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RDT 4/2011 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev

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Dezember <strong>2011</strong><br />

DAS RECHT DER TIERE<br />

T IERSCHUTZMAGAZIN VOM B UND G EGEN M ISSBRAUCH DER T IERE E.V.<br />

HILFE IM AUSLAND<br />

Wie Tierschützer<br />

kriminalisiert werden!<br />

JAGD IM<br />

UMBRUCH?<br />

SCHLUSS MIT<br />

PRIVILEGIEN<br />

FÜR JÄGER!<br />

UNHALTBARE<br />

ZUSTÄNDE!<br />

BERND SCHINZEL<br />

MIT WDR AUF<br />

DEM TIERMARKT<br />

IN LÜTTICH<br />

WACHTELEIER<br />

NEUES PRODUKT<br />

AUS DER MASSEN- MASSEN-<br />

TIERHALTUNG


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

2<br />

I NHALT<br />

4<br />

Jagd im Umbruch<br />

Keine Privilegien mehr für Jäger!<br />

8<br />

Hilfe im Ausland<br />

So werden Tierschützer kriminalisiert!<br />

23<br />

Tierische Momente 2012<br />

Der große bmt Tierschutzkalen<strong>der</strong><br />

4 TITELTHEMA JAGD<br />

Immer mehr <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> for<strong>der</strong>n<br />

die Umgestaltung des Jagdrechts<br />

8 AKTUELL<br />

Wie Tierschützer in Deutschland<br />

kriminalisiert werden!<br />

12 TIERSCHUTZPOLITIK<br />

Für die Fußball-EM 2012<br />

Hundemorden in <strong>der</strong> Ukraine<br />

Impressum<br />

DAS RECHT DER TIERE Nr. 4/<strong>2011</strong> Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift des <strong>Bund</strong><br />

<strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e. V.; Herausgeber: <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V, Viktor-Scheffel-Str. 15, 80803 München, Deutschland, Email:<br />

mail@bmt-tierschutz.de; Redaktion: Verantwortlicher Redakteur .i.S.d.P.:<br />

Claudia Lotz, Tel.: (030) 80 58 33 -38, Fax: -39, Petra Zipp, Tel.: (07121)<br />

820 17 -0, Fax: -18; Rubrik Tierschutzpolitik Verantwortlicher Redakteur<br />

i.S.d.P.: Torsten Schmidt, Tel.: (04642) 92 24 97;<br />

Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm;<br />

14 MASSENTIERHALTUNG<br />

Wachteleier sind keine Delikatesse<br />

16 TESTAMENTE<br />

So treffen Sie Vorsorge für Ihr Tier<br />

20 bmt-EHRENAMTLICHE<br />

Ehepaar Haas -<br />

ein Leben für den Tierschutz<br />

23 "TIERISCHE MOMENTE" 2012<br />

Der große bmt-Tierschutzkalen<strong>der</strong> ist da<br />

24<br />

45 ADRESSEN<br />

bmt-GESCHÄFTSSTELLEN<br />

24 TH Köln Bernd Schinzel auf Tiermarkt Lüttich<br />

26 TH Arche Noah Sicherstellung von acht Staff´s<br />

28 TH Hage Trauriger Rekord: Über 100 Katzen im TH<br />

30 Katzenhaus Die Geschichte von David und Goliath<br />

32 TH Kassel Berufsbetreuer und Haustiere<br />

34 Franziskus TH Der Hundehandel im Internet<br />

36 TSZ Pfullingen Wun<strong>der</strong>volle Hunde wollen wie<strong>der</strong> vertrauen<br />

38 Gst NRW Von außergewöhnlichen Hunden<br />

40 Berlin Gazhals ungewöhnliche Erkrankung<br />

42 TH Elisabethenhof Erinnern Sie noch an Muckel und Puh?<br />

46 NACHLESE<br />

Leser-Kommentar zu "Liebe geht durch den Magen"<br />

ANZEIGEN Markt & Service 7 und 13<br />

24 Tiermarkt in Lüttich<br />

Wie ein Rückfall ins Mittelalter!<br />

Druck: L.N. Schaffrath DruckMedien, Gel<strong>der</strong>n;<br />

Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe<br />

gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />

Auflage: 40.000 Exemplare,<br />

Titel: Straßenhund in Brasov, fotografiert von Stefan Kirchhoff<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil: Anzeigen-Büro Udo Kraushaar,<br />

Email: bmt@anzeigen-buero.de,<br />

Tel. (0 28 45) 53 86, Fax (0 28 45) 80 69 49


Wo geht unsere Gesellschaft hin?<br />

Tierschützer auf <strong>der</strong> Anklagebank!<br />

Liebe Mitglie<strong>der</strong>, liebe Tierfreunde,<br />

Straßentiere werden in einem nie gekannten Ausmaß auf<br />

brutalste Weise eingefangen, eingesperrt und umgebracht,<br />

obwohl <strong>der</strong> humane Weg zur Bewältigung des Problems längst bmt-Vorsitzende Petra Zipp<br />

bekannt ist: Kastrieren, kastrieren, kastrieren. Um für die Fußball-Europameisterschaft in <strong>der</strong> Ukraine<br />

die Straßen sauber zu haben, setzt man selbst mobile Krematorien ein, und Rumänien kündigt wi<strong>der</strong><br />

jede Vernunft das erneute Einfangen und Töten von Hunden an. Und die Politik schweigt, das Rufen<br />

<strong>der</strong> Tierschützer und fühlenden Menschen hat wenig Echo.<br />

Noch schlimmer, engagierte Menschen, die den <strong>Tiere</strong>n helfen wollen, die in ihrer Heimat nur <strong>der</strong><br />

grausame Tod erwartet, werden in Deutschland teilweise wie Verbrecher verfolgt, als illegale<br />

Hundehändler bezeichnet - so z.B. Flugpaten, die Hunde für Tierschutzorganisationen mitbringen.<br />

Gewerbliche Hundehändler und Internetanbieter mit Hun<strong>der</strong>ten von Welpen dubioser Herkunft<br />

da<strong>gegen</strong> kommen ungeschoren davon.<br />

Politiker und Bürokraten wacht endlich auf! Was passiert denn mit den <strong>Tiere</strong>n, die nicht mehr nach<br />

Deutschland in eine Familie vermittelt werden dürfen? Sie werden umgebracht, denn die Politik<br />

interessiert sich nicht für diese bedauernswerten Lebewesen - <strong>Tiere</strong> haben keine Wählerstimmen. Geht<br />

bitte mal in eine Tötung, so wie ich es machen musste, und seht zu, wie gesunde <strong>Tiere</strong> getötet werden,<br />

nur weil sie am falschen Platz in dieser Welt geboren wurden - ein grenzenloses Europa gibt es <strong>der</strong>zeit<br />

nur für Menschen, aber nicht für <strong>Tiere</strong>.<br />

Gegner des Auslandstierschutzes informiert Euch erst einmal über die tatsächlichen Gegebenheiten<br />

vor Ort, b<strong>ev</strong>or Ihr anprangert. Träumt nicht von Kastrieren und Wie<strong>der</strong>aussetzen allerorten, wenn man<br />

die <strong>Tiere</strong> vor Ort nicht duldet und vergiftet. Hier hilft nur Vermittlung ins Ausland, bis sich die<br />

Verhältnisse geän<strong>der</strong>t haben, denn Entsorgen gesun<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> wie Son<strong>der</strong>müll darf die heutige<br />

Gesellschaft nicht billigen.<br />

Politiker - stoppt erst einmal den gewerblichen Import von Hun<strong>der</strong>ttausenden billigst produzierter<br />

Rassehundwelpen aus dem Ausland und helft dem Tierschutz bei <strong>der</strong> Bewältigung seiner Aufgaben,<br />

behin<strong>der</strong>t ihn nicht, son<strong>der</strong>n unterstützt ihn durch gesetzliche Vorschriften. Menschen, die den Ärmsten<br />

<strong>der</strong> Armen helfen, verdienen unsere Hochachtung und nicht die staatliche Verfolgung.<br />

Der bmt wird sich weiterhin für diese <strong>Tiere</strong> einsetzen - politisch und praktisch durch Hilfe vor Ort und<br />

durch Vermittlung nach Deutschland!<br />

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung unserer Arbeit und Ihnen, Ihrer Familie und Ihren <strong>Tiere</strong>n<br />

ein gesegnetes Weihnachtsfest<br />

Ihre<br />

Petra Zipp, bmt-Vorsitzende<br />

A UF EIN W ORT<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

3


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

4<br />

T ITELTHEMA<br />

Grundlegende Än<strong>der</strong>ungen des deutschen<br />

Jagdrechts sind überfällig. Immer<br />

noch fußt es auf den Regelungen des<br />

Reichsjagdgesetzes aus den 30er Jahren<br />

des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts, das den<br />

Jägern bis heute weit reichende Privilegien<br />

einräumt - fast immer zu Lasten<br />

des Tier- und Naturschutzes.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die vielfachen Probleme,<br />

die aus einer falsch verstandenen Hege<br />

entstanden sind, haben sich im Laufe<br />

<strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong>art verschärft, dass viele<br />

<strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> endlich zu einem Kurswechsel<br />

bereit sind.


KEINE<br />

PRIVILEGIEN MEHR<br />

Die Fallenjagd<br />

Im August sorgte ein Fernsehbeitrag<br />

des bekannten Journalisten Manfred<br />

Karremann für Aufsehen: In <strong>der</strong> Reihe<br />

"ZDF-Zoom" berichtete er über eine<br />

weitgehend unterschätzte (und sicher<br />

den wenigsten bekannte) Gefahr, die<br />

von <strong>der</strong> Fallenjagd in Deutschland ausgeht.<br />

Anhand <strong>der</strong> Leidensgeschichte<br />

des Hundes Benno wurde dem Publikum<br />

exemplarisch gezeigt, welch dramatische<br />

Folgen ein ganz normaler Familienspaziergang<br />

haben kann …<br />

Benno wurde durch eine Totschlagfalle<br />

am Waldrand schwer verletzt - ein traumatisches<br />

Erlebnis für die Familie. In<br />

Deutschland dürfen Jäger Totschlagfallen<br />

auslegen; sie müssen jedoch sicherstellen,<br />

dass von den Fallen keine<br />

Gefahr für Menschen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e <strong>Tiere</strong><br />

ausgehen.<br />

Die verwendeten Kö<strong>der</strong> sollen nur ganz<br />

bestimmte Arten wie Füchse, Mar<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> Waschbären in die Fallen locken,<br />

aber Fehlfänge sind an <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />

Nicht nur Hunde und Katzen<br />

können in solchen Fallen ums Leben<br />

kommen, auch für Kin<strong>der</strong> und Erwachsene<br />

sind sie gefährlich, wenn die Fallen<br />

an Wegesrän<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> auf Wiesen<br />

ohne entsprechende Absicherung aufgestellt<br />

werden. In fast allen <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

ist das Jagen mit solchen Fallen<br />

noch erlaubt.<br />

Beson<strong>der</strong>s problematisch ist es, dass<br />

je<strong>der</strong> solche Fallen ohne Nachweis einer<br />

Sachkunde im Internet kaufen<br />

kann, selbst die EU-weit verbotenen<br />

Immer mehr <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> for<strong>der</strong>n<br />

die Umgestaltung des Jagdrechts<br />

Tellereisen sind erhältlich. Dieser Fallentyp<br />

wurde europaweit geächtet, da<br />

er beson<strong>der</strong>s grausam tötet und unselektiv<br />

zuschlägt.<br />

Allein dies unterstreicht, dass die Anstrengungen<br />

verstärkt werden müssen,<br />

damit Totschlagfallen in Zukunft bestenfalls<br />

in Museen besichtigt werden<br />

können. Die <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> Nordrhein-<br />

Westfalen und Saarland haben angekündigt,<br />

ihr Jagdrecht "ökologisch" umzugestalten<br />

und dabei die Fallenjagd<br />

zu verbieten.<br />

Der "Wald-Wild-Konflikt"<br />

"Der deutsche Wald ist krank auf den<br />

Tod", so resümierte Horst Stern vor<br />

ziemlich genau 40 Jahren und machte<br />

damit auf ein für Jäger unliebsames<br />

Problem aufmerksam, das bis heute an<br />

Aktualität nicht verloren hat. Schon damals<br />

erkannte Stern, dass für die explosionsartige<br />

Vermehrung von Hirschen<br />

und Rehen vorrangig die<br />

Jägerschaft die Schuld trägt.<br />

Die Weidmänner betreiben einen "unvorstellbaren<br />

Kult mit Geweihen, weil<br />

sie schmucklose Ricken, Hirschkühe<br />

und Jungtiere nur ungern schießen".<br />

Ein einziger Hirsch, so errechnete<br />

Stern, richtet im Laufe seines Lebens<br />

Baumbestände im Wert von 15.000<br />

Euro zugrunde: Die <strong>Tiere</strong> schälen mit<br />

Vorliebe die nahrhafte Rinde von Kiefern<br />

und Laubbäumen - die Stämme<br />

vertrocknen und sterben ab.<br />

Seit gut 50 Jahren wird dieses Problem<br />

unter dem Stichwort "Wald-Wild-Konflikt"<br />

allseits diskutiert. Tatsache ist, dass<br />

T ITELTHEMA<br />

FÜR JÄGER !<br />

heute die Schalenwilddichten so hoch<br />

wie nie zuvor sind. Im Vergleich zu<br />

1989/90 sind allein die Rehwildbestände<br />

um mindestens 500.000 <strong>Tiere</strong><br />

bundesweit angewachsen. Aktuelle<br />

einschlägige Inventuren weisen auf<br />

großen Flächen auf die damit einhergehenden<br />

Waldschäden hin.<br />

So kommt eine Studie des Deutschen<br />

Forstwirtschaftsrates (DFWR), des <strong>Bund</strong>esamtes<br />

für Naturschutz (BfN) und <strong>der</strong><br />

Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße<br />

Waldwirtschaft (ANW) von 2010 zum<br />

Ergebnis, dass diverse Vorgaben erfor<strong>der</strong>lich<br />

wären, um hier <strong>gegen</strong>zusteuern.<br />

Während Forstleute, Naturschutzverbände<br />

und Waldbesitzer für eine<br />

Reduktion <strong>der</strong> Schalenwildbestände<br />

plädieren, um den angestrebten Waldumbau<br />

voranzubringen, lehnen große<br />

Teile <strong>der</strong> Jägerschaft eine Verringerung<br />

ab, da sie keine Einschränkung an Hege<br />

und Jag<strong>der</strong>folg wünschen.<br />

Diskussion um Bleimunition<br />

Jäger werben gerne damit, dass das<br />

von ihnen geschossene Wild ein Stück<br />

Natur sei. Umso empörter reagierten<br />

sie auf die im September herausgegebene<br />

Pressemeldung des <strong>Bund</strong>esamts<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

5


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

6<br />

T ITELTHEMA<br />

für Risikobewertung: Wildschwein, Reh<br />

und Hirsch gehörten zu den am höchsten<br />

mit Blei belasteten Lebensmitteln.<br />

Ursache dafür sei überwiegend die<br />

üblicherweise bei <strong>der</strong> Jagd verwendete<br />

Bleimunition. Das Schwermetall ist giftig<br />

und reichert sich im Organismus an.<br />

Die Diskussion um die Giftigkeit von<br />

bleihaltiger Munition ist keineswegs<br />

neu. Innerhalb <strong>der</strong> Tierwelt sind wahrscheinlich<br />

die seltenen Seeadler die<br />

auffälligsten Opfer. Viele starben elendig,<br />

nachdem sie sich von mit Bleischrot<br />

angeschossenen Beutetieren ernährt<br />

hatten. Die meisten <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong><br />

haben die Verwendung von Bleischrot<br />

zumindest bei <strong>der</strong> Jagd an Gewässern<br />

mittlerweile untersagt. Jedoch<br />

wäre es an <strong>der</strong> Zeit, das Blei aus <strong>der</strong><br />

Munition, auch <strong>der</strong> Kugelschussmunition,<br />

zu verbannen.<br />

Viele Jäger sehen jedoch in <strong>der</strong> ganzen<br />

Diskussion eine Stimmungsmache <strong>der</strong><br />

Tier- und Naturschützer. Gerne behaupten<br />

Jäger, die bleifreie Munition<br />

töte schlechter und berge die Gefahr<br />

von Querschlägern. Dies können die<br />

Jäger des Nationalparks Eifel nicht bestätigen,<br />

die bereits freiwillig auf bleifreie<br />

Munition umgestiegen sind.<br />

Auch ein Gutachten <strong>der</strong> Deutschen Versuchs-<br />

und Prüfanstalt für Jagd- und<br />

Sportwaffen (DEVA) hat im Auftrag des<br />

<strong>Bund</strong>esministeriums für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

intensiv die physikalischen und ballistischen<br />

Eigenschaften von bleihaltiger<br />

und bleifreier Munition untersucht und<br />

verglichen. Die Gutachter kamen im<br />

Mai <strong>2011</strong> zu dem Schluss, dass die<br />

bleifreie Munition ähnlich sicher ist wie<br />

bleihaltige.<br />

Ausbildung an <strong>Tiere</strong>n<br />

Tier- und Naturschutzverbände setzen<br />

sich seit langem für die Abschaffung<br />

<strong>der</strong> Jagd auf Vögel ein. Abgesehen von<br />

dieser grundsätzlichen For<strong>der</strong>ung stellt<br />

<strong>der</strong> Schrotschuss ein beson<strong>der</strong>es Problem<br />

dar. Da mit zunehmendem Abstand<br />

des Jägers zum Vogel die Streubreite<br />

des Schrotschusses rasch<br />

zunimmt, steigt die Gefahr, dass Vögel<br />

nur angeschossen, aber nicht augenblicklich<br />

getötet werden. Schätzungen<br />

gehen davon aus, dass rund je<strong>der</strong> dritte<br />

Vogel bei <strong>der</strong> Vogeljagd angeschossen<br />

wird. Damit angeschossene <strong>Tiere</strong><br />

nicht unnötig weiter leiden, sind Jäger<br />

zur Nachsuche verpflichtet. Dabei sind<br />

sie auf Mithilfe gut ausgebildeter Jagdhunde<br />

angewiesen.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esrepublik bilden immer<br />

noch Jäger ihre Hunde nach den Bestimmungen<br />

des Jagdgebrauchshundverbandes<br />

aus. Dieser schreibt unter<br />

an<strong>der</strong>em die Ausbildung <strong>der</strong> Jagdhunde<br />

an lebenden Enten, meist speziell für<br />

diesen Zweck gezüchtete wildstämmige<br />

Stockenten, vor. In den meisten <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

werden <strong>der</strong> Ente, die im Schilf<br />

eines Gewässers ausgesetzt wird und<br />

vom Hund aufgestöbert werden soll,<br />

zuvor die Schwungfe<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Flügel mit<br />

einer Papiermanschette verbunden.<br />

Das flugunfähig gemachte Tier versucht,<br />

durch wildes Flügelschlagen,<br />

schnelles Schwimmen o<strong>der</strong> Tauchen<br />

dem Hund, <strong>der</strong> die Ente aufs offene<br />

Wasser treiben soll, zu entkommen -<br />

ein ungeheurer Stress, verbunden mit<br />

Todesangst, für das gehetzte Tier.<br />

Derzeit wird diese - von Tierschützern<br />

scharf kritisierte - Ausbildungsmethode<br />

in Baden-Württemberg neu diskutiert.<br />

Die zentrale Frage ist, ob man bei <strong>der</strong><br />

Ausbildung von Jagdhunden auch voll<br />

flugfähige Enten verwenden kann, so<br />

wie dies in Hessen und Schleswig-Holstein<br />

(seit 2008) erfolgreich umgesetzt<br />

wird. Hierbei werden die <strong>Tiere</strong> manuell<br />

nicht manipuliert, son<strong>der</strong>n behalten ihre<br />

natürliche Fluchtmöglichkeit. Dies<br />

min<strong>der</strong>t den Stress <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> deutlich.<br />

Nach Aussage <strong>der</strong> hessischen Tierschutzbeauftragten,<br />

Dr. Madeleine<br />

Martin, hat sich die Methode in Hessen<br />

bewährt. Auch eine Studie von Prof.<br />

Wun<strong>der</strong>lich im Auftrag des Landesjagdverbandes<br />

Schleswig-Holstein<br />

(2010) stützt die Aussage. Tatsächlich<br />

sollte jedoch immer die tierschutzgerechteste<br />

Form <strong>der</strong> Hundeausbildung<br />

gewählt werden.<br />

So empfiehlt die bekannte Kieler Hundeforscherin<br />

Frau Dr. Fed<strong>der</strong>sen-Petersen,<br />

dass deutlich mehr als bisher vom<br />

"Tradieren" Gebrauch gemacht werden<br />

sollte. Das heißt, dass dem im Feldr<strong>ev</strong>ier<br />

erfahrenen und dort vorstehenden<br />

Hund ein ihn begleiten<strong>der</strong>, junger unerfahrener<br />

Jagdhund sekundiert. Durch<br />

Nachahmung <strong>der</strong> gewünschten Verhaltensweisen<br />

erlernt <strong>der</strong> Hund ohne<br />

menschlichen Dressureingriff und ohne<br />

künstliche Hilfsmittel das nötige Rüstzeug.<br />

In an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n, z.B.<br />

Irland, wird es bereits so gehandhabt<br />

und die dabei gewonnenen Erfahrungen<br />

werden "positiv gewertet". Würde<br />

bundesweit so verfahren, könnte die<br />

tierschutzrel<strong>ev</strong>ante Ausbildungsmethode<br />

an lebenden Enten beendet werden.<br />

Jäger und Jagdbehörden in Baden-<br />

Württemberg haben aber schon signalisiert,<br />

dass man lieber am Althergebrachten<br />

festhalten möchte.<br />

Allein diese wenigen, exemplarisch angesprochenen,<br />

Problemfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Jagd<br />

lassen erkennen, dass die notwendigen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen nur eine Frage <strong>der</strong><br />

Zeit sind. Jäger müssen zu Kenntnis<br />

nehmen, dass man nicht mit den Konzepten<br />

und Vorstellungen, die vor rund<br />

80 Jahren entstanden, den heutigen<br />

Erfor<strong>der</strong>nissen des Tier- und Naturschutzes<br />

gerecht werden kann.<br />

Text: Torsten Schmidt


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

7


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/2009 4/<strong>2011</strong><br />

68<br />

A USLANDSTIERSCHUTZ<br />

In <strong>der</strong> letzten Ausgabe unseres Tierschutzmagazins<br />

"Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>" berichteten<br />

wir ausführlich über die intensiven und jahrelangen<br />

Bemühungen des bmt im rumänischen<br />

Brasov und im ungarischen Pecs um<br />

eine Verbesserung des Tierschutzes vor<br />

Ort. Viele von Ihnen haben uns dabei<br />

unterstützt und mit Geld- und Sachspenden<br />

unermüdlich dazu beigetragen, dass es für<br />

Wie Tierschüt<br />

die <strong>Tiere</strong> dort endlich Hoffnung gibt - wenn<br />

auch in kleinen Schritten!<br />

Umso mehr ist es ein Schlag ins Gesicht<br />

unzähliger Tierfreunde, wie hier bei uns in Deutschland Politiker, Behörden und Gerichte die uneigennützige<br />

und aufopferungsvolle Tätigkeit von Tierschutzorganisationen zu kriminalisieren versuchen!<br />

Von "Hundehandel" ist da die Rede, von "Gewinnerzielung" und "Profitorientierung"!<br />

So hat das Verwaltungsgericht<br />

Schleswig-Holstein mit einem<br />

Urteil vom 17. August <strong>2011</strong> die Klage<br />

einer Tierschutzorganisation auf<br />

Feststellung abgewiesen, die von ihr<br />

durchgeführte Verbringung von Hunden<br />

aus dem europäischen Ausland<br />

nach Deutschland unterliege nicht den<br />

Vorschriften über den gewerblichen<br />

Handel.<br />

Auch wenn dies Urteil <strong>der</strong>zeit noch<br />

nicht rechtskräftig ist und R<strong>ev</strong>ision ein-<br />

gelegt wurde, bedeutet das im Klartext<br />

auch für an<strong>der</strong>e im Ausland engagierte<br />

Tierschützer und Tierschutzorganisationen,<br />

dass man versucht, ihre gemeinnützige<br />

Tätigkeit und die Vermittlung<br />

von in Not geratenen Hunden<br />

aus dem europäischen Ausland nach<br />

Deutschland rechtlich auf die gleiche<br />

Stufe zu stellen wie den grenzüberschreitenden<br />

Hundehandel, <strong>gegen</strong> den<br />

eben dieselben Tierschutzorganisationen<br />

immer wie<strong>der</strong> zu Felde ziehen!<br />

Zynische Unterstellung:<br />

Auslandstierschutz<br />

als verdeckter Hundehandel<br />

Hundehändler, für die einzig <strong>der</strong><br />

schnelle Profit zählt, die Rassehundwelpen<br />

zu Tausenden aus Vermehrungsanstalten<br />

größtenteils aus dem Ausland<br />

einführen und im Internet, auf Tiermärkten<br />

und häufig direkt aus dem<br />

Kofferraum an gutgläubige, ahnungslose<br />

Käufer hierzulande verschachern,<br />

haben bei uns leichtes Spiel!


Trotz aller Aufklärungsversuche seitens<br />

<strong>der</strong> Tierschutzorganisationen, trotz<br />

zahlreicher Presseberichte und eindringlicher<br />

Reportagen über die unsäglichen<br />

Zustände in diesen Hunde-Vermehrungsbetrieben,<br />

über enttäuschte<br />

und traurige Hundekäufer, denen<br />

ihr scheinbar preiswert erstandener<br />

Hundewelpe binnen weniger Tage<br />

unter den Händen weggestorben ist,<br />

weil er we<strong>der</strong> geimpft noch sonst medizinisch<br />

betreut war - gibt es anscheinend<br />

immer noch genügend Abnehmer<br />

für diese Welpen, um dieses<br />

grausame Geschäft florierend weiter zu<br />

betreiben!<br />

Aber anstatt diese rein kommerziellen<br />

Händler endlich rechtlich zur Verantwortung<br />

zu ziehen und ihre kriminellen<br />

Machenschaften zu unterbinden, torpediert<br />

man die müh<strong>ev</strong>ollen Versuche<br />

<strong>der</strong> Tierschützer, dem unsagbaren <strong>Tiere</strong>lend<br />

in unseren Nachbarlän<strong>der</strong>n zu<br />

begegnen und den Menschen dort dabei<br />

zu helfen, die Probleme langfristig<br />

und vor allem auf humane Weise in<br />

den Griff zu bekommen!<br />

Hier muss eine klare Trennung zwischen<br />

Handel und Tierschutz vollzogen<br />

werden und nicht <strong>der</strong> Auslandstierschutz<br />

in den Topf <strong>der</strong> Hundehändler<br />

geworfen werden.<br />

A KTUELL<br />

"Menschen, die den Ärmsten <strong>der</strong><br />

Armen helfen, verdienen unsere<br />

Hochachtung" (Petra Zipp)<br />

Wo geht unsere<br />

Gesellschaft hin?<br />

zer kriminalisiert werden!<br />

Wie Hundehändler gesetzliche<br />

Bestimmungen ignorieren<br />

(können)<br />

Selbstverständlich müssen sich Tierschützer<br />

wie alle an<strong>der</strong>en auch an die<br />

bei uns geltenden Einreisebestimmun-<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/2009 4/<strong>2011</strong><br />

79


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

gen für <strong>Tiere</strong> aus den EU-Mitgliedsstaaten<br />

o<strong>der</strong> aus Drittlän<strong>der</strong>n halten<br />

und tun dies auch - ganz im Gegensatz<br />

zu den besagten Händlern, welche ihre<br />

Investitionen zugunsten eines größtmöglichen<br />

Profits minimal halten und<br />

meist mit gefälschten Impfpapieren<br />

über die Grenze kommen (sofern sie<br />

überhaupt kontrolliert werden!).<br />

Da jedoch die Einreisepapiere von den<br />

Behörden des Landes ausgestellt werden<br />

müssen, aus dem das jeweilige<br />

Tier stammt, sehen sich Tierschützer,<br />

die sich um offizielle Dokumente bemühen,<br />

auch hier vor Probleme gestellt:<br />

"In Deutschland landen die Hunde<br />

im Versuchslabor!" wird da zum<br />

Beispiel in Griechenland gerne unterstellt,<br />

um die benötigten Unterlagen<br />

dann einfach zu verweigern. Es ist eine<br />

Zwickmühle, in <strong>der</strong> sich die Helfer befinden<br />

- in den Län<strong>der</strong>n, in denen sie<br />

WO ZEHNTAUSENDE HUNDE IHR LEBEN LASSEN MUSSTEN<br />

bis 2008 in Brasov getötet: mind. 20.000 Hunde<br />

2008 in Brasov getötet: 7.353 Hunde<br />

2009 in Brasov getötet: nicht veröffentlicht<br />

2009 wurden keine Zahlen veröffentlicht, weil Tötungen da offiziell illegal<br />

wurden (allmähliche Einstellung <strong>der</strong> Fangaktionen außerhalb, daher weniger<br />

Hunde; Übernahme <strong>der</strong> meisten Hunde durch das Tierheim Brasov)<br />

ab 1.1.2010 offiziell: keine Tötungen mehr<br />

Zwar wurde seit 1.1. 2010 offiziell nicht mehr getötet, aber es gab weiterhin<br />

viele Todesfälle durch mangelnde Versorgung. Weiterhin regelmäßige<br />

Übernahme von Hunden durch das Tierheim Brasov<br />

am 1.8.<strong>2011</strong> de facto: Schließung Tötungstation<br />

Mit dem heutigen Tag wird die Verantwortung für die städtische Tötungs-<br />

Anlage mit aktuell 329 Hunden auf den Tierschutzverein Millions of<br />

friends von Cristina Lapis übertragen<br />

24.11.<strong>2011</strong> Auflösung Tötungstation<br />

10<br />

Offizielle Todesbilanz <strong>der</strong> Stadt Brasov:<br />

(Stadtgebiet 2.282, Umland und an<strong>der</strong>e Städte 5.071)<br />

Der letzte Hund verlässt die Tötungsstation<br />

helfen wollen, stoßen sie auf Unverständnis<br />

für ihr Anliegen, und hier zuhause<br />

werden sie ebenfalls an den<br />

Pranger gestellt!<br />

Umso bemerkenswerter und höher ist<br />

die Tatsache zu werten, dass sich so<br />

viele tierliebe Menschen trotzdem nicht<br />

von ihrem Ziel abbringen lassen, den<br />

<strong>Tiere</strong>n zu helfen und den Tierschutz vor<br />

Ort zu verbessern! Denn das allein<br />

muss <strong>der</strong> Weg für die Zukunft sein: Zu<br />

verhin<strong>der</strong>n, dass weiter so viele Hunde<br />

ins Elend geboren werden, und die<br />

Zahl herrenloser, ausgesetzter Hunde<br />

in den Län<strong>der</strong>n um uns herum auf ein<br />

erträgliches Maß zu bringen, indem gut<br />

organisierte Kastrationsprogramme<br />

mit intensiver Schulung und Aufklärung<br />

<strong>der</strong> B<strong>ev</strong>ölkerung über eine verantwortungsvolle<br />

Tierhaltung kombiniert werden!<br />

Unsere langjährigen Bemühungen in<br />

Brasov und in Pecs tragen nun Früchte<br />

und zeigen, dass wir mit Beharrlichkeit<br />

und Durchhalt<strong>ev</strong>ermögen ent<strong>gegen</strong> allen<br />

Widrigkeiten das Ziel erreichen<br />

können. Unsere Projekte vor Ort wären<br />

zum Scheitern verurteilt, wenn wir die<br />

Zahl <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> in unseren Partnertierheimen<br />

nicht durch Vermittlung nach<br />

Deutschland auf einem tragfähigen<br />

Maß halten könnten. Es muss Platz sein<br />

für Kastrationsaktionen und vorübergehend<br />

unterzubringende <strong>Tiere</strong>.<br />

Juris Geschichte -<br />

für Tierschützer zählt das<br />

Leben jedes einzelnen Hundes<br />

Je<strong>der</strong>, wenn auch noch so kleine Erfolg,<br />

je<strong>der</strong> Hund, <strong>der</strong> in ein besseres Leben<br />

gerettet werden konnte, ist <strong>der</strong> beste -<br />

und auch einzige - Lohn für diese uneigennützige<br />

Arbeit! Juri ist so ein Beispiel:<br />

Juri ist ein kleiner Mischlingswelpe, gerade<br />

mal 6 Wochen alt, mit braun-weißem<br />

Fell und kurzen Beinchen. Seine<br />

Mutter lebt auf einem Bauernhof in <strong>der</strong><br />

Nähe von Brasov. Dort geht es ihr sogar<br />

relativ gut, sie bekommt ausreichend<br />

zu fressen und hat sogar ein kleines<br />

Dach, unter dem sie schlafen kann.<br />

Juri und seine fünf Geschwister sind bereits<br />

<strong>der</strong> 3. Wurf dieser Hündin, denn<br />

sie ist nicht kastriert, und immer wenn<br />

sie läufig ist, sammeln sich die Rüden<br />

aus <strong>der</strong> Umgebung und machen ihr<br />

den Hof.<br />

Der Bauer meint es gut mit seiner Hündin,<br />

aber die vielen Welpen kann er<br />

nicht alle auf dem Hof behalten, sie<br />

müssen weg. Früher, noch vor ein paar<br />

Jahren, hätte er sie vielleicht ertränkt<br />

o<strong>der</strong> erschlagen, o<strong>der</strong> er hätte sie einfach<br />

ausgesetzt und ihrem Schicksal


überlassen, denn streunende Hunde<br />

gab es ja genug in <strong>der</strong> Gegend.<br />

Heute weiß er aber, dass es in Brasov<br />

eine Adresse gibt, wo man sich solcher<br />

Hunde annimmt und sich kümmert.<br />

Und bei seinem nächsten Besuch in <strong>der</strong><br />

Stadt packt er die Welpen in den Wagen<br />

und bringt sie dorthin. Sie werden<br />

aufgenommen, bekommen eine kleine<br />

Ecke mit warmen Decken und Futter,<br />

und schließlich treten sie eine Reise an,<br />

die viele Stunden dauert. Am Ende <strong>der</strong><br />

Reise wartet auf Juri ein freundliches<br />

Zuhause, mit Kin<strong>der</strong>n, die ihn lieb haben<br />

und mit ihm spielen, und mit Menschen,<br />

die sich um ihn kümmern. Er ist<br />

glücklich und zufrieden mit seinem<br />

Hundeleben!<br />

Gott sei Dank weiß Juri nicht, wie an<strong>der</strong>s<br />

sein Leben verlaufen wäre, wenn<br />

er nur wenige Jahre vorher auf diese<br />

Welt gekommen wäre. Seine Mutter<br />

wurde inzwischen im Tierheim Brasov<br />

kastriert und wird keinen unerwünschten<br />

Nachwuchs mehr auf die Welt<br />

bringen.<br />

Text: Heike Pankatz<br />

Fotos: Stefan Kirchhoff<br />

bmt-SPENDENKONTO AUSLAND<br />

Stichwort: Rumänien o<strong>der</strong> Ungarn<br />

Frankfurter Sparkasse<br />

Konto 847 275<br />

BLZ 500 502 01<br />

IBAN DE 795005 0201 0000847275<br />

SWIFT BIC HELADEF 1822<br />

Cristina Lapis (Millions of Friends),<br />

und Petra Zipp (bmt)<br />

auf dem Gelände <strong>der</strong> Tötungsstation<br />

Die städtische Anlage, hinter<br />

<strong>der</strong>en Mauern sich unvorstellbares<br />

Leid abspielte, ist<br />

am 30. November endgültig<br />

geschlossen worden. Der<br />

letzte Hund, <strong>der</strong> die "City<br />

Hall" verließ, soll ein Botschafter des Friedens werden.<br />

Nie wie<strong>der</strong> Gewalt <strong>gegen</strong> Straßenhunde, nie wie<strong>der</strong><br />

Missachtung des Lebens - das ist unser Wunsch, die wir<br />

die Entwicklung in Brasov seit über einem Jahrzehnt begleitet<br />

und entscheidend mitgestaltet haben.<br />

Wir in Deutschland haben ein Tierschutzgesetz<br />

- damit sind wir vielen an<strong>der</strong>en<br />

Mitgliedstaaten <strong>der</strong> EU schon ein<br />

gutes Stück voraus!<br />

Wir in Deutschland haben Tierschutz-<br />

Organsisationen wie den bmt - die kümmern<br />

sich um <strong>Tiere</strong>, nehmen sich ihrer<br />

an und treten für ihre Rechte ein!<br />

Wir in Deutschland haben keine<br />

Probleme mit streunenden, herrenlosen<br />

Hunden - das verdanken wir den<br />

zahlreichen Tierheimen, die sich hierzulande<br />

um die Hunde kümmern, die<br />

keiner haben will!<br />

Wir in Deutschland blicken über<br />

den Tellerrand und sehen, dass es in<br />

vielen Län<strong>der</strong>n um uns herum ganz an<strong>der</strong>s<br />

aussieht und viele Hunde dort in<br />

Not sind - ohne Rechte, ohne Schutz<br />

und hilflos <strong>der</strong> Willkür <strong>der</strong> Menschen<br />

und Behörden ausgeliefert, die sie einfach<br />

loswerden wollen!<br />

Wir in Deutschland wollen dieses<br />

Elend nicht einfach mit ansehen - Tierschützer<br />

engagieren sich, um den Hunden<br />

zu helfen und ihre Not zu lin<strong>der</strong>n!<br />

Wir in Deutschland haben Politiker<br />

und Bürokraten, die diese Hilfe behin<strong>der</strong>n,<br />

wo es nur geht, und die sogar<br />

nicht davor Halt machen, die Tierschützer<br />

mit kriminellen Hundehändlern<br />

auf eine Stufe zu stellen!<br />

Wir in Deutschland müssen endlich<br />

Position beziehen - für einen grenzenlosen<br />

Tierschutz und die Anerkennung<br />

<strong>der</strong> Mitgeschöpflichkeit aller<br />

<strong>Tiere</strong>, egal ob innerhalb o<strong>der</strong> außerhalb<br />

unserer Grenzen!<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

12<br />

T IERSCHUTZ-<br />

POLITIK<br />

"Fußball ist unser Leben…" sang<br />

vor vielen Jahren einmal die<br />

deutsche Fußball-Nationalmanschaft<br />

- in <strong>der</strong> Vorbereitung auf<br />

die Fußball-Europameisterschaft<br />

2012 heißt es nun für unzählige<br />

<strong>Tiere</strong> in den großen Städten <strong>der</strong><br />

Ukraine "Fußball ist unser Tod…"!<br />

Wie von Tierschützern aus Kiew und<br />

an<strong>der</strong>en Großstädten berichtet wird,<br />

ziehen die dortigen Behörden vehement<br />

<strong>gegen</strong> die vielen herrenlosen<br />

Hunde und Katzen auf den Straßen zu<br />

Felde, um den internationalen Besuchern<br />

und Gästen im Zuge <strong>der</strong> Euro<br />

2012 ein "sauberes" Stadtbild präsentieren<br />

zu können. Es gibt Augenzeugenberichte,<br />

zum Teil filmisch dokumentiert,<br />

wonach die <strong>Tiere</strong> brutal<br />

erschossen, erschlagen, vergiftet o<strong>der</strong><br />

sogar in mobilen Hochöfen verbrannt<br />

werden! Tierfreunde und internationale<br />

Tierschutzorganisationen versuchen<br />

nun, dieses Massaker zu stoppen, und<br />

protestieren bei den zuständigen Stellen<br />

<strong>der</strong> Ukrainischen Regierung und<br />

<strong>der</strong> UEFA als Veranstalter <strong>der</strong> "Euro<br />

2012". Auch <strong>der</strong> bmt wandte sich mit<br />

einem eindringlichen Appell an den<br />

Vorsitzenden <strong>der</strong> "Kommission für Fairplay<br />

und soziale Verantwortung" <strong>der</strong><br />

UEFA, Peter Gilliéron, sowie an den<br />

Präsidenten <strong>der</strong> UEFA, Michel Platini<br />

und den DFB-Präsidenten Theo Zwanziger,<br />

damit das grausame Töten rasch<br />

beendet wird.<br />

Dabei ist das Problem <strong>der</strong> übergroßen<br />

Population von herrenlosen Haustieren<br />

nicht neu - in zahlreichen Län<strong>der</strong>n Süd-<br />

und Osteuropas gehören streunende<br />

Hunde und Katzen zum Stadtbild (RdT<br />

berichtet immer wie<strong>der</strong> darüber).Und<br />

immer wie<strong>der</strong> gibt es Berichte darüber,<br />

wie die zuständigen Behörden versuchen,<br />

durch groß angelegte Fang- und<br />

Tötungsaktionen dieses Problem zu lösen.<br />

Das dies <strong>der</strong> völlig falsche Weg ist,<br />

bestätigt sich allein dadurch, dass die<br />

Tierpopulationen nicht kleiner werden,<br />

son<strong>der</strong>n gleich bleiben o<strong>der</strong> zum Teil<br />

sogar noch anwachsen. Für jeden<br />

Hund und jede Katze, die aus ihrem<br />

angestammten R<strong>ev</strong>ier entfernt werden,<br />

können neue <strong>Tiere</strong> einwan<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

vermehren sich die übrigen <strong>Tiere</strong> entsprechend<br />

stärker, weil sich die Futtersituation<br />

kurzfristig verbessert.<br />

Die Weltorganisation für Tiergesundheit<br />

(OIE) weist in ihrem "Codex zur<br />

weltweiten Tiergesundheit" (im Internet<br />

auf: www.oie.int) in einem eigenen Kapitel<br />

auf Möglichkeiten <strong>der</strong> Populationskontrolle<br />

für herrenlose Hunde<br />

hin. So wird dargestellt, dass nach einer<br />

möglichst genauen Feststellung <strong>der</strong><br />

Populationsgröße in einem bestimmten<br />

Gebiet die <strong>Tiere</strong> eingefangen, unfruchtbar<br />

gemacht und nach <strong>der</strong> medizinischen<br />

Betreuung in ihrem angestammten<br />

R<strong>ev</strong>ier wie<strong>der</strong> angesiedelt<br />

werden sollten. In Verbindung mit einer<br />

umfangreichen Information und Aufklärung<br />

<strong>der</strong> B<strong>ev</strong>ölkerung auch im Hinblick<br />

auf eine verantwortungsvolle Tierhaltung<br />

und einer weiteren Betreuung<br />

und Beobachtung <strong>der</strong> Streunerpopulation<br />

vor Ort stellt dies laut OIE die bestmögliche<br />

Lösung zur Reduzierung des<br />

Problems dar. Da es aber keine rechtliche<br />

Grundlage für diese Vorgehensweise<br />

gibt und sich offensichtlich, wie<br />

im Fall <strong>der</strong> Ukraine, eine regelrechte<br />

"Tötungsindustrie" entwickelt hat, die<br />

an den unsinnigen und grausamen<br />

Vernichtungsaktionen auch noch bestens<br />

verdient, scheint eine Lösung zugunsten<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> und des Tierschutzes<br />

nicht in Sicht.<br />

Wir bitten daher dringend um Unterstützung<br />

in unserem Protest anlässlich<br />

<strong>der</strong> Fußball-Europameisterschaft:<br />

Schreiben auch Sie eindringliche<br />

Protestbriefe an die nachfolgend<br />

aufgeführten Adressen und drohen<br />

Sie mit einem Boykott <strong>der</strong> EM<br />

2012, wenn die Verantwortlichen nicht<br />

einschreiten und dem grausamen Töten<br />

rasch ein Ende bereiten!<br />

Präsident <strong>der</strong> UEFA<br />

Herrn Michel Platini<br />

Route de Genève 46<br />

CH-1260 Nyon 2<br />

UEFA - Kommission für Fairplay<br />

und soziale Verantwortung<br />

Herrn Peter Gilliéron<br />

Route de Genève 46<br />

CH-1260 Nyon 2<br />

Präsident Dt. Fußball-<strong>Bund</strong> e.V.<br />

Herrn Theo Zwanziger<br />

Hermann-Neuberger-Haus<br />

Otto-Fleck-Schneise 6<br />

60528 Frankfurt / Main<br />

Weitere Protestmöglichkeiten finden Sie<br />

auf unserer homepage<br />

www.bmt-tierschutz.de


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

14<br />

TESTAMENTE<br />

Vor Jahren wurde das Tierheim Elisabethenhof<br />

zu einem Missstand gerufen. Ein Boxer<br />

sei in eine Garage gesperrt worden und<br />

heule Tag und Nacht. Dem bmt erklärt die<br />

beschämte Familie, dass sie die Hündin Alexa<br />

von <strong>der</strong> verstorbenen Mutter geerbt hätten<br />

und mit dem Tier nicht umzugehen wüssten.<br />

Es sei ihnen fremd, die Kin<strong>der</strong><br />

fürchteten Alexa und sie alle fühlten sich<br />

mit <strong>der</strong> entstandenen Situation überfor<strong>der</strong>t.<br />

Lei<strong>der</strong> kein Einzelfall. Immer wie<strong>der</strong> gehen<br />

Erblasser wie selbstverständlich davon aus,<br />

dass ihre Angehörigen im Ernstfall das eigene<br />

Tier aufnehmen und wie sie selbst große Freude an ihm empfinden müssten - doch<br />

oft lassen die Lebensumstände <strong>der</strong> Familienmitglie<strong>der</strong> eine (spontane) Tierbetreuung<br />

nicht zu. Darum appelliert <strong>der</strong> bmt an alle Haustierbesitzer: Kümmern Sie sich rechtzeitig<br />

um eine verantwortungsbewusste Versorgung Ihres <strong>Tiere</strong>s, und halten Sie dessen Absicherung<br />

in Ihrem Testament fest! Dr. Hans Hammann, Fachanwalt für Erbrecht, erklärt,<br />

wie Tierbesitzer testamentarisch Vorsorge für ihren vierbeinigen Freund treffen können<br />

und wie wichtig die wirksame Bestimmung des "Letzten Willens" ist.<br />

RdT: Gerade Alleinstehende machen<br />

sich häufig Sorgen, was im Ernstfall mit<br />

ihrem Haustier geschieht. Was können<br />

Tierbesitzer zu Lebzeiten tun, um die<br />

Betreuung ihres vierbeinigen Gefährten<br />

über den eigenen Tod hinaus sicher<br />

zu stellen?<br />

Dr. Hans Hammann: Verantwortungsbewusste<br />

Tierbesitzer sollten ein<br />

Testament errichten, in dem sie die Versorgung<br />

ihres Haustiers im Einzelnen<br />

regeln.<br />

Allerdings reicht ein Testament für sich<br />

genommen noch nicht aus. Denn bis es<br />

gefunden, beim Nachlassgericht abgegeben<br />

und von dem Nachlassrichter<br />

schließlich eröffnet wird, dauert es re-<br />

gelmäßig Wochen bis Monate. Diese<br />

Zwischenzeit muss man bei <strong>der</strong> Planung<br />

berücksichtigen und bereits heute<br />

eine Person o<strong>der</strong> eine Einrichtung suchen,<br />

die sich unmittelbar nach dem<br />

Todesfall zuverlässig um das Haustier<br />

kümmert.<br />

RdT: Warum ist die vorsorgliche Absicherung<br />

für das Haustier nicht nur eine<br />

wichtige Maßnahme für ältere, son<strong>der</strong>n<br />

auch für jüngere Tierbesitzer?<br />

Dr. Hans Hammann: Je<strong>der</strong> von uns<br />

kann schnell in die Situation kommen,<br />

dass er sich nicht mehr ausreichend um<br />

sein Haustier kümmern kann. Das ist<br />

nur bedingt eine Frage des Alters…<br />

RdT: In USA und England können<br />

Haustiere als Erben eingesetzt werden,<br />

um ihre lebenslange Betreuung zu gewährleisten.<br />

Warum sieht das Deutsche<br />

Recht eine <strong>der</strong>artige Verfügung im Testament<br />

nicht vor?<br />

Dr. Hans Hammann: Nach dem<br />

Deutschen Recht können nur natürliche<br />

und juristische Personen erben. Eine juristische<br />

Person ist zum Beispiel <strong>der</strong><br />

bmt, <strong>der</strong> als Erbe ohne weiteres in Frage<br />

kommt. <strong>Tiere</strong> gelten zwar nicht mehr<br />

als Sachen, wie dies Jahrzehnte lang<br />

<strong>der</strong> Fall war, aber <strong>der</strong> Gesetzgeber ist<br />

nicht soweit gegangen, <strong>Tiere</strong>n das<br />

Recht zuzusprechen, Erbe werden zu<br />

können.


helfen <strong>Tiere</strong>n<br />

Ganz im Gegenteil sind für (Haus-)<strong>Tiere</strong><br />

nach wie vor die für Sachen geltenden<br />

Vorschriften anzuwenden. Sie können<br />

deshalb we<strong>der</strong> als Erbe noch als<br />

Vermächtnisnehmer eingesetzt werden.<br />

Vielmehr erfolgt ihre Absicherung über<br />

einen Umweg, nämlich über eine so<br />

genannte Auflage, die oft mit <strong>der</strong> Anordnung<br />

von Testamentsvollstreckung<br />

verbunden wird. Der Testamentsvollstrecker<br />

nimmt dann die Interessen des<br />

Haustieres wahr.<br />

RdT: Wenn Hunde und Katzen, wie Sie<br />

gerade ausgeführt haben, nicht erben<br />

können, wäre es doch möglich, sie an<br />

Familienmitglie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Freunde zu<br />

vererben?<br />

Dr. Hans Hammann: Theoretisch<br />

ist es ohne weiteres möglich, das<br />

Haustier bestimmten Familienmitglie<strong>der</strong>n<br />

o<strong>der</strong> Freunden zuzuwenden. Das<br />

sollte allerdings nur in ausdrücklicher<br />

Absprache mit <strong>der</strong> Person erfolgen, die<br />

sich um das Haustier kümmern soll.<br />

Denn werden die Familienmitglie<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> die Freunde nicht im Vorfeld gefragt,<br />

lehnen sie es möglicherweise ab,<br />

sich um das Haustier zu kümmern, vielleicht,<br />

weil es mit dem Partner, Beruf<br />

o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>wunsch nicht vereinbar ist<br />

o<strong>der</strong> weil eine Tierhaarallergie besteht.<br />

Mit an<strong>der</strong>en Worten sollte im Interesse<br />

des Haustiers von vornherein eine tragfähige<br />

Lösung gesucht werden. Enthält<br />

ein Testament keine bestimmte Regelung,<br />

wer das Haustier erhalten und<br />

sich darum kümmern soll, gehört es<br />

ganz normal zum Nachlass und wird<br />

von dem Erben automatisch mitgeerbt.<br />

Ob er will o<strong>der</strong> nicht, wie obiges Beispiel<br />

mit <strong>der</strong> Boxerhündin Alexa zeigt.<br />

RdT: Da<strong>gegen</strong> bietet <strong>der</strong> bmt als Erbe<br />

o<strong>der</strong> Vermächtnisnehmer die Gewähr,<br />

das Tier gut und lieb<strong>ev</strong>oll bis an sein<br />

natürliches Ende zu betreuen. Welche<br />

juristisch einwandfreien Formulierungen<br />

schlagen Sie vor, um die optimale<br />

Versorgung des <strong>Tiere</strong>s abzusichern?<br />

Dr. Hans Hammann: Möchte zum<br />

Beispiel eine allein stehende Person<br />

den bmt als Erben einsetzen, kann sie<br />

formulieren:<br />

"Ich setze den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V., Viktor-Scheffel-Str. 15<br />

80803 München, zu meinem Alleinerben<br />

ein. Im Wege <strong>der</strong> Auflage ordne<br />

ich an, dass <strong>der</strong> Verein sich um mein<br />

Haustier .......... (hier: Angaben zu Tierart,<br />

Name, Rasse etc.) zu kümmern, es<br />

zu pflegen und zu versorgen hat. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

soll mein Haustier mindestens<br />

ein Mal alle sechs Monate tierärztlich<br />

untersucht werden. Weiterhin<br />

soll sichergestellt sein, dass ..... (hier<br />

wären weitere, konkrete Wünsche und<br />

Anordnungen zu treffen)".<br />

RdT: Auf welche Weise kann <strong>der</strong> bmt als<br />

seriöse Tierschutzorganisation in einem<br />

Testament bedacht werden?<br />

Dr. Hans Hammann: Der bmt kann<br />

in einem Testament auf zweierlei Art<br />

bedacht werden. Man kann ihn als Erbe<br />

einsetzen o<strong>der</strong> dem Verein ein Vermächtnis<br />

zuwenden. Der Unterschied<br />

besteht darin, dass das Erbe sich automatisch<br />

auf alles bezieht, was dem Erblasser<br />

gehörte, einschließlich des<br />

Haustiers.<br />

Dem<strong>gegen</strong>über ist ein Vermächtnis regelmäßig<br />

auf einen konkreten Gegenstand<br />

gerichtet, zum Beispiel auf einen<br />

bestimmten Geldbetrag. Es berechtigt<br />

T ESTAMENTE<br />

<strong>Tiere</strong>n<br />

Wichtig: Treffen Sie rechtzeitig Vorsorge<br />

für Ihren vierbeinigen Freund!<br />

den Vermächtnisnehmer dann, von<br />

dem Erben den Vermächtnis<strong>gegen</strong>stand<br />

heraus zu verlangen. Bei einem<br />

Vermächtnis liegt also kein Automatismus<br />

vor.<br />

RdT: Wenn ich mein Vermögen dem<br />

bmt vermachen würde - könnte ich<br />

dann beson<strong>der</strong>e Verwendungszwecke<br />

festlegen?<br />

Dr. Hans Hammann: Natürlich! Im<br />

Rahmen eines Testaments kann ohne<br />

weiteres angeordnet werden, welchen<br />

Verwendungszweck ich mit <strong>der</strong> Zuwendung<br />

verbinde. Geht es zum Beispiel<br />

um die Absicherung des Haustiers, kann<br />

dem bmt zur Auflage gemacht werden,<br />

sich in einer ganz bestimmten Art und<br />

Weise um das Haustier zu kümmern.<br />

Zusätzlich kann das Testament zum<br />

Beispiel einen Testamentsvollstrecker<br />

vorsehen, <strong>der</strong> die Aufgabe hat, die Einhaltung<br />

<strong>der</strong> Auflage bis zum Ableben<br />

des Haustiers sicherzustellen.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

16<br />

DR. HANS HAMMANN IM INTERVIEW<br />

RdT: Wie muss ein wirksames Testament<br />

aussehen und bei Vorliegen mehrerer<br />

Testamente, welches ist gültig?<br />

Dr. Hans Hammann: Ein Testament<br />

kann in notarieller Form o<strong>der</strong> handschriftlich<br />

errichtet werden. Daneben<br />

gibt es noch Son<strong>der</strong>formen für Notfälle,<br />

die in <strong>der</strong> Praxis allerdings so gut wie<br />

keine Rolle spielen. Wichtiger als die<br />

Frage nach <strong>der</strong> Form eines Testaments<br />

ist allerdings die nach seinem Inhalt.<br />

Hier kann und sollte ein Berater hinzugezogen<br />

werden, <strong>der</strong> idealer Weise regelmäßig<br />

mit <strong>der</strong> testamentarischen<br />

Absicherung von <strong>Tiere</strong>n vertraut ist.<br />

Liegen mehrere Testamente vor, greift<br />

generell das jüngere. In <strong>der</strong> Praxis ist es<br />

allerdings oft schwierig zu bestimmen,<br />

ob das jüngere Testament das ältere<br />

komplett aufheben o<strong>der</strong> ob das ältere<br />

in Teilbereichen weiter gelten soll. Deshalb<br />

empfiehlt sich auch hier, eine klare<br />

Regelung zu treffen. So vermeidet<br />

man Auslegungsprobleme.<br />

RdT: Entstehen Kosten beim Aufsetzen<br />

von Testamenten?<br />

Dr. Hans Hammann: Wenn ein<br />

Rechtsanwalt o<strong>der</strong> ein Notar mit <strong>der</strong><br />

Ausarbeitung eines Testaments beauftragt<br />

wird, fallen hierfür regelmäßig<br />

Kosten an. Bei notariellen Testamenten<br />

richten sich die Kosten ausschließlich<br />

nach <strong>der</strong> Höhe des Vermögens, um das<br />

es geht. Rechtsanwälte haben insoweit<br />

mehr Spielraum, als sie u.a. den<br />

Schwierigkeitsgrad des konkreten Testaments<br />

mitberücksichtigen können.<br />

RdT: Kann ich den bmt um Hilfe beim<br />

Verfassen meines Testaments bitten?<br />

Dr. Hans Hammann: Selbstverständlich<br />

können Sie sich an den bmt<br />

wenden. Der Verein darf zwar das Testament<br />

nicht für Sie entwerfen. Er wird<br />

Sie aber an einen kompetenten Ansprechpartner<br />

in Ihrer Nähe verweisen<br />

können, <strong>der</strong> Ihnen hilft.<br />

RdT: Noch kurz zum Erbschaftsrecht:<br />

1.<br />

Wenn kein Testament<br />

vorliegt …<br />

… erbt wer, wenn die/<strong>der</strong><br />

Verstorbene keine<br />

engeren Familienangehörigen<br />

hat?<br />

Dr. Hans Hammann: Liegt kein Testament<br />

o<strong>der</strong> Erbvertrag vor, richtet sich<br />

die Frage, wer mit welcher Quote Erbe<br />

wird, nach dem Gesetz. Man spricht<br />

von "gesetzlicher Erbfolge". In diesen<br />

Fällen erbt - soweit vorhanden - <strong>der</strong><br />

länger lebende Ehegatte und daneben<br />

die Verwandten des Erblassers.<br />

Gibt es, wie in Ihrer Frage, keine näheren<br />

Familienangehörigen, wird das<br />

Nachlassgericht nach weiter entfernten<br />

Verwandten suchen. Diese Suche kann<br />

sich in <strong>der</strong> Praxis als extrem schwierig<br />

und zeitaufwendig herausstellen. Dann<br />

wird regelmäßig ein Nachlasspfleger<br />

bestellt, <strong>der</strong> die Aufgabe hat, die unbekannten<br />

Erben zu ermitteln. Gibt es tatsächlich<br />

einmal keinerlei Verwandten<br />

mehr, erbt letztendlich <strong>der</strong> Fiskus.<br />

2.<br />

Wenn kein Testament<br />

vorliegt …<br />

… erbt wer aus <strong>der</strong><br />

hinterbliebenen Familie?<br />

Dr. Hans Hammann: Wer von den<br />

Verwandten gesetzlicher Erbe wird,<br />

richtet sich danach, welcher - so <strong>der</strong><br />

Fachbegriff - Ordnung er angehört. Es<br />

gibt Erben erster, zweiter bis hin zu fünfter<br />

Ordnung. Beispielsweise sind gesetzliche<br />

Erben erster Ordnung die Abkömmlinge<br />

des Erblassers. Hierunter<br />

versteht man die Kin<strong>der</strong>, Enkelkin<strong>der</strong><br />

etc.<br />

Enkelkin<strong>der</strong> kommen allerdings erst<br />

und nur dann als gesetzliche Erben in<br />

Betracht, wenn ihre Eltern vorverstorben<br />

sind. Dahinter steht als durchgängiges<br />

Prinzip, dass weiter entfernte Verwandte<br />

von <strong>der</strong> Erbschaft ausgeschlossen<br />

sind, wenn es nähere Verwandte<br />

gibt. Dementsprechend verdrängen<br />

Erben erster Ordnung die Verwandten<br />

weiter entfernter Ordnungen.<br />

3.<br />

Wenn kein Testament<br />

vorliegt …<br />

… erben nur die/<strong>der</strong> Ehepartner<br />

o<strong>der</strong> inzwischen<br />

auch die (unverheirateten)<br />

Lebensgefährten?<br />

Dr. Hans Hammann: Möchte ein<br />

Erblasser seinen Partner, mit dem er<br />

nicht verheiratet ist und in einer so genannten<br />

eingetragenen Lebenspartnerschaft<br />

zusammenlebt, bedenken,<br />

muss er zwingend ein Testament errichten.<br />

An<strong>der</strong>enfalls geht <strong>der</strong> (nicht<br />

verheiratete) Partner erbrechtlich selbst<br />

dann leer aus, wenn es gemeinsame<br />

Kin<strong>der</strong> gibt.<br />

Hiervon unabhängig sind ausschließlich<br />

Ehegatten und eingetragene Lebenspartner<br />

erbschaftssteuerrechtlich<br />

DER bmt IST VON DER ERBSCHAFTSSTEUER BEFREIT !<br />

Jede Zuwendung kommt zu 100% den <strong>Tiere</strong>n zugute<br />

Es gibt mehrere Wege, <strong>Tiere</strong>n zu helfen und den Tierschutz zu för<strong>der</strong>n. Entwe<strong>der</strong> kann <strong>der</strong><br />

bmt als Erbe o<strong>der</strong> Vermächtnisnehmer eingesetzt werden. Dabei gilt: Der bmt ist als gemeinnütziger<br />

und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdiger Verein von <strong>der</strong> Erbschafts- und Schenkungssteuer<br />

ausgenommen. So kommt jede testamentarische Zuwendung und Spende zu<br />

100% den <strong>Tiere</strong>n zugute.<br />

Mit einer Spende kann - abgesehen von <strong>der</strong> wichtigen Hilfe für den Verein - das zu versteuernde<br />

Einkommen verringert werden. Ein Beispiel: Bei einem Jahresverdienst von 30.000<br />

Euro können bis zu 6000 Euro steuerbegünstigt gespendet werden. Das zu versteuernde Einkommen<br />

verringert sich so auf 24.000 Euro.<br />

Unser Schatzmeister, Herr Bernd Stephan, berät Sie gerne. Kontakt über das<br />

Tierschutzzentrum Pfullingen, Telefon: 07121/820 17 0


privilegiert. Ein nicht verheirateter Lebensgefährte<br />

wird erbschaftssteuerlich<br />

wie ein x-beliebiger familienfrem<strong>der</strong><br />

Dritter behandelt. Seine Freibeträge liegen<br />

bei lediglich 20.000 EUR und <strong>der</strong><br />

Steuersatz bei mindestens 30%.<br />

RdT: Die gesetzliche Erbfolge, wie Sie<br />

eben dargelegt haben, ist ein Vorschlag<br />

des Gesetzgebers. Was muss ich<br />

tun, wenn ich mein Vermögen auf an<strong>der</strong>e<br />

natürliche o<strong>der</strong> juristische Personen<br />

übertragen möchte? Wird mein Testament<br />

dann möglicherweise von <strong>der</strong><br />

Familie angefochten?<br />

Dr. Hans Hammann: Möchte ich<br />

eine von <strong>der</strong> gesetzlichen Erbfolge abweichende<br />

Regelung treffen, muss ich<br />

zwingend ein Testament errichten. Das<br />

ist in aller Regel beispielsweise dann erfor<strong>der</strong>lich,<br />

� wenn ich meinen Ehegatten als Alleinerben<br />

einsetzen möchte,<br />

� wenn ich neben meinen Kin<strong>der</strong>n zusätzlich<br />

meine Enkelkin<strong>der</strong> bedenken<br />

möchte o<strong>der</strong><br />

� wenn ich durch die Anordnung einer<br />

Auflage sicherstellen möchte, dass<br />

die Versorgung meines Haustiers über<br />

mein Ableben hinaus gewährleistet ist.<br />

Wende ich mein Vermögen beispielsweise<br />

dem bmt zu, kann ein solches Testament<br />

von den übergangenen Familienangehörigen<br />

nur dann angefochten<br />

werden, wenn ein Anfechtungsgrund<br />

vorliegt. Hat <strong>der</strong> Erblasser sich<br />

aber durch einen Fachmann bei <strong>der</strong><br />

Abfassung seines Testaments beraten<br />

lassen, min<strong>der</strong>t das regelmäßig ganz<br />

erheblich das Anfechtungsrisiko bzw.<br />

kann die Anfechtung ganz ausgeschlossen<br />

werden.<br />

RdT: Wonach richtet sich die Höhe <strong>der</strong><br />

Erbschaftssteuer?<br />

Dr. Hans Hammann: Die Höhe <strong>der</strong><br />

Erbschaftssteuer richtet sich nach zwei<br />

Faktoren. Zum einen kommt es darauf<br />

an, welcher Erbschaftssteuerklasse <strong>der</strong><br />

Erbe angehört und daneben auf die<br />

Höhe des unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

jeweiligen Freibeträge zu versteuernden<br />

Erbes.<br />

Beispielsweise gehören Ehegatten und<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erbschaftssteuerklasse I an<br />

und haben ganz erhebliche Freibeträge<br />

Rechtsanwalt Dr. Hans Hammann, geboren 1967 in<br />

Kaiserslautern. Ausbildung zum Bankkaufmann. Studium<br />

<strong>der</strong> Rechtswissenschaften in München (Ludwigs-<br />

Maximilian-Universität und Berlin (FU)). Referendariat<br />

in Tübingen. Seit 1998 Mitglied <strong>der</strong> Kanzlei Voelker<br />

& Partner, 2002 "Wirtschaftsmediator" (DIRO/Universität<br />

Münster)", 2004 Aufnahme als Partner, 2005 einer<br />

<strong>der</strong> bundesweit ersten Fachanwälte für Erbrecht,<br />

2009 geprüfter Testamentsvollstrecker.<br />

(Ehegatten: 500.000,00 EUR; Kin<strong>der</strong><br />

jeweils: 400.000,00 EUR).<br />

Ist <strong>der</strong> Erbe allerdings nicht mit dem Erblasser<br />

verwandt, was regelmäßig bei<br />

allein stehenden Erblassern <strong>der</strong> Fall ist,<br />

liegen die Freibeträge lediglich noch<br />

bei 20.000,00 EUR. Je<strong>der</strong> Euro, <strong>der</strong><br />

T ESTAMENTE<br />

ITELTHEMA<br />

darüber hinausgeht, ist dann mit mindestens<br />

30 % zu versteuern. Das wie<strong>der</strong>um<br />

gilt allerdings nicht für gemeinnützige<br />

Einrichtungen wie den bmt. Er ist<br />

komplett von <strong>der</strong> Erbschaftssteuer befreit.<br />

Interview: Claudia Lotz<br />

Tierschutz über das Leben hinaus -<br />

Ihr Testament hilft <strong>Tiere</strong>n<br />

Sprechen Sie uns an.<br />

Wir sind für Sie und Ihre <strong>Tiere</strong> da!<br />

www.bmt-tierschutz.de<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

17


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

18<br />

So werden Wachteln in einem<br />

Betrieb in <strong>der</strong> Nähe von<br />

Berlin gehalten<br />

Wachteleier sind neben<br />

den wesentlich bedeuten<strong>der</strong>enHühnereiern<br />

die einzigen<br />

wirtschaftlich genutzten<br />

Vogeleier in Europa<br />

- dennoch gibt es keine<br />

rechtlich verpflichtendenHaltungsverordnungen<br />

für Züchter<br />

und Mäster. Unter dieser<br />

Gesetzeslücke leiden<br />

vor allem die <strong>Tiere</strong>.<br />

Erstmalig wurden in<br />

Deutschland Wachtelbetriebe<br />

dokumentiert<br />

- mit erschreckenden<br />

Ergebnissen.<br />

Ein Bericht von Roman<br />

Kriebisch.<br />

Ca. 500.000 Wachteleier werden jedes Jahr in Deutschland<br />

gegessen, Tendenz steigend, denn die Eier gelten nicht nur<br />

als Delikatesse unter Feinschmeckern, ihnen werden auch<br />

gesundheitsför<strong>der</strong>nde Eigenschaften nachgesagt: Wachteleier<br />

enthalten mehr Vitamine und Mineralstoffe als Hühnereier,<br />

prozentual weniger Cholesterin und werden von Heilpraktikern<br />

und <strong>der</strong> Traditionellen Chinesischen Medizin<br />

(TCM) <strong>gegen</strong> Allergien und Arthrose eingesetzt und zur Stärkung<br />

<strong>der</strong> Abwehrkräfte geschätzt. Wissenschaftlich eindeutig<br />

nachgewiesen sind diese "Heilkräfte" jedoch nicht.<br />

Nahezu 90% <strong>der</strong> angebotenen Wachteleier stammen aus<br />

<strong>der</strong> Massentierhaltung und damit aus dem Käfig. Da die<br />

Haltung von Wachteln nicht von verbindlichen Vorschriften<br />

geregelt wird, ist <strong>der</strong> Profit <strong>der</strong> Züchter das Hauptkriterium:<br />

In Gruppen von bis zu 25 <strong>Tiere</strong>n werden Wachteln meist in<br />

flachen Drahtgitterkäfigen mit einer Größe von etwa 80 x<br />

40 cm gehalten - jedem Tier bleibt so etwa <strong>der</strong> Platz einer<br />

Postkarte. Ein Sandbad zum Reinigen von Milben und<br />

Schmutz ist nicht vorhanden, eine beson<strong>der</strong>e Tränke und<br />

ein abgeschirmter Ruheplatz meist ebenso wenig; da Wachteln<br />

ihre Eier nicht ausschließlich in Nester legen, wird auf<br />

diesen "Luxus" gerne verzichtet.<br />

Wachteleier<br />

AUCH HIER HAT DIE QUÄLERISCHE<br />

Hobbyzüchter empfehlen für die Wachtelhaltung Volieren mit<br />

einer Mindestgröße von 1 x 2 m und einer Mindesthöhe von<br />

50 cm, darüber hinaus ein Sandbad sowie geschützte Ruheund<br />

Nistplätze, außerdem wird vor allem dringend eine weiche<br />

Einstreu empfohlen, damit die scheuen <strong>Tiere</strong> sich verstecken<br />

können und nicht im eigenen Kot stehen müssen. Ein<br />

Minimum an Möglichkeiten zum Ausleben artgemäßen Verhaltens<br />

wird damit erreicht - in <strong>der</strong> Massentierhaltung wird<br />

es wie so oft unterdrückt: Picken und Sandbaden sind nicht<br />

möglich, in <strong>der</strong> Regel erfolgt die Haltung in dunklen Hallen<br />

ohne Sonne und natürliche Luftzufuhr, die <strong>Tiere</strong> zeigen Verhaltensstörungen<br />

und Aggressionen bis hin zum Kannibalismus.<br />

Freilebende Wachteln sind sehr bewegungsfreudig,<br />

sie rennen, fliegen und springen senkrecht in die Höhe (v. a.,<br />

um Artgenossen in Stresssituationen zu warnen) - durch die<br />

fehlende Bewegungsmöglichkeit entwickeln viele <strong>Tiere</strong> in den<br />

zu engen Ställen Haltungsschäden sowie Abszesse und typische<br />

Gelenkerkrankungen.<br />

Kontinuierliche Tierschutzarbeit und erfolgreiche Verbraucheraufklärung<br />

konnten dazu führen, dass wenigstens die klassische<br />

Haushühner-Legebatterie mit <strong>der</strong> Haltung in Einzelkäfigen<br />

in Deutschland <strong>der</strong> Vergangenheit angehört, zur Wach-


sind keine Delikatesse<br />

MASSENTIERHALTUNG EINZUG GEHALTEN<br />

telhaltung gibt es jedoch<br />

noch nicht einmalHaltungsverordnungen.<br />

Beson<strong>der</strong>s<br />

unverständlich ist die<br />

ungeklärte rechtliche<br />

Situation vor dem<br />

Hintergrund einer<br />

Entscheidung des<br />

<strong>Bund</strong>esverfassungsgerichtes<br />

1999 zur<br />

In einer Legebatterie<br />

Situation von Lege-<br />

zusammengepfercht leiden hier hennen: Allen Lege-<br />

tausende Wachteln<br />

hennen, auch denen<br />

in Käfighaltung, wird<br />

seitdem ein Befriedigen von Grundbedürfnissen wie Picken,<br />

Scharren und Zugang zu einem Sandbad zugestanden. Auf<br />

die Wachtelhaltung indes wurde diese Feststellung nicht ausgedehnt,<br />

obwohl die Wachtel <strong>der</strong> kleinste europäische Hühnervogel<br />

und damit eine <strong>der</strong> nächsten Verwandten <strong>der</strong> "Legehühner"<br />

ist.<br />

In <strong>der</strong> Schweiz sowie in Österreich ist die reine Käfighaltung<br />

von Wachteln, wie sie in Deutschland praktiziert wird, längst<br />

verboten, dortige Tierschützer warnen daher dringend vor<br />

dem Kauf von nicht gekennzeichneten Produkten auch aus<br />

dem deutschen Ausland.<br />

Vielen Verbrauchern und offenbar auch Vertreibern sind die<br />

Produktionsbedingungen für Wachteleier unbekannt, wie<br />

jüngst ein Fall aus Berlin zeigte: Nachdem Tierschützer den<br />

Verantwortlichen erstmals entsprechendes Videomaterial aus<br />

Wachtellegebatterien zeigen konnten, wurde <strong>der</strong> Verkauf von<br />

Wachteleiern in mehreren großen Supermärkten sowie in einem<br />

<strong>der</strong> bekanntesten Feinkostläden <strong>der</strong> Stadt sofort gestoppt.<br />

Ein offenbar b<strong>ev</strong>orstehendes Engagement des Kontrollvereins<br />

KAT zeigt, wie groß <strong>der</strong> Handlungsbedarf<br />

<strong>gegen</strong>über den gut abgeschirmten Produktionsbetrieben ist.<br />

Da es aber bisher keine Kennzeichnungspflicht gibt, ist <strong>der</strong><br />

Verbraucher vor allem auf sich selbst gestellt und sollte Wachteleier<br />

nur aus Biohöfen o<strong>der</strong> ihm bekannten Betrieben kaufen,<br />

um das Elend <strong>der</strong> kleinen Vögel nicht ungewollt zu unterstützen.<br />

Fotos: Jan Peifer,<br />

www.tierschutzbil<strong>der</strong>.de<br />

Diese <strong>Tiere</strong> haben die Qual in <strong>der</strong><br />

Legebatterie nicht überstanden<br />

A KTUELL<br />

“Vermarktung” jetzt<br />

auch in<br />

Supermärkten<br />

Seit einiger Zeit beobachten<br />

wir die deutliche<br />

Zunahme <strong>der</strong> Vermarktung<br />

und des<br />

Verzehrs von Wachteleiern.<br />

Mittlerweile wird<br />

die "Delikatesse" nicht<br />

nur in Feinkostläden,<br />

son<strong>der</strong>n auch im<br />

Supermarkt zum Kauf angeboten. Beworben werden die Eier<br />

als cholesterinarm und gut verträglich. Kaum einem Verbraucher<br />

dürfte aber bekannt sein, dass Wachteln ebenso<br />

wie Hühner in Legebatterien gehalten werden - eine Tatsache,<br />

die Erzeuger und Händler verständlicherweise nicht gerne<br />

öffentlich machen. Dabei kam ihnen bislang zugute, dass<br />

es keinerlei Bil<strong>der</strong> aus deutschen Wachtelbatterien gab. Jetzt<br />

liegt erstmalig Bildmaterial vor, das die nicht artgerechten<br />

Haltungsbedingungen in Wachtelbatterien aufzeigt. In den<br />

Betrieben werden die <strong>Tiere</strong> in kleinen, kahlen Gitterkäfigen<br />

gehalten, ohne die Möglichkeit, ihre natürlichen Verhaltensweisen<br />

auch nur annähernd auszuleben. Es gibt keine Nester,<br />

keine Rückzugsmöglichkeit, keinen Naturboden, kein<br />

Beschäftigungsmaterial. Aus Tierschutzsicht verstoßen die<br />

Haltungsbedingungen in den Wachtelbetrieben <strong>gegen</strong> das<br />

deutsche Tierschutzgesetz. Da<strong>gegen</strong> rechtlich vorzugehen ist<br />

jedoch schwierig, denn in Deutschland gibt es bislang keine<br />

Haltungsvorgaben für Wachteln. In an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n, wie in<br />

<strong>der</strong> Schweiz, existiert bereits seit Jahren eine gesetzliche Verordnung,<br />

die Haltungsbedingungen, wie sie in Deutschland<br />

anzutreffen sind, verbietet.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

19


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

20<br />

E HRENAMTLICHE<br />

MARGA UND HANS HAAS<br />

Ohne das Ehepaar Haas (hier auf <strong>der</strong> Gnadenbrotweide)<br />

hätte es das Tierheim Köln-Dellbrück<br />

vielleicht gar nicht gegeben …<br />

Ponystute Hallah lebt<br />

heute auf dem<br />

Pferdehof von Hans-<br />

Hermann Lange in<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen.<br />

T<br />

Ein beweg<br />

IERSCH<br />

ENG VERBUNDEN MIT DER<br />

Marga Haas (79) ist seit 44 Jahren bmt-Mitglied;<br />

Jahrzehnte, die intensiv mit dem Tierschutz verbunden<br />

sind. 1967 überzeugt sie den Bürgermeister,<br />

<strong>der</strong> damaligen Geschäftsstelle Köln ein<br />

Grundstück für ein Tierheim zuzugestehen - heute<br />

kann das - auf über 7000 Quadratmeter angewachsene<br />

Gelände - über 500 <strong>Tiere</strong> aufnehmen.<br />

Weil immer öfter auch Weidetieren geholfen werden<br />

muss, sucht das Ehepaar Haas Anfang <strong>der</strong> 80er<br />

Jahre eine geeignete Weide und versorgt dort fast<br />

30 Jahre lang Ponys, Ziegen und Schafe. Im Jahr<br />

2000 erhält die engagierte Tierschützerin das<br />

<strong>Bund</strong>esverdienstkreuz für ihre großartigen Leistungen<br />

im Tierschutz - und fünf Jahre später stirbt<br />

Gnadenbrotpony Flicka mit über 50 Jahren als ältestes<br />

Pony <strong>der</strong> früheren <strong>Bund</strong>esrepublik.<br />

"Das Pony kaufen?" Sie sehen mich verzweifelt!" Vermutlich<br />

nur wenige Minuten, denn Ratlosigkeit scheint im Verhaltensrepertoire<br />

<strong>der</strong> jungen Kölnerin nicht vorzukommen. An<br />

dieses Gespräch von 1982 erinnert sich die inzwischen<br />

79jährige mit einem Schmunzeln. Vor ihr stand ein Anhänger<br />

<strong>der</strong> Bhagwan-Sekte, selbst Ponybesitzer, und berichtete<br />

ihr von dem unmittelbar bestehenden Schlachttransport für<br />

eine kleine Stute.<br />

Jennys Rettung<br />

Das Pony war von seinen Haltern auf einer Weide ohne weitere<br />

Zahlungen zurück gelassen worden und wurde von<br />

dem Betreiber des Pensionsstalls entsprechend mangelhaft<br />

versorgt. Mitleidige Pferdebesitzer sammelten gelegentlich<br />

für den Unterhalt <strong>der</strong> Stute, doch scheinbar gab es immer<br />

weniger Unterstützer für das Tier.<br />

Marga Haas war schon seit längerem auf die stets isoliert<br />

stehende, vernachlässigt wirkende Ponystute aufmerksam<br />

geworden und hatte den Pensionsstall wegen dieses Missstands<br />

bereits angezeigt. Nun also sollte die kleine Stute, <strong>der</strong><br />

sie täglich ihre Mohrrüben brachte, in wenigen Minuten zum<br />

Schlachter und nach verantwortungslosem Weiterreichen<br />

von Besitzer zu Besitzer ihr kurzes Leben beenden?


tes<br />

UTZ-LEBEN<br />

GESCHICHTE DES TIERHEIMS KÖLN-DELLBRÜCK<br />

"Hans, setz´ dich hin; wir sind gerade<br />

Pferdebesitzer geworden", teilt Marga<br />

Haas ihrem Ehemann am Abend mit.<br />

Sie hatte 500 DM für das Tier gezahlt,<br />

dem jungen Bhagwan-Anhänger vertrauensvoll<br />

die Scheine in die Hand gedrückt<br />

und voller Spannung auf seine<br />

Rückkehr gewartet. Würde <strong>der</strong> ihr fast<br />

unbekannte Mann Wort halten und mit<br />

dem Geld tatsächlich das Tier freikaufen?<br />

Ihre Menschenkenntnis obsiegte -<br />

und so stand die Kölnerin wenig später<br />

mit dem Pony am Halfter und versuchte,<br />

eine geeignete und dauerhafte<br />

Unterkunft zu finden - vergeblich.<br />

Die Tierheim-<br />

Gnadenbrotweide<br />

Nun kommt höchstens, wie das Ehepaar<br />

nach erfolgloser Suche bis in den<br />

Westerwald, die Eifel und Westfalen<br />

feststellt, noch ein ungenutztes Grundstück<br />

am Tierheim in Frage. Das Areal<br />

eignet sich nur bedingt, ist voller Schrott<br />

und muss erst in müh<strong>ev</strong>oller Arbeit für<br />

das Pferdchen hergerichtet werden.<br />

Kurzerhand sagen die Beiden ihren Urlaub<br />

ab, informieren sich, wie Krippen,<br />

Tröge und ein Unterstand beschaffen<br />

sein müssen und gehen ans Werk.<br />

Doch die Nähe zu den Hunden ist für<br />

die Weidetiere - inzwischen werden<br />

auch Schafe und Ziegen im Tierheim<br />

abgegeben - nicht ideal, und so<br />

schaut sich Marga Haas bald nach<br />

einer eigenen Gnadenbrotweide um.<br />

Schließlich kann sie dank ihrer Tätigkeit<br />

im Landschaftsschutz in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft ihres Wohnhauses<br />

ein reizvoll gelegenes Gelände<br />

nahe einer alten Wasserburg pachten<br />

Hallahs Tochter Bonnie<br />

und mit Jenny an <strong>der</strong> Führleine umziehen.<br />

"Eigentlich", sagt die alte Dame lächelnd,<br />

"hatte ich Angst vor Pferden."<br />

Als sie noch im Gespräch um die künftige<br />

Weide stand, erreichte sie schon<br />

<strong>der</strong> nächste Notfall. Die "ausgediente"<br />

Ponystute Flicka sollte zum Schlachter,<br />

eine Richterin hatte sich Hilfe suchend<br />

an das Tierheim Köln-Dellbrück gewandt.<br />

26 Jahre ist die kleine, dunkle Shetlandstute.<br />

Ein Vor<strong>der</strong>huf ist deformiert,<br />

als sei er mit einem Beil bearbeitet worden,<br />

wie Marga Haas sich empört erinnert.<br />

Ein junger Schmied pflegt den<br />

Huf über Monate, bis die Stute ihn endlich<br />

wie<strong>der</strong> mit ihrem vollen Gewicht<br />

belasten kann und von da an schmerzfrei<br />

ist.<br />

Der nächste Kandidat ist Benjamin, ein<br />

winziges Pony, für das sich einige Kin<strong>der</strong><br />

stark machten. Über ihre Rettungsaktion,<br />

die sie ins Tierheim Köln-Dellbrück<br />

führen sollte, berichtete damals<br />

die BILD-Zeitung. Lei<strong>der</strong> kann Benjamin<br />

seine neue Freiheit nicht lange genießen<br />

- er legt sich eines Abends hin<br />

und steht nicht wie<strong>der</strong> auf. Doch Flicka<br />

und Jenny bleiben noch 20 lange<br />

schöne Jahre Weidegefährtinnen. Als<br />

Pony Jenny schließlich an einer schweren<br />

Kolik leidend eingeschläfert werden<br />

muss, schließt sich die dunkle Shet-<br />

E HRENAMTLICHE<br />

<strong>Bund</strong>esverdienstkreuz für<br />

Marga Haas im Jahr 2000<br />

landstute eng an den Ziegenbock Felix<br />

an, die beiden werden unzertrennlich.<br />

Das Tierheim Köln-Dellbrück<br />

entsteht<br />

Neben <strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong> Gnadenbrottiere,<br />

die das Ehepaar Haas auch<br />

finanziell übernimmt, engagiert sich<br />

die Kölnerin weiter im Tierheim. Seit sie<br />

1965 zum bmt stieß, hatte sie die damalige<br />

Kölner Geschäftsstellenleiterin<br />

Frau Scholl ehrenamtlich unterstützt. Zu<br />

dieser Zeit kümmern sich die Aktiven<br />

um die Versorgung und Kastration herrenloser<br />

Katzen, verfolgen Missstände,<br />

nehmen Hunde aus schlechten Haltungen<br />

auf und lassen sie - in Ermangelung<br />

eines eigenes Tierheims - in drei Tierpensionen<br />

und einem ehemaligen Bauernhof<br />

außerhalb <strong>der</strong> Stadt pflegen.<br />

Diese Unterbringung ist teuer und sehr<br />

ineffektiv, befindet Marga Haas und<br />

wendet sich <strong>gegen</strong> den Rat des damaligen<br />

Vorstands, dem solch ein Vorhaben<br />

zu arbeits- und kostenintensiv erschien,<br />

an den Oberbürgermeister <strong>der</strong><br />

Stadt Köln - und <strong>der</strong> Angeschriebene<br />

sieht die Notwendigkeit ein, dem Verein<br />

ein Grundstück für ein eigenes Tierheim<br />

zuzugestehen. Ein Jahr später,<br />

1968, bezieht <strong>der</strong> bmt das direkt am<br />

Wald gelegene Gelände am Stadtrand<br />

von Köln.<br />

Quadratmeter um Quadratmeter<br />

wächst das rechtsrheinisch gelegene<br />

Tierheim, nachdem Ehemann Hans<br />

Haas selbst die ersten vier Hundezwinger<br />

aufgebaut und voller Freude gesehen<br />

hatte, wie die <strong>Tiere</strong> ihre neue Bleibe<br />

aufnahmen. Seine Ehefrau übernimmt<br />

die Schriftführung für die dama-<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

21


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

22<br />

E HRENAMTLICHE<br />

lige Geschäftsstelle Köln und ist auch<br />

für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich.<br />

Ein Abend im Jahr 1983 ist ihr dabei<br />

beson<strong>der</strong>s in Erinnerung. Marga und<br />

Hans Haas hatten gerade noch an einem<br />

neuen Holzhaus für Schafe und<br />

Ziegen gearbeitet, die seit Beginn des<br />

Jahrzehnts immer öfter im Tierheim<br />

Aufnahme fanden, als sie plötzlich die<br />

Feuerwehr auftauchen sahen. Der ungewöhnliche<br />

Gast, <strong>der</strong> sie durch einen<br />

Drahtkäfig anschaute, war, wie sich<br />

später herausstellte, ein weiblicher Larvenroller.<br />

Ein Larvenroller zieht ein<br />

Ein Jahr lang bewohnte die asiatische<br />

Schleichkatze (Familie <strong>der</strong> Palmenroller)<br />

einen <strong>der</strong> geräumigsten Zwinger<br />

am Haupteingang, ihm <strong>gegen</strong>über ein<br />

Affe, <strong>der</strong> in die Wohnung eines Kölners<br />

geklettert war und den überraschten<br />

Mann auf dem Kronleuchter schaukelnd<br />

erwartete. Das zutrauliche Äffchen<br />

siedelte kurz darauf in einen Zoo<br />

über - und die nachtaktive Larvenrollerin<br />

zog bei Ehepaar Haas in ein Gehege<br />

mit Innen- und Außenbereichen,<br />

Baumhaus und allerlei Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

ein.<br />

Die in Burma beheimateten <strong>Tiere</strong> leben,<br />

bis auf die Zeit <strong>der</strong> Paarung, als<br />

Einzelgänger, und so wurde <strong>der</strong> erste<br />

Gedanke einer Vergesellschaftung mit<br />

einem männlichen Pendant schnell verworfen.<br />

Entsprechend wichtig war die<br />

Ausstattung des Geheges mit Spiel,<br />

Kletter- und Ruhemöglichkeiten. Über<br />

17 Jahre lebte Mungi bei ihrer Pflegefamilie<br />

- und starb ein Jahr nach <strong>der</strong><br />

Verleihung des <strong>Bund</strong>esverdienstkreuzes<br />

an Marga Haas.<br />

Im Jahr 2000 wurde die engagierte<br />

Tier- und Naturschützerin mit dem<br />

<strong>Bund</strong>esverdienstkreuz ausgezeichnet.<br />

"Durch Ihren bereits drei Jahrzehnte<br />

andauernden Einsatz für herrenlose<br />

<strong>Tiere</strong> im Stadtgebiet, die Sie unter Zurückstellung<br />

eigener Interessen mit<br />

außergewöhnlicher Opferbereitschaft<br />

wahrnehmen, waren und sind Sie Vorbild<br />

für an<strong>der</strong>e (…)", schrieb ihr <strong>der</strong><br />

Stadtdirektor von Köln, Bernhard Wimmer,<br />

anerkennend.<br />

Marga Haas im Mai <strong>2011</strong> auf dem Kastanienhof<br />

in Nie<strong>der</strong>sachsen, hier mit Hans-Hermann Lange<br />

Fünf Jahre später stirbt Flicka. Sie wurde<br />

über 50 Jahre alt, und in <strong>der</strong> Presse<br />

als ältestes Pony <strong>der</strong> (damaligen)<br />

<strong>Bund</strong>esrepublik gefeiert. Zuletzt muss<br />

sie mit Brei und geriebenen Möhren ernährt<br />

werden, doch die Freude am Leben<br />

scheint ungebrochen, bis sie<br />

schließlich aufgrund einer Dauerkolik<br />

eingeschläfert werden muss.<br />

Besuch bei Hallah und Bonnie<br />

<strong>2011</strong><br />

Und nachdem Marga Haas Jahrzehnte<br />

<strong>Tiere</strong> gerettet, sie geschützt, ihnen zu<br />

einem besseren Leben verholfen hat,<br />

benötigt sie nun erstmalig selbst intensiven<br />

Beistand. 2009 bekommt sie eine<br />

lebensgefährliche Hirnblutung, liegt<br />

fünf Wochen wie besinnungslos in <strong>der</strong><br />

Klinik, dann folgen vier Monate Rehabilitation.<br />

Doch ent<strong>gegen</strong> den Befürchtungen<br />

<strong>der</strong> Ärzte bleibt bis auf eine<br />

leicht "verwaschene Sprache", wie die<br />

Kölnerin es bezeichnet, kaum eine Beeinträchtigung<br />

zurück. "Mit meinem<br />

Rolli", sagt die 79jährige, "komme ich<br />

überall hin."<br />

Überall - das ist zum Beispiel die Jahreshauptversammlung<br />

des bmt in München,<br />

<strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Offenen Tür im Tierheim,<br />

den sie selbstverständlich mit<br />

eigenem Antiquitäten-Stand wenige<br />

Monate nach ihrer Entlassung aus <strong>der</strong><br />

Klinik betreut o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Pferdehof von<br />

Hans-Hermann Lange in Lüchow-Dannenberg.<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen? Was zieht<br />

Marga Haas im Frühjahr dieses Jahres<br />

dort hin?<br />

"<strong>Tiere</strong> natürlich", sagt sie lächelnd. Ihr<br />

Neffe fährt das Ehepaar an einem<br />

Wochenende auf den Kastanienhof<br />

von Hans Hermann Lange,<br />

<strong>der</strong> für den bmt Ponys und<br />

Pferde betreut. Darunter<br />

die Ponystute Hallah,<br />

die aus einer Beschlagnahmung<br />

im Raum Köln<br />

stammt.<br />

Hier ließ ein<br />

unverantwortlicher<br />

Züchter<br />

Ponystu-<br />

17 Jahre lebte Larvenroller<br />

Mungi bei Ehepaar Haas<br />

ten von Kaltblütern decken und brachte<br />

darüber hinaus Großpferde in kleinen<br />

Ponyställen unter. Als das Veterinäramt<br />

den verwahrlosten Stall<br />

schließt, müssen elf schlecht genährte<br />

Pferde auf die Schnelle untergebracht<br />

werden - das Ehepaar Haas sagt ihre<br />

Hilfe zu. Gemeinsam holen sie die kleine<br />

Schimmelstute ab und wollen sie gerade<br />

verladen, da wiehert es im Hintergrund<br />

laut und vernehmlich. "Sie hat<br />

noch ein Fohlen", sagt einer <strong>der</strong> anwesenden<br />

Polizisten gerührt.<br />

Natürlich darf auch Bonnie, das von einem<br />

Kalbluthengst gezeugte Fohlen<br />

mit, und so siedeln Mutter und Tochter<br />

erst auf die Tierheim-Gnadenbrotweide<br />

um und später auf den Kastanienhof<br />

nach Lüchow-Dannenberg. "Ich wollte<br />

sie unbedingt sehen", sagt Marga Haas<br />

in diesem Mai zu Hans-Hermann Lange<br />

und lässt ihren Blick über das weite<br />

Land schweifen…<br />

An dieser Stelle möchten wir<br />

Danke sagen. Danke, dass es<br />

Sie gibt, Marga und Hans Haas!<br />

Text: Claudia Lotz


Tierische Momente<br />

beim bmt<br />

Tierschutz-<br />

Kalen<strong>der</strong> 2012<br />

"Wage es, weise zu sein! Höre auf,<br />

<strong>Tiere</strong> zu töten! Wer die Stunde des<br />

rechten Lebens hinausschiebt,<br />

gleicht nur dem Bauern, <strong>der</strong> darauf<br />

wartet, dass <strong>der</strong> Fluss versiegt,<br />

ehe er ihn überquert",<br />

hat <strong>der</strong> römische Dichter Horaz (65-8.<br />

v. Chr.) seine Mitmenschen schon zu<br />

einer Zeit ermahnt, als <strong>der</strong> Schutz von<br />

<strong>Tiere</strong>n kaum Popularität genossen haben<br />

dürfte.<br />

Freuen Sie sich auf elf weitere Zitate<br />

bekannter Persönlichkeiten aus Kultur,<br />

Politik und öffentlichem Leben, die Sie<br />

zwölf Monate lang begleiten und in<br />

gewisser Hinsicht das gewählte Bildmotiv<br />

verstärken.<br />

Diesen wun<strong>der</strong>schönen Kalen<strong>der</strong> - Tierische<br />

Momente beim bmt - hat Stefan<br />

Kirchhoff fotografiert. Der Tierheimleiter<br />

aus dem bmt-Tierheim Arche Noah<br />

in Stuhr/Brinkum hat den ganz beson<strong>der</strong>en<br />

Blick, <strong>der</strong> jedes Foto zum Erlebnis<br />

werden lässt. Berührende Augenblicke,<br />

wenn die beiden ehemaligen<br />

Straßenhunde vorsichtig die Nähe des<br />

an<strong>der</strong>en suchen, nachdem sie beide<br />

gerade mit dem Leben davon gekom-<br />

“OLDIES BUT GOLDIES”<br />

Der neue Kalen<strong>der</strong> aus dem Tierheim Köln-Dellbrück<br />

Unter den Motto "Oldies but Goldies" stellen wir Ihnen zwölf unserer liebenswerten<br />

Senioren vor. Immer mehr ältere <strong>Tiere</strong> werden bei uns im Tierheim abgegeben.<br />

Oft können o<strong>der</strong> wollen die Besitzer die Kosten für Tierarzt<br />

o<strong>der</strong> Medikamente nicht tragen, an<strong>der</strong>en sind die Krankheiten ihrer Senioren<br />

einfach lästig. In unserem neuen Kalen<strong>der</strong> möchten wir Ihnen<br />

einige unserer charmanten Oldies vorstellen und hoffen darauf, dass<br />

früher o<strong>der</strong> später alle von ihnen ein schönes Plätzchen finden.<br />

Der Kalen<strong>der</strong> hat die Maße 21 x 21 cm.<br />

Sie können den Kalen<strong>der</strong> für 6,- Euro bei uns im Tierheim direkt kaufen<br />

o<strong>der</strong> ihn zuzüglich 2,- für Paket und Versand bestellen.<br />

Bestellung: Tierheim Köln-Dellbrueck,<br />

Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln , Tel: (0221) 68 49 26<br />

Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Konto 924 02-505<br />

KÜNSTLERIN AUS NORDEN HILFT TIEREN!<br />

W EIHNACHTEN<br />

men sind (Titel) o<strong>der</strong> die Katzen einem<br />

jene intensiven Blicke zuwerfen, zu denen<br />

nur Katzen in <strong>der</strong> Lage zu sein<br />

scheinen.<br />

Der Kalen<strong>der</strong> kostet 10 Euro (zuzüglich<br />

Porto von 1,45 Euro), <strong>der</strong> Erlös kommt<br />

dem Tierschutz zugute. Sein Format:<br />

DIN A4, aufgehängt DIN A3.<br />

Bestellung: bmt@anzeigen-buero.de,<br />

Tel: (02845) 53 86,<br />

Fax: (02845) 80 69 49<br />

Bankverbindung:<br />

Volksbank Nie<strong>der</strong>rhein e.G.,<br />

Konto 801 703 2012 . BLZ 354 611 06<br />

Die Weihnachtskarten zugunsten des Tierheims Hage<br />

Wie in den vergangenen Jahren stellt<br />

Ursula Karge aus Norden den Erlös ihrer kleinen Kunstwerke<br />

wie<strong>der</strong> dem Tierheim Hage zur Verfügung. Hier abgebildet<br />

das aktuelle Tierheimmotiv, weitere direkt bei <strong>der</strong> Künstlerin.<br />

Bitte erfragen Sie die Adresse in <strong>der</strong> Geschäftsstelle Norden.<br />

Hier können Sie auch diese schöne Weihnachtskarte bestellen.<br />

Fünf Karten kosten 10 Euro, zuzüglich Porto von 1,50 Euro.<br />

Bestellung: Tierheim Hage, Geschäftsstelle Norden<br />

Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum, Tel. (04933) 99 28 24<br />

Raiffeisen-Volksbank Fresena e.G. Norden,<br />

BLZ 283 615 92, Konto 6302020300<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

24<br />

Malerisch liegt <strong>der</strong> Markt an <strong>der</strong> belgischen<br />

Maas. Auch an diesem Sonntag<br />

im nebligen November schieben sich<br />

Besucher aus aller Welt an den Ständen<br />

vorbei. Antiquitäten, Schmuck, Stoffe,<br />

Kleidung, Kulinarisches und Hausrat -<br />

<strong>der</strong> traditionelle Altstadtmarkt bietet,<br />

als wäre all dies nicht genug, auch<br />

noch <strong>Tiere</strong> an.<br />

Tauben, Hühner, Meerschweinchen,<br />

Kaninchen, Hasen, Degus, Ziervögel -<br />

sie alle werden gnadenlos dem Zuschauerstrom<br />

präsentiert. Ohne Futter,<br />

Wasser, Käfigstangen o<strong>der</strong> Rückzugsmöglichkeiten<br />

sitzen die zum Verkaufsobjekt<br />

verdammten Tierchen auf bloßem<br />

Plastik- o<strong>der</strong> Gitterboden.<br />

Jung, schutzlos, halb starr vor Angst,<br />

schwer atmend o<strong>der</strong> schon völlig apathisch<br />

hocken, sitzen, liegen, drängen<br />

sich <strong>Tiere</strong> aller Art. Davor die Besucher:<br />

Sie fassen auf die Kartons, die Käfige,<br />

die Plastikverhältnisse, sie stoßen, damit<br />

die "faulen <strong>Tiere</strong>" sich doch bewegen,<br />

sie trommeln an die Scheiben<br />

Mit dem WDR auf dem<br />

40 Kilometer von Aachen liegt das belgische Lüttich und am Quai de la Batte<br />

<strong>der</strong> gleichnamige Markt. Reis<strong>ev</strong>eranstalter preisen den jeden Sonntag<br />

stattfindenden Markt "La Batte" als unvergessliches Erlebnis und ein Stück<br />

Geschichte.<br />

Was vor allem Tradition hat, ist <strong>der</strong> Verkauf von <strong>Tiere</strong>n. 1561 fand an den Ufern <strong>der</strong> Maas <strong>der</strong> erste<br />

Tiermarkt in Lüttich statt, und noch heute strömen die Besucher aus dem In- und Ausland, um Hunde,<br />

Katzen, Kleintiere, Geflügel und Vögel so kostengünstig wie möglich zu erwerben.<br />

Für Bernd Schinzel, <strong>der</strong> mit dem WDR für "<strong>Tiere</strong> suchen ein Zuhause" dreht und aus Tierschutzsicht die<br />

vorgefundenen Zustände kommentieren soll, ein schwerer Tag: "So viel tierisches Leid, so viel menschliche<br />

Gleichgültigkeit - die entsetzlichen Szenen von zur Ware herabgewürdigten <strong>Tiere</strong>n werde ich lange<br />

nicht vergessen können."<br />

und rütteln am Gitter. Bei Interesse werden<br />

<strong>Tiere</strong> herausgeholt: Am Flügel, am<br />

Kopf, am Hinterbein, bei mangeln<strong>der</strong><br />

Kaufabsicht achtlos hineingedrückt.<br />

"Wie viele <strong>Tiere</strong> diesen Tag nicht überleben<br />

werden, mag ich gar nicht schätzen."<br />

Bernd Schinzel, <strong>der</strong> für den WDR<br />

die Haltungsbedingungen nach Tierschutzgesichtspunkten<br />

beurteilen soll,<br />

findet kaum Worte. Er, <strong>der</strong> über 30 Jahre<br />

Tierschutzarbeit hinter sich hat, ist<br />

emotional stark berührt, weil hier Welten<br />

unversöhnlich aufeinan<strong>der</strong> treffen:<br />

Der Profit auf <strong>der</strong> einen und das Leid<br />

von Lebewesen auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite,<br />

dazwischen die Menschen, denen es<br />

vorrangig um ihren Vorteil geht, in diesem<br />

Fall, um ein gutes (kostengünstiges)<br />

Geschäft.<br />

Da verhandeln Asiaten um den besten<br />

Preis für Tauben und junge Hühner,<br />

nachdem sie ausgiebig die "Ware" befühlt<br />

und befasst haben. Die vor Angst<br />

erstarrten <strong>Tiere</strong> werden verpackt und<br />

den Käufern überantwortet, die mit ih-<br />

TIERSCHÜTZER<br />

ren Kartons, aus denen es leise noch<br />

piepst, sich weiter über den Markt treiben<br />

lassen. Hinter allen Marktständen<br />

hängen Planen, hinter denen <strong>der</strong><br />

"Nachschub" je nach Witterungsverhältnissen<br />

friert o<strong>der</strong> schwitzt. Käfig auf<br />

Käfig, Karton auf Karton, so dicht, so<br />

hoch die Reihen, als müssten die unteren<br />

ersticken.<br />

"Chiens" und "Cats" steht auf den<br />

Shops und Läden entlang des Markts.<br />

Hier werden Hunde und Katzen aller<br />

Rassen verkauft. Vor und in den Läden<br />

schieben sich die Menschen, schauen<br />

in Käfige o<strong>der</strong> Glasbehälter, machen<br />

auf sich aufmerksam, wollen die verstörten<br />

Welpen in Aktion sehen - doch<br />

die meisten liegen apathisch, sind ganz<br />

ruhig, suchen Schutz am Körper des<br />

Artgenossen. Wie<strong>der</strong> kein Wasser, kein<br />

Futter, keine Beschäftigungsmöglichkeit,<br />

nur helles Licht, unter dem die<br />

Kleinen schutzlos den Blicken und Griffen<br />

<strong>der</strong> Menschen ausgesetzt sind.<br />

"Als wäre dieser Markt aus <strong>der</strong> Zeit ge-


Tiermarkt Lüttich<br />

BERND SCHINZEL: "UNHALTBARE ZUSTÄNDE!"<br />

fallen", äußert Bernd Schinzel fassungslos<br />

dem WDR-Team <strong>gegen</strong>über.<br />

Sorgfältig muss er seine Kommentare<br />

für die Fernsehzuschauer wählen, damit<br />

seine Emotionen nicht Überhand<br />

gewinnen. Die "Chiens" und "Cats" werden<br />

in Läden verkauft, die ein weit gespannter<br />

Hundehändlerring gemietet<br />

hat. Besorgt werden die Kleinen in osteuropäischen<br />

Massenzuchten, auch sie<br />

ausnahmslos wenige Wochen alt.<br />

Eine deutsche Familie ersteht gleich<br />

drei Welpen einer kleinen Rasse in einem<br />

Shop, obwohl sie nicht in Kaufabsicht<br />

nach Lüttich kamen. "Weil die<br />

Hundchen so süß sind", antworten sie<br />

auf Nachfrage des WDR. "Hatten Sie<br />

denn schon mal einen Hund?"<br />

"Ja, aber den haben wir abgegeben,<br />

weil er zu groß wurde", gibt die Familie<br />

auf die zweite Frage bereitwillig Auskunft.<br />

Was ist mit dem Impfpass, hakt<br />

Bernd Schinzel nach, doch hier winken<br />

sie ab, das sei Vertrauenssache, sie<br />

hätten die Kleinen ohne Pass genommen,<br />

glauben aber den Verkäufern,<br />

dass die <strong>Tiere</strong> geimpft seien.<br />

Doch wer genau hinschaut, erkennt,<br />

dass nicht alle <strong>Tiere</strong> in den sterilen Verkaufsbehältnissen<br />

auch wirklich gesund<br />

sind. Viele Welpchen wirken<br />

krank, haben verklebte Augen, zittern,<br />

hyperventilieren o<strong>der</strong> haben sich fluchtbereit<br />

in die hinterste Ecke verkrochen.<br />

Ab und zu setzen sich die Verkäufer direkt<br />

auf die Gitter und rauchen, unter<br />

ihnen ihre erschreckte, jaulende "Ware",<br />

die sie mit Schlägen an die Käfige<br />

und harschen Worten zum Schweigen<br />

bringen.<br />

Ein Händler spricht in die Kamera, dass<br />

er seine Welpen aus Slowenien beziehe.<br />

Währenddessen tritt ein Polizist hinzu<br />

- die Dreharbeiten waren stets von<br />

aufmerksamen Beamten begleitet -<br />

und greift in die Brusttasche des Interviewten.<br />

Er holt einen Schlüssel heraus,<br />

schließt einen Hundekäfig auf, zieht einen<br />

Welpen heraus und drückt ihn einem<br />

Kind unsanft in den Arm. Die Familie<br />

geht zur Kasse.<br />

Helfen Sie , die Massenproduktion<br />

von Welpen zu verhin<strong>der</strong>n<br />

Alle Märkte in Belgien verkaufen <strong>Tiere</strong>,<br />

<strong>der</strong> Markt "La Batte" an <strong>der</strong> Maas ist dabei<br />

<strong>der</strong> größte und älteste im Land. Einen<br />

reinen Vogelmarkt, <strong>der</strong> ebenfalls<br />

sonntags stattfindet, gibt es zusätzlich<br />

noch in Antwerpen. "Viele Menschen",<br />

sagt <strong>der</strong> Tierheimleiter aus Köln-Dellbrück<br />

abschließend, "scheinen tatsächlich<br />

aus Mitleid zu kaufen - und genau<br />

auf diese Gefühlsregung setzen die<br />

Händler. Sie präsentieren ihre <strong>Tiere</strong> so,<br />

dass manche Besucher kaum weitergehen<br />

mögen, ohne wenigstens diesem<br />

einem Vierbeiner geholfen zu haben."<br />

TH KÖLN-DELLBRÜCK<br />

TH Köln-Dellbrück<br />

Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln<br />

Leiterin (GSt): Sylvia Bringmann<br />

Leiter (TH): Bernd Schinzel<br />

Tel. (0221) 68 49 26, Fax 68 18 48<br />

Postbank Köln, BLZ 370 100 50<br />

Konto 924 02-505<br />

www.tierheim-koeln-dellbrueck.de<br />

Doch Mitleid ist in diesem Fall falsch!<br />

Die einzige Chance, das Leid <strong>der</strong> unter<br />

tierschutzwidrigsten Bedingungen gezüchteten,<br />

angebotenen und verkauften<br />

<strong>Tiere</strong> dauerhaft zu beenden, ist die<br />

einbrechende Nachfrage. Wenn kein<br />

Interesse mehr an den unzähligen und<br />

zutiefst bedauernswerten Geschöpfen<br />

besteht, muss auch die "Produktion von<br />

Lebewesen heruntergefahren" werden.<br />

Übrigens: Viele Hunde, die aus eben<br />

diesen spontanen Gefühlsregungen<br />

auf dem Lütticher Markt erstanden wurden,<br />

landeten später im Tierheim Köln-<br />

Dellbrück. Zu groß, zu schwierig, zu<br />

unbeherrschbar, zu krank, zu hoch die<br />

Tierarztkosten - die Folgen des <strong>der</strong>zeit<br />

völlig entgleisten, weil umsatzstarken<br />

Tierhandels in Europa tragen wie so oft<br />

die Tierheime.<br />

Hinweis: Die Ausstrahlung <strong>der</strong> Sendung<br />

"<strong>Tiere</strong> suchen ein Zuhause. Tiermarkt<br />

Lüttich" erfolgte im WDR am<br />

26.11.<strong>2011</strong>. Auf dem gesamten Gelände<br />

war das Fotografieren nicht<br />

gerne gesehen; die Bil<strong>der</strong> entstanden<br />

unter erschwerten Bedingungen.<br />

Text: Claudia Lotz<br />

Fotos: Stephan Klein<br />

Hier werden "Chiens" und "Cats" verkauft<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

26<br />

TH ARCHE N OAH<br />

Am 08.11.<strong>2011</strong> bekommen wir einen Anruf vom Veterinäramt.<br />

Ein "Züchter" hat sich auf und davon gemacht<br />

und seine <strong>Tiere</strong> unversorgt zurückgelassen. Es sind acht<br />

Hunde - und ich soll sie alle auf einmal aufnehmen, erfahre<br />

ich. So viele <strong>Tiere</strong> werden in <strong>der</strong> Regel auf die umliegenden<br />

Tierheime verteilt. Doch in diesem Fall müssen<br />

wir alle Hunde aufnehmen. Die an<strong>der</strong>en Tierheime<br />

haben aufgrund vorheriger Sicherstellungen keine Kapazitäten<br />

frei. Um was für Hunde handelt es sich? frage<br />

ich nach, und die Antwort lässt nicht nur mich, son<strong>der</strong>n<br />

sicher jeden Tierheimleiter erst einmal die Stirn<br />

runzeln. Es sind American Staffordshire Terrier …<br />

60 cm x 70 cm<br />

Acht so genannte Kampfhunde aufzunehmen<br />

heißt, acht schwer vermittelbare<br />

<strong>Tiere</strong> gleichzeitig aufzunehmen<br />

und sich die Zwinger auf unbestimmte<br />

Zeit zu blockieren. Schwer vermittelbar,<br />

nicht weil sie verhaltensauffällig sind,<br />

son<strong>der</strong>n durch die Gesetzgebung in<br />

vielen <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n und die negative<br />

Berichterstattung <strong>der</strong> Medien zu pauschal<br />

aggressiven und angriffslustigen<br />

Hunden gemacht werden. KIA<br />

Wir können aus Platzgründen die acht<br />

Staffs nur in unseren "Notzwingern" -<br />

das heißt in Außenhaltung - unterbringen.<br />

Keine ideale Lösung für die kurzhaarigen<br />

Hunde im schon sehr kalten<br />

November. Aber es nützt nichts, die <strong>Tiere</strong><br />

müssen aus ihrer tierschutzwidrigen<br />

Haltung so schnell wie möglich heraus<br />

- und vorher hatten sie es auch nicht<br />

wärmer.<br />

und kein<br />

Entkommen<br />

Ich betrete das Gelände, das mitten in<br />

einer Siedlung liegt, und wun<strong>der</strong>e mich<br />

immer mehr, dass diese Zucht unter<br />

schlechtesten Bedingungen nicht aufgefallen<br />

sein soll. Und tatsächlich war<br />

das Veterinäramt bereits vor zwei Jahren<br />

da. Aber scheinbar war alles in<br />

Ordnung.<br />

Zucht unter tierschutzwidrigen Bedingungen<br />

Das Züchten von Staffordshire Terriern<br />

ist in Nie<strong>der</strong>sachsen erlaubt. Je<strong>der</strong> darf<br />

Hunde züchten - und je<strong>der</strong> darf auch so<br />

viele <strong>Tiere</strong> züchten, wie er möchte. Solange<br />

die Person weniger als vier Zuchthündinnen<br />

hat, braucht sie nicht einmal<br />

einen Sachkundeschein nach § 11<br />

des Deutschen Tierschutzgesetzes.<br />

Ich gehe in den<br />

Schuppen und<br />

traue meinen<br />

Augen kaum.<br />

Hier stehen völlig<br />

verdreckte<br />

kleine Zwinger<br />

und eine Quarantänebox.<br />

Sie<br />

besteht aus vier<br />

kleinen, ca. 60<br />

cm breiten und


70 cm tiefen Käfigen,<br />

die selbst für eine vorübergehendeUnterbringung<br />

von Katzen<br />

zu klein wären.<br />

In jedem Käfig sitzt ein<br />

Hund und das bereits<br />

seit über einem Jahr. Die Hunde,<br />

die mich jetzt aus großen Augen<br />

anschauen, sind hier geboren<br />

worden und sicherlich nicht allzu<br />

oft aus ihren Gefängnissen heraus<br />

gekommen. Das zeigt auch<br />

ihr noch recht unsicheres Verhalten<br />

beim Spaziergang, später<br />

mit unseren Ehrenamtlichen<br />

an <strong>der</strong> Leine.<br />

Eine Hündin ist<br />

unterernährt, ein Rüde<br />

hat Ekzeme und eine<br />

schwere Bindehautentzündung,<br />

die nie behandelt<br />

wurde.<br />

Die Augen sind bereits<br />

angeschwollen. Die<br />

an<strong>der</strong>en Hunde sind,<br />

den Umständen entsprechend,<br />

in einem guten Zustand.<br />

Trotz <strong>der</strong> ungewöhnlichen Situation<br />

sind die Hunde allen Beteiligten<br />

<strong>gegen</strong>über absolut freundlich, nur ein wenig unsicher. Ein Rüde<br />

knurrt mich an, als ich ihn in die Transportbox zu heben<br />

versuche, doch ich kann es ihm nicht verübeln.<br />

Im Tierheim angekommen bestätigt sich wie<strong>der</strong> einmal, dass<br />

diese Hunde zu unrecht als pauschal aggressiv bezeichnet<br />

werden. In unseren großzügigen Ausläufen toben sie voller<br />

Lebensfreude umher und genießen die ungewohnte Aufmerksamkeit,<br />

die sie von uns bekommen.<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen hat seit 2004 keine Kampfhund<strong>ev</strong>erordnung<br />

mehr und gilt deswegen als Listenhund-freundliches <strong>Bund</strong>es-<br />

GSt u. TH "Arche Noah"<br />

Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum<br />

Leiterin (GSt): Anke Mory<br />

Tel. (0152) 33 51 32 16<br />

Leiter (TH): Stefan Kirchhoff<br />

Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553<br />

Kreissparkasse Syke,<br />

BLZ 291 517 00, Kto. 113 000 29 57<br />

ww.tierheim-arche-noah.de<br />

land.<br />

Wie Thüringen hat<br />

sich Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

<strong>gegen</strong> eine entsprechendeVerordnungausgesprochen,<br />

weil es<br />

wissenschaftlich bis<br />

heute nicht haltbar<br />

ist, die Gefährlich-<br />

TH ARCHE N OAH<br />

keit eines Hundes von<br />

<strong>der</strong> Rasse abhängig<br />

zu machen.<br />

Ganz im Wi<strong>der</strong>spruch<br />

dazu steht es, dass<br />

Halter von Staffs und<br />

Co gezwungen werden,<br />

eine Kampfhundesteuer zu bezahlen, auch wenn ihr<br />

Hund noch nie auffällig geworden ist. Die Höhe können Gemeinden<br />

und Städte selbst entscheiden. So hat unsere Vertragsgemeinde<br />

Weyhe, trotz unseres Einwands, die Steuer für<br />

"Kampfunde" auf 600 Euro im Jahr festgesetzt. Unsere Nachbarstadt<br />

Bremen verbietet da<strong>gegen</strong> die Einfuhr von Listenhunden<br />

aus an<strong>der</strong>en <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n ganz und schränkt damit<br />

die Vermittlungschancen rigoros ein.<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen hat<br />

seit diesem Jahr - und<br />

erstmalig in Deutschland<br />

- ein innovatives<br />

Hundegesetz, wie wir<br />

es seit Jahren for<strong>der</strong>n.<br />

Alle Hunde, unabhängig<br />

von ihrer Rasse,<br />

müssen gechipt<br />

und versichert sein,<br />

und die Hundehalter<br />

brauchen, wenn sie<br />

noch keinen Hund besessen haben, einen theoretischen und<br />

praktischen Sachkundenachweis. Es bleibt zu hoffen, dass die<br />

an<strong>der</strong>en <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> ihre, sich als unsinnig heraus gestellten<br />

Gesetze, dem nie<strong>der</strong>sächsischen Modell angleichen.<br />

Wie können Sie uns helfen?<br />

Vielleicht ist einer aus <strong>der</strong> Achtergruppe dabei, dem Sie ein<br />

schönes Zuhause schenken möchten, nachdem <strong>der</strong> Start ins<br />

Leben schon so schwierig war.<br />

Genauso freuen wir uns über eine Spende von Ihnen, damit<br />

wir unsere veralteten Notfallzwinger ersetzen und die Unterbringung<br />

für kommende<br />

Hunde verbessern<br />

können.<br />

Daneben können<br />

Sie auch Patenschaften<br />

für Hunde<br />

o<strong>der</strong> für einen Gemeinschaftszwinger<br />

übernehmen, wie es<br />

die Firma "WirKönnens"<br />

gerade für<br />

Rocky und Sheila<br />

gemacht hat.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

27


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

28<br />

Bitte unterstützen Sie unser<br />

Kastrations-Projekt!<br />

100 Katzen<br />

werden im TH Hage<br />

versorgt<br />

Die Menschen bereiten sich auf die Adventszeit vor - und das Tierheim<br />

mit banger Vorahnung auf die Zeit danach. Die lebenden Weihnachtsgeschenke<br />

landen in <strong>der</strong> Regel in bmt-Tierheimen, so auch in Ostfriesland.<br />

Schon jetzt betreut das Tierheim Hage doppelt so viele Katzen wie<br />

Plätze vorhanden sind, weil in Ostriesland das Thema Kastration von<br />

Freigängerkatzen nach wie vor ein Fremdwort zu sein scheint. Trotz aller<br />

Aufklärung, Sozialsprechstunde und Angebot des Tierheims, die Kastration<br />

von Katzen hälftig für die Besitzer zu tragen, mussten gerade<br />

in diesem Jahr noch mehr <strong>Tiere</strong> aufgenommen werden als je zuvor.<br />

Im kommenden Jahr wird das Tierheim seinen Katzentrakt erweitern<br />

müssen - und kann auch bei <strong>der</strong> Hund<strong>ev</strong>ermittlung kaum aufatmen.<br />

Mehrere schwer bis gar nicht mehr vermittelbare <strong>Tiere</strong> blockieren die Zwinger, für alle werden Paten gesucht,<br />

die bei <strong>der</strong> Versorgung <strong>der</strong> Hunde finanziell helfen können. Und in dieser angespannten Situation<br />

muss sich das Tierheim Hage noch mit einem Fall auseinan<strong>der</strong>setzen, <strong>der</strong> seit Monaten Anwälte, Ordnungsämter,<br />

Pflegestellen und Angehörige beschäftigt und das Tierheim bereits einige Tausend Euro gekostet<br />

hat.<br />

Es geht um eine Frau und ihre vier Hunde.<br />

Im Juli meldete sie sich im Tierheim<br />

Hage und kündigte an, ihre<br />

Hunde sofort auszusetzen,<br />

wenn ihr nicht geholfen und<br />

die <strong>Tiere</strong> aufgenommen werden<br />

würden. Sie wisse nicht<br />

mehr weiter.<br />

Tage später ruft die Frau erneut an, angeblich<br />

habe sie eine Arbeit und ein<br />

Haus in Aussicht und könne die Hunde<br />

dann zu sich holen. Doch b<strong>ev</strong>or sie mit<br />

erbetenem Miet- und Arbeitsvertrag ins<br />

Tierheim kommt, möchte sie mit ihren<br />

Vierbeinern spazieren gehen. In Anwesenheit<br />

ihres erstaunten Lebensgefährten<br />

lässt sie die Hunde dann von <strong>der</strong><br />

Leine und jagt sie davon. Die Kleinen<br />

kann ihr Partner noch einfangen, die<br />

großen Hunde flüchten.<br />

Die Polizei wird ins Tierheim gerufen,<br />

die emotional stark erregte Hundebe-<br />

sitzerin droht mit Selbstmord, sie wird<br />

daraufhin von einem Notarztwagen in<br />

die Klinik gebracht. Dieter<br />

Kuhn hatte selbst<br />

nach den vertriebenen<br />

Hunden gesucht und die<br />

Landwirte in <strong>der</strong> Umgebung<br />

alarmiert. Gegen Abend werden<br />

sie endlich gefunden, einer ist durch eine<br />

Beißerei leicht verletzt.<br />

Hundehalterin<br />

ohne<br />

Verantwortung<br />

Um diese vier Hunde geht es…<br />

Bis Anfang November belaufen sich die<br />

Zahlungen für den Unterhalt <strong>der</strong> vier<br />

Hunde, die das Tierheim Hage vertraglich<br />

als Pensionshunde aufgenommen<br />

hatte, auf annähernd 5.000 Euro.<br />

Alle Beteiligten, Hundeschule, Pflegestelle<br />

etc. sind sich einig, dass die Frau<br />

zu keiner verantwortungsvollen Hundehaltung<br />

fähig sei.<br />

Nachdem sie bis zur festgesetzten<br />

Frist, 15. November <strong>2011</strong>, die offenen<br />

Posten nicht beglichen hat, steht es<br />

dem Tierheim vertraglich zu, die <strong>Tiere</strong><br />

zu vermitteln.<br />

Wir würden uns sehr freuen, wenn die<br />

Hunde, die sich Menschen und Artgenossen<br />

<strong>gegen</strong>über sehr freundlich und<br />

sozial verhalten, noch die Chance auf<br />

ein schönes Zuhause bei lieb<strong>ev</strong>ollen<br />

Menschen erhalten würden.


Für diese kompliziertenKandidaten<br />

hin<strong>gegen</strong><br />

haben wir die<br />

Hoffnung auf ei-<br />

ne gute Vermittlung jedoch weitgehend<br />

aufgegeben, was nicht heißen soll, dass<br />

wir einer Vermittlung (abgesehen von<br />

Tammy) ablehnend <strong>gegen</strong>überstünden.<br />

Doch solange sich niemand ernsthaft für<br />

die Hunde interessiert, bitten wir alle<br />

Tierfreunde herzlich, uns bei <strong>der</strong> Dauerversorgung<br />

von Berber, Chicco, Tammy,<br />

Bibi (nicht abgebildet) und Bobby als Paten<br />

zu unterstützen. Die Hunde fühlen<br />

sich Tierheim weitgehend wohl, haben<br />

ihre festen Gassigänger und Freundschaften<br />

mit Artgenossen geschlossen.<br />

Woran scheitert<br />

die Vermittlung bisher?<br />

Tammy (6) ist seit 3,5 Jahren im Tierheim.<br />

Die Schäferhündin hört sehr gut,<br />

beißt Fremde jedoch ohne Vorwarnung.<br />

Da ihrem Angriff keine Drohgebärden<br />

voraus gehen, stellt ihre Vermittlung ein<br />

nicht zu unterschätzendes Risiko dar. Zu<br />

ihrer Bezugsperson,<br />

die sich ehrenamtlich<br />

um sie kümmert, hat<br />

sie ein Vertrauensverhältnis<br />

aufgebaut,<br />

ebenfalls akzeptiert<br />

sie die Tierpfleger.<br />

Chicco (7) ist ein überzeugter<br />

Jäger, <strong>der</strong> seine Leidenschaft<br />

durch unaufhörli-<br />

CHICCO ches Bellen kundtut. Der<br />

Mischling überwindet auf<br />

<strong>der</strong> Suche nach Beute jeden<br />

Zaun und ist mit ruhigen Spaziergängen nicht zufrieden zu<br />

stellen. Im Tierheim verbringt er das Frühjahr bis zum Herbst<br />

auch nachts mit einem Artgenossen im Freilauf und ist seitdem<br />

sehr viel ausgeglichener geworden.<br />

Berber (7) hat durch seinen obdachlosen Vorbesitzer gelernt,<br />

nachts auf <strong>der</strong> Hut sein zu müssen. Entsprechend greift<br />

er bei Dunkelheit jeden, oft auch die eigenen Bezugspersonen,<br />

an. Erzieherische Maßnahmen, wie bei allen vorgestellten<br />

Patenhunden, schlugen fehl.<br />

Text: Claudia Lotz<br />

Fotos: Ursula Sottmeier<br />

Unsere<br />

schwierigen<br />

Fälle ...<br />

TAMMY<br />

Bobby (4) ist ein<br />

sehr ausdruckstarker,<br />

schöner Rüde,<br />

möglicherweise<br />

ein Labradormischling.<br />

Wenige<br />

Wochen im neuen<br />

Zuhause übernimmt<br />

er konsequent<br />

die Führung<br />

und setzt diesen<br />

BOBBY<br />

Anspruch auch<br />

mit seinen Zähnen durch.<br />

T IERHEIM H AGE<br />

Wie Sie wissen, bieten wir seit Jahren neben <strong>der</strong> Sozialsprechstunde<br />

die hälftige Übernahme von Kastrationen<br />

bei Katzen an. Auch wenn <strong>der</strong>zeit die Aufnahme<br />

von (geschwächten und medizinisch aufwändig zu versorgenden)<br />

Katzen wie<strong>der</strong> zugenommen hat, sind wir doch von<br />

einem überzeugt: Unser Angebot, die Kastration von Katzen<br />

zu 50% zu übernehmen, hat viel Leid verhin<strong>der</strong>t. Es wurden<br />

weniger Kätzchen geboren und auf <strong>der</strong> Straße sich selbst<br />

überlassen.<br />

Darum unsere große<br />

Geschäftsstelle Norden<br />

Bitte an Sie: Machen<br />

Sie durch Ihre Spen- Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum<br />

den möglich, dass wir<br />

Leiter: Dieter Kuhn,<br />

weiterhin unser Ange-<br />

und Ursula Sottmeier<br />

Tel. (04933) 99 28 24, Fax 99 28 26<br />

bot aufrechterhalten<br />

Tierheim Hage<br />

können und so dazu<br />

Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage<br />

beitragen, das Katzen- Tel. (04938) 4 25, Fax 91 49 90<br />

elend dauerhaft zu<br />

Raiffeisen-Volksbank<br />

verringern. Ohne Ihre Fresenae.G.Norden, BLZ 283 615 92<br />

Unterstützung geht es<br />

Konto 6302020300<br />

dabei nicht! Das Tier-<br />

www.tierheim-hage.de<br />

heim erwirtschaftet<br />

keine Überschüsse und ist bei seiner wichtigen Tierschutzarbeit<br />

und schnellen, meist lebensrettenden Hilfe für <strong>Tiere</strong> auf<br />

Sie angewiesen. Wir danken Ihnen im Namen <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>.<br />

BERBER<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

29


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

30<br />

K ATZENHAUS<br />

"Wenn Goliath nicht seinen über alles geliebten Bru<strong>der</strong> gehabt<br />

hätte", sagt Silvia Koch, "wäre er gestorben." Dass tiefe<br />

Bindungen zu einem an<strong>der</strong>en Tier vierbeinigen Patienten so<br />

viel Kraft geben können, dass sie auch mit schweren Erkrankungen<br />

fertig werden, hat die Mitarbeiterin des Katzenhauses<br />

in <strong>der</strong> Vergangenheit schon öfter erlebt. Nicht jedoch,<br />

dass ein kleiner Kater fast an Morbus Crohn verendet...<br />

Im Juli werden im Katzenhaus<br />

drei schwarze Kater abgegeben.<br />

Sie sind sechs Wochen alt und<br />

haben - wie so oft bei ausgesetzten<br />

Welpen und Jungtieren -<br />

schweren Katzenschnupfen.<br />

Goliath, ohnehin <strong>der</strong> schwächste<br />

<strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>, scheint an <strong>der</strong><br />

Erkrankung fast zu Grunde zu<br />

gehen. Um ihm überhaupt eine<br />

Überlebenschance zu geben,<br />

holt Silvia Koch das zierliche<br />

Tierchen zu sich in die Wohnung<br />

und betreut es intensiv. Da sie<br />

Die Geschichte von zwei ungleichen<br />

Brü<strong>der</strong>n<br />

David<br />

Aus <strong>der</strong> biblischen<br />

Geschichte kennen<br />

wir den legendären<br />

Kampf<br />

von David<br />

<strong>gegen</strong><br />

Goliath.<br />

Der junge Hebräer<br />

David besiegt im Zweikampf den<br />

Riesen Goliath aus dem Reich <strong>der</strong> Philister,<br />

<strong>der</strong> die Israeliten herausgefor<strong>der</strong>t hatte.<br />

Goliath von Gat soll <strong>der</strong> Überlieferung zufolge zwischen zwei und drei Meter groß gewesen sein -<br />

unser Goliath hin<strong>gegen</strong> ist mit fünf Monaten noch so klein und leicht wie ein acht Wochen altes<br />

Kätzchen. Und David ist nicht sein unerschrockener Gegner, son<strong>der</strong>n sein Bru<strong>der</strong>, großer Freund<br />

und Lebensretter.<br />

gerade Urlaub hat, ist ihr die fast 24-stündige Versorgung<br />

des kleinen Patienten möglich.<br />

Nach 14 Tagen scheint Goliath über den Berg, doch dann<br />

setzt ein Durchfall ein, wie ihn die erfahrene Tierpflegerin<br />

noch bei keinem Tier beobachtet hat.<br />

Der immer schwächer werdende Kater verliert den Kot unverdaut<br />

und flüssig wie Wasser, sobald er sich bewegt o<strong>der</strong><br />

vom Boden gehoben wird. Jedes Futter,<br />

das er zu sich nimmt, verlässt den Körper,<br />

ohne ihm die wichtigen Nährstoffe<br />

zuzuführen. Entsprechend treten starke<br />

Mangelerscheinungen auf. Goliath<br />

wächst einfach nicht mehr, seine<br />

Schnurrhaare brechen und in seinem<br />

Fell zeigen sich weiße Flecke, Pigmentstörungen.<br />

Der kleine Goliath auf seinem Krankenlager<br />

rettet<br />

Goli<br />

Wochen geht das so. Einzig die Elektrolyte,<br />

zugeführt über das Trinkwasser, halten<br />

den Kater am Leben und <strong>der</strong> Kontakt<br />

zu David. Nachdem auch das dritte Brü-


<strong>der</strong>chen kurz nach <strong>der</strong> Ankunft verstarb,<br />

hatte Silvia Koch David aus<br />

dem Katzenhaus in ihre Wohnung<br />

geholt, um dem kleinen Patienten<br />

Geborgenheit durch die Anwesenheit<br />

eines Artgenossen zu geben.<br />

Und über Wochen gibt es auch keine<br />

Diagnose,<br />

die Tierärzte<br />

tappen im Dunkeln.<br />

Goliath hat keine Infektion, keine<br />

Parasiten und keine Futtermittelun-<br />

ath<br />

verträglichkeit - und wird doch scheinbar<br />

von einer verborgenen Erkrankung<br />

geradezu aufgezehrt. Wenige hun<strong>der</strong>t<br />

Gramm wiegt das Tier noch, und man legt Silvia Koch nahe,<br />

Goliath einzuschläfern. Doch so lange <strong>der</strong> Kater und mit ihm<br />

sein schwarzer Bru<strong>der</strong> David um das schwache Flämmchen<br />

Leben ringen, das noch in Goliath flackert, gibt auch die Katzenhausmitarbeiterin<br />

nicht auf.<br />

Nach zehn Wochen, in denen Silvia Koch das Katerchen nur<br />

mit den Elektrolyten über Wasser hält, kommt die erklärende<br />

Diagnose: Goliath leidet an Morbus Crohn, einer entzündlichen<br />

Erkrankung, die alle Abschnitte des Verdauungstraktes<br />

erfassen kann und sich im Fall des Katers als<br />

chronische Dickdarmentzündung manifestiert hat.<br />

Das Medikament, das in <strong>der</strong> Humanmedizin bei entsprechenden<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong>n eingesetzt wird, schlägt bei Goli-<br />

WIR BRAUCHEN IHRE HILFE!<br />

MORITZ<br />

Während Goliath seinen<br />

Tiefpunkt überwunden<br />

hat, ist Kater<br />

Willi das nächste große<br />

Sorgenkind. Der<br />

Vierjährige wurde Anfang<br />

Oktober mit<br />

dem acht Jahre alten<br />

Kater Moritz abgegeben,<br />

weil ihre Besitzerin<br />

ins Ausland zog und die <strong>Tiere</strong> nicht mitnehmen konnte.<br />

Die Trennung vom alten<br />

Zuhause und die<br />

Eingewöhnung ins Katzenhaus<br />

fiel Beiden<br />

sichtlich schwer. Sie<br />

blieben schreckhaft,<br />

fraßen kaum und wirkten<br />

sehr unglücklich in<br />

<strong>der</strong> neuen, ungewohn-<br />

ath schnell an. Der Darm beruhigt sich, und sein Körper kann<br />

endlich das Futter verwerten, das zuvor ungenutzt ausgeschieden<br />

wurde. Mit <strong>der</strong> einsetzenden Nährstoffversorgung<br />

kehrt auch seine Kraft zurück, die er nun in spielerischen Balgereien<br />

mit David erprobt.<br />

"Goliath "kämpft" wie ein Großer", sagt Silvia Koch, die überglücklich<br />

über die Fortschritte ihres ehemaligen Patienten ist.<br />

Zwar wiegt <strong>der</strong> schwarze Kater erst die Hälfte seines Bru<strong>der</strong>s<br />

und muss auch beim Wachsen noch ordentlich zulegen, aber<br />

die Entwicklung geht unaufhörlich bergauf.<br />

"Ich bin froh", fährt die bmt-Mitarbeiterin fort, "dass ich auf<br />

mein Herz gehört und nicht aufgegeben habe. Ich habe auch<br />

in den schwächsten Stunden Goliaths Lebenswillen gespürt -<br />

und nun hoffe ich, dass die beiden Freunde ein wun<strong>der</strong>bares<br />

Zuhause finden.<br />

Es braucht nicht extra betont zu werden, dass die Brü<strong>der</strong> nur<br />

gemeinsam vermittelt werden.<br />

ten Umgebung.<br />

Und nun scheint<br />

sich <strong>der</strong> grau-weiß<br />

getigerte Kater<br />

Willi aufzugeben.<br />

Er verweigert das<br />

Futter, und seine<br />

Temperatur ist auf<br />

36 Grad gesunken.<br />

Willi sitzt in<br />

seiner Box unter<br />

L UTTERTAL<br />

Endlich gesund - jetzt muß Goliath nur noch kräftig wachsen.<br />

Gegen seinen Bru<strong>der</strong> David ist er noch eine halbe Portion.<br />

WILLI<br />

"Katzenhaus Luttertal"<br />

Luttertal 79, 37075 Göttingen<br />

Leiterin (GSt): Gabriele Missalla<br />

(06678) 91 85 67<br />

Leiterin (TH): Monika Bossmann<br />

Tel. (0551) 2 28 32<br />

Postbank Hannover,<br />

BLZ 250 100 30, Konto 732 223 06<br />

www.katzenhaus-luttertal.de<br />

<strong>der</strong> Rotlichtlampe - und wir hoffen alle sehr, dass er wie<strong>der</strong><br />

genesen wird.<br />

Im nächsten "Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>" werden wir Ihnen berichten, ob<br />

<strong>der</strong> Kater es geschafft hat. Gerne können Sie natürlich schon<br />

vorab Kontakt zu uns aufnehmen, sei es, weil Sie einen unserer<br />

Schützlinge kennen lernen o<strong>der</strong> unsere Hilfe für Katzen<br />

mit einer Spende o<strong>der</strong> Mitgliedschaft unterstützen möchten.<br />

Text und Fotos: Karsten Plücker<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

31


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

32<br />

Berufsbetreuer<br />

von hilfsbedürftigen<br />

Menschen:<br />

Kassel, 07.04.<strong>2011</strong>, 14:00 Es klingelt an unserer Haustür. Der Amtstierarzt<br />

steht mit einem Hund, einem Nymphensittich und einem Kaninchen<br />

vor <strong>der</strong> Tür. Alle <strong>Tiere</strong> befinden sich in einem erbarmungswürdigen<br />

Zustand. Der 12jährige Mischlingsrüde Lord hat einen<br />

faustgroßen Hodentumor, eingewachsene Krallen, Geschwüre am<br />

Darm und - wie sich beim späteren Röntgen herausstellt - innerlich<br />

Metastasen und Spondylosen. Der Pflegezustand des Kaninchens lässt<br />

zu wünschen übrig, und <strong>der</strong> Nymphensittich ist stellenweise kahl und<br />

hat sich blutig gerupft. Bil<strong>der</strong>, die man in Deutschland heutzutage eigentlich<br />

nicht mehr erwartet.<br />

Unser erster Gedanke war, dass <strong>der</strong><br />

Hund wohl irgendwo in einem Verschlag<br />

bei Tierquälern gehalten wurde.<br />

Tatsächlich lebte er bei einem 84jährigen<br />

Mann und dessen Sohn in einer<br />

Dreizimmerwohnung. Die beiden Männer<br />

waren nicht in <strong>der</strong> Lage, sich selbst<br />

zu versorgen und standen deshalb unter<br />

Aufsicht eines Berufsbetreuers. Wer<br />

jetzt jedoch denkt, dass <strong>der</strong> Betreuer<br />

erst seit kurzem dort tätig war und das<br />

Veterinäramt über den schlechten Allgemeinzustand<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> verständigt<br />

hat, <strong>der</strong> irrt. Die Anzeige kam von aufmerksamen<br />

Nachbarn, <strong>der</strong> Betreuer<br />

fühlte sich für die <strong>Tiere</strong> nicht zuständig.<br />

Ein Einzelfall? Keinesfalls! Allein im ersten<br />

Halbjahr <strong>2011</strong> haben wir 102 <strong>Tiere</strong><br />

von Menschen aufgenommen, die<br />

unter gesetzlicher Betreuung standen.<br />

Im Februar wurden wir zu einem Fall gerufen,<br />

wo ein betreutes junges Paar über<br />

90 Wüstenrennmäuse in einer Zweizimmerwohnung<br />

hielt. Auch diese <strong>Tiere</strong><br />

waren lei<strong>der</strong> in einem sehr schlechten<br />

Pflegezustand, unkastriert und nicht<br />

nach Geschlechtern getrennt. Sie wiesen<br />

schwere Bissverletzungen auf und<br />

mussten in zu kleinen Käfigen mit nicht<br />

artgerechter Ausstattung leben.<br />

Für <strong>Tiere</strong><br />

nicht zuständig?<br />

56 Rennmäuse wurden dem Tierheim<br />

übereignet, die restlichen <strong>Tiere</strong> durften<br />

auf Betreiben des Betreuers dann dort<br />

bleiben. Je<strong>der</strong> kann sich vorstellen, wie<br />

rasant sich diese <strong>Tiere</strong> vermehren, unter<br />

welchen Umständen sie hausen<br />

müssen, und es stellt sich die Frage,<br />

wann <strong>der</strong> nächste Notruf bei uns eingeht.<br />

GSt u. TH "Wau-Mau-Insel"<br />

Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel<br />

Leiterin (GSt): Petra Hollstein<br />

Leiter (TH): Karsten Plücker<br />

Tel. (0561) 86 15 680, Fax 86 15 681<br />

Kasseler Sparkasse,<br />

BLZ 520 503 53,<br />

Konto 70 700<br />

www.wau-mau-insel.de<br />

Auch Filou, ein neunjähriger, absolut<br />

liebenswerter und sehr verträglicher<br />

Lurcher-Mischling, und Katze Rosamunde,<br />

eine zweijährige schüchterne<br />

Schildpatt-Schönheit lebten bei Menschen,<br />

die unter gesetzlicher Betreuung<br />

standen. In beiden Fällen waren die<br />

<strong>Tiere</strong> während <strong>der</strong> Abwesenheit des<br />

Halters tagelang unversorgt in <strong>der</strong>en<br />

Wohnung zurückgelassen worden.<br />

Wussten die Betreuer nichts von dem<br />

Krankenhausaufenthalt<br />

o<strong>der</strong> von den <strong>Tiere</strong>n ihrer<br />

Klienten? Nur dank <strong>der</strong><br />

Anzeigen aufmerksamer<br />

Nachbarn beim Veterinäramt<br />

wurden die <strong>Tiere</strong> sichergestellt<br />

und zu uns gebracht.<br />

Es stellt sich hier natürlich<br />

die grundsätzliche Frage, ob<br />

es nicht auch zu den Aufgaben/Pflichten<br />

eines Betreuers<br />

gehört, sich um die Haustiere<br />

seiner Klienten zu kümmern.<br />

Die Internetrecherche<br />

brachte zum Stichwort `Gesetzlicher<br />

Betreuer und<br />

Haustier´ keine Ergebnisse.<br />

Aber es ist Pflicht des Betreuers,<br />

sich um die Gesundheit<br />

des Klienten zu<br />

kümmern, und ein verflohter<br />

und verwurmter Hund ist<br />

nicht gerade för<strong>der</strong>lich für<br />

die Gesundheit des Besitzers.<br />

Ebenso soll <strong>der</strong> Betreuer<br />

dessen Angelegenheiten<br />

zu dessen Wohl erledigen<br />

und in diesem Rahmen<br />

dafür Sorge tragen,


dass <strong>der</strong> Betreute so weit wie möglich ein Leben nach eigenen<br />

Wünschen und Vorstellungen gestalten kann. Gehört ein<br />

vierbeiniger Freund nicht ebenso dazu wie beispielsweise die<br />

Wahl des Aufenthaltsortes?<br />

Es spricht grundsätzlich nichts da<strong>gegen</strong>, dass Menschen, die<br />

unter Betreuung stehen, auch Haustiere halten. Dies erfor<strong>der</strong>t<br />

aber aus unserer Sicht ganz klar, dass <strong>der</strong> Betreuer<br />

dann auch auf das Wohlergehen<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> achtet und<br />

nicht durch Untätigkeit und<br />

Vernachlässigung den <strong>Tiere</strong>n<br />

unnötig Schmerzen und Leiden<br />

zufügt.<br />

Gerade weil die Fälle, in<br />

Zu spät:<br />

Lord verstarb<br />

kurz<br />

nach seiner<br />

Rettung an<br />

den Folgen<br />

seiner<br />

Erkrankung<br />

denen ein Betreuerzugewiesen<br />

wird, stetig<br />

ansteigen, ist es<br />

nach unserer<br />

Auffassung<br />

mehr als zwingen<strong>der</strong>for<strong>der</strong>lich,<br />

hier entsprechende<br />

gesetzliche Regelungen<br />

zu finden,<br />

um das Wohlergehen<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

sicherzustellen.<br />

Man fragt sich<br />

auch, warum ein<br />

Betreuer überhaupt<br />

die Betreuung eines<br />

Menschen mit Haustieren<br />

übernimmt, wenn er sich<br />

nicht um <strong>Tiere</strong> kümmern<br />

will.<br />

Am 09.06.<strong>2011</strong> klingelt<br />

wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Amtstierarzt.<br />

Diesmal bringt er einen<br />

Kanarienvogel in<br />

einem völlig verdreckten<br />

Käfig, <strong>der</strong> bei demselben<br />

Halter sichergestellt<br />

wurde, von dem auch unser Mischlingsrüde<br />

Lord kam. Der Betreuer<br />

wusste wie<strong>der</strong> einmal nicht<br />

Bescheid. Dem kleinen Lord konnten<br />

wir aufgrund <strong>der</strong> schweren<br />

Erkrankung nur noch vier Wochen<br />

FILOU<br />

ROSAMUNDE<br />

TH WAU-MAU-INSEL<br />

Liebe, Fürsorge und<br />

Geborgenheit schenken,<br />

b<strong>ev</strong>or er lei<strong>der</strong><br />

an den Folgen seiner<br />

Krankheit starb.<br />

Ich persönlich habe<br />

bereits vorgesorgt<br />

In diesem Käfig wurde <strong>der</strong><br />

und meine Betreuung<br />

Nymphensittich gehalten!<br />

im Bedarfsfall aufgrund<br />

meiner Erfahrungen geregelt und hier gezielt Menschen<br />

eingesetzt, denen ich und meine <strong>Tiere</strong> vertrauen können.<br />

Ich kann jedem Tierbesitzer nur empfehlen, eine<br />

schriftliche Betreuungsverfügung zu hinterlegen.<br />

Treffen Sie somit rechtzeitig Vorkehrungen,<br />

wer Sie und Ihre Haustiere<br />

versorgen soll, falls Sie dazu selbst<br />

nicht mehr in <strong>der</strong> Lage sein sollten. So<br />

mancher Betreuer o<strong>der</strong> Erbe klopfte<br />

an unsere Haustür, um die Haustiere<br />

loszuwerden, da war <strong>der</strong> Betreute gerade<br />

unter Vormundschaft bzw. noch<br />

nicht einmal unter <strong>der</strong> Erde.<br />

So mancher Tierfreund würde sich<br />

übrigens im Grabe umdrehen, wenn<br />

er wüsste, was mit seinen <strong>Tiere</strong>n geschieht,<br />

sobald er sich nicht mehr um<br />

sie kümmern kann.<br />

Weitere Informationen finden Sie beim<br />

<strong>Bund</strong>esministerium <strong>der</strong> Justiz unter<br />

dem Stichwort Betreuungsrecht unter<br />

www.bmj.de<br />

Text und Fotos: Claudia Bioly<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

33


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

34<br />

F RANZISKUS-TH<br />

Experten gehen davon aus, dass die<br />

Zahl <strong>der</strong> pro Jahr nach Deutschland<br />

importierten Rassewelpen in die Hun<strong>der</strong>ttausende<br />

geht. Das zeigt, wie groß<br />

dieser Markt ist. Und wie viele Menschen<br />

sich einen Hund anschaffen. Ungefähr<br />

70 Prozent aller Hunde in<br />

Deutschland sind Rassehunde.<br />

Die Massenware Hund wird in Zuchtfabriken<br />

am Fließband produziert. Die<br />

Zustände, die in <strong>der</strong> Massentierhaltung<br />

herrschen, sind bekannt. Der Profit, <strong>der</strong><br />

sich damit machen lässt, ist genauso<br />

groß wie das Elend <strong>der</strong> vierbeinigen<br />

Gebärmaschinen. Eine ganze Industrie<br />

lebt davon, dass die "Geiz ist geil"-<br />

Mentalität auch vor dem besten Freund<br />

des Menschen nicht halt macht. Der<br />

Vermarktung <strong>der</strong> vierbeinigen Ware<br />

haben sich durch das Internet ungeahnte<br />

Möglichkeiten eröffnet. Alleine<br />

unter Tiermarkt.de werden an einem<br />

einzigen Tag 8322 Rassehunde und<br />

3057 Mischlinge von Privat o<strong>der</strong> ge-<br />

Ein Blick ins Internet genügt. Während in den Tierheimen<br />

in Hamburg rund 400 Hunde manchmal<br />

Jahre auf ein neues Zuhause warten, werden auf<br />

verschiedenen Seiten im Internet rund um die Hansestadt<br />

täglich über 2000 Vierbeiner zum Kauf angeboten.<br />

Allein in Hamburg:<br />

werblich zum Verkauf angeboten. Die<br />

Gewinne, die hier erzielt werden, gehen<br />

in die Millionen.<br />

Der Hundehandel<br />

über das Internet<br />

stellt auch die Tierheime<br />

vor massive<br />

Probleme. Wer will<br />

schon einen Mischlingshund<br />

mit<br />

Macken aus dem<br />

Tierheim, wenn<br />

man einen süßen<br />

Mischlingswelpen<br />

zum Dumpingpreis angeboten bekommt?!<br />

Am besten noch mit Lieferung<br />

"frei Haus"! Und es sind nicht die kleinen,<br />

netten, verträglichen unkomplizierten<br />

<strong>Tiere</strong>, die im Tierheim abgegeben<br />

werden. Für die findet sich im<br />

Internet schon jemand, <strong>der</strong> sie kauft.<br />

Bei uns landen diejenigen Vierbeiner,<br />

die man nicht zu Geld machen kann.<br />

Franziskus-Tierheim<br />

Geschäftsstelle Hamburg<br />

Lokstedter Grenzstr. 7, 22527 Hamburg<br />

Leiter: Frank Weber<br />

Tel. GSt (040) 55 49 28 - 34, Fax -32<br />

Tel. Tierheim (040) 55 49 28 37<br />

Haspa, BLZ 200 505 50,<br />

Konto 1049220799<br />

2000<br />

Oft, weil sie schon mehrfach über das<br />

Internet verhökert worden sind. Mindestens<br />

einmal pro Woche hören wir die<br />

gleiche Geschichte:<br />

www.franziskustierheim.de<br />

Man(n) hat den<br />

Hund übers Internet<br />

gekauft, kommt mit<br />

ihm nicht zurecht,<br />

ist schon <strong>der</strong> vierte<br />

Besitzer - und nun<br />

will ihn keiner haben.<br />

Wann kann er<br />

in Tierheim aufgenommen<br />

werden?<br />

Bezeichnen<strong>der</strong>weise sind es selten Rassehunde,<br />

die im Tierheim abgegeben<br />

werden. Wenn, dann sind es fast immer<br />

"schwierige" Fälle (s. Kasten). An Staffordshire,<br />

Rottweiler, Dobermann,<br />

Schäferhund und Herdenschutzhunden<br />

herrscht meistens kein Mangel. An guten<br />

Interessenten, die mit solchen Hunden<br />

umgehen können, aber schon.<br />

DER


Was nur noch sehr selten im Tierheim abgegeben wird, sind<br />

gesunde, sozialverträgliche und freundliche Hunde. Und<br />

eben diese Hunde sind es, die sich <strong>der</strong> normale Hundehalter<br />

gerne in seine Familie holen würde. Wohin kann man<br />

denn eine sympathische Familie mit netten Kin<strong>der</strong>n schicken<br />

wenn man im Tierschutz keinen geeigneten Hund hat? Soll<br />

man ihnen sagen, sie sollen sich mal im Internet umschauen<br />

o<strong>der</strong> besser gleich beim nächsten Hundehändler - da ist es<br />

billiger?<br />

Und gleichzeitig sitzen in den Tierheimen und Tötungsstationen<br />

im uns umgebenden Europa Tausende von armen Seelen<br />

unter erbarmungswürdigen und lebensbedrohlichen Bedingungen.<br />

Darunter Hun<strong>der</strong>te unkomplizierte freundliche<br />

<strong>Tiere</strong>, die in ihren Herkunftslän<strong>der</strong>n ein grausamer und<br />

schmerzhafter Tod erwartet.<br />

Da wun<strong>der</strong>t man sich immer wie<strong>der</strong> über die Argumentation,<br />

wegen dieser Hunde würden die deutschen Hunde im Tierschutz<br />

kein Zuhause finden. Das ist definitiv ein Trugschluss.<br />

In <strong>der</strong> Realität ist das Gegenteil <strong>der</strong> Fall. Wenn man nette, gut<br />

vermittelbare Hunde aus dem seriös praktizierten Auslandstierschutz<br />

hat, kommen wesentlich mehr Interessenten in die<br />

Vermittlung. Wie die Erfahrung zeigt, erhöht das definitiv<br />

auch die Chancen <strong>der</strong> "schwierigeren" Hunde, unter diesen<br />

tierlieben Menschen ein neues Herrchen zu finden.<br />

Das Problem sind nicht die von anerkannten Tierschutzorganisationen<br />

eingeführten Auslandshunde, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> im<br />

Internet völlig unkontrolliert ablaufende Hundehandel durch<br />

gewerbliche und "pseudo" private Geschäftemacher. Diesen<br />

Leuten geht es nur ums Geld - uns geht es um die <strong>Tiere</strong>.<br />

F RANZISKUS-TH<br />

Hunde täglich im Angebot!<br />

HUNDEHANDEL IM INTERNET UND SEINE FOLGEN<br />

Bor<strong>der</strong> Collie Sam (links) hat nach neun Vorbesitzern<br />

endlich ein Zuhause gefunden<br />

Und das ist die Verpflichtung, die wir als Tierschützer eingegangen<br />

sind - für setzen uns für Not leidende <strong>Tiere</strong> ein, egal,<br />

wo sie in Not sind.<br />

Sam und Joker<br />

Zwei Beispiele von vielen<br />

Der Bor<strong>der</strong> Collie auf den Bil<strong>der</strong>n heißt Sam. Er hatte mit einem<br />

Jahr bereits neun (!) Vorbesitzer, die sich offensichtlich<br />

wenig mit <strong>der</strong> Rasse auseinan<strong>der</strong>gesetzt hatten. Bor<strong>der</strong> Collies<br />

sind Arbeitshunde, die körperlich und geistig ausgelastet<br />

werden müssen. Doch ungeachtet dieser genetischen Vorbedingungen<br />

schaffen sich viele Menschen Bor<strong>der</strong> Collies an,<br />

weil sie schöne <strong>Tiere</strong> sind und darüber hinaus als äußerst intelligent<br />

gelten.<br />

Sam stellte sich im Franziskus Tierheim als sehr folgsam, lernwillig<br />

und überaus freundlich <strong>gegen</strong>über Mensch und Tier heraus.<br />

Der einjährige Rüde hat nach vier Wochen Tierheimaufenthalt<br />

nun bei Menschen ein Zuhause gefunden, die mit <strong>der</strong><br />

Rasse vertraut sind und aus Erfahrung wissen, wie viel Arbeit<br />

es bedeutet, einen Bor<strong>der</strong> Collie artgerecht auszulasten.<br />

Sams Spielkamerad heißt Joker und ist ein Malinois. Er wurde<br />

im Alter von zehn Wochen als Fundhund abgegeben. Ein<br />

Malinois gehört in fachkundige Hände, denn die Rasse gilt<br />

als sehr arbeitsfreudig und temperamentvoll. Für Joker konnten<br />

wir nach zwei Monaten ebenfalls verantwortungsvolle<br />

und erfahrene Hundehalter finden.<br />

Text: Frank Weber<br />

Fotos: Birte Peters,<br />

www.birte-peters.com<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

35


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

36<br />

T IERSCHUTZZENTRUM<br />

Sie haben die<br />

Hölle<br />

Hölle<br />

Das bmt-Tierschutzzentrum ist die erste<br />

Anlaufstelle in Deutschland für die<br />

Hunde aus unserem Partnertierheim im<br />

rumänischen Brasov. Im dortigen Tierheim<br />

kümmert man sich um die medizinische<br />

Versorgung, Impfung, Kastration<br />

und - soweit zeitlich möglich - auch<br />

schon um eine positive Kontaktaufnahme<br />

zum Menschen, geht mit den Hunden<br />

spazieren und lässt sie unter Aufsicht<br />

mit Artgenossen spielen.<br />

Englische Verhaltenstrainer sind mehrfach im Jahr im Tierheim Brasov, um sich mit den schwierigen Hunden<br />

zu beschäftigen. Doch den Sprung nach vorne zum geliebten Familienhund können diese <strong>Tiere</strong> erst wirklich<br />

bei uns in Deutschland machen.<br />

Wir, die Mitarbeiter aus dem Tierschutzzentrum,<br />

werden immer wie<strong>der</strong><br />

in unserer Ansicht bestärkt, dass viele<br />

rumänische Hunde einen Besitzer gehabt<br />

haben müssen. Sie waren nur zur<br />

falschen Zeit am falschen Ort, als die<br />

Hundefänger kamen und erbarmungslos<br />

Jagd auf sie machten.<br />

Diese Zeiten des Schreckens sind glücklicherweise<br />

vorbei. Nun bergen Tierschutzmitarbeiter<br />

die <strong>Tiere</strong> vor Ort und<br />

prüfen gleich, ob sie einen Besitzer haben.<br />

Es wird allerdings aus logistischen<br />

Gründen noch eine Weile dauern, bis<br />

wir allen Hunden, die die Hölle in <strong>der</strong><br />

städtischen Tötungsanlage Stupin<br />

überstanden haben und <strong>der</strong>zeit im<br />

hinter sich<br />

UND WOLLEN DEN MENSCHEN<br />

DOCH WIEDER VERTRAUEN!<br />

Flori<br />

Tierheim Brasov versorgt werden, ein<br />

schönes neues Zuhause geben können.<br />

Wenn die Hunde zu uns nach Pfullingen<br />

kommen, leben sie eigentlich<br />

schon nach wenigen Stunden sichtlich<br />

auf. Gutes Futter und Zuwendung bewirken<br />

Wun<strong>der</strong>; Halsband und Leine<br />

kennen die wenigsten und müssen erst<br />

daran gewöhnt werden und lernen,<br />

dass diese Dinge nicht gefährlich, son<strong>der</strong>n<br />

nur nützlich sind. Interessanterweise<br />

geht auch das oft in ganz kurzer<br />

Zeit.<br />

Viele <strong>Tiere</strong>, die von den Hundefängern<br />

mit <strong>der</strong> Betäubungspistole geschossen<br />

wurden, verkriechen sich, wenn man<br />

eine Kamera auf sie richtet, dies wird


Lola<br />

auf Fotos beson<strong>der</strong>s deutlich. An<strong>der</strong>e<br />

ziehen sich, sobald Besucher vor den<br />

Zwingern stehen, lieber in ihre geheizten<br />

Innenräume mit den gemütlichen<br />

Körbchen zurück. Manche wollen ihr<br />

"Fünf- Sterne-Hotel" nicht einmal für einen<br />

Spaziergang verlassen - deshalb<br />

muss <strong>der</strong> Übergang in die neue Familie,<br />

ohne längeres Probieren im Tierheim,<br />

zügig erfolgen.<br />

Nach <strong>der</strong> Vermittlung ist die Situation<br />

ähnlich: Bloß nicht zu weit weg von <strong>der</strong><br />

Wohnung! Wir raten den neuen Besitzern:<br />

Bitte lasst diesen Hunden Zeit,<br />

Neues zu erkunden. Nach drei Schultagen<br />

kann auch kein Kind lesen. Erwartet<br />

bitte auch nicht, dass ein rumänischer<br />

Hund am ersten Tag freiwillig in<br />

ein Auto steigt, schließlich musste er<br />

Tierschutzzentrum<br />

Pfullingen<br />

Gönninger Straße 201,<br />

72793 Pfullingen<br />

Leiter (GSt): Dr. Uwe Wagner<br />

Tel. (07121) 820 17 -0, Fax -18<br />

Leiterin (TH): Petra Zipp<br />

Tel. (07121) 820 17 20<br />

Kreissparkasse Reutlingen,<br />

BLZ 640 500 00, Kto. 75 7889<br />

www.tierschutz-bmt-bw.de<br />

diesen "gefährlichen Objekten" blitzschnell<br />

ausweichen, um zu überleben.<br />

Nach kurzer Zeit werden die meisten<br />

Hunde aber begeisterte Mitfahrer, weil<br />

sie das Autofahren mit schönen Erfahrungen<br />

verknüpfen.<br />

Das Geheimrezept für die neuen Besitzer<br />

heißt: Geduld und Liebe!<br />

Positives Merkmal vieler rumänischer<br />

Hunde ist ihre Sozialverträglichkeit und<br />

ihre Liebe zu Kin<strong>der</strong>n, denn von den<br />

Jüngsten wurden sie in ihrer Heimat oft<br />

gefüttert und gestreichelt. Bei Männern<br />

zeigen die Vierbeiner am Anfang oft<br />

Unsicherheit, weil sie fast alle mit (eben<br />

männlichen) Hundefängern Erfahrung<br />

gemacht haben.<br />

Unsere Mischlingshündin Bibi hat zum<br />

Beispiel Vorbehalte bei Männern,<br />

die sich nach kurzer Zeit aber legen.<br />

Lei<strong>der</strong> fehlte hier bis-<br />

lang die notwendige<br />

Gelassenheit bei Interessenten.<br />

Für Bibi wünschen wir<br />

uns ein sehr geduldiges<br />

ruhiges Herrchen, das<br />

zunächst nichts von ihr<br />

erwartet und ihr Zeit<br />

lässt. Ein souveräner<br />

Ersthund in ihrem neuen<br />

Zuhause wäre eine<br />

große Hilfe für das Einleben.<br />

Ähnlichkeiten im Wesen<br />

zeigen Mandy (großes<br />

Bild), Lola und Flori.<br />

Sie alle und viele mehr<br />

warten im bmt Tierschutzzentrum<br />

auf Tierfreunde,<br />

denen es nicht<br />

um Rasse o<strong>der</strong> den<br />

"perfekten Hund" geht,<br />

son<strong>der</strong>n die einen echten<br />

Freund suchen und<br />

dabei auch noch ein<br />

gutes Werk tun möchten.<br />

Für alle, die ihren Hund<br />

P FULLINGEN<br />

verloren haben und denen es heute<br />

noch unmöglich scheint, den leeren<br />

Platz eines Tages wie<strong>der</strong> zu besetzen,<br />

sei das Testament eines Hundes von<br />

Margaret Trowton ans Herz gelegt.<br />

TESTAMENT EINES HUNDES<br />

Bibi<br />

Wenn Menschen sterben, machen sie<br />

ein Testament,<br />

um ihr Heim und alles, was sie haben<br />

denen zu hinterlassen, die sie lieben.<br />

Ich würde auch solch´ ein Testament machen,<br />

wenn ich schreiben könnte.<br />

Einem armen, sehnsuchtsvollen, einsamen<br />

Streuner würde ich mein glückliches Zuhause<br />

hinterlassen, meinen Napf, mein kuscheliges Bett,<br />

mein weiches Kissen, mein Spielzeug<br />

und den so geliebten Schoß,<br />

die sanft streichelnde Hand,<br />

die lieb<strong>ev</strong>olle Stimme,<br />

den Platz, den ich in jemandes Herzen hatte,<br />

die Liebe, die mir zu guter Letzt<br />

zu einem friedlichen<br />

und schmerzfreien Ende helfen wird,<br />

gehalten im liebenden Arm.<br />

Wenn ich einmal sterbe, dann sag' bitte<br />

nicht: "Nie wie<strong>der</strong> werde ich ein Tier haben -<br />

<strong>der</strong> Verlust tut viel zu weh."<br />

Such´ Dir einen einsamen, ungeliebten Hund<br />

aus und gib' ihm meinen Platz.<br />

Das ist mein Erbe.<br />

Die Liebe, die ich zurück lasse, ist alles<br />

was ich geben kann.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

37


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

38<br />

G ST NRW<br />

Es gibt sie noch!<br />

“Nach nunmehr 18 Jahren - davon 15 Jahren beim bmt - ehrenamtlicher<br />

Tierschutzarbeit, hauptsächlich Vermittlung von Hunden,<br />

kann ich sagen - es gibt sie noch. Gäbe es sie nicht mehr,<br />

könnte ich diese Arbeit, die neben einem Vollzeit-Beruf mein<br />

Denken und Handeln ausfüllt, nicht machen. “<br />

Mechthild Sody, die für den bmt Pflegestellen im Hunsrück betreut,<br />

erklärt, warum die Vermittlung oft so schwierig ist. Schwierig,<br />

weil die Ansprüche <strong>der</strong> Menschen an ihre neuen Hausgenossen<br />

häufig so hoch sind, dass die Hunde ihnen kaum genügen<br />

können - aber glücklicher Weise gibt es sie noch!<br />

B<strong>ev</strong>or ich das Geheimnis lüfte, wer sie<br />

sind, hier einige Gedanken über meine<br />

Tierschutzarbeit. Man ist ständig<br />

konfrontiert mit dem schlimmstem <strong>Tiere</strong>lend<br />

und grausamen Untaten, verursacht<br />

durch uns Menschen. Im In- und<br />

Ausland.<br />

Aber auch die großen und kleinen Dramen<br />

um die Ecke. Das alte Pudelchen,<br />

dass man nach dem Tod <strong>der</strong> Oma, die<br />

man reichlich beerbt hat, schnellstens<br />

an den Tierschutz abgeben will, und<br />

weil da nicht sofort ein Platz frei ist, mit<br />

fadenscheinigen Begründungen einschläfern<br />

lässt. Die vielen Familien, die<br />

auseinan<strong>der</strong> gehen und von Streitigkeiten<br />

traumatisierte Hunde hinterlassen.<br />

Den 15jährigen Mischling, <strong>der</strong> von<br />

Welpenzeit an in <strong>der</strong> Familie gelebt hat,<br />

mit den Kin<strong>der</strong>n groß geworden ist -<br />

und dann hat Papa eine neue Frau gefunden<br />

und niemand will ihn mehr.<br />

Den 13jährigen Collie, den man nicht<br />

mehr halten kann, weil man durch einen<br />

Unfall "gelähmt" ist, aber einige<br />

Wochen später nach einem jungen<br />

Hund fragt.<br />

Vergleichbar harmlos <strong>gegen</strong> die fast<br />

nicht zu ertragenden Tierquälereien.<br />

Wie <strong>der</strong> Hündin, <strong>der</strong> man das Fell bei<br />

lebendigem Leibe abgezogen hatte<br />

und sie lebend im Straßengraben liegen<br />

ließ. Sie hat mit großem Einsatz<br />

überlebt und hatte noch einige gute<br />

Jahre. Unvergessen auch <strong>der</strong> Hund,<br />

<strong>der</strong> mit einer Drahtschlinge an einen<br />

Baum gebunden wurde, chancenlos in<br />

einer einsamen Gegend. Zwei Wan<strong>der</strong>er,<br />

die vom Weg abkamen fanden ihn<br />

in letzter Sekunde. Ich könnte ein Buch<br />

schreiben. Es würde ein Bestseller<br />

menschlicher Verfehlungen.<br />

Die Vorstellung vom jungen,<br />

schönen, gesunden, fertigen<br />

Hund ...<br />

Fast schlimmer ist manchmal noch <strong>der</strong><br />

Vermittlungsalltag. Der Anspruch unserer<br />

Mitmenschen an seinen neuen<br />

Hausgenossen sieht oft folgen<strong>der</strong>maßen<br />

aus:<br />

Jung muss er sein, möglichst ein<br />

Welpe, denn man will ihn ja noch erziehen<br />

können, aber bitte stubenrein,<br />

kaputt machen darf er auch nichts mehr,<br />

einige Stunden brav alleine zu bleiben,<br />

kann man ja wohl auch erwarten.<br />

Schön muss er sein - ja wie sieht<br />

Schönheit denn nun aus? So vielfältig<br />

wie die Menschen sind, so vielfältig<br />

kann auch das Hundeschönheitsideal<br />

sein, nicht selten total konträr zum<br />

Herrchen.<br />

SELINA ELINA<br />

Über<br />

beson<strong>der</strong>e<br />

Menschen und<br />

außer-<br />

gewöhnliche<br />

Hunde<br />

Gesund muss er sein. Natürlich,<br />

und wehe, wenn nicht, dann bekommt<br />

man mal wie<strong>der</strong> zu hören, beim Tierschutz<br />

gäbe es ja nur kranke Hunde.<br />

Die vom Züchter sind ja immer gesund!?<br />

Und gesund muss er bleiben,<br />

bis er alt ist, denn <strong>der</strong> Tierarzt ist teuer.<br />

Impfungen, ja in Ordnung, eine Wurmtablette<br />

jedes halbe Jahr geht ja auch<br />

noch, aber bitte nicht mehr.<br />

Billig muss er sein. Ja so ein<br />

Mischling aus dem Tierschutz dürfte<br />

eigentlich gar nichts kosten. Die sollen<br />

doch froh sein, dass wir uns herab<br />

lassen und nicht zum Züchter gehen<br />

und einen teuren Rassehund<br />

holen.<br />

Kin<strong>der</strong>lieb muss er sein. Die Kin<strong>der</strong><br />

müssen ALLES(!) mit ihm machen<br />

können. Keineswegs darf er nach den<br />

Kin<strong>der</strong>n schnappen. So einen Hund -<br />

nicht mit uns.<br />

Kastriert muss er sein, dass kann<br />

man vom Tierschutz ja wohl erwarten.<br />

Man will ja keine Jungen von einem<br />

Mischling haben und die Sauerei einer<br />

läufigen Hündin auf dem Teppich - nur<br />

das nicht.<br />

MARIT


ENEKIN NEKIN<br />

MARTIN ARTIN<br />

Es gibt sie noch, diese beson<strong>der</strong>en<br />

Menschen,<br />

denen obige Bedingungen völlig egal<br />

sind. Die gerade einen alten Hund nehmen,<br />

weil ihn niemand mehr will, die<br />

den Krüppel haben wollen, dem ein<br />

Auge fehlt, ein Bein, <strong>der</strong> blind, taub ist<br />

o<strong>der</strong> humpelt. Die sich mit Engelsge-<br />

Geschäftsstelle NRW<br />

Hund<strong>ev</strong>ermittlung Hunsrück <strong>der</strong> Gst NRW<br />

Mechthild Sody<br />

Tel. (06764) 15 02<br />

Sparkasse am Nie<strong>der</strong>rhein,<br />

BLZ 354 500 00,<br />

Konto 111 500 2063<br />

www.bmt-nrw.de<br />

duld den ängstlichen Hunden widmen,<br />

die oft einen langen, schweren Weg mit<br />

ihrem Tier gehen, die nicht aufgeben,<br />

egal, was kommt. Die bewusst einen<br />

Hund adoptieren, von dem sie genau<br />

wissen, dass er Dauerpatient sein wird,<br />

dass er nur noch eine kurze Lebenserwartung<br />

hat.<br />

Hier einige unserer "Schätze",<br />

die auf unseren Pflegestellen<br />

so dringend auf ein<br />

schönes Zuhause warten:<br />

Selina, vom Leben nur gebeutelt. Sie kommt aus den Vernichtungslagern<br />

in Rumänien, hat nur noch ein Auge, hatte<br />

einen Tumor, <strong>der</strong> entfernt wurde, eine Chemotherapie gerade<br />

so überlebt, ist jetzt topfit, hat ihre Ängste verloren und<br />

sprüht vor Lebensfreude.<br />

Marit, kam als Junghund zu uns aus Rumänien und hat mit<br />

<strong>der</strong> Muttermilch schon die Todesangst in sich aufgesogen.<br />

Mittlerweile wird sie selbstsicherer, geht an <strong>der</strong> Leine, ist<br />

schon über ein Jahr bei uns und braucht schnellstens ein bleibendes<br />

ruhiges Zuhause. Sie ist<br />

winzig und zart wie ein Chihuahua.<br />

ELI LI<br />

MAJA AJA<br />

MAYA & HANS HANS<br />

Eli, unser Angsthase, aber nur<br />

lieb, ein wun<strong>der</strong>barer Zweithund,<br />

sehr verspielt, im Haus ruhig,<br />

braucht geduldige Menschen,<br />

die ihr Vertrauen geben.<br />

MANDY AND<br />

POLLY OLL<br />

G ST NRW<br />

Und diesen Menschen möchte<br />

ich herzlich DANKE sagen. Sie<br />

sind diejenigen, die mich weitermachen<br />

lassen in meiner Arbeit,<br />

die mich nicht verzweifeln lassen.<br />

Ich habe im Laufe <strong>der</strong> Jahre<br />

die Ehre gehabt, einige wun<strong>der</strong>bare<br />

Menschen dieser Art<br />

kennenlernen zu dürfen.<br />

Denjenigen, die sich angesprochen<br />

fühlen, sage ich, denken<br />

Sie mal über meine Worte nach.<br />

Sie selbst sind doch auch nicht<br />

perfekt, warum haben Sie diese<br />

hohen Ansprüche an Ihren neuen<br />

Hausgenossen? Erlauben Sie<br />

ihm doch ein Individuum zu sein,<br />

wie Sie selbst auch eines sind.<br />

B<strong>ev</strong>or Sie zum Züchter gehen o<strong>der</strong> sich<br />

einen Hund via Internet aus dubiosen<br />

Kanälen kaufen, gehen Sie bitte zu einem<br />

seriösen Tierschutzverein, <strong>der</strong> Sie<br />

berät und ein ganzes Hundeleben lang<br />

für diesen Hund gerade steht.<br />

Wir suchen dringend Pflegestellen im<br />

Großraum Simmern/Hunsrück!<br />

Und hier einige Hunde, die trotz Alter, Behin<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong><br />

Angst ihre Menschen gefunden haben:<br />

Enekin - drei Beine, wo ist das Problem? Er lebt jetzt glücklich<br />

in Berlin.<br />

Maya - nur ein Auge und trotzdem eine Schönheit.<br />

Martin - 10 Jahre seines Lebens an ein Abflussrohr gekettet.<br />

Aber noch einige schöne Jahre im Alter.<br />

Mandy - die Trennung ihrer Familie, in <strong>der</strong> sie von Welpenzeit<br />

an gelebt hat, hatte sie todtraurig gemacht. Trotz fortgeschrittenen<br />

Alters und schwarzer Farbe fand sie ein neues<br />

Glück.<br />

Polly - ein Leben an <strong>der</strong> Kette, sie hat auch im Alter erst ihr<br />

Glück gefunden. Für ihre Familie <strong>der</strong> schönste Hund <strong>der</strong><br />

Welt.<br />

Maja & Hans - zwei ältere Hunde aus Rumänien, die beide<br />

ein schweres Leben hinter sich hatten. Hans, humpelnd<br />

mit Arthrose - eine Pflegestellenliebe, die zusammen bleiben<br />

durfte und ihr Frauchen mit Familie überglücklich gemacht<br />

haben.<br />

Text: Mechthild Sody<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

39


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

40<br />

Schrecken<br />

auf dem<br />

Kastanienhof<br />

STREPTOKOKKEN-INFEKTION<br />

BEI SCHIMMELWALLACH GAZHAL<br />

Seit über 30 Jahren betreut Hans-Hermann Lange auf seinem Kastanienhof<br />

in Lüchow-Dannenberg Pferde und Ponys für den bmt. Früher<br />

aktiver Reiter und Züchter ist <strong>der</strong> inzwischen 70jährige sein Leben lang<br />

mit Pferden vertraut - und doch völlig ratlos, als ihm bei seinem täglichen<br />

Kontrollgang über die Weiden <strong>der</strong> scheinbar über Nacht erkrankte<br />

Schimmelwallach Gazhal auffällt.<br />

Wie üblich steht <strong>der</strong> Einzelgänger abseits <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Pferde, doch<br />

heute lässt er den Kopf hängen, Bauch und Beine sind angeschwollen.<br />

Gazhal hat auch Fieber, wie <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>sachse beunruhigt feststellt,<br />

und er frisst nicht.<br />

Trotz <strong>der</strong> offensichtlichen Krankheitsanzeichen<br />

zeigen sich im Blutbild keine<br />

Auffälligkeiten, und so beschränkt sich<br />

die Therapie erst einmal darauf, den<br />

Zustand des 25jährigen Wallachs durch<br />

Aufbauspritzen und beson<strong>der</strong>s nährstoffreiches<br />

Futter (Eisenzugabe etc.) zu<br />

stabilisieren. Und tatsächlich bessert<br />

sich das Allgemeinbefinden des Schimmels,<br />

Schwellungen und Fieber klingen<br />

ab, und <strong>der</strong> Appetit kehrt zurück.<br />

Doch <strong>der</strong> Tierarzt und Hans-Hermann<br />

Lange bleiben aufmerksam, denn<br />

schließlich gab es keine Diagnose für<br />

die massiven Krankheitssymptome.<br />

Und richtig: Nach vier Wochen kommt<br />

<strong>der</strong> erneute Rückfall: Abermals werden<br />

die Beine dick, das Fieber steigt wie<strong>der</strong><br />

und nun kommen noch Verän<strong>der</strong>ungen<br />

am Haarkleid hinzu.<br />

Das Tier ist am ganzen Körper mit<br />

Schuppen übersäht, festsitzende, stark<br />

fettende Hautpartikel, die das Fell verkleben<br />

und <strong>der</strong>en Entfernung dem<br />

Schimmel Schmerzen bereitet. Auch<br />

sein Futter rührt er nicht mehr an, und<br />

Hans-Hermann Lange fürchtet um das<br />

bmt-Pferd, das er ganz beson<strong>der</strong>s ins<br />

Herz geschlossen hat.<br />

"Gazhal ist ein Einzelgänger, wie ich<br />

noch nie einen erlebt habe", sagt er.<br />

"Immer alleine, abgeson<strong>der</strong>t von den<br />

übrigen Pferden, dabei aber unendlich<br />

lieb." Möglicherweise liegt es an <strong>der</strong><br />

schlechten Haltung, die <strong>der</strong> Schimmel<br />

über Jahre isoliert von Artgenossen er-<br />

Schimmel Gazhal ist ein<br />

Einzelgänger<br />

dulden musste, die es ihm heute nicht<br />

mehr erlaubt, auf an<strong>der</strong>e Pferde zuzugehen<br />

o<strong>der</strong> ihre unmittelbare Nähe zu<br />

ertragen, vermutet <strong>der</strong> Pferdehof-Besitzer.<br />

Von Hans-Hermann Lange lässt sich<br />

Gazhal da<strong>gegen</strong> gerne liebkosen und<br />

unterscheidet sich mit diesem Verhalten<br />

zumindest nicht von den übrigen Pferden,<br />

die alle im Laufe <strong>der</strong> Zeit und unabhängig<br />

von ihren durchlittenen Erfahrungen<br />

ein Vertrauensverhältnis zu dem<br />

Pferdefreund aufgebaut haben.<br />

Der Tierarzt, <strong>der</strong> sich bereits beim ersten<br />

Erkrankungsausbruch täglich um<br />

seinen Patienten gekümmert hatte, lässt<br />

weitere Blutuntersuchungen durchführen.<br />

Doch abermals ist das Blutbild bis<br />

auf erhöhte weiße Blutkörperchen und<br />

einen Selenmangel weitgehend unauffällig<br />

und auch die parasitologischen<br />

und mykologischen Untersuchungen<br />

sind negativ. Dann endlich ein Hinweis:<br />

Der bakteriologische Befund ist positiv;<br />

Gazhal hat eine Infektion mit Streptokokken,<br />

von denen es mehrere Arten<br />

mit unterschiedlichen Krankheitsausprägungen<br />

gibt.<br />

Den Schimmel hat es jedenfalls beson<strong>der</strong>s<br />

schwer erwischt, nur einmal<br />

habe er, sagt <strong>der</strong> Tierarzt, einen <strong>der</strong>artigen<br />

Befall am gesamten Körper des<br />

Pferdes beobachtet. Aber auch dieses


Geschäftsstelle Berlin<br />

Sauerbruchstraße 11, 14109 Berlin<br />

Leiterin (GSt): Claudia Lotz<br />

(030) 80 58 33 -38, Fax -39<br />

claudia.lotz@bmt-tierschutz.de<br />

Postbank Berlin,<br />

BLZ 100 100 10, Konto 9603-107<br />

www.tierschutz-bmt-berlin.de<br />

Neben den Pferden finanziert die Geschäftsstelle<br />

Berlin noch den Unterhalt<br />

von zwei Grauwölfen. Für Akila und<br />

Rufus (und damals noch zwei weitere<br />

Wölfe) machte <strong>der</strong> Berliner bmt die<br />

Umsiedelung in den Wildpark Johannismühle<br />

möglich. Mit einer Patenschaft<br />

ab 15 Euro monatlich helfen Sie<br />

uns sehr, die laufenden Kosten für Futter<br />

und die tiermedizinische Versorgung<br />

<strong>der</strong> Gnadenbrottiere zu tragen.<br />

Alle Gnadenbrottiere des bmt finden<br />

Sie auf unserer homepage<br />

www.bmt-tierschutz.de.<br />

Infos zu Patenschaften erhalten Sie in<br />

<strong>der</strong> Geschäftsstelle Berlin.<br />

Fohlen habe sich dank <strong>der</strong> Medikation<br />

wie<strong>der</strong> erholt - und für Gazhal,<br />

<strong>der</strong> abgesehen von dieser<br />

akuten Erkrankung in einer stabilen<br />

gesundheitlichen Verfassung<br />

ist, stehen die Prognosen ebenfalls<br />

gut.<br />

Als ich mich Ende November nach<br />

dem Befinden des sanften<br />

Wallachs erkundige, hat Hans-<br />

Hermann Lange ihn gerade in die<br />

Halle gebracht, damit er sich Bewegung<br />

verschafft. In <strong>der</strong> kalten<br />

Jahreszeit kommen die <strong>Tiere</strong> nicht<br />

mehr auf die Weiden, son<strong>der</strong>n<br />

nach dem Frühstück in die Sandausläufe<br />

o<strong>der</strong> in Einzelfällen in die<br />

Reithalle.<br />

Obwohl er die Nähe von Artgenossen<br />

nicht sucht, duldet Gazhal<br />

ohne Feindseligkeiten Pferde in<br />

seiner Nähe. Heute hält er sich mit<br />

den beiden Berliner Ponys Schneewittchen<br />

und Stoppelchen in <strong>der</strong><br />

Halle auf und scheint sogar ein<br />

wenig Gefallen an ihrer Gesellschaft<br />

zu finden.<br />

Die weiße PonystuteSchneewittchen<br />

ist mit weit<br />

über 40 Jahren<br />

nicht nur auf dem<br />

Kastanienhof das<br />

älteste Pferd, son-<br />

Die Grauwölfe Akila und Rufus<br />

G ST B ERLIN<br />

<strong>der</strong>n auch unter<br />

den bmt-Gnadenbrottieren.<br />

Als würde<br />

sie ihr Leben<br />

noch einmal nachholen<br />

wollen, das<br />

in <strong>der</strong> ersten Hälfte<br />

als Reitpony im Zirkus<br />

unter katastrophalenBedingungen<br />

verlief, scheint Die ehemaligen Zirkus-<br />

sie mit jedem Jahr pferdchen Stoppelchen (links)<br />

jünger zu werden.<br />

und Schneewittchen<br />

Auch Gefährte Stoppelchen, <strong>der</strong> ihr Schicksal teilte und in<br />

Anbindehaltung im dunklen Zelt täglich von neuem auf seinen<br />

Einsatz als Reitpony auf engstem Hufschlag wartete,<br />

hat sich längst von seiner belastenden Vergangenheit erholt<br />

und ist in guter körperlicher Verfassung.<br />

Wenn Sie uns bei dem Unterhalt unserer Gnadenbrotpferde<br />

unterstützen möchten, freuen wir uns sehr. Eine Patenschaft<br />

ist ein wun<strong>der</strong>bares, weil sehr sinniges, Weihnachtsgeschenk<br />

und hilft uns, den geretteten <strong>Tiere</strong>n einen<br />

friedlichen Lebensabend zu ermöglichen.<br />

Und an den beiden Ponys sehen Sie, wie wun<strong>der</strong>bar solch<br />

eine Hilfe sein kann: Kaum jemand hätte erwartet, dass die<br />

geschwächten Pferdchen nach ihrem Freikauf aus dem Zirkus<br />

sich je wie<strong>der</strong> so weit erholen würden, dass sie die Jahre<br />

hinter sich lassen, als wären es Monate …<br />

… mögen sie noch viele Jahre ihr Leben auf den weitläufigen<br />

Weiden des Kastanienhofs genießen - und dabei<br />

vielleicht von einem Pferd beobachtet werden, das sich abseits<br />

hält, aber dennoch dazugehört, ein Teil von dieser<br />

schönen Gemeinschaft aus Pferden und Menschen ist.<br />

Text: Claudia Lotz<br />

Fotos: Familie Lange, Claudia Lotz<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

41


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

42<br />

Was wurde eigentlich aus<br />

Was<br />

Schon seit über einem Jahr im Tierheim?<br />

Das geht überhaupt nicht, fand die Kass-<br />

Muckel & Puh?<br />

lerin Frie<strong>der</strong>ike Seitz (Bild) im September<br />

2010, als sie die Meerschweinchenbrü<strong>der</strong><br />

Muckel und Puh unter den Vermittlungstieren<br />

(Rdt 3/2010) "so traurig" in WARUM ZWEI MEERSCHWEINCHEN<br />

die Kamera schauen sah. Die 170 Kilometer<br />

von Reichelsheim nach Kassel - VON REICHELSHEIM NACH KASSEL UMZOGEN<br />

nur ein kleines Hin<strong>der</strong>nis auf dem Weg<br />

zum ganz großen Glück für die beiden Böckchen. Frie<strong>der</strong>ike Seitz, bmt-Mitglied und engagierte Ehrenamtliche<br />

im Tierheim Kassel, feierte am 8. Oktober mit den inzwischen umgetauften Meerschweinchen<br />

Ben und Paul (siehe großes Bild) ihr einjähriges Jubiläum.<br />

Dem RdT erklärt die 24Jährige, wann sie ihre Liebe für die kleinen <strong>Tiere</strong> entdeckte und wie wichtig<br />

die umfassende Information über die Bedürfnisse von Meerschweinchen sind.<br />

RdT: Wie sind Sie auf die beiden Meerschweinchen<br />

Muckel und Puh aufmerksam<br />

geworden?<br />

Frie<strong>der</strong>ike Seitz: Ich bin Mitglied beim<br />

bmt, weil ich den regionalen Tierschutz<br />

(bmt-Tierheim Wau-Mau-Insel) unterstützen<br />

möchte. Im "Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>"<br />

wurden im September 2010 Notfälle<br />

vorgestellt, die eine Behin<strong>der</strong>ung haben,<br />

schon lange im Tierheim warten<br />

o<strong>der</strong> alt sind. Dort habe ich ein Bild von<br />

Ben & Paul (damals noch Muckel (Ben)<br />

und Puh (Paul)) entdeckt.<br />

Die Brü<strong>der</strong> waren gleich in mehrfacher<br />

Hinsicht "schwer zu vermitteln": sechs<br />

Jahre alt, ein Jahr im Tierheim, Zahnfehlstellung,<br />

die einer regelmäßigen<br />

Zahnkorrektur beim Tierarzt bedürfen,<br />

zwei Böckchen, einer davon auch noch<br />

unkastriert. Trotzdem sollten auch diese<br />

<strong>Tiere</strong> ein Recht auf ein schönes Zuhause<br />

haben, so dass sie schließlich für<br />

ihr Gnadenbrot zu mir zogen. Im Tierheim<br />

wurde ich schon vorgewarnt, dass<br />

es nur noch einige Monate sein könnten…aber<br />

am 08.10.<strong>2011</strong> hatten sie<br />

nun schon ihren ersten Jahrestag bei<br />

mir.<br />

Sie wären sehr gute Einsteigertiere gewesen,<br />

weil sie unnatürlich zutraulich<br />

sind, vor nichts und niemandem Angst<br />

haben, ungewöhnlicherweise Kontakt<br />

zu Menschen suchen und einfach glücklich<br />

und zufrieden sind. Sie hätten viel<br />

eher aus dem Tierheim geholt werden<br />

sollen, doch lei<strong>der</strong> können sich Besucher<br />

bei einer kurzen Visite nicht lang<br />

genug mit den <strong>Tiere</strong>n beschäftigen, um<br />

dies heraus zu finden.<br />

RdT: Woher rührt Ihre Liebe zu Meerschweinchen?<br />

Frie<strong>der</strong>ike Seitz: Seit meinem 10. Geburtstag<br />

beleben Meerschweinchen<br />

meine Tage - das sind inzwischen fast<br />

15 Jahre. Zu Beginn haben wir alles<br />

falsch gemacht, was man nur falsch<br />

machen kann (Einzeltier, Trockenfutter,<br />

1-m-Minikäfig etc.); man muss in <strong>der</strong><br />

Tierhaltung über den Tellerrand schauen<br />

können und sich lernbereit zeigen!<br />

So eine Haltung ist heute nicht mehr zu<br />

akzeptieren, da inzwischen über das


Internet, Bücher und Beratung in Notstationen<br />

ausreichend Informationen<br />

zu finden sind, die meist aus Unkenntnis<br />

entstandene schlechte Haltungen<br />

verhin<strong>der</strong>n sollten.<br />

Meerschweinchen sind fröhlich! Sie begrüßen<br />

mich beim Heimkommen mit<br />

einem Quietschen - auch wenn sie nur<br />

Futter haben wollen, zaubert das ein<br />

Lächeln ins Gesicht.<br />

Sie sind wun<strong>der</strong>bar zu beobachten, haben<br />

ein fröhliches Gemüt und zeigen<br />

bei artgerechter Haltung ein spannendes<br />

Sozialverhalten.<br />

RdT: Wie viele <strong>Tiere</strong> halten Sie, und welche<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen stellen die Meerschweinchen<br />

an ihre Besitzer?<br />

Frie<strong>der</strong>ike Seitz: Derzeit halte ich eine<br />

Gruppe von elf <strong>Tiere</strong>n, die aus dem<br />

Kastraten Bommel und seinen zehn<br />

Damen besteht. Daneben leben noch<br />

Ben & Paul hier. Insgesamt sind es also<br />

13 <strong>Tiere</strong>.<br />

Zusammensetzung:<br />

Ich halte das Zusammenleben von einem<br />

Kastraten mit mindestens einem,<br />

besser aber mehreren Damen für optimal<br />

und natürlich.<br />

Eigenbau mit Rennstrecke und<br />

Verstecken<br />

Platz & Eigenbau:<br />

Meerschweinchen haben einen Platzbedarf<br />

von ca. 0,5qm pro Tier. Bei einer<br />

größeren Gruppe relativiert sich<br />

<strong>der</strong> Bedarf pro Tier etwas. Aber zu viel<br />

Platz kann man nie haben. Erst mit ausreichend<br />

Freiraum kann man all die<br />

schönen Verhaltensweisen von Meerschweinchen<br />

wie flitzen durch Tunnel<br />

und Röhren sowie Wettrennen mit Artgenossen<br />

sehen. Eine Rennstrecke von<br />

minimal 1,50<br />

m am Stück ist<br />

artgerecht,<br />

mehr immer erwünscht.<br />

Eine<br />

große Grundfläche<br />

ist für<br />

Meerschweinchen<br />

immer<br />

schöner als Etagen,<br />

weil sich<br />

die <strong>Tiere</strong> besser<br />

aus dem Weg<br />

gehen können.<br />

Es sollten viele<br />

Tunnel und<br />

Unterstände als<br />

Verstecke vorhanden<br />

sein.<br />

Entsprechend<br />

meiner großen<br />

Anzahl an <strong>Tiere</strong>n habe ich auch einen<br />

sehr großen Eigenbau, <strong>der</strong> viel Raum<br />

im Wohnzimmer einnimmt.<br />

Abgesehen davon, dass es im Handel<br />

keine ausreichend großen Käfige gibt,<br />

ist ein Eigenbau immer schöner als ein<br />

Käfig. Mit wenigen Handgriffen kann<br />

man aus einer OSB-Platte, etwas PVC<br />

und Plexiglas eine argerechte und<br />

praktische Behausung zimmern.<br />

Ernährung:<br />

Ein oft zu leicht genommenes<br />

Thema ist die Ernährung von<br />

Meerschweinchen, weil hier<br />

viel falsch gemacht werden<br />

kann: Meerschweinchen benötigen<br />

24 Stunden am Tag gutes<br />

Heu, frisches Wasser und Frischfutter<br />

wie Gemüse, Gras und Kräuter, frische<br />

Zweige und ab und zu Obst. Lei<strong>der</strong> informieren<br />

sich viele Halter nicht ausreichend<br />

über die Ernährung<br />

<strong>der</strong> kleinen Nager.<br />

Viele wissen es nicht, aber<br />

Getreide und Zucker sind<br />

sehr ungesund und schädigen<br />

den Magendarmtrakt.<br />

Trotzdem gibt es im Handel<br />

eine Vielfalt an Trockenfutterarten,<br />

Knabberstangen und<br />

Leckerlis, die schädlich sind,<br />

aber dem menschlichen Be-<br />

TH ELISABETHENHOF<br />

dürfnis nach dem Verwöhnen nachkommen.<br />

Grundsätzlich benötigen<br />

Meerschweinchen überhaupt kein<br />

Trockenfutter.<br />

Ich gebe meinen <strong>Tiere</strong>n zwischendurch<br />

auch gerne mal etwas zur Abwechselung.<br />

Das sind dann Erbsenflocken, getrocknete<br />

Kräuter o<strong>der</strong> getrocknetes<br />

Gemüse. Letzteres beson<strong>der</strong>s im Winter,<br />

wenn die Gemüsepreise sehr hoch<br />

sind. Es ersetzt natürlich in keiner Weise<br />

die Gabe von Frischfutter.<br />

Als Richtwert für die Frischfütterung<br />

setzt man 10% des Körpergewichtes<br />

an. Hierbei handelt es sich aber um das<br />

Minimum, es sollte mehr sein. Bei meiner<br />

Gruppe mit elf <strong>Tiere</strong>n, denen ich<br />

morgens und abends eine Portion<br />

Frischfutter gebe, muss ich daher pro<br />

Fütterung als Minimum 600g anbieten.<br />

Dabei kommt es vor allem auf Vielfalt<br />

und Abwechslung an. Karotte, Gurke<br />

und Paprika sind bei einem Großteil<br />

<strong>der</strong> Meerschweinchenhalter Standard.<br />

Täglich Obst und Gemüse sind ein Muss und<br />

dienen außerdem <strong>der</strong> Beschäftigung<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

43


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

44<br />

TH ELISABETHENHOF<br />

Allerdings gibt es noch viel mehr Sorten<br />

Gemüse und Obst, die verfüttert<br />

werden können. Ausführliche Futterliste:<br />

www.diebrain.de/Iext-vitamine.html<br />

RdT: Warum werden die Bedürfnisse<br />

von Meerschweinchen Ihrer Meinung<br />

nach so oft verkannt?<br />

Frie<strong>der</strong>ike Seitz: Das hat mehrere<br />

Gründe. An erster Stelle steht die mangelhafte<br />

Information: Es beginnt schon<br />

bei den Büchern über Meerschweinchen,<br />

die man im normalen Zoohandel<br />

o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> nächsten Buchhandlung<br />

bekommt. Es gibt kaum eines, das eine<br />

artgerechte Haltung erläutert. Bes-<br />

sere Lektüre bieten viele Notstationen<br />

als Flyer o<strong>der</strong> kleine Büchlein an.<br />

Falsche Vorstellung bei den<br />

Menschen<br />

Meerschweinchen sind keine Kuscheltiere,<br />

werden aber oft genau aus diesem<br />

Zweck gekauft, weil sie niedlich<br />

und handlich sind. Sie werden auch beson<strong>der</strong>s<br />

gerne für Kin<strong>der</strong> verkauft, für<br />

die sie auf Grund ihres Daseins als<br />

Fluchttier gänzlich ungeeignet sind.<br />

Artgerechte Haltung und Information<br />

setzen sich kaum durch<br />

Auf dem Gebiet <strong>der</strong> Meerschweinchen<br />

wird wenig geforscht. Aber neue Dinge<br />

setzen sich zudem schwer durch. Hier<br />

hört man oft Sprüche wie "Mein Meerschweinchen<br />

vor zehn Jahren war auch<br />

alleine und glücklich". Fraglich ist, woran<br />

<strong>der</strong> Halter das Glücklichsein festmacht;<br />

das Schweinchen wird es nicht<br />

selber bestätigt haben. Hierbei ist zu<br />

sagen, dass die Laute <strong>der</strong> Meerschweinchen<br />

lei<strong>der</strong> viel zu oft und immer<br />

stark verkannt werden.<br />

RdT: Was raten Sie Familien, die ihren<br />

Kin<strong>der</strong>n Meerschweinchen schenken<br />

möchten?<br />

Frie<strong>der</strong>ike Seitz: Das Wichtigste ist, sich<br />

VORHER ausführlich zu informieren.<br />

Und das nicht über eine meist (unzureichende)<br />

Beratung im Zoofachhandel,<br />

son<strong>der</strong>n beson<strong>der</strong>s durch aktuelle<br />

Seiten im Internet (www.nager-info.de)<br />

o<strong>der</strong> bei örtlichen Notstationen.<br />

Den Familien muss klar sein,<br />

� dass Meerschweinchen keine<br />

Kuscheltiere sind,<br />

� sie nicht gerne auf dem Schoß<br />

sitzen,<br />

� dass sie nicht in einem<br />

"Ein-Meter-Käfig" leben wollen,<br />

� welches Futter sie brauchen und<br />

� dass immer mindestens zwei<br />

<strong>Tiere</strong> zusammenleben müssen.<br />

Gerade <strong>der</strong> Aspekt "kein Kuscheltier"<br />

sollte vorher mit den Kin<strong>der</strong>n geklärt<br />

werden. Kin<strong>der</strong> brauchen dazu eine<br />

verständliche Erklärung - nämlich, warum<br />

<strong>der</strong> erzwungene Körperkontakt oft<br />

große Ängste in den Meerschweinchen,<br />

die eher Beobachtungstiere sind, auslöst.<br />

Hierzu ist es nötig, sich über das<br />

Verhalten <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> zu informieren,<br />

denn meistens wird ihr Verhalten falsch<br />

interpretiert.<br />

Ein Meerschweinchen, das auf dem<br />

Schoß sitzt und still hält, genießt das<br />

Streicheln nicht, auch wenn Halter das<br />

gerne so interpretieren. Die <strong>Tiere</strong> sind<br />

dann viel eher in eine Angststarre verfallen<br />

und hoffen, dass ihnen nichts<br />

passiert, wenn sie sich einfach nicht<br />

bewegen. Oft wird dieses Stillhalten<br />

wie auch das Gurren als<br />

Wohlfühlen interpretiert, was<br />

völlig falsch ist. Zeigt die<br />

Katze durch Schnurren<br />

Wohlbefinden an,<br />

drückt das Meerschweinchen<br />

durch Gurren<br />

seine Abwehr<br />

aus. Man<br />

sieht also<br />

ganz klar,<br />

dass es<br />

wichtig<br />

ist, sich über die Verhaltensmuster zu<br />

informieren. Kein lieb<strong>ev</strong>oller Tierhalter<br />

möchte seine <strong>Tiere</strong> unnötig stressen.<br />

Kin<strong>der</strong> können nicht alleine für die <strong>Tiere</strong><br />

sorgen. Wenn die Eltern nicht bereit<br />

sind, sich selber und im Zweifel auch<br />

alleine um die Meerschweinchen zu<br />

kümmern, dann sollten keine angeschafft<br />

werden. Kin<strong>der</strong> verlieren einfach<br />

schnell das Interesse.<br />

Außerdem sollten Eltern ihren Kin<strong>der</strong>n<br />

nicht einfach ein Tier schenken, son<strong>der</strong>n<br />

es gemeinsam mit ihnen aussuchen,<br />

um das Interesse länger zu erhalten.<br />

Auch wenn ich meinen Eltern<br />

trotzdem sehr dankbar bin, dass sie mir<br />

Moritz damals, ohne mich vorher zu<br />

fragen, geschenkt haben. Wer weiß,<br />

welches Hobby ich heute sonst hätte …<br />

Interview: Claudia Lotz<br />

Fotos: Frie<strong>der</strong>icke Seitz<br />

So viel Platz wie möglich für die<br />

Meerschweinchen. Hier erkunden<br />

sie einen ihrer zusätzlichen<br />

Ausläufe


10 Geschäftsstellen , 8 Tierheime und ein Tierschutzzentrum<br />

Geschäftsstelle Norden Franziskus-Tierheim<br />

Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum<br />

Tel. (04933) 99 28 24, Fax 99 28 26<br />

Tierheim Hage<br />

Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage<br />

Tel. (04938) 4 25, Fax 91 49 90<br />

Raiffeisen-Volksbank<br />

Fresenae.G.Norden, BLZ 283 615 92<br />

Konto 6302020300<br />

www.tierheim-hage.de<br />

GSt u. TH "Arche Noah"<br />

Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum<br />

GSt.: Tel. (0152) 33 51 32 16<br />

Tierheim: Tel. (0421) 890171,<br />

Fax 80 90 553<br />

Kreissparkasse Syke,<br />

BLZ 291 517 00, Kto. 113 000 29 57<br />

ww.tierheim-arche-noah.de<br />

Geschäftsstelle Issum<br />

Drosselweg 15, 47661 Issum<br />

Tel. (02835) 44 46 97, Fax 44 46 99<br />

Sparkasse am Nie<strong>der</strong>rhein,<br />

BLZ 354 500 00,<br />

Konto 111 500 2063<br />

www.bmt-nrw.de<br />

TH Köln-Dellbrück<br />

Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln<br />

Tel. (0221) 68 49 26, Fax 68 18 48<br />

Postbank Köln, BLZ 370 100 50<br />

Konto 924 02-505<br />

www.tierheim-koeln-dellbrueck.de<br />

Tierschutzzentrum<br />

Pfullingen<br />

Gönninger Straße 201,<br />

72793 Pfullingen<br />

GSt: Tel. (07121) 820 17 -0, Fax -18<br />

Tierheim: Tel. (07121) 820 17 20<br />

Kreissparkasse Reutlingen,<br />

BLZ 640 500 00, Kto. 75 7889<br />

www.tierschutz-bmt-bw.de<br />

GSt Issum<br />

Geschäftsstelle Hamburg<br />

Lokstedter Grenzstr. 7, 22527 Hamburg<br />

Tel. GSt (040) 55 49 28 - 34, Fax -32<br />

Tel. Tierheim (040) 55 49 28 37<br />

Haspa, BLZ 200 505 50,<br />

Konto 1049220799<br />

www.franziskustierheim.de<br />

TH Hage/<br />

GSt Norden<br />

TH Köln<br />

www.bmt-tierschutz.de<br />

Tierschutzzentrum<br />

Pfullingen<br />

VORSTAND<br />

TH Arche Noah<br />

TH Elisabethenhof<br />

Franziskus-TH, Hamburg<br />

Katzenhaus, TH<br />

TH Wau-Mau-Insel<br />

GSt Bayern<br />

Vorsitzende: Petra Zipp<br />

Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />

Tel. (07121) 820 17 -23, Fax 820 17 -18<br />

Stellv. Vorsitzen<strong>der</strong>: Bernd Stephan<br />

Kaiser-Friedrich-Promenade 82<br />

61348 Bad Homburg<br />

Tel. (06172) 138 80 26, Fax 23 691<br />

Weiteres Vorstandsmitglied: Karin Stumpf<br />

Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln,<br />

Tel. (0221) 950 51 55, Fax 950 51 57<br />

GSt Berlin<br />

DER bmt<br />

Geschäftsstelle Berlin<br />

Sauerbruchstraße 11, 14109 Berlin<br />

Tel. (030) 80 58 33 -38, Fax -39<br />

Postbank Berlin,<br />

BLZ 100 100 10,<br />

Konto 9603-107<br />

www.tierschutz-bmt-berlin.de<br />

"Katzenhaus Luttertal"<br />

Luttertal 79, 37075 Göttingen<br />

GSt.: Tel. (06678) 91 85 67<br />

Tierheim: Tel. (0551) 2 28 32<br />

Postbank Hannover,<br />

BLZ 250 100 30, Konto 732 223 06<br />

www.katzenhaus-luttertal.de<br />

GSt u. TH "Wau-Mau-Insel"<br />

Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel<br />

Tel. (0561) 86 15 680, Fax 86 15 681<br />

Kasseler Sparkasse,<br />

BLZ 520 503 53,<br />

Konto 70 700<br />

www.wau-mau-insel.de<br />

Tierheim Elisabethenhof<br />

Geschäftsstelle Hessen<br />

Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim<br />

GSt.: Tel. (06035) 96 11 11<br />

Tierheim: Tel. (06035) 59 16,<br />

Fax (06035) 96 11 18<br />

Frankfurter Sparkasse,<br />

BLZ 500 502 01, Konto 5975<br />

www.tierheim-elisabethenhof.de<br />

Geschäftsstelle Bayern<br />

Viktor-Scheffel-Straße 15,<br />

80803 München<br />

Tel. (089) 38 39 52-13, Fax -23<br />

Postbank München,<br />

BLZ 700 100 80, Kto. 142 20-802<br />

www.bmt-bayern.de<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

45


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

46<br />

Leser-Kommentar<br />

An dieser Stelle haben Leser die Möglichkeit,<br />

zu Artikeln <strong>der</strong> vergangenen Ausgabe(n) Stellung<br />

zu nehmen. Heute lesen Sie einen Kommentar<br />

von Gundula Ort zu Alexan<strong>der</strong> Siepmanns<br />

Beitrag "Tierliebe geht durch den<br />

Magen" (RdT 3/<strong>2011</strong>, Seite 44-45). Gundula<br />

Ort ist langjähriges Mitglied des bmt, <strong>der</strong><br />

Menschen für Tierrechte und <strong>der</strong> Deutschen<br />

juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht.<br />

Zunächst ist klar zu stellen, dass Vegetarier nicht nur<br />

"in <strong>der</strong> Regel" kein Fleisch essen. Sie essen niemals<br />

Fleisch. Zur vegetarischen Lebensweise gehört aber<br />

auch <strong>der</strong> Verzicht auf Fisch. Auch diese sind leidensfähige<br />

Wirbeltiere.<br />

Fische sterben durch Menschenhände einen beson<strong>der</strong>s<br />

grausamen Tod: Nicht nur beim Fang mit<br />

Schleppnetzen, bei dem sie anschließend elend auf<br />

den Schiffen verrecken, son<strong>der</strong>n auch beim idyllisch<br />

verklärten Angeln, bei dem <strong>der</strong> Fisch erst nach langem,<br />

ungleichem "Kampf" mit dem Angler den Tod findet.<br />

So führt Foer in seinem Buch "<strong>Tiere</strong> essen" aus:<br />

"Kein Fisch stirbt einen guten Tod. Nicht ein einziger."<br />

Schon daraus ergibt sich, dass es <strong>der</strong> Ethik des Vegetariers<br />

ent<strong>gegen</strong>steht, Fisch zu essen.<br />

Im eindeutigen Wi<strong>der</strong>spruch zur ethisch begründeten<br />

vegetarischen Lebensweise steht es aber auch, Kosmetik<br />

mit tierischen Fetten und sonstigen tierischen Bestandteilen<br />

zu nutzen. Mittelbar wird auch durch solche<br />

Nutzung <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> ihre Tötung mitgetragen.<br />

Des Weiteren lässt es sich auch nicht mit vegetarischer<br />

Lebensweise vereinbaren, Le<strong>der</strong> zu nutzen, obwohl<br />

dies, da hat Herr Siepmann recht, viele Vegetarier tun.<br />

Deren Argument, Le<strong>der</strong> sei im Gegensatz zu Pelz, den<br />

Vegetarier natürlich nicht tragen, nur ein Abfallprodukt<br />

<strong>der</strong> Fleischproduktion, ist nur teilweise stichhaltig,<br />

da durch den Absatz auch noch dieses "Abfalls" die<br />

Verdienstmöglichkeiten <strong>der</strong> Fleischproduzenten und<br />

damit <strong>der</strong> Anreiz zur Tiertötung weiter erhöht werden.<br />

Im Übrigen stimme ich aber mit Herrn Siepmann<br />

überein, dass <strong>der</strong> Konsum von Ei- und Milchprodukten<br />

unschwer eingeschränkt werden kann und sollte.<br />

Selbst bei <strong>der</strong> besten artgerechten Haltung, bei denen<br />

die Hühner freien Wiesenauslauf haben, hat das Essen<br />

von Eiern einen bitteren Beigeschmack, weil die<br />

nicht passenden, frisch geschlüpften männlichen Küken<br />

keine Chance auf ein noch so kurzes Leben haben,<br />

son<strong>der</strong>n gleich nach Feststellung ihres für den<br />

menschlichen Nutzen falschen Geschlechts durch<br />

Schred<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Vergasen grausam getötet werden.<br />

(


zum RdT 3/<strong>2011</strong><br />

Tier-) Liebe<br />

Auch das Schicksal von Milchkühen und ihren Kälbern ist<br />

selbst bei Bio- und auch sonst artgerechter Haltung von so<br />

gnadenloser Ausbeutung geprägt, dass nicht nur dem Veganer<br />

<strong>der</strong> Konsum von Milchprodukten vergällt werden sollte.<br />

Eine Kuh trägt ihr Kalb ca. neun Monate aus. Die Geburt ist<br />

im Schwierigkeitsgrad <strong>der</strong> eines menschlichen Kindes vergleichbar<br />

(s. u.a. Florian Werner "Die Kuh"). Komplizierte Geburten<br />

sind nicht ungewöhnlich, wie die verschiedenen, oft<br />

archaisch anmutenden Werkzeuge zur Geburtshilfe zeigen (s.<br />

Ulrich Daniel "Kühe halten"). Nachdem die Kuh neun Monate<br />

ihr Kalb in sich heranwachsen gespürt hat und von <strong>der</strong> Geburt<br />

erschöpft ist, kann sie ihr Kalb selbst in ansonsten artgerechter<br />

Biohaltung nur ganz kurz behalten.<br />

Oft darf sie es nicht mal mehr, dem Muttertrieb folgend, trockenlecken,<br />

son<strong>der</strong>n das Kalb wird sofort entfernt, damit gar nicht<br />

erst eine Prägung <strong>der</strong> Kuh auf ihr Kalb entsteht (s. Daniel<br />

a.a.O.). Das sofortigeAuseinan<strong>der</strong>rei-<br />

ßen von Kalb und<br />

Kuh geschieht, um<br />

dem Menschen<br />

möglichst problem-,<br />

verlust- und ausnahmslos<br />

die Milch,<br />

die von <strong>der</strong> Natur für<br />

das Kalb gedacht ist,<br />

zu erhalten (s. auch<br />

Daniel a.a.O.). Das geschil<strong>der</strong>te Leid von Milchkuh und Kalb<br />

ist ebenso ethisch abzulehnen wie die Tötung eines <strong>Tiere</strong>s.<br />

Dennoch meine ich, dass man auch "anständig essen" kann,<br />

wenn man nicht ausschließlich vegan lebt. Der wesentliche<br />

Unterschied zum Fleischessen besteht darin, dass dieses immer<br />

mit <strong>der</strong> gewaltsamen Tötung eines <strong>Tiere</strong>s verbunden ist,<br />

während Ei- und Milchprodukte auch mit noch vertretbarer<br />

Beeinträchtigung <strong>der</strong> genutzten <strong>Tiere</strong> gewonnen werden<br />

könnten. Wer Hühner artgerecht und bis an ihr natürliches<br />

Lebensende hält, beeinträchtigt diese nicht unverhältnismäßig,<br />

wenn er ihre Eier für sich nutzt.<br />

Aber auch die Milchnutzung wäre, wenn auch schwieriger, einigermaßen<br />

"anständig" möglich, wenn zu sonst einwandfrei<br />

tierschutzgerechter Haltung noch die so genannte "muttergebundene<br />

Kälberhaltung" kommt, bei <strong>der</strong> Kalb und Kuh jedenfalls<br />

zwei bis drei Monate zusammenbleiben dürfen und<br />

N ACHLESE<br />

GEHT DURCH DEN MAGEN<br />

RdT-Leserin Heidi Stümges per<br />

Mail:<br />

“Was für ein fortschrittliches Thema!<br />

Tausend Dank an Alex Siepmann<br />

für den Bericht, denn die<br />

Zukunft kann nur eine Richtung<br />

haben: Veganismus!“<br />

erst nach langsamer<br />

Entwöhnung getrennt<br />

werden. Der Saugtrieb<br />

hat zu dieser Zeit<br />

nachgelassen und die<br />

Mutter kann wie<strong>der</strong> in<br />

ihren sozialen Verband<br />

zurück, was für<br />

Kühe auch sehr wichtig<br />

ist.<br />

Diese Milchkuhhaltung<br />

wird aber nur von<br />

sehr wenigen Höfen<br />

praktiziert, da <strong>der</strong> Milchverlust für die Landwirte natürlich<br />

größer ist und damit die Einnahmen geringer. Dem stehen<br />

aber, so die Diplomarbeit von Eva Wolters, Universität Kassel<br />

(im Internet), ein geringerer Arbeitsaufwand<br />

<strong>gegen</strong>über, da das Kalb nicht vom Menschen ge-<br />

tränkt werden muss, sowie geringere Anfälligkeit<br />

des Kalbes, was den Verdienstausfall durch geringeren<br />

Milchverkauf relativiert. Lei<strong>der</strong> kann<br />

man so gewonnene Milch <strong>der</strong>zeit nur von den Höfen<br />

direkt beziehen.<br />

Ferner lässt sich <strong>gegen</strong> die Nutzung von Schafswolle<br />

meines Erachtens grundsätzlich nichts sagen,<br />

wenn sie sorgfältig und ohne Verletzungsgefahr<br />

für die Schafe geschieht. Zur rechten,<br />

nämlich <strong>der</strong> warmen, Jahreszeit durchgeführt, kann das<br />

Scheren für die Schafe im Hinblick nicht nur auf Abkühlung,<br />

son<strong>der</strong>n auch auf die Befreiung von Parasiten erfor<strong>der</strong>lich<br />

sein.<br />

Ich halte daher die Nutzung von tierischen Produkten ent<strong>gegen</strong><br />

<strong>der</strong> veganen Lebensansicht nicht per se für unethisch.<br />

Zwar enthält jede Nutzung eine Einschränkung des genutzten<br />

Lebewesens. Wenn dieser Nutzung aber Gewährung von<br />

Unterkunft, Ernährung, Versorgung und Pflege <strong>gegen</strong>überstehen<br />

und das Tier bis an sein natürliches Lebensende leben<br />

darf, ist diese Nutzung keine Ausnutzung o<strong>der</strong> Ausbeutung,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Preis, den jedes Lebewesen für entsprechende<br />

Gegenleistungen zu erbringen hat. Auch Menschen müssen<br />

für Nahrung, Unterkunft etc. etwas leisten und Einschränkungen<br />

hinnehmen.<br />

Fotos: Sara Meißner<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

47


„Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>“ – Postvertriebsstück B 13769 – Entgelt bezahlt<br />

<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V.<br />

Als gemeinnützig und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdig anerkannt<br />

Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar<br />

Hauptgeschäftsstelle: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15<br />

www.bmt-tierschutz.de<br />

FÜR EIN BESSERES LEBEN: ADOPTIEREN SIE EINEN RUMÄNIENHUND!<br />

Ich unterstütze den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. und<br />

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(Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann je<strong>der</strong>zeit satzungsgemäß beendet werden.)<br />

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(Die Spendenkonten finden Sie auf den Seiten <strong>der</strong> einzelnen bmt-Geschäftsstellen)<br />

Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an die Hauptgeschäftsstelle o<strong>der</strong> an eine Geschäftsstelle Ihrer Wahl senden.<br />

In den vergangenen Ausgaben haben wir<br />

Ihnen viel von unserer Tierschutzarbeit in<br />

Brasov berichtet. An<strong>der</strong>s als im Land <strong>der</strong>zeit<br />

diskutiert geht diese Stadt einen zukunftsweisenden<br />

Weg: Sie lässt keine Hunde<br />

mehr töten, setzt auf Kastration und<br />

Vermittlung.<br />

Doch noch finden nicht genügend Tierheimtiere<br />

in Brasov ein Zuhause, so dass<br />

wir - <strong>der</strong> bmt und Sie - die Vermittlung<br />

unterstützen müssen. Die meisten Rumänen,<br />

wie diese bezaubernde Junghundegruppe,<br />

betreuen wir im Tierschutzzentrum<br />

Pfullingen. Informieren Sie sich unter<br />

www.bmt-tierschutzzentrum.de

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