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Warum zerstören Borkenkäfer unsere Forste - Bundesarbeitskreis ...

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Diese Fallen sollten im Fichtenwald aufgehängt werden und dort die Käfer fangen und den Wald retten.<br />

Als Lockmittel wurden mehrere Komponenten aus dem Duftstoffgemisch des Buchdruckers verwendet.<br />

Das Prinzip funktionierte sogar und die Euphorie über die gezielte und giftfreie Methode war bemerkenswert.<br />

Oft fingen die Fallen so viele Tiere, dass es zu mühsam war, sie für das Protokoll zu zählen.<br />

Man führte das Wiegen ein.<br />

Nach einigen Jahren war aber klar, dass nicht alle angelockten Käfer in die Falle fielen. Etliche fanden<br />

auch in der Umgebung ganz brauchbare Bäume, die sicher noch echter rochen und rau waren, so dass<br />

man daran herum laufen und Partner suchen und finden konnte. Die Fallen wurden zu den Zentren neuer<br />

Käferlöcher im Wald. Deshalb gaben aber Firmenvertreter und staatliche Berater nicht gleich auf. Man<br />

erforschte, wie weit man die Fallen im Wald - oder auch außerhalb desselben - von der nächsten Fichte<br />

fern halten musste. Es funktionierte so, dass heute, im November 2009 in den Anweisungen immer noch<br />

so hilfreiche Sätze stehen wie in einer Internetbroschüre der österreichischen Bundesanstalt für Wald 40 :<br />

„Bei Nichteinhaltung des Sicherheitsabstandes ist die Gefahr eines Neubefalles benachbarter<br />

Fichten größer als bei Fangbäumen.“<br />

Im Jahr 1992 erschien eine Untersuchung von L. DIMITRI, die überzeugend darlegte, dass die Fallen<br />

zumindest nutzlos sind.<br />

„In umfangreichen Versuchen über 5 Jahre konnten wir zeigen, dass die Populationsdichte von<br />

Ips typographus und Trypodendron lineatum auch durch massiven und lang dauernden Massenfang<br />

mit Pheromonfallen nicht wesentlich beeinflusst werden kann.“ (Übers. Kl.) 41<br />

Auch viele Waldbesitzer ahnten schon früher, dass sie „Locher“ gekauft hatten. Darauf mussten die Anbieter<br />

reagieren.<br />

Die Sorgen akademischer Waldschutzexperten um den Fallen- und Pheromonhandel offenbaren zahlreiche<br />

Artikel und Prospekte seit den 1980er Jahren. Ein besonders entlarvendes Beispiel ist ein Beitrag in<br />

der Allgemeinen Forstzeitschrift 15/1992 unter dem Titel: „Wirkungsvoller Waldschutz mit <strong>Borkenkäfer</strong>fallen“.<br />

Dort heißt es im Vorspann:<br />

„Verschiedene Veröffentlichungen der jüngsten Vergangenheit können ... den Eindruck entstehen<br />

lassen, der Falleneinsatz sei von geringem Effekt und wirtschaftlich zweifelhaft“<br />

Dann folgt ein Text, der ohne ein Sachargument, ohne eine themenbezogene Zahl (außer, dass sich ihre<br />

Methode seit 200 Jahren bewährt hat) und ohne eine Grafik auskommt – eine Predigt in der Aufmachung<br />

eines schlechten Prospekts. Unterzeichnet haben mit vollem Titel und Standort 7 Akademiker und<br />

zwei andere Fachleute. Die am weitesten verbreitete Zeitschrift für Förster druckt diesen Prospekt als<br />

Fachbeitrag. Die Namen der Autoren sind im Literaturverzeichnis zu finden. 42<br />

Wie in diesem Prospekt angedeutet, sagte man in den späteren 80er Jahren den Kunden und Beratungsklienten<br />

auch schon, sie sollten die Fallen nicht zum Schutz der Fichten aufstellen, sondern zum Zählen<br />

der gefangenen Käfer. Dieses Anliegen war so überzeugend, dass einige deutsche Forstminister ihrer<br />

Klientel bis heute jedes Jahr im Frühling die Aufstellung der Fallen und die Zählung der Käfer per Presseverlautbarung<br />

dringend ans Herz legen. Einige befolgen dann sogar ihre staatsbürgerlichen Pflichten,<br />

und so wissen sie und wir dann auch immer, wie viele Gramm Käfer fliegen.<br />

„Unpraktisch“ ist allerdings – was Biologen bald spitz gekriegt hatten – nämlich, dass man in den Fallen<br />

regelmäßig Ameisenbuntkäfer, viele andere räuberische Käfer und viele Arten von Schlupfwespen finden<br />

konnte. Das hatte aber auch wieder andere „Vorteile“, denn ein zentimeterlanger Ameisenbuntkäfer<br />

macht beim Wiegen natürlich einen ganz andern Effekt als die kleinen Borkis. Die Schlupfwespen waren<br />

zwar noch kleiner, aber dafür waren es „wenigstens“ oft sehr viele.<br />

Damit war aber nun die Zeit reif, dass jemand wenigstens ein bisschen Forschung zum Nutzen des Waldes<br />

betrieb. Ein junger Revierförster namens Bußler wusste – scheinbar im Gegensatz zu all den beamteten<br />

<strong>Forste</strong>ntomologen – dass die „Beifänge“ in den Fallen dort waren, weil sie auf der <strong>Borkenkäfer</strong>jagd<br />

genau denselben Duftstoffwolken entgegen flogen wie ihre potentielle Beute. Sie fanden sie dann<br />

sogar, aber in zu großer Zahl und unter unwürdigen Bedingungen.<br />

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