RDT 4/2011 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
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RDT 4/2011 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
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Dezember <strong>2011</strong><br />
DAS RECHT DER TIERE<br />
T IERSCHUTZMAGAZIN VOM B UND G EGEN M ISSBRAUCH DER T IERE E.V.<br />
HILFE IM AUSLAND<br />
Wie Tierschützer<br />
kriminalisiert werden!<br />
JAGD IM<br />
UMBRUCH?<br />
SCHLUSS MIT<br />
PRIVILEGIEN<br />
FÜR JÄGER!<br />
UNHALTBARE<br />
ZUSTÄNDE!<br />
BERND SCHINZEL<br />
MIT WDR AUF<br />
DEM TIERMARKT<br />
IN LÜTTICH<br />
WACHTELEIER<br />
NEUES PRODUKT<br />
AUS DER MASSEN- MASSEN-<br />
TIERHALTUNG
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
2<br />
I NHALT<br />
4<br />
Jagd im Umbruch<br />
Keine Privilegien mehr für Jäger!<br />
8<br />
Hilfe im Ausland<br />
So werden Tierschützer kriminalisiert!<br />
23<br />
Tierische Momente 2012<br />
Der große bmt Tierschutzkalen<strong>der</strong><br />
4 TITELTHEMA JAGD<br />
Immer mehr <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> for<strong>der</strong>n<br />
die Umgestaltung des Jagdrechts<br />
8 AKTUELL<br />
Wie Tierschützer in Deutschland<br />
kriminalisiert werden!<br />
12 TIERSCHUTZPOLITIK<br />
Für die Fußball-EM 2012<br />
Hundemorden in <strong>der</strong> Ukraine<br />
Impressum<br />
DAS RECHT DER TIERE Nr. 4/<strong>2011</strong> Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift des <strong>Bund</strong><br />
<strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e. V.; Herausgeber: <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V, Viktor-Scheffel-Str. 15, 80803 München, Deutschland, Email:<br />
mail@bmt-tierschutz.de; Redaktion: Verantwortlicher Redakteur .i.S.d.P.:<br />
Claudia Lotz, Tel.: (030) 80 58 33 -38, Fax: -39, Petra Zipp, Tel.: (07121)<br />
820 17 -0, Fax: -18; Rubrik Tierschutzpolitik Verantwortlicher Redakteur<br />
i.S.d.P.: Torsten Schmidt, Tel.: (04642) 92 24 97;<br />
Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm;<br />
14 MASSENTIERHALTUNG<br />
Wachteleier sind keine Delikatesse<br />
16 TESTAMENTE<br />
So treffen Sie Vorsorge für Ihr Tier<br />
20 bmt-EHRENAMTLICHE<br />
Ehepaar Haas -<br />
ein Leben für den Tierschutz<br />
23 "TIERISCHE MOMENTE" 2012<br />
Der große bmt-Tierschutzkalen<strong>der</strong> ist da<br />
24<br />
45 ADRESSEN<br />
bmt-GESCHÄFTSSTELLEN<br />
24 TH Köln Bernd Schinzel auf Tiermarkt Lüttich<br />
26 TH Arche Noah Sicherstellung von acht Staff´s<br />
28 TH Hage Trauriger Rekord: Über 100 Katzen im TH<br />
30 Katzenhaus Die Geschichte von David und Goliath<br />
32 TH Kassel Berufsbetreuer und Haustiere<br />
34 Franziskus TH Der Hundehandel im Internet<br />
36 TSZ Pfullingen Wun<strong>der</strong>volle Hunde wollen wie<strong>der</strong> vertrauen<br />
38 Gst NRW Von außergewöhnlichen Hunden<br />
40 Berlin Gazhals ungewöhnliche Erkrankung<br />
42 TH Elisabethenhof Erinnern Sie noch an Muckel und Puh?<br />
46 NACHLESE<br />
Leser-Kommentar zu "Liebe geht durch den Magen"<br />
ANZEIGEN Markt & Service 7 und 13<br />
24 Tiermarkt in Lüttich<br />
Wie ein Rückfall ins Mittelalter!<br />
Druck: L.N. Schaffrath DruckMedien, Gel<strong>der</strong>n;<br />
Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe<br />
gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />
Auflage: 40.000 Exemplare,<br />
Titel: Straßenhund in Brasov, fotografiert von Stefan Kirchhoff<br />
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Anzeigen-Büro Udo Kraushaar,<br />
Email: bmt@anzeigen-buero.de,<br />
Tel. (0 28 45) 53 86, Fax (0 28 45) 80 69 49
Wo geht unsere Gesellschaft hin?<br />
Tierschützer auf <strong>der</strong> Anklagebank!<br />
Liebe Mitglie<strong>der</strong>, liebe Tierfreunde,<br />
Straßentiere werden in einem nie gekannten Ausmaß auf<br />
brutalste Weise eingefangen, eingesperrt und umgebracht,<br />
obwohl <strong>der</strong> humane Weg zur Bewältigung des Problems längst bmt-Vorsitzende Petra Zipp<br />
bekannt ist: Kastrieren, kastrieren, kastrieren. Um für die Fußball-Europameisterschaft in <strong>der</strong> Ukraine<br />
die Straßen sauber zu haben, setzt man selbst mobile Krematorien ein, und Rumänien kündigt wi<strong>der</strong><br />
jede Vernunft das erneute Einfangen und Töten von Hunden an. Und die Politik schweigt, das Rufen<br />
<strong>der</strong> Tierschützer und fühlenden Menschen hat wenig Echo.<br />
Noch schlimmer, engagierte Menschen, die den <strong>Tiere</strong>n helfen wollen, die in ihrer Heimat nur <strong>der</strong><br />
grausame Tod erwartet, werden in Deutschland teilweise wie Verbrecher verfolgt, als illegale<br />
Hundehändler bezeichnet - so z.B. Flugpaten, die Hunde für Tierschutzorganisationen mitbringen.<br />
Gewerbliche Hundehändler und Internetanbieter mit Hun<strong>der</strong>ten von Welpen dubioser Herkunft<br />
da<strong>gegen</strong> kommen ungeschoren davon.<br />
Politiker und Bürokraten wacht endlich auf! Was passiert denn mit den <strong>Tiere</strong>n, die nicht mehr nach<br />
Deutschland in eine Familie vermittelt werden dürfen? Sie werden umgebracht, denn die Politik<br />
interessiert sich nicht für diese bedauernswerten Lebewesen - <strong>Tiere</strong> haben keine Wählerstimmen. Geht<br />
bitte mal in eine Tötung, so wie ich es machen musste, und seht zu, wie gesunde <strong>Tiere</strong> getötet werden,<br />
nur weil sie am falschen Platz in dieser Welt geboren wurden - ein grenzenloses Europa gibt es <strong>der</strong>zeit<br />
nur für Menschen, aber nicht für <strong>Tiere</strong>.<br />
Gegner des Auslandstierschutzes informiert Euch erst einmal über die tatsächlichen Gegebenheiten<br />
vor Ort, b<strong>ev</strong>or Ihr anprangert. Träumt nicht von Kastrieren und Wie<strong>der</strong>aussetzen allerorten, wenn man<br />
die <strong>Tiere</strong> vor Ort nicht duldet und vergiftet. Hier hilft nur Vermittlung ins Ausland, bis sich die<br />
Verhältnisse geän<strong>der</strong>t haben, denn Entsorgen gesun<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> wie Son<strong>der</strong>müll darf die heutige<br />
Gesellschaft nicht billigen.<br />
Politiker - stoppt erst einmal den gewerblichen Import von Hun<strong>der</strong>ttausenden billigst produzierter<br />
Rassehundwelpen aus dem Ausland und helft dem Tierschutz bei <strong>der</strong> Bewältigung seiner Aufgaben,<br />
behin<strong>der</strong>t ihn nicht, son<strong>der</strong>n unterstützt ihn durch gesetzliche Vorschriften. Menschen, die den Ärmsten<br />
<strong>der</strong> Armen helfen, verdienen unsere Hochachtung und nicht die staatliche Verfolgung.<br />
Der bmt wird sich weiterhin für diese <strong>Tiere</strong> einsetzen - politisch und praktisch durch Hilfe vor Ort und<br />
durch Vermittlung nach Deutschland!<br />
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung unserer Arbeit und Ihnen, Ihrer Familie und Ihren <strong>Tiere</strong>n<br />
ein gesegnetes Weihnachtsfest<br />
Ihre<br />
Petra Zipp, bmt-Vorsitzende<br />
A UF EIN W ORT<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
3
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
4<br />
T ITELTHEMA<br />
Grundlegende Än<strong>der</strong>ungen des deutschen<br />
Jagdrechts sind überfällig. Immer<br />
noch fußt es auf den Regelungen des<br />
Reichsjagdgesetzes aus den 30er Jahren<br />
des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts, das den<br />
Jägern bis heute weit reichende Privilegien<br />
einräumt - fast immer zu Lasten<br />
des Tier- und Naturschutzes.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e die vielfachen Probleme,<br />
die aus einer falsch verstandenen Hege<br />
entstanden sind, haben sich im Laufe<br />
<strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong>art verschärft, dass viele<br />
<strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> endlich zu einem Kurswechsel<br />
bereit sind.
KEINE<br />
PRIVILEGIEN MEHR<br />
Die Fallenjagd<br />
Im August sorgte ein Fernsehbeitrag<br />
des bekannten Journalisten Manfred<br />
Karremann für Aufsehen: In <strong>der</strong> Reihe<br />
"ZDF-Zoom" berichtete er über eine<br />
weitgehend unterschätzte (und sicher<br />
den wenigsten bekannte) Gefahr, die<br />
von <strong>der</strong> Fallenjagd in Deutschland ausgeht.<br />
Anhand <strong>der</strong> Leidensgeschichte<br />
des Hundes Benno wurde dem Publikum<br />
exemplarisch gezeigt, welch dramatische<br />
Folgen ein ganz normaler Familienspaziergang<br />
haben kann …<br />
Benno wurde durch eine Totschlagfalle<br />
am Waldrand schwer verletzt - ein traumatisches<br />
Erlebnis für die Familie. In<br />
Deutschland dürfen Jäger Totschlagfallen<br />
auslegen; sie müssen jedoch sicherstellen,<br />
dass von den Fallen keine<br />
Gefahr für Menschen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e <strong>Tiere</strong><br />
ausgehen.<br />
Die verwendeten Kö<strong>der</strong> sollen nur ganz<br />
bestimmte Arten wie Füchse, Mar<strong>der</strong><br />
o<strong>der</strong> Waschbären in die Fallen locken,<br />
aber Fehlfänge sind an <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />
Nicht nur Hunde und Katzen<br />
können in solchen Fallen ums Leben<br />
kommen, auch für Kin<strong>der</strong> und Erwachsene<br />
sind sie gefährlich, wenn die Fallen<br />
an Wegesrän<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> auf Wiesen<br />
ohne entsprechende Absicherung aufgestellt<br />
werden. In fast allen <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />
ist das Jagen mit solchen Fallen<br />
noch erlaubt.<br />
Beson<strong>der</strong>s problematisch ist es, dass<br />
je<strong>der</strong> solche Fallen ohne Nachweis einer<br />
Sachkunde im Internet kaufen<br />
kann, selbst die EU-weit verbotenen<br />
Immer mehr <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> for<strong>der</strong>n<br />
die Umgestaltung des Jagdrechts<br />
Tellereisen sind erhältlich. Dieser Fallentyp<br />
wurde europaweit geächtet, da<br />
er beson<strong>der</strong>s grausam tötet und unselektiv<br />
zuschlägt.<br />
Allein dies unterstreicht, dass die Anstrengungen<br />
verstärkt werden müssen,<br />
damit Totschlagfallen in Zukunft bestenfalls<br />
in Museen besichtigt werden<br />
können. Die <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> Nordrhein-<br />
Westfalen und Saarland haben angekündigt,<br />
ihr Jagdrecht "ökologisch" umzugestalten<br />
und dabei die Fallenjagd<br />
zu verbieten.<br />
Der "Wald-Wild-Konflikt"<br />
"Der deutsche Wald ist krank auf den<br />
Tod", so resümierte Horst Stern vor<br />
ziemlich genau 40 Jahren und machte<br />
damit auf ein für Jäger unliebsames<br />
Problem aufmerksam, das bis heute an<br />
Aktualität nicht verloren hat. Schon damals<br />
erkannte Stern, dass für die explosionsartige<br />
Vermehrung von Hirschen<br />
und Rehen vorrangig die<br />
Jägerschaft die Schuld trägt.<br />
Die Weidmänner betreiben einen "unvorstellbaren<br />
Kult mit Geweihen, weil<br />
sie schmucklose Ricken, Hirschkühe<br />
und Jungtiere nur ungern schießen".<br />
Ein einziger Hirsch, so errechnete<br />
Stern, richtet im Laufe seines Lebens<br />
Baumbestände im Wert von 15.000<br />
Euro zugrunde: Die <strong>Tiere</strong> schälen mit<br />
Vorliebe die nahrhafte Rinde von Kiefern<br />
und Laubbäumen - die Stämme<br />
vertrocknen und sterben ab.<br />
Seit gut 50 Jahren wird dieses Problem<br />
unter dem Stichwort "Wald-Wild-Konflikt"<br />
allseits diskutiert. Tatsache ist, dass<br />
T ITELTHEMA<br />
FÜR JÄGER !<br />
heute die Schalenwilddichten so hoch<br />
wie nie zuvor sind. Im Vergleich zu<br />
1989/90 sind allein die Rehwildbestände<br />
um mindestens 500.000 <strong>Tiere</strong><br />
bundesweit angewachsen. Aktuelle<br />
einschlägige Inventuren weisen auf<br />
großen Flächen auf die damit einhergehenden<br />
Waldschäden hin.<br />
So kommt eine Studie des Deutschen<br />
Forstwirtschaftsrates (DFWR), des <strong>Bund</strong>esamtes<br />
für Naturschutz (BfN) und <strong>der</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße<br />
Waldwirtschaft (ANW) von 2010 zum<br />
Ergebnis, dass diverse Vorgaben erfor<strong>der</strong>lich<br />
wären, um hier <strong>gegen</strong>zusteuern.<br />
Während Forstleute, Naturschutzverbände<br />
und Waldbesitzer für eine<br />
Reduktion <strong>der</strong> Schalenwildbestände<br />
plädieren, um den angestrebten Waldumbau<br />
voranzubringen, lehnen große<br />
Teile <strong>der</strong> Jägerschaft eine Verringerung<br />
ab, da sie keine Einschränkung an Hege<br />
und Jag<strong>der</strong>folg wünschen.<br />
Diskussion um Bleimunition<br />
Jäger werben gerne damit, dass das<br />
von ihnen geschossene Wild ein Stück<br />
Natur sei. Umso empörter reagierten<br />
sie auf die im September herausgegebene<br />
Pressemeldung des <strong>Bund</strong>esamts<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
5
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
6<br />
T ITELTHEMA<br />
für Risikobewertung: Wildschwein, Reh<br />
und Hirsch gehörten zu den am höchsten<br />
mit Blei belasteten Lebensmitteln.<br />
Ursache dafür sei überwiegend die<br />
üblicherweise bei <strong>der</strong> Jagd verwendete<br />
Bleimunition. Das Schwermetall ist giftig<br />
und reichert sich im Organismus an.<br />
Die Diskussion um die Giftigkeit von<br />
bleihaltiger Munition ist keineswegs<br />
neu. Innerhalb <strong>der</strong> Tierwelt sind wahrscheinlich<br />
die seltenen Seeadler die<br />
auffälligsten Opfer. Viele starben elendig,<br />
nachdem sie sich von mit Bleischrot<br />
angeschossenen Beutetieren ernährt<br />
hatten. Die meisten <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong><br />
haben die Verwendung von Bleischrot<br />
zumindest bei <strong>der</strong> Jagd an Gewässern<br />
mittlerweile untersagt. Jedoch<br />
wäre es an <strong>der</strong> Zeit, das Blei aus <strong>der</strong><br />
Munition, auch <strong>der</strong> Kugelschussmunition,<br />
zu verbannen.<br />
Viele Jäger sehen jedoch in <strong>der</strong> ganzen<br />
Diskussion eine Stimmungsmache <strong>der</strong><br />
Tier- und Naturschützer. Gerne behaupten<br />
Jäger, die bleifreie Munition<br />
töte schlechter und berge die Gefahr<br />
von Querschlägern. Dies können die<br />
Jäger des Nationalparks Eifel nicht bestätigen,<br />
die bereits freiwillig auf bleifreie<br />
Munition umgestiegen sind.<br />
Auch ein Gutachten <strong>der</strong> Deutschen Versuchs-<br />
und Prüfanstalt für Jagd- und<br />
Sportwaffen (DEVA) hat im Auftrag des<br />
<strong>Bund</strong>esministeriums für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
intensiv die physikalischen und ballistischen<br />
Eigenschaften von bleihaltiger<br />
und bleifreier Munition untersucht und<br />
verglichen. Die Gutachter kamen im<br />
Mai <strong>2011</strong> zu dem Schluss, dass die<br />
bleifreie Munition ähnlich sicher ist wie<br />
bleihaltige.<br />
Ausbildung an <strong>Tiere</strong>n<br />
Tier- und Naturschutzverbände setzen<br />
sich seit langem für die Abschaffung<br />
<strong>der</strong> Jagd auf Vögel ein. Abgesehen von<br />
dieser grundsätzlichen For<strong>der</strong>ung stellt<br />
<strong>der</strong> Schrotschuss ein beson<strong>der</strong>es Problem<br />
dar. Da mit zunehmendem Abstand<br />
des Jägers zum Vogel die Streubreite<br />
des Schrotschusses rasch<br />
zunimmt, steigt die Gefahr, dass Vögel<br />
nur angeschossen, aber nicht augenblicklich<br />
getötet werden. Schätzungen<br />
gehen davon aus, dass rund je<strong>der</strong> dritte<br />
Vogel bei <strong>der</strong> Vogeljagd angeschossen<br />
wird. Damit angeschossene <strong>Tiere</strong><br />
nicht unnötig weiter leiden, sind Jäger<br />
zur Nachsuche verpflichtet. Dabei sind<br />
sie auf Mithilfe gut ausgebildeter Jagdhunde<br />
angewiesen.<br />
In <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esrepublik bilden immer<br />
noch Jäger ihre Hunde nach den Bestimmungen<br />
des Jagdgebrauchshundverbandes<br />
aus. Dieser schreibt unter<br />
an<strong>der</strong>em die Ausbildung <strong>der</strong> Jagdhunde<br />
an lebenden Enten, meist speziell für<br />
diesen Zweck gezüchtete wildstämmige<br />
Stockenten, vor. In den meisten <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />
werden <strong>der</strong> Ente, die im Schilf<br />
eines Gewässers ausgesetzt wird und<br />
vom Hund aufgestöbert werden soll,<br />
zuvor die Schwungfe<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Flügel mit<br />
einer Papiermanschette verbunden.<br />
Das flugunfähig gemachte Tier versucht,<br />
durch wildes Flügelschlagen,<br />
schnelles Schwimmen o<strong>der</strong> Tauchen<br />
dem Hund, <strong>der</strong> die Ente aufs offene<br />
Wasser treiben soll, zu entkommen -<br />
ein ungeheurer Stress, verbunden mit<br />
Todesangst, für das gehetzte Tier.<br />
Derzeit wird diese - von Tierschützern<br />
scharf kritisierte - Ausbildungsmethode<br />
in Baden-Württemberg neu diskutiert.<br />
Die zentrale Frage ist, ob man bei <strong>der</strong><br />
Ausbildung von Jagdhunden auch voll<br />
flugfähige Enten verwenden kann, so<br />
wie dies in Hessen und Schleswig-Holstein<br />
(seit 2008) erfolgreich umgesetzt<br />
wird. Hierbei werden die <strong>Tiere</strong> manuell<br />
nicht manipuliert, son<strong>der</strong>n behalten ihre<br />
natürliche Fluchtmöglichkeit. Dies<br />
min<strong>der</strong>t den Stress <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> deutlich.<br />
Nach Aussage <strong>der</strong> hessischen Tierschutzbeauftragten,<br />
Dr. Madeleine<br />
Martin, hat sich die Methode in Hessen<br />
bewährt. Auch eine Studie von Prof.<br />
Wun<strong>der</strong>lich im Auftrag des Landesjagdverbandes<br />
Schleswig-Holstein<br />
(2010) stützt die Aussage. Tatsächlich<br />
sollte jedoch immer die tierschutzgerechteste<br />
Form <strong>der</strong> Hundeausbildung<br />
gewählt werden.<br />
So empfiehlt die bekannte Kieler Hundeforscherin<br />
Frau Dr. Fed<strong>der</strong>sen-Petersen,<br />
dass deutlich mehr als bisher vom<br />
"Tradieren" Gebrauch gemacht werden<br />
sollte. Das heißt, dass dem im Feldr<strong>ev</strong>ier<br />
erfahrenen und dort vorstehenden<br />
Hund ein ihn begleiten<strong>der</strong>, junger unerfahrener<br />
Jagdhund sekundiert. Durch<br />
Nachahmung <strong>der</strong> gewünschten Verhaltensweisen<br />
erlernt <strong>der</strong> Hund ohne<br />
menschlichen Dressureingriff und ohne<br />
künstliche Hilfsmittel das nötige Rüstzeug.<br />
In an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n, z.B.<br />
Irland, wird es bereits so gehandhabt<br />
und die dabei gewonnenen Erfahrungen<br />
werden "positiv gewertet". Würde<br />
bundesweit so verfahren, könnte die<br />
tierschutzrel<strong>ev</strong>ante Ausbildungsmethode<br />
an lebenden Enten beendet werden.<br />
Jäger und Jagdbehörden in Baden-<br />
Württemberg haben aber schon signalisiert,<br />
dass man lieber am Althergebrachten<br />
festhalten möchte.<br />
Allein diese wenigen, exemplarisch angesprochenen,<br />
Problemfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Jagd<br />
lassen erkennen, dass die notwendigen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen nur eine Frage <strong>der</strong><br />
Zeit sind. Jäger müssen zu Kenntnis<br />
nehmen, dass man nicht mit den Konzepten<br />
und Vorstellungen, die vor rund<br />
80 Jahren entstanden, den heutigen<br />
Erfor<strong>der</strong>nissen des Tier- und Naturschutzes<br />
gerecht werden kann.<br />
Text: Torsten Schmidt
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
7
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/2009 4/<strong>2011</strong><br />
68<br />
A USLANDSTIERSCHUTZ<br />
In <strong>der</strong> letzten Ausgabe unseres Tierschutzmagazins<br />
"Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>" berichteten<br />
wir ausführlich über die intensiven und jahrelangen<br />
Bemühungen des bmt im rumänischen<br />
Brasov und im ungarischen Pecs um<br />
eine Verbesserung des Tierschutzes vor<br />
Ort. Viele von Ihnen haben uns dabei<br />
unterstützt und mit Geld- und Sachspenden<br />
unermüdlich dazu beigetragen, dass es für<br />
Wie Tierschüt<br />
die <strong>Tiere</strong> dort endlich Hoffnung gibt - wenn<br />
auch in kleinen Schritten!<br />
Umso mehr ist es ein Schlag ins Gesicht<br />
unzähliger Tierfreunde, wie hier bei uns in Deutschland Politiker, Behörden und Gerichte die uneigennützige<br />
und aufopferungsvolle Tätigkeit von Tierschutzorganisationen zu kriminalisieren versuchen!<br />
Von "Hundehandel" ist da die Rede, von "Gewinnerzielung" und "Profitorientierung"!<br />
So hat das Verwaltungsgericht<br />
Schleswig-Holstein mit einem<br />
Urteil vom 17. August <strong>2011</strong> die Klage<br />
einer Tierschutzorganisation auf<br />
Feststellung abgewiesen, die von ihr<br />
durchgeführte Verbringung von Hunden<br />
aus dem europäischen Ausland<br />
nach Deutschland unterliege nicht den<br />
Vorschriften über den gewerblichen<br />
Handel.<br />
Auch wenn dies Urteil <strong>der</strong>zeit noch<br />
nicht rechtskräftig ist und R<strong>ev</strong>ision ein-<br />
gelegt wurde, bedeutet das im Klartext<br />
auch für an<strong>der</strong>e im Ausland engagierte<br />
Tierschützer und Tierschutzorganisationen,<br />
dass man versucht, ihre gemeinnützige<br />
Tätigkeit und die Vermittlung<br />
von in Not geratenen Hunden<br />
aus dem europäischen Ausland nach<br />
Deutschland rechtlich auf die gleiche<br />
Stufe zu stellen wie den grenzüberschreitenden<br />
Hundehandel, <strong>gegen</strong> den<br />
eben dieselben Tierschutzorganisationen<br />
immer wie<strong>der</strong> zu Felde ziehen!<br />
Zynische Unterstellung:<br />
Auslandstierschutz<br />
als verdeckter Hundehandel<br />
Hundehändler, für die einzig <strong>der</strong><br />
schnelle Profit zählt, die Rassehundwelpen<br />
zu Tausenden aus Vermehrungsanstalten<br />
größtenteils aus dem Ausland<br />
einführen und im Internet, auf Tiermärkten<br />
und häufig direkt aus dem<br />
Kofferraum an gutgläubige, ahnungslose<br />
Käufer hierzulande verschachern,<br />
haben bei uns leichtes Spiel!
Trotz aller Aufklärungsversuche seitens<br />
<strong>der</strong> Tierschutzorganisationen, trotz<br />
zahlreicher Presseberichte und eindringlicher<br />
Reportagen über die unsäglichen<br />
Zustände in diesen Hunde-Vermehrungsbetrieben,<br />
über enttäuschte<br />
und traurige Hundekäufer, denen<br />
ihr scheinbar preiswert erstandener<br />
Hundewelpe binnen weniger Tage<br />
unter den Händen weggestorben ist,<br />
weil er we<strong>der</strong> geimpft noch sonst medizinisch<br />
betreut war - gibt es anscheinend<br />
immer noch genügend Abnehmer<br />
für diese Welpen, um dieses<br />
grausame Geschäft florierend weiter zu<br />
betreiben!<br />
Aber anstatt diese rein kommerziellen<br />
Händler endlich rechtlich zur Verantwortung<br />
zu ziehen und ihre kriminellen<br />
Machenschaften zu unterbinden, torpediert<br />
man die müh<strong>ev</strong>ollen Versuche<br />
<strong>der</strong> Tierschützer, dem unsagbaren <strong>Tiere</strong>lend<br />
in unseren Nachbarlän<strong>der</strong>n zu<br />
begegnen und den Menschen dort dabei<br />
zu helfen, die Probleme langfristig<br />
und vor allem auf humane Weise in<br />
den Griff zu bekommen!<br />
Hier muss eine klare Trennung zwischen<br />
Handel und Tierschutz vollzogen<br />
werden und nicht <strong>der</strong> Auslandstierschutz<br />
in den Topf <strong>der</strong> Hundehändler<br />
geworfen werden.<br />
A KTUELL<br />
"Menschen, die den Ärmsten <strong>der</strong><br />
Armen helfen, verdienen unsere<br />
Hochachtung" (Petra Zipp)<br />
Wo geht unsere<br />
Gesellschaft hin?<br />
zer kriminalisiert werden!<br />
Wie Hundehändler gesetzliche<br />
Bestimmungen ignorieren<br />
(können)<br />
Selbstverständlich müssen sich Tierschützer<br />
wie alle an<strong>der</strong>en auch an die<br />
bei uns geltenden Einreisebestimmun-<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/2009 4/<strong>2011</strong><br />
79
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
gen für <strong>Tiere</strong> aus den EU-Mitgliedsstaaten<br />
o<strong>der</strong> aus Drittlän<strong>der</strong>n halten<br />
und tun dies auch - ganz im Gegensatz<br />
zu den besagten Händlern, welche ihre<br />
Investitionen zugunsten eines größtmöglichen<br />
Profits minimal halten und<br />
meist mit gefälschten Impfpapieren<br />
über die Grenze kommen (sofern sie<br />
überhaupt kontrolliert werden!).<br />
Da jedoch die Einreisepapiere von den<br />
Behörden des Landes ausgestellt werden<br />
müssen, aus dem das jeweilige<br />
Tier stammt, sehen sich Tierschützer,<br />
die sich um offizielle Dokumente bemühen,<br />
auch hier vor Probleme gestellt:<br />
"In Deutschland landen die Hunde<br />
im Versuchslabor!" wird da zum<br />
Beispiel in Griechenland gerne unterstellt,<br />
um die benötigten Unterlagen<br />
dann einfach zu verweigern. Es ist eine<br />
Zwickmühle, in <strong>der</strong> sich die Helfer befinden<br />
- in den Län<strong>der</strong>n, in denen sie<br />
WO ZEHNTAUSENDE HUNDE IHR LEBEN LASSEN MUSSTEN<br />
bis 2008 in Brasov getötet: mind. 20.000 Hunde<br />
2008 in Brasov getötet: 7.353 Hunde<br />
2009 in Brasov getötet: nicht veröffentlicht<br />
2009 wurden keine Zahlen veröffentlicht, weil Tötungen da offiziell illegal<br />
wurden (allmähliche Einstellung <strong>der</strong> Fangaktionen außerhalb, daher weniger<br />
Hunde; Übernahme <strong>der</strong> meisten Hunde durch das Tierheim Brasov)<br />
ab 1.1.2010 offiziell: keine Tötungen mehr<br />
Zwar wurde seit 1.1. 2010 offiziell nicht mehr getötet, aber es gab weiterhin<br />
viele Todesfälle durch mangelnde Versorgung. Weiterhin regelmäßige<br />
Übernahme von Hunden durch das Tierheim Brasov<br />
am 1.8.<strong>2011</strong> de facto: Schließung Tötungstation<br />
Mit dem heutigen Tag wird die Verantwortung für die städtische Tötungs-<br />
Anlage mit aktuell 329 Hunden auf den Tierschutzverein Millions of<br />
friends von Cristina Lapis übertragen<br />
24.11.<strong>2011</strong> Auflösung Tötungstation<br />
10<br />
Offizielle Todesbilanz <strong>der</strong> Stadt Brasov:<br />
(Stadtgebiet 2.282, Umland und an<strong>der</strong>e Städte 5.071)<br />
Der letzte Hund verlässt die Tötungsstation<br />
helfen wollen, stoßen sie auf Unverständnis<br />
für ihr Anliegen, und hier zuhause<br />
werden sie ebenfalls an den<br />
Pranger gestellt!<br />
Umso bemerkenswerter und höher ist<br />
die Tatsache zu werten, dass sich so<br />
viele tierliebe Menschen trotzdem nicht<br />
von ihrem Ziel abbringen lassen, den<br />
<strong>Tiere</strong>n zu helfen und den Tierschutz vor<br />
Ort zu verbessern! Denn das allein<br />
muss <strong>der</strong> Weg für die Zukunft sein: Zu<br />
verhin<strong>der</strong>n, dass weiter so viele Hunde<br />
ins Elend geboren werden, und die<br />
Zahl herrenloser, ausgesetzter Hunde<br />
in den Län<strong>der</strong>n um uns herum auf ein<br />
erträgliches Maß zu bringen, indem gut<br />
organisierte Kastrationsprogramme<br />
mit intensiver Schulung und Aufklärung<br />
<strong>der</strong> B<strong>ev</strong>ölkerung über eine verantwortungsvolle<br />
Tierhaltung kombiniert werden!<br />
Unsere langjährigen Bemühungen in<br />
Brasov und in Pecs tragen nun Früchte<br />
und zeigen, dass wir mit Beharrlichkeit<br />
und Durchhalt<strong>ev</strong>ermögen ent<strong>gegen</strong> allen<br />
Widrigkeiten das Ziel erreichen<br />
können. Unsere Projekte vor Ort wären<br />
zum Scheitern verurteilt, wenn wir die<br />
Zahl <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> in unseren Partnertierheimen<br />
nicht durch Vermittlung nach<br />
Deutschland auf einem tragfähigen<br />
Maß halten könnten. Es muss Platz sein<br />
für Kastrationsaktionen und vorübergehend<br />
unterzubringende <strong>Tiere</strong>.<br />
Juris Geschichte -<br />
für Tierschützer zählt das<br />
Leben jedes einzelnen Hundes<br />
Je<strong>der</strong>, wenn auch noch so kleine Erfolg,<br />
je<strong>der</strong> Hund, <strong>der</strong> in ein besseres Leben<br />
gerettet werden konnte, ist <strong>der</strong> beste -<br />
und auch einzige - Lohn für diese uneigennützige<br />
Arbeit! Juri ist so ein Beispiel:<br />
Juri ist ein kleiner Mischlingswelpe, gerade<br />
mal 6 Wochen alt, mit braun-weißem<br />
Fell und kurzen Beinchen. Seine<br />
Mutter lebt auf einem Bauernhof in <strong>der</strong><br />
Nähe von Brasov. Dort geht es ihr sogar<br />
relativ gut, sie bekommt ausreichend<br />
zu fressen und hat sogar ein kleines<br />
Dach, unter dem sie schlafen kann.<br />
Juri und seine fünf Geschwister sind bereits<br />
<strong>der</strong> 3. Wurf dieser Hündin, denn<br />
sie ist nicht kastriert, und immer wenn<br />
sie läufig ist, sammeln sich die Rüden<br />
aus <strong>der</strong> Umgebung und machen ihr<br />
den Hof.<br />
Der Bauer meint es gut mit seiner Hündin,<br />
aber die vielen Welpen kann er<br />
nicht alle auf dem Hof behalten, sie<br />
müssen weg. Früher, noch vor ein paar<br />
Jahren, hätte er sie vielleicht ertränkt<br />
o<strong>der</strong> erschlagen, o<strong>der</strong> er hätte sie einfach<br />
ausgesetzt und ihrem Schicksal
überlassen, denn streunende Hunde<br />
gab es ja genug in <strong>der</strong> Gegend.<br />
Heute weiß er aber, dass es in Brasov<br />
eine Adresse gibt, wo man sich solcher<br />
Hunde annimmt und sich kümmert.<br />
Und bei seinem nächsten Besuch in <strong>der</strong><br />
Stadt packt er die Welpen in den Wagen<br />
und bringt sie dorthin. Sie werden<br />
aufgenommen, bekommen eine kleine<br />
Ecke mit warmen Decken und Futter,<br />
und schließlich treten sie eine Reise an,<br />
die viele Stunden dauert. Am Ende <strong>der</strong><br />
Reise wartet auf Juri ein freundliches<br />
Zuhause, mit Kin<strong>der</strong>n, die ihn lieb haben<br />
und mit ihm spielen, und mit Menschen,<br />
die sich um ihn kümmern. Er ist<br />
glücklich und zufrieden mit seinem<br />
Hundeleben!<br />
Gott sei Dank weiß Juri nicht, wie an<strong>der</strong>s<br />
sein Leben verlaufen wäre, wenn<br />
er nur wenige Jahre vorher auf diese<br />
Welt gekommen wäre. Seine Mutter<br />
wurde inzwischen im Tierheim Brasov<br />
kastriert und wird keinen unerwünschten<br />
Nachwuchs mehr auf die Welt<br />
bringen.<br />
Text: Heike Pankatz<br />
Fotos: Stefan Kirchhoff<br />
bmt-SPENDENKONTO AUSLAND<br />
Stichwort: Rumänien o<strong>der</strong> Ungarn<br />
Frankfurter Sparkasse<br />
Konto 847 275<br />
BLZ 500 502 01<br />
IBAN DE 795005 0201 0000847275<br />
SWIFT BIC HELADEF 1822<br />
Cristina Lapis (Millions of Friends),<br />
und Petra Zipp (bmt)<br />
auf dem Gelände <strong>der</strong> Tötungsstation<br />
Die städtische Anlage, hinter<br />
<strong>der</strong>en Mauern sich unvorstellbares<br />
Leid abspielte, ist<br />
am 30. November endgültig<br />
geschlossen worden. Der<br />
letzte Hund, <strong>der</strong> die "City<br />
Hall" verließ, soll ein Botschafter des Friedens werden.<br />
Nie wie<strong>der</strong> Gewalt <strong>gegen</strong> Straßenhunde, nie wie<strong>der</strong><br />
Missachtung des Lebens - das ist unser Wunsch, die wir<br />
die Entwicklung in Brasov seit über einem Jahrzehnt begleitet<br />
und entscheidend mitgestaltet haben.<br />
Wir in Deutschland haben ein Tierschutzgesetz<br />
- damit sind wir vielen an<strong>der</strong>en<br />
Mitgliedstaaten <strong>der</strong> EU schon ein<br />
gutes Stück voraus!<br />
Wir in Deutschland haben Tierschutz-<br />
Organsisationen wie den bmt - die kümmern<br />
sich um <strong>Tiere</strong>, nehmen sich ihrer<br />
an und treten für ihre Rechte ein!<br />
Wir in Deutschland haben keine<br />
Probleme mit streunenden, herrenlosen<br />
Hunden - das verdanken wir den<br />
zahlreichen Tierheimen, die sich hierzulande<br />
um die Hunde kümmern, die<br />
keiner haben will!<br />
Wir in Deutschland blicken über<br />
den Tellerrand und sehen, dass es in<br />
vielen Län<strong>der</strong>n um uns herum ganz an<strong>der</strong>s<br />
aussieht und viele Hunde dort in<br />
Not sind - ohne Rechte, ohne Schutz<br />
und hilflos <strong>der</strong> Willkür <strong>der</strong> Menschen<br />
und Behörden ausgeliefert, die sie einfach<br />
loswerden wollen!<br />
Wir in Deutschland wollen dieses<br />
Elend nicht einfach mit ansehen - Tierschützer<br />
engagieren sich, um den Hunden<br />
zu helfen und ihre Not zu lin<strong>der</strong>n!<br />
Wir in Deutschland haben Politiker<br />
und Bürokraten, die diese Hilfe behin<strong>der</strong>n,<br />
wo es nur geht, und die sogar<br />
nicht davor Halt machen, die Tierschützer<br />
mit kriminellen Hundehändlern<br />
auf eine Stufe zu stellen!<br />
Wir in Deutschland müssen endlich<br />
Position beziehen - für einen grenzenlosen<br />
Tierschutz und die Anerkennung<br />
<strong>der</strong> Mitgeschöpflichkeit aller<br />
<strong>Tiere</strong>, egal ob innerhalb o<strong>der</strong> außerhalb<br />
unserer Grenzen!<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
11
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
12<br />
T IERSCHUTZ-<br />
POLITIK<br />
"Fußball ist unser Leben…" sang<br />
vor vielen Jahren einmal die<br />
deutsche Fußball-Nationalmanschaft<br />
- in <strong>der</strong> Vorbereitung auf<br />
die Fußball-Europameisterschaft<br />
2012 heißt es nun für unzählige<br />
<strong>Tiere</strong> in den großen Städten <strong>der</strong><br />
Ukraine "Fußball ist unser Tod…"!<br />
Wie von Tierschützern aus Kiew und<br />
an<strong>der</strong>en Großstädten berichtet wird,<br />
ziehen die dortigen Behörden vehement<br />
<strong>gegen</strong> die vielen herrenlosen<br />
Hunde und Katzen auf den Straßen zu<br />
Felde, um den internationalen Besuchern<br />
und Gästen im Zuge <strong>der</strong> Euro<br />
2012 ein "sauberes" Stadtbild präsentieren<br />
zu können. Es gibt Augenzeugenberichte,<br />
zum Teil filmisch dokumentiert,<br />
wonach die <strong>Tiere</strong> brutal<br />
erschossen, erschlagen, vergiftet o<strong>der</strong><br />
sogar in mobilen Hochöfen verbrannt<br />
werden! Tierfreunde und internationale<br />
Tierschutzorganisationen versuchen<br />
nun, dieses Massaker zu stoppen, und<br />
protestieren bei den zuständigen Stellen<br />
<strong>der</strong> Ukrainischen Regierung und<br />
<strong>der</strong> UEFA als Veranstalter <strong>der</strong> "Euro<br />
2012". Auch <strong>der</strong> bmt wandte sich mit<br />
einem eindringlichen Appell an den<br />
Vorsitzenden <strong>der</strong> "Kommission für Fairplay<br />
und soziale Verantwortung" <strong>der</strong><br />
UEFA, Peter Gilliéron, sowie an den<br />
Präsidenten <strong>der</strong> UEFA, Michel Platini<br />
und den DFB-Präsidenten Theo Zwanziger,<br />
damit das grausame Töten rasch<br />
beendet wird.<br />
Dabei ist das Problem <strong>der</strong> übergroßen<br />
Population von herrenlosen Haustieren<br />
nicht neu - in zahlreichen Län<strong>der</strong>n Süd-<br />
und Osteuropas gehören streunende<br />
Hunde und Katzen zum Stadtbild (RdT<br />
berichtet immer wie<strong>der</strong> darüber).Und<br />
immer wie<strong>der</strong> gibt es Berichte darüber,<br />
wie die zuständigen Behörden versuchen,<br />
durch groß angelegte Fang- und<br />
Tötungsaktionen dieses Problem zu lösen.<br />
Das dies <strong>der</strong> völlig falsche Weg ist,<br />
bestätigt sich allein dadurch, dass die<br />
Tierpopulationen nicht kleiner werden,<br />
son<strong>der</strong>n gleich bleiben o<strong>der</strong> zum Teil<br />
sogar noch anwachsen. Für jeden<br />
Hund und jede Katze, die aus ihrem<br />
angestammten R<strong>ev</strong>ier entfernt werden,<br />
können neue <strong>Tiere</strong> einwan<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />
vermehren sich die übrigen <strong>Tiere</strong> entsprechend<br />
stärker, weil sich die Futtersituation<br />
kurzfristig verbessert.<br />
Die Weltorganisation für Tiergesundheit<br />
(OIE) weist in ihrem "Codex zur<br />
weltweiten Tiergesundheit" (im Internet<br />
auf: www.oie.int) in einem eigenen Kapitel<br />
auf Möglichkeiten <strong>der</strong> Populationskontrolle<br />
für herrenlose Hunde<br />
hin. So wird dargestellt, dass nach einer<br />
möglichst genauen Feststellung <strong>der</strong><br />
Populationsgröße in einem bestimmten<br />
Gebiet die <strong>Tiere</strong> eingefangen, unfruchtbar<br />
gemacht und nach <strong>der</strong> medizinischen<br />
Betreuung in ihrem angestammten<br />
R<strong>ev</strong>ier wie<strong>der</strong> angesiedelt<br />
werden sollten. In Verbindung mit einer<br />
umfangreichen Information und Aufklärung<br />
<strong>der</strong> B<strong>ev</strong>ölkerung auch im Hinblick<br />
auf eine verantwortungsvolle Tierhaltung<br />
und einer weiteren Betreuung<br />
und Beobachtung <strong>der</strong> Streunerpopulation<br />
vor Ort stellt dies laut OIE die bestmögliche<br />
Lösung zur Reduzierung des<br />
Problems dar. Da es aber keine rechtliche<br />
Grundlage für diese Vorgehensweise<br />
gibt und sich offensichtlich, wie<br />
im Fall <strong>der</strong> Ukraine, eine regelrechte<br />
"Tötungsindustrie" entwickelt hat, die<br />
an den unsinnigen und grausamen<br />
Vernichtungsaktionen auch noch bestens<br />
verdient, scheint eine Lösung zugunsten<br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> und des Tierschutzes<br />
nicht in Sicht.<br />
Wir bitten daher dringend um Unterstützung<br />
in unserem Protest anlässlich<br />
<strong>der</strong> Fußball-Europameisterschaft:<br />
Schreiben auch Sie eindringliche<br />
Protestbriefe an die nachfolgend<br />
aufgeführten Adressen und drohen<br />
Sie mit einem Boykott <strong>der</strong> EM<br />
2012, wenn die Verantwortlichen nicht<br />
einschreiten und dem grausamen Töten<br />
rasch ein Ende bereiten!<br />
Präsident <strong>der</strong> UEFA<br />
Herrn Michel Platini<br />
Route de Genève 46<br />
CH-1260 Nyon 2<br />
UEFA - Kommission für Fairplay<br />
und soziale Verantwortung<br />
Herrn Peter Gilliéron<br />
Route de Genève 46<br />
CH-1260 Nyon 2<br />
Präsident Dt. Fußball-<strong>Bund</strong> e.V.<br />
Herrn Theo Zwanziger<br />
Hermann-Neuberger-Haus<br />
Otto-Fleck-Schneise 6<br />
60528 Frankfurt / Main<br />
Weitere Protestmöglichkeiten finden Sie<br />
auf unserer homepage<br />
www.bmt-tierschutz.de
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
13
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
14<br />
TESTAMENTE<br />
Vor Jahren wurde das Tierheim Elisabethenhof<br />
zu einem Missstand gerufen. Ein Boxer<br />
sei in eine Garage gesperrt worden und<br />
heule Tag und Nacht. Dem bmt erklärt die<br />
beschämte Familie, dass sie die Hündin Alexa<br />
von <strong>der</strong> verstorbenen Mutter geerbt hätten<br />
und mit dem Tier nicht umzugehen wüssten.<br />
Es sei ihnen fremd, die Kin<strong>der</strong><br />
fürchteten Alexa und sie alle fühlten sich<br />
mit <strong>der</strong> entstandenen Situation überfor<strong>der</strong>t.<br />
Lei<strong>der</strong> kein Einzelfall. Immer wie<strong>der</strong> gehen<br />
Erblasser wie selbstverständlich davon aus,<br />
dass ihre Angehörigen im Ernstfall das eigene<br />
Tier aufnehmen und wie sie selbst große Freude an ihm empfinden müssten - doch<br />
oft lassen die Lebensumstände <strong>der</strong> Familienmitglie<strong>der</strong> eine (spontane) Tierbetreuung<br />
nicht zu. Darum appelliert <strong>der</strong> bmt an alle Haustierbesitzer: Kümmern Sie sich rechtzeitig<br />
um eine verantwortungsbewusste Versorgung Ihres <strong>Tiere</strong>s, und halten Sie dessen Absicherung<br />
in Ihrem Testament fest! Dr. Hans Hammann, Fachanwalt für Erbrecht, erklärt,<br />
wie Tierbesitzer testamentarisch Vorsorge für ihren vierbeinigen Freund treffen können<br />
und wie wichtig die wirksame Bestimmung des "Letzten Willens" ist.<br />
RdT: Gerade Alleinstehende machen<br />
sich häufig Sorgen, was im Ernstfall mit<br />
ihrem Haustier geschieht. Was können<br />
Tierbesitzer zu Lebzeiten tun, um die<br />
Betreuung ihres vierbeinigen Gefährten<br />
über den eigenen Tod hinaus sicher<br />
zu stellen?<br />
Dr. Hans Hammann: Verantwortungsbewusste<br />
Tierbesitzer sollten ein<br />
Testament errichten, in dem sie die Versorgung<br />
ihres Haustiers im Einzelnen<br />
regeln.<br />
Allerdings reicht ein Testament für sich<br />
genommen noch nicht aus. Denn bis es<br />
gefunden, beim Nachlassgericht abgegeben<br />
und von dem Nachlassrichter<br />
schließlich eröffnet wird, dauert es re-<br />
gelmäßig Wochen bis Monate. Diese<br />
Zwischenzeit muss man bei <strong>der</strong> Planung<br />
berücksichtigen und bereits heute<br />
eine Person o<strong>der</strong> eine Einrichtung suchen,<br />
die sich unmittelbar nach dem<br />
Todesfall zuverlässig um das Haustier<br />
kümmert.<br />
RdT: Warum ist die vorsorgliche Absicherung<br />
für das Haustier nicht nur eine<br />
wichtige Maßnahme für ältere, son<strong>der</strong>n<br />
auch für jüngere Tierbesitzer?<br />
Dr. Hans Hammann: Je<strong>der</strong> von uns<br />
kann schnell in die Situation kommen,<br />
dass er sich nicht mehr ausreichend um<br />
sein Haustier kümmern kann. Das ist<br />
nur bedingt eine Frage des Alters…<br />
RdT: In USA und England können<br />
Haustiere als Erben eingesetzt werden,<br />
um ihre lebenslange Betreuung zu gewährleisten.<br />
Warum sieht das Deutsche<br />
Recht eine <strong>der</strong>artige Verfügung im Testament<br />
nicht vor?<br />
Dr. Hans Hammann: Nach dem<br />
Deutschen Recht können nur natürliche<br />
und juristische Personen erben. Eine juristische<br />
Person ist zum Beispiel <strong>der</strong><br />
bmt, <strong>der</strong> als Erbe ohne weiteres in Frage<br />
kommt. <strong>Tiere</strong> gelten zwar nicht mehr<br />
als Sachen, wie dies Jahrzehnte lang<br />
<strong>der</strong> Fall war, aber <strong>der</strong> Gesetzgeber ist<br />
nicht soweit gegangen, <strong>Tiere</strong>n das<br />
Recht zuzusprechen, Erbe werden zu<br />
können.
helfen <strong>Tiere</strong>n<br />
Ganz im Gegenteil sind für (Haus-)<strong>Tiere</strong><br />
nach wie vor die für Sachen geltenden<br />
Vorschriften anzuwenden. Sie können<br />
deshalb we<strong>der</strong> als Erbe noch als<br />
Vermächtnisnehmer eingesetzt werden.<br />
Vielmehr erfolgt ihre Absicherung über<br />
einen Umweg, nämlich über eine so<br />
genannte Auflage, die oft mit <strong>der</strong> Anordnung<br />
von Testamentsvollstreckung<br />
verbunden wird. Der Testamentsvollstrecker<br />
nimmt dann die Interessen des<br />
Haustieres wahr.<br />
RdT: Wenn Hunde und Katzen, wie Sie<br />
gerade ausgeführt haben, nicht erben<br />
können, wäre es doch möglich, sie an<br />
Familienmitglie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Freunde zu<br />
vererben?<br />
Dr. Hans Hammann: Theoretisch<br />
ist es ohne weiteres möglich, das<br />
Haustier bestimmten Familienmitglie<strong>der</strong>n<br />
o<strong>der</strong> Freunden zuzuwenden. Das<br />
sollte allerdings nur in ausdrücklicher<br />
Absprache mit <strong>der</strong> Person erfolgen, die<br />
sich um das Haustier kümmern soll.<br />
Denn werden die Familienmitglie<strong>der</strong><br />
o<strong>der</strong> die Freunde nicht im Vorfeld gefragt,<br />
lehnen sie es möglicherweise ab,<br />
sich um das Haustier zu kümmern, vielleicht,<br />
weil es mit dem Partner, Beruf<br />
o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>wunsch nicht vereinbar ist<br />
o<strong>der</strong> weil eine Tierhaarallergie besteht.<br />
Mit an<strong>der</strong>en Worten sollte im Interesse<br />
des Haustiers von vornherein eine tragfähige<br />
Lösung gesucht werden. Enthält<br />
ein Testament keine bestimmte Regelung,<br />
wer das Haustier erhalten und<br />
sich darum kümmern soll, gehört es<br />
ganz normal zum Nachlass und wird<br />
von dem Erben automatisch mitgeerbt.<br />
Ob er will o<strong>der</strong> nicht, wie obiges Beispiel<br />
mit <strong>der</strong> Boxerhündin Alexa zeigt.<br />
RdT: Da<strong>gegen</strong> bietet <strong>der</strong> bmt als Erbe<br />
o<strong>der</strong> Vermächtnisnehmer die Gewähr,<br />
das Tier gut und lieb<strong>ev</strong>oll bis an sein<br />
natürliches Ende zu betreuen. Welche<br />
juristisch einwandfreien Formulierungen<br />
schlagen Sie vor, um die optimale<br />
Versorgung des <strong>Tiere</strong>s abzusichern?<br />
Dr. Hans Hammann: Möchte zum<br />
Beispiel eine allein stehende Person<br />
den bmt als Erben einsetzen, kann sie<br />
formulieren:<br />
"Ich setze den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V., Viktor-Scheffel-Str. 15<br />
80803 München, zu meinem Alleinerben<br />
ein. Im Wege <strong>der</strong> Auflage ordne<br />
ich an, dass <strong>der</strong> Verein sich um mein<br />
Haustier .......... (hier: Angaben zu Tierart,<br />
Name, Rasse etc.) zu kümmern, es<br />
zu pflegen und zu versorgen hat. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
soll mein Haustier mindestens<br />
ein Mal alle sechs Monate tierärztlich<br />
untersucht werden. Weiterhin<br />
soll sichergestellt sein, dass ..... (hier<br />
wären weitere, konkrete Wünsche und<br />
Anordnungen zu treffen)".<br />
RdT: Auf welche Weise kann <strong>der</strong> bmt als<br />
seriöse Tierschutzorganisation in einem<br />
Testament bedacht werden?<br />
Dr. Hans Hammann: Der bmt kann<br />
in einem Testament auf zweierlei Art<br />
bedacht werden. Man kann ihn als Erbe<br />
einsetzen o<strong>der</strong> dem Verein ein Vermächtnis<br />
zuwenden. Der Unterschied<br />
besteht darin, dass das Erbe sich automatisch<br />
auf alles bezieht, was dem Erblasser<br />
gehörte, einschließlich des<br />
Haustiers.<br />
Dem<strong>gegen</strong>über ist ein Vermächtnis regelmäßig<br />
auf einen konkreten Gegenstand<br />
gerichtet, zum Beispiel auf einen<br />
bestimmten Geldbetrag. Es berechtigt<br />
T ESTAMENTE<br />
<strong>Tiere</strong>n<br />
Wichtig: Treffen Sie rechtzeitig Vorsorge<br />
für Ihren vierbeinigen Freund!<br />
den Vermächtnisnehmer dann, von<br />
dem Erben den Vermächtnis<strong>gegen</strong>stand<br />
heraus zu verlangen. Bei einem<br />
Vermächtnis liegt also kein Automatismus<br />
vor.<br />
RdT: Wenn ich mein Vermögen dem<br />
bmt vermachen würde - könnte ich<br />
dann beson<strong>der</strong>e Verwendungszwecke<br />
festlegen?<br />
Dr. Hans Hammann: Natürlich! Im<br />
Rahmen eines Testaments kann ohne<br />
weiteres angeordnet werden, welchen<br />
Verwendungszweck ich mit <strong>der</strong> Zuwendung<br />
verbinde. Geht es zum Beispiel<br />
um die Absicherung des Haustiers, kann<br />
dem bmt zur Auflage gemacht werden,<br />
sich in einer ganz bestimmten Art und<br />
Weise um das Haustier zu kümmern.<br />
Zusätzlich kann das Testament zum<br />
Beispiel einen Testamentsvollstrecker<br />
vorsehen, <strong>der</strong> die Aufgabe hat, die Einhaltung<br />
<strong>der</strong> Auflage bis zum Ableben<br />
des Haustiers sicherzustellen.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
15
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
16<br />
DR. HANS HAMMANN IM INTERVIEW<br />
RdT: Wie muss ein wirksames Testament<br />
aussehen und bei Vorliegen mehrerer<br />
Testamente, welches ist gültig?<br />
Dr. Hans Hammann: Ein Testament<br />
kann in notarieller Form o<strong>der</strong> handschriftlich<br />
errichtet werden. Daneben<br />
gibt es noch Son<strong>der</strong>formen für Notfälle,<br />
die in <strong>der</strong> Praxis allerdings so gut wie<br />
keine Rolle spielen. Wichtiger als die<br />
Frage nach <strong>der</strong> Form eines Testaments<br />
ist allerdings die nach seinem Inhalt.<br />
Hier kann und sollte ein Berater hinzugezogen<br />
werden, <strong>der</strong> idealer Weise regelmäßig<br />
mit <strong>der</strong> testamentarischen<br />
Absicherung von <strong>Tiere</strong>n vertraut ist.<br />
Liegen mehrere Testamente vor, greift<br />
generell das jüngere. In <strong>der</strong> Praxis ist es<br />
allerdings oft schwierig zu bestimmen,<br />
ob das jüngere Testament das ältere<br />
komplett aufheben o<strong>der</strong> ob das ältere<br />
in Teilbereichen weiter gelten soll. Deshalb<br />
empfiehlt sich auch hier, eine klare<br />
Regelung zu treffen. So vermeidet<br />
man Auslegungsprobleme.<br />
RdT: Entstehen Kosten beim Aufsetzen<br />
von Testamenten?<br />
Dr. Hans Hammann: Wenn ein<br />
Rechtsanwalt o<strong>der</strong> ein Notar mit <strong>der</strong><br />
Ausarbeitung eines Testaments beauftragt<br />
wird, fallen hierfür regelmäßig<br />
Kosten an. Bei notariellen Testamenten<br />
richten sich die Kosten ausschließlich<br />
nach <strong>der</strong> Höhe des Vermögens, um das<br />
es geht. Rechtsanwälte haben insoweit<br />
mehr Spielraum, als sie u.a. den<br />
Schwierigkeitsgrad des konkreten Testaments<br />
mitberücksichtigen können.<br />
RdT: Kann ich den bmt um Hilfe beim<br />
Verfassen meines Testaments bitten?<br />
Dr. Hans Hammann: Selbstverständlich<br />
können Sie sich an den bmt<br />
wenden. Der Verein darf zwar das Testament<br />
nicht für Sie entwerfen. Er wird<br />
Sie aber an einen kompetenten Ansprechpartner<br />
in Ihrer Nähe verweisen<br />
können, <strong>der</strong> Ihnen hilft.<br />
RdT: Noch kurz zum Erbschaftsrecht:<br />
1.<br />
Wenn kein Testament<br />
vorliegt …<br />
… erbt wer, wenn die/<strong>der</strong><br />
Verstorbene keine<br />
engeren Familienangehörigen<br />
hat?<br />
Dr. Hans Hammann: Liegt kein Testament<br />
o<strong>der</strong> Erbvertrag vor, richtet sich<br />
die Frage, wer mit welcher Quote Erbe<br />
wird, nach dem Gesetz. Man spricht<br />
von "gesetzlicher Erbfolge". In diesen<br />
Fällen erbt - soweit vorhanden - <strong>der</strong><br />
länger lebende Ehegatte und daneben<br />
die Verwandten des Erblassers.<br />
Gibt es, wie in Ihrer Frage, keine näheren<br />
Familienangehörigen, wird das<br />
Nachlassgericht nach weiter entfernten<br />
Verwandten suchen. Diese Suche kann<br />
sich in <strong>der</strong> Praxis als extrem schwierig<br />
und zeitaufwendig herausstellen. Dann<br />
wird regelmäßig ein Nachlasspfleger<br />
bestellt, <strong>der</strong> die Aufgabe hat, die unbekannten<br />
Erben zu ermitteln. Gibt es tatsächlich<br />
einmal keinerlei Verwandten<br />
mehr, erbt letztendlich <strong>der</strong> Fiskus.<br />
2.<br />
Wenn kein Testament<br />
vorliegt …<br />
… erbt wer aus <strong>der</strong><br />
hinterbliebenen Familie?<br />
Dr. Hans Hammann: Wer von den<br />
Verwandten gesetzlicher Erbe wird,<br />
richtet sich danach, welcher - so <strong>der</strong><br />
Fachbegriff - Ordnung er angehört. Es<br />
gibt Erben erster, zweiter bis hin zu fünfter<br />
Ordnung. Beispielsweise sind gesetzliche<br />
Erben erster Ordnung die Abkömmlinge<br />
des Erblassers. Hierunter<br />
versteht man die Kin<strong>der</strong>, Enkelkin<strong>der</strong><br />
etc.<br />
Enkelkin<strong>der</strong> kommen allerdings erst<br />
und nur dann als gesetzliche Erben in<br />
Betracht, wenn ihre Eltern vorverstorben<br />
sind. Dahinter steht als durchgängiges<br />
Prinzip, dass weiter entfernte Verwandte<br />
von <strong>der</strong> Erbschaft ausgeschlossen<br />
sind, wenn es nähere Verwandte<br />
gibt. Dementsprechend verdrängen<br />
Erben erster Ordnung die Verwandten<br />
weiter entfernter Ordnungen.<br />
3.<br />
Wenn kein Testament<br />
vorliegt …<br />
… erben nur die/<strong>der</strong> Ehepartner<br />
o<strong>der</strong> inzwischen<br />
auch die (unverheirateten)<br />
Lebensgefährten?<br />
Dr. Hans Hammann: Möchte ein<br />
Erblasser seinen Partner, mit dem er<br />
nicht verheiratet ist und in einer so genannten<br />
eingetragenen Lebenspartnerschaft<br />
zusammenlebt, bedenken,<br />
muss er zwingend ein Testament errichten.<br />
An<strong>der</strong>enfalls geht <strong>der</strong> (nicht<br />
verheiratete) Partner erbrechtlich selbst<br />
dann leer aus, wenn es gemeinsame<br />
Kin<strong>der</strong> gibt.<br />
Hiervon unabhängig sind ausschließlich<br />
Ehegatten und eingetragene Lebenspartner<br />
erbschaftssteuerrechtlich<br />
DER bmt IST VON DER ERBSCHAFTSSTEUER BEFREIT !<br />
Jede Zuwendung kommt zu 100% den <strong>Tiere</strong>n zugute<br />
Es gibt mehrere Wege, <strong>Tiere</strong>n zu helfen und den Tierschutz zu för<strong>der</strong>n. Entwe<strong>der</strong> kann <strong>der</strong><br />
bmt als Erbe o<strong>der</strong> Vermächtnisnehmer eingesetzt werden. Dabei gilt: Der bmt ist als gemeinnütziger<br />
und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdiger Verein von <strong>der</strong> Erbschafts- und Schenkungssteuer<br />
ausgenommen. So kommt jede testamentarische Zuwendung und Spende zu<br />
100% den <strong>Tiere</strong>n zugute.<br />
Mit einer Spende kann - abgesehen von <strong>der</strong> wichtigen Hilfe für den Verein - das zu versteuernde<br />
Einkommen verringert werden. Ein Beispiel: Bei einem Jahresverdienst von 30.000<br />
Euro können bis zu 6000 Euro steuerbegünstigt gespendet werden. Das zu versteuernde Einkommen<br />
verringert sich so auf 24.000 Euro.<br />
Unser Schatzmeister, Herr Bernd Stephan, berät Sie gerne. Kontakt über das<br />
Tierschutzzentrum Pfullingen, Telefon: 07121/820 17 0
privilegiert. Ein nicht verheirateter Lebensgefährte<br />
wird erbschaftssteuerlich<br />
wie ein x-beliebiger familienfrem<strong>der</strong><br />
Dritter behandelt. Seine Freibeträge liegen<br />
bei lediglich 20.000 EUR und <strong>der</strong><br />
Steuersatz bei mindestens 30%.<br />
RdT: Die gesetzliche Erbfolge, wie Sie<br />
eben dargelegt haben, ist ein Vorschlag<br />
des Gesetzgebers. Was muss ich<br />
tun, wenn ich mein Vermögen auf an<strong>der</strong>e<br />
natürliche o<strong>der</strong> juristische Personen<br />
übertragen möchte? Wird mein Testament<br />
dann möglicherweise von <strong>der</strong><br />
Familie angefochten?<br />
Dr. Hans Hammann: Möchte ich<br />
eine von <strong>der</strong> gesetzlichen Erbfolge abweichende<br />
Regelung treffen, muss ich<br />
zwingend ein Testament errichten. Das<br />
ist in aller Regel beispielsweise dann erfor<strong>der</strong>lich,<br />
� wenn ich meinen Ehegatten als Alleinerben<br />
einsetzen möchte,<br />
� wenn ich neben meinen Kin<strong>der</strong>n zusätzlich<br />
meine Enkelkin<strong>der</strong> bedenken<br />
möchte o<strong>der</strong><br />
� wenn ich durch die Anordnung einer<br />
Auflage sicherstellen möchte, dass<br />
die Versorgung meines Haustiers über<br />
mein Ableben hinaus gewährleistet ist.<br />
Wende ich mein Vermögen beispielsweise<br />
dem bmt zu, kann ein solches Testament<br />
von den übergangenen Familienangehörigen<br />
nur dann angefochten<br />
werden, wenn ein Anfechtungsgrund<br />
vorliegt. Hat <strong>der</strong> Erblasser sich<br />
aber durch einen Fachmann bei <strong>der</strong><br />
Abfassung seines Testaments beraten<br />
lassen, min<strong>der</strong>t das regelmäßig ganz<br />
erheblich das Anfechtungsrisiko bzw.<br />
kann die Anfechtung ganz ausgeschlossen<br />
werden.<br />
RdT: Wonach richtet sich die Höhe <strong>der</strong><br />
Erbschaftssteuer?<br />
Dr. Hans Hammann: Die Höhe <strong>der</strong><br />
Erbschaftssteuer richtet sich nach zwei<br />
Faktoren. Zum einen kommt es darauf<br />
an, welcher Erbschaftssteuerklasse <strong>der</strong><br />
Erbe angehört und daneben auf die<br />
Höhe des unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />
jeweiligen Freibeträge zu versteuernden<br />
Erbes.<br />
Beispielsweise gehören Ehegatten und<br />
Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erbschaftssteuerklasse I an<br />
und haben ganz erhebliche Freibeträge<br />
Rechtsanwalt Dr. Hans Hammann, geboren 1967 in<br />
Kaiserslautern. Ausbildung zum Bankkaufmann. Studium<br />
<strong>der</strong> Rechtswissenschaften in München (Ludwigs-<br />
Maximilian-Universität und Berlin (FU)). Referendariat<br />
in Tübingen. Seit 1998 Mitglied <strong>der</strong> Kanzlei Voelker<br />
& Partner, 2002 "Wirtschaftsmediator" (DIRO/Universität<br />
Münster)", 2004 Aufnahme als Partner, 2005 einer<br />
<strong>der</strong> bundesweit ersten Fachanwälte für Erbrecht,<br />
2009 geprüfter Testamentsvollstrecker.<br />
(Ehegatten: 500.000,00 EUR; Kin<strong>der</strong><br />
jeweils: 400.000,00 EUR).<br />
Ist <strong>der</strong> Erbe allerdings nicht mit dem Erblasser<br />
verwandt, was regelmäßig bei<br />
allein stehenden Erblassern <strong>der</strong> Fall ist,<br />
liegen die Freibeträge lediglich noch<br />
bei 20.000,00 EUR. Je<strong>der</strong> Euro, <strong>der</strong><br />
T ESTAMENTE<br />
ITELTHEMA<br />
darüber hinausgeht, ist dann mit mindestens<br />
30 % zu versteuern. Das wie<strong>der</strong>um<br />
gilt allerdings nicht für gemeinnützige<br />
Einrichtungen wie den bmt. Er ist<br />
komplett von <strong>der</strong> Erbschaftssteuer befreit.<br />
Interview: Claudia Lotz<br />
Tierschutz über das Leben hinaus -<br />
Ihr Testament hilft <strong>Tiere</strong>n<br />
Sprechen Sie uns an.<br />
Wir sind für Sie und Ihre <strong>Tiere</strong> da!<br />
www.bmt-tierschutz.de<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
17
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
18<br />
So werden Wachteln in einem<br />
Betrieb in <strong>der</strong> Nähe von<br />
Berlin gehalten<br />
Wachteleier sind neben<br />
den wesentlich bedeuten<strong>der</strong>enHühnereiern<br />
die einzigen<br />
wirtschaftlich genutzten<br />
Vogeleier in Europa<br />
- dennoch gibt es keine<br />
rechtlich verpflichtendenHaltungsverordnungen<br />
für Züchter<br />
und Mäster. Unter dieser<br />
Gesetzeslücke leiden<br />
vor allem die <strong>Tiere</strong>.<br />
Erstmalig wurden in<br />
Deutschland Wachtelbetriebe<br />
dokumentiert<br />
- mit erschreckenden<br />
Ergebnissen.<br />
Ein Bericht von Roman<br />
Kriebisch.<br />
Ca. 500.000 Wachteleier werden jedes Jahr in Deutschland<br />
gegessen, Tendenz steigend, denn die Eier gelten nicht nur<br />
als Delikatesse unter Feinschmeckern, ihnen werden auch<br />
gesundheitsför<strong>der</strong>nde Eigenschaften nachgesagt: Wachteleier<br />
enthalten mehr Vitamine und Mineralstoffe als Hühnereier,<br />
prozentual weniger Cholesterin und werden von Heilpraktikern<br />
und <strong>der</strong> Traditionellen Chinesischen Medizin<br />
(TCM) <strong>gegen</strong> Allergien und Arthrose eingesetzt und zur Stärkung<br />
<strong>der</strong> Abwehrkräfte geschätzt. Wissenschaftlich eindeutig<br />
nachgewiesen sind diese "Heilkräfte" jedoch nicht.<br />
Nahezu 90% <strong>der</strong> angebotenen Wachteleier stammen aus<br />
<strong>der</strong> Massentierhaltung und damit aus dem Käfig. Da die<br />
Haltung von Wachteln nicht von verbindlichen Vorschriften<br />
geregelt wird, ist <strong>der</strong> Profit <strong>der</strong> Züchter das Hauptkriterium:<br />
In Gruppen von bis zu 25 <strong>Tiere</strong>n werden Wachteln meist in<br />
flachen Drahtgitterkäfigen mit einer Größe von etwa 80 x<br />
40 cm gehalten - jedem Tier bleibt so etwa <strong>der</strong> Platz einer<br />
Postkarte. Ein Sandbad zum Reinigen von Milben und<br />
Schmutz ist nicht vorhanden, eine beson<strong>der</strong>e Tränke und<br />
ein abgeschirmter Ruheplatz meist ebenso wenig; da Wachteln<br />
ihre Eier nicht ausschließlich in Nester legen, wird auf<br />
diesen "Luxus" gerne verzichtet.<br />
Wachteleier<br />
AUCH HIER HAT DIE QUÄLERISCHE<br />
Hobbyzüchter empfehlen für die Wachtelhaltung Volieren mit<br />
einer Mindestgröße von 1 x 2 m und einer Mindesthöhe von<br />
50 cm, darüber hinaus ein Sandbad sowie geschützte Ruheund<br />
Nistplätze, außerdem wird vor allem dringend eine weiche<br />
Einstreu empfohlen, damit die scheuen <strong>Tiere</strong> sich verstecken<br />
können und nicht im eigenen Kot stehen müssen. Ein<br />
Minimum an Möglichkeiten zum Ausleben artgemäßen Verhaltens<br />
wird damit erreicht - in <strong>der</strong> Massentierhaltung wird<br />
es wie so oft unterdrückt: Picken und Sandbaden sind nicht<br />
möglich, in <strong>der</strong> Regel erfolgt die Haltung in dunklen Hallen<br />
ohne Sonne und natürliche Luftzufuhr, die <strong>Tiere</strong> zeigen Verhaltensstörungen<br />
und Aggressionen bis hin zum Kannibalismus.<br />
Freilebende Wachteln sind sehr bewegungsfreudig,<br />
sie rennen, fliegen und springen senkrecht in die Höhe (v. a.,<br />
um Artgenossen in Stresssituationen zu warnen) - durch die<br />
fehlende Bewegungsmöglichkeit entwickeln viele <strong>Tiere</strong> in den<br />
zu engen Ställen Haltungsschäden sowie Abszesse und typische<br />
Gelenkerkrankungen.<br />
Kontinuierliche Tierschutzarbeit und erfolgreiche Verbraucheraufklärung<br />
konnten dazu führen, dass wenigstens die klassische<br />
Haushühner-Legebatterie mit <strong>der</strong> Haltung in Einzelkäfigen<br />
in Deutschland <strong>der</strong> Vergangenheit angehört, zur Wach-
sind keine Delikatesse<br />
MASSENTIERHALTUNG EINZUG GEHALTEN<br />
telhaltung gibt es jedoch<br />
noch nicht einmalHaltungsverordnungen.<br />
Beson<strong>der</strong>s<br />
unverständlich ist die<br />
ungeklärte rechtliche<br />
Situation vor dem<br />
Hintergrund einer<br />
Entscheidung des<br />
<strong>Bund</strong>esverfassungsgerichtes<br />
1999 zur<br />
In einer Legebatterie<br />
Situation von Lege-<br />
zusammengepfercht leiden hier hennen: Allen Lege-<br />
tausende Wachteln<br />
hennen, auch denen<br />
in Käfighaltung, wird<br />
seitdem ein Befriedigen von Grundbedürfnissen wie Picken,<br />
Scharren und Zugang zu einem Sandbad zugestanden. Auf<br />
die Wachtelhaltung indes wurde diese Feststellung nicht ausgedehnt,<br />
obwohl die Wachtel <strong>der</strong> kleinste europäische Hühnervogel<br />
und damit eine <strong>der</strong> nächsten Verwandten <strong>der</strong> "Legehühner"<br />
ist.<br />
In <strong>der</strong> Schweiz sowie in Österreich ist die reine Käfighaltung<br />
von Wachteln, wie sie in Deutschland praktiziert wird, längst<br />
verboten, dortige Tierschützer warnen daher dringend vor<br />
dem Kauf von nicht gekennzeichneten Produkten auch aus<br />
dem deutschen Ausland.<br />
Vielen Verbrauchern und offenbar auch Vertreibern sind die<br />
Produktionsbedingungen für Wachteleier unbekannt, wie<br />
jüngst ein Fall aus Berlin zeigte: Nachdem Tierschützer den<br />
Verantwortlichen erstmals entsprechendes Videomaterial aus<br />
Wachtellegebatterien zeigen konnten, wurde <strong>der</strong> Verkauf von<br />
Wachteleiern in mehreren großen Supermärkten sowie in einem<br />
<strong>der</strong> bekanntesten Feinkostläden <strong>der</strong> Stadt sofort gestoppt.<br />
Ein offenbar b<strong>ev</strong>orstehendes Engagement des Kontrollvereins<br />
KAT zeigt, wie groß <strong>der</strong> Handlungsbedarf<br />
<strong>gegen</strong>über den gut abgeschirmten Produktionsbetrieben ist.<br />
Da es aber bisher keine Kennzeichnungspflicht gibt, ist <strong>der</strong><br />
Verbraucher vor allem auf sich selbst gestellt und sollte Wachteleier<br />
nur aus Biohöfen o<strong>der</strong> ihm bekannten Betrieben kaufen,<br />
um das Elend <strong>der</strong> kleinen Vögel nicht ungewollt zu unterstützen.<br />
Fotos: Jan Peifer,<br />
www.tierschutzbil<strong>der</strong>.de<br />
Diese <strong>Tiere</strong> haben die Qual in <strong>der</strong><br />
Legebatterie nicht überstanden<br />
A KTUELL<br />
“Vermarktung” jetzt<br />
auch in<br />
Supermärkten<br />
Seit einiger Zeit beobachten<br />
wir die deutliche<br />
Zunahme <strong>der</strong> Vermarktung<br />
und des<br />
Verzehrs von Wachteleiern.<br />
Mittlerweile wird<br />
die "Delikatesse" nicht<br />
nur in Feinkostläden,<br />
son<strong>der</strong>n auch im<br />
Supermarkt zum Kauf angeboten. Beworben werden die Eier<br />
als cholesterinarm und gut verträglich. Kaum einem Verbraucher<br />
dürfte aber bekannt sein, dass Wachteln ebenso<br />
wie Hühner in Legebatterien gehalten werden - eine Tatsache,<br />
die Erzeuger und Händler verständlicherweise nicht gerne<br />
öffentlich machen. Dabei kam ihnen bislang zugute, dass<br />
es keinerlei Bil<strong>der</strong> aus deutschen Wachtelbatterien gab. Jetzt<br />
liegt erstmalig Bildmaterial vor, das die nicht artgerechten<br />
Haltungsbedingungen in Wachtelbatterien aufzeigt. In den<br />
Betrieben werden die <strong>Tiere</strong> in kleinen, kahlen Gitterkäfigen<br />
gehalten, ohne die Möglichkeit, ihre natürlichen Verhaltensweisen<br />
auch nur annähernd auszuleben. Es gibt keine Nester,<br />
keine Rückzugsmöglichkeit, keinen Naturboden, kein<br />
Beschäftigungsmaterial. Aus Tierschutzsicht verstoßen die<br />
Haltungsbedingungen in den Wachtelbetrieben <strong>gegen</strong> das<br />
deutsche Tierschutzgesetz. Da<strong>gegen</strong> rechtlich vorzugehen ist<br />
jedoch schwierig, denn in Deutschland gibt es bislang keine<br />
Haltungsvorgaben für Wachteln. In an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n, wie in<br />
<strong>der</strong> Schweiz, existiert bereits seit Jahren eine gesetzliche Verordnung,<br />
die Haltungsbedingungen, wie sie in Deutschland<br />
anzutreffen sind, verbietet.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
19
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
20<br />
E HRENAMTLICHE<br />
MARGA UND HANS HAAS<br />
Ohne das Ehepaar Haas (hier auf <strong>der</strong> Gnadenbrotweide)<br />
hätte es das Tierheim Köln-Dellbrück<br />
vielleicht gar nicht gegeben …<br />
Ponystute Hallah lebt<br />
heute auf dem<br />
Pferdehof von Hans-<br />
Hermann Lange in<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen.<br />
T<br />
Ein beweg<br />
IERSCH<br />
ENG VERBUNDEN MIT DER<br />
Marga Haas (79) ist seit 44 Jahren bmt-Mitglied;<br />
Jahrzehnte, die intensiv mit dem Tierschutz verbunden<br />
sind. 1967 überzeugt sie den Bürgermeister,<br />
<strong>der</strong> damaligen Geschäftsstelle Köln ein<br />
Grundstück für ein Tierheim zuzugestehen - heute<br />
kann das - auf über 7000 Quadratmeter angewachsene<br />
Gelände - über 500 <strong>Tiere</strong> aufnehmen.<br />
Weil immer öfter auch Weidetieren geholfen werden<br />
muss, sucht das Ehepaar Haas Anfang <strong>der</strong> 80er<br />
Jahre eine geeignete Weide und versorgt dort fast<br />
30 Jahre lang Ponys, Ziegen und Schafe. Im Jahr<br />
2000 erhält die engagierte Tierschützerin das<br />
<strong>Bund</strong>esverdienstkreuz für ihre großartigen Leistungen<br />
im Tierschutz - und fünf Jahre später stirbt<br />
Gnadenbrotpony Flicka mit über 50 Jahren als ältestes<br />
Pony <strong>der</strong> früheren <strong>Bund</strong>esrepublik.<br />
"Das Pony kaufen?" Sie sehen mich verzweifelt!" Vermutlich<br />
nur wenige Minuten, denn Ratlosigkeit scheint im Verhaltensrepertoire<br />
<strong>der</strong> jungen Kölnerin nicht vorzukommen. An<br />
dieses Gespräch von 1982 erinnert sich die inzwischen<br />
79jährige mit einem Schmunzeln. Vor ihr stand ein Anhänger<br />
<strong>der</strong> Bhagwan-Sekte, selbst Ponybesitzer, und berichtete<br />
ihr von dem unmittelbar bestehenden Schlachttransport für<br />
eine kleine Stute.<br />
Jennys Rettung<br />
Das Pony war von seinen Haltern auf einer Weide ohne weitere<br />
Zahlungen zurück gelassen worden und wurde von<br />
dem Betreiber des Pensionsstalls entsprechend mangelhaft<br />
versorgt. Mitleidige Pferdebesitzer sammelten gelegentlich<br />
für den Unterhalt <strong>der</strong> Stute, doch scheinbar gab es immer<br />
weniger Unterstützer für das Tier.<br />
Marga Haas war schon seit längerem auf die stets isoliert<br />
stehende, vernachlässigt wirkende Ponystute aufmerksam<br />
geworden und hatte den Pensionsstall wegen dieses Missstands<br />
bereits angezeigt. Nun also sollte die kleine Stute, <strong>der</strong><br />
sie täglich ihre Mohrrüben brachte, in wenigen Minuten zum<br />
Schlachter und nach verantwortungslosem Weiterreichen<br />
von Besitzer zu Besitzer ihr kurzes Leben beenden?
tes<br />
UTZ-LEBEN<br />
GESCHICHTE DES TIERHEIMS KÖLN-DELLBRÜCK<br />
"Hans, setz´ dich hin; wir sind gerade<br />
Pferdebesitzer geworden", teilt Marga<br />
Haas ihrem Ehemann am Abend mit.<br />
Sie hatte 500 DM für das Tier gezahlt,<br />
dem jungen Bhagwan-Anhänger vertrauensvoll<br />
die Scheine in die Hand gedrückt<br />
und voller Spannung auf seine<br />
Rückkehr gewartet. Würde <strong>der</strong> ihr fast<br />
unbekannte Mann Wort halten und mit<br />
dem Geld tatsächlich das Tier freikaufen?<br />
Ihre Menschenkenntnis obsiegte -<br />
und so stand die Kölnerin wenig später<br />
mit dem Pony am Halfter und versuchte,<br />
eine geeignete und dauerhafte<br />
Unterkunft zu finden - vergeblich.<br />
Die Tierheim-<br />
Gnadenbrotweide<br />
Nun kommt höchstens, wie das Ehepaar<br />
nach erfolgloser Suche bis in den<br />
Westerwald, die Eifel und Westfalen<br />
feststellt, noch ein ungenutztes Grundstück<br />
am Tierheim in Frage. Das Areal<br />
eignet sich nur bedingt, ist voller Schrott<br />
und muss erst in müh<strong>ev</strong>oller Arbeit für<br />
das Pferdchen hergerichtet werden.<br />
Kurzerhand sagen die Beiden ihren Urlaub<br />
ab, informieren sich, wie Krippen,<br />
Tröge und ein Unterstand beschaffen<br />
sein müssen und gehen ans Werk.<br />
Doch die Nähe zu den Hunden ist für<br />
die Weidetiere - inzwischen werden<br />
auch Schafe und Ziegen im Tierheim<br />
abgegeben - nicht ideal, und so<br />
schaut sich Marga Haas bald nach<br />
einer eigenen Gnadenbrotweide um.<br />
Schließlich kann sie dank ihrer Tätigkeit<br />
im Landschaftsschutz in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft ihres Wohnhauses<br />
ein reizvoll gelegenes Gelände<br />
nahe einer alten Wasserburg pachten<br />
Hallahs Tochter Bonnie<br />
und mit Jenny an <strong>der</strong> Führleine umziehen.<br />
"Eigentlich", sagt die alte Dame lächelnd,<br />
"hatte ich Angst vor Pferden."<br />
Als sie noch im Gespräch um die künftige<br />
Weide stand, erreichte sie schon<br />
<strong>der</strong> nächste Notfall. Die "ausgediente"<br />
Ponystute Flicka sollte zum Schlachter,<br />
eine Richterin hatte sich Hilfe suchend<br />
an das Tierheim Köln-Dellbrück gewandt.<br />
26 Jahre ist die kleine, dunkle Shetlandstute.<br />
Ein Vor<strong>der</strong>huf ist deformiert,<br />
als sei er mit einem Beil bearbeitet worden,<br />
wie Marga Haas sich empört erinnert.<br />
Ein junger Schmied pflegt den<br />
Huf über Monate, bis die Stute ihn endlich<br />
wie<strong>der</strong> mit ihrem vollen Gewicht<br />
belasten kann und von da an schmerzfrei<br />
ist.<br />
Der nächste Kandidat ist Benjamin, ein<br />
winziges Pony, für das sich einige Kin<strong>der</strong><br />
stark machten. Über ihre Rettungsaktion,<br />
die sie ins Tierheim Köln-Dellbrück<br />
führen sollte, berichtete damals<br />
die BILD-Zeitung. Lei<strong>der</strong> kann Benjamin<br />
seine neue Freiheit nicht lange genießen<br />
- er legt sich eines Abends hin<br />
und steht nicht wie<strong>der</strong> auf. Doch Flicka<br />
und Jenny bleiben noch 20 lange<br />
schöne Jahre Weidegefährtinnen. Als<br />
Pony Jenny schließlich an einer schweren<br />
Kolik leidend eingeschläfert werden<br />
muss, schließt sich die dunkle Shet-<br />
E HRENAMTLICHE<br />
<strong>Bund</strong>esverdienstkreuz für<br />
Marga Haas im Jahr 2000<br />
landstute eng an den Ziegenbock Felix<br />
an, die beiden werden unzertrennlich.<br />
Das Tierheim Köln-Dellbrück<br />
entsteht<br />
Neben <strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong> Gnadenbrottiere,<br />
die das Ehepaar Haas auch<br />
finanziell übernimmt, engagiert sich<br />
die Kölnerin weiter im Tierheim. Seit sie<br />
1965 zum bmt stieß, hatte sie die damalige<br />
Kölner Geschäftsstellenleiterin<br />
Frau Scholl ehrenamtlich unterstützt. Zu<br />
dieser Zeit kümmern sich die Aktiven<br />
um die Versorgung und Kastration herrenloser<br />
Katzen, verfolgen Missstände,<br />
nehmen Hunde aus schlechten Haltungen<br />
auf und lassen sie - in Ermangelung<br />
eines eigenes Tierheims - in drei Tierpensionen<br />
und einem ehemaligen Bauernhof<br />
außerhalb <strong>der</strong> Stadt pflegen.<br />
Diese Unterbringung ist teuer und sehr<br />
ineffektiv, befindet Marga Haas und<br />
wendet sich <strong>gegen</strong> den Rat des damaligen<br />
Vorstands, dem solch ein Vorhaben<br />
zu arbeits- und kostenintensiv erschien,<br />
an den Oberbürgermeister <strong>der</strong><br />
Stadt Köln - und <strong>der</strong> Angeschriebene<br />
sieht die Notwendigkeit ein, dem Verein<br />
ein Grundstück für ein eigenes Tierheim<br />
zuzugestehen. Ein Jahr später,<br />
1968, bezieht <strong>der</strong> bmt das direkt am<br />
Wald gelegene Gelände am Stadtrand<br />
von Köln.<br />
Quadratmeter um Quadratmeter<br />
wächst das rechtsrheinisch gelegene<br />
Tierheim, nachdem Ehemann Hans<br />
Haas selbst die ersten vier Hundezwinger<br />
aufgebaut und voller Freude gesehen<br />
hatte, wie die <strong>Tiere</strong> ihre neue Bleibe<br />
aufnahmen. Seine Ehefrau übernimmt<br />
die Schriftführung für die dama-<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
21
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
22<br />
E HRENAMTLICHE<br />
lige Geschäftsstelle Köln und ist auch<br />
für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich.<br />
Ein Abend im Jahr 1983 ist ihr dabei<br />
beson<strong>der</strong>s in Erinnerung. Marga und<br />
Hans Haas hatten gerade noch an einem<br />
neuen Holzhaus für Schafe und<br />
Ziegen gearbeitet, die seit Beginn des<br />
Jahrzehnts immer öfter im Tierheim<br />
Aufnahme fanden, als sie plötzlich die<br />
Feuerwehr auftauchen sahen. Der ungewöhnliche<br />
Gast, <strong>der</strong> sie durch einen<br />
Drahtkäfig anschaute, war, wie sich<br />
später herausstellte, ein weiblicher Larvenroller.<br />
Ein Larvenroller zieht ein<br />
Ein Jahr lang bewohnte die asiatische<br />
Schleichkatze (Familie <strong>der</strong> Palmenroller)<br />
einen <strong>der</strong> geräumigsten Zwinger<br />
am Haupteingang, ihm <strong>gegen</strong>über ein<br />
Affe, <strong>der</strong> in die Wohnung eines Kölners<br />
geklettert war und den überraschten<br />
Mann auf dem Kronleuchter schaukelnd<br />
erwartete. Das zutrauliche Äffchen<br />
siedelte kurz darauf in einen Zoo<br />
über - und die nachtaktive Larvenrollerin<br />
zog bei Ehepaar Haas in ein Gehege<br />
mit Innen- und Außenbereichen,<br />
Baumhaus und allerlei Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
ein.<br />
Die in Burma beheimateten <strong>Tiere</strong> leben,<br />
bis auf die Zeit <strong>der</strong> Paarung, als<br />
Einzelgänger, und so wurde <strong>der</strong> erste<br />
Gedanke einer Vergesellschaftung mit<br />
einem männlichen Pendant schnell verworfen.<br />
Entsprechend wichtig war die<br />
Ausstattung des Geheges mit Spiel,<br />
Kletter- und Ruhemöglichkeiten. Über<br />
17 Jahre lebte Mungi bei ihrer Pflegefamilie<br />
- und starb ein Jahr nach <strong>der</strong><br />
Verleihung des <strong>Bund</strong>esverdienstkreuzes<br />
an Marga Haas.<br />
Im Jahr 2000 wurde die engagierte<br />
Tier- und Naturschützerin mit dem<br />
<strong>Bund</strong>esverdienstkreuz ausgezeichnet.<br />
"Durch Ihren bereits drei Jahrzehnte<br />
andauernden Einsatz für herrenlose<br />
<strong>Tiere</strong> im Stadtgebiet, die Sie unter Zurückstellung<br />
eigener Interessen mit<br />
außergewöhnlicher Opferbereitschaft<br />
wahrnehmen, waren und sind Sie Vorbild<br />
für an<strong>der</strong>e (…)", schrieb ihr <strong>der</strong><br />
Stadtdirektor von Köln, Bernhard Wimmer,<br />
anerkennend.<br />
Marga Haas im Mai <strong>2011</strong> auf dem Kastanienhof<br />
in Nie<strong>der</strong>sachsen, hier mit Hans-Hermann Lange<br />
Fünf Jahre später stirbt Flicka. Sie wurde<br />
über 50 Jahre alt, und in <strong>der</strong> Presse<br />
als ältestes Pony <strong>der</strong> (damaligen)<br />
<strong>Bund</strong>esrepublik gefeiert. Zuletzt muss<br />
sie mit Brei und geriebenen Möhren ernährt<br />
werden, doch die Freude am Leben<br />
scheint ungebrochen, bis sie<br />
schließlich aufgrund einer Dauerkolik<br />
eingeschläfert werden muss.<br />
Besuch bei Hallah und Bonnie<br />
<strong>2011</strong><br />
Und nachdem Marga Haas Jahrzehnte<br />
<strong>Tiere</strong> gerettet, sie geschützt, ihnen zu<br />
einem besseren Leben verholfen hat,<br />
benötigt sie nun erstmalig selbst intensiven<br />
Beistand. 2009 bekommt sie eine<br />
lebensgefährliche Hirnblutung, liegt<br />
fünf Wochen wie besinnungslos in <strong>der</strong><br />
Klinik, dann folgen vier Monate Rehabilitation.<br />
Doch ent<strong>gegen</strong> den Befürchtungen<br />
<strong>der</strong> Ärzte bleibt bis auf eine<br />
leicht "verwaschene Sprache", wie die<br />
Kölnerin es bezeichnet, kaum eine Beeinträchtigung<br />
zurück. "Mit meinem<br />
Rolli", sagt die 79jährige, "komme ich<br />
überall hin."<br />
Überall - das ist zum Beispiel die Jahreshauptversammlung<br />
des bmt in München,<br />
<strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Offenen Tür im Tierheim,<br />
den sie selbstverständlich mit<br />
eigenem Antiquitäten-Stand wenige<br />
Monate nach ihrer Entlassung aus <strong>der</strong><br />
Klinik betreut o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Pferdehof von<br />
Hans-Hermann Lange in Lüchow-Dannenberg.<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen? Was zieht<br />
Marga Haas im Frühjahr dieses Jahres<br />
dort hin?<br />
"<strong>Tiere</strong> natürlich", sagt sie lächelnd. Ihr<br />
Neffe fährt das Ehepaar an einem<br />
Wochenende auf den Kastanienhof<br />
von Hans Hermann Lange,<br />
<strong>der</strong> für den bmt Ponys und<br />
Pferde betreut. Darunter<br />
die Ponystute Hallah,<br />
die aus einer Beschlagnahmung<br />
im Raum Köln<br />
stammt.<br />
Hier ließ ein<br />
unverantwortlicher<br />
Züchter<br />
Ponystu-<br />
17 Jahre lebte Larvenroller<br />
Mungi bei Ehepaar Haas<br />
ten von Kaltblütern decken und brachte<br />
darüber hinaus Großpferde in kleinen<br />
Ponyställen unter. Als das Veterinäramt<br />
den verwahrlosten Stall<br />
schließt, müssen elf schlecht genährte<br />
Pferde auf die Schnelle untergebracht<br />
werden - das Ehepaar Haas sagt ihre<br />
Hilfe zu. Gemeinsam holen sie die kleine<br />
Schimmelstute ab und wollen sie gerade<br />
verladen, da wiehert es im Hintergrund<br />
laut und vernehmlich. "Sie hat<br />
noch ein Fohlen", sagt einer <strong>der</strong> anwesenden<br />
Polizisten gerührt.<br />
Natürlich darf auch Bonnie, das von einem<br />
Kalbluthengst gezeugte Fohlen<br />
mit, und so siedeln Mutter und Tochter<br />
erst auf die Tierheim-Gnadenbrotweide<br />
um und später auf den Kastanienhof<br />
nach Lüchow-Dannenberg. "Ich wollte<br />
sie unbedingt sehen", sagt Marga Haas<br />
in diesem Mai zu Hans-Hermann Lange<br />
und lässt ihren Blick über das weite<br />
Land schweifen…<br />
An dieser Stelle möchten wir<br />
Danke sagen. Danke, dass es<br />
Sie gibt, Marga und Hans Haas!<br />
Text: Claudia Lotz
Tierische Momente<br />
beim bmt<br />
Tierschutz-<br />
Kalen<strong>der</strong> 2012<br />
"Wage es, weise zu sein! Höre auf,<br />
<strong>Tiere</strong> zu töten! Wer die Stunde des<br />
rechten Lebens hinausschiebt,<br />
gleicht nur dem Bauern, <strong>der</strong> darauf<br />
wartet, dass <strong>der</strong> Fluss versiegt,<br />
ehe er ihn überquert",<br />
hat <strong>der</strong> römische Dichter Horaz (65-8.<br />
v. Chr.) seine Mitmenschen schon zu<br />
einer Zeit ermahnt, als <strong>der</strong> Schutz von<br />
<strong>Tiere</strong>n kaum Popularität genossen haben<br />
dürfte.<br />
Freuen Sie sich auf elf weitere Zitate<br />
bekannter Persönlichkeiten aus Kultur,<br />
Politik und öffentlichem Leben, die Sie<br />
zwölf Monate lang begleiten und in<br />
gewisser Hinsicht das gewählte Bildmotiv<br />
verstärken.<br />
Diesen wun<strong>der</strong>schönen Kalen<strong>der</strong> - Tierische<br />
Momente beim bmt - hat Stefan<br />
Kirchhoff fotografiert. Der Tierheimleiter<br />
aus dem bmt-Tierheim Arche Noah<br />
in Stuhr/Brinkum hat den ganz beson<strong>der</strong>en<br />
Blick, <strong>der</strong> jedes Foto zum Erlebnis<br />
werden lässt. Berührende Augenblicke,<br />
wenn die beiden ehemaligen<br />
Straßenhunde vorsichtig die Nähe des<br />
an<strong>der</strong>en suchen, nachdem sie beide<br />
gerade mit dem Leben davon gekom-<br />
“OLDIES BUT GOLDIES”<br />
Der neue Kalen<strong>der</strong> aus dem Tierheim Köln-Dellbrück<br />
Unter den Motto "Oldies but Goldies" stellen wir Ihnen zwölf unserer liebenswerten<br />
Senioren vor. Immer mehr ältere <strong>Tiere</strong> werden bei uns im Tierheim abgegeben.<br />
Oft können o<strong>der</strong> wollen die Besitzer die Kosten für Tierarzt<br />
o<strong>der</strong> Medikamente nicht tragen, an<strong>der</strong>en sind die Krankheiten ihrer Senioren<br />
einfach lästig. In unserem neuen Kalen<strong>der</strong> möchten wir Ihnen<br />
einige unserer charmanten Oldies vorstellen und hoffen darauf, dass<br />
früher o<strong>der</strong> später alle von ihnen ein schönes Plätzchen finden.<br />
Der Kalen<strong>der</strong> hat die Maße 21 x 21 cm.<br />
Sie können den Kalen<strong>der</strong> für 6,- Euro bei uns im Tierheim direkt kaufen<br />
o<strong>der</strong> ihn zuzüglich 2,- für Paket und Versand bestellen.<br />
Bestellung: Tierheim Köln-Dellbrueck,<br />
Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln , Tel: (0221) 68 49 26<br />
Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Konto 924 02-505<br />
KÜNSTLERIN AUS NORDEN HILFT TIEREN!<br />
W EIHNACHTEN<br />
men sind (Titel) o<strong>der</strong> die Katzen einem<br />
jene intensiven Blicke zuwerfen, zu denen<br />
nur Katzen in <strong>der</strong> Lage zu sein<br />
scheinen.<br />
Der Kalen<strong>der</strong> kostet 10 Euro (zuzüglich<br />
Porto von 1,45 Euro), <strong>der</strong> Erlös kommt<br />
dem Tierschutz zugute. Sein Format:<br />
DIN A4, aufgehängt DIN A3.<br />
Bestellung: bmt@anzeigen-buero.de,<br />
Tel: (02845) 53 86,<br />
Fax: (02845) 80 69 49<br />
Bankverbindung:<br />
Volksbank Nie<strong>der</strong>rhein e.G.,<br />
Konto 801 703 2012 . BLZ 354 611 06<br />
Die Weihnachtskarten zugunsten des Tierheims Hage<br />
Wie in den vergangenen Jahren stellt<br />
Ursula Karge aus Norden den Erlös ihrer kleinen Kunstwerke<br />
wie<strong>der</strong> dem Tierheim Hage zur Verfügung. Hier abgebildet<br />
das aktuelle Tierheimmotiv, weitere direkt bei <strong>der</strong> Künstlerin.<br />
Bitte erfragen Sie die Adresse in <strong>der</strong> Geschäftsstelle Norden.<br />
Hier können Sie auch diese schöne Weihnachtskarte bestellen.<br />
Fünf Karten kosten 10 Euro, zuzüglich Porto von 1,50 Euro.<br />
Bestellung: Tierheim Hage, Geschäftsstelle Norden<br />
Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum, Tel. (04933) 99 28 24<br />
Raiffeisen-Volksbank Fresena e.G. Norden,<br />
BLZ 283 615 92, Konto 6302020300<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
23
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
24<br />
Malerisch liegt <strong>der</strong> Markt an <strong>der</strong> belgischen<br />
Maas. Auch an diesem Sonntag<br />
im nebligen November schieben sich<br />
Besucher aus aller Welt an den Ständen<br />
vorbei. Antiquitäten, Schmuck, Stoffe,<br />
Kleidung, Kulinarisches und Hausrat -<br />
<strong>der</strong> traditionelle Altstadtmarkt bietet,<br />
als wäre all dies nicht genug, auch<br />
noch <strong>Tiere</strong> an.<br />
Tauben, Hühner, Meerschweinchen,<br />
Kaninchen, Hasen, Degus, Ziervögel -<br />
sie alle werden gnadenlos dem Zuschauerstrom<br />
präsentiert. Ohne Futter,<br />
Wasser, Käfigstangen o<strong>der</strong> Rückzugsmöglichkeiten<br />
sitzen die zum Verkaufsobjekt<br />
verdammten Tierchen auf bloßem<br />
Plastik- o<strong>der</strong> Gitterboden.<br />
Jung, schutzlos, halb starr vor Angst,<br />
schwer atmend o<strong>der</strong> schon völlig apathisch<br />
hocken, sitzen, liegen, drängen<br />
sich <strong>Tiere</strong> aller Art. Davor die Besucher:<br />
Sie fassen auf die Kartons, die Käfige,<br />
die Plastikverhältnisse, sie stoßen, damit<br />
die "faulen <strong>Tiere</strong>" sich doch bewegen,<br />
sie trommeln an die Scheiben<br />
Mit dem WDR auf dem<br />
40 Kilometer von Aachen liegt das belgische Lüttich und am Quai de la Batte<br />
<strong>der</strong> gleichnamige Markt. Reis<strong>ev</strong>eranstalter preisen den jeden Sonntag<br />
stattfindenden Markt "La Batte" als unvergessliches Erlebnis und ein Stück<br />
Geschichte.<br />
Was vor allem Tradition hat, ist <strong>der</strong> Verkauf von <strong>Tiere</strong>n. 1561 fand an den Ufern <strong>der</strong> Maas <strong>der</strong> erste<br />
Tiermarkt in Lüttich statt, und noch heute strömen die Besucher aus dem In- und Ausland, um Hunde,<br />
Katzen, Kleintiere, Geflügel und Vögel so kostengünstig wie möglich zu erwerben.<br />
Für Bernd Schinzel, <strong>der</strong> mit dem WDR für "<strong>Tiere</strong> suchen ein Zuhause" dreht und aus Tierschutzsicht die<br />
vorgefundenen Zustände kommentieren soll, ein schwerer Tag: "So viel tierisches Leid, so viel menschliche<br />
Gleichgültigkeit - die entsetzlichen Szenen von zur Ware herabgewürdigten <strong>Tiere</strong>n werde ich lange<br />
nicht vergessen können."<br />
und rütteln am Gitter. Bei Interesse werden<br />
<strong>Tiere</strong> herausgeholt: Am Flügel, am<br />
Kopf, am Hinterbein, bei mangeln<strong>der</strong><br />
Kaufabsicht achtlos hineingedrückt.<br />
"Wie viele <strong>Tiere</strong> diesen Tag nicht überleben<br />
werden, mag ich gar nicht schätzen."<br />
Bernd Schinzel, <strong>der</strong> für den WDR<br />
die Haltungsbedingungen nach Tierschutzgesichtspunkten<br />
beurteilen soll,<br />
findet kaum Worte. Er, <strong>der</strong> über 30 Jahre<br />
Tierschutzarbeit hinter sich hat, ist<br />
emotional stark berührt, weil hier Welten<br />
unversöhnlich aufeinan<strong>der</strong> treffen:<br />
Der Profit auf <strong>der</strong> einen und das Leid<br />
von Lebewesen auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite,<br />
dazwischen die Menschen, denen es<br />
vorrangig um ihren Vorteil geht, in diesem<br />
Fall, um ein gutes (kostengünstiges)<br />
Geschäft.<br />
Da verhandeln Asiaten um den besten<br />
Preis für Tauben und junge Hühner,<br />
nachdem sie ausgiebig die "Ware" befühlt<br />
und befasst haben. Die vor Angst<br />
erstarrten <strong>Tiere</strong> werden verpackt und<br />
den Käufern überantwortet, die mit ih-<br />
TIERSCHÜTZER<br />
ren Kartons, aus denen es leise noch<br />
piepst, sich weiter über den Markt treiben<br />
lassen. Hinter allen Marktständen<br />
hängen Planen, hinter denen <strong>der</strong><br />
"Nachschub" je nach Witterungsverhältnissen<br />
friert o<strong>der</strong> schwitzt. Käfig auf<br />
Käfig, Karton auf Karton, so dicht, so<br />
hoch die Reihen, als müssten die unteren<br />
ersticken.<br />
"Chiens" und "Cats" steht auf den<br />
Shops und Läden entlang des Markts.<br />
Hier werden Hunde und Katzen aller<br />
Rassen verkauft. Vor und in den Läden<br />
schieben sich die Menschen, schauen<br />
in Käfige o<strong>der</strong> Glasbehälter, machen<br />
auf sich aufmerksam, wollen die verstörten<br />
Welpen in Aktion sehen - doch<br />
die meisten liegen apathisch, sind ganz<br />
ruhig, suchen Schutz am Körper des<br />
Artgenossen. Wie<strong>der</strong> kein Wasser, kein<br />
Futter, keine Beschäftigungsmöglichkeit,<br />
nur helles Licht, unter dem die<br />
Kleinen schutzlos den Blicken und Griffen<br />
<strong>der</strong> Menschen ausgesetzt sind.<br />
"Als wäre dieser Markt aus <strong>der</strong> Zeit ge-
Tiermarkt Lüttich<br />
BERND SCHINZEL: "UNHALTBARE ZUSTÄNDE!"<br />
fallen", äußert Bernd Schinzel fassungslos<br />
dem WDR-Team <strong>gegen</strong>über.<br />
Sorgfältig muss er seine Kommentare<br />
für die Fernsehzuschauer wählen, damit<br />
seine Emotionen nicht Überhand<br />
gewinnen. Die "Chiens" und "Cats" werden<br />
in Läden verkauft, die ein weit gespannter<br />
Hundehändlerring gemietet<br />
hat. Besorgt werden die Kleinen in osteuropäischen<br />
Massenzuchten, auch sie<br />
ausnahmslos wenige Wochen alt.<br />
Eine deutsche Familie ersteht gleich<br />
drei Welpen einer kleinen Rasse in einem<br />
Shop, obwohl sie nicht in Kaufabsicht<br />
nach Lüttich kamen. "Weil die<br />
Hundchen so süß sind", antworten sie<br />
auf Nachfrage des WDR. "Hatten Sie<br />
denn schon mal einen Hund?"<br />
"Ja, aber den haben wir abgegeben,<br />
weil er zu groß wurde", gibt die Familie<br />
auf die zweite Frage bereitwillig Auskunft.<br />
Was ist mit dem Impfpass, hakt<br />
Bernd Schinzel nach, doch hier winken<br />
sie ab, das sei Vertrauenssache, sie<br />
hätten die Kleinen ohne Pass genommen,<br />
glauben aber den Verkäufern,<br />
dass die <strong>Tiere</strong> geimpft seien.<br />
Doch wer genau hinschaut, erkennt,<br />
dass nicht alle <strong>Tiere</strong> in den sterilen Verkaufsbehältnissen<br />
auch wirklich gesund<br />
sind. Viele Welpchen wirken<br />
krank, haben verklebte Augen, zittern,<br />
hyperventilieren o<strong>der</strong> haben sich fluchtbereit<br />
in die hinterste Ecke verkrochen.<br />
Ab und zu setzen sich die Verkäufer direkt<br />
auf die Gitter und rauchen, unter<br />
ihnen ihre erschreckte, jaulende "Ware",<br />
die sie mit Schlägen an die Käfige<br />
und harschen Worten zum Schweigen<br />
bringen.<br />
Ein Händler spricht in die Kamera, dass<br />
er seine Welpen aus Slowenien beziehe.<br />
Währenddessen tritt ein Polizist hinzu<br />
- die Dreharbeiten waren stets von<br />
aufmerksamen Beamten begleitet -<br />
und greift in die Brusttasche des Interviewten.<br />
Er holt einen Schlüssel heraus,<br />
schließt einen Hundekäfig auf, zieht einen<br />
Welpen heraus und drückt ihn einem<br />
Kind unsanft in den Arm. Die Familie<br />
geht zur Kasse.<br />
Helfen Sie , die Massenproduktion<br />
von Welpen zu verhin<strong>der</strong>n<br />
Alle Märkte in Belgien verkaufen <strong>Tiere</strong>,<br />
<strong>der</strong> Markt "La Batte" an <strong>der</strong> Maas ist dabei<br />
<strong>der</strong> größte und älteste im Land. Einen<br />
reinen Vogelmarkt, <strong>der</strong> ebenfalls<br />
sonntags stattfindet, gibt es zusätzlich<br />
noch in Antwerpen. "Viele Menschen",<br />
sagt <strong>der</strong> Tierheimleiter aus Köln-Dellbrück<br />
abschließend, "scheinen tatsächlich<br />
aus Mitleid zu kaufen - und genau<br />
auf diese Gefühlsregung setzen die<br />
Händler. Sie präsentieren ihre <strong>Tiere</strong> so,<br />
dass manche Besucher kaum weitergehen<br />
mögen, ohne wenigstens diesem<br />
einem Vierbeiner geholfen zu haben."<br />
TH KÖLN-DELLBRÜCK<br />
TH Köln-Dellbrück<br />
Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln<br />
Leiterin (GSt): Sylvia Bringmann<br />
Leiter (TH): Bernd Schinzel<br />
Tel. (0221) 68 49 26, Fax 68 18 48<br />
Postbank Köln, BLZ 370 100 50<br />
Konto 924 02-505<br />
www.tierheim-koeln-dellbrueck.de<br />
Doch Mitleid ist in diesem Fall falsch!<br />
Die einzige Chance, das Leid <strong>der</strong> unter<br />
tierschutzwidrigsten Bedingungen gezüchteten,<br />
angebotenen und verkauften<br />
<strong>Tiere</strong> dauerhaft zu beenden, ist die<br />
einbrechende Nachfrage. Wenn kein<br />
Interesse mehr an den unzähligen und<br />
zutiefst bedauernswerten Geschöpfen<br />
besteht, muss auch die "Produktion von<br />
Lebewesen heruntergefahren" werden.<br />
Übrigens: Viele Hunde, die aus eben<br />
diesen spontanen Gefühlsregungen<br />
auf dem Lütticher Markt erstanden wurden,<br />
landeten später im Tierheim Köln-<br />
Dellbrück. Zu groß, zu schwierig, zu<br />
unbeherrschbar, zu krank, zu hoch die<br />
Tierarztkosten - die Folgen des <strong>der</strong>zeit<br />
völlig entgleisten, weil umsatzstarken<br />
Tierhandels in Europa tragen wie so oft<br />
die Tierheime.<br />
Hinweis: Die Ausstrahlung <strong>der</strong> Sendung<br />
"<strong>Tiere</strong> suchen ein Zuhause. Tiermarkt<br />
Lüttich" erfolgte im WDR am<br />
26.11.<strong>2011</strong>. Auf dem gesamten Gelände<br />
war das Fotografieren nicht<br />
gerne gesehen; die Bil<strong>der</strong> entstanden<br />
unter erschwerten Bedingungen.<br />
Text: Claudia Lotz<br />
Fotos: Stephan Klein<br />
Hier werden "Chiens" und "Cats" verkauft<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
25
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
26<br />
TH ARCHE N OAH<br />
Am 08.11.<strong>2011</strong> bekommen wir einen Anruf vom Veterinäramt.<br />
Ein "Züchter" hat sich auf und davon gemacht<br />
und seine <strong>Tiere</strong> unversorgt zurückgelassen. Es sind acht<br />
Hunde - und ich soll sie alle auf einmal aufnehmen, erfahre<br />
ich. So viele <strong>Tiere</strong> werden in <strong>der</strong> Regel auf die umliegenden<br />
Tierheime verteilt. Doch in diesem Fall müssen<br />
wir alle Hunde aufnehmen. Die an<strong>der</strong>en Tierheime<br />
haben aufgrund vorheriger Sicherstellungen keine Kapazitäten<br />
frei. Um was für Hunde handelt es sich? frage<br />
ich nach, und die Antwort lässt nicht nur mich, son<strong>der</strong>n<br />
sicher jeden Tierheimleiter erst einmal die Stirn<br />
runzeln. Es sind American Staffordshire Terrier …<br />
60 cm x 70 cm<br />
Acht so genannte Kampfhunde aufzunehmen<br />
heißt, acht schwer vermittelbare<br />
<strong>Tiere</strong> gleichzeitig aufzunehmen<br />
und sich die Zwinger auf unbestimmte<br />
Zeit zu blockieren. Schwer vermittelbar,<br />
nicht weil sie verhaltensauffällig sind,<br />
son<strong>der</strong>n durch die Gesetzgebung in<br />
vielen <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n und die negative<br />
Berichterstattung <strong>der</strong> Medien zu pauschal<br />
aggressiven und angriffslustigen<br />
Hunden gemacht werden. KIA<br />
Wir können aus Platzgründen die acht<br />
Staffs nur in unseren "Notzwingern" -<br />
das heißt in Außenhaltung - unterbringen.<br />
Keine ideale Lösung für die kurzhaarigen<br />
Hunde im schon sehr kalten<br />
November. Aber es nützt nichts, die <strong>Tiere</strong><br />
müssen aus ihrer tierschutzwidrigen<br />
Haltung so schnell wie möglich heraus<br />
- und vorher hatten sie es auch nicht<br />
wärmer.<br />
und kein<br />
Entkommen<br />
Ich betrete das Gelände, das mitten in<br />
einer Siedlung liegt, und wun<strong>der</strong>e mich<br />
immer mehr, dass diese Zucht unter<br />
schlechtesten Bedingungen nicht aufgefallen<br />
sein soll. Und tatsächlich war<br />
das Veterinäramt bereits vor zwei Jahren<br />
da. Aber scheinbar war alles in<br />
Ordnung.<br />
Zucht unter tierschutzwidrigen Bedingungen<br />
Das Züchten von Staffordshire Terriern<br />
ist in Nie<strong>der</strong>sachsen erlaubt. Je<strong>der</strong> darf<br />
Hunde züchten - und je<strong>der</strong> darf auch so<br />
viele <strong>Tiere</strong> züchten, wie er möchte. Solange<br />
die Person weniger als vier Zuchthündinnen<br />
hat, braucht sie nicht einmal<br />
einen Sachkundeschein nach § 11<br />
des Deutschen Tierschutzgesetzes.<br />
Ich gehe in den<br />
Schuppen und<br />
traue meinen<br />
Augen kaum.<br />
Hier stehen völlig<br />
verdreckte<br />
kleine Zwinger<br />
und eine Quarantänebox.<br />
Sie<br />
besteht aus vier<br />
kleinen, ca. 60<br />
cm breiten und
70 cm tiefen Käfigen,<br />
die selbst für eine vorübergehendeUnterbringung<br />
von Katzen<br />
zu klein wären.<br />
In jedem Käfig sitzt ein<br />
Hund und das bereits<br />
seit über einem Jahr. Die Hunde,<br />
die mich jetzt aus großen Augen<br />
anschauen, sind hier geboren<br />
worden und sicherlich nicht allzu<br />
oft aus ihren Gefängnissen heraus<br />
gekommen. Das zeigt auch<br />
ihr noch recht unsicheres Verhalten<br />
beim Spaziergang, später<br />
mit unseren Ehrenamtlichen<br />
an <strong>der</strong> Leine.<br />
Eine Hündin ist<br />
unterernährt, ein Rüde<br />
hat Ekzeme und eine<br />
schwere Bindehautentzündung,<br />
die nie behandelt<br />
wurde.<br />
Die Augen sind bereits<br />
angeschwollen. Die<br />
an<strong>der</strong>en Hunde sind,<br />
den Umständen entsprechend,<br />
in einem guten Zustand.<br />
Trotz <strong>der</strong> ungewöhnlichen Situation<br />
sind die Hunde allen Beteiligten<br />
<strong>gegen</strong>über absolut freundlich, nur ein wenig unsicher. Ein Rüde<br />
knurrt mich an, als ich ihn in die Transportbox zu heben<br />
versuche, doch ich kann es ihm nicht verübeln.<br />
Im Tierheim angekommen bestätigt sich wie<strong>der</strong> einmal, dass<br />
diese Hunde zu unrecht als pauschal aggressiv bezeichnet<br />
werden. In unseren großzügigen Ausläufen toben sie voller<br />
Lebensfreude umher und genießen die ungewohnte Aufmerksamkeit,<br />
die sie von uns bekommen.<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen hat seit 2004 keine Kampfhund<strong>ev</strong>erordnung<br />
mehr und gilt deswegen als Listenhund-freundliches <strong>Bund</strong>es-<br />
GSt u. TH "Arche Noah"<br />
Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum<br />
Leiterin (GSt): Anke Mory<br />
Tel. (0152) 33 51 32 16<br />
Leiter (TH): Stefan Kirchhoff<br />
Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553<br />
Kreissparkasse Syke,<br />
BLZ 291 517 00, Kto. 113 000 29 57<br />
ww.tierheim-arche-noah.de<br />
land.<br />
Wie Thüringen hat<br />
sich Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
<strong>gegen</strong> eine entsprechendeVerordnungausgesprochen,<br />
weil es<br />
wissenschaftlich bis<br />
heute nicht haltbar<br />
ist, die Gefährlich-<br />
TH ARCHE N OAH<br />
keit eines Hundes von<br />
<strong>der</strong> Rasse abhängig<br />
zu machen.<br />
Ganz im Wi<strong>der</strong>spruch<br />
dazu steht es, dass<br />
Halter von Staffs und<br />
Co gezwungen werden,<br />
eine Kampfhundesteuer zu bezahlen, auch wenn ihr<br />
Hund noch nie auffällig geworden ist. Die Höhe können Gemeinden<br />
und Städte selbst entscheiden. So hat unsere Vertragsgemeinde<br />
Weyhe, trotz unseres Einwands, die Steuer für<br />
"Kampfunde" auf 600 Euro im Jahr festgesetzt. Unsere Nachbarstadt<br />
Bremen verbietet da<strong>gegen</strong> die Einfuhr von Listenhunden<br />
aus an<strong>der</strong>en <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n ganz und schränkt damit<br />
die Vermittlungschancen rigoros ein.<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen hat<br />
seit diesem Jahr - und<br />
erstmalig in Deutschland<br />
- ein innovatives<br />
Hundegesetz, wie wir<br />
es seit Jahren for<strong>der</strong>n.<br />
Alle Hunde, unabhängig<br />
von ihrer Rasse,<br />
müssen gechipt<br />
und versichert sein,<br />
und die Hundehalter<br />
brauchen, wenn sie<br />
noch keinen Hund besessen haben, einen theoretischen und<br />
praktischen Sachkundenachweis. Es bleibt zu hoffen, dass die<br />
an<strong>der</strong>en <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> ihre, sich als unsinnig heraus gestellten<br />
Gesetze, dem nie<strong>der</strong>sächsischen Modell angleichen.<br />
Wie können Sie uns helfen?<br />
Vielleicht ist einer aus <strong>der</strong> Achtergruppe dabei, dem Sie ein<br />
schönes Zuhause schenken möchten, nachdem <strong>der</strong> Start ins<br />
Leben schon so schwierig war.<br />
Genauso freuen wir uns über eine Spende von Ihnen, damit<br />
wir unsere veralteten Notfallzwinger ersetzen und die Unterbringung<br />
für kommende<br />
Hunde verbessern<br />
können.<br />
Daneben können<br />
Sie auch Patenschaften<br />
für Hunde<br />
o<strong>der</strong> für einen Gemeinschaftszwinger<br />
übernehmen, wie es<br />
die Firma "WirKönnens"<br />
gerade für<br />
Rocky und Sheila<br />
gemacht hat.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
27
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
28<br />
Bitte unterstützen Sie unser<br />
Kastrations-Projekt!<br />
100 Katzen<br />
werden im TH Hage<br />
versorgt<br />
Die Menschen bereiten sich auf die Adventszeit vor - und das Tierheim<br />
mit banger Vorahnung auf die Zeit danach. Die lebenden Weihnachtsgeschenke<br />
landen in <strong>der</strong> Regel in bmt-Tierheimen, so auch in Ostfriesland.<br />
Schon jetzt betreut das Tierheim Hage doppelt so viele Katzen wie<br />
Plätze vorhanden sind, weil in Ostriesland das Thema Kastration von<br />
Freigängerkatzen nach wie vor ein Fremdwort zu sein scheint. Trotz aller<br />
Aufklärung, Sozialsprechstunde und Angebot des Tierheims, die Kastration<br />
von Katzen hälftig für die Besitzer zu tragen, mussten gerade<br />
in diesem Jahr noch mehr <strong>Tiere</strong> aufgenommen werden als je zuvor.<br />
Im kommenden Jahr wird das Tierheim seinen Katzentrakt erweitern<br />
müssen - und kann auch bei <strong>der</strong> Hund<strong>ev</strong>ermittlung kaum aufatmen.<br />
Mehrere schwer bis gar nicht mehr vermittelbare <strong>Tiere</strong> blockieren die Zwinger, für alle werden Paten gesucht,<br />
die bei <strong>der</strong> Versorgung <strong>der</strong> Hunde finanziell helfen können. Und in dieser angespannten Situation<br />
muss sich das Tierheim Hage noch mit einem Fall auseinan<strong>der</strong>setzen, <strong>der</strong> seit Monaten Anwälte, Ordnungsämter,<br />
Pflegestellen und Angehörige beschäftigt und das Tierheim bereits einige Tausend Euro gekostet<br />
hat.<br />
Es geht um eine Frau und ihre vier Hunde.<br />
Im Juli meldete sie sich im Tierheim<br />
Hage und kündigte an, ihre<br />
Hunde sofort auszusetzen,<br />
wenn ihr nicht geholfen und<br />
die <strong>Tiere</strong> aufgenommen werden<br />
würden. Sie wisse nicht<br />
mehr weiter.<br />
Tage später ruft die Frau erneut an, angeblich<br />
habe sie eine Arbeit und ein<br />
Haus in Aussicht und könne die Hunde<br />
dann zu sich holen. Doch b<strong>ev</strong>or sie mit<br />
erbetenem Miet- und Arbeitsvertrag ins<br />
Tierheim kommt, möchte sie mit ihren<br />
Vierbeinern spazieren gehen. In Anwesenheit<br />
ihres erstaunten Lebensgefährten<br />
lässt sie die Hunde dann von <strong>der</strong><br />
Leine und jagt sie davon. Die Kleinen<br />
kann ihr Partner noch einfangen, die<br />
großen Hunde flüchten.<br />
Die Polizei wird ins Tierheim gerufen,<br />
die emotional stark erregte Hundebe-<br />
sitzerin droht mit Selbstmord, sie wird<br />
daraufhin von einem Notarztwagen in<br />
die Klinik gebracht. Dieter<br />
Kuhn hatte selbst<br />
nach den vertriebenen<br />
Hunden gesucht und die<br />
Landwirte in <strong>der</strong> Umgebung<br />
alarmiert. Gegen Abend werden<br />
sie endlich gefunden, einer ist durch eine<br />
Beißerei leicht verletzt.<br />
Hundehalterin<br />
ohne<br />
Verantwortung<br />
Um diese vier Hunde geht es…<br />
Bis Anfang November belaufen sich die<br />
Zahlungen für den Unterhalt <strong>der</strong> vier<br />
Hunde, die das Tierheim Hage vertraglich<br />
als Pensionshunde aufgenommen<br />
hatte, auf annähernd 5.000 Euro.<br />
Alle Beteiligten, Hundeschule, Pflegestelle<br />
etc. sind sich einig, dass die Frau<br />
zu keiner verantwortungsvollen Hundehaltung<br />
fähig sei.<br />
Nachdem sie bis zur festgesetzten<br />
Frist, 15. November <strong>2011</strong>, die offenen<br />
Posten nicht beglichen hat, steht es<br />
dem Tierheim vertraglich zu, die <strong>Tiere</strong><br />
zu vermitteln.<br />
Wir würden uns sehr freuen, wenn die<br />
Hunde, die sich Menschen und Artgenossen<br />
<strong>gegen</strong>über sehr freundlich und<br />
sozial verhalten, noch die Chance auf<br />
ein schönes Zuhause bei lieb<strong>ev</strong>ollen<br />
Menschen erhalten würden.
Für diese kompliziertenKandidaten<br />
hin<strong>gegen</strong><br />
haben wir die<br />
Hoffnung auf ei-<br />
ne gute Vermittlung jedoch weitgehend<br />
aufgegeben, was nicht heißen soll, dass<br />
wir einer Vermittlung (abgesehen von<br />
Tammy) ablehnend <strong>gegen</strong>überstünden.<br />
Doch solange sich niemand ernsthaft für<br />
die Hunde interessiert, bitten wir alle<br />
Tierfreunde herzlich, uns bei <strong>der</strong> Dauerversorgung<br />
von Berber, Chicco, Tammy,<br />
Bibi (nicht abgebildet) und Bobby als Paten<br />
zu unterstützen. Die Hunde fühlen<br />
sich Tierheim weitgehend wohl, haben<br />
ihre festen Gassigänger und Freundschaften<br />
mit Artgenossen geschlossen.<br />
Woran scheitert<br />
die Vermittlung bisher?<br />
Tammy (6) ist seit 3,5 Jahren im Tierheim.<br />
Die Schäferhündin hört sehr gut,<br />
beißt Fremde jedoch ohne Vorwarnung.<br />
Da ihrem Angriff keine Drohgebärden<br />
voraus gehen, stellt ihre Vermittlung ein<br />
nicht zu unterschätzendes Risiko dar. Zu<br />
ihrer Bezugsperson,<br />
die sich ehrenamtlich<br />
um sie kümmert, hat<br />
sie ein Vertrauensverhältnis<br />
aufgebaut,<br />
ebenfalls akzeptiert<br />
sie die Tierpfleger.<br />
Chicco (7) ist ein überzeugter<br />
Jäger, <strong>der</strong> seine Leidenschaft<br />
durch unaufhörli-<br />
CHICCO ches Bellen kundtut. Der<br />
Mischling überwindet auf<br />
<strong>der</strong> Suche nach Beute jeden<br />
Zaun und ist mit ruhigen Spaziergängen nicht zufrieden zu<br />
stellen. Im Tierheim verbringt er das Frühjahr bis zum Herbst<br />
auch nachts mit einem Artgenossen im Freilauf und ist seitdem<br />
sehr viel ausgeglichener geworden.<br />
Berber (7) hat durch seinen obdachlosen Vorbesitzer gelernt,<br />
nachts auf <strong>der</strong> Hut sein zu müssen. Entsprechend greift<br />
er bei Dunkelheit jeden, oft auch die eigenen Bezugspersonen,<br />
an. Erzieherische Maßnahmen, wie bei allen vorgestellten<br />
Patenhunden, schlugen fehl.<br />
Text: Claudia Lotz<br />
Fotos: Ursula Sottmeier<br />
Unsere<br />
schwierigen<br />
Fälle ...<br />
TAMMY<br />
Bobby (4) ist ein<br />
sehr ausdruckstarker,<br />
schöner Rüde,<br />
möglicherweise<br />
ein Labradormischling.<br />
Wenige<br />
Wochen im neuen<br />
Zuhause übernimmt<br />
er konsequent<br />
die Führung<br />
und setzt diesen<br />
BOBBY<br />
Anspruch auch<br />
mit seinen Zähnen durch.<br />
T IERHEIM H AGE<br />
Wie Sie wissen, bieten wir seit Jahren neben <strong>der</strong> Sozialsprechstunde<br />
die hälftige Übernahme von Kastrationen<br />
bei Katzen an. Auch wenn <strong>der</strong>zeit die Aufnahme<br />
von (geschwächten und medizinisch aufwändig zu versorgenden)<br />
Katzen wie<strong>der</strong> zugenommen hat, sind wir doch von<br />
einem überzeugt: Unser Angebot, die Kastration von Katzen<br />
zu 50% zu übernehmen, hat viel Leid verhin<strong>der</strong>t. Es wurden<br />
weniger Kätzchen geboren und auf <strong>der</strong> Straße sich selbst<br />
überlassen.<br />
Darum unsere große<br />
Geschäftsstelle Norden<br />
Bitte an Sie: Machen<br />
Sie durch Ihre Spen- Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum<br />
den möglich, dass wir<br />
Leiter: Dieter Kuhn,<br />
weiterhin unser Ange-<br />
und Ursula Sottmeier<br />
Tel. (04933) 99 28 24, Fax 99 28 26<br />
bot aufrechterhalten<br />
Tierheim Hage<br />
können und so dazu<br />
Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage<br />
beitragen, das Katzen- Tel. (04938) 4 25, Fax 91 49 90<br />
elend dauerhaft zu<br />
Raiffeisen-Volksbank<br />
verringern. Ohne Ihre Fresenae.G.Norden, BLZ 283 615 92<br />
Unterstützung geht es<br />
Konto 6302020300<br />
dabei nicht! Das Tier-<br />
www.tierheim-hage.de<br />
heim erwirtschaftet<br />
keine Überschüsse und ist bei seiner wichtigen Tierschutzarbeit<br />
und schnellen, meist lebensrettenden Hilfe für <strong>Tiere</strong> auf<br />
Sie angewiesen. Wir danken Ihnen im Namen <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>.<br />
BERBER<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
29
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
30<br />
K ATZENHAUS<br />
"Wenn Goliath nicht seinen über alles geliebten Bru<strong>der</strong> gehabt<br />
hätte", sagt Silvia Koch, "wäre er gestorben." Dass tiefe<br />
Bindungen zu einem an<strong>der</strong>en Tier vierbeinigen Patienten so<br />
viel Kraft geben können, dass sie auch mit schweren Erkrankungen<br />
fertig werden, hat die Mitarbeiterin des Katzenhauses<br />
in <strong>der</strong> Vergangenheit schon öfter erlebt. Nicht jedoch,<br />
dass ein kleiner Kater fast an Morbus Crohn verendet...<br />
Im Juli werden im Katzenhaus<br />
drei schwarze Kater abgegeben.<br />
Sie sind sechs Wochen alt und<br />
haben - wie so oft bei ausgesetzten<br />
Welpen und Jungtieren -<br />
schweren Katzenschnupfen.<br />
Goliath, ohnehin <strong>der</strong> schwächste<br />
<strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>, scheint an <strong>der</strong><br />
Erkrankung fast zu Grunde zu<br />
gehen. Um ihm überhaupt eine<br />
Überlebenschance zu geben,<br />
holt Silvia Koch das zierliche<br />
Tierchen zu sich in die Wohnung<br />
und betreut es intensiv. Da sie<br />
Die Geschichte von zwei ungleichen<br />
Brü<strong>der</strong>n<br />
David<br />
Aus <strong>der</strong> biblischen<br />
Geschichte kennen<br />
wir den legendären<br />
Kampf<br />
von David<br />
<strong>gegen</strong><br />
Goliath.<br />
Der junge Hebräer<br />
David besiegt im Zweikampf den<br />
Riesen Goliath aus dem Reich <strong>der</strong> Philister,<br />
<strong>der</strong> die Israeliten herausgefor<strong>der</strong>t hatte.<br />
Goliath von Gat soll <strong>der</strong> Überlieferung zufolge zwischen zwei und drei Meter groß gewesen sein -<br />
unser Goliath hin<strong>gegen</strong> ist mit fünf Monaten noch so klein und leicht wie ein acht Wochen altes<br />
Kätzchen. Und David ist nicht sein unerschrockener Gegner, son<strong>der</strong>n sein Bru<strong>der</strong>, großer Freund<br />
und Lebensretter.<br />
gerade Urlaub hat, ist ihr die fast 24-stündige Versorgung<br />
des kleinen Patienten möglich.<br />
Nach 14 Tagen scheint Goliath über den Berg, doch dann<br />
setzt ein Durchfall ein, wie ihn die erfahrene Tierpflegerin<br />
noch bei keinem Tier beobachtet hat.<br />
Der immer schwächer werdende Kater verliert den Kot unverdaut<br />
und flüssig wie Wasser, sobald er sich bewegt o<strong>der</strong><br />
vom Boden gehoben wird. Jedes Futter,<br />
das er zu sich nimmt, verlässt den Körper,<br />
ohne ihm die wichtigen Nährstoffe<br />
zuzuführen. Entsprechend treten starke<br />
Mangelerscheinungen auf. Goliath<br />
wächst einfach nicht mehr, seine<br />
Schnurrhaare brechen und in seinem<br />
Fell zeigen sich weiße Flecke, Pigmentstörungen.<br />
Der kleine Goliath auf seinem Krankenlager<br />
rettet<br />
Goli<br />
Wochen geht das so. Einzig die Elektrolyte,<br />
zugeführt über das Trinkwasser, halten<br />
den Kater am Leben und <strong>der</strong> Kontakt<br />
zu David. Nachdem auch das dritte Brü-
<strong>der</strong>chen kurz nach <strong>der</strong> Ankunft verstarb,<br />
hatte Silvia Koch David aus<br />
dem Katzenhaus in ihre Wohnung<br />
geholt, um dem kleinen Patienten<br />
Geborgenheit durch die Anwesenheit<br />
eines Artgenossen zu geben.<br />
Und über Wochen gibt es auch keine<br />
Diagnose,<br />
die Tierärzte<br />
tappen im Dunkeln.<br />
Goliath hat keine Infektion, keine<br />
Parasiten und keine Futtermittelun-<br />
ath<br />
verträglichkeit - und wird doch scheinbar<br />
von einer verborgenen Erkrankung<br />
geradezu aufgezehrt. Wenige hun<strong>der</strong>t<br />
Gramm wiegt das Tier noch, und man legt Silvia Koch nahe,<br />
Goliath einzuschläfern. Doch so lange <strong>der</strong> Kater und mit ihm<br />
sein schwarzer Bru<strong>der</strong> David um das schwache Flämmchen<br />
Leben ringen, das noch in Goliath flackert, gibt auch die Katzenhausmitarbeiterin<br />
nicht auf.<br />
Nach zehn Wochen, in denen Silvia Koch das Katerchen nur<br />
mit den Elektrolyten über Wasser hält, kommt die erklärende<br />
Diagnose: Goliath leidet an Morbus Crohn, einer entzündlichen<br />
Erkrankung, die alle Abschnitte des Verdauungstraktes<br />
erfassen kann und sich im Fall des Katers als<br />
chronische Dickdarmentzündung manifestiert hat.<br />
Das Medikament, das in <strong>der</strong> Humanmedizin bei entsprechenden<br />
Krankheitsbil<strong>der</strong>n eingesetzt wird, schlägt bei Goli-<br />
WIR BRAUCHEN IHRE HILFE!<br />
MORITZ<br />
Während Goliath seinen<br />
Tiefpunkt überwunden<br />
hat, ist Kater<br />
Willi das nächste große<br />
Sorgenkind. Der<br />
Vierjährige wurde Anfang<br />
Oktober mit<br />
dem acht Jahre alten<br />
Kater Moritz abgegeben,<br />
weil ihre Besitzerin<br />
ins Ausland zog und die <strong>Tiere</strong> nicht mitnehmen konnte.<br />
Die Trennung vom alten<br />
Zuhause und die<br />
Eingewöhnung ins Katzenhaus<br />
fiel Beiden<br />
sichtlich schwer. Sie<br />
blieben schreckhaft,<br />
fraßen kaum und wirkten<br />
sehr unglücklich in<br />
<strong>der</strong> neuen, ungewohn-<br />
ath schnell an. Der Darm beruhigt sich, und sein Körper kann<br />
endlich das Futter verwerten, das zuvor ungenutzt ausgeschieden<br />
wurde. Mit <strong>der</strong> einsetzenden Nährstoffversorgung<br />
kehrt auch seine Kraft zurück, die er nun in spielerischen Balgereien<br />
mit David erprobt.<br />
"Goliath "kämpft" wie ein Großer", sagt Silvia Koch, die überglücklich<br />
über die Fortschritte ihres ehemaligen Patienten ist.<br />
Zwar wiegt <strong>der</strong> schwarze Kater erst die Hälfte seines Bru<strong>der</strong>s<br />
und muss auch beim Wachsen noch ordentlich zulegen, aber<br />
die Entwicklung geht unaufhörlich bergauf.<br />
"Ich bin froh", fährt die bmt-Mitarbeiterin fort, "dass ich auf<br />
mein Herz gehört und nicht aufgegeben habe. Ich habe auch<br />
in den schwächsten Stunden Goliaths Lebenswillen gespürt -<br />
und nun hoffe ich, dass die beiden Freunde ein wun<strong>der</strong>bares<br />
Zuhause finden.<br />
Es braucht nicht extra betont zu werden, dass die Brü<strong>der</strong> nur<br />
gemeinsam vermittelt werden.<br />
ten Umgebung.<br />
Und nun scheint<br />
sich <strong>der</strong> grau-weiß<br />
getigerte Kater<br />
Willi aufzugeben.<br />
Er verweigert das<br />
Futter, und seine<br />
Temperatur ist auf<br />
36 Grad gesunken.<br />
Willi sitzt in<br />
seiner Box unter<br />
L UTTERTAL<br />
Endlich gesund - jetzt muß Goliath nur noch kräftig wachsen.<br />
Gegen seinen Bru<strong>der</strong> David ist er noch eine halbe Portion.<br />
WILLI<br />
"Katzenhaus Luttertal"<br />
Luttertal 79, 37075 Göttingen<br />
Leiterin (GSt): Gabriele Missalla<br />
(06678) 91 85 67<br />
Leiterin (TH): Monika Bossmann<br />
Tel. (0551) 2 28 32<br />
Postbank Hannover,<br />
BLZ 250 100 30, Konto 732 223 06<br />
www.katzenhaus-luttertal.de<br />
<strong>der</strong> Rotlichtlampe - und wir hoffen alle sehr, dass er wie<strong>der</strong><br />
genesen wird.<br />
Im nächsten "Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>" werden wir Ihnen berichten, ob<br />
<strong>der</strong> Kater es geschafft hat. Gerne können Sie natürlich schon<br />
vorab Kontakt zu uns aufnehmen, sei es, weil Sie einen unserer<br />
Schützlinge kennen lernen o<strong>der</strong> unsere Hilfe für Katzen<br />
mit einer Spende o<strong>der</strong> Mitgliedschaft unterstützen möchten.<br />
Text und Fotos: Karsten Plücker<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
31
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
32<br />
Berufsbetreuer<br />
von hilfsbedürftigen<br />
Menschen:<br />
Kassel, 07.04.<strong>2011</strong>, 14:00 Es klingelt an unserer Haustür. Der Amtstierarzt<br />
steht mit einem Hund, einem Nymphensittich und einem Kaninchen<br />
vor <strong>der</strong> Tür. Alle <strong>Tiere</strong> befinden sich in einem erbarmungswürdigen<br />
Zustand. Der 12jährige Mischlingsrüde Lord hat einen<br />
faustgroßen Hodentumor, eingewachsene Krallen, Geschwüre am<br />
Darm und - wie sich beim späteren Röntgen herausstellt - innerlich<br />
Metastasen und Spondylosen. Der Pflegezustand des Kaninchens lässt<br />
zu wünschen übrig, und <strong>der</strong> Nymphensittich ist stellenweise kahl und<br />
hat sich blutig gerupft. Bil<strong>der</strong>, die man in Deutschland heutzutage eigentlich<br />
nicht mehr erwartet.<br />
Unser erster Gedanke war, dass <strong>der</strong><br />
Hund wohl irgendwo in einem Verschlag<br />
bei Tierquälern gehalten wurde.<br />
Tatsächlich lebte er bei einem 84jährigen<br />
Mann und dessen Sohn in einer<br />
Dreizimmerwohnung. Die beiden Männer<br />
waren nicht in <strong>der</strong> Lage, sich selbst<br />
zu versorgen und standen deshalb unter<br />
Aufsicht eines Berufsbetreuers. Wer<br />
jetzt jedoch denkt, dass <strong>der</strong> Betreuer<br />
erst seit kurzem dort tätig war und das<br />
Veterinäramt über den schlechten Allgemeinzustand<br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> verständigt<br />
hat, <strong>der</strong> irrt. Die Anzeige kam von aufmerksamen<br />
Nachbarn, <strong>der</strong> Betreuer<br />
fühlte sich für die <strong>Tiere</strong> nicht zuständig.<br />
Ein Einzelfall? Keinesfalls! Allein im ersten<br />
Halbjahr <strong>2011</strong> haben wir 102 <strong>Tiere</strong><br />
von Menschen aufgenommen, die<br />
unter gesetzlicher Betreuung standen.<br />
Im Februar wurden wir zu einem Fall gerufen,<br />
wo ein betreutes junges Paar über<br />
90 Wüstenrennmäuse in einer Zweizimmerwohnung<br />
hielt. Auch diese <strong>Tiere</strong><br />
waren lei<strong>der</strong> in einem sehr schlechten<br />
Pflegezustand, unkastriert und nicht<br />
nach Geschlechtern getrennt. Sie wiesen<br />
schwere Bissverletzungen auf und<br />
mussten in zu kleinen Käfigen mit nicht<br />
artgerechter Ausstattung leben.<br />
Für <strong>Tiere</strong><br />
nicht zuständig?<br />
56 Rennmäuse wurden dem Tierheim<br />
übereignet, die restlichen <strong>Tiere</strong> durften<br />
auf Betreiben des Betreuers dann dort<br />
bleiben. Je<strong>der</strong> kann sich vorstellen, wie<br />
rasant sich diese <strong>Tiere</strong> vermehren, unter<br />
welchen Umständen sie hausen<br />
müssen, und es stellt sich die Frage,<br />
wann <strong>der</strong> nächste Notruf bei uns eingeht.<br />
GSt u. TH "Wau-Mau-Insel"<br />
Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel<br />
Leiterin (GSt): Petra Hollstein<br />
Leiter (TH): Karsten Plücker<br />
Tel. (0561) 86 15 680, Fax 86 15 681<br />
Kasseler Sparkasse,<br />
BLZ 520 503 53,<br />
Konto 70 700<br />
www.wau-mau-insel.de<br />
Auch Filou, ein neunjähriger, absolut<br />
liebenswerter und sehr verträglicher<br />
Lurcher-Mischling, und Katze Rosamunde,<br />
eine zweijährige schüchterne<br />
Schildpatt-Schönheit lebten bei Menschen,<br />
die unter gesetzlicher Betreuung<br />
standen. In beiden Fällen waren die<br />
<strong>Tiere</strong> während <strong>der</strong> Abwesenheit des<br />
Halters tagelang unversorgt in <strong>der</strong>en<br />
Wohnung zurückgelassen worden.<br />
Wussten die Betreuer nichts von dem<br />
Krankenhausaufenthalt<br />
o<strong>der</strong> von den <strong>Tiere</strong>n ihrer<br />
Klienten? Nur dank <strong>der</strong><br />
Anzeigen aufmerksamer<br />
Nachbarn beim Veterinäramt<br />
wurden die <strong>Tiere</strong> sichergestellt<br />
und zu uns gebracht.<br />
Es stellt sich hier natürlich<br />
die grundsätzliche Frage, ob<br />
es nicht auch zu den Aufgaben/Pflichten<br />
eines Betreuers<br />
gehört, sich um die Haustiere<br />
seiner Klienten zu kümmern.<br />
Die Internetrecherche<br />
brachte zum Stichwort `Gesetzlicher<br />
Betreuer und<br />
Haustier´ keine Ergebnisse.<br />
Aber es ist Pflicht des Betreuers,<br />
sich um die Gesundheit<br />
des Klienten zu<br />
kümmern, und ein verflohter<br />
und verwurmter Hund ist<br />
nicht gerade för<strong>der</strong>lich für<br />
die Gesundheit des Besitzers.<br />
Ebenso soll <strong>der</strong> Betreuer<br />
dessen Angelegenheiten<br />
zu dessen Wohl erledigen<br />
und in diesem Rahmen<br />
dafür Sorge tragen,
dass <strong>der</strong> Betreute so weit wie möglich ein Leben nach eigenen<br />
Wünschen und Vorstellungen gestalten kann. Gehört ein<br />
vierbeiniger Freund nicht ebenso dazu wie beispielsweise die<br />
Wahl des Aufenthaltsortes?<br />
Es spricht grundsätzlich nichts da<strong>gegen</strong>, dass Menschen, die<br />
unter Betreuung stehen, auch Haustiere halten. Dies erfor<strong>der</strong>t<br />
aber aus unserer Sicht ganz klar, dass <strong>der</strong> Betreuer<br />
dann auch auf das Wohlergehen<br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> achtet und<br />
nicht durch Untätigkeit und<br />
Vernachlässigung den <strong>Tiere</strong>n<br />
unnötig Schmerzen und Leiden<br />
zufügt.<br />
Gerade weil die Fälle, in<br />
Zu spät:<br />
Lord verstarb<br />
kurz<br />
nach seiner<br />
Rettung an<br />
den Folgen<br />
seiner<br />
Erkrankung<br />
denen ein Betreuerzugewiesen<br />
wird, stetig<br />
ansteigen, ist es<br />
nach unserer<br />
Auffassung<br />
mehr als zwingen<strong>der</strong>for<strong>der</strong>lich,<br />
hier entsprechende<br />
gesetzliche Regelungen<br />
zu finden,<br />
um das Wohlergehen<br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />
sicherzustellen.<br />
Man fragt sich<br />
auch, warum ein<br />
Betreuer überhaupt<br />
die Betreuung eines<br />
Menschen mit Haustieren<br />
übernimmt, wenn er sich<br />
nicht um <strong>Tiere</strong> kümmern<br />
will.<br />
Am 09.06.<strong>2011</strong> klingelt<br />
wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Amtstierarzt.<br />
Diesmal bringt er einen<br />
Kanarienvogel in<br />
einem völlig verdreckten<br />
Käfig, <strong>der</strong> bei demselben<br />
Halter sichergestellt<br />
wurde, von dem auch unser Mischlingsrüde<br />
Lord kam. Der Betreuer<br />
wusste wie<strong>der</strong> einmal nicht<br />
Bescheid. Dem kleinen Lord konnten<br />
wir aufgrund <strong>der</strong> schweren<br />
Erkrankung nur noch vier Wochen<br />
FILOU<br />
ROSAMUNDE<br />
TH WAU-MAU-INSEL<br />
Liebe, Fürsorge und<br />
Geborgenheit schenken,<br />
b<strong>ev</strong>or er lei<strong>der</strong><br />
an den Folgen seiner<br />
Krankheit starb.<br />
Ich persönlich habe<br />
bereits vorgesorgt<br />
In diesem Käfig wurde <strong>der</strong><br />
und meine Betreuung<br />
Nymphensittich gehalten!<br />
im Bedarfsfall aufgrund<br />
meiner Erfahrungen geregelt und hier gezielt Menschen<br />
eingesetzt, denen ich und meine <strong>Tiere</strong> vertrauen können.<br />
Ich kann jedem Tierbesitzer nur empfehlen, eine<br />
schriftliche Betreuungsverfügung zu hinterlegen.<br />
Treffen Sie somit rechtzeitig Vorkehrungen,<br />
wer Sie und Ihre Haustiere<br />
versorgen soll, falls Sie dazu selbst<br />
nicht mehr in <strong>der</strong> Lage sein sollten. So<br />
mancher Betreuer o<strong>der</strong> Erbe klopfte<br />
an unsere Haustür, um die Haustiere<br />
loszuwerden, da war <strong>der</strong> Betreute gerade<br />
unter Vormundschaft bzw. noch<br />
nicht einmal unter <strong>der</strong> Erde.<br />
So mancher Tierfreund würde sich<br />
übrigens im Grabe umdrehen, wenn<br />
er wüsste, was mit seinen <strong>Tiere</strong>n geschieht,<br />
sobald er sich nicht mehr um<br />
sie kümmern kann.<br />
Weitere Informationen finden Sie beim<br />
<strong>Bund</strong>esministerium <strong>der</strong> Justiz unter<br />
dem Stichwort Betreuungsrecht unter<br />
www.bmj.de<br />
Text und Fotos: Claudia Bioly<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
33
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
34<br />
F RANZISKUS-TH<br />
Experten gehen davon aus, dass die<br />
Zahl <strong>der</strong> pro Jahr nach Deutschland<br />
importierten Rassewelpen in die Hun<strong>der</strong>ttausende<br />
geht. Das zeigt, wie groß<br />
dieser Markt ist. Und wie viele Menschen<br />
sich einen Hund anschaffen. Ungefähr<br />
70 Prozent aller Hunde in<br />
Deutschland sind Rassehunde.<br />
Die Massenware Hund wird in Zuchtfabriken<br />
am Fließband produziert. Die<br />
Zustände, die in <strong>der</strong> Massentierhaltung<br />
herrschen, sind bekannt. Der Profit, <strong>der</strong><br />
sich damit machen lässt, ist genauso<br />
groß wie das Elend <strong>der</strong> vierbeinigen<br />
Gebärmaschinen. Eine ganze Industrie<br />
lebt davon, dass die "Geiz ist geil"-<br />
Mentalität auch vor dem besten Freund<br />
des Menschen nicht halt macht. Der<br />
Vermarktung <strong>der</strong> vierbeinigen Ware<br />
haben sich durch das Internet ungeahnte<br />
Möglichkeiten eröffnet. Alleine<br />
unter Tiermarkt.de werden an einem<br />
einzigen Tag 8322 Rassehunde und<br />
3057 Mischlinge von Privat o<strong>der</strong> ge-<br />
Ein Blick ins Internet genügt. Während in den Tierheimen<br />
in Hamburg rund 400 Hunde manchmal<br />
Jahre auf ein neues Zuhause warten, werden auf<br />
verschiedenen Seiten im Internet rund um die Hansestadt<br />
täglich über 2000 Vierbeiner zum Kauf angeboten.<br />
Allein in Hamburg:<br />
werblich zum Verkauf angeboten. Die<br />
Gewinne, die hier erzielt werden, gehen<br />
in die Millionen.<br />
Der Hundehandel<br />
über das Internet<br />
stellt auch die Tierheime<br />
vor massive<br />
Probleme. Wer will<br />
schon einen Mischlingshund<br />
mit<br />
Macken aus dem<br />
Tierheim, wenn<br />
man einen süßen<br />
Mischlingswelpen<br />
zum Dumpingpreis angeboten bekommt?!<br />
Am besten noch mit Lieferung<br />
"frei Haus"! Und es sind nicht die kleinen,<br />
netten, verträglichen unkomplizierten<br />
<strong>Tiere</strong>, die im Tierheim abgegeben<br />
werden. Für die findet sich im<br />
Internet schon jemand, <strong>der</strong> sie kauft.<br />
Bei uns landen diejenigen Vierbeiner,<br />
die man nicht zu Geld machen kann.<br />
Franziskus-Tierheim<br />
Geschäftsstelle Hamburg<br />
Lokstedter Grenzstr. 7, 22527 Hamburg<br />
Leiter: Frank Weber<br />
Tel. GSt (040) 55 49 28 - 34, Fax -32<br />
Tel. Tierheim (040) 55 49 28 37<br />
Haspa, BLZ 200 505 50,<br />
Konto 1049220799<br />
2000<br />
Oft, weil sie schon mehrfach über das<br />
Internet verhökert worden sind. Mindestens<br />
einmal pro Woche hören wir die<br />
gleiche Geschichte:<br />
www.franziskustierheim.de<br />
Man(n) hat den<br />
Hund übers Internet<br />
gekauft, kommt mit<br />
ihm nicht zurecht,<br />
ist schon <strong>der</strong> vierte<br />
Besitzer - und nun<br />
will ihn keiner haben.<br />
Wann kann er<br />
in Tierheim aufgenommen<br />
werden?<br />
Bezeichnen<strong>der</strong>weise sind es selten Rassehunde,<br />
die im Tierheim abgegeben<br />
werden. Wenn, dann sind es fast immer<br />
"schwierige" Fälle (s. Kasten). An Staffordshire,<br />
Rottweiler, Dobermann,<br />
Schäferhund und Herdenschutzhunden<br />
herrscht meistens kein Mangel. An guten<br />
Interessenten, die mit solchen Hunden<br />
umgehen können, aber schon.<br />
DER
Was nur noch sehr selten im Tierheim abgegeben wird, sind<br />
gesunde, sozialverträgliche und freundliche Hunde. Und<br />
eben diese Hunde sind es, die sich <strong>der</strong> normale Hundehalter<br />
gerne in seine Familie holen würde. Wohin kann man<br />
denn eine sympathische Familie mit netten Kin<strong>der</strong>n schicken<br />
wenn man im Tierschutz keinen geeigneten Hund hat? Soll<br />
man ihnen sagen, sie sollen sich mal im Internet umschauen<br />
o<strong>der</strong> besser gleich beim nächsten Hundehändler - da ist es<br />
billiger?<br />
Und gleichzeitig sitzen in den Tierheimen und Tötungsstationen<br />
im uns umgebenden Europa Tausende von armen Seelen<br />
unter erbarmungswürdigen und lebensbedrohlichen Bedingungen.<br />
Darunter Hun<strong>der</strong>te unkomplizierte freundliche<br />
<strong>Tiere</strong>, die in ihren Herkunftslän<strong>der</strong>n ein grausamer und<br />
schmerzhafter Tod erwartet.<br />
Da wun<strong>der</strong>t man sich immer wie<strong>der</strong> über die Argumentation,<br />
wegen dieser Hunde würden die deutschen Hunde im Tierschutz<br />
kein Zuhause finden. Das ist definitiv ein Trugschluss.<br />
In <strong>der</strong> Realität ist das Gegenteil <strong>der</strong> Fall. Wenn man nette, gut<br />
vermittelbare Hunde aus dem seriös praktizierten Auslandstierschutz<br />
hat, kommen wesentlich mehr Interessenten in die<br />
Vermittlung. Wie die Erfahrung zeigt, erhöht das definitiv<br />
auch die Chancen <strong>der</strong> "schwierigeren" Hunde, unter diesen<br />
tierlieben Menschen ein neues Herrchen zu finden.<br />
Das Problem sind nicht die von anerkannten Tierschutzorganisationen<br />
eingeführten Auslandshunde, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> im<br />
Internet völlig unkontrolliert ablaufende Hundehandel durch<br />
gewerbliche und "pseudo" private Geschäftemacher. Diesen<br />
Leuten geht es nur ums Geld - uns geht es um die <strong>Tiere</strong>.<br />
F RANZISKUS-TH<br />
Hunde täglich im Angebot!<br />
HUNDEHANDEL IM INTERNET UND SEINE FOLGEN<br />
Bor<strong>der</strong> Collie Sam (links) hat nach neun Vorbesitzern<br />
endlich ein Zuhause gefunden<br />
Und das ist die Verpflichtung, die wir als Tierschützer eingegangen<br />
sind - für setzen uns für Not leidende <strong>Tiere</strong> ein, egal,<br />
wo sie in Not sind.<br />
Sam und Joker<br />
Zwei Beispiele von vielen<br />
Der Bor<strong>der</strong> Collie auf den Bil<strong>der</strong>n heißt Sam. Er hatte mit einem<br />
Jahr bereits neun (!) Vorbesitzer, die sich offensichtlich<br />
wenig mit <strong>der</strong> Rasse auseinan<strong>der</strong>gesetzt hatten. Bor<strong>der</strong> Collies<br />
sind Arbeitshunde, die körperlich und geistig ausgelastet<br />
werden müssen. Doch ungeachtet dieser genetischen Vorbedingungen<br />
schaffen sich viele Menschen Bor<strong>der</strong> Collies an,<br />
weil sie schöne <strong>Tiere</strong> sind und darüber hinaus als äußerst intelligent<br />
gelten.<br />
Sam stellte sich im Franziskus Tierheim als sehr folgsam, lernwillig<br />
und überaus freundlich <strong>gegen</strong>über Mensch und Tier heraus.<br />
Der einjährige Rüde hat nach vier Wochen Tierheimaufenthalt<br />
nun bei Menschen ein Zuhause gefunden, die mit <strong>der</strong><br />
Rasse vertraut sind und aus Erfahrung wissen, wie viel Arbeit<br />
es bedeutet, einen Bor<strong>der</strong> Collie artgerecht auszulasten.<br />
Sams Spielkamerad heißt Joker und ist ein Malinois. Er wurde<br />
im Alter von zehn Wochen als Fundhund abgegeben. Ein<br />
Malinois gehört in fachkundige Hände, denn die Rasse gilt<br />
als sehr arbeitsfreudig und temperamentvoll. Für Joker konnten<br />
wir nach zwei Monaten ebenfalls verantwortungsvolle<br />
und erfahrene Hundehalter finden.<br />
Text: Frank Weber<br />
Fotos: Birte Peters,<br />
www.birte-peters.com<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
35
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
36<br />
T IERSCHUTZZENTRUM<br />
Sie haben die<br />
Hölle<br />
Hölle<br />
Das bmt-Tierschutzzentrum ist die erste<br />
Anlaufstelle in Deutschland für die<br />
Hunde aus unserem Partnertierheim im<br />
rumänischen Brasov. Im dortigen Tierheim<br />
kümmert man sich um die medizinische<br />
Versorgung, Impfung, Kastration<br />
und - soweit zeitlich möglich - auch<br />
schon um eine positive Kontaktaufnahme<br />
zum Menschen, geht mit den Hunden<br />
spazieren und lässt sie unter Aufsicht<br />
mit Artgenossen spielen.<br />
Englische Verhaltenstrainer sind mehrfach im Jahr im Tierheim Brasov, um sich mit den schwierigen Hunden<br />
zu beschäftigen. Doch den Sprung nach vorne zum geliebten Familienhund können diese <strong>Tiere</strong> erst wirklich<br />
bei uns in Deutschland machen.<br />
Wir, die Mitarbeiter aus dem Tierschutzzentrum,<br />
werden immer wie<strong>der</strong><br />
in unserer Ansicht bestärkt, dass viele<br />
rumänische Hunde einen Besitzer gehabt<br />
haben müssen. Sie waren nur zur<br />
falschen Zeit am falschen Ort, als die<br />
Hundefänger kamen und erbarmungslos<br />
Jagd auf sie machten.<br />
Diese Zeiten des Schreckens sind glücklicherweise<br />
vorbei. Nun bergen Tierschutzmitarbeiter<br />
die <strong>Tiere</strong> vor Ort und<br />
prüfen gleich, ob sie einen Besitzer haben.<br />
Es wird allerdings aus logistischen<br />
Gründen noch eine Weile dauern, bis<br />
wir allen Hunden, die die Hölle in <strong>der</strong><br />
städtischen Tötungsanlage Stupin<br />
überstanden haben und <strong>der</strong>zeit im<br />
hinter sich<br />
UND WOLLEN DEN MENSCHEN<br />
DOCH WIEDER VERTRAUEN!<br />
Flori<br />
Tierheim Brasov versorgt werden, ein<br />
schönes neues Zuhause geben können.<br />
Wenn die Hunde zu uns nach Pfullingen<br />
kommen, leben sie eigentlich<br />
schon nach wenigen Stunden sichtlich<br />
auf. Gutes Futter und Zuwendung bewirken<br />
Wun<strong>der</strong>; Halsband und Leine<br />
kennen die wenigsten und müssen erst<br />
daran gewöhnt werden und lernen,<br />
dass diese Dinge nicht gefährlich, son<strong>der</strong>n<br />
nur nützlich sind. Interessanterweise<br />
geht auch das oft in ganz kurzer<br />
Zeit.<br />
Viele <strong>Tiere</strong>, die von den Hundefängern<br />
mit <strong>der</strong> Betäubungspistole geschossen<br />
wurden, verkriechen sich, wenn man<br />
eine Kamera auf sie richtet, dies wird
Lola<br />
auf Fotos beson<strong>der</strong>s deutlich. An<strong>der</strong>e<br />
ziehen sich, sobald Besucher vor den<br />
Zwingern stehen, lieber in ihre geheizten<br />
Innenräume mit den gemütlichen<br />
Körbchen zurück. Manche wollen ihr<br />
"Fünf- Sterne-Hotel" nicht einmal für einen<br />
Spaziergang verlassen - deshalb<br />
muss <strong>der</strong> Übergang in die neue Familie,<br />
ohne längeres Probieren im Tierheim,<br />
zügig erfolgen.<br />
Nach <strong>der</strong> Vermittlung ist die Situation<br />
ähnlich: Bloß nicht zu weit weg von <strong>der</strong><br />
Wohnung! Wir raten den neuen Besitzern:<br />
Bitte lasst diesen Hunden Zeit,<br />
Neues zu erkunden. Nach drei Schultagen<br />
kann auch kein Kind lesen. Erwartet<br />
bitte auch nicht, dass ein rumänischer<br />
Hund am ersten Tag freiwillig in<br />
ein Auto steigt, schließlich musste er<br />
Tierschutzzentrum<br />
Pfullingen<br />
Gönninger Straße 201,<br />
72793 Pfullingen<br />
Leiter (GSt): Dr. Uwe Wagner<br />
Tel. (07121) 820 17 -0, Fax -18<br />
Leiterin (TH): Petra Zipp<br />
Tel. (07121) 820 17 20<br />
Kreissparkasse Reutlingen,<br />
BLZ 640 500 00, Kto. 75 7889<br />
www.tierschutz-bmt-bw.de<br />
diesen "gefährlichen Objekten" blitzschnell<br />
ausweichen, um zu überleben.<br />
Nach kurzer Zeit werden die meisten<br />
Hunde aber begeisterte Mitfahrer, weil<br />
sie das Autofahren mit schönen Erfahrungen<br />
verknüpfen.<br />
Das Geheimrezept für die neuen Besitzer<br />
heißt: Geduld und Liebe!<br />
Positives Merkmal vieler rumänischer<br />
Hunde ist ihre Sozialverträglichkeit und<br />
ihre Liebe zu Kin<strong>der</strong>n, denn von den<br />
Jüngsten wurden sie in ihrer Heimat oft<br />
gefüttert und gestreichelt. Bei Männern<br />
zeigen die Vierbeiner am Anfang oft<br />
Unsicherheit, weil sie fast alle mit (eben<br />
männlichen) Hundefängern Erfahrung<br />
gemacht haben.<br />
Unsere Mischlingshündin Bibi hat zum<br />
Beispiel Vorbehalte bei Männern,<br />
die sich nach kurzer Zeit aber legen.<br />
Lei<strong>der</strong> fehlte hier bis-<br />
lang die notwendige<br />
Gelassenheit bei Interessenten.<br />
Für Bibi wünschen wir<br />
uns ein sehr geduldiges<br />
ruhiges Herrchen, das<br />
zunächst nichts von ihr<br />
erwartet und ihr Zeit<br />
lässt. Ein souveräner<br />
Ersthund in ihrem neuen<br />
Zuhause wäre eine<br />
große Hilfe für das Einleben.<br />
Ähnlichkeiten im Wesen<br />
zeigen Mandy (großes<br />
Bild), Lola und Flori.<br />
Sie alle und viele mehr<br />
warten im bmt Tierschutzzentrum<br />
auf Tierfreunde,<br />
denen es nicht<br />
um Rasse o<strong>der</strong> den<br />
"perfekten Hund" geht,<br />
son<strong>der</strong>n die einen echten<br />
Freund suchen und<br />
dabei auch noch ein<br />
gutes Werk tun möchten.<br />
Für alle, die ihren Hund<br />
P FULLINGEN<br />
verloren haben und denen es heute<br />
noch unmöglich scheint, den leeren<br />
Platz eines Tages wie<strong>der</strong> zu besetzen,<br />
sei das Testament eines Hundes von<br />
Margaret Trowton ans Herz gelegt.<br />
TESTAMENT EINES HUNDES<br />
Bibi<br />
Wenn Menschen sterben, machen sie<br />
ein Testament,<br />
um ihr Heim und alles, was sie haben<br />
denen zu hinterlassen, die sie lieben.<br />
Ich würde auch solch´ ein Testament machen,<br />
wenn ich schreiben könnte.<br />
Einem armen, sehnsuchtsvollen, einsamen<br />
Streuner würde ich mein glückliches Zuhause<br />
hinterlassen, meinen Napf, mein kuscheliges Bett,<br />
mein weiches Kissen, mein Spielzeug<br />
und den so geliebten Schoß,<br />
die sanft streichelnde Hand,<br />
die lieb<strong>ev</strong>olle Stimme,<br />
den Platz, den ich in jemandes Herzen hatte,<br />
die Liebe, die mir zu guter Letzt<br />
zu einem friedlichen<br />
und schmerzfreien Ende helfen wird,<br />
gehalten im liebenden Arm.<br />
Wenn ich einmal sterbe, dann sag' bitte<br />
nicht: "Nie wie<strong>der</strong> werde ich ein Tier haben -<br />
<strong>der</strong> Verlust tut viel zu weh."<br />
Such´ Dir einen einsamen, ungeliebten Hund<br />
aus und gib' ihm meinen Platz.<br />
Das ist mein Erbe.<br />
Die Liebe, die ich zurück lasse, ist alles<br />
was ich geben kann.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
37
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
38<br />
G ST NRW<br />
Es gibt sie noch!<br />
“Nach nunmehr 18 Jahren - davon 15 Jahren beim bmt - ehrenamtlicher<br />
Tierschutzarbeit, hauptsächlich Vermittlung von Hunden,<br />
kann ich sagen - es gibt sie noch. Gäbe es sie nicht mehr,<br />
könnte ich diese Arbeit, die neben einem Vollzeit-Beruf mein<br />
Denken und Handeln ausfüllt, nicht machen. “<br />
Mechthild Sody, die für den bmt Pflegestellen im Hunsrück betreut,<br />
erklärt, warum die Vermittlung oft so schwierig ist. Schwierig,<br />
weil die Ansprüche <strong>der</strong> Menschen an ihre neuen Hausgenossen<br />
häufig so hoch sind, dass die Hunde ihnen kaum genügen<br />
können - aber glücklicher Weise gibt es sie noch!<br />
B<strong>ev</strong>or ich das Geheimnis lüfte, wer sie<br />
sind, hier einige Gedanken über meine<br />
Tierschutzarbeit. Man ist ständig<br />
konfrontiert mit dem schlimmstem <strong>Tiere</strong>lend<br />
und grausamen Untaten, verursacht<br />
durch uns Menschen. Im In- und<br />
Ausland.<br />
Aber auch die großen und kleinen Dramen<br />
um die Ecke. Das alte Pudelchen,<br />
dass man nach dem Tod <strong>der</strong> Oma, die<br />
man reichlich beerbt hat, schnellstens<br />
an den Tierschutz abgeben will, und<br />
weil da nicht sofort ein Platz frei ist, mit<br />
fadenscheinigen Begründungen einschläfern<br />
lässt. Die vielen Familien, die<br />
auseinan<strong>der</strong> gehen und von Streitigkeiten<br />
traumatisierte Hunde hinterlassen.<br />
Den 15jährigen Mischling, <strong>der</strong> von<br />
Welpenzeit an in <strong>der</strong> Familie gelebt hat,<br />
mit den Kin<strong>der</strong>n groß geworden ist -<br />
und dann hat Papa eine neue Frau gefunden<br />
und niemand will ihn mehr.<br />
Den 13jährigen Collie, den man nicht<br />
mehr halten kann, weil man durch einen<br />
Unfall "gelähmt" ist, aber einige<br />
Wochen später nach einem jungen<br />
Hund fragt.<br />
Vergleichbar harmlos <strong>gegen</strong> die fast<br />
nicht zu ertragenden Tierquälereien.<br />
Wie <strong>der</strong> Hündin, <strong>der</strong> man das Fell bei<br />
lebendigem Leibe abgezogen hatte<br />
und sie lebend im Straßengraben liegen<br />
ließ. Sie hat mit großem Einsatz<br />
überlebt und hatte noch einige gute<br />
Jahre. Unvergessen auch <strong>der</strong> Hund,<br />
<strong>der</strong> mit einer Drahtschlinge an einen<br />
Baum gebunden wurde, chancenlos in<br />
einer einsamen Gegend. Zwei Wan<strong>der</strong>er,<br />
die vom Weg abkamen fanden ihn<br />
in letzter Sekunde. Ich könnte ein Buch<br />
schreiben. Es würde ein Bestseller<br />
menschlicher Verfehlungen.<br />
Die Vorstellung vom jungen,<br />
schönen, gesunden, fertigen<br />
Hund ...<br />
Fast schlimmer ist manchmal noch <strong>der</strong><br />
Vermittlungsalltag. Der Anspruch unserer<br />
Mitmenschen an seinen neuen<br />
Hausgenossen sieht oft folgen<strong>der</strong>maßen<br />
aus:<br />
Jung muss er sein, möglichst ein<br />
Welpe, denn man will ihn ja noch erziehen<br />
können, aber bitte stubenrein,<br />
kaputt machen darf er auch nichts mehr,<br />
einige Stunden brav alleine zu bleiben,<br />
kann man ja wohl auch erwarten.<br />
Schön muss er sein - ja wie sieht<br />
Schönheit denn nun aus? So vielfältig<br />
wie die Menschen sind, so vielfältig<br />
kann auch das Hundeschönheitsideal<br />
sein, nicht selten total konträr zum<br />
Herrchen.<br />
SELINA ELINA<br />
Über<br />
beson<strong>der</strong>e<br />
Menschen und<br />
außer-<br />
gewöhnliche<br />
Hunde<br />
Gesund muss er sein. Natürlich,<br />
und wehe, wenn nicht, dann bekommt<br />
man mal wie<strong>der</strong> zu hören, beim Tierschutz<br />
gäbe es ja nur kranke Hunde.<br />
Die vom Züchter sind ja immer gesund!?<br />
Und gesund muss er bleiben,<br />
bis er alt ist, denn <strong>der</strong> Tierarzt ist teuer.<br />
Impfungen, ja in Ordnung, eine Wurmtablette<br />
jedes halbe Jahr geht ja auch<br />
noch, aber bitte nicht mehr.<br />
Billig muss er sein. Ja so ein<br />
Mischling aus dem Tierschutz dürfte<br />
eigentlich gar nichts kosten. Die sollen<br />
doch froh sein, dass wir uns herab<br />
lassen und nicht zum Züchter gehen<br />
und einen teuren Rassehund<br />
holen.<br />
Kin<strong>der</strong>lieb muss er sein. Die Kin<strong>der</strong><br />
müssen ALLES(!) mit ihm machen<br />
können. Keineswegs darf er nach den<br />
Kin<strong>der</strong>n schnappen. So einen Hund -<br />
nicht mit uns.<br />
Kastriert muss er sein, dass kann<br />
man vom Tierschutz ja wohl erwarten.<br />
Man will ja keine Jungen von einem<br />
Mischling haben und die Sauerei einer<br />
läufigen Hündin auf dem Teppich - nur<br />
das nicht.<br />
MARIT
ENEKIN NEKIN<br />
MARTIN ARTIN<br />
Es gibt sie noch, diese beson<strong>der</strong>en<br />
Menschen,<br />
denen obige Bedingungen völlig egal<br />
sind. Die gerade einen alten Hund nehmen,<br />
weil ihn niemand mehr will, die<br />
den Krüppel haben wollen, dem ein<br />
Auge fehlt, ein Bein, <strong>der</strong> blind, taub ist<br />
o<strong>der</strong> humpelt. Die sich mit Engelsge-<br />
Geschäftsstelle NRW<br />
Hund<strong>ev</strong>ermittlung Hunsrück <strong>der</strong> Gst NRW<br />
Mechthild Sody<br />
Tel. (06764) 15 02<br />
Sparkasse am Nie<strong>der</strong>rhein,<br />
BLZ 354 500 00,<br />
Konto 111 500 2063<br />
www.bmt-nrw.de<br />
duld den ängstlichen Hunden widmen,<br />
die oft einen langen, schweren Weg mit<br />
ihrem Tier gehen, die nicht aufgeben,<br />
egal, was kommt. Die bewusst einen<br />
Hund adoptieren, von dem sie genau<br />
wissen, dass er Dauerpatient sein wird,<br />
dass er nur noch eine kurze Lebenserwartung<br />
hat.<br />
Hier einige unserer "Schätze",<br />
die auf unseren Pflegestellen<br />
so dringend auf ein<br />
schönes Zuhause warten:<br />
Selina, vom Leben nur gebeutelt. Sie kommt aus den Vernichtungslagern<br />
in Rumänien, hat nur noch ein Auge, hatte<br />
einen Tumor, <strong>der</strong> entfernt wurde, eine Chemotherapie gerade<br />
so überlebt, ist jetzt topfit, hat ihre Ängste verloren und<br />
sprüht vor Lebensfreude.<br />
Marit, kam als Junghund zu uns aus Rumänien und hat mit<br />
<strong>der</strong> Muttermilch schon die Todesangst in sich aufgesogen.<br />
Mittlerweile wird sie selbstsicherer, geht an <strong>der</strong> Leine, ist<br />
schon über ein Jahr bei uns und braucht schnellstens ein bleibendes<br />
ruhiges Zuhause. Sie ist<br />
winzig und zart wie ein Chihuahua.<br />
ELI LI<br />
MAJA AJA<br />
MAYA & HANS HANS<br />
Eli, unser Angsthase, aber nur<br />
lieb, ein wun<strong>der</strong>barer Zweithund,<br />
sehr verspielt, im Haus ruhig,<br />
braucht geduldige Menschen,<br />
die ihr Vertrauen geben.<br />
MANDY AND<br />
POLLY OLL<br />
G ST NRW<br />
Und diesen Menschen möchte<br />
ich herzlich DANKE sagen. Sie<br />
sind diejenigen, die mich weitermachen<br />
lassen in meiner Arbeit,<br />
die mich nicht verzweifeln lassen.<br />
Ich habe im Laufe <strong>der</strong> Jahre<br />
die Ehre gehabt, einige wun<strong>der</strong>bare<br />
Menschen dieser Art<br />
kennenlernen zu dürfen.<br />
Denjenigen, die sich angesprochen<br />
fühlen, sage ich, denken<br />
Sie mal über meine Worte nach.<br />
Sie selbst sind doch auch nicht<br />
perfekt, warum haben Sie diese<br />
hohen Ansprüche an Ihren neuen<br />
Hausgenossen? Erlauben Sie<br />
ihm doch ein Individuum zu sein,<br />
wie Sie selbst auch eines sind.<br />
B<strong>ev</strong>or Sie zum Züchter gehen o<strong>der</strong> sich<br />
einen Hund via Internet aus dubiosen<br />
Kanälen kaufen, gehen Sie bitte zu einem<br />
seriösen Tierschutzverein, <strong>der</strong> Sie<br />
berät und ein ganzes Hundeleben lang<br />
für diesen Hund gerade steht.<br />
Wir suchen dringend Pflegestellen im<br />
Großraum Simmern/Hunsrück!<br />
Und hier einige Hunde, die trotz Alter, Behin<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong><br />
Angst ihre Menschen gefunden haben:<br />
Enekin - drei Beine, wo ist das Problem? Er lebt jetzt glücklich<br />
in Berlin.<br />
Maya - nur ein Auge und trotzdem eine Schönheit.<br />
Martin - 10 Jahre seines Lebens an ein Abflussrohr gekettet.<br />
Aber noch einige schöne Jahre im Alter.<br />
Mandy - die Trennung ihrer Familie, in <strong>der</strong> sie von Welpenzeit<br />
an gelebt hat, hatte sie todtraurig gemacht. Trotz fortgeschrittenen<br />
Alters und schwarzer Farbe fand sie ein neues<br />
Glück.<br />
Polly - ein Leben an <strong>der</strong> Kette, sie hat auch im Alter erst ihr<br />
Glück gefunden. Für ihre Familie <strong>der</strong> schönste Hund <strong>der</strong><br />
Welt.<br />
Maja & Hans - zwei ältere Hunde aus Rumänien, die beide<br />
ein schweres Leben hinter sich hatten. Hans, humpelnd<br />
mit Arthrose - eine Pflegestellenliebe, die zusammen bleiben<br />
durfte und ihr Frauchen mit Familie überglücklich gemacht<br />
haben.<br />
Text: Mechthild Sody<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
39
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
40<br />
Schrecken<br />
auf dem<br />
Kastanienhof<br />
STREPTOKOKKEN-INFEKTION<br />
BEI SCHIMMELWALLACH GAZHAL<br />
Seit über 30 Jahren betreut Hans-Hermann Lange auf seinem Kastanienhof<br />
in Lüchow-Dannenberg Pferde und Ponys für den bmt. Früher<br />
aktiver Reiter und Züchter ist <strong>der</strong> inzwischen 70jährige sein Leben lang<br />
mit Pferden vertraut - und doch völlig ratlos, als ihm bei seinem täglichen<br />
Kontrollgang über die Weiden <strong>der</strong> scheinbar über Nacht erkrankte<br />
Schimmelwallach Gazhal auffällt.<br />
Wie üblich steht <strong>der</strong> Einzelgänger abseits <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Pferde, doch<br />
heute lässt er den Kopf hängen, Bauch und Beine sind angeschwollen.<br />
Gazhal hat auch Fieber, wie <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>sachse beunruhigt feststellt,<br />
und er frisst nicht.<br />
Trotz <strong>der</strong> offensichtlichen Krankheitsanzeichen<br />
zeigen sich im Blutbild keine<br />
Auffälligkeiten, und so beschränkt sich<br />
die Therapie erst einmal darauf, den<br />
Zustand des 25jährigen Wallachs durch<br />
Aufbauspritzen und beson<strong>der</strong>s nährstoffreiches<br />
Futter (Eisenzugabe etc.) zu<br />
stabilisieren. Und tatsächlich bessert<br />
sich das Allgemeinbefinden des Schimmels,<br />
Schwellungen und Fieber klingen<br />
ab, und <strong>der</strong> Appetit kehrt zurück.<br />
Doch <strong>der</strong> Tierarzt und Hans-Hermann<br />
Lange bleiben aufmerksam, denn<br />
schließlich gab es keine Diagnose für<br />
die massiven Krankheitssymptome.<br />
Und richtig: Nach vier Wochen kommt<br />
<strong>der</strong> erneute Rückfall: Abermals werden<br />
die Beine dick, das Fieber steigt wie<strong>der</strong><br />
und nun kommen noch Verän<strong>der</strong>ungen<br />
am Haarkleid hinzu.<br />
Das Tier ist am ganzen Körper mit<br />
Schuppen übersäht, festsitzende, stark<br />
fettende Hautpartikel, die das Fell verkleben<br />
und <strong>der</strong>en Entfernung dem<br />
Schimmel Schmerzen bereitet. Auch<br />
sein Futter rührt er nicht mehr an, und<br />
Hans-Hermann Lange fürchtet um das<br />
bmt-Pferd, das er ganz beson<strong>der</strong>s ins<br />
Herz geschlossen hat.<br />
"Gazhal ist ein Einzelgänger, wie ich<br />
noch nie einen erlebt habe", sagt er.<br />
"Immer alleine, abgeson<strong>der</strong>t von den<br />
übrigen Pferden, dabei aber unendlich<br />
lieb." Möglicherweise liegt es an <strong>der</strong><br />
schlechten Haltung, die <strong>der</strong> Schimmel<br />
über Jahre isoliert von Artgenossen er-<br />
Schimmel Gazhal ist ein<br />
Einzelgänger<br />
dulden musste, die es ihm heute nicht<br />
mehr erlaubt, auf an<strong>der</strong>e Pferde zuzugehen<br />
o<strong>der</strong> ihre unmittelbare Nähe zu<br />
ertragen, vermutet <strong>der</strong> Pferdehof-Besitzer.<br />
Von Hans-Hermann Lange lässt sich<br />
Gazhal da<strong>gegen</strong> gerne liebkosen und<br />
unterscheidet sich mit diesem Verhalten<br />
zumindest nicht von den übrigen Pferden,<br />
die alle im Laufe <strong>der</strong> Zeit und unabhängig<br />
von ihren durchlittenen Erfahrungen<br />
ein Vertrauensverhältnis zu dem<br />
Pferdefreund aufgebaut haben.<br />
Der Tierarzt, <strong>der</strong> sich bereits beim ersten<br />
Erkrankungsausbruch täglich um<br />
seinen Patienten gekümmert hatte, lässt<br />
weitere Blutuntersuchungen durchführen.<br />
Doch abermals ist das Blutbild bis<br />
auf erhöhte weiße Blutkörperchen und<br />
einen Selenmangel weitgehend unauffällig<br />
und auch die parasitologischen<br />
und mykologischen Untersuchungen<br />
sind negativ. Dann endlich ein Hinweis:<br />
Der bakteriologische Befund ist positiv;<br />
Gazhal hat eine Infektion mit Streptokokken,<br />
von denen es mehrere Arten<br />
mit unterschiedlichen Krankheitsausprägungen<br />
gibt.<br />
Den Schimmel hat es jedenfalls beson<strong>der</strong>s<br />
schwer erwischt, nur einmal<br />
habe er, sagt <strong>der</strong> Tierarzt, einen <strong>der</strong>artigen<br />
Befall am gesamten Körper des<br />
Pferdes beobachtet. Aber auch dieses
Geschäftsstelle Berlin<br />
Sauerbruchstraße 11, 14109 Berlin<br />
Leiterin (GSt): Claudia Lotz<br />
(030) 80 58 33 -38, Fax -39<br />
claudia.lotz@bmt-tierschutz.de<br />
Postbank Berlin,<br />
BLZ 100 100 10, Konto 9603-107<br />
www.tierschutz-bmt-berlin.de<br />
Neben den Pferden finanziert die Geschäftsstelle<br />
Berlin noch den Unterhalt<br />
von zwei Grauwölfen. Für Akila und<br />
Rufus (und damals noch zwei weitere<br />
Wölfe) machte <strong>der</strong> Berliner bmt die<br />
Umsiedelung in den Wildpark Johannismühle<br />
möglich. Mit einer Patenschaft<br />
ab 15 Euro monatlich helfen Sie<br />
uns sehr, die laufenden Kosten für Futter<br />
und die tiermedizinische Versorgung<br />
<strong>der</strong> Gnadenbrottiere zu tragen.<br />
Alle Gnadenbrottiere des bmt finden<br />
Sie auf unserer homepage<br />
www.bmt-tierschutz.de.<br />
Infos zu Patenschaften erhalten Sie in<br />
<strong>der</strong> Geschäftsstelle Berlin.<br />
Fohlen habe sich dank <strong>der</strong> Medikation<br />
wie<strong>der</strong> erholt - und für Gazhal,<br />
<strong>der</strong> abgesehen von dieser<br />
akuten Erkrankung in einer stabilen<br />
gesundheitlichen Verfassung<br />
ist, stehen die Prognosen ebenfalls<br />
gut.<br />
Als ich mich Ende November nach<br />
dem Befinden des sanften<br />
Wallachs erkundige, hat Hans-<br />
Hermann Lange ihn gerade in die<br />
Halle gebracht, damit er sich Bewegung<br />
verschafft. In <strong>der</strong> kalten<br />
Jahreszeit kommen die <strong>Tiere</strong> nicht<br />
mehr auf die Weiden, son<strong>der</strong>n<br />
nach dem Frühstück in die Sandausläufe<br />
o<strong>der</strong> in Einzelfällen in die<br />
Reithalle.<br />
Obwohl er die Nähe von Artgenossen<br />
nicht sucht, duldet Gazhal<br />
ohne Feindseligkeiten Pferde in<br />
seiner Nähe. Heute hält er sich mit<br />
den beiden Berliner Ponys Schneewittchen<br />
und Stoppelchen in <strong>der</strong><br />
Halle auf und scheint sogar ein<br />
wenig Gefallen an ihrer Gesellschaft<br />
zu finden.<br />
Die weiße PonystuteSchneewittchen<br />
ist mit weit<br />
über 40 Jahren<br />
nicht nur auf dem<br />
Kastanienhof das<br />
älteste Pferd, son-<br />
Die Grauwölfe Akila und Rufus<br />
G ST B ERLIN<br />
<strong>der</strong>n auch unter<br />
den bmt-Gnadenbrottieren.<br />
Als würde<br />
sie ihr Leben<br />
noch einmal nachholen<br />
wollen, das<br />
in <strong>der</strong> ersten Hälfte<br />
als Reitpony im Zirkus<br />
unter katastrophalenBedingungen<br />
verlief, scheint Die ehemaligen Zirkus-<br />
sie mit jedem Jahr pferdchen Stoppelchen (links)<br />
jünger zu werden.<br />
und Schneewittchen<br />
Auch Gefährte Stoppelchen, <strong>der</strong> ihr Schicksal teilte und in<br />
Anbindehaltung im dunklen Zelt täglich von neuem auf seinen<br />
Einsatz als Reitpony auf engstem Hufschlag wartete,<br />
hat sich längst von seiner belastenden Vergangenheit erholt<br />
und ist in guter körperlicher Verfassung.<br />
Wenn Sie uns bei dem Unterhalt unserer Gnadenbrotpferde<br />
unterstützen möchten, freuen wir uns sehr. Eine Patenschaft<br />
ist ein wun<strong>der</strong>bares, weil sehr sinniges, Weihnachtsgeschenk<br />
und hilft uns, den geretteten <strong>Tiere</strong>n einen<br />
friedlichen Lebensabend zu ermöglichen.<br />
Und an den beiden Ponys sehen Sie, wie wun<strong>der</strong>bar solch<br />
eine Hilfe sein kann: Kaum jemand hätte erwartet, dass die<br />
geschwächten Pferdchen nach ihrem Freikauf aus dem Zirkus<br />
sich je wie<strong>der</strong> so weit erholen würden, dass sie die Jahre<br />
hinter sich lassen, als wären es Monate …<br />
… mögen sie noch viele Jahre ihr Leben auf den weitläufigen<br />
Weiden des Kastanienhofs genießen - und dabei<br />
vielleicht von einem Pferd beobachtet werden, das sich abseits<br />
hält, aber dennoch dazugehört, ein Teil von dieser<br />
schönen Gemeinschaft aus Pferden und Menschen ist.<br />
Text: Claudia Lotz<br />
Fotos: Familie Lange, Claudia Lotz<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
41
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
42<br />
Was wurde eigentlich aus<br />
Was<br />
Schon seit über einem Jahr im Tierheim?<br />
Das geht überhaupt nicht, fand die Kass-<br />
Muckel & Puh?<br />
lerin Frie<strong>der</strong>ike Seitz (Bild) im September<br />
2010, als sie die Meerschweinchenbrü<strong>der</strong><br />
Muckel und Puh unter den Vermittlungstieren<br />
(Rdt 3/2010) "so traurig" in WARUM ZWEI MEERSCHWEINCHEN<br />
die Kamera schauen sah. Die 170 Kilometer<br />
von Reichelsheim nach Kassel - VON REICHELSHEIM NACH KASSEL UMZOGEN<br />
nur ein kleines Hin<strong>der</strong>nis auf dem Weg<br />
zum ganz großen Glück für die beiden Böckchen. Frie<strong>der</strong>ike Seitz, bmt-Mitglied und engagierte Ehrenamtliche<br />
im Tierheim Kassel, feierte am 8. Oktober mit den inzwischen umgetauften Meerschweinchen<br />
Ben und Paul (siehe großes Bild) ihr einjähriges Jubiläum.<br />
Dem RdT erklärt die 24Jährige, wann sie ihre Liebe für die kleinen <strong>Tiere</strong> entdeckte und wie wichtig<br />
die umfassende Information über die Bedürfnisse von Meerschweinchen sind.<br />
RdT: Wie sind Sie auf die beiden Meerschweinchen<br />
Muckel und Puh aufmerksam<br />
geworden?<br />
Frie<strong>der</strong>ike Seitz: Ich bin Mitglied beim<br />
bmt, weil ich den regionalen Tierschutz<br />
(bmt-Tierheim Wau-Mau-Insel) unterstützen<br />
möchte. Im "Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>"<br />
wurden im September 2010 Notfälle<br />
vorgestellt, die eine Behin<strong>der</strong>ung haben,<br />
schon lange im Tierheim warten<br />
o<strong>der</strong> alt sind. Dort habe ich ein Bild von<br />
Ben & Paul (damals noch Muckel (Ben)<br />
und Puh (Paul)) entdeckt.<br />
Die Brü<strong>der</strong> waren gleich in mehrfacher<br />
Hinsicht "schwer zu vermitteln": sechs<br />
Jahre alt, ein Jahr im Tierheim, Zahnfehlstellung,<br />
die einer regelmäßigen<br />
Zahnkorrektur beim Tierarzt bedürfen,<br />
zwei Böckchen, einer davon auch noch<br />
unkastriert. Trotzdem sollten auch diese<br />
<strong>Tiere</strong> ein Recht auf ein schönes Zuhause<br />
haben, so dass sie schließlich für<br />
ihr Gnadenbrot zu mir zogen. Im Tierheim<br />
wurde ich schon vorgewarnt, dass<br />
es nur noch einige Monate sein könnten…aber<br />
am 08.10.<strong>2011</strong> hatten sie<br />
nun schon ihren ersten Jahrestag bei<br />
mir.<br />
Sie wären sehr gute Einsteigertiere gewesen,<br />
weil sie unnatürlich zutraulich<br />
sind, vor nichts und niemandem Angst<br />
haben, ungewöhnlicherweise Kontakt<br />
zu Menschen suchen und einfach glücklich<br />
und zufrieden sind. Sie hätten viel<br />
eher aus dem Tierheim geholt werden<br />
sollen, doch lei<strong>der</strong> können sich Besucher<br />
bei einer kurzen Visite nicht lang<br />
genug mit den <strong>Tiere</strong>n beschäftigen, um<br />
dies heraus zu finden.<br />
RdT: Woher rührt Ihre Liebe zu Meerschweinchen?<br />
Frie<strong>der</strong>ike Seitz: Seit meinem 10. Geburtstag<br />
beleben Meerschweinchen<br />
meine Tage - das sind inzwischen fast<br />
15 Jahre. Zu Beginn haben wir alles<br />
falsch gemacht, was man nur falsch<br />
machen kann (Einzeltier, Trockenfutter,<br />
1-m-Minikäfig etc.); man muss in <strong>der</strong><br />
Tierhaltung über den Tellerrand schauen<br />
können und sich lernbereit zeigen!<br />
So eine Haltung ist heute nicht mehr zu<br />
akzeptieren, da inzwischen über das
Internet, Bücher und Beratung in Notstationen<br />
ausreichend Informationen<br />
zu finden sind, die meist aus Unkenntnis<br />
entstandene schlechte Haltungen<br />
verhin<strong>der</strong>n sollten.<br />
Meerschweinchen sind fröhlich! Sie begrüßen<br />
mich beim Heimkommen mit<br />
einem Quietschen - auch wenn sie nur<br />
Futter haben wollen, zaubert das ein<br />
Lächeln ins Gesicht.<br />
Sie sind wun<strong>der</strong>bar zu beobachten, haben<br />
ein fröhliches Gemüt und zeigen<br />
bei artgerechter Haltung ein spannendes<br />
Sozialverhalten.<br />
RdT: Wie viele <strong>Tiere</strong> halten Sie, und welche<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen stellen die Meerschweinchen<br />
an ihre Besitzer?<br />
Frie<strong>der</strong>ike Seitz: Derzeit halte ich eine<br />
Gruppe von elf <strong>Tiere</strong>n, die aus dem<br />
Kastraten Bommel und seinen zehn<br />
Damen besteht. Daneben leben noch<br />
Ben & Paul hier. Insgesamt sind es also<br />
13 <strong>Tiere</strong>.<br />
Zusammensetzung:<br />
Ich halte das Zusammenleben von einem<br />
Kastraten mit mindestens einem,<br />
besser aber mehreren Damen für optimal<br />
und natürlich.<br />
Eigenbau mit Rennstrecke und<br />
Verstecken<br />
Platz & Eigenbau:<br />
Meerschweinchen haben einen Platzbedarf<br />
von ca. 0,5qm pro Tier. Bei einer<br />
größeren Gruppe relativiert sich<br />
<strong>der</strong> Bedarf pro Tier etwas. Aber zu viel<br />
Platz kann man nie haben. Erst mit ausreichend<br />
Freiraum kann man all die<br />
schönen Verhaltensweisen von Meerschweinchen<br />
wie flitzen durch Tunnel<br />
und Röhren sowie Wettrennen mit Artgenossen<br />
sehen. Eine Rennstrecke von<br />
minimal 1,50<br />
m am Stück ist<br />
artgerecht,<br />
mehr immer erwünscht.<br />
Eine<br />
große Grundfläche<br />
ist für<br />
Meerschweinchen<br />
immer<br />
schöner als Etagen,<br />
weil sich<br />
die <strong>Tiere</strong> besser<br />
aus dem Weg<br />
gehen können.<br />
Es sollten viele<br />
Tunnel und<br />
Unterstände als<br />
Verstecke vorhanden<br />
sein.<br />
Entsprechend<br />
meiner großen<br />
Anzahl an <strong>Tiere</strong>n habe ich auch einen<br />
sehr großen Eigenbau, <strong>der</strong> viel Raum<br />
im Wohnzimmer einnimmt.<br />
Abgesehen davon, dass es im Handel<br />
keine ausreichend großen Käfige gibt,<br />
ist ein Eigenbau immer schöner als ein<br />
Käfig. Mit wenigen Handgriffen kann<br />
man aus einer OSB-Platte, etwas PVC<br />
und Plexiglas eine argerechte und<br />
praktische Behausung zimmern.<br />
Ernährung:<br />
Ein oft zu leicht genommenes<br />
Thema ist die Ernährung von<br />
Meerschweinchen, weil hier<br />
viel falsch gemacht werden<br />
kann: Meerschweinchen benötigen<br />
24 Stunden am Tag gutes<br />
Heu, frisches Wasser und Frischfutter<br />
wie Gemüse, Gras und Kräuter, frische<br />
Zweige und ab und zu Obst. Lei<strong>der</strong> informieren<br />
sich viele Halter nicht ausreichend<br />
über die Ernährung<br />
<strong>der</strong> kleinen Nager.<br />
Viele wissen es nicht, aber<br />
Getreide und Zucker sind<br />
sehr ungesund und schädigen<br />
den Magendarmtrakt.<br />
Trotzdem gibt es im Handel<br />
eine Vielfalt an Trockenfutterarten,<br />
Knabberstangen und<br />
Leckerlis, die schädlich sind,<br />
aber dem menschlichen Be-<br />
TH ELISABETHENHOF<br />
dürfnis nach dem Verwöhnen nachkommen.<br />
Grundsätzlich benötigen<br />
Meerschweinchen überhaupt kein<br />
Trockenfutter.<br />
Ich gebe meinen <strong>Tiere</strong>n zwischendurch<br />
auch gerne mal etwas zur Abwechselung.<br />
Das sind dann Erbsenflocken, getrocknete<br />
Kräuter o<strong>der</strong> getrocknetes<br />
Gemüse. Letzteres beson<strong>der</strong>s im Winter,<br />
wenn die Gemüsepreise sehr hoch<br />
sind. Es ersetzt natürlich in keiner Weise<br />
die Gabe von Frischfutter.<br />
Als Richtwert für die Frischfütterung<br />
setzt man 10% des Körpergewichtes<br />
an. Hierbei handelt es sich aber um das<br />
Minimum, es sollte mehr sein. Bei meiner<br />
Gruppe mit elf <strong>Tiere</strong>n, denen ich<br />
morgens und abends eine Portion<br />
Frischfutter gebe, muss ich daher pro<br />
Fütterung als Minimum 600g anbieten.<br />
Dabei kommt es vor allem auf Vielfalt<br />
und Abwechslung an. Karotte, Gurke<br />
und Paprika sind bei einem Großteil<br />
<strong>der</strong> Meerschweinchenhalter Standard.<br />
Täglich Obst und Gemüse sind ein Muss und<br />
dienen außerdem <strong>der</strong> Beschäftigung<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
43
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
44<br />
TH ELISABETHENHOF<br />
Allerdings gibt es noch viel mehr Sorten<br />
Gemüse und Obst, die verfüttert<br />
werden können. Ausführliche Futterliste:<br />
www.diebrain.de/Iext-vitamine.html<br />
RdT: Warum werden die Bedürfnisse<br />
von Meerschweinchen Ihrer Meinung<br />
nach so oft verkannt?<br />
Frie<strong>der</strong>ike Seitz: Das hat mehrere<br />
Gründe. An erster Stelle steht die mangelhafte<br />
Information: Es beginnt schon<br />
bei den Büchern über Meerschweinchen,<br />
die man im normalen Zoohandel<br />
o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> nächsten Buchhandlung<br />
bekommt. Es gibt kaum eines, das eine<br />
artgerechte Haltung erläutert. Bes-<br />
sere Lektüre bieten viele Notstationen<br />
als Flyer o<strong>der</strong> kleine Büchlein an.<br />
Falsche Vorstellung bei den<br />
Menschen<br />
Meerschweinchen sind keine Kuscheltiere,<br />
werden aber oft genau aus diesem<br />
Zweck gekauft, weil sie niedlich<br />
und handlich sind. Sie werden auch beson<strong>der</strong>s<br />
gerne für Kin<strong>der</strong> verkauft, für<br />
die sie auf Grund ihres Daseins als<br />
Fluchttier gänzlich ungeeignet sind.<br />
Artgerechte Haltung und Information<br />
setzen sich kaum durch<br />
Auf dem Gebiet <strong>der</strong> Meerschweinchen<br />
wird wenig geforscht. Aber neue Dinge<br />
setzen sich zudem schwer durch. Hier<br />
hört man oft Sprüche wie "Mein Meerschweinchen<br />
vor zehn Jahren war auch<br />
alleine und glücklich". Fraglich ist, woran<br />
<strong>der</strong> Halter das Glücklichsein festmacht;<br />
das Schweinchen wird es nicht<br />
selber bestätigt haben. Hierbei ist zu<br />
sagen, dass die Laute <strong>der</strong> Meerschweinchen<br />
lei<strong>der</strong> viel zu oft und immer<br />
stark verkannt werden.<br />
RdT: Was raten Sie Familien, die ihren<br />
Kin<strong>der</strong>n Meerschweinchen schenken<br />
möchten?<br />
Frie<strong>der</strong>ike Seitz: Das Wichtigste ist, sich<br />
VORHER ausführlich zu informieren.<br />
Und das nicht über eine meist (unzureichende)<br />
Beratung im Zoofachhandel,<br />
son<strong>der</strong>n beson<strong>der</strong>s durch aktuelle<br />
Seiten im Internet (www.nager-info.de)<br />
o<strong>der</strong> bei örtlichen Notstationen.<br />
Den Familien muss klar sein,<br />
� dass Meerschweinchen keine<br />
Kuscheltiere sind,<br />
� sie nicht gerne auf dem Schoß<br />
sitzen,<br />
� dass sie nicht in einem<br />
"Ein-Meter-Käfig" leben wollen,<br />
� welches Futter sie brauchen und<br />
� dass immer mindestens zwei<br />
<strong>Tiere</strong> zusammenleben müssen.<br />
Gerade <strong>der</strong> Aspekt "kein Kuscheltier"<br />
sollte vorher mit den Kin<strong>der</strong>n geklärt<br />
werden. Kin<strong>der</strong> brauchen dazu eine<br />
verständliche Erklärung - nämlich, warum<br />
<strong>der</strong> erzwungene Körperkontakt oft<br />
große Ängste in den Meerschweinchen,<br />
die eher Beobachtungstiere sind, auslöst.<br />
Hierzu ist es nötig, sich über das<br />
Verhalten <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> zu informieren,<br />
denn meistens wird ihr Verhalten falsch<br />
interpretiert.<br />
Ein Meerschweinchen, das auf dem<br />
Schoß sitzt und still hält, genießt das<br />
Streicheln nicht, auch wenn Halter das<br />
gerne so interpretieren. Die <strong>Tiere</strong> sind<br />
dann viel eher in eine Angststarre verfallen<br />
und hoffen, dass ihnen nichts<br />
passiert, wenn sie sich einfach nicht<br />
bewegen. Oft wird dieses Stillhalten<br />
wie auch das Gurren als<br />
Wohlfühlen interpretiert, was<br />
völlig falsch ist. Zeigt die<br />
Katze durch Schnurren<br />
Wohlbefinden an,<br />
drückt das Meerschweinchen<br />
durch Gurren<br />
seine Abwehr<br />
aus. Man<br />
sieht also<br />
ganz klar,<br />
dass es<br />
wichtig<br />
ist, sich über die Verhaltensmuster zu<br />
informieren. Kein lieb<strong>ev</strong>oller Tierhalter<br />
möchte seine <strong>Tiere</strong> unnötig stressen.<br />
Kin<strong>der</strong> können nicht alleine für die <strong>Tiere</strong><br />
sorgen. Wenn die Eltern nicht bereit<br />
sind, sich selber und im Zweifel auch<br />
alleine um die Meerschweinchen zu<br />
kümmern, dann sollten keine angeschafft<br />
werden. Kin<strong>der</strong> verlieren einfach<br />
schnell das Interesse.<br />
Außerdem sollten Eltern ihren Kin<strong>der</strong>n<br />
nicht einfach ein Tier schenken, son<strong>der</strong>n<br />
es gemeinsam mit ihnen aussuchen,<br />
um das Interesse länger zu erhalten.<br />
Auch wenn ich meinen Eltern<br />
trotzdem sehr dankbar bin, dass sie mir<br />
Moritz damals, ohne mich vorher zu<br />
fragen, geschenkt haben. Wer weiß,<br />
welches Hobby ich heute sonst hätte …<br />
Interview: Claudia Lotz<br />
Fotos: Frie<strong>der</strong>icke Seitz<br />
So viel Platz wie möglich für die<br />
Meerschweinchen. Hier erkunden<br />
sie einen ihrer zusätzlichen<br />
Ausläufe
10 Geschäftsstellen , 8 Tierheime und ein Tierschutzzentrum<br />
Geschäftsstelle Norden Franziskus-Tierheim<br />
Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum<br />
Tel. (04933) 99 28 24, Fax 99 28 26<br />
Tierheim Hage<br />
Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage<br />
Tel. (04938) 4 25, Fax 91 49 90<br />
Raiffeisen-Volksbank<br />
Fresenae.G.Norden, BLZ 283 615 92<br />
Konto 6302020300<br />
www.tierheim-hage.de<br />
GSt u. TH "Arche Noah"<br />
Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum<br />
GSt.: Tel. (0152) 33 51 32 16<br />
Tierheim: Tel. (0421) 890171,<br />
Fax 80 90 553<br />
Kreissparkasse Syke,<br />
BLZ 291 517 00, Kto. 113 000 29 57<br />
ww.tierheim-arche-noah.de<br />
Geschäftsstelle Issum<br />
Drosselweg 15, 47661 Issum<br />
Tel. (02835) 44 46 97, Fax 44 46 99<br />
Sparkasse am Nie<strong>der</strong>rhein,<br />
BLZ 354 500 00,<br />
Konto 111 500 2063<br />
www.bmt-nrw.de<br />
TH Köln-Dellbrück<br />
Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln<br />
Tel. (0221) 68 49 26, Fax 68 18 48<br />
Postbank Köln, BLZ 370 100 50<br />
Konto 924 02-505<br />
www.tierheim-koeln-dellbrueck.de<br />
Tierschutzzentrum<br />
Pfullingen<br />
Gönninger Straße 201,<br />
72793 Pfullingen<br />
GSt: Tel. (07121) 820 17 -0, Fax -18<br />
Tierheim: Tel. (07121) 820 17 20<br />
Kreissparkasse Reutlingen,<br />
BLZ 640 500 00, Kto. 75 7889<br />
www.tierschutz-bmt-bw.de<br />
GSt Issum<br />
Geschäftsstelle Hamburg<br />
Lokstedter Grenzstr. 7, 22527 Hamburg<br />
Tel. GSt (040) 55 49 28 - 34, Fax -32<br />
Tel. Tierheim (040) 55 49 28 37<br />
Haspa, BLZ 200 505 50,<br />
Konto 1049220799<br />
www.franziskustierheim.de<br />
TH Hage/<br />
GSt Norden<br />
TH Köln<br />
www.bmt-tierschutz.de<br />
Tierschutzzentrum<br />
Pfullingen<br />
VORSTAND<br />
TH Arche Noah<br />
TH Elisabethenhof<br />
Franziskus-TH, Hamburg<br />
Katzenhaus, TH<br />
TH Wau-Mau-Insel<br />
GSt Bayern<br />
Vorsitzende: Petra Zipp<br />
Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />
Tel. (07121) 820 17 -23, Fax 820 17 -18<br />
Stellv. Vorsitzen<strong>der</strong>: Bernd Stephan<br />
Kaiser-Friedrich-Promenade 82<br />
61348 Bad Homburg<br />
Tel. (06172) 138 80 26, Fax 23 691<br />
Weiteres Vorstandsmitglied: Karin Stumpf<br />
Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln,<br />
Tel. (0221) 950 51 55, Fax 950 51 57<br />
GSt Berlin<br />
DER bmt<br />
Geschäftsstelle Berlin<br />
Sauerbruchstraße 11, 14109 Berlin<br />
Tel. (030) 80 58 33 -38, Fax -39<br />
Postbank Berlin,<br />
BLZ 100 100 10,<br />
Konto 9603-107<br />
www.tierschutz-bmt-berlin.de<br />
"Katzenhaus Luttertal"<br />
Luttertal 79, 37075 Göttingen<br />
GSt.: Tel. (06678) 91 85 67<br />
Tierheim: Tel. (0551) 2 28 32<br />
Postbank Hannover,<br />
BLZ 250 100 30, Konto 732 223 06<br />
www.katzenhaus-luttertal.de<br />
GSt u. TH "Wau-Mau-Insel"<br />
Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel<br />
Tel. (0561) 86 15 680, Fax 86 15 681<br />
Kasseler Sparkasse,<br />
BLZ 520 503 53,<br />
Konto 70 700<br />
www.wau-mau-insel.de<br />
Tierheim Elisabethenhof<br />
Geschäftsstelle Hessen<br />
Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim<br />
GSt.: Tel. (06035) 96 11 11<br />
Tierheim: Tel. (06035) 59 16,<br />
Fax (06035) 96 11 18<br />
Frankfurter Sparkasse,<br />
BLZ 500 502 01, Konto 5975<br />
www.tierheim-elisabethenhof.de<br />
Geschäftsstelle Bayern<br />
Viktor-Scheffel-Straße 15,<br />
80803 München<br />
Tel. (089) 38 39 52-13, Fax -23<br />
Postbank München,<br />
BLZ 700 100 80, Kto. 142 20-802<br />
www.bmt-bayern.de<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
45
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
46<br />
Leser-Kommentar<br />
An dieser Stelle haben Leser die Möglichkeit,<br />
zu Artikeln <strong>der</strong> vergangenen Ausgabe(n) Stellung<br />
zu nehmen. Heute lesen Sie einen Kommentar<br />
von Gundula Ort zu Alexan<strong>der</strong> Siepmanns<br />
Beitrag "Tierliebe geht durch den<br />
Magen" (RdT 3/<strong>2011</strong>, Seite 44-45). Gundula<br />
Ort ist langjähriges Mitglied des bmt, <strong>der</strong><br />
Menschen für Tierrechte und <strong>der</strong> Deutschen<br />
juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht.<br />
Zunächst ist klar zu stellen, dass Vegetarier nicht nur<br />
"in <strong>der</strong> Regel" kein Fleisch essen. Sie essen niemals<br />
Fleisch. Zur vegetarischen Lebensweise gehört aber<br />
auch <strong>der</strong> Verzicht auf Fisch. Auch diese sind leidensfähige<br />
Wirbeltiere.<br />
Fische sterben durch Menschenhände einen beson<strong>der</strong>s<br />
grausamen Tod: Nicht nur beim Fang mit<br />
Schleppnetzen, bei dem sie anschließend elend auf<br />
den Schiffen verrecken, son<strong>der</strong>n auch beim idyllisch<br />
verklärten Angeln, bei dem <strong>der</strong> Fisch erst nach langem,<br />
ungleichem "Kampf" mit dem Angler den Tod findet.<br />
So führt Foer in seinem Buch "<strong>Tiere</strong> essen" aus:<br />
"Kein Fisch stirbt einen guten Tod. Nicht ein einziger."<br />
Schon daraus ergibt sich, dass es <strong>der</strong> Ethik des Vegetariers<br />
ent<strong>gegen</strong>steht, Fisch zu essen.<br />
Im eindeutigen Wi<strong>der</strong>spruch zur ethisch begründeten<br />
vegetarischen Lebensweise steht es aber auch, Kosmetik<br />
mit tierischen Fetten und sonstigen tierischen Bestandteilen<br />
zu nutzen. Mittelbar wird auch durch solche<br />
Nutzung <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> ihre Tötung mitgetragen.<br />
Des Weiteren lässt es sich auch nicht mit vegetarischer<br />
Lebensweise vereinbaren, Le<strong>der</strong> zu nutzen, obwohl<br />
dies, da hat Herr Siepmann recht, viele Vegetarier tun.<br />
Deren Argument, Le<strong>der</strong> sei im Gegensatz zu Pelz, den<br />
Vegetarier natürlich nicht tragen, nur ein Abfallprodukt<br />
<strong>der</strong> Fleischproduktion, ist nur teilweise stichhaltig,<br />
da durch den Absatz auch noch dieses "Abfalls" die<br />
Verdienstmöglichkeiten <strong>der</strong> Fleischproduzenten und<br />
damit <strong>der</strong> Anreiz zur Tiertötung weiter erhöht werden.<br />
Im Übrigen stimme ich aber mit Herrn Siepmann<br />
überein, dass <strong>der</strong> Konsum von Ei- und Milchprodukten<br />
unschwer eingeschränkt werden kann und sollte.<br />
Selbst bei <strong>der</strong> besten artgerechten Haltung, bei denen<br />
die Hühner freien Wiesenauslauf haben, hat das Essen<br />
von Eiern einen bitteren Beigeschmack, weil die<br />
nicht passenden, frisch geschlüpften männlichen Küken<br />
keine Chance auf ein noch so kurzes Leben haben,<br />
son<strong>der</strong>n gleich nach Feststellung ihres für den<br />
menschlichen Nutzen falschen Geschlechts durch<br />
Schred<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Vergasen grausam getötet werden.<br />
(
zum RdT 3/<strong>2011</strong><br />
Tier-) Liebe<br />
Auch das Schicksal von Milchkühen und ihren Kälbern ist<br />
selbst bei Bio- und auch sonst artgerechter Haltung von so<br />
gnadenloser Ausbeutung geprägt, dass nicht nur dem Veganer<br />
<strong>der</strong> Konsum von Milchprodukten vergällt werden sollte.<br />
Eine Kuh trägt ihr Kalb ca. neun Monate aus. Die Geburt ist<br />
im Schwierigkeitsgrad <strong>der</strong> eines menschlichen Kindes vergleichbar<br />
(s. u.a. Florian Werner "Die Kuh"). Komplizierte Geburten<br />
sind nicht ungewöhnlich, wie die verschiedenen, oft<br />
archaisch anmutenden Werkzeuge zur Geburtshilfe zeigen (s.<br />
Ulrich Daniel "Kühe halten"). Nachdem die Kuh neun Monate<br />
ihr Kalb in sich heranwachsen gespürt hat und von <strong>der</strong> Geburt<br />
erschöpft ist, kann sie ihr Kalb selbst in ansonsten artgerechter<br />
Biohaltung nur ganz kurz behalten.<br />
Oft darf sie es nicht mal mehr, dem Muttertrieb folgend, trockenlecken,<br />
son<strong>der</strong>n das Kalb wird sofort entfernt, damit gar nicht<br />
erst eine Prägung <strong>der</strong> Kuh auf ihr Kalb entsteht (s. Daniel<br />
a.a.O.). Das sofortigeAuseinan<strong>der</strong>rei-<br />
ßen von Kalb und<br />
Kuh geschieht, um<br />
dem Menschen<br />
möglichst problem-,<br />
verlust- und ausnahmslos<br />
die Milch,<br />
die von <strong>der</strong> Natur für<br />
das Kalb gedacht ist,<br />
zu erhalten (s. auch<br />
Daniel a.a.O.). Das geschil<strong>der</strong>te Leid von Milchkuh und Kalb<br />
ist ebenso ethisch abzulehnen wie die Tötung eines <strong>Tiere</strong>s.<br />
Dennoch meine ich, dass man auch "anständig essen" kann,<br />
wenn man nicht ausschließlich vegan lebt. Der wesentliche<br />
Unterschied zum Fleischessen besteht darin, dass dieses immer<br />
mit <strong>der</strong> gewaltsamen Tötung eines <strong>Tiere</strong>s verbunden ist,<br />
während Ei- und Milchprodukte auch mit noch vertretbarer<br />
Beeinträchtigung <strong>der</strong> genutzten <strong>Tiere</strong> gewonnen werden<br />
könnten. Wer Hühner artgerecht und bis an ihr natürliches<br />
Lebensende hält, beeinträchtigt diese nicht unverhältnismäßig,<br />
wenn er ihre Eier für sich nutzt.<br />
Aber auch die Milchnutzung wäre, wenn auch schwieriger, einigermaßen<br />
"anständig" möglich, wenn zu sonst einwandfrei<br />
tierschutzgerechter Haltung noch die so genannte "muttergebundene<br />
Kälberhaltung" kommt, bei <strong>der</strong> Kalb und Kuh jedenfalls<br />
zwei bis drei Monate zusammenbleiben dürfen und<br />
N ACHLESE<br />
GEHT DURCH DEN MAGEN<br />
RdT-Leserin Heidi Stümges per<br />
Mail:<br />
“Was für ein fortschrittliches Thema!<br />
Tausend Dank an Alex Siepmann<br />
für den Bericht, denn die<br />
Zukunft kann nur eine Richtung<br />
haben: Veganismus!“<br />
erst nach langsamer<br />
Entwöhnung getrennt<br />
werden. Der Saugtrieb<br />
hat zu dieser Zeit<br />
nachgelassen und die<br />
Mutter kann wie<strong>der</strong> in<br />
ihren sozialen Verband<br />
zurück, was für<br />
Kühe auch sehr wichtig<br />
ist.<br />
Diese Milchkuhhaltung<br />
wird aber nur von<br />
sehr wenigen Höfen<br />
praktiziert, da <strong>der</strong> Milchverlust für die Landwirte natürlich<br />
größer ist und damit die Einnahmen geringer. Dem stehen<br />
aber, so die Diplomarbeit von Eva Wolters, Universität Kassel<br />
(im Internet), ein geringerer Arbeitsaufwand<br />
<strong>gegen</strong>über, da das Kalb nicht vom Menschen ge-<br />
tränkt werden muss, sowie geringere Anfälligkeit<br />
des Kalbes, was den Verdienstausfall durch geringeren<br />
Milchverkauf relativiert. Lei<strong>der</strong> kann<br />
man so gewonnene Milch <strong>der</strong>zeit nur von den Höfen<br />
direkt beziehen.<br />
Ferner lässt sich <strong>gegen</strong> die Nutzung von Schafswolle<br />
meines Erachtens grundsätzlich nichts sagen,<br />
wenn sie sorgfältig und ohne Verletzungsgefahr<br />
für die Schafe geschieht. Zur rechten,<br />
nämlich <strong>der</strong> warmen, Jahreszeit durchgeführt, kann das<br />
Scheren für die Schafe im Hinblick nicht nur auf Abkühlung,<br />
son<strong>der</strong>n auch auf die Befreiung von Parasiten erfor<strong>der</strong>lich<br />
sein.<br />
Ich halte daher die Nutzung von tierischen Produkten ent<strong>gegen</strong><br />
<strong>der</strong> veganen Lebensansicht nicht per se für unethisch.<br />
Zwar enthält jede Nutzung eine Einschränkung des genutzten<br />
Lebewesens. Wenn dieser Nutzung aber Gewährung von<br />
Unterkunft, Ernährung, Versorgung und Pflege <strong>gegen</strong>überstehen<br />
und das Tier bis an sein natürliches Lebensende leben<br />
darf, ist diese Nutzung keine Ausnutzung o<strong>der</strong> Ausbeutung,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Preis, den jedes Lebewesen für entsprechende<br />
Gegenleistungen zu erbringen hat. Auch Menschen müssen<br />
für Nahrung, Unterkunft etc. etwas leisten und Einschränkungen<br />
hinnehmen.<br />
Fotos: Sara Meißner<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2011</strong><br />
47
„Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>“ – Postvertriebsstück B 13769 – Entgelt bezahlt<br />
<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V.<br />
Als gemeinnützig und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdig anerkannt<br />
Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar<br />
Hauptgeschäftsstelle: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15<br />
www.bmt-tierschutz.de<br />
FÜR EIN BESSERES LEBEN: ADOPTIEREN SIE EINEN RUMÄNIENHUND!<br />
Ich unterstütze den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. und<br />
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(Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann je<strong>der</strong>zeit satzungsgemäß beendet werden.)<br />
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(Die Spendenkonten finden Sie auf den Seiten <strong>der</strong> einzelnen bmt-Geschäftsstellen)<br />
Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an die Hauptgeschäftsstelle o<strong>der</strong> an eine Geschäftsstelle Ihrer Wahl senden.<br />
In den vergangenen Ausgaben haben wir<br />
Ihnen viel von unserer Tierschutzarbeit in<br />
Brasov berichtet. An<strong>der</strong>s als im Land <strong>der</strong>zeit<br />
diskutiert geht diese Stadt einen zukunftsweisenden<br />
Weg: Sie lässt keine Hunde<br />
mehr töten, setzt auf Kastration und<br />
Vermittlung.<br />
Doch noch finden nicht genügend Tierheimtiere<br />
in Brasov ein Zuhause, so dass<br />
wir - <strong>der</strong> bmt und Sie - die Vermittlung<br />
unterstützen müssen. Die meisten Rumänen,<br />
wie diese bezaubernde Junghundegruppe,<br />
betreuen wir im Tierschutzzentrum<br />
Pfullingen. Informieren Sie sich unter<br />
www.bmt-tierschutzzentrum.de