Jahr der Chancen 2009 - E&W
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Management<br />
Management<br />
HELMUT J. ROCKENBAUER:<br />
Zu-Tode-gefürchtet<br />
ist<br />
auch gestorben<br />
Egal welche Medien man konsumiert, in allen wird<br />
man mit den wüstesten Katastrophenmeldungen aus<br />
<strong>der</strong> Finanzwelt und Wirtschaft konfrontiert. Belegt<br />
werden diese mit scheinbar professionellen Prognosen<br />
honorabler Institutionen, untermalt von politischen<br />
Kondolenzbezeugungen mit dem nachgeschobenen<br />
Hinweis, alles dafür tun zu wollen, um den Sterbenskranken<br />
via Intensivstation am Leben zu erhalten.<br />
Nachhaltiger – um ein immer geläufigeres Unwort<br />
zu nutzen – kann man eine Weltwirtschaft tatsächlich<br />
nicht in eine Rezession zu treiben. Was beson<strong>der</strong>s<br />
dem Handel nicht recht sein kann, denn die Flut von<br />
negativen Nachrichten sorgt für eine Verunsicherung<br />
<strong>der</strong> Käufer und damit für Kaufzurückhaltung.<br />
Allerdings vorerst nicht in unserer Branche, wie <strong>der</strong><br />
boomende Geschäftsverlauf beweist. Und das sollte<br />
trotz <strong>der</strong> Kassandrarufe, allerdings mit einer etwas gedämpfteren<br />
Dynamik, so bleiben – behaupte ich.<br />
Warum ich mir da so sicher bin? Weil sich das Gros<br />
<strong>der</strong> Österreicher auch vor einem temporären und laut<br />
OECD sogar minimalen Abschwung nicht fürchten<br />
muss. Immerhin gab es einen hohen Lohnabschluss<br />
für alle Unselbstständigen, <strong>der</strong> frisches Geld in die<br />
Kassen spült, es gibt hun<strong>der</strong>te Milliarden auf jetzt sicheren,<br />
hochverzinsten Sparbüchern und es gibt gesicherte<br />
Pensionen, die noch dazu heuer ganz schön<br />
aufgefettet wurden. Zudem ist <strong>der</strong> prognostizierte –<br />
aber längst nicht sichere – Anstieg <strong>der</strong> Arbeitslosenzahlen<br />
nicht erschreckend hoch und signalisiert fast<br />
noch Vollbeschäftigung.<br />
Das Einkaufsgeld ist also immer noch da, man muss<br />
nur die Käufer bei <strong>der</strong> Stange halten und sie in die<br />
Outlets des Elektrohandels lenken. Und auch dafür<br />
ist im Grunde gesorgt. Denn unser Sortiment bietet<br />
zum großen Teil genau jene Produkte, die heute zum<br />
Kauf anreizen. Etwa die Flachbildschirme, die immer<br />
noch boomen, o<strong>der</strong> die gesamte neue Range an Weißwaren,<br />
die Energie spart und zum Tausch anregt.<br />
Furcht ist also nicht angesagt. Dafür sollten Handel<br />
und Industrie aber gemeinsam<br />
noch kräftiger Dampf<br />
machen, damit die Kassen<br />
auch im nächsten <strong>Jahr</strong> klingeln<br />
– anstelle die Werbeausgaben<br />
prophylaktisch zurückzuschrauben<br />
PROGNOSEN UND IHRE AUSWIRKUNGEN<br />
Nackte Zahlen und Angstmache<br />
Obwohl wir, siehe nebenstehende Kolumne,<br />
die medial geschürte Krisenstimmung für<br />
kontraproduktiv halten und die Elektrobranche<br />
auf ein hervorragendes <strong>Jahr</strong> zurückblicken<br />
kann, wollen wir Ihnen die Prognose<br />
<strong>der</strong> OECD (Organisation für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung) nicht<br />
vorenthalten.<br />
Demnach könnte die heimische Wirtschaftsleistung<br />
im nächsten <strong>Jahr</strong> um 0,1% gegenüber<br />
heuer (+1,7%) schrumpfen. Schon 2010<br />
sollte sie sich aber wie<strong>der</strong> deutlich erhöhen<br />
(+1,2%).<br />
In Anbetracht <strong>der</strong> Regierungsmaßnahmen<br />
gegen eine Rezession würde sich aber unser<br />
Budgetdefizit auf 3,5% des Bruttoinlandsproduktes<br />
erhöhen und damit die Maastricht-<br />
Grenze überschreiten. Was immer noch keine<br />
Katastrophe wäre, da das zum einen auch<br />
den an<strong>der</strong>en EU-Staaten – wenn nicht sogar<br />
stärker – blüht und zum an<strong>der</strong>en einen möglichen<br />
Abschwung bremst.<br />
Gravieren<strong>der</strong> würde sich die Arbeitslosen-Situation<br />
verän<strong>der</strong>n. Hier wird ein Ansteigen<br />
<strong>der</strong> Arbeitslosenzahlen von <strong>der</strong>zeit 4,9% auf<br />
maximal 6% erwartet. Was sich aber, siehe<br />
Glösschen, durchaus verhin<strong>der</strong>n lassen kann.<br />
Die heuer im Wahlkampf hochgespielte Inflation<br />
wird sich aber nach Ansicht <strong>der</strong><br />
OECD deutlich entspannen – die Inflationsrate<br />
von heuer 3,3% auf 1,1% sinken.<br />
Deutlich stärker als in Österreich wird die<br />
Wirtschaft in <strong>der</strong> Eurozone schrumpfen.<br />
Hier dürfte das durchschnittliche BIP um<br />
0,6% zurückgehen. Wachstum dürfte es nur<br />
in den neuen Beitrittslän<strong>der</strong>n sowie in Finnland<br />
und Griechenland geben. Beson<strong>der</strong>s<br />
stark betroffen werden Großbritannien<br />
(-1,1%), Italien (-1%) und Deutschland<br />
(-0,8%) sein.<br />
Obwohl selbst diese relativ seriöse Prognose<br />
keine wirtschaftliche Katastrophe ankündigt,<br />
son<strong>der</strong>n lediglich eine kurzfristige Wachstumsstörung,<br />
zeigt die mediale Angstmache<br />
aber schon Wirkung.<br />
Im Rahmen einer Untersuchung des Online-Marktforschers<br />
Marketagent.com erklärten<br />
zwei Drittel <strong>der</strong> österreichischen Bevölkerung,<br />
schon jetzt die Auswirkungen <strong>der</strong><br />
Finanzkrise zu spüren. Und knapp 40% erwarten<br />
in den nächsten zwölf Monaten eine<br />
Verschlechterung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Lage.<br />
Bravo, wir haben uns wie<strong>der</strong> einmal totgeredet!<br />
r GLÖSSCHEN<br />
Gewerkschaft bremst aus Bestemm<br />
Sollte es zur prognostizierten, temporären Rezession auch in Österreich kommen, müssten<br />
hauptsächlich exportorientierte Unternehmen Personal abbauen. Das würde aber einerseits<br />
die Arbeitslosenzahl – und damit die dafür notwendigen Ausgaben des Staates –<br />
erhöhen, und an<strong>der</strong>erseits den Unternehmen Fachpersonal entziehen, das sie bei Anspringen<br />
<strong>der</strong> Konjunktur dann wie<strong>der</strong> dringend brauchen werden.<br />
Damit sich beides in Grenzen hält, hat <strong>der</strong> Chef <strong>der</strong> Industriellenvereinigung, Veit Sorger,<br />
ein intelligentes Modell vorgeschlagen: In <strong>der</strong> auftragsschwachen Zeit sollten die nicht<br />
gebrauchten Arbeitskräfte mit 75% ihres Nettolohns in den Unternehmen verbleiben<br />
können. Die Kosten dafür sollten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu je 25% und das<br />
AMS zu 50% teilen.<br />
Der Vorschlag wurde von den Spitzengewerkschaftern als „unverschämt” und „Frotzelei”<br />
abgelehnt. Und das, obwohl nach diesem Modell die Arbeitnehmer statt nur 55% Arbeitslosengeld<br />
75% ihres Lohnes ausbezahlt bekämen. Ganz zu schweigen davon, dass sich<br />
auch das AMS Geld sparen könnte (50% statt 55%) – und die Unternehmen in einigen<br />
Monaten wie<strong>der</strong> auf ihre ausgebildeten Fachkräfte zurückgreifen könnten.<br />
Zudem würde das den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gewerkschaft nach Kaufkraftsteigerung – damit<br />
es eben zu keiner Rezession kommt – unterstützen, denn 75% des alten Lohnes sind allemal<br />
mehr als 55% Arbeitslosengeld. So eine simple Rechnung ist aber offensichtlich in<br />
<strong>der</strong> eingefahrenen Denkweise einer Gewerkschaft nicht möglich. Ob das den Mitglie<strong>der</strong>n<br />
aber recht sein wird, wage ich zu bezweifeln.