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RDT 4/2011 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

24<br />

Malerisch liegt <strong>der</strong> Markt an <strong>der</strong> belgischen<br />

Maas. Auch an diesem Sonntag<br />

im nebligen November schieben sich<br />

Besucher aus aller Welt an den Ständen<br />

vorbei. Antiquitäten, Schmuck, Stoffe,<br />

Kleidung, Kulinarisches und Hausrat -<br />

<strong>der</strong> traditionelle Altstadtmarkt bietet,<br />

als wäre all dies nicht genug, auch<br />

noch <strong>Tiere</strong> an.<br />

Tauben, Hühner, Meerschweinchen,<br />

Kaninchen, Hasen, Degus, Ziervögel -<br />

sie alle werden gnadenlos dem Zuschauerstrom<br />

präsentiert. Ohne Futter,<br />

Wasser, Käfigstangen o<strong>der</strong> Rückzugsmöglichkeiten<br />

sitzen die zum Verkaufsobjekt<br />

verdammten Tierchen auf bloßem<br />

Plastik- o<strong>der</strong> Gitterboden.<br />

Jung, schutzlos, halb starr vor Angst,<br />

schwer atmend o<strong>der</strong> schon völlig apathisch<br />

hocken, sitzen, liegen, drängen<br />

sich <strong>Tiere</strong> aller Art. Davor die Besucher:<br />

Sie fassen auf die Kartons, die Käfige,<br />

die Plastikverhältnisse, sie stoßen, damit<br />

die "faulen <strong>Tiere</strong>" sich doch bewegen,<br />

sie trommeln an die Scheiben<br />

Mit dem WDR auf dem<br />

40 Kilometer von Aachen liegt das belgische Lüttich und am Quai de la Batte<br />

<strong>der</strong> gleichnamige Markt. Reis<strong>ev</strong>eranstalter preisen den jeden Sonntag<br />

stattfindenden Markt "La Batte" als unvergessliches Erlebnis und ein Stück<br />

Geschichte.<br />

Was vor allem Tradition hat, ist <strong>der</strong> Verkauf von <strong>Tiere</strong>n. 1561 fand an den Ufern <strong>der</strong> Maas <strong>der</strong> erste<br />

Tiermarkt in Lüttich statt, und noch heute strömen die Besucher aus dem In- und Ausland, um Hunde,<br />

Katzen, Kleintiere, Geflügel und Vögel so kostengünstig wie möglich zu erwerben.<br />

Für Bernd Schinzel, <strong>der</strong> mit dem WDR für "<strong>Tiere</strong> suchen ein Zuhause" dreht und aus Tierschutzsicht die<br />

vorgefundenen Zustände kommentieren soll, ein schwerer Tag: "So viel tierisches Leid, so viel menschliche<br />

Gleichgültigkeit - die entsetzlichen Szenen von zur Ware herabgewürdigten <strong>Tiere</strong>n werde ich lange<br />

nicht vergessen können."<br />

und rütteln am Gitter. Bei Interesse werden<br />

<strong>Tiere</strong> herausgeholt: Am Flügel, am<br />

Kopf, am Hinterbein, bei mangeln<strong>der</strong><br />

Kaufabsicht achtlos hineingedrückt.<br />

"Wie viele <strong>Tiere</strong> diesen Tag nicht überleben<br />

werden, mag ich gar nicht schätzen."<br />

Bernd Schinzel, <strong>der</strong> für den WDR<br />

die Haltungsbedingungen nach Tierschutzgesichtspunkten<br />

beurteilen soll,<br />

findet kaum Worte. Er, <strong>der</strong> über 30 Jahre<br />

Tierschutzarbeit hinter sich hat, ist<br />

emotional stark berührt, weil hier Welten<br />

unversöhnlich aufeinan<strong>der</strong> treffen:<br />

Der Profit auf <strong>der</strong> einen und das Leid<br />

von Lebewesen auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite,<br />

dazwischen die Menschen, denen es<br />

vorrangig um ihren Vorteil geht, in diesem<br />

Fall, um ein gutes (kostengünstiges)<br />

Geschäft.<br />

Da verhandeln Asiaten um den besten<br />

Preis für Tauben und junge Hühner,<br />

nachdem sie ausgiebig die "Ware" befühlt<br />

und befasst haben. Die vor Angst<br />

erstarrten <strong>Tiere</strong> werden verpackt und<br />

den Käufern überantwortet, die mit ih-<br />

TIERSCHÜTZER<br />

ren Kartons, aus denen es leise noch<br />

piepst, sich weiter über den Markt treiben<br />

lassen. Hinter allen Marktständen<br />

hängen Planen, hinter denen <strong>der</strong><br />

"Nachschub" je nach Witterungsverhältnissen<br />

friert o<strong>der</strong> schwitzt. Käfig auf<br />

Käfig, Karton auf Karton, so dicht, so<br />

hoch die Reihen, als müssten die unteren<br />

ersticken.<br />

"Chiens" und "Cats" steht auf den<br />

Shops und Läden entlang des Markts.<br />

Hier werden Hunde und Katzen aller<br />

Rassen verkauft. Vor und in den Läden<br />

schieben sich die Menschen, schauen<br />

in Käfige o<strong>der</strong> Glasbehälter, machen<br />

auf sich aufmerksam, wollen die verstörten<br />

Welpen in Aktion sehen - doch<br />

die meisten liegen apathisch, sind ganz<br />

ruhig, suchen Schutz am Körper des<br />

Artgenossen. Wie<strong>der</strong> kein Wasser, kein<br />

Futter, keine Beschäftigungsmöglichkeit,<br />

nur helles Licht, unter dem die<br />

Kleinen schutzlos den Blicken und Griffen<br />

<strong>der</strong> Menschen ausgesetzt sind.<br />

"Als wäre dieser Markt aus <strong>der</strong> Zeit ge-

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