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Warum zerstören Borkenkäfer unsere Forste - Bundesarbeitskreis ...

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) Scherzinger (1998) erfasste im Nationalpark Bayerischer Wald die Häufigkeit von Dreizehenspechten<br />

auf einer Probefläche von 80 ha Fichten-Altholz, in dem sich ab 1985/1986 eine räumlich begrenzte<br />

Massenvermehrung des Buchdruckers entwickelte, die 1989/1990 ihren Höhepunkt hatte.<br />

Auf dieser Fläche waren 1982 bei Zählungen maximal zwei Dreizehenspechte erfasst worden. In den<br />

beiden Gradationsjahren 1989 und 1990 waren es jeweils 11. In den folgenden 5 Jahren sank die Anzahl<br />

wieder auf 7 – 4 – 6 – 6 – 2 Spechte.<br />

Für die „normale“ Reviergröße von Dreizehenspechten in Mitteleuropa zählen Glutz und Bauer im<br />

Handbuch der Vögel Mitteleuropas mehrere Angaben auf, die alle zwischen 20 und 200 ha pro Paar liegen.<br />

Die Dichte auf Scherzingers Probefläche im Nationalpark ist also auffallend hoch. Das bedeutet sehr<br />

wahrscheinlich, dass solche futterträchtigen „Befallsflächen“ von mehreren Spechtpaaren aus der Umgebung<br />

aufgesucht werden. Die Intensität der Käfernutzung ist also wesentlich höher, als wenn man von<br />

einem territorial etablierten Einzelpaar ausgeht, das sein Revier verteidigt.<br />

c) Ein futtersuchender (Dreizehen-)Specht öffnet täglich viele Brutgänge an mehreren Bäumen und stochert<br />

intensiv darin herum. Dabei wird er mit Schnabel und Zunge häufig mit infizierten Käfern und<br />

Larven in Berührung kommen. Dies ist mit Sicherheit – auch wenn dies bisher nicht nachgewiesen ist –<br />

ein hoch wirksamer Übertragungsmechanismus für jene Mikroben, die Massenvermehrungen des Buchdruckers<br />

um so besser beenden können, je stärker sie ausgeprägt sind.<br />

d) Ein besonders wichtiger Aspekt ist die Frage nach der Wirkung von Antagonisten/Regulatoren vor<br />

dem Beginn einer Massenvermehrung, also bei geringen und sehr geringen Käferdichten. Abb. 7 soll<br />

helfen, diese Zusammenhänge zu erläutern. Die Aussagen gelten für weniger spezialisierte Regulatoren<br />

- wie die anderen Hackspechte - noch mehr als für den spezialisierten Dreizehenspecht. Aber da die Art<br />

auch Zeiten mit geringer <strong>Borkenkäfer</strong>dichte überleben muss, kann die normaler Weise spezielle Futtersuche<br />

auch generalisiert werden.<br />

Wir nehmen folgendes an:<br />

- An <strong>unsere</strong>m Modellstandort gab es ein Ereignis (z.B. extremer Winter oder besondere Pandemie), das<br />

die Buchdruckerdichte auf 0,1 Weibchen pro Hektar reduziert hat. (Jahr 1 in der Grafik).<br />

- Die Überlebensrate der 20 Töchter jeder Mutter steigt (vom Langzeitmittelwert unter 0,5) auf 2 pro<br />

Jahr, weil wichtige Regulatoren verhungert oder abgewandert sind oder weil Infektionswege, wegen<br />

großer Abstände und fehlender Überträger, fehlen.<br />

Unter diesen Bedingungen würde sich eine Entwicklung der Käferdichte entsprechend der blauen Kurve<br />

in der Abbildung ergeben.<br />

Am Ende von Jahr 4 wäre eine mittlere Weibchen-Dichte von 1,1 pro Hektar erreicht.<br />

Würde nun unser Modellspecht am Ende von Jahr 4 erstmals durchschnittlich 1 Weibchen pro Hektar<br />

erwischen, so würde dies die Populationsdichte wieder auf 0,1 absenken und damit die Populationsentwicklung<br />

um 3,5 Jahre zurückwerfen.<br />

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