Schärfprojekt - Woodworking.de
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Nun sind ja die Eisen <strong>de</strong>swegen so dick und die Fasen entsprechend breit, weil sie steif und robust sein<br />
müssen, und so lang (mit langen Spiegelseiten) für bessere Handhabung und damit man oft nachschärfen<br />
kann bevor das Eisen stummelig kurz gewor<strong>de</strong>n ist. Bei<strong>de</strong>s än<strong>de</strong>rt aber nichts daran, dass <strong>de</strong>r<br />
Schneidvorgang ganz vorn an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> stattfin<strong>de</strong>t, und es genügt, wenn nur dort, auf <strong>de</strong>n ersten<br />
Zehntel Millimetern, Geometrie und Oberflächenbeschaffenheit so sind wie es für eine gute Schnei<strong>de</strong><br />
erfor<strong>de</strong>rlich ist. Es ist <strong>de</strong>shalb logisch und konsequent, ganz gezielt nur diesen schmalen Bereich vorn<br />
an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> abzuziehen. Das ist tatsächlich möglich, es reduziert <strong>de</strong>n Zeitaufwand erheblich, und<br />
die Schnei<strong>de</strong> wird nicht etwa gleichwertig, son<strong>de</strong>rn sogar <strong>de</strong>utlich besser!<br />
An dieser Stelle muss ich auf einen wichtigen Punkt hinweisen: Meine Schärfmetho<strong>de</strong> funktioniert<br />
nur dann so zuverlässig und (relativ) mühelos, wenn sowohl die Spiegelseiten <strong>de</strong>r Eisen<br />
als auch Schleif- und Abziehsteine wirklich exakt plan sind. Ohne das geht es nicht!<br />
a) Die Mikrofase<br />
Bild 5.1 zeigt ein Eisen, das in <strong>de</strong>r traditionell üblichen Weise geschärft wur<strong>de</strong>, also ohne Mikrofase.<br />
Der Keilwinkel <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> beträgt β = 30°, die bei<strong>de</strong>n Schenkel <strong>de</strong>s Winkels sind die Spiegelseite<br />
und die Fase. Beim Schärfen wird die Fase zuerst mit 30° geschliffen und anschließend unter <strong>de</strong>m gleichen<br />
Winkel ganzflächig abgezogen.<br />
Bild 5: Gegenüberstellung: ohne Mikrofase – mit Mikrofase<br />
5.1: Schnei<strong>de</strong> mit ganzflächig abgezogener Fase, 5.2: Schnei<strong>de</strong> mit Mikrofase,<br />
jeweils rechts daneben: ein so geschärftes Eisen<br />
1 Schnei<strong>de</strong>, 2 abgezogene Spiegelseite, 3 abgezogene Fase, 4 abgezogene Mikrofase, 5 geschliffene Fase<br />
Ein Eisen, das mit Mikrofase geschärft wur<strong>de</strong>, zeigt Bild 5.2. Auch hier beträgt <strong>de</strong>r Keilwinkel 30°. Die<br />
Schnei<strong>de</strong> ist also i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Eisens in Bild 5.1, und sie schnei<strong>de</strong>t auch genau so. Ein Schenkel<br />
<strong>de</strong>s Keilwinkels β ist wie<strong>de</strong>r die Spiegelseite, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re ist die schmale Mikrofase vorn an <strong>de</strong>r<br />
Schnei<strong>de</strong>. Beim Schärfen wird die Fase zunächst mit einem etwas kleineren Winkel β’ geschliffen. Die<br />
Winkeldifferenz zwischen Fase und Mikrofase bezeichne ich als Δβ (Delta Beta) sie beträgt bei meinen<br />
Eisen meist 5°. Das heißt also in diesem Fall: Zuerst wird die Fase wird mit β’ = 25° geschliffen, dann<br />
die Mikrofase mit β = 30° abgezogen.<br />
In Bild 5.2 ist die Mikrofase ziemlich breit gezeichnet und an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> im Bild rechts daneben zur<br />
besseren Sichtbarkeit auch breiter als erfor<strong>de</strong>rlich. Besser ist, sie nur 2 bis höchstens 5 Zehntel mm<br />
breit auszuführen. Dann muss <strong>de</strong>r Abziehstein bei ihrer Herstellung nur eine sehr, sehr kleine Menge<br />
Stahl abtragen und das Abziehen ist in einem Bruchteil <strong>de</strong>r sonst üblichen Zeit erledigt. Dazu kommt:<br />
Die Qualität (geringe Rauigkeit, Kratzerfreiheit) einer sehr schmalen Mikrofase ist beson<strong>de</strong>rs gut, weil<br />
sich beim Abziehen darunter keine gröberen Körner, Spänchen und ähnliche Störenfrie<strong>de</strong> festsetzen<br />
können, sie wer<strong>de</strong>n einfach weggeschoben<br />
Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 8