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Ausgabe 1/2009 - Burgenländische Krankenanstalten GesmbH

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Gesundheit<br />

DIAGNOSTIK UND REHABILITATION<br />

NEUROPSYCHOLOGISCHER STÖRUNGEN<br />

Seit März 2008 gibt es erstmals eine Halbtagsstelle für Neuropsychologie im Krankenhaus Oberwart.<br />

Die Anstellung erfolgt im Rahmen des Psychosozialen Dienstes Burgenland. Hiermit möchte<br />

ich einen kleinen Einblick in das Arbeitsfeld der klinischen Neuropsychologie geben.<br />

Was ist Neuropsychologie überhaupt?<br />

Die klinische Neuropsychologie ist ein<br />

interdisziplinäres Fachgebiet, das sich<br />

mit der Diagnostik und Rehabilitation<br />

von Störungen höherer Hirnleistungen<br />

nach erworbener Hirnschädigung befasst.<br />

Was ist neuropsychologische<br />

Diagnostik?<br />

Die neuropsychologische Diagnostik<br />

beruht auf standardisierten,genau überprüften<br />

Messverfahren und beschäftigt<br />

sich mit folgenden Störungen:<br />

• Zerebrale Sehstörungen<br />

Überprüft werden können die Sehleistungen<br />

nach Hirnschädigungen. Hierbei<br />

geht es nicht um die Erkrankungen<br />

des Auges oder des Sehnervs, sondern<br />

um das Gesichtsfeld (Hemianopsie),<br />

visuelle Exploration, Objekt- und Gesichtererkennung.<br />

Im Alltag äußern sich zerebrale Sehstörungen<br />

oft darin, dass Personen nach<br />

einer Hirnschädigung Gegenstände<br />

oder andere Personen übersehen. Oft<br />

werden die Augen unzureichend in<br />

einem Gesichtsfeld eingesetzt und es<br />

resultieren Lesestörungen. Diese Men-<br />

schen haben Probleme, den Zeilenanfang<br />

oder das Zeilenende eines Textes<br />

zu finden oder können sich keinen<br />

Überblick über eine Reizvorlage verschaffen.<br />

Andere Patienten erkennen oft,<br />

obwohl sie eigentlich sehen könnten,<br />

Gegenstände oder Menschen nicht.Das<br />

bezeichnet man auch als Agnosie.<br />

• Räumliche Störungen<br />

Hierbei können räumlich-kognitive<br />

(mentaler Perspektivenwechsel), räumlich-konstruktive<br />

(freies Zeichnen oder<br />

Abzeichnen von Figuren) und räumlich-perzeptive<br />

Störungen (Längen,<br />

Winkel und Positionen einschätzen)<br />

diagnostiziert werden.<br />

Im Alltag fallen diese Menschen oft<br />

beim Treppensteigen, Halbieren eines<br />

Brotes, Uhrzeit ablesen, Lesen einer<br />

Straßenkarte,Ankleiden, … auf.<br />

• Aufmerksamkeitsstörungen<br />

Die Aufmerksamkeit ist bei ca.80 % der<br />

Patienten nach einem Schlaganfall,<br />

Schädel-Hirn-Trauma oder anderen Erkrankungen<br />

des zentralen Nervensystems<br />

beeinträchtigt. Die Störungen<br />

der Konzentration können sich in weiterer<br />

Folge negativ auf die Gedächtnisleistungen<br />

und alle anderen Hirnfunktionen<br />

auswirken.<br />

Die Aufmerksamkeitsfunktionen<br />

spielen in praktisch allen Lebensbereichen<br />

eine wichtige Rolle und deswegen<br />

kommt der genauen Diagnostik<br />

und Therapie eine wichtige Rolle zu.<br />

Man muss zwischen der Aufmerksamkeitsintensität(Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit,<br />

tonische und<br />

phasische Aktiviertheit, Vigilanz und<br />

Daueraufmerksamkeit) und Aufmerksamkeitsselektivität<br />

(fokussierte Aufmerksamkeit,<br />

geteilte Aufmerksamkeit<br />

und visuell-räumliche Aufmerksamkeit)<br />

unterscheiden. Menschen mit gestörter<br />

Aufmerksamkeit fallen im Alltag oft<br />

durch erhöhte Ermüdung, verringerte<br />

Belastbarkeit, leichtere Ablenkung auf<br />

und können mehrere Informationen<br />

nicht gleichzeitig verarbeiten (z.B.: im<br />

Straßenverkehr).<br />

• Neglect<br />

Ist ebenfalls eine Aufmerksamkeitsstörung.<br />

Hierbei wird eine Raumund/oder<br />

Körperhälfte vernachlässigt<br />

(meist die linke Seite), obwohl es keine<br />

motorische oder sensorische Ursache<br />

dafür gibt. Diese Personen haben auch<br />

keine Einsicht in die Erkrankung.<br />

Im Alltag stoßen diese Personen oft<br />

im linken Gesichtsfeld an Hindernissen<br />

an oder übersehen Personen, beginnen<br />

rechts von der Mitte der Seite zu lesen,<br />

sind im Straßenverkehr beeinträchtigt<br />

oder beschweren sich, dass sie zuwenig<br />

zu Essen bekommen haben, weil sie die<br />

linke Seite des Tellers nicht wahrnehmen<br />

können, obwohl die Sehfähigkeit<br />

nicht beeinträchtigt ist.<br />

• Apraxie<br />

Hierunter versteht man motorische<br />

Fehlhandlungen, bei intakten motori-<br />

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