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capra ibex - Nationalpark Berchtesgaden

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Abb. 59: 8jähriger Bock, stehend kratzend.<br />

Seite, wobei die Läufe gerade ausgestreckt sind. Bei der ersten<br />

Haltung ist der Kopf erhoben oder auf dem Unterkiefer<br />

aufgestützt. Meistens "dösen" die Tiere nur (Abb. 58). Die<br />

eigentlichen Schlafphasen sind sehr kurz (ca. 1 min.). Häufig<br />

kratzen sich die Tiere in den Liegephasen mit dem Gehörn<br />

an verschiedenen KörpersteIlen, wobei dieses Verhalten gerade<br />

bei den Böcken auch häufig im Stehen zu beobachten<br />

ist (Abb. 59.). Die älteren Böcke sichern nur sehr selten. Auffallend<br />

ist ein oft minutenlanges Starren in eine Richtung, das<br />

meistens von einem erhöhten Geländepunkt (z. B. Hangvorsprung)<br />

herab erfolgt. Ein möglicher Störfaktor für die Tiere<br />

konnte in diesen Fällen nicht beobachtet werden. Ohne Beunruhigung<br />

sind sämtliche Bewegungen der Tiere sehr langsam.<br />

Kämpfe innerhalb eines Bockrudels wurden nur zwischen<br />

den jüngeren, annähernd gleich alten (3 bis 5 Jahre)<br />

Böcken beobachtet. Diese Auseinandersetzungen äußerten<br />

sich im Aufeinanderprallen der Gehörne bzw. durch Schieben<br />

und Stoßen des Gegners mittels des Gehörns. Zuvor erhoben<br />

sich die Tiere etwas auf die Hinterläufe und ließen sich<br />

dann mit gesenktem Gehörn in Richtung Kopf des Widersachers<br />

auf die Vorderläufe fallen. Eine völlig aufrechte Stellung<br />

auf den Hinterläufen vor dem Zusammenprall, wie sie für die<br />

Kämpfe älterer Böcke beschrieben ist (u. a. AESCHBACHER,<br />

1978), wurde nicht beobachtet. Häufig kam es überhaupt nicht<br />

zum Zusammenprall der Gehörne. In diesen Fällen standen<br />

die Gegner nach dem Herabfallen von den Hinterläufen noch<br />

ca. 20 bis 30 cm auseinander.<br />

3.7 Fluchtdistanzen<br />

Grundsätzlich sind die führenden Geißen gegenüber dem Beobachter<br />

weit weniger vertraut als die noch nicht bzw. nicht<br />

mehr führenden Geißen. Gerade kurze Zeit nach dem Setzen<br />

der Kitze liegt ihre Fluchtdistanz nicht unter 50 Meter. Die<br />

Fluchtdistanz der nicht führenden Geißen ist mit 5 bis 10 Meter<br />

wesentlich geringer und ihr Verhalten gegenüber dem<br />

Beobachter vertrauter als das der Muttertiere. Die Fluchtdistanz<br />

der Böcke liegt normalerweise bei ca. 15 Meter. Bei völlig<br />

ruhiger Annäherung, unterbrochen von einigen Pausen,<br />

konnte ich jedoch manchmal wesentlich näher an die Tiere<br />

herankommen. Bei einem solchen Test gelang es mir am<br />

24.10. im Südhang des Wildpalfens, mich dem ältesten Bock<br />

des Rudels bis auf ca. 2,5 Meter sitzend zu nähern. Um individuelle<br />

Merkmale einzelner Individuen besser erfassen und<br />

beschreiben zu können, war es teilweise nötig, möglichst nah<br />

an die Tiere heranzukommen. In allen Fällen sicherten die Tiere<br />

zunächst in meine Richtung. Bei weiterer Annäherung begannen<br />

verschiedene Tiere der jeweiligen Gruppe mit einem<br />

Pfeifton zu warnen. Zusätzlich "knufften" (KRÄMER &<br />

AESCHBACHER, 1969) einige Tiere und stampften mit einem<br />

Vorderlauf auf den Boden auf. Dieses Aufstampfen wurde<br />

hauptsächlich bei den Böcken beobachtet. Wurde die<br />

Annäherung an die Gruppe daraufhin eingestellt, folgte kein<br />

Fluchtverhalten. Schon nach sehr kurzer Zeit (ca. 1 Minute)<br />

waren die Tiere wieder völlig ruhig. In einigen Fällen näherten<br />

sich die Tiere mir neugierig und blieben in ca. 4 bis 5 Meter<br />

Entfernung stehen. Das beschriebene Pfeifen wurde auch<br />

von den Kitzen während ihrer Spiele häufiger ausgestoßen.<br />

Die menschliche Wittrung auf größere Distanzen (50 bis 100<br />

Meter) löste keine Unruhe oder Fluchtverhalten bei den Tieren<br />

aus. Insgesamt liegt die Fluchtdistanz des Steinwildes im<br />

Hagengebirge deutlich unter der des Gamswildes, die i.d.R.<br />

bei größeren Rudeln nicht unter 100 Meter liegt. Kleinere<br />

Gruppen oder Einzeltiere zeigen eine geringere Fluchtdistanz.<br />

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