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Schärfprojekt - Woodworking.de

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je nach Herstellverfahren sehr unterschiedlich. Meist ist aber eine maschinengeschliffene Spiegelseite<br />

<strong>de</strong>utlich rauer als eine von unserem 800er o<strong>de</strong>r 1000er Bankstein bearbeitete. Wenn sie einwandfrei<br />

plan ist, kann man sie schnell und problemlos von Hand nachschleifen und ggf. auch abziehen. Lei<strong>de</strong>r<br />

zeigt sich meist: Sie ist es nicht.<br />

Stecheisen wer<strong>de</strong>n oft poliert angeboten. Das sieht dann wie verchromt und auf <strong>de</strong>n ersten Blick ganz<br />

eindrucksvoll aus. Die Rauigkeit wird beim Polieren tatsächlich beseitigt. Aber durch <strong>de</strong>n Poliervorgang<br />

wer<strong>de</strong>n die Übergänge von <strong>de</strong>r Spiegelseite zur Schnei<strong>de</strong> und zu <strong>de</strong>n Seitenflächen mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

verrun<strong>de</strong>t. Für optimale Funktion ist aber Scharfkantigkeit erfor<strong>de</strong>rlich, und es kann erfor<strong>de</strong>rlich sein, die<br />

ganze Spiegelseite herunterzuschleifen bis die Verrundung verschwun<strong>de</strong>n ist. Es gibt in Remscheid<br />

einen Hersteller, <strong>de</strong>r bietet seine sehr guten Eisen wahlweise poliert o<strong>de</strong>r „nur“ geschliffen an. Wer poliert<br />

nimmt ist selbst schuld.<br />

Ärgerlicher: Spiegelseite nicht plan<br />

Fast alle Eisen weisen im Neuzustand einen weiteren, viel unangenehmeren Fehler auf: Die maschinengeschliffene<br />

Spiegelseite ist nicht plan genug. Das erkennt man zuverlässig daran, dass <strong>de</strong>r Schleifo<strong>de</strong>r<br />

Abziehstein nicht auf <strong>de</strong>r ganzen Fläche angreift. Der Schärfer, <strong>de</strong>r für das Eisen womöglich sehr<br />

tief in die Tasche gegriffen hat, wun<strong>de</strong>rt sich dann: Kann es <strong>de</strong>nn sein, dass so ein teures Teil geometrisch<br />

nicht perfekt ist? Bestimmt ist mein Stein nicht plan! Ganz ruhig – es kann durchaus das Eisen<br />

sein! Warum auch teure Eisen nur selten wirklich plan sind: Kap. 13.<br />

5.3 Planschleifen <strong>de</strong>r Spiegelseite<br />

Zuerst: Abrichten <strong>de</strong>s Schleifsteines (je<strong>de</strong>smal!)<br />

Wenn eine Spiegelseite plangeschliffen wird, sind die Anfor<strong>de</strong>rungen an die Planheit <strong>de</strong>s Schleifsteines<br />

beson<strong>de</strong>rs hoch. Er muß unbedingt präzise abgerichtet sein.<br />

Der Schleifvorgang<br />

Eine Spiegelseite wird geschliffen, weil sie Mängel aufweist – sie ist krumm, konvex o<strong>de</strong>r konkav, hat<br />

Schä<strong>de</strong>n wie Rostnarben o<strong>de</strong>r tiefe Schrammen. Das Ausschleifen von Schä<strong>de</strong>n erscheint einfach, es<br />

müssen ja nur ein paar hun<strong>de</strong>rtstel Millimeter herunter. Wenn man aber nicht weiss, wie es geht, ist<br />

hinterher die Spiegelseite krumm. Also: Egal warum man die Spiegelseite schleift – am En<strong>de</strong> muss sie<br />

plan sein. Es ist hilfreich, sich mit einem Lineal (am besten aber nicht unbedingt erfor<strong>de</strong>rlich ist ein<br />

Haarlineal) ein Bild zu machen und <strong>de</strong>n Prozess zu überwachen. Man setzt das Lineal längs und quer<br />

auf die Spiegelseite und beobachtet <strong>de</strong>n Lichtspalt. Eine gute Planheit soll beim Schleifen erhalten bleiben,<br />

Abweichungen sollen im Laufe <strong>de</strong>s Schleifens immer kleiner wer<strong>de</strong>n.<br />

Ich lege das Eisen mit <strong>de</strong>r Spiegelseite flach auf <strong>de</strong>n Stein, drücke aber beim Schleifen vorn im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Fase, damit vor allem dort abgetragen wird. Das Eisen wird mit annähernd parallelen Strichen im<br />

Zickzack über <strong>de</strong>n Stein geschoben (Bild 4.2) und dabei <strong>de</strong>ssen Fläche möglichst gleichmäßig genutzt.<br />

Es bil<strong>de</strong>t sich vorn an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> eine plangeschliffene Fläche. Unvermeidlich verliert dabei aber <strong>de</strong>r<br />

Stein früher o<strong>de</strong>r später selbst seine Planheit – meist wird er trotz aller Bemühungen hohl – und kann<br />

dann natürlich auch keine plane Fläche am Eisen mehr erzeugen. Er muss also zwischendurch regelmäßig<br />

überprüft und sobald nötig abgerichtet wer<strong>de</strong>n. Sonst hat die Spiegelseite zwar am En<strong>de</strong> das<br />

gewünschte gleichmäßige Schliffbild, aber sie ist konvex. Folge: Der plane Abziehstein erfasst die Ekken<br />

nicht.<br />

Zur Beschleunigung <strong>de</strong>s Schleifens ist es hilfreich, mit Hilfe eines Holzklotzes, eines provisorischen<br />

Griffes o<strong>de</strong>r eines ähnlichen Hilfsmittels das Eisen mit mehr Kraft auf das Schleifwerkzeug zu drücken.<br />

Aber Vorsicht – ein höherer Kraftangriff am Eisen ergibt immer eine leichte Balligkeit <strong>de</strong>r geschliffenen<br />

Fläche! An<strong>de</strong>rerseits biegen sich dünne Eisen bei Anwendung von viel Kraft merklich durch (die geschliffene<br />

Fläche wird hohl). Für exakten Planschliff sollte also in <strong>de</strong>r letzten Phase <strong>de</strong>s Schleifvorganges<br />

mit wenig Kraft direkt auf <strong>de</strong>s Eisen gedrückt wer<strong>de</strong>n.<br />

Es ist nicht erfor<strong>de</strong>rlich, dass am En<strong>de</strong> die Spiegelseite unter <strong>de</strong>m Haarlineal fehlerfrei erscheint (noch<br />

einmal: Es ist überhaupt nicht erfor<strong>de</strong>rlich, ein Haarlineal zu haben!) Es genügt ein vollständiger Flächenkontakt<br />

mit <strong>de</strong>m frisch abgerichteten Schleifstein. Zur Überprüfung wird nach Neuabrichten <strong>de</strong>s<br />

Schleifsteins die Schleifrichtung (bezogen auf die Kontur <strong>de</strong>s Eisens) geän<strong>de</strong>rt, bespielsweise schäg<br />

nach links statt vorher parallel zu <strong>de</strong>n Längskanten. So wer<strong>de</strong>n die neu geschliffenene Flächenanteile<br />

sichtbar. Wenn schon nach wenigen Schleifstrichen die ersten Zentimeter ab Schnei<strong>de</strong> einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Ecken ein gleichmäßiges Schliffbild zeigen, hat das Eisen einen guten Flächenkontakt zum Stein<br />

und ist ausreichend plan.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 30

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