DIE STADTHALLE MAGDEBURG - Togda Communications GmbH
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Anlage für Filmvorführungen ist eingeplant. Bildwerferräume, Regie- und Sprechzellen für Rundfunk- und<br />
Fernsehaufnahmen sowie der Möglichkeit, gleichzeitig sechs bis acht Übertragungswagen anschließen<br />
zu können.<br />
1959 beginnen die Arbeiten mit dem Anbringen des Hauptgesimses, dem Einsetzen der Dachbinder.<br />
Am 12. August beginnt die Montage der Binder für die Dachkonstruktion. Anfang September wird der<br />
erste genietete Querbinder von 8,5 Tonnen Gewicht unde 52 Metern Spannweite eingehoben und<br />
verankert. Die 200 Tonnen schwere Dachkonstruktion kann ohne Probleme auf die im Mauerwerk<br />
eingebetteten Breitflanschträger aufgesetzt werden. Sie waren trotz der erheblichen Kriegsschäden am<br />
Baukörper ohne Probleme zu verwenden.<br />
Am 14. Dezember 1959 wird als erstes Teilstück der Blüthnersaal eingeweiht, Oberbürgermeister Philipp<br />
Daub dankt den am Bau Beteiligten für ihre Leistung. In seiner Rede geht er auf eine Bemerkung des<br />
DDR-Finanzministers Rumpf ein, der in der Volkskammer den Wiederaufbau der Stadthalle Magdeburg<br />
als illegal denunziert hatte. Daub macht deutlich, dass man Mitte 1957 mit der Enttrümmerung der<br />
Stadthalle aufgrund eines Wählerauftrages begonnen habe. Die Magdeburger Einwohnerschaft steht<br />
hinter dem Wiederaufbau. Da nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, ist die Stadt auf<br />
Spenden und Mithilfe aus der Einwohnerschaft angewiesen. Bis Ende 1959 werden 162000 Mark auf<br />
einem Sonderkonto verbucht. Für weitere 65000 Mark gehen Materialspenden ein. Allein bei der<br />
Enttrümmerung leisten 3160 Magdeburger 16000 Arbeitsstunden. Erst 1960 werden 200000 Mark für<br />
weitere Investitionen am Stadthallenbau städtischerseits zur Verfügung gestellt. Ende 1960 werden die<br />
Arbeiten am Dach der Stadthalle beendet. Es wird eine „Initiative für den Wiederaufbau der Stadthalle“<br />
gegründet, innerhalb derer seitens verschiedener Magdeburger Betriebe Fachkräfte bereitgestellt<br />
werden. Das Interesse am Aufbau scheint bis in die Führungsebene der DDR groß zu sein. Zumindest<br />
lässt sich im Bautagebuch unter dem 12. Juli 1961 folgender Eintrag finden: „Um 10 Uhr waren 2 Kolg.<br />
vom Ministerium Berlin hier und haben sich die Stadthalle angesehen. Sie sagten, auf Veranlassung des<br />
Genossen Ulbricht sind sie hier. Sie waren von der Stadthalle begeistert.“ 23<br />
Trotzdem stocken die Wiederaufbauarbeiten mangels Finanzen, materieller Ressourcen und einer klaren<br />
Zielvorgabe bis 1963. So ist dem Beratungsprotokoll der Hauptplanträger Rat der Stadt und Leiter der<br />
Abteilung Kultur vom 9. August 1963 zu entnehmen: „Die Beratung verlief, entgegen den wiederholten<br />
Forderungen zur Durchführung sozialistischer Leitungsprinzipien, ziellos. Bei allen Beteiligten bestand<br />
keine klare Vorstellung über die zu lösende Aufgabe.“ 24<br />
Erst ab 16. Oktober 1963 gibt es wieder von einem Baufortschritt zu berichten: Die Glasbausteine für die<br />
Seitenfenster der Halle werden eingebaut, Dachdeckerarbeiten erfolgen. Die Empore wird ausgebaut.<br />
Beteiligt sind Arbeiter verschiedener Baubetriebe, sowie Mitarbeiter und Studenten der Technischen<br />
Hochschule und der Ingenieursschule für Wasserwirtschaft und Bauwesen. Um die Arbeiten zu<br />
finanzieren, veranstalten die Städtischen Bühnen zugunsten der Stadthalle ein Konzert. Verschiedene<br />
Magdeburger Firmen und Handwerksbetriebe, gesellschaftliche Organisationen sowie private Bürger<br />
spenden für den Wiederaufbau. Am 7. Oktober 1964 findet in der Stadthalle ein erstes öffentliches<br />
Konzert nach zwanzig Jahren statt. Bis dahin wurden keinerlei staatliche Mittel eingesetzt. Weshalb nicht<br />
– und weshalb der Vorwurf des DDR-Finanzministers aus dem Jahre 1961? Am 29. März 1965 wird<br />
anlässlich einer Beratung beim Rat der Stadt mit der Abteilung Kultur, der Hochbauprojektierung, der<br />
Abteilung Finanzen und der Deutschen Investitionsbank festgestellt, dass der Wiederaufbau der<br />
Stadthalle auf eine gesetzliche Grundlage gestellt werden müsse. Seit sechs Jahren arbeite man am<br />
Projekt des Wiederaufbaus ohne die gesetzlich vorgeschriebene Technisch-Ökonomische Zielstellung<br />
formuliert zu haben, ohne arbeitsfähige Bauleitung, ohne auf der Basis der Technisch-Ökonmischen<br />
Zielstellung bereitgestellte Investitionsmittel. Erst im Ergebnis dieser Beratung erkennt die Deutsche<br />
Invesitionsbank die bisher angefallenen und bis zum 30. Oktober 1965 noch anfallenden Rechnungen<br />
23 Willi Ziep: Bautagebuch Wiederaufbau Stadthalle, Eintragung unter 12. Juli 1961.<br />
24 Hans Karl Gerlach (s.Anm. 20), S. 49.