im Museum<br />
im Ballhaus beschäftigt sich (in Zusammenarbeit mit der<br />
<strong>Imst</strong>er Brunnengemeinschaft) mit der <strong>Imst</strong>er Wasser-<br />
und Brunnenkultur. Mag. Sabine Schuchter<br />
STADTZEITUNG IMST 17