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Schärfprojekt - Woodworking.de

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Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen<br />

Eine persönliche Einleitung<br />

Dies ist meine Schärfanleitung in nochmals überarbeiteter Form.<br />

Ich habe sie an vielen Stellen verbessert und aktualisiert, und<br />

ich habe sie gestrafft durch Auslagerung einiger Themen in ergänzen<strong>de</strong><br />

Kapitel.<br />

Die Anleitung behan<strong>de</strong>lt ausschließlich das Schärfen von Stecheisen<br />

und Hobeleisen. Die muss man unbedingt schärfen können,<br />

wenn man mit traditionellen Handwerkzeugen arbeiten will.<br />

Auf das Schärfen an<strong>de</strong>rer Schneidwerkzeuge - Messer, Beile,<br />

Hohleisen, Ziehklingen, Scheren – gehe ich nicht näher ein. Zum<br />

Schärfen von Handsägen liegt eine geson<strong>de</strong>rte Anleitung von<br />

mir vor.<br />

Meiner lieben Frau Ingrid danke ich für die Unterstützung bei <strong>de</strong>r<br />

Anfertigung dieser Anleitung und vor allem für die Geduld, mit<br />

<strong>de</strong>r sie meine Arbeit daran begleitet hat.<br />

Friedrich Kollenrott, April 2008<br />

Ein Stecheisen o<strong>de</strong>r das Eisen eines Hobels so zu schärfen, dass dieses Werkzeug optimal funktioniert<br />

und wenn erfor<strong>de</strong>rlich auch für feine und feinste Arbeiten benutzt wer<strong>de</strong>n kann, ist keine Kunst und<br />

keine Wissenschaft. Jahrhun<strong>de</strong>rtelang hat je<strong>de</strong>r Holzhandwerker seine Werkzeuge ganz selbstverständlich<br />

selbst geschärft. Aber das ist Vergangenheit. Die traditionellen Handwerkzeuge haben ihre<br />

einst zentrale Be<strong>de</strong>utung im gewerblichen Bereich längst verloren, und man fin<strong>de</strong>t nur noch wenige<br />

Tischler (Schreiner), die wirklich mit ihnen umgehen und sie – das gehört dazu – qualifiziert schärfen<br />

können.<br />

Der traditionellen Holzbearbeitung widmen sich heute fast nur noch Freizeit- Holzwerker. Sie beziehen<br />

ihre Kenntnisse aus Kursen, Fachbüchern, im Internet zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r kommerziell vertriebenen<br />

Informations - und Lehrmaterialien. In Internetforen und bei Treffen Gleichgesinnter fin<strong>de</strong>t ein reger<br />

Austausch statt. Meine Schärfanleitung ist in dieser Szene sehr positiv aufgenommen wor<strong>de</strong>n. Ich hoffe<br />

dass sie vielen Interessierten <strong>de</strong>n Zugang zur wun<strong>de</strong>rbaren Welt <strong>de</strong>r handwerklichen Holzarbeit erleichtert<br />

hat und das auch zukünftig tun wird.<br />

Ich selbst (Jahrgang 47, Maschinenbauingenieur) habe die ersten Versuche, ein Stecheisen zu schärfen,<br />

schon vor 1960 gemacht, mit einem Ölstein und <strong>de</strong>m Öl aus <strong>de</strong>m Blechkännchen von Mutters<br />

Nähmaschine. Den Stein sehe ich noch vor mir: schmal, schwarz, ziemlich grob und sehr hohl. Damit<br />

habe ich das Eisen irgendwie scharfgemacht.<br />

Um 1975 herum war mein Werkzeugbestand schon größer. Neben diversen Stecheisen hatte ich sogar<br />

mehrere Hobel. So richtig zufrie<strong>de</strong>n war ich mit <strong>de</strong>nen nicht. Heute weiss ich: Erstens konnte ich nicht<br />

richtig mit ihnen umgehen und zweitens hatte ich sie erbärmlich schlecht geschärft. Damals sah ich es<br />

weniger selbstkritisch: Das waren eben nur altmodische Handwerkzeuge, mit richtigen Elektrowerkzeugen<br />

wür<strong>de</strong> alles viel besser gehen! Sobald ich es mir leisten konnte, schaffte ich die an – das ganze<br />

übliche Arsenal von <strong>de</strong>r Handkreissäge bis zum Schwingschleifer. Wie ich damit gepfuscht habe! Aber<br />

ich wusste und konnte es nicht besser.<br />

Anfang <strong>de</strong>r 90er Jahre bekam ich ein <strong>de</strong>nkwürdiges Geschenk: zwei japanische Stecheisen. Ihre kompromisslose<br />

Qualität beeindruckte mich, und ich begann, mich wie<strong>de</strong>r mehr für nichtmotorisierte Handwerkzeuge<br />

zu interessieren. Während die in meiner Werkstatt zahlreicher wur<strong>de</strong>n, mühte mich wie<strong>de</strong>r<br />

mit <strong>de</strong>m Schärfen ab – diesmal auf Wassersteinen. Es war anfangs ein Stochern im Nebel; ich wusste<br />

we<strong>de</strong>r, wie eine gute Schnei<strong>de</strong> beschaffen sein soll, noch, welche Güte überhaupt möglich und erfor<strong>de</strong>rlich<br />

ist. Eine ausführliche und informative Anleitung hätte mir sicher geholfen, aber ich hatte keine.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 1


Meine eigenen Eisen waren zu <strong>de</strong>r Zeit wirklich noch nicht gut geschärft – trotz<strong>de</strong>m waren sie immer<br />

die schärfsten, die ich kannte, und sie sind es bis heute. Einen großen Schritt vorwärts machte ich mit<br />

einer Schärfführung. Damit konnte ich zum ersten Mal wirklich einwandfreie Schnei<strong>de</strong>n herstellen; heute<br />

verstaubt sie, weil ich ohne sie schneller und min<strong>de</strong>stens genauso gut schärfen kann. Große Fortschritte<br />

machte ich, als ich die englischsprachigen Holzwerkerforen im Internet als Informatonsquelle<br />

ent<strong>de</strong>ckt hatte. Und am lehrreichsten wur<strong>de</strong> für mich selbst das Projekt, eine eigene Schärfanleitung zu<br />

verfassen.<br />

Heute arbeite ich vorzugsweise mit traditionellen Handwerkzeugen. Meine Werkstatt ist so ruhiger und<br />

weniger staubig, die Qualität <strong>de</strong>r Werkstücke aber ist erheblich besser gewor<strong>de</strong>n. Von <strong>de</strong>n Elektrowerkzeugen<br />

benutze ich bei Holzarbeiten gelegentlich eine Handbohrmaschine und ganz selten die Stichsäge.<br />

Handkreissäge, elektrische Handplanfräse (fälschlich auch als „Hobel“ bezeichnet 1 ), Bandschleifer,<br />

Oberfräse und Schwingschleifer habe ich schon lange nicht mehr in die Hand genommen.<br />

Stationäre Holzbearbeitungsmaschinen – wohlgemerkt, stationäre! – sind ein ganz an<strong>de</strong>res Thema. Es<br />

gab eine Zeit, da wünschte auch ich mir einen richtigen Maschinenpark wie in einer Tischlerei. Die<br />

Werkstatt, in <strong>de</strong>r ich in meiner Freizeit (meist aus „Sägeware“, also im Sägewerk rau gesägten Brettern<br />

o<strong>de</strong>r Bohlen) kleine Möbel und <strong>de</strong>rgleichen anfertige, ist aber nur 16 m² groß. Schon aus Platzmangel<br />

musste ich mich, was stationäre Maschinen angeht, beschränken. Es blieb bei einer einfachen aber<br />

kräftigen Tischkreissäge, mit <strong>de</strong>r ich vor allem längs aufschnei<strong>de</strong>, und einer Säulenbohrmaschine.<br />

Das wichtigste Ausrüstungsstück in meiner Werkstatt ist eine große, schwere Hobelbank. Ich habe mich<br />

– glücklicherweise, fin<strong>de</strong> ich - dafür entschie<strong>de</strong>n und darauf eingestellt, fast alle Arbeitsgänge mit<br />

Handwerkzeugen auf dieser Hobelbank durchzuführen. Und wenn ich morgen einen größeren<br />

Werkstattraum und einen luxuriösen Etat für Neuanschaffungen bekäme, wür<strong>de</strong> ich daran auch nicht<br />

mehr viel än<strong>de</strong>rn wollen.<br />

So wie ich ist eine wachsen<strong>de</strong> Zahl von Holzwerkern dabei, die fast schon in Vergessenheit geratenen,<br />

bemerkenswerten und oft fast unglaublichen Möglichkeiten wie<strong>de</strong>rzuent<strong>de</strong>cken, die traditionelle Handwerkzeuge<br />

bieten. Wer es kann, kann mit ihnen<br />

• erstaunlich präzise arbeiten und – soweit Geschick und Ehrgeiz reichen – die fast unendlichen<br />

Möglichkeiten und Varianten einer über Jahrhun<strong>de</strong>rte entwickelten Handwerkskunst erproben und<br />

anwen<strong>de</strong>n<br />

• Werkstücke schaffen, die optisch und haptisch <strong>de</strong>utlich schöner sind als mit Maschinen angefertigte<br />

(daraus zu schließen, dass Handarbeit ästhetisch gelungene Ergebnisse garantiert, wäre aber<br />

ein Missverständnis).<br />

• auch in einer kleinen Werkstatt und mit einer überschaubaren Werkzeugausstattung anspruchsvolle<br />

Projekte verwirklichen.<br />

Wer es noch nicht kann, muss üben. Aber von Anfang an wird er 2 von zwei weiteren Vorteilen <strong>de</strong>r<br />

Handwerkzeuge profitieren:<br />

• Im Gegensatz zu Elektrowerkzeugen und Maschinen belästigen sie <strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Holzwerker und seine<br />

Umgebung nur wenig mit Lärm und Staub.<br />

• Es ist – das fin<strong>de</strong> ich beson<strong>de</strong>rs bemerkenswert – fast unmöglich, sich an ihnen ernsthaft zu verletzen.<br />

Die im Wortsinn „hand“- werkliche Holzbearbeitung, also die Anfertigung von Werkstücken aus Holz in<br />

Handarbeit 3 , ist eine außeror<strong>de</strong>ntlich reizvolle und befriedigen<strong>de</strong> Tätigkeit. So zu arbeiten, ist meist<br />

(aber nicht immer) erheblich zeitaufwändiger als das Erledigen <strong>de</strong>r gleichen Aufgabe mit Maschinenhilfe.<br />

Im gewerblichen Holzhandwerk wird darum aus Kostengrün<strong>de</strong>n die nichtmotorisierte Handarbeit<br />

gemie<strong>de</strong>n. Unter diesem wirtschaftlichen Zwang stehen Freizeit - Holzwerker nicht. Trotz<strong>de</strong>m bevorzugen<br />

auch sie in ihrer Mehrheit Maschinen und Elektrowerkzeuge und benutzen diese sogar dort, wo<br />

traditionelle Handwerkzeuge ein<strong>de</strong>utig überlegen wären. Genau so wie ich in meiner holzwerkerischen<br />

Frühzeit können sie sich eine ernsthafte Arbeit mit schnur- und akkulosen Werkzeugen gar nicht vor-<br />

1 Als Hobel (ohne Anführungsstriche) bezeichne ich nur ein Werkzeug, das keinen Motor hat. Die elektrischen Geräte, die „Hobel“<br />

genannt wer<strong>de</strong>n, sind in Wirklichkeit Fräsen, die nach <strong>de</strong>m Verfahren <strong>de</strong>s Walzen- o<strong>de</strong>r Umfangsfräsens im Gegenlauf arbeiten.<br />

Eine Fräse ist eine tolle Maschine und kann Vieles, aber hobeln kann sie nicht.<br />

2 Dieser Text tut hier und auch sonst so, als ginge es nur um Männer: „er“,. „Holzwerker“ usw. Dabei ist sicher: Frauen können es<br />

genauso. Eine sprachliche Form, die Männer und Frauen einschließt, aber noch kurz und sprachlich erträglich ist, habe ich aber<br />

noch nicht gefun<strong>de</strong>n. Ich bitte um Nachsicht.<br />

3 Von „Handarbeit“ sollte man aber nur sprechen, wenn kein Motor im Spiel ist. Wenn jemand, <strong>de</strong>r Holz von Hand in seine Maschinen<br />

geschoben o<strong>de</strong>r ein Elektrowerkzeug mit <strong>de</strong>r Hand bewegt hat, das dann „Handarbeit“ nennt o<strong>de</strong>r das Produkt „handgemacht“,<br />

dann schwin<strong>de</strong>lt er. Von mir selbst kann ich sagen: Ich arbeite beson<strong>de</strong>rs gern und überwiegend von Hand, aber nicht<br />

ausschließlich.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 2


stellen. Das liegt ganz sicher auch daran, dass sie noch nie ein solches Werkzeug in einwandfrei funktionsfähigem<br />

Zustand in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n hatten.<br />

Während nämlich Elektrowerkzeuge ganz selbstverständlich so wie gekauft benutzt wer<strong>de</strong>n, muss ein<br />

neues Handwerkzeug normalerweise schon geschärft wer<strong>de</strong>n bevor man überhaupt anfangen kann,<br />

damit zu arbeiten. Auf je<strong>de</strong>n Fall ist regelmäßiges Nachschärfen während <strong>de</strong>s Gebrauches nötig, und<br />

das muss sorgfältig und fachlich korrekt gemacht wer<strong>de</strong>n. Das be<strong>de</strong>utet: Zu diesen Werkzeugen muss<br />

man auch entsprechen<strong>de</strong> Schärfwerkzeuge haben, und zur Arbeit mit ihnen gehört zwingend die Fähigkeit<br />

sie zu schärfen. Das gilt für Stecheisen ohne Einschränkung. Bei <strong>de</strong>n Hobeln gibt es einige mit<br />

fertig geschärften Wechselklingen, für mehr als <strong>de</strong>n ersten Einstieg reichen die aber nicht aus 4 . Auch<br />

ein Schärfdienst (sowas gibt es!) hilft nicht weiter. Denn, wie soll das gehen? Nach einer halben Stun<strong>de</strong><br />

Hobeln das Eisen ausbauen, einpacken und zur Post bringen? Lächerlich. Wer nicht schärfen kann und<br />

es auch nicht lernen will, <strong>de</strong>r kann und sollte diese Werkzeuge vergessen 5 .<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n stelle ich die fachlichen Grundlagen <strong>de</strong>s Schärfens dar und zeige, wie ich von Hand mit<br />

Wassersteinen schärfe. Wo es sich anbietet, weise ich auf an<strong>de</strong>re Verfahrensweisen hin. Mit meiner<br />

Schärfmetho<strong>de</strong> erhält man hervorragend geschärfte Werkzeuge. Sie erfor<strong>de</strong>rt Sorgfalt, aber keineswegs<br />

einen beson<strong>de</strong>rs großen Zeitaufwand o<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs teure Schärfwerkzeuge. Ich zeige und<br />

empfehle sie gern. Wer aber auf an<strong>de</strong>re Weise schärft und ebenso gute Schnei<strong>de</strong>n erhält, macht<br />

nichts falsch!<br />

4 Das sind die Schweizer Rali- Hobel - typische Hobel für Montagetischler, die sich wirklich schwer täten, am Arbeitsplatz auch<br />

noch zu schärfen -, Eisen von ECE mit Wechselklingenaufnahme und einige japanische Hobel mit HSS- Wechselklingen. Werkzeuge,<br />

die ihre Berechtigung haben und von <strong>de</strong>ren Erwerb ich auch nicht abraten will, die aber nur sehr begrenzte Möglichkeiten<br />

bieten.<br />

5 Eine Son<strong>de</strong>rstellung nehmen die (ansonsten hier nicht behan<strong>de</strong>lten) Handsägen ein. Die kann man mit Wechselblättern in<br />

hervorragen<strong>de</strong>r Qualität aus japanischer Fertigung kaufen, man kann also mit ihnen arbeiten ohne sie schärfen zu können. Wer<br />

aber Sägen schärfen kann, ent<strong>de</strong>ckt dass japanische Wechselblattsägen auch ihre Schwächen haben. Ich empfehle zu diesem<br />

Thema meine Sägenschärfanleitung, im <strong>Schärfprojekt</strong> (woodworking.<strong>de</strong>).<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 3


Kapitel 1 bis 5: Die Schärfanleitung<br />

1 Die Schnei<strong>de</strong><br />

1.1 scharf, stumpf, beschädigt.......<br />

Eine Schnei<strong>de</strong> ist nichts an<strong>de</strong>res als eine spitzwinklige scharfe Kante. Schneidwerkzeuge (Messer,<br />

Beile, Hobeleisen, Stecheisen) sind dort, wo sie schnei<strong>de</strong>n sollen, keilförmig. Dieser „Schneidkeil“ wird<br />

von zwei Flächen gebil<strong>de</strong>t, die <strong>de</strong>n spitzen Keilwinkel β (Beta) einschließen (Bild 1.1) und dort, wo sie<br />

sich treffen, die Schnei<strong>de</strong> bil<strong>de</strong>n. Wer eine Schnei<strong>de</strong> braucht, muss also einen Schneidkeil herstellen.<br />

Bild 1: Schneidkeil und Schnei<strong>de</strong><br />

1.1: Schneidkeil, 1.2: Ecke einer Rasierklinge<br />

1 Schnei<strong>de</strong>, 2 vorn, 3 hinten, 4 Fase oben, 5 Fase unten<br />

Eine perfekte Schnei<strong>de</strong> kann man an einer frischen Rasierklinge (Bild 1.2) bewun<strong>de</strong>rn. Den Scheidkeil<br />

bil<strong>de</strong>n hier zwei Fasen (schräge Kanten), die beidseitig an <strong>de</strong>r dünnen, planparallelen Klinge angebracht<br />

sind. Die Fasen sind sehr fein bearbeitet (poliert), die Schnei<strong>de</strong> ist gera<strong>de</strong> und ohne je<strong>de</strong>s Zeichen<br />

von Verschleiß o<strong>de</strong>r Beschädigungen, <strong>de</strong>swegen auch unsichtbar 6 . Sie schnei<strong>de</strong>t leicht und hinterlässt<br />

eine glatte Schnittfläche. Zur Holzbearbeitung ist die Rasierklinge aber nicht geeignet weil sie<br />

zu dünn ist; durch die großen Schnittkräfte wür<strong>de</strong> sie sich zu stark verformen o<strong>de</strong>r sogar brechen.<br />

Verglichen mit einer Rasierklinge sind darum Hobeleisen und Stecheisen viel dicker. Außer<strong>de</strong>m sind sie<br />

einseitig angefast, haben also nur eine Fase statt zwei wie die Rasierklinge. Die plane Fläche gegenüber<br />

<strong>de</strong>r Fase wird als „Spiegelseite“ <strong>de</strong>s Eisens bezeichnet (Bild 2.1).<br />

Bild 2: Zustand einer Schnei<strong>de</strong><br />

2.1: einseitig angefastes, scharfes Eisen, 2.2: Ecke eines Eisens mit stumpfer Schnei<strong>de</strong>, 2.3: Ecke<br />

eines Eisens mit stumpfer und beschädigter Schnei<strong>de</strong><br />

1 scharfe Schnei<strong>de</strong> , 2 Fase, 3 Spiegelseite, 4 Breite <strong>de</strong>s Eisens, 5 Breite <strong>de</strong>r Fase, 6 stumpfe Schnei<strong>de</strong>,<br />

7 stumpfe und beschädigte Schnei<strong>de</strong><br />

6 Eine perfekte Schnei<strong>de</strong> ist tatsächlich unsichtbar. Ist sie überhaupt ein existieren<strong>de</strong>s Ding? Das vertiefe ich hier lieber nicht……<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 4


Für eine rasierklingenartige Schärfe – mit einem frisch geschärften Eisen soll man sich rasieren können,<br />

diese For<strong>de</strong>rung ist nicht übertrieben und auch leichter zu erfüllen als Anfänger glauben - müssen<br />

Spiegelseite und Fase dort, wo sie zusammentreffen und die Schnei<strong>de</strong> bil<strong>de</strong>n, eine sehr feine, gleichsam<br />

polierte Oberfläche haben. Raue, am groben Stein o<strong>de</strong>r am Wetzstahl geschärfte Schnei<strong>de</strong>n, wie<br />

sie <strong>de</strong>r Fleischer schätzt, taugen für Holz - Handwerkzeuge überhaupt nicht.<br />

Die Schnei<strong>de</strong> eines gut geschärften Werkzeuges schnei<strong>de</strong>t das Holz leicht und mühelos. Nach einiger-<br />

Zeit wird aber die notwendige Kraft spürbar größer, und am Hobel fasst die Schnei<strong>de</strong> einen dünnen<br />

Span auch nicht mehr so bereitwillig. Sie ist stumpf. Wur<strong>de</strong> sie vorsichtig und schonend benutzt, dann<br />

ist sie stumpf durch <strong>de</strong>n unvermeidbaren Verschleiss. Das weiche, aber abrasive Holz hat <strong>de</strong>n harten<br />

Stahl angegriffen und Material von <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> abgetragen (Bild 2.2). Die vorher glatte und scharfe<br />

Schnei<strong>de</strong> ist dadurch aufgeraut und abgerun<strong>de</strong>t. In diesem Zustand hat sie auch ihre Unsichtbarkeit<br />

verloren: Eine stumpfe Schnei<strong>de</strong> erscheint in gutem Licht vor dunklerem Hintergrund als sehr, sehr<br />

feine, gleichmäßige helle Linie.<br />

Ist die Schnei<strong>de</strong> aber stark beansprucht wor<strong>de</strong>n (zum Beispiel beim Stemmen von harten Hölzern, Hobeln<br />

von Holz mit Ästen), dann erscheinen Teile und einzelne Punkte <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> hell o<strong>de</strong>r glitzernd.<br />

Die Lupe zeigt: Es sind kleine Scharten, Verformungen und Ähnliches. Die Schnei<strong>de</strong> ist beschädigt<br />

(Bild 2.3). Diese Schä<strong>de</strong>n hinterlassen auf <strong>de</strong>r von einem Hobel- o<strong>de</strong>r Stecheisen geschnittenen Fläche<br />

sichtbare Schrammen.<br />

1.2 Das Prinzip <strong>de</strong>s Schärfens<br />

Bild 3: Prinzip <strong>de</strong>s Schärfens<br />

1 Spiegelseite, 2 Fase, 3 Schnei<strong>de</strong>,<br />

stumpf (verschlissen) und beschädigt,<br />

4 Scharte, 5 Kratzer, Riefe, a Abtrag an<br />

<strong>de</strong>r Fase zur Beseitigung <strong>de</strong>s Schnei<strong>de</strong>nverschleißes,<br />

b Abtrag an <strong>de</strong>r Fase zur<br />

Beseitigung <strong>de</strong>r Scharte<br />

Die Schnei<strong>de</strong> wird nachgeschärft (o<strong>de</strong>r einfach „geschärft“, gemeint ist das Gleiche) durch Abtragen<br />

von Stahl. Das kann nur durch Schleifen geschehen, <strong>de</strong>nn für die stählerne Feile sind hochwertige Hobel-<br />

und Stecheisen zu hart. Geschliffen wird einseitig an <strong>de</strong>r Fase. Ist die Schnei<strong>de</strong> nur abgestumpft<br />

durch Verschleiss, dann ist die abzuschleifen<strong>de</strong> Schicht sehr dünn (Bild 3, Maß a). Erheblich dicker ist<br />

sie, wenn eine Scharte vollständig beseitigt wer<strong>de</strong>n soll (Maß b). Und ist die Scharte Folge eines Kratzers<br />

auf <strong>de</strong>r Spiegelseite, dann kann man sie durch Abschleifen <strong>de</strong>r Fase gar nicht entfernen.<br />

Damit das Schleifen in kurzer Zeit erledigt ist, wird ein nicht allzu feiner Stein benutzt – beim Schärfen<br />

von Hand ein Bankstein 7 mit beispielsweise Körnung 800 o<strong>de</strong>r 1000. Der erzeugt eine Oberfläche, die<br />

nach technischen Maßstäben zwar schon sehr fein geschliffen ist – aber für eine wirklich gute Schnei<strong>de</strong><br />

ist sie noch viel zu rau. Außer<strong>de</strong>m ist beim Schleifen meist ein Grat an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> entstan<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r<br />

entfernt wer<strong>de</strong>n muss – Näheres dazu später. Die geschliffene Fasenfläche wird darum anschließend<br />

mit einem noch viel feineren Stein – Körnung z. B. 6000 o<strong>de</strong>r 8000 – „abgezogen“. Weil die Spiegelseite<br />

nicht geschliffen wur<strong>de</strong>, hat sie noch ihren feinbearbeiteten Zustand. Trotz<strong>de</strong>m wird auch sie (kurz)<br />

abgezogen, um <strong>de</strong>n Grat und feine Kratzer zu entfernen.<br />

(Zu Schleifsteinen, Abziehsteinen und ihrem Verhalten: siehe Kap. 8)<br />

7<br />

Ein „Bankstein“ ist ein plattenförmiger Schleif- o<strong>de</strong>r Abziehstein, <strong>de</strong>r bei Gebrauch auf <strong>de</strong>r Werkbank liegt (im Gegegensatz zur<br />

rotieren<strong>de</strong>n Schleifscheibe).<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 5


Das Schärfen erfor<strong>de</strong>rt also normalerweise zwei Arbeitsschritte:<br />

1. Schleifen <strong>de</strong>r Fase zur Beseitigung von Verschleiss und Schä<strong>de</strong>n.<br />

2. Abziehen von Fase und Spiegelseite zur Herstellung <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen feinen Oberfläche an <strong>de</strong>r<br />

Schnei<strong>de</strong> und zum Entfernen <strong>de</strong>s Grates.<br />

2 Perfekt geschärft – aber bitte mit wenig Mühe!<br />

2.1 Schärfen von Hand<br />

Hobel- und Stecheisen können auch mit Maschinen geschärft wer<strong>de</strong>n (dazu etwas mehr in Kap. 12).<br />

Bessere Schnei<strong>de</strong>n als die, die man von Hand herstellen kann, erzeugen die bei Holzwerkern zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Maschinen aber keineswegs. Wer keine Maschine anschaffen will o<strong>de</strong>r eine beson<strong>de</strong>re Vorliebe<br />

für die Arbeit ohne Maschinen hat, <strong>de</strong>r darf also ohne Be<strong>de</strong>nken von Hand schärfen, damit meine ich<br />

hier: ohne rotieren<strong>de</strong> Schleifscheibe. Es ist nicht so schwierig und nicht so mühsam wie man glauben<br />

könnte!<br />

Als „Schärfwerkzeuge“ zum Schärfen von Hand wer<strong>de</strong>n üblicherweise Banksteine benutzt. Das zu<br />

schärfen<strong>de</strong> Eisen wird im richtigen Winkel zum Stein gehalten (bei <strong>de</strong>r Bearbeitung <strong>de</strong>r Fase) o<strong>de</strong>r flach<br />

auf <strong>de</strong>n Stein gelegt (wenn die Spiegelseite bearbeitet wird), angedrückt und über <strong>de</strong>n Stein bewegt,<br />

beispielsweise in einer Zickzack- Bahn (Bild 4).<br />

Bild 4: Schärfen mit einem Bankstein<br />

4.1: Schleifen o<strong>de</strong>r Abziehen <strong>de</strong>r Fase eines Eisens, 4.2: Schleifen o<strong>de</strong>r Abziehen <strong>de</strong>r Spiegelseite<br />

1 Eisen, 2 Bankstein, 3 Bahn <strong>de</strong>s Werkstückes über <strong>de</strong>m Stein (Beispiele)<br />

Mit Schärfführung o<strong>de</strong>r freihändig?<br />

Viele Holzwerker benutzen Schärfführungen (auch: „Schleifführungen“ o<strong>de</strong>r „Schärfhilfen“). Das sind<br />

kleine Geräte mit einer Rolle, die beim Schleifen / Abziehen über <strong>de</strong>n Bankstein läuft. Das Eisen ist in<br />

die Führung eingespannt, und die Rolle sorgt für die exakte Einhaltung <strong>de</strong>s eingestellten Fasenwinkels.<br />

Als ich zum ersten Mal eine solche Führung benutzte, war ich begeistert - endlich geometrisch perfekte<br />

Schnei<strong>de</strong>n! Bald wur<strong>de</strong> es mir aber zu umständlich, mich störte auch, dass ich nicht die ganze Fläche<br />

<strong>de</strong>s Steines nutzen konnte und dass die Rolle <strong>de</strong>n Stein hohl rollte 8 . Ich schärfe nun schon etliche Jahre<br />

ohne Schärfführung, benutze aber an<strong>de</strong>re Hilfsmittel um die Genauigkeit zu verbessern – das beschreibe<br />

ich ausführlich in Kap. 4.<br />

Wassersteine, Ölsteine und an<strong>de</strong>re Schleifwerkzeuge<br />

Auf die Banksteine wird Wasser o<strong>de</strong>r Öl zum Wegspülen <strong>de</strong>s Abriebs gegeben und man bezeichnet sie<br />

<strong>de</strong>mentsprechend als „Wassersteine“ o<strong>de</strong>r „Ölsteine“. Mit bei<strong>de</strong>n Arten von Steinen kann man gute<br />

Schnei<strong>de</strong>n herstellen. Wenn ich mir aber vorstelle, mit Öl nicht nur zu schleifen und abzuziehen, son<strong>de</strong>rn<br />

notwendigerweise dann auch mit Öl die Steine plan abzurichten – ohne das geht es nicht, wenn<br />

man hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an die Qualität <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> stellt – es könnte nur in einem Riesenschweinkram<br />

en<strong>de</strong>n. Wasser ist dagegen problemlos zu handhaben, und das Angebot an Wassersteinen ist viel<br />

größer und vielfältiger als das an Ölsteinen. Meine allerersten Schärfversuche habe ich mit einem Ölstein<br />

gemacht, aber seit vielen Jahren benutze ich ausschließlich Wassersteine (zu Steinen: Kap. 8)<br />

8 Schleifsteine nutzen sich stark ab, wenn eine Rolle auf ihrer Oberfläche läuft und kräftig angedrückt wird. Mein Eindruck war,<br />

dass bei <strong>de</strong>n Banksteinen <strong>de</strong>r Steinverschleiss durch die Rolle <strong>de</strong>n durch das eigentliche Schleifen weit überstieg.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 6


Man kann auch diamantbelegte Schleifwerkzeuge (Platten, „Feilen“ und Ähnliches) benutzen. Diese<br />

Werkzeuge behalten im Gegensatz zu üblichen Banksteinen ihre Form. Es gibt sie aber nur in Körnungen,<br />

die Schrupp- und Schleifsteinen entsprechen. Die feinen Abziehsteine können sie also nicht ersetzen.<br />

Ich habe keine und sie fehlen mir nicht.<br />

Eine interessante Alternative ist das in <strong>de</strong>n USA offenbar weit verbreitete „scary sharp“ (auf <strong>de</strong>utsch:<br />

furchterregend scharf) - Verfahren. Schleifpapier wird auf eine plane Fläche, beispielsweise ein Stück<br />

dickes Flachglas, geklebt und dann wie ein Schleifstein o<strong>de</strong>r Abziehstein benutzt. Meist wird trocken<br />

geschliffen. Anfangs auf gröberem Papier, zuletzt auf extrem feinem. Ich habe es mit großen Erwartungen<br />

ausprobiert und war enttäuscht. Die Schnei<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n ganz or<strong>de</strong>ntlich, aber keineswegs ungewöhnlich<br />

scharf o<strong>de</strong>r gar furchterregend - da war ich von meinen Wassersteinen schon Besseres gewöhnt.<br />

Den Sprühkleber zum AufkIeben <strong>de</strong>s Schleifpapiers fand ich eklig. Für mich war das nichts.<br />

Auch loses Schleifkorn (Pulver o<strong>de</strong>r Pasten auf <strong>de</strong>r Grundlage von Korund, Carborundum, sogar Diamant)<br />

kann beim Schärfen eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Im Internet fin<strong>de</strong>t man zahlreiche Hinweise, dass solche<br />

Schleifmittel auf einer ebenen Unterlage (Gußeisen, weicher Stahl, sogar Holz) mit Erfolg eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Ich habe, weil ich mich über die Preise guter Abziehsteine ärgerte, Versuche angestellt, feines<br />

loses Schleifkorn anstelle von Abziehsteinen, also nicht als anschließen<strong>de</strong>n zusätzlichen Arbeitsgang,<br />

einzusetzen. Die ersten Ergebnisse waren wenig überzeugend, und ich habe es nicht weiter verfolgt.<br />

Aber das könnte eine brauchbare Metho<strong>de</strong> sein.<br />

Es gibt Schärfer, die ziehen ihre Schnei<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Abziehen auf <strong>de</strong>m Stein noch mit einem Poliermittel<br />

auf Le<strong>de</strong>r ab, wie ein Rasiermesser auf <strong>de</strong>m Streichriemen. So wird tatsächlich eine beson<strong>de</strong>rs<br />

feine Politur <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> erreicht. Hilfreich ist dabei ein beson<strong>de</strong>rer Effekt: Beim Schleifen o<strong>de</strong>r Polieren<br />

einer Planfläche mit einem elastischen Werkzeug wer<strong>de</strong>n immer die Rän<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Fläche am stärksten<br />

angegriffen. Weil beim Abziehen <strong>de</strong>r Fase auf Le<strong>de</strong>r die Schnei<strong>de</strong> selbst ein Rand <strong>de</strong>r Fasenfläche<br />

ist, heißt das: Es wird genau dort beson<strong>de</strong>rs intensiv poliert, wo man es braucht! An<strong>de</strong>rerseits be<strong>de</strong>utet<br />

es auch: Die Kante sinkt ab, und es kommt zu einer un<strong>de</strong>finierten Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>ngeometrie,<br />

das gefällt mir gar nicht. Es gefällt mir auch nicht, einen zusätzlichen Arbeitsgang zu benötigen -<br />

immer dran <strong>de</strong>nken: Den hat man dann viele tausend Mal vor sich! Mein 8000er Abziehstein poliert<br />

auch. Und ich bin bis zum Beweis <strong>de</strong>s Gegenteiles davon überzeugt, dass eine noch feinere Politur als<br />

die, die mir dieser Stein liefert, beim Holzwerken keinen praktischen Nutzen hat. Darum benutze ich<br />

<strong>de</strong>n Le<strong>de</strong>rriemen schon seit Jahren nicht mehr.<br />

Ich selbst habe mich schließlich entschie<strong>de</strong>n, freihändig und ausschließlich auf Wassersteinen zu<br />

schärfen. So kann ich sehr gute Schnei<strong>de</strong>n herstellen, bei geschicktem Vorgehen beansprucht das<br />

Schärfen erstaunlich wenig Zeit und es ist eigentlich eine ganz angenehme und auch gut zur handwerklichen<br />

Holzbearbeitung passen<strong>de</strong> Tätigkeit.<br />

2.2 Schneller und besser schärfen - mit Mikrofase und 2. Fase<br />

Die traditionelle Schärfmetho<strong>de</strong> ist so, dass nach <strong>de</strong>m Schleifen <strong>de</strong>r Fasenfläche auch diese ganze<br />

Fläche abgezogen wird. Gegen eine so hergestellte Schnei<strong>de</strong> ist hinsichtlich ihrer Gebrauchseigenschaften<br />

nichts einzuwen<strong>de</strong>n. Wenn man so schärft, merkt man aber bald:<br />

• Das Abziehen <strong>de</strong>r ganzen breiten Fasenfläche nach <strong>de</strong>m Schleifen ist mühsam und langwierig, und<br />

man hört <strong>de</strong>swegen gern auf, sobald vorn an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> die gewünschte Qualität erreicht ist - <strong>de</strong>r<br />

Rest bleibt in irgen<strong>de</strong>inem unvollkommenen Zustand.<br />

• Wenn man hohe Ansprüche an die Qualität <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> hat, ist die Güte <strong>de</strong>r Spiegelseite ein ständiges<br />

Problem. Die neue Schnei<strong>de</strong> wird von <strong>de</strong>r neuen Fase und einer weiter hinten liegen<strong>de</strong> Zone<br />

<strong>de</strong>r alten Spiegelseite gebil<strong>de</strong>t. So perfekt aber die Spiegelseite eines Werkzeuges anfangs - z. B.<br />

nach <strong>de</strong>m erstmaligen Herrichten <strong>de</strong>s neuen Eisens - sein mag: Später ist sie verkratzt, und das übliche<br />

kurze Abziehen <strong>de</strong>r Spiegelseite reicht nicht aus, diese Kratzer zu entfernen. Sie wer<strong>de</strong>n immer<br />

zahlreicher, und je<strong>de</strong>r von ihnen, <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> en<strong>de</strong>t, erzeugt dort wie in Bild 3 gezeigt eine<br />

winzige Scharte. Das verschlechtert die Qualität <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>, auch wenn die Fase fehlerfrei ist.<br />

Kratzer auf <strong>de</strong>r Spiegelseite haben viele Ursachen. Verirrte gröbere Körner beim Abziehen, das Aufsetzen<br />

und Abnehmen <strong>de</strong>s Spanbrechers bei Hobeleisen, die Einstellung <strong>de</strong>r Eisen von Flachwinkelhobeln<br />

– dabei wird ausgerechnet die Spiegelseite mit großem Druck über das eiserne Bett gerieben – die<br />

Kratzer bleiben nie aus. Gröbere Kratzer lassen sich aber mit <strong>de</strong>m Abziehstein allein nicht beseitigen,<br />

und irgendwann muss die Spiegelseite neu geschliffen und abgezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 7


Nun sind ja die Eisen <strong>de</strong>swegen so dick und die Fasen entsprechend breit, weil sie steif und robust sein<br />

müssen, und so lang (mit langen Spiegelseiten) für bessere Handhabung und damit man oft nachschärfen<br />

kann bevor das Eisen stummelig kurz gewor<strong>de</strong>n ist. Bei<strong>de</strong>s än<strong>de</strong>rt aber nichts daran, dass <strong>de</strong>r<br />

Schneidvorgang ganz vorn an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> stattfin<strong>de</strong>t, und es genügt, wenn nur dort, auf <strong>de</strong>n ersten<br />

Zehntel Millimetern, Geometrie und Oberflächenbeschaffenheit so sind wie es für eine gute Schnei<strong>de</strong><br />

erfor<strong>de</strong>rlich ist. Es ist <strong>de</strong>shalb logisch und konsequent, ganz gezielt nur diesen schmalen Bereich vorn<br />

an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> abzuziehen. Das ist tatsächlich möglich, es reduziert <strong>de</strong>n Zeitaufwand erheblich, und<br />

die Schnei<strong>de</strong> wird nicht etwa gleichwertig, son<strong>de</strong>rn sogar <strong>de</strong>utlich besser!<br />

An dieser Stelle muss ich auf einen wichtigen Punkt hinweisen: Meine Schärfmetho<strong>de</strong> funktioniert<br />

nur dann so zuverlässig und (relativ) mühelos, wenn sowohl die Spiegelseiten <strong>de</strong>r Eisen<br />

als auch Schleif- und Abziehsteine wirklich exakt plan sind. Ohne das geht es nicht!<br />

a) Die Mikrofase<br />

Bild 5.1 zeigt ein Eisen, das in <strong>de</strong>r traditionell üblichen Weise geschärft wur<strong>de</strong>, also ohne Mikrofase.<br />

Der Keilwinkel <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> beträgt β = 30°, die bei<strong>de</strong>n Schenkel <strong>de</strong>s Winkels sind die Spiegelseite<br />

und die Fase. Beim Schärfen wird die Fase zuerst mit 30° geschliffen und anschließend unter <strong>de</strong>m gleichen<br />

Winkel ganzflächig abgezogen.<br />

Bild 5: Gegenüberstellung: ohne Mikrofase – mit Mikrofase<br />

5.1: Schnei<strong>de</strong> mit ganzflächig abgezogener Fase, 5.2: Schnei<strong>de</strong> mit Mikrofase,<br />

jeweils rechts daneben: ein so geschärftes Eisen<br />

1 Schnei<strong>de</strong>, 2 abgezogene Spiegelseite, 3 abgezogene Fase, 4 abgezogene Mikrofase, 5 geschliffene Fase<br />

Ein Eisen, das mit Mikrofase geschärft wur<strong>de</strong>, zeigt Bild 5.2. Auch hier beträgt <strong>de</strong>r Keilwinkel 30°. Die<br />

Schnei<strong>de</strong> ist also i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Eisens in Bild 5.1, und sie schnei<strong>de</strong>t auch genau so. Ein Schenkel<br />

<strong>de</strong>s Keilwinkels β ist wie<strong>de</strong>r die Spiegelseite, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re ist die schmale Mikrofase vorn an <strong>de</strong>r<br />

Schnei<strong>de</strong>. Beim Schärfen wird die Fase zunächst mit einem etwas kleineren Winkel β’ geschliffen. Die<br />

Winkeldifferenz zwischen Fase und Mikrofase bezeichne ich als Δβ (Delta Beta) sie beträgt bei meinen<br />

Eisen meist 5°. Das heißt also in diesem Fall: Zuerst wird die Fase wird mit β’ = 25° geschliffen, dann<br />

die Mikrofase mit β = 30° abgezogen.<br />

In Bild 5.2 ist die Mikrofase ziemlich breit gezeichnet und an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> im Bild rechts daneben zur<br />

besseren Sichtbarkeit auch breiter als erfor<strong>de</strong>rlich. Besser ist, sie nur 2 bis höchstens 5 Zehntel mm<br />

breit auszuführen. Dann muss <strong>de</strong>r Abziehstein bei ihrer Herstellung nur eine sehr, sehr kleine Menge<br />

Stahl abtragen und das Abziehen ist in einem Bruchteil <strong>de</strong>r sonst üblichen Zeit erledigt. Dazu kommt:<br />

Die Qualität (geringe Rauigkeit, Kratzerfreiheit) einer sehr schmalen Mikrofase ist beson<strong>de</strong>rs gut, weil<br />

sich beim Abziehen darunter keine gröberen Körner, Spänchen und ähnliche Störenfrie<strong>de</strong> festsetzen<br />

können, sie wer<strong>de</strong>n einfach weggeschoben<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 8


Vorteile <strong>de</strong>r Mikrofase:<br />

• Das Abziehen erfolgt in einem Bruchteil <strong>de</strong>r sonst erfor<strong>de</strong>rlichen Zeit, auch wenn <strong>de</strong>r Stein extrem<br />

fein ist und eine entsprechend geringe Abtragsleistung hat.<br />

• Die Qualität <strong>de</strong>r Mikrofase ist erheblich besser und gleichmäßiger als die einer auf <strong>de</strong>m gleichen<br />

Stein ganzflächig abgezogenen Fase.<br />

Die Mikrofase kann an allen Stecheisen und Hobeleisen angebracht wer<strong>de</strong>n. Meine erste Mikrofase<br />

(anstelle <strong>de</strong>r vorher immer ganzflächig abgezogenen Fasen) war vor Jahren für mich das ganz große<br />

Aha- Erlebnis auf <strong>de</strong>m Weg zu besserem und gleichzeitig schnellerem Schärfen. Ich habe danach nur<br />

noch eine einzige Fase ganzflächig abgezogen: Die, die ich für das Foto zu Bild 5.1 brauchte, als abschrecken<strong>de</strong>s<br />

Beispiel.<br />

b) Die 2. Fase (nur an Hobeleisen, Begründung s. Kap. 6)<br />

Die Mühe zur Erhaltung hoher Qualität <strong>de</strong>r Spiegelseite kann man bei Hobeleisen umgehen, in<strong>de</strong>m bei<br />

je<strong>de</strong>m Schärfen auch an <strong>de</strong>r Spiegelseite eine „2. Fase“ (englisch: back bevel) in einem flachen Winkel<br />

von wenigen Grad zur Spiegelseite angebracht wird. Auch diese 2. Fase vergrößert <strong>de</strong>n Keilwinkel β<br />

nachträglich um Δβ (Bild 6), und auch sie soll nur wenige Zehntel mm breit sein.<br />

Bild 6: Hobeleisenschnei<strong>de</strong> mit Mikrofase und 2. Fase<br />

1 Mikrofase, abgezogen, 2 2. Fase, abgezogen, 3 Fase, geschliffen, 4 Spiegelseite, geschliffen<br />

Die Spiegelseite selbst kann wie die Fase im geschliffenen Zustand belassen wer<strong>de</strong>n. Ein so geschärftes<br />

Hobeleisen sieht auf <strong>de</strong>n ersten Blick aus, als sei es noch gar nicht abgezogen. Erst bei genauem<br />

Hinsehen erkennt man vorn Mikrofase und 2. Fase. Gebil<strong>de</strong>t von diesen bei<strong>de</strong>n winzig schmalen polierten<br />

Fasenflächen, ist die Schnei<strong>de</strong> einer Rasierklingenschnei<strong>de</strong> (Bild 1.2) sehr ähnlich. Sie sollte auch<br />

genauso scharf sein. Sie wird aber nicht von <strong>de</strong>r dünnen Rasierklinge getragen, son<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>m dikken<br />

geschliffenen Keil <strong>de</strong>n Spiegelseite und Fase bil<strong>de</strong>n. Darum ist sie viel robuster!<br />

Vorteile <strong>de</strong>r 2. Fase:<br />

• Gegenüber <strong>de</strong>m Schärfen mit ganzflächig abgezogener Spiegelseite wird <strong>de</strong>r Arbeits- und Zeitaufwand<br />

nochmals reduziert, weil <strong>de</strong>r Abziehvorgang schneller erledigt ist und nie mehr die ganze<br />

Spiegelseite zur Kratzerbeseitigung nachgearbeitet wer<strong>de</strong>n muss.<br />

• Mit Mikrofase (an <strong>de</strong>r Fasenseite) und 2. Fase (an <strong>de</strong>r Spiegelseite), bei<strong>de</strong> in hoher Qualität frisch<br />

abgezogen, hat man eine Schnei<strong>de</strong>, die wie bei einer Rasierklinge von zwei schmalen, polierten Fasenflächen<br />

gebil<strong>de</strong>t wird – schärfer geht es nicht.<br />

Alle „normalen“ Hobeleisen 9 erhalten bei mir eine 2. Fase. Zu <strong>de</strong>n Gebrauchseigenschaften und Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

so geschärfter Eisen sind in Kap. 6 noch einige Aspekte dargestellt.<br />

9 Drei Hobel habe ich, an <strong>de</strong>ren Eisen bringe ich keine 2.Fase an: Der Schrupphobel – da wäre das nicht so einfach wegen <strong>de</strong>r<br />

stark gekrümmten Schnei<strong>de</strong>, und er kommt auch gut mit einem etwas rustikaleren Schnei<strong>de</strong>nzustand aus. Der Falzhobel - <strong>de</strong>r hat<br />

eine Fase von etwa 80° an <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Eisens. Diese Nebenschnei<strong>de</strong> wird durch Abziehen <strong>de</strong>r Spiegelseite minimal geschärft.<br />

Und <strong>de</strong>r Grundhobel bekommt wegen seines sehr kleinen Freiwinkels nur eine Mikrofase (oben).<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 9


2.3 Wie gut muss die Schnei<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n?<br />

Wenn man davon ausgeht, dass die Geometrie in Ordnung ist, sind das immer noch zwei Fragen:<br />

a) Wie scharf muss die Schnei<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n?<br />

O<strong>de</strong>r: Ab welcher Schärfe lohnt es sich nicht mehr, noch Aufwand in weitere Verbesserungen zu stekken?<br />

Wenn die Schnei<strong>de</strong> von zwei planen, unbeschädigten Flächen gebil<strong>de</strong>t wird, dann ist bei gegebenem<br />

Keilwinkel die Schnei<strong>de</strong> umso schärfer, je geringer die Rauigkeit dieser bei<strong>de</strong>n Flächen ist. Zwei polierte<br />

Flächen bil<strong>de</strong>n eine schärfere Schnei<strong>de</strong> als zwei gröber geschliffene. Mit einem Abziehstein, <strong>de</strong>ssen<br />

Körnung mit 6000 o<strong>de</strong>r feiner angegeben ist, kann man auf je<strong>de</strong>n Fall or<strong>de</strong>ntliche Schnei<strong>de</strong>n herstellen.<br />

Wenn <strong>de</strong>r Stein poliert (Kap. 8.2), erzeugt er eine Fläche, die noch weit feiner ist als es seiner Körnung<br />

entspricht. Die Qualität so hergestellter Schnei<strong>de</strong>n genügt allen vernünftigen Anfor<strong>de</strong>rungen und kann<br />

oft auch schon übertrieben sein. Ich ziehe alle Hobel - und Stecheisen ohne Unterschied mit einem<br />

polieren<strong>de</strong>n 8000er Stein ab. Je nach Einsatzfall wen<strong>de</strong> ich aber mehr o<strong>de</strong>r weniger Zeit und Mühe auf,<br />

um wirklich alle Reste von Grat an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> zu entfernen und eine optimale Politur an Mikrofase<br />

sowie 2. Fase o<strong>de</strong>r Spiegelseite zu erreichen (Kap. 4.1, Schritt 6).<br />

Es wäre unsinnig, ein Eisen perfekt zu schärfen und dann zu benutzen bis es total stumpf ist. An<strong>de</strong>rerseits<br />

kann es nicht richtig sein, mehr Zeit am Abziehstein als an <strong>de</strong>r Hobelbank zu verbringen. Wenn es<br />

auf Perfektion ankommt – beispielsweise beim Putzen einer schwierigen Fläche – schärfe ich in sehr<br />

kurzen Zeitabstän<strong>de</strong>n, lasse also das Eisen gar nicht erst spürbar stumpf wer<strong>de</strong>n. In weniger kritischen<br />

Fällen warte ich mit <strong>de</strong>m Schärfen länger.<br />

Selbstverständlich kann man es mit <strong>de</strong>r Schärfe <strong>de</strong>r Eisen noch weiter treiben als ich es tue. Sicher<br />

braucht das dann mehr Zeit, vielleicht helfen noch viel teurere Steine o<strong>de</strong>r ganz spezielle Tricks – die<br />

Sache schreit ja gera<strong>de</strong>zu nach einer Prise Esoterik. Nur, lei<strong>de</strong>r ist Holz ein abrasiver Stoff, und darum<br />

ist schon nach wenigen Hobelstrichen <strong>de</strong>r Zauber ganz gewiss dahin. Man sollte sich klar machen: Die<br />

frisch geschärfte Schnei<strong>de</strong> ist ein seltener Ausnahmezustand, <strong>de</strong>r größte Teil <strong>de</strong>r Holzarbeit<br />

wird mit einer bereits abgestumpften Schnei<strong>de</strong> getan! Der Nutzen extremer Perfektion beim Schärfen<br />

ist also begrenzt.<br />

b) Müssen grundsätzlich alle Schä<strong>de</strong>n beseitigt wer<strong>de</strong>n?<br />

Wenn eine Schnei<strong>de</strong> Schä<strong>de</strong>n aufweist, kann <strong>de</strong>ren vollständiges Ausschleifen ziemlich zeitraubend<br />

sein. Und es passiert schon mal, dass man nicht lange genug geschliffen hat und nach <strong>de</strong>m Abziehen<br />

feststellt, dass offenbar noch Macken übrig geblieben sind. Es gibt Werkzeuge, bei <strong>de</strong>nen man das so<br />

akzeptieren kann: Stemmeisen, Lochbeitel und Raubank müssen selbstverständlich scharf sein. Aber<br />

man darf mit <strong>de</strong>m Schärfen aufhören, auch wenn eine (ganz kleine!) Macke noch vorhan<strong>de</strong>n ist. Die<br />

richtet keinen Scha<strong>de</strong>n an und wird beim nächsten Schärfen verschwin<strong>de</strong>n.<br />

Der Normalfall sollte aber sein, dass eine frisch geschärfte Schnei<strong>de</strong> makellos ist. Unbedingt erfor<strong>de</strong>rlich<br />

ist das beim Putzhobel, <strong>de</strong>r keine Schramme auf <strong>de</strong>m Holz hinterlassen darf. Ich habe auch einige<br />

Stecheisen für feine Nacharbeiten, bei <strong>de</strong>ren Schnei<strong>de</strong>n ich keine Kompromisse mache.<br />

2.4 Hobeleisen mit modifizierter Schnei<strong>de</strong>nform<br />

Ein exakt gera<strong>de</strong> abgezogenes und eingestelltes Hobeleisen schnei<strong>de</strong>t einen über seine ganze Breite<br />

gleich dicken Span und erzeugt so auf einem Werkstück, das breiter ist als das Eisen, unschöne und<br />

gut fühlbare scharfkantige Stufen zwischen <strong>de</strong>n Hobelstrichen.<br />

Die Schnei<strong>de</strong> eines Putzhobels, <strong>de</strong>ssen Spezialität die Herstellung einer fehlerfreien Fläche ist, soll<br />

darum nicht gera<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn minimal bogenförmig mit vorstehen<strong>de</strong>r Mitte sein. Die gleiche Schnei<strong>de</strong>nform<br />

ermöglicht es auch beim Abrichten mit <strong>de</strong>r Raubank, auf einer Brettkante gezielt links o<strong>de</strong>r rechts<br />

mehr abzutragen. Und eigentlich hat sie bei allen Bankhobeln von Putzhobel bis Raubank nur Vorteile.<br />

I<strong>de</strong>al ist es, wenn bei einer für <strong>de</strong>n Hobel typischen Spandicke <strong>de</strong>r Span die volle Breite hat, aber rechts<br />

und links sehr, sehr dünn wird (Bild 7.1). Wenn man bei einem so geschärften Eisen die Spandicke<br />

verringert, dann wird <strong>de</strong>r Span schmaler als das Eisen (Bild 7.2).<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 10


Bild 7: Span an Hobel mit leicht bogenförmiger Schnei<strong>de</strong><br />

Hobel: Veritas Flachwinkel- Raubank Holz: Leimholz Zuckerahorn<br />

7.1: Volle Spandicke und –breite, 7.2: gleiches Eisen, mit reduzierterSpandicke<br />

Bei etwas größerer Spandicke o<strong>de</strong>r nicht exakt sohlenparalleler Einstellung <strong>de</strong>s Eisens treten aber doch<br />

wie<strong>de</strong>r Stufen zwischen <strong>de</strong>n Hobelstrichen auf. Um die zu entschärfen, kann man bei allen Bankhobeln<br />

an <strong>de</strong>n Ecken <strong>de</strong>s Eisens ganz kleine flache Fasen anbringen. In Kap. 4.3 ist eine solche Schnei<strong>de</strong> zu<br />

sehen und auch beschrieben, wie sie hergestellt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

An Stecheisen und <strong>de</strong>n Eisen von Simshobeln, Falzhobeln und Ähnlichen sind selbstverständlich jegliche<br />

Korrekturen <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>nform zu vermei<strong>de</strong>n. Hier gilt: Schnei<strong>de</strong> gera<strong>de</strong>, Schnei<strong>de</strong>necke rechtwinklig.<br />

2.5 Beson<strong>de</strong>rheiten japanischer Eisen.<br />

Traditionelle japanische Hobel- und Stecheisen unterschei<strong>de</strong>n sich <strong>de</strong>utlich von europäischen o<strong>de</strong>r<br />

amerikanischen: Die Spiegelseite ist nicht durchgehend plan, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>utlich hohl. Vorn an <strong>de</strong>r<br />

Schnei<strong>de</strong>, seitlich und hinten ist ein schmaler Rand (die Ura) vorhan<strong>de</strong>n. Nur dieser Rand wird abgezogen,<br />

<strong>de</strong>r tieferliegen<strong>de</strong> Rest <strong>de</strong>r Fläche berührt <strong>de</strong>n Stein gar nicht. Eine perfekte „Spiegelseite“ ist bei<br />

diesen Eisen beson<strong>de</strong>rs einfach herzustellen und zu erhalten. Und wenn dann auch noch die Fase –<br />

bei mir mit Mikrofase – sauber abgezogen ist, hat man ein hervorragend scharfes Werkzeug.<br />

Ich bin überzeugt, dass die leichtere Herstellbarkeit einer perfekten Spiegelseite und damit auch einer<br />

perfekten Schnei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Hauptgrund für das immer wie<strong>de</strong>r gerühmte Schneidverhalten japanischer Hobel-<br />

und Stecheisen ist.<br />

Bei Hobeleisen westlicher Bauart kann man diese „japanische Schärfe“ in ganz ähnlicher Weise erzielen,<br />

in<strong>de</strong>m man eine 2. Fase an <strong>de</strong>r Spiegelseite anbringt. Ich meine sogar, die 2. Fase ist <strong>de</strong>r noch<br />

bessere Weg. An<strong>de</strong>rs bei Stecheisen: Die brauchen eine plan abgezogene Spiegelseite, und darum ist<br />

es ist nicht ganz einfach, an europäischen Stecheisen eine Schnei<strong>de</strong>nqualität herzustellen und zu erhalten,<br />

die <strong>de</strong>r an japanischen Eisen gleichwertig ist.<br />

3 Was man zum freihändigen Schärfen mit Wassersteinen braucht<br />

Viele Holzwerker trauen sich das freihändige Schärfen nicht zu. Sie kaufen sich eine Schärfführung mit<br />

<strong>de</strong>m Vorsatz, irgendwann einmal das freihändige Schärfen zu versuchen. Ich empfehle, dieses Gerät<br />

besser gleich wegzulassen – so wie Stützrä<strong>de</strong>r und Schwimmflügel.<br />

3.1 Schärfwerkzeuge und Hilfsmittel<br />

Das Notwendigste:<br />

• 2 Wassersteine, ein gröberer und ein feinerer. Körnung beispielsweise 1000 und 6000. (Näheres zu<br />

Steinen: Kap. 8) Anfangen kann man preisgünstiger mit einem Kombinationsstein, zwei einzelne<br />

Steine sind aber letztlich praktischer. Die Steine sollten nicht zu klein sein: etwa 200 mm lang und 60<br />

bis 70 mm breit.<br />

• Behälter zur Aufbewahrung <strong>de</strong>r Steine im Wasser o<strong>de</strong>r zum Tränken mit Wasser vor Gebrauch<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 11


• Auflage für die Steine, damit sie beim Gebrauch nicht wackeln o<strong>de</strong>r wegrutschen<br />

• Spritzflasche o<strong>de</strong>r Ähnliches mit Spülwasser<br />

• Lineal zu Überprüfung <strong>de</strong>r Planheit <strong>de</strong>r Steine<br />

• Hilfsmittel zum Planhalten <strong>de</strong>r Steine (da gibt es verschie<strong>de</strong>ne Metho<strong>de</strong>n, Kap. 9)<br />

• wenn man nach meiner Metho<strong>de</strong> schärfen will: Selbstgemachte Winkellehren zum Einstellen <strong>de</strong>s<br />

Winkels, unter <strong>de</strong>m geschliffen bzw. abgezogen wird (s. Bild 12)<br />

Wünschenswertes:<br />

• Lupe mit etwa 10- facher Vergrößerung zur Beurteilung <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> (das ist fast ein Muss!)<br />

• Anschlagwinkel, klein, rostfrei, zum Überprüfen <strong>de</strong>r Rechtwinkligkeit <strong>de</strong>s Eisens<br />

• Winkelmesser o<strong>de</strong>r -lehren zur Überprüfung <strong>de</strong>s Keilwinkels an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong><br />

• <strong>de</strong>n einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren weiteren Stein, z.B. einen Schruppstein, einen beson<strong>de</strong>rs feinen Abziehstein…...<br />

• Hilfsmittel wie Halter für die Eisen usw.<br />

Natürlich darf man fragen, ob das nicht in einzelnen Punkten übertrieben ist. Planheit <strong>de</strong>r Steine mit<br />

Lineal überprüfen? Schnei<strong>de</strong> mit Lupe inspizieren? Hat man schon mal einen Tischler (Schreiner) bei<br />

solchen Tätigkeiten gesehen? Nein? Ich auch nicht. Aber: Einerseits hat das Schärfen von Handwerkzeugen<br />

im Tischlerhandwerk nur noch einen geringen Stellenwert - oft wohl gar keinen mehr. An<strong>de</strong>rerseits<br />

kann gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Erfahrene auf manches Hilfsmittel verzichten. Mit etwas Übung kann man aus<br />

<strong>de</strong>m Schneidverhalten eines Eisens schon recht gut erkennen, welcher Fehler beim Schärfen gemacht<br />

wur<strong>de</strong>. Auf <strong>de</strong>m Weg dahin ist vor allem die Lupe ein sehr gutes Hilfsmittel. Man verbessert sich viel<br />

schneller, wenn man das Ergebnis ein<strong>de</strong>utig beurteilen kann! Und nach<strong>de</strong>m ich seit einigen Jahren so<br />

schärfe wie ich es hier beschreibe, ist die Lupe für mich zwar immer noch wichtig (um gegebenenfalls<br />

zu klären, was mit einer Schnei<strong>de</strong> los ist), aber ich benutze sie wirklich immer seltener. So soll es sein!<br />

3.2 Der Schärfplatz<br />

So schön das wäre – man kann nicht morgens alle Werkzeuge schärfen und dann <strong>de</strong>n ganzen Tag<br />

damit arbeiten. Vielmehr muss man regelmäßig die Holzarbeit für das Schärfen unterbrechen, und es<br />

kommt durchaus vor, dass ein Werkzeug schon nach einigen Minuten Gebrauch nachgeschärft wer<strong>de</strong>n<br />

muss! Darum sollte ein Platz zum Schärfen reserviert sein, und zwar möglichst in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Arbeitsplatzes.<br />

Bei <strong>de</strong>r Wahl dieses Platzes ist auch zu berücksichtigen, dass das Schärfen unvermeidbar<br />

eine ziemlich nasse und schmutzige Angelegenheit ist.<br />

Mein Schärfplatz (Bild 8) befin<strong>de</strong>t sich direkt rechts neben <strong>de</strong>r Hobelbank. Er ist so gestaltet, dass alles<br />

Notwendige auf kleinem Raum ohne zusätzliche Wege zur Verfügung steht. Ich habe mir einen speziellen<br />

Tisch dafür gebaut. Er ist klein (Plattenfläche 750 mm x 450 mm), aber durch kräftige Bauweise<br />

schwer und standfest. Und er ist einfach zerlegbar, so dass ich ihn auch für Einsätze ausser Haus nutzen<br />

kann.<br />

Der Stein liegt nicht auf <strong>de</strong>r Tischplatte, son<strong>de</strong>rn auf einer Auflage, die vor <strong>de</strong>r Platte und auch höher<br />

als diese (900 mm über <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n) angeordnet ist. Sie wird von einer unter die Platte geschraubten<br />

Latte getragen, ist mit 70 mm etwa so breit wie die breitesten Steine und 270 mm lang. Die Auflagefläche<br />

ist mit einer dicken Folie (Sperrfolie vom Bau, Teichfolie geht auch) beklebt. Diese Folie hat unten<br />

Zipfel, von <strong>de</strong>nen das Wasser restlos in einen darunter gehängten Eimer tropft. Ein Bankstein sabbert<br />

ständig vor sich hin, Wasser und Abrieb tropfen herunter – das ist nicht zu vermei<strong>de</strong>n. Zum Benetzen<br />

<strong>de</strong>r Steine benutze ich eine Spritzflasche aus <strong>de</strong>m Auto - Zubehör mit Wasser, <strong>de</strong>m etwas Spülmittel<br />

aus <strong>de</strong>r Küche beigegeben ist.<br />

Damit man die Steine nicht wegschiebt, ist hinten ein flacher Anschlag auf die Auflage geschraubt. Vorn<br />

hält eine flache verschiebbare Blechklammer <strong>de</strong>n Stein. Seitlich ist kein Anschlag, so lässt sich die Fläche<br />

besser sauberhalten. Keine Sorge – <strong>de</strong>r Stein fällt nicht zur Seite herunter! Durch die frei vorkragen<strong>de</strong><br />

Auflage kann man von bei<strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>s Steines aus arbeiten, das ist beson<strong>de</strong>rs vorteilhaft<br />

beim hier ansonsten nicht behan<strong>de</strong>lten Messerschärfen. Und auch so merkwürdige Eisen wie die <strong>de</strong>s<br />

Grundhobels lassen sich schleifen und abziehen, man lässt dabei <strong>de</strong>n Schaft <strong>de</strong>s Eisens neben <strong>de</strong>m<br />

Stein herunterhängen.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 12


Bild 8: Schärfplatz<br />

Die bei<strong>de</strong>n orangegelben Plastikkästen benutze ich als Wasserbehälter. Im linken stehen die Steine,<br />

die ich regelmäßig benutze und die sich auch in Wasser aufbewahren lassen (Kap. 8.3), in einem Gestell,<br />

das aus einem dicken PVC- Rohr gesägt ist. Je<strong>de</strong>r Stein für sich, mit Abstand zum Nachbarn.<br />

Unter <strong>de</strong>n Steinen sind noch ein paar cm Wasser, damit loser Abrieb sich ungestört am Bo<strong>de</strong>n absetzen<br />

kann. Der rechte ist mit Wasser gefüllt, darin wer<strong>de</strong>n Steine und Werkzeuge beim Schärfen abgespült.<br />

Wenn die Arbeit zu En<strong>de</strong> ist, leere ich ihn aus und lege ihn umgedreht als Deckel auf <strong>de</strong>n linken,<br />

damit das Wasser nicht in die Werkstatt verdunstet. Die Steine, die trocken aufbewahrt wer<strong>de</strong>n, haben<br />

ihren Platz in <strong>de</strong>m kleinen Holzgestell rechts neben <strong>de</strong>n Wasserbehältern.<br />

Auf <strong>de</strong>m Tisch sieht man rechts zwei plane genutete Klinker (hartgebrannte Ziegelsteine) zum Abrichten<br />

<strong>de</strong>r Steine. Der linke ist für <strong>de</strong>n Schleif- und <strong>de</strong>n Abziehstein, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Bild hochkant gestellte<br />

rechte für <strong>de</strong>n Schruppstein (Näheres dazu: Kap. 9). Unterlage für diese Klinker ist eine Gummi- Fußmatte<br />

fürs Auto, die hält Wasser und Schlamm gut fest.<br />

Es ist sehr vorteilhaft, das Planhalten von Schleif- und Abziehstein am Schärfplatz selbst vorzunehmen.<br />

Je<strong>de</strong>smal, wenn ich einen Stein aus <strong>de</strong>m Wasser genommen habe, ziehe ich ihn kurz über <strong>de</strong>n Abrichtklinker,<br />

erst dann kommt er auf die Auflage zum Gebrauch. So ist das Planhalten <strong>de</strong>r Steine gar<br />

kein eigener Arbeitsgang, es wird „auf <strong>de</strong>m Weg“ nebenbei erledigt.<br />

Um die Eisen nach <strong>de</strong>m Schärfen abzutrocken, nimmt man am besten ein gutes, saugfähiges Toilettenpapier,<br />

und darum ist rechts unter <strong>de</strong>r Platte auch ein Halter dafür.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 13


4 Wie ich schärfe<br />

Zuerst beschreibe ich, wie ein Eisen mit Mikrofase an <strong>de</strong>r Fasenseite und planer Spiegelseite geschärft<br />

wird. So kann man bei je<strong>de</strong>m Eisen vorgehen, da macht man nie was falsch!<br />

• Was sich am Verfahren än<strong>de</strong>rt, wenn man auch eine 2. Fase an <strong>de</strong>r Spiegelseite abbringen will:<br />

Kapitel 4.2<br />

• Wie ich bei Hobeleisen eine minimal bogenförmige Schnei<strong>de</strong> und angefaste Schnei<strong>de</strong>necken herstelle:<br />

Kap. 4.3.<br />

• Ob und wann es möglich ist, Eisen nur mit <strong>de</strong>m Abziehstein nachzuschärfen: Kap. 4.4<br />

• Wie man bei sehr dicken Eisen <strong>de</strong>n Schleifvorgang durch Schruppen einer Hilfsfase abkürzen kann:<br />

Kap. 4.5<br />

Grundvoraussetzung für schnelles und präzises Schärfen ist, dass die Spiegelseite in einem<br />

or<strong>de</strong>ntlichen Zustand ist, also: exakt plan, im Bereich <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> sauber geschliffen (o<strong>de</strong>r abgezogen,<br />

je nach<strong>de</strong>m wie geschärft wer<strong>de</strong>n soll) mit nicht allzuvielen Kratzern und frei von Rostnarben und<br />

ähnlichen Schä<strong>de</strong>n (Kap. 5.1).<br />

Wenn das nicht so ist, muss vor <strong>de</strong>m eigentlichen Schärfen erst einmal die Spiegelseite überarbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n (Kap. 5.3 und 5.4).<br />

Wer eine or<strong>de</strong>ntliche Spiegelseite fahrlässig verpfuscht (beispielsweise durch Schleifen auf einem<br />

hohlen Stein), richtet einen bösen Scha<strong>de</strong>n an, weil er <strong>de</strong>n Gebrauchswert <strong>de</strong>s Werkzeuges erheblich<br />

verschlechtert. Die Wie<strong>de</strong>rherstellung kann Stun<strong>de</strong>n dauern!<br />

4.1 Schärfen mit Mikrofase an <strong>de</strong>r Fasenseite und planer Spiegelseite<br />

Ausgangszustand <strong>de</strong>s Eisens vor <strong>de</strong>m Schärfen:<br />

• Das Eisen (Stecheisen o<strong>de</strong>r Hobeleisen) ist stumpf, evtl mit leichten Schä<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong><br />

• Das Eisen hat eine Mikrofase o<strong>de</strong>r soll sie bekommen<br />

• Die Winkel, in <strong>de</strong>nen Fase und Mikrofase geschliffen/ abgezogen sind, sind bekannt und sollen auch<br />

so wie<strong>de</strong>r hergestellt wer<strong>de</strong>n. Meine Eisen sind (mittels Funkenschreiber) mit <strong>de</strong>n Winkeln beschriftet.<br />

• Die Spiegelseite ist in einem or<strong>de</strong>ntlichen Zustand (s. oben), und sie ist abgezogen, also sehr fein<br />

bearbeitet.<br />

Bei Hobeleisen wird nach <strong>de</strong>m Ausbau <strong>de</strong>r ggf. vorhan<strong>de</strong>ne Spanbrecher abgeschraubt. Auch zweiteilige<br />

Spanbrecher (wie von Clifton angeboten) <strong>de</strong>montiert man besser vollständig. Sie stören beim Abziehen<br />

<strong>de</strong>r Spiegelseite, und spätestens wenn man das Eisen abtrocknen will, nimmt man sie doch ab,<br />

damit es darunter nicht rostet.<br />

Schritt 1: Überprüfen <strong>de</strong>r Rechtwinkligkeit <strong>de</strong>s Eisens (nicht bei je<strong>de</strong>m Schärfen)<br />

Die Rechtwinkligkeit (wichtig bei Hobeleisen) überprüfe ich mit einem kleinen rostfreien Anschlagwinkel.<br />

Dessen Zunge wird aber nicht gegen die Schnei<strong>de</strong> gehalten (die wür<strong>de</strong> dabei ganz sicher beschädigt),<br />

son<strong>de</strong>rn so auf die Spiegelseite gelegt, dass man sehen kann, ob die Schnei<strong>de</strong> parallel zu ihr verläuft<br />

(s. Bild 9). Bei Stecheisen genügt Rechtwinkligkeit nach Augenmass.<br />

Bild 9: Rechtwinkligkeit eines Hobeleisens überprüfen<br />

1 Hobeleisen, 2 Zunge <strong>de</strong>s Anschlagwinkels, 3 schiefe Schnei<strong>de</strong><br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 14


Schritt 2: Schleifen <strong>de</strong>r Fase<br />

Vorher: Schleifstein abrichten (immer!)<br />

Der Stein muss genau plan sein, sonst gibt es nachher Probleme beim Abziehen. Die Ansprüche an die<br />

Planheit <strong>de</strong>r Steine steigen mit <strong>de</strong>r Breite <strong>de</strong>s Eisens, das geschärft wird. Bei schmalen Stecheisen ist<br />

das alles ziemlich unkritisch. Bei breiten Hobeleisen sollte man es mit <strong>de</strong>r Planheit <strong>de</strong>r Steine schon<br />

genau nehmen. Der Stein wird darum vor je<strong>de</strong>m Gebrauch kurz abgerichtet (Kap. 9.2). Muss lange<br />

geschliffen wer<strong>de</strong>n, dann kann es sinnvoll sein, <strong>de</strong>n Stein zwischendurch nochmals abzurichten.<br />

Ausrichten und Halten <strong>de</strong>s Eisens:<br />

Schwierig beim freihändigen Schleifen ist das Fin<strong>de</strong>n und Einhalten <strong>de</strong>s richtigen Winkels, unter <strong>de</strong>m<br />

das Eisen zur Oberfläche <strong>de</strong>s Steines zu halten ist und <strong>de</strong>r sich dann als Keilwinkel β am Eisen wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>t.<br />

Warum schwierig? Weil man die Stellung <strong>de</strong>s Eisens zum Stein beim Schleifen nicht sehen<br />

kann, und bei dünnen Eisen kann man sie auch nicht sicher fühlen.<br />

Ich benutze zum Ausrichten <strong>de</strong>s Eisens zum Stein eine Ausrichtlehre. Solche Lehren habe ich mir für<br />

verschie<strong>de</strong>ne Winkel aus einer 1 mm dicken Kunststoffplatte (Polycarbonat „Lexan“) geschnitten. Sie<br />

sehen aus wie ein kleines Geo- Dreieck, ihre spitzen Winkel betragen aber nicht 45°, son<strong>de</strong>rn beispielsweise<br />

25° und 30°. Der Winkel ist unabwischbar durch gebohrte Löcher bezeichnet. Außer<strong>de</strong>m ist<br />

an <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s größeren Winkels eine Kerbe, um Verwechslungen zu vermei<strong>de</strong>n (Bild 10, rechts).<br />

Besser wäre übrigens farbiger Kunststoff, man wür<strong>de</strong> die Lehre leichter wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>n wenn sie heruntergefallen<br />

ist.<br />

Das Eisen wird auf <strong>de</strong>n Stein gesetzt und mit <strong>de</strong>r rechten Hand gehalten, mit links dann die Ausrichtlehre<br />

auf <strong>de</strong>n Stein und seitlich gegen das Eisen gesetzt. Die Ausrichtung <strong>de</strong>s Eisens wird korrigiert, bis<br />

man mit zwei Fingern fühlt, dass Eisen und Lehre genau fluchten. Diese Position wird beibehalten, während<br />

man die Lehre weggelegt und dann das Eisen mit bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n hält.<br />

Bild 10: Ausrichten <strong>de</strong>s Eisens zum Stein mit Lehre<br />

10.1: Ansetzen <strong>de</strong>r Lehre 10.2: Ausrichtlehre 25°/30°<br />

Eisen, die sich so nicht gut ausrichten lassen (z. B. Schrägstecheisen, Eisen <strong>de</strong>s Grundhobels) richte<br />

ich zum Stein aus, in<strong>de</strong>m ich die vorhan<strong>de</strong>ne Fasenfläche plan auf <strong>de</strong>n Stein drücke; von dieser Position<br />

aus kann man wenn erfor<strong>de</strong>rlich auch korrigieren.<br />

Dieses Ausrichten <strong>de</strong>r Eisen nach „gefühlter“ Fasenfläche führt aber auf Dauer unweigerlich dazu, dass<br />

<strong>de</strong>r Keilwinkel sich immer weiter vom gewünschten Wert entfernt. Dann misst man, korrigiert...... Wo<br />

man mit einer Ausrichtlehre arbeiten kann, sollte man es tun, es ist beson<strong>de</strong>rs einfach.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 15


Die rechte Hand (ich bin Rechtshän<strong>de</strong>r) führt also das hintere En<strong>de</strong>, die Finger <strong>de</strong>r linken drücken vorn<br />

auf die Schnei<strong>de</strong>. Bild 11 zeigt, wie ich ein Stecheisen beim Schleifen halte. Je länger ein Stecheisen<br />

ist, <strong>de</strong>sto besser lässt es sich führen, beson<strong>de</strong>rs gut beispielsweise ein Lochbeitel.<br />

Bild 11: Schleifen eines Stecheisens<br />

auf <strong>de</strong>m Bankstein<br />

Schwieriger zu führen sind Hobeleisen. Ohne Griff, scharfkantig, oft sehr kurz. Um die Führung zu verbessern,<br />

habe ich mir lange hölzernen Halter angefertigt. Daran wird das Eisen mit Schraube und<br />

Ringmutter festgemacht und so geschliffen (Bild 12).<br />

Bild 12: Schärfen von Hobeleisen mit einem langen Halter<br />

Beim Schleifen und Abziehen mit Halter kann man <strong>de</strong>n rechten Unterarm mit <strong>de</strong>r Hand, die <strong>de</strong>n Halter<br />

an seinem hinteren En<strong>de</strong> hält, seitlich an <strong>de</strong>n Oberkörper anlegen, das erleichtert die Führung. Mit links<br />

wird das Eisen kräftig auf <strong>de</strong>n Stein gedrückt, wenn nötig sehr kräftig! So ist das Schleifen in sehr kurzer<br />

Zeit erledigt. Und so kann ich Fasen schleifen, die fast so exakt sind als wäre eine Schleifführung<br />

benutzt wor<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>r verglichen bietet <strong>de</strong>r Halter aber einige Vorteile: Ich kann die ganze Fläche <strong>de</strong>s<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 16


Steines nutzen, es gibt keine Rolle die <strong>de</strong>n Stein hohlrollt, geometrische Varianten und Korrekturen (z.<br />

B. bogenförmige Schnei<strong>de</strong>) sind ohne Einschränkung möglich.<br />

Ich schärfe alle Bankhobeleisen so. Dazu habe ich zwei Halter mit unterschiedlicher Geometrie, die Bild<br />

13.1 zeigt. Die Fläche, auf die das Eisen geschraubt wird, ist bei <strong>de</strong>m unteren Halter um 10° geneigt<br />

(für alle zu schleifen<strong>de</strong>n bzw. abzuziehen<strong>de</strong>n Keilwinkel im Bereich von 20° bis 30°, beim oberen um<br />

20° (für alles, was größere Keilwinkel bekommt).<br />

Bild 13: Halter für Hobeleisen<br />

13.1: Halter mit 10° und mit 20°, 13.2: Ringmutter / Ringschraube zur Befestigung <strong>de</strong>r Eisen,<br />

13.3: auf die Halter geschraubte Eisen, vorn Hock- Eisen für Stanley #8, hinten: Eisen für Veritas-<br />

Flachwinkel- Putzhobel<br />

Zum Festschrauben <strong>de</strong>s Eisens ist im 10°- Halter eine M8 - Schlossschraube eingeklebt. Als Mutter<br />

benutze ich eine Ringmutter, die ist griffiger als Flügelmuttern und braucht keine Unterlegscheibe. Der<br />

20°- Halter ist vor allem für die Eisen <strong>de</strong>r Flachwinkelhobel. Die sind sehr kurz, darum habe ich zwei<br />

M6- Gewin<strong>de</strong>buchsen (aus Einschlagmuttern gefertigt) eingeklebt und befestige die Eisen in <strong>de</strong>r jeweils<br />

günstiger positionierten mit einer entsprechen<strong>de</strong>n Ringschraube.<br />

Ganz kleine und kurze Eisen – beispielsweise für eiserne Nuthobel o<strong>de</strong>r Schabhobel – kann man, um<br />

sie überhaupt einigermaßen führen zu können, mit einer kleinen Gripzange, einem Feilkloben o<strong>de</strong>r einem<br />

ähnlichen Hilfsmittel halten (Bild 14).<br />

Bild 14: Schabhobeleisen, mit Gripzange gehalten<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 17


Der Schleifvorgang<br />

Jetzt wird geschliffen. Dabei soll<br />

• <strong>de</strong>r Winkel zwischen Stein und Eisen konstant gehalten wer<strong>de</strong>n<br />

• das Eisen kräftig auf <strong>de</strong>n Stein gedrückt wer<strong>de</strong>n<br />

• die Fläche <strong>de</strong>s Steines möglichst gleichmäßig benutzt und damit auch abgenutzt wer<strong>de</strong>n<br />

Es wird häufig darüber diskutiert, welche Bahn <strong>de</strong>s Eisens auf <strong>de</strong>m Stein die günstigste ist, wenn man<br />

freihändig schleift. Ich habe verschie<strong>de</strong>ne Bewegungsabläufe ausprobiert, auch die oft genannte „liegen<strong>de</strong><br />

8“. Schliesslich habe ich festgestellt: Am besten geht es (für mich!), wenn ich in in gera<strong>de</strong>n Bahnen<br />

vor und zurück schleife, mit einem kleinen seitlichen Versatz von Strich zu Stich zwischen rechtem<br />

und linkem Rand <strong>de</strong>s Steines, also in einer Zickzackbewegung wie in Bild 4 dargestellt. Dabei nutze ich<br />

also sowohl die ganze Länge <strong>de</strong>s Steines aus als auch die ganze Breite. Beim Schleifen vorwärts (weg<br />

vom Körper) drücke ich das Eisen stärker auf <strong>de</strong>m Stein als beim Zurückziehen.<br />

Wenn man das Eisen beim Schleifen schräg zu <strong>de</strong>n Kanten <strong>de</strong>s Steinens hält (also so, wie es auch Bild<br />

12 zeigt), dann kann man mit einem Teil <strong>de</strong>r Breite <strong>de</strong>s Eisens über die En<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Steines hinausfahren.<br />

Auch nach links und rechts lasse ich das Eisen etwas überhängen. Der Stein nutzt sich so gleichmäßiger<br />

ab und bleibt länger plan.<br />

Das Eisen darf beim Schleifen nicht schief wer<strong>de</strong>n: Wenn es rechtwinklig war, achtet man auf gleichmäßig<br />

mittigen Druck. Ist <strong>de</strong>r Winkel zu korrigieren, dann wird gezielt in die entsprechen<strong>de</strong> Richtung<br />

gedrückt.<br />

Wie hält man <strong>de</strong>n Winkel zum Stein (β) beim Schleifen konstant?<br />

Verän<strong>de</strong>rungen im Kontakt zwischen Fase und Stein sind fühl - und hörbar - je dicker das Eisen ist,<br />

<strong>de</strong>sto <strong>de</strong>utlicher, und beson<strong>de</strong>rs ein<strong>de</strong>utig an laminierten Eisen 10 . Hier greift <strong>de</strong>r Stein spürbar stärker,<br />

wenn man <strong>de</strong>n Winkel verkleinert, also nur noch <strong>de</strong>n weichen Stahl wegschleift. Vergrößert man <strong>de</strong>n<br />

Winkel, dann schleift man nur vorn an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>, und man fühlt sofort, dass die harte Plattierung viel<br />

schlechter angegriffen wird. Ich fin<strong>de</strong> allerdings diese Audringlichkeit laminierter Eisen beim Schärfen<br />

eher störend. Nicht laminierte Eisen kann ich mit <strong>de</strong>r gleichen Genauigkeit schleifen, offenbar braucht<br />

man die über<strong>de</strong>utliche Rückmeldung von <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> mit zunehmen<strong>de</strong>r Übung immer weniger.<br />

Bei <strong>de</strong>r Vorwärtsbewegung sieht man, wie sich <strong>de</strong>r Abrieb <strong>de</strong>s Schleifsteines auf die Spiegelseite<br />

schiebt. Auch das kann einen Hinweis geben, ob man ungefähr richtig liegt: Kommt nichts, dann ist man<br />

gera<strong>de</strong> dabei, <strong>de</strong>n Keilwinkel zu verkleinern (o<strong>de</strong>r die Mikrofase ist noch nicht entfernt, die geschliffene<br />

Fasenfläche erstreckt sich also noch nicht bis zur Schnei<strong>de</strong>). Kommt viel, dann wird <strong>de</strong>r Keilwinkel größer,<br />

das Eisen steht also zu steil und eventuell schnei<strong>de</strong>t es gleich in <strong>de</strong>n Stein ein.<br />

Wichtig für die Konstanz <strong>de</strong>s Winkels ist ein geeigneter Bewegungsablauf. Ich schleife im Stehen, <strong>de</strong>n<br />

linken Fuß leicht nach vorn gestellt - Linksauslage, wür<strong>de</strong>n die Boxer sagen. Für die Schleifbewegung<br />

gibt es zwei extreme Möglichkeiten:<br />

a) Beine und Rumpf in Ruhe, die ganze Bewegung nur aus <strong>de</strong>n Armen<br />

b) Oberkörper und Arme steif und unbeweglich zueinan<strong>de</strong>r, die ganze Bewegung kommt aus <strong>de</strong>n<br />

Beinen, wie ein angefangener, aber abgebrochener Schritt vorwärts und dann ein Zurückpen<strong>de</strong>ln<br />

und selbstverständlich beliebige Mischformen davon. a) ist die bequemere Bewegung, aber nur geeignet,<br />

wenn das Eisen nicht exakt geführt wer<strong>de</strong>n muss; beispielsweise zum ganzflächigen Abziehen<br />

einer Spiegelseite; dabei wird das Eisen durch <strong>de</strong>n Stein selbst geführt. Beim Schleifen und Abziehen<br />

<strong>de</strong>r Fase muss ich das Eisen freihändig führen. Das gelingt mir besser mit einer Bewegung, die b) entspricht.<br />

Es sieht, naja, etwas putzig aus.....<br />

Im I<strong>de</strong>alfall entsteht eine Fase, die plan ist. Ganz kriegt man das freihändig nie hin, am En<strong>de</strong> ist sie<br />

immer etwas „längsballig“ (Bild 15). Diese Krümmung <strong>de</strong>r Fasenfläche sieht man <strong>de</strong>utlich, wenn man<br />

einen Lichtreflex auf <strong>de</strong>r Fase beobachtet und dabei das Eisen kippt.<br />

10 Laminierte Eisen sind mehrschichtig aufgebaut. Mit <strong>de</strong>m Grundkörper aus weichem Stahl ist an <strong>de</strong>r Spiegelseite eine dünne<br />

Schicht harten Plattierungsstahls verschweisst (in weissglühen<strong>de</strong>m Zustand zusammengewalzt o<strong>de</strong>r –gehämmert).<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 18


Bild 15: Fase plan geschliffen?<br />

15.1: Eisen mit planer Fase, 15.2: Eisen<br />

mit längsballiger Fase (und gleichem<br />

Keilwinkel β)<br />

1 Schnei<strong>de</strong>, 2 Fase, plan, 3 Fase, längsballig<br />

Eine leichte Längsballigkeit ist kein Problem für die Funktion <strong>de</strong>s Eisens, wenn <strong>de</strong>r Keilwinkel β vorn an<br />

<strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> eingehalten wird (die Fase wird dann durch die Balligkeit nur etwas länger, s. Bild 15.2).<br />

Mit zunehmen<strong>de</strong>r Übung beim Schärfen wird die Balligkeit auch geringer.<br />

Fertig mit <strong>de</strong>m Schleifen ist man, wenn<br />

• die Fase ein gleichmäßiges Schliffbild (die Rauigkeit, die <strong>de</strong>r Schleifstein hinterlässt) zeigt<br />

• Rechtwinkligkeit und Keilwinkel korrekt sind<br />

• sich an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> über die ganze Breite ein Grat gebil<strong>de</strong>t hat (bei komplett weggeschliffener<br />

Mikrofase) o<strong>de</strong>r die Mikrofase fast verschwun<strong>de</strong>n ist - das kann bei einer nur stumpfen, nicht beschädigten<br />

Schnei<strong>de</strong> ausreichen.<br />

Schritt 3: Beseitigung <strong>de</strong>s Schleifgrates<br />

Der Schleifgrat entsteht dadurch, dass beim Schleifen <strong>de</strong>r Schneidkeil an seiner dünnsten Stelle, also<br />

vorn an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>, ausweicht und sich nach oben umbiegt anstatt sich wegschleifen zu lassen. Außer<strong>de</strong>m<br />

wird ein Teil <strong>de</strong>s Stahles nicht abgetragen, son<strong>de</strong>rn in Schleifrichtung „geschmiert“ (Bild 16.1).<br />

Den Grat fühlt man ganz <strong>de</strong>utlich wenn man mit <strong>de</strong>r Fingerspitze von <strong>de</strong>r Spiegelseite her quer über die<br />

Schnei<strong>de</strong> fährt.(Bild 16.2). Er ist das sichere Anzeichen dafür, dass tatsächlich vorn an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong><br />

Stahl abgeschliffen wur<strong>de</strong>. Sobald ein Grat über die ganze Länge <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> auftritt, ist man also<br />

man mit <strong>de</strong>m Schleifen fertig; es sei <strong>de</strong>nn, es müssen größere Schä<strong>de</strong>n beseitigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Bild 16: Der Schleifgrat<br />

16.1: Entstehung <strong>de</strong>s Grates beim Schleifen, 16.2: Prüfen auf Vorhan<strong>de</strong>nsein eines Grates,<br />

16.3 Entfernen <strong>de</strong>s Grates auf <strong>de</strong>m Abziehstein<br />

1 Eisen, 2 Spiegelseite, 3 Fase, 4 Bewegung beim Schleifen, 5 Grat, 6 Schleifstein, 7 Abziehstein<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 19


Der Schleifgrat sitzt als stören<strong>de</strong>s Element auf <strong>de</strong>m Schneidkeil (und zwar gera<strong>de</strong> da, wo die Schnei<strong>de</strong><br />

sein soll!), außer<strong>de</strong>m ist er, an<strong>de</strong>rs als <strong>de</strong>r Grat, <strong>de</strong>r an einer Ziehklinge gezielt angebracht wird, rau<br />

und brüchig. Er fällt zwar sowieso ab, wenn man die Mikrofase abzieht; ich entferne ihn aber grundsätzlich<br />

vorher, er besteht aus hartem Stahl und könnte die Mikrofase o<strong>de</strong>r später die Spiegelseite verkratzen.<br />

Dazu ziehe ich die Schnei<strong>de</strong> mit einer Wischbewegung über <strong>de</strong>n Abziehstein (Bild 16.3), wobei ich<br />

mit einem Finger leicht auf die Spiegelseite drücke, bis das Eisen zum Schluss fast senkrecht auf <strong>de</strong>r<br />

Fläche steht. Der Grat wird so in listiger Weise zur Spiegelseite hin umgebogen und durch die schleifen<strong>de</strong><br />

Wirkung <strong>de</strong>s Abziehsteines an seiner Wurzel abgetrennt. Die Schnei<strong>de</strong> nimmt dabei wirklich keinen<br />

Scha<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r nicht beim anschließen<strong>de</strong>n Anbringen <strong>de</strong>r Mikrofase verschwin<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>! Man kann<br />

bei <strong>de</strong>r Beseitigung <strong>de</strong>s Grates noch nachhelfen, in<strong>de</strong>m man anschließend mit <strong>de</strong>m Daumen von <strong>de</strong>r<br />

Spiegelseite her quer – wirklich nur quer, bitte - über die Schnei<strong>de</strong> reibt. Das überstehen noch dranhängen<strong>de</strong><br />

Reste <strong>de</strong>s Grates normalerweise nicht. Wenn <strong>de</strong>r Fingertest anschließend ergibt: Grat ist<br />

weg, dann kann man zum Abziehen <strong>de</strong>r Mikrofase übergehen.<br />

Schritt 4: Abziehen <strong>de</strong>r Mikrofase<br />

Die geschliffene Fasenfläche ist rau. Diese Rauigkeit ist eine Berg- und Tal- Struktur, wobei <strong>de</strong>r Höhe<br />

<strong>de</strong>r „Berge“ ungefähr ein tausendstel Millimeter beträgt. Wenn man die Fläche anschließend mit einem<br />

feineren Stein bearbeitet, entfernt <strong>de</strong>r diese Struktur in<strong>de</strong>m er die Berge abträgt. Er hinterlässt wie<strong>de</strong>rum<br />

eine (geringere) Rauigkeit die für ihn charakteristisch ist - sie hängt davon ab, welche Körnung er<br />

aufweist, ob er poliert usw.<br />

Damit das Abziehen schnell und unkompliziert abläuft, setze ich nur einen einzigen Abziehstein 11 ein.<br />

Der muss zwei For<strong>de</strong>rungen erfüllen, nämlich<br />

• einerseits die gefor<strong>de</strong>rte feinstbearbeitete, im I<strong>de</strong>alfall spiegelblanke Fläche erzeugen können, dazu<br />

braucht er min<strong>de</strong>stens Körnung 6000,<br />

• an<strong>de</strong>rerseits trotz dieser Feinheit und <strong>de</strong>r dadurch unvermeidlich sehr geringen Abtragsleistung die<br />

Rauigkeit vom Schleifen in möglichst kurzer Zeit abtragen.<br />

Diese For<strong>de</strong>rungen scheinen sich zu wi<strong>de</strong>rsprechen. Man kann aber tatsächlich bei<strong>de</strong> erfüllen, und<br />

zwar in<strong>de</strong>m man beim Abziehen eine Mikrofase herstellt. Sie sorgt dafür, dass die vom Abziehstein<br />

abzutragen<strong>de</strong> Stahlmenge sehr, sehr klein ist, darum kann auch mit einem feinen Abziehstein in sehr<br />

kurzer Zeit abgezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Sehr hilfreich ist es, wenn <strong>de</strong>r Abziehstein im frisch abgerichteten Zustand gut abträgt, dann während<br />

<strong>de</strong>s Abziehprozesses feiner wird und am En<strong>de</strong> poliert. Er soll außer<strong>de</strong>m nicht zu weich sein, sonst ist<br />

die Gefahr sehr groß dass das Eisen beim Abziehen in <strong>de</strong>n Stein einschnei<strong>de</strong>t. Mein Stein erfüllt diese<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen. Seine Körnung ist mit 8000 angegeben, er erzeugt aber noch viel feinere Oberflächen<br />

als es dieser Körnung entspräche. (Ausführlichere Hinweise zu Abziehsteinen: Kap. 8.2)<br />

Vor <strong>de</strong>m Abziehen: Abziehstein abrichten (je<strong>de</strong>smal!)<br />

Der Abziehstein muss griffig und plan sein. Also wird er abgerichtet, in<strong>de</strong>m man ihn ganz kurz über <strong>de</strong>n<br />

Abrichtstein zieht. Anschließend wird er durch zwei - o<strong>de</strong>r dreimaliges Eintauchen (hochkant) in <strong>de</strong>n<br />

Wasserbehälter gesäubert, zwischendurch einmal mit <strong>de</strong>m Finger über die Fläche gewischt, das hilft.<br />

Wenn <strong>de</strong>r Stein danach gleichmäßig hell und sauber aussieht, ist er gebrauchsfertig.<br />

Abziehen – ohne einzuschnei<strong>de</strong>n!<br />

Ich richte das Eisen beispielsweise (wenn ich es auf 25° geschliffen habe) mit <strong>de</strong>r Lehre auf 30° aus.<br />

Jetzt berührt das Eisen <strong>de</strong>n Abziehstein nur mit <strong>de</strong>r geschliffenen Schnei<strong>de</strong>, nicht mit <strong>de</strong>r Fasenfläche.<br />

In dieser Winkelposition <strong>de</strong>s Eisens wird jetzt die Mikrofase abgezogen. Man muss unbedingt mit einem<br />

ziehen<strong>de</strong>n Strich (rückwärts) anfangen, sonst schnei<strong>de</strong>t das Eisen sofort in <strong>de</strong>n Abziehstein!<br />

Bei diesem ersten Strich wird das Eisen so kräftig auf <strong>de</strong>n Stein gedrückt, dass sich eine schmale Fläche<br />

(<strong>de</strong>r Beginn <strong>de</strong>r Mikrofase!) bil<strong>de</strong>t, ausreichend um das Eisen anschließend vorwärts über <strong>de</strong>n<br />

Stein gleiten zu lassen. Das Eisen hinterlässt dabei auf <strong>de</strong>m hellen Stein eine <strong>de</strong>utliche dunkle Spur<br />

(Bild 17).<br />

11 Es gibt die Metho<strong>de</strong>, mehrere immer feinere Steine nacheinan<strong>de</strong>r einzusetzen, beispielsweise Körnung 2000, 4000, 8000. Ich<br />

fin<strong>de</strong> das zu umständlich.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 20


Bild 17: Beginn <strong>de</strong>s Abziehens <strong>de</strong>r Mikrofase<br />

Jetzt kommt <strong>de</strong>r kritische Moment: vorwärts, ohne in <strong>de</strong>n Stein zu schnei<strong>de</strong>n. Das Eisen wird dabei nur<br />

ganz leicht auf <strong>de</strong>n Stein gedrückt; es hilft auch, <strong>de</strong>n Winkel eine Winzigkeit zu verkleinern. Und auch<br />

bei <strong>de</strong>n weiteren Strichen: vorwärts ganz vorsichtig, rückwärts mit mehr Druck. Wenn man ganz<br />

langsam abzieht, kann man beim Abziehen vorwärts sehen, ob das Eisen einzuschnei<strong>de</strong>n beginnt, und<br />

sofort durch minimales Verkleinern <strong>de</strong>s Winkels reagieren. Anfangs muss man sich wirklich konzentrieren,<br />

sonst gehts daneben!<br />

Beson<strong>de</strong>rs groß wird die Neigung zum Einschnei<strong>de</strong>n bei großen Winkeln <strong>de</strong>r Mikrofase. Die meisten<br />

Eisen meiner Flachwinkelhobel schleife ich auf 35° und ziehe dann die Mikrofase auf 40° ab. Die Probleme<br />

mit <strong>de</strong>m Einschnei<strong>de</strong>n bei diesen Eisen sind überwun<strong>de</strong>n, seit ich mit einem Halter (s. Bild 12<br />

und 13) schärfe. Der Winkel wird gut konstant gehalten, und auch <strong>de</strong>r Kraftangriff über <strong>de</strong>n flacher liegen<strong>de</strong>n<br />

Halter ist offenbar günstiger. Kein Einschnei<strong>de</strong>n mehr – o<strong>de</strong>r, um ganz ehrlich zu sein, nur noch<br />

sehr selten.<br />

Um mit einem nicht beson<strong>de</strong>rs agressiven 8000er Stein eine brauchbare Mikrofase zu erzeugen, genügen<br />

an einem europäischen, also nicht extrem harten, Stecheisen mittlerer Breite etwa 4 Striche (viermal<br />

vor und zurück), an einem sehr harten breiten Hobeleisen höchstens 10.<br />

Das Ergebnis sollte zumin<strong>de</strong>stens anfangs mit <strong>de</strong>r Lupe überprüft wer<strong>de</strong>n. Auf keinen Fall dürfen vorn<br />

an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> noch Spuren von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r gröberen Schleifstruktur, die vom Schleifstein stammt, sichtbar<br />

sein! Wenn die Winkel beim Schleifen und Abziehen eingehalten wur<strong>de</strong>n (also eine konstante Differenz<br />

Δβ von beispielsweise 5°), ist die Mikrofase nur wenige Zehntel Millimeter breit und hat eine exakte<br />

Begrenzung.<br />

Schritt 5: Spiegelseite abziehen<br />

Vorher: Abziehstein abrichten und abspülen (je<strong>de</strong>smal!)<br />

Kompliziert o<strong>de</strong>r mühsam? Nein. Reine Gewohnheitssache. Weil <strong>de</strong>r Abrichtstein am Schärfplatz liegt,<br />

dauert <strong>de</strong>r Vorgang etwa 10 Sekun<strong>de</strong>n.<br />

Das Abziehen <strong>de</strong>r Spiegelseite<br />

Beim Abziehen <strong>de</strong>r Spiegelseite wird <strong>de</strong>r winzige aber die Schärfe und Schnitthaltigkeit <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong><br />

beeinträchtigen<strong>de</strong> Grat abgetragen, <strong>de</strong>r beim Abziehen <strong>de</strong>r Mikrofase entstan<strong>de</strong>n ist. Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n<br />

feine Kratzer auf <strong>de</strong>r Spiegelseite entfernt. Ohne eine gute Spiegelseite ist eine perfekte Mikrofase<br />

nur die Hälfte wert!<br />

Es ist hilfreich, für das Abziehen <strong>de</strong>r Spiegelseite eine Seite <strong>de</strong>s Abziehsteines genutet zu haben (Kap.<br />

5.4). Ein genuteter Abziehstein trägt mehr ab, und die Gefahr <strong>de</strong>s Verkratzens ist geringer, weil gröbere<br />

Körner, Reste vom Grat usw. in die Nuten geschoben wer<strong>de</strong>n und keinen Scha<strong>de</strong>n mehr anrichten<br />

können.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 21


Das Eisen wird mit <strong>de</strong>r Spiegelseite flach auf <strong>de</strong>n Abziehstein gelegt. Keineswegs darf man es hinten<br />

anheben, es muss vom Stein geführt wer<strong>de</strong>n! Gedrückt wird vorn im Bereich <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>, damit vor<br />

allem dort abgetragen wird. So wird es hin und zurück über <strong>de</strong>n Stein bewegt (Bild 4). Der Grat von<br />

Abziehen <strong>de</strong>r Mikrofase ist sofort weg. Die Beseitigung von Verschleisspuren auf einem Hobeleisen ist<br />

etwas mühsamer, und das Entfernen von Kratzern auf <strong>de</strong>r Fläche kann ziemlich lange dauern. Durch<br />

Kontrolle mit <strong>de</strong>r Lupe und Prüfen <strong>de</strong>r Schärfe fin<strong>de</strong>t man bald heraus, welcher Aufwand sinnvoll ist.<br />

Schritt 6: Noch einmal mit <strong>de</strong>r Mikrofase über <strong>de</strong>n Abziehstein (?)<br />

Gegenfrage: Wie gut soll es <strong>de</strong>nn wer<strong>de</strong>n? Für ein Stemmeisen, mit <strong>de</strong>m in Hartholz gestemmt wer<strong>de</strong>n<br />

soll, das also nach zwei Minuten schon wie<strong>de</strong>r erste Schä<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> zeigen wird, kann man<br />

diesen Schritt getrost weglassen.<br />

Wenn aber ein Putzhobel perfekt arbeiten soll o<strong>de</strong>r für an<strong>de</strong>re Werkzeuge die optimale Schärfe verlangt<br />

wird, dann ist die Entfernung aller noch so kleinen Grate an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> wichtig. Dazu wird <strong>de</strong>r Abziehstein<br />

noch einmal sorgfältig abgewischt und abgespült und dann die Mikrofase ein zweites<br />

Mal, diesmal nur für wenige Striche und mit wenig Druck, über <strong>de</strong>n Abziehstein gezogen. Und dann<br />

auch die Spiegelseite noch einmal (nach nochmaligem Säubern durch Abwischen und Abspülen <strong>de</strong>s<br />

Abziehsteines, ja!). Ob das wirklich sein muss? Ich bin nicht sicher. Aber es ist eine Sache von Sekun<strong>de</strong>n.<br />

Und, wie meine Mutter sagte, wenn sie noch etwas Sahne zur Soße tat: Ver<strong>de</strong>rben kann man damit<br />

nichts, mein Jung!<br />

Schritt 7: Prüfen <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> – springen<strong>de</strong> Haare<br />

Es gibt verschie<strong>de</strong>ne Schärfetests. Beson<strong>de</strong>rs beliebt ist die Rasur <strong>de</strong>s Unterarms o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Handrükkens.<br />

Das mache ich auch sehr gern. Wenn die Haare von <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> wegspringen, ist sie optimal<br />

scharf. Rasiert sie mühsam und rupft dabei an <strong>de</strong>n Haaren, ist sie nicht richtig scharf. Rasiert sie gar<br />

nicht, ist irgendwas ganz falsch. Übrigens, dieses Rasieren als Schärfetest ist völlig gefahrlos, ich habe<br />

mich dabei noch nie geschnitten.<br />

Aussagekräftiger als <strong>de</strong>r Rasiertest und <strong>de</strong>shalb gera<strong>de</strong> für Anfänger zu empfehlen ist <strong>de</strong>r Blick durch<br />

eine Lupe. Dazu nimmt man aber nicht Omas große Leselupe, son<strong>de</strong>rn am besten eine kleine „Einschlaglupe“<br />

mit ungefähr 10- facher Vergrößerung o<strong>de</strong>r auch eine ins Auge geklemmte Uhrmacherlupe.<br />

Erstaunlich viele Menschen wissen nicht, wie eine starke Lupe benutzt wird. Also: Lupe direkt vor das<br />

Auge und dann heran an das Objekt o<strong>de</strong>r das Objekt vor die Lupe!<br />

Mit <strong>de</strong>r Lupe kann man sich bei gutem Licht davon überzeugen, dass nicht etwa (!)<br />

• an <strong>de</strong>r Mikrofase, dort, wo sie an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> en<strong>de</strong>t, noch Reste <strong>de</strong>r tieferen Kratzer <strong>de</strong>s Schleifsteines<br />

übriggeblieben sind<br />

• von <strong>de</strong>r Spiegelseite her vom Schärfen nicht o<strong>de</strong>r nicht vollständig beseitigte Verschleissspuren<br />

sichtbar wer<strong>de</strong>n<br />

Wenn bei<strong>de</strong> oben beschriebenen Fehler nicht auftreten, dann ist das Eisen scharf.<br />

Schritt 8: Eisen abtrocknen und wenn nötig vor Rost schützen.<br />

Das Schärfen und Abziehen mit Wasser, <strong>de</strong>m Spülmittel zugegeben wur<strong>de</strong>, erzeugt eine Oberfläche,<br />

die völlig ungeschützt gegen Korrosion ist und im nassen Zustand u. U. innerhalb von Minuten die ersten<br />

Rostflecken zeigt. Also: abtrocknen mit einem saugfähigen sauberen Putzlappen o<strong>de</strong>r noch besser<br />

mit Küchen- o<strong>de</strong>r Toilettenpapier. Aber Vorsicht, Schnittverletzungen an <strong>de</strong>n Fingerspitzen sind sehr<br />

unangenehm! Anschließend sollte etwas Öl als Rostschutz vor allem auf die Spiegelseite aufgetragen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Erfor<strong>de</strong>rlich ist Rostschutz auf je<strong>de</strong>n Fall, wenn in <strong>de</strong>r Werkstatt eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht.<br />

Ganz wichtig ist er bei Hobeleisen, die mit einem Spanbrecher (Klappe) verschraubt wer<strong>de</strong>n. Wenn<br />

man da nicht aufpasst und vielleicht doch ein bischen Feuchtigkeit zurückgeblieben war, wird man beim<br />

nächsten Abschrauben nach längerer Nichtbenutzung sehen, dass sich zwischen Spiegelseite und<br />

Klappe <strong>de</strong>r Rost prächtig entwickelt hat. Noch schlimmer ist es bei eisernen Flachwinkel - Hobeln: Die<br />

Spiegelseite liegt fugendicht auf <strong>de</strong>m Bett, ohne Trocknungsmöglichkeit. Da kann man sehr traurige<br />

Überraschungen erleben......<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 22


Welches Öl soll man nehmen? Ich habe eine Zeit lang Kamelienöl (das, mit <strong>de</strong>m die japanischen<br />

Schwertpolierer....) benutzt, aber mein Eindruck war, das es nicht gut vor Rost schützte. Jetzt nehme<br />

ich Ballistol (Kaiser Willis Waffenöl) und bin zufrie<strong>de</strong>n. Man sollte unterschei<strong>de</strong>n: Für Korrosionsschutz<br />

an Werkzeugen, die längere Zeit nicht benutzt wer<strong>de</strong>n, kann man dickeres Öl nehmen, z. B. han<strong>de</strong>lsübliches<br />

Getriebeöl, das enthält Korrosionsschutzsubstanzen, o<strong>de</strong>r sogar Fett. Für Werkzeuge, die man<br />

häufig nachschärft, muss aber ein Minimum an dünnem Öl reichen, sonst versaut man sich seine Wassersteine.<br />

Denn die vertragen kein Öl, man muss sich darauf verlassen, dass die nach sorgfältigem<br />

Abwischen verbleiben<strong>de</strong>n Ölreste vom spülmittelhaltigen Wasser emulgiert, also in wasserlösliche Form<br />

überführt, wer<strong>de</strong>n.<br />

4.2 Schärfen eines Eisens mit Mikrofase an <strong>de</strong>r Fasenseite und 2. Fase an <strong>de</strong>r Spiegelseite<br />

Das ist meine Schärfmetho<strong>de</strong> für Hobeleisen mit gera<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r minimal bogenförmiger Schnei<strong>de</strong>. Die<br />

Spiegelseite eines Eisens, das so geschärft wer<strong>de</strong>n soll, muss nicht abgezogen sein, ein feiner Schliff<br />

genügt. Der Ablauf ist i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>r vorher beschriebenen bis zum Schritt 4. Also: Fase ist geschliffen,<br />

Schleifgrat ggf. entfernt, Mikrofase ist abgezogen. Dann:<br />

Schritt 5 : Abziehen <strong>de</strong>r 2. Fase (statt: Spiegelseite abziehen):<br />

Vorher: Abziehstein abrichten und abspülen (je<strong>de</strong>smal!)<br />

2. Fase abziehen:<br />

Zum Anbringen <strong>de</strong>r zweiten Fase wird das Eisen mit <strong>de</strong>r Spiegelseite flach auf <strong>de</strong>n Abziehstein gelegt,<br />

dann hinten etwas angehoben. Ich stelle für 5° in einem Abstand von 100 mm von <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> (auf<br />

<strong>de</strong>m Eisen ist ein Markierungsstrich) mittels einer kleinen Höhenlehre eine Höhe von 9 mm über <strong>de</strong>m<br />

Stein ein (Bild 18.1). Die Lehre aus Messing zeigt Bild18.2. Ich fasse das Eisen zwischen Daumen und<br />

Zeige- /Mittelfinger. Beim folgen<strong>de</strong>n Abziehen gleitet <strong>de</strong>r Daumen(nagel) über <strong>de</strong>n Stein und hält so<br />

die Höhe und damit <strong>de</strong>n Winkel konstant. Mit zwei Fingern <strong>de</strong>r linken Hand drücke ich das Eisen<br />

vorne ganz leicht auf <strong>de</strong>n Stein. So wird vorsichtig, zuerst ziehend, die zweite Fase angebracht. Es ist<br />

verblüffend einfach, <strong>de</strong>r einfachste Arbeitsgang beim Schärfen! Und es ist in wenigen Sekun<strong>de</strong>n erledigt.<br />

Bild 18: Ausrichten <strong>de</strong>s Eisens mit Höhenlehre zum Anbringen <strong>de</strong>r zweiten Fase<br />

18.1: Ausrichtvorgang, 18.2: Höhenlehre 9mm (für 5°) und 5mm (für 3°)<br />

Für die Eisen von Flachwinkelhobeln mit 12° Bettungswinkel habe ich, um <strong>de</strong>n Freiwinkel nicht unnötig<br />

zu verkleinern, <strong>de</strong>n Winkel Δβ (zwischen 2. Fase und Spiegelseite) auf 3° reduziert, die dazu gehören<strong>de</strong><br />

Höhenlehre ist 5 mm hoch. So dicht über <strong>de</strong>m Stein lassen sich diese kurzen Eisen nicht mehr gut<br />

halten. Ich habe dafür einen Halter, <strong>de</strong>r aus einem gekröpften Messingblechstreifen mit zwei aufgeklebten<br />

starken Magneten besteht (Bild 19 rechts). Auch hier: Daumen und Zeigefinger gleiten auf <strong>de</strong>m<br />

Stein.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 23


Bild 19: Ausrichten zum Abziehen <strong>de</strong>r zweiten Fase unter 3° mit Magnethalter<br />

19.1: Ausrichten <strong>de</strong>s Eisens 19.2: Magnethalter<br />

Anschließend: Noch einmal die Mikrofase abziehen, Schärfe überprüfen. Das geht wie gewohnt durch<br />

Rasiertest o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Lupe.<br />

Zuletzt Eisen vor Rost schützen- fertig!<br />

4.3 Schärfen von Hobeleisen mit Korrektur <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>nform<br />

Auch hier wer<strong>de</strong>n Schleif- und Abziehstein vor je<strong>de</strong>m Arbeitsgang kurz abgerichtet und gesäubert, ich<br />

weise aber nicht mehr je<strong>de</strong>smal drauf hin.<br />

a) Bogenförmige Schnei<strong>de</strong><br />

Die folgen<strong>de</strong> Beschreibung geht von folgen<strong>de</strong>m Zustand aus:<br />

• Das Eisen hat eine Mikrofase an <strong>de</strong>r Fasenseite, wie alle meine Eisen<br />

• Es hat es wie fast alle meine Hobeleisen auch eine 2. Fase an <strong>de</strong>r Spiegelseite.<br />

Die Schnei<strong>de</strong>nform (gera<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r bogenförmig) hängt ausschließlich von <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r Mikrofase und<br />

<strong>de</strong>r 2. Fase ab. Da das Eisen beim Abziehen <strong>de</strong>r Mikrofase viel besser zu halten und zu führen ist als<br />

beim Anbringen <strong>de</strong>r 2. Fase, lege ich die Bogenform in die Mikrofase.<br />

Wie stark soll die „leicht bogenförmige“Schnei<strong>de</strong> eines Eisens gekrümmt sein? Ziel ist, dass <strong>de</strong>r Hobelspan<br />

an <strong>de</strong>n Rän<strong>de</strong>rn mit „Dicke Null“ ausläuft (Bild 7) . Die Ecken <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> müssen also im eingebauten<br />

Zustand um <strong>de</strong>n Betrag <strong>de</strong>r Spandicke höher stehen als die Mitte, wobei die Höhe senkrecht zur<br />

Hobelsohle zu messen wäre. Das be<strong>de</strong>utet: Bei einem unter 45° eingebauten Eisen soll die Schnei<strong>de</strong><br />

so gekrümmt sein, dass die Schnei<strong>de</strong>necken um etwa das An<strong>de</strong>rthalbfache <strong>de</strong>r Spandicke zurückgenommen<br />

sind, beim Eisen eines Flachwinkelhobels, das unter 12° eingebaut ist, etwa um das Fünffache.<br />

Die Spandicken betragen beim letzten feinen Putzen mit <strong>de</strong>m Putzhobel etwa ein bis drei Hun<strong>de</strong>rtstel<br />

mm, bei sehr genauer Arbeit mit <strong>de</strong>r Raubank kaum mehr als fünf Hun<strong>de</strong>rtstel. Entsprechend klein sollen<br />

die Korrekturen <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>nform sein, man sieht sie <strong>de</strong>m fertig geschärften Eisen normalerweise<br />

nicht an.<br />

Wie wird die Korrektur angebracht?<br />

Auch hier arbeite ich mit exakt planen Scheif- und Abziehsteinen - ich lasse sie nicht etwa absichtlich<br />

hohl wer<strong>de</strong>n. So habe ich immer gleiche Verhältnisse und keine Probleme wenn dann anschließend<br />

eine plane Spiegelseite abgezogen wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Schleifen <strong>de</strong>r Fase für ein Eisen mit bogenförmiger Schnei<strong>de</strong>:<br />

Wenn ein Eisen eine bogenförmige Schnei<strong>de</strong> erhalten soll, wird die Fase wird zunächst ganz normal<br />

gera<strong>de</strong> geschliffen, beispielsweise bis zur Gratbildung (Bild 20.1). Anschließend mehrere Striche auf<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 24


<strong>de</strong>m Schleifstein, bei <strong>de</strong>nen die linke Ecke gezielt auf <strong>de</strong>n Stein gedrückt wird, dann das gleiche mit <strong>de</strong>r<br />

rechten. Individualisten machen es umgekehrt.<br />

Wie viele Striche? Ich mache für eine leichte Korrektur an einem dünnen Eisen rechts und links je 2, für<br />

eine kräftige Korrektur an einem sehr dicken Eisen bis zu je 20. War das Eisen bereits korrigiert und ist<br />

diese Korrektur beim Schleifen nicht ganz verschwun<strong>de</strong>n (Gratbildung zunächst nur in <strong>de</strong>r Mitte), dann<br />

wird <strong>de</strong>r alte Zustand mit entsprechend weniger Schleifabtrag an <strong>de</strong>n Ecken wie<strong>de</strong>r hergestellt.<br />

Jetzt hat die Fasenfläche zwei flache Knicke. Bild 20.2 zeigt, wie es aussehen wür<strong>de</strong>, wenn die Korrektur<br />

um ein Vielfaches größer wäre (!!).<br />

Anschließend wird erfor<strong>de</strong>rlichenfalls <strong>de</strong>r Grat entfernt. Bei einer kräftigeren Korrektur macht man die in<br />

Bild 16.3 gezeigte Wischbewegung einmal in <strong>de</strong>r Mitte, einmal links, einmal rechts.<br />

Bild 20: Herstellung einer bogenförmigen Schnei<strong>de</strong><br />

(weit übertrieben dargestellt!)<br />

20.1 bis 20.5: Reihenfolge <strong>de</strong>r Herstellung<br />

1 gera<strong>de</strong> geschliffene Fase, 2 abgeknickte Fase, 3 gera<strong>de</strong><br />

Mikrofase, 4 abgeknickte Mikrofase, 5 bogenförmige Mikrofase,<br />

6 gekrümmte Schnei<strong>de</strong><br />

Abziehen <strong>de</strong>r Mikrofase für ein Eisen mit bogenförmiger Schnei<strong>de</strong>:<br />

Die Mikrofase wird sinngemäß genauso angebracht, wie in.Kap. 4.2 (Schritt 5) beschrieben. Zuerst<br />

einige Striche mit gera<strong>de</strong> gehaltenem Eisen. Man sieht auf <strong>de</strong>m Abziehstein: Er greift (verfärbt sich)<br />

vorwiegend in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Eisens. Den erreichten Zustand zeigt Bild 20.3. Die abgezogene Schnei<strong>de</strong><br />

ist jetzt noch gera<strong>de</strong>!. Dann einige Striche links gedrückt (<strong>de</strong>r Stein greift links), dann dasselbe rechts.<br />

Jetzt hat das Eisen eine zweimal abgeknickte Mikrofase ( Bild 20.4).<br />

Abschließend wenige Striche, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Druck allmählich und gleichmäßig von links nach rechts<br />

verlagert wird und bei <strong>de</strong>r Bewegung rückwärts wie<strong>de</strong>r zurück. Das Eisen macht dabei eine minimale,<br />

nicht sichtbare Schaukelbewegung. Auf diese Weise erhält die Mikrofase die gewünschte Bogenform,<br />

sie sieht jetzt so aus wie sehr übertrieben dargestellt in Bild 20.5.<br />

Das wars. Jetzt wird die 2. Fase angebracht, wie für ein Eisen mit gera<strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> auch. Ich drücke<br />

bei einem Eisen mit bogenförmiger Schnei<strong>de</strong> dabei mit <strong>de</strong>n Fingern abwechselnd leicht auf bei<strong>de</strong><br />

Schnei<strong>de</strong>necken. Die 2. Fase soll trotz <strong>de</strong>r Bogenform über ihre gesamte Länge etwa gleichmäßig breit<br />

sein.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 25


) Fase an <strong>de</strong>n Schnei<strong>de</strong>necken:<br />

wie in Kap. 2.4 beschrieben, sind bei Eisen von Bankhobeln zusätzliche kleine flache Fasen an <strong>de</strong>n<br />

Schnei<strong>de</strong>necken vorteilhaft.<br />

Die wer<strong>de</strong>n erzeugt, in<strong>de</strong>m zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schleifens das Eisen für zwei o<strong>de</strong>r drei Striche etwas nach<br />

links hochgekippt wird (so dass die geschliffene Fase in einem flachen Winkel zum Stein steht) und<br />

dann ebenso nach rechts. Man erzeugt so zwei schmale flache Fasen seitlich an <strong>de</strong>r eigentlichen Fasenfläche.<br />

Beim Abziehen <strong>de</strong>r Mikrofase wird das Eisen ganz leicht über die Ecke zwischen geschliffener<br />

Fase und seitlicher Fase gekippt und so diese Ecke minimal abgerun<strong>de</strong>t – fertig.<br />

Die Fase an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>necke wird nicht bei je<strong>de</strong>m Schärfen nachgeschliffen, son<strong>de</strong>rn erst dann<br />

wenn sie nach einigen Schärfvorgängen sehr schmal gewor<strong>de</strong>n ist.<br />

Ein Hobeleisen mit <strong>de</strong>n beschriebenen Korrekturen zeigt Bild 21.<br />

Bild 21: Ecke eines Hobeleisens mit bogenförmiger Schnei<strong>de</strong> und Fase an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>necke<br />

1 Fase, geschliffen, 2 Fase an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>necke, geschliffen, 3 Mikrofase, abgezogen<br />

4.4 Nachschärfen nur mit <strong>de</strong>m Abziehstein?<br />

Ich gehe hier von <strong>de</strong>r Benutzung eines 8000er Abziehsteines aus, wer gröber abzieht macht vielleicht<br />

an<strong>de</strong>re Erfahrungen!<br />

In einem ansonsten schönen Buch habe ich gelesen, man könne nach einmaligem Schleifen mehrere<br />

Male (bis zu sechs Mal, hieß es!) die Schärfe nur mit <strong>de</strong>m Abziehstein wie<strong>de</strong>rherstellen. Das ist ein<br />

ziemlicher Unfug – hoffentlich sind nicht zu Viele darauf reingefallen.<br />

Natürlich versucht man es gern. Der Abziehstein liegt noch da, und schnell ein paar Striche..... Man<br />

muss sich aber klarmachen: Zum Schärfen müssen die Verschleissspuren vorn an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> beseitigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Und die sind schon nach kurzer Benutzung tiefer als <strong>de</strong>r Abtrag, <strong>de</strong>n man mit einem feinen<br />

Abziehstein auf einer größeren Fläche schafft.<br />

Bei einem Eisen mit Mikrofase sind die Erfolgsaussichten immerhin besser als bei einem mit ganzflächig<br />

abgezogener Fase (die es bei mir nicht mehr gibt), weil <strong>de</strong>r geringe Abtrag, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Abziehstein<br />

schafft, tatsächlich vorn an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> stattfin<strong>de</strong>t. Aber nur an <strong>de</strong>r Fase. Ein Scha<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Spiegelseite<br />

ist so nicht entfernbar. Lei<strong>de</strong>r tritt bei Hobeleisen mit „Fase unten“ genau dort <strong>de</strong>r stärkste Verschleiss<br />

auf! Es gelingt darum nur, wenn das Eisen wirklich nicht mehr als leicht abgestumpft ist. Und<br />

nur einmal. Ein zweiter Versuch ist schon fast aussichtslos. Es wäre mehr Stahl abzutragen und mit<br />

<strong>de</strong>m Abziehstein dauert es einfach zu lange. Der Schleifstein ist wie<strong>de</strong>r dran.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 26


Hat das Eisen eine Mikrofase und eine 2. Fase, dann ist zum Nachschärfen beson<strong>de</strong>rs wenig Stahl<br />

abzutragen weil <strong>de</strong>r Abtrag beidseitig erfolgt (vergl. Bild 26). Darum sind an einem so geschärften Eisen<br />

die Aussichten, es nachschärfen zu können ohne <strong>de</strong>n Schleifstein zu benutzen, auch beson<strong>de</strong>rs gut.<br />

Trotz<strong>de</strong>m: Auch hier gehts, wenn überhaupt, nur einmal.<br />

Das Minimal - Nachschärfen nur mit <strong>de</strong>m Abziehstein kann höchstens <strong>de</strong>n Schnei<strong>de</strong>nverschleiss beseitigen,<br />

niemals aber kleine Scharten, die ja auch nicht ausbleiben. Darum funktioniert es bei Putzhobeleisen,<br />

die mit einem ganz feinen Span eine fehlerfreie Fläche schnei<strong>de</strong>n sollen, oft überhaupt nicht:<br />

Das Eisen ist danach zwar wie<strong>de</strong>r scharf, aber <strong>de</strong>r Span ist dort, wo eine kleine Scharte verblieben ist,<br />

gespalten, und auf <strong>de</strong>r Fläche bleibt eine Schramme.<br />

4.5 Hilfe durch <strong>de</strong>n Schruppstein (o<strong>de</strong>r die Schleifscheibe!)<br />

Meine „schwersten Fälle“, was das Schleifen angeht, sind die Lochbeitel. Das 12 mm breite ist unglaubliche<br />

14mm dick. Das ergibt eine Fasenbreite von etwa 30 mm (zur Definition <strong>de</strong>r Breite: Bild 2). Vielleicht<br />

ist das Eisen etwas überdimensioniert, aber unbestreitbar funktioniert es hervorragend.<br />

Das Schleifen eines solchen Monsters von Hand mit <strong>de</strong>m üblichen 800er o<strong>de</strong>r 1000er Bankstein gibt<br />

Zeit, über Verbesserungsmöglichkeiten nachzu<strong>de</strong>nken. Und man erkennt: Zwar ist – an<strong>de</strong>rs als bei<br />

einem Hobeleisen – beim Stemmen nicht nur die Schnei<strong>de</strong> selbst, son<strong>de</strong>rn auch die dahinterliegen<strong>de</strong><br />

keilförmige Spitze <strong>de</strong>s Eisens am Trennvorgang beteiligt. Das mögen von <strong>de</strong>n 30 mm Fasenbreite die<br />

vor<strong>de</strong>ren 3 o<strong>de</strong>r 5 mm sein, mehr sicher nicht. Der Rest hat keine beson<strong>de</strong>re Funktion, seine Geometrie<br />

und sonstige Beschaffenheit sind belanglos. Und darum braucht man bei <strong>de</strong>r Entfernung <strong>de</strong>s dort angesie<strong>de</strong>lten<br />

Stahles zur Erleichterung <strong>de</strong>s Schärfens (<strong>de</strong>r weit entfernten Schnei<strong>de</strong>) keine Hemmungen zu<br />

haben. Man kann beliebige arbeitssparen<strong>de</strong>, notfalls auch rabiate Metho<strong>de</strong>n einsetzen, solange nicht<br />

irgen<strong>de</strong>ine schädigen<strong>de</strong> Wirkung vorn an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> ankommt.<br />

Hier darf sogar <strong>de</strong>r ansonsten wohlbegrün<strong>de</strong>te Vorbehalt gegen das Schleifen eines Eisens mit einer<br />

trockenlaufen<strong>de</strong>n Schleifscheibe relativiert wer<strong>de</strong>n. Dieses Trockenschleifen ist doch <strong>de</strong>swegen gefährlich,<br />

weil die beim Schleifen <strong>de</strong>r Fase entstehen<strong>de</strong> Wärme ausgerechnet vorn an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> am<br />

schlechtesten abfliessen kann. Genau dort kommt es <strong>de</strong>shalb zur Überhitzung, wie die Anlauffarben<br />

zeigen. Wenn man aber ein Lochbeitel mit sehr breiter Fase nimmt und es (vorsichtig, selbstverständlich!)<br />

mit <strong>de</strong>r Scheibe nur im hinteren Bereich <strong>de</strong>r Fase schleift, also immer mit reichlich Abstand zur<br />

Schnei<strong>de</strong>, dann ist eine Überhitzung <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> sicher vermeidbar. Die verbleiben<strong>de</strong> Fase vorn an<br />

<strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> kann anschließend auf <strong>de</strong>m Bankstein geschliffen wer<strong>de</strong>n wie die eines dünneren Eisens.<br />

Bild 22.1 zeigt das Vorgehen. Statt einer Schleifscheibe kann natürlich auch ein Band- o<strong>de</strong>r Tellerschleifer<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Bild 22: Schruppen einer Hilfsfase<br />

22.1: auf <strong>de</strong>m Schleifbock, 22.2: auf einem (Schrupp-) Bankstein<br />

1 Eisen, 2 geschruppte Hilfsfase, 3 zu schleifen<strong>de</strong>r Fasenrest, 4 Schleifscheibe, 5 Schruppstein<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 27


Ich selbst gehe aber mit meinen Eisen auch dafür nicht an <strong>de</strong>n Schleifbock. Ich setze statt<strong>de</strong>ssen bei<br />

meinen schwierigeren Fällen – das sind neben <strong>de</strong>n Lochbeiteln die ganz dicken unter meinen Hobeleisen<br />

– <strong>de</strong>n Schruppstein ein. Mit <strong>de</strong>m schruppe ich eine Hilfsfase und verkürze so die Fasenlänge, die<br />

dann <strong>de</strong>r Schleifstein noch bewältigen muss (Bild 22.2). Das mache ich nicht je<strong>de</strong>smal, son<strong>de</strong>rn nur von<br />

Zeit zu Zeit: Wenn die zu schleifen<strong>de</strong> Fase nach einigen Schärfvorgängen wie<strong>de</strong>r ärgerlich breit ist, ist<br />

<strong>de</strong>r Schruppstein wie<strong>de</strong>r dran.<br />

Bild 23: 12 mm- Lochbeitel mir geschruppter Hilfsfase<br />

1 geschruppte Hilfsfase 25°, 2 geschliffene Fase 30°, 3 abgezogene Mikrofase 35°<br />

Damit nicht die für gute Funktion wichtige Steifigkeit <strong>de</strong>r dicken Eisen unnötig verringert wird, sollte die<br />

Hilfsfase einen wirklich flachen Winkel zur Fase haben haben. Das sind bei mir wie<strong>de</strong>r die beliebten 5<br />

Grad, genau muss es nicht sein. Bild 23 zeigt ein 12 mm- Lochbeitel mit geschruppter Hilfsfase, geschliffener<br />

Fase und abgezogener Mikrofase.<br />

Naheliegend ist natürlich die Frage: Warum eine zusätzliche Fase, statt die vorhan<strong>de</strong>ne geschliffene<br />

Fase nacheinan<strong>de</strong>r erst mit <strong>de</strong>m Schuppstein und dann mit <strong>de</strong>m Schleifstein zu bearbeiten? Ganz einfach:<br />

Dann müsste ich bei je<strong>de</strong>m Schärfvorgang drei Steine benutzen, das ist mir zu mühsam.<br />

5 Die Spiegelseite: Ein Kapitel für sich<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n beschreibe ich <strong>de</strong>n Umgang mit <strong>de</strong>r ganzflächig planen Spiegelseite, wie sie an allen<br />

europäischen o<strong>de</strong>r amerikanischen Werkzeugen anzutreffen ist. Ein kurzer Hinweis zu <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

traditioneller japanischer Eisen fin<strong>de</strong>t sich in Kap. 2.5.<br />

5.1 Anfor<strong>de</strong>rungen an die Spiegelseite<br />

Von <strong>de</strong>r Spiegelseite interessiert uns <strong>de</strong>r Teil, <strong>de</strong>r aktuell (o<strong>de</strong>r später, wenn das Eisen durch Nachschärfen<br />

kürzer gewor<strong>de</strong>n ist) in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> liegt, also bei einem neuen Eisen die vor<strong>de</strong>ren<br />

zwei o<strong>de</strong>r höchstens drei Zentimeter. Der Zustand dieser Zone entschei<strong>de</strong>t darüber, ob sich ein Eisen<br />

schnell, mühelos und mit gleichmäßig guten Resultaten schärfen lässt!<br />

Bevor die Schnei<strong>de</strong> geschärft wird, muss die Spiegelseite auf je<strong>de</strong>n Fall in einem guten Zustand sein<br />

o<strong>de</strong>r in diesen gebracht wer<strong>de</strong>n. „Gut“ heisst:<br />

Erstens: Auf je<strong>de</strong>n Fall muss die Spiegelseite plan (eben) sein<br />

und zwar bis zur Schnei<strong>de</strong>, einschliesslich <strong>de</strong>r Ecken!<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 28


Warum ist das wichtig?<br />

• Nur eine plane Spiegelseite lässt sich auf <strong>de</strong>m planen Abziehstein problemlos so abziehen, dass<br />

über die ganze Breite bis in die Schnei<strong>de</strong>necken eine entsprechend feine Oberfläche erzeugt wird.<br />

Jetzt kommt selbstverständlich <strong>de</strong>r Einwand: Wenn die Spiegelseite konvex ist und <strong>de</strong>r Abziehstein<br />

dazu passend konkav, geht’s doch auch! Doch, ja, das kann funktionieren. Aber das nächste Mal ist<br />

<strong>de</strong>r Abziehstein noch hohler gewor<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r die Spiegelseite wird in einer an<strong>de</strong>ren Richtung auf <strong>de</strong>n<br />

Stein gelegt, und dann passt es doch wie<strong>de</strong>r nicht. Also: Nur wenn man bei<strong>de</strong> grundsätzlich plan<br />

hält, passt es immer ohne Probleme!<br />

• Nur auf einer planen Spiegelseite sitzt die gera<strong>de</strong> Kante <strong>de</strong>s Spanbrechers bei Hobeleisen fugenlos<br />

auf<br />

• Nur auf einer planen Spiegelseite kann man mit wenigen Strichen auf <strong>de</strong>m (planen!) Abziehstein<br />

eine 2. Fase anbringen, die trotz sehr flachen Winkels und minimaler Breite – was zusammen be<strong>de</strong>utet,<br />

dass kaum mehr als 1/100 mm abgetragen wird – eine einwandfreie Schnei<strong>de</strong> bil<strong>de</strong>t.<br />

Wie erkennt man, ob die Spiegelseite plan ist, und wie plan ist plan genug?<br />

Grobe Planheitsabweichungen sind schon sichtbar, wenn man flach über eine Spiegelseite blickt und<br />

die Reflektionen im Bereich <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> beobachtet. Oft ist dort gera<strong>de</strong> bei pfuschig gefertigten neuen<br />

Eisen eine kräftig abgesunkene Kante nicht zu übersehen. Die muss auf je<strong>de</strong>n Fall beseitigt wer<strong>de</strong>n,<br />

das be<strong>de</strong>utet viel Arbeit!<br />

Für eine genaue Prüfung <strong>de</strong>r Ebenheit von Werkstücken aus Metall gibt es das Lichtspalt- Verfahren,<br />

man setzt ein Haarlineal auf die Fläche und beobachtet das im Kontaktspalt durchtreten<strong>de</strong> Licht. Dieses<br />

Verfahren ist verführerisch einfach, aber man sollte es nicht unterschätzen! Es ist unglaublich empfindlich,<br />

Abweichungen von einigen tausendstel Millimetern wer<strong>de</strong>n schon <strong>de</strong>utlich sichtbar. So enge Toleranzen<br />

muss man an einer Spiegelseite nicht einhalten; auch eine unter <strong>de</strong>m Haarlineal <strong>de</strong>utlich konvex<br />

o<strong>de</strong>r konkav erscheinen<strong>de</strong> Spiegelseite kann völlig in Ordnung sein.<br />

Ich verzichte darum fast immer auf diese Prüfung. Den Aufwand stecke ich lieber in mehr Sorgfalt beim<br />

Schleifen / Abziehen und vor allem beim Abrichten <strong>de</strong>r Steine. Eine ausreichend plane Spiegelseite<br />

erkenne ich daran, dass sie nach wenigen Strichen einen vollständigen Flächenkontakt mit einem frisch<br />

abgerichteten Schleifstein o<strong>de</strong>r Abziehstein hat. Die Beurteilung <strong>de</strong>s Flächenkontaktes ist in Kapitel 5.3<br />

und 5.4 ausführlicher beschrieben.<br />

Man sollte auch nicht vergessen: Ein Hobeleisen wird nach <strong>de</strong>m Schärfen gegebenenfalls mit <strong>de</strong>m elastischen<br />

Spanbrecher zusammengeschraubt und auf je<strong>de</strong>n Fall fest auf das Bett gespannt. Dabei wird<br />

es sich sicher irgendwie verformen. Schon <strong>de</strong>swegen wäre es fragwürdig, extrem hohe Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an die Planheit seiner Spiegelseite zu stellen.<br />

Zweitens: Die Spiegelseite muss eine sehr fein geschliffene, ggf. auch sauber abgezogene Oberfläche<br />

haben.<br />

Wenn an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Spiegelseite aus eine 2. Fase angebracht wer<strong>de</strong>n soll, wie ich es bei<br />

Hobeleisen mache, reicht ein feiner Schliff <strong>de</strong>r Spiegelseite aus. Dazu kann man <strong>de</strong>n 800er o<strong>de</strong>r<br />

1000er Stein, <strong>de</strong>n man auch zum Schärfen benutzt, einsetzen. Abziehen ist nicht erfor<strong>de</strong>rlich! Eine<br />

einmal sorgfältig plangeschliffene Spiegelseite sollte für <strong>de</strong>n Rest <strong>de</strong>r Eisenlebensdauer kein Thema<br />

mehr sein.<br />

An<strong>de</strong>rs bei Stecheisen und an<strong>de</strong>ren Eisen, die eine durchgehend plane Spiegelseite haben: Hier ist die<br />

Spiegelseite Teil <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>. Sie muss darum zumin<strong>de</strong>stens vorn an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> sauber abgezogen<br />

und möglichst frei von Kratzern sein. Wenn sie sehr verkratzt ist, kann es erfor<strong>de</strong>rlich wer<strong>de</strong>n, sie<br />

mit Schleifstein und Abziehstein nachzuarbeiten<br />

5.2 Fehler von Spiegelseiten<br />

Hier erläutert am Beispiel von neuen Eisen. Alte Eisen haben gern noch weitere Fehler, beispielsweise<br />

Rostnarben.<br />

Harmlos: Spiegelseite zu rau<br />

Hobel- und Stecheisen wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Herstellung auf einer Maschine plangeschliffen. Eine solche<br />

Planschleifmaschine wird mit einem Stein mit ziemlich grober Körnung bestückt, sonst wür<strong>de</strong> das<br />

Schleifen lange dauern und entsprechend teuer wer<strong>de</strong>n. Schleifbild und Rauigkeit <strong>de</strong>r Oberfläche sind<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 29


je nach Herstellverfahren sehr unterschiedlich. Meist ist aber eine maschinengeschliffene Spiegelseite<br />

<strong>de</strong>utlich rauer als eine von unserem 800er o<strong>de</strong>r 1000er Bankstein bearbeitete. Wenn sie einwandfrei<br />

plan ist, kann man sie schnell und problemlos von Hand nachschleifen und ggf. auch abziehen. Lei<strong>de</strong>r<br />

zeigt sich meist: Sie ist es nicht.<br />

Stecheisen wer<strong>de</strong>n oft poliert angeboten. Das sieht dann wie verchromt und auf <strong>de</strong>n ersten Blick ganz<br />

eindrucksvoll aus. Die Rauigkeit wird beim Polieren tatsächlich beseitigt. Aber durch <strong>de</strong>n Poliervorgang<br />

wer<strong>de</strong>n die Übergänge von <strong>de</strong>r Spiegelseite zur Schnei<strong>de</strong> und zu <strong>de</strong>n Seitenflächen mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

verrun<strong>de</strong>t. Für optimale Funktion ist aber Scharfkantigkeit erfor<strong>de</strong>rlich, und es kann erfor<strong>de</strong>rlich sein, die<br />

ganze Spiegelseite herunterzuschleifen bis die Verrundung verschwun<strong>de</strong>n ist. Es gibt in Remscheid<br />

einen Hersteller, <strong>de</strong>r bietet seine sehr guten Eisen wahlweise poliert o<strong>de</strong>r „nur“ geschliffen an. Wer poliert<br />

nimmt ist selbst schuld.<br />

Ärgerlicher: Spiegelseite nicht plan<br />

Fast alle Eisen weisen im Neuzustand einen weiteren, viel unangenehmeren Fehler auf: Die maschinengeschliffene<br />

Spiegelseite ist nicht plan genug. Das erkennt man zuverlässig daran, dass <strong>de</strong>r Schleifo<strong>de</strong>r<br />

Abziehstein nicht auf <strong>de</strong>r ganzen Fläche angreift. Der Schärfer, <strong>de</strong>r für das Eisen womöglich sehr<br />

tief in die Tasche gegriffen hat, wun<strong>de</strong>rt sich dann: Kann es <strong>de</strong>nn sein, dass so ein teures Teil geometrisch<br />

nicht perfekt ist? Bestimmt ist mein Stein nicht plan! Ganz ruhig – es kann durchaus das Eisen<br />

sein! Warum auch teure Eisen nur selten wirklich plan sind: Kap. 13.<br />

5.3 Planschleifen <strong>de</strong>r Spiegelseite<br />

Zuerst: Abrichten <strong>de</strong>s Schleifsteines (je<strong>de</strong>smal!)<br />

Wenn eine Spiegelseite plangeschliffen wird, sind die Anfor<strong>de</strong>rungen an die Planheit <strong>de</strong>s Schleifsteines<br />

beson<strong>de</strong>rs hoch. Er muß unbedingt präzise abgerichtet sein.<br />

Der Schleifvorgang<br />

Eine Spiegelseite wird geschliffen, weil sie Mängel aufweist – sie ist krumm, konvex o<strong>de</strong>r konkav, hat<br />

Schä<strong>de</strong>n wie Rostnarben o<strong>de</strong>r tiefe Schrammen. Das Ausschleifen von Schä<strong>de</strong>n erscheint einfach, es<br />

müssen ja nur ein paar hun<strong>de</strong>rtstel Millimeter herunter. Wenn man aber nicht weiss, wie es geht, ist<br />

hinterher die Spiegelseite krumm. Also: Egal warum man die Spiegelseite schleift – am En<strong>de</strong> muss sie<br />

plan sein. Es ist hilfreich, sich mit einem Lineal (am besten aber nicht unbedingt erfor<strong>de</strong>rlich ist ein<br />

Haarlineal) ein Bild zu machen und <strong>de</strong>n Prozess zu überwachen. Man setzt das Lineal längs und quer<br />

auf die Spiegelseite und beobachtet <strong>de</strong>n Lichtspalt. Eine gute Planheit soll beim Schleifen erhalten bleiben,<br />

Abweichungen sollen im Laufe <strong>de</strong>s Schleifens immer kleiner wer<strong>de</strong>n.<br />

Ich lege das Eisen mit <strong>de</strong>r Spiegelseite flach auf <strong>de</strong>n Stein, drücke aber beim Schleifen vorn im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Fase, damit vor allem dort abgetragen wird. Das Eisen wird mit annähernd parallelen Strichen im<br />

Zickzack über <strong>de</strong>n Stein geschoben (Bild 4.2) und dabei <strong>de</strong>ssen Fläche möglichst gleichmäßig genutzt.<br />

Es bil<strong>de</strong>t sich vorn an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> eine plangeschliffene Fläche. Unvermeidlich verliert dabei aber <strong>de</strong>r<br />

Stein früher o<strong>de</strong>r später selbst seine Planheit – meist wird er trotz aller Bemühungen hohl – und kann<br />

dann natürlich auch keine plane Fläche am Eisen mehr erzeugen. Er muss also zwischendurch regelmäßig<br />

überprüft und sobald nötig abgerichtet wer<strong>de</strong>n. Sonst hat die Spiegelseite zwar am En<strong>de</strong> das<br />

gewünschte gleichmäßige Schliffbild, aber sie ist konvex. Folge: Der plane Abziehstein erfasst die Ekken<br />

nicht.<br />

Zur Beschleunigung <strong>de</strong>s Schleifens ist es hilfreich, mit Hilfe eines Holzklotzes, eines provisorischen<br />

Griffes o<strong>de</strong>r eines ähnlichen Hilfsmittels das Eisen mit mehr Kraft auf das Schleifwerkzeug zu drücken.<br />

Aber Vorsicht – ein höherer Kraftangriff am Eisen ergibt immer eine leichte Balligkeit <strong>de</strong>r geschliffenen<br />

Fläche! An<strong>de</strong>rerseits biegen sich dünne Eisen bei Anwendung von viel Kraft merklich durch (die geschliffene<br />

Fläche wird hohl). Für exakten Planschliff sollte also in <strong>de</strong>r letzten Phase <strong>de</strong>s Schleifvorganges<br />

mit wenig Kraft direkt auf <strong>de</strong>s Eisen gedrückt wer<strong>de</strong>n.<br />

Es ist nicht erfor<strong>de</strong>rlich, dass am En<strong>de</strong> die Spiegelseite unter <strong>de</strong>m Haarlineal fehlerfrei erscheint (noch<br />

einmal: Es ist überhaupt nicht erfor<strong>de</strong>rlich, ein Haarlineal zu haben!) Es genügt ein vollständiger Flächenkontakt<br />

mit <strong>de</strong>m frisch abgerichteten Schleifstein. Zur Überprüfung wird nach Neuabrichten <strong>de</strong>s<br />

Schleifsteins die Schleifrichtung (bezogen auf die Kontur <strong>de</strong>s Eisens) geän<strong>de</strong>rt, bespielsweise schäg<br />

nach links statt vorher parallel zu <strong>de</strong>n Längskanten. So wer<strong>de</strong>n die neu geschliffenene Flächenanteile<br />

sichtbar. Wenn schon nach wenigen Schleifstrichen die ersten Zentimeter ab Schnei<strong>de</strong> einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Ecken ein gleichmäßiges Schliffbild zeigen, hat das Eisen einen guten Flächenkontakt zum Stein<br />

und ist ausreichend plan.<br />

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Was, wenn <strong>de</strong>r Schleifstein es nicht schafft?<br />

Der mit einem 800er o<strong>de</strong>r1000er Bankstein erreichbare Abtrag auf einer grossen Fläche an einem harten<br />

Werkstück – hier: <strong>de</strong>r Spiegelseite eines Stecheisens o<strong>de</strong>r Hobeleisens – ist lächerlich gering. Darum<br />

kann man die Spiegelseite nur dann auf <strong>de</strong>m auch zum Schärfen benutzten Stein planschleifen,<br />

wenn es lediglich um die Entfernung einer geringen Unebenheit, kleiner Kratzer o<strong>de</strong>r ganz flacher Narben<br />

geht.<br />

Wenn bei einem krummen o<strong>de</strong>r rostnarbigen Eisen nach einiger Zeit auf <strong>de</strong>m Schleifstein – ich wür<strong>de</strong><br />

die Grenze mal bei einer Stun<strong>de</strong> ziehen – immer noch kein Erfolg abzusehen ist dann ist offenbar <strong>de</strong>r<br />

Schleifstein nicht das richtige Gerät.<br />

Wie kann man das Verfahren beschleunigen?<br />

• Man kann einen gröberen Stein (Schruppstein) vorschalten. Ein guter Schruppstein ist erheblich<br />

schneller als ein Schleifstein. Es gibt Schruppsteine, die sind so weich und nutzen sich so schnell<br />

ab, dass man allergrößte Schwierigkeiten hat, damit eine brauchbare Planfläche zu schleifen. Es<br />

gibt auch härtere, die können das besser.<br />

• Man kann eine Diamant- Schleifplatte benutzen. Die soll sehr schnell abtragen. Aber Vorsicht: Die<br />

Platte selbst muss ausreichend plan sein! Ich habe damit keine Erfahrung, inzwischen aber von Anwen<strong>de</strong>rn<br />

gehört, dass eine solche Diamantplatte unter Umstän<strong>de</strong>n gar nicht schneller arbeitet als ein<br />

guter Schruppstein.<br />

• Man kann ein Blatt Schleifpapier (z.B. 80er) auf eine Glasplatte o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re ebene Unterlage kleben<br />

o<strong>de</strong>r Nassschleifpapier nass darauflegen und darauf schleifen. Das funktioniert nach meiner Erfahrung<br />

recht gut, solange das Papier frisch und scharf ist. Lei<strong>de</strong>r bleibt das nicht lange so… Das Verfahren<br />

tendiert dazu, eine leicht konvexe Fläche zu erzeugen, vermutlich durch die Elastizität <strong>de</strong>s<br />

Papiers und <strong>de</strong>r Klebschicht.<br />

• Man kann die Spiegelseite auch mit einer ganz an<strong>de</strong>ren Metho<strong>de</strong> plan und sauber bekommen: Sie<br />

wird auf auf einer plangefrästen weichen Stahlplatte mit losem Karborundumpulver geläppt. Die anfangs<br />

relativ groben Schleifkörner betten sich in <strong>de</strong>n weichen Stahl ein und greifen <strong>de</strong>n härteren an.<br />

Es wird mit großem Druck gearbeitet. Dadurch zerbröseln die Schleifkörner und wer<strong>de</strong>n immer feiner,<br />

das entspricht einem immer feiner wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Stein. T. Odate 12 beschreibt dieses Verfahren<br />

ausführlich und im Forum wur<strong>de</strong> von mehreren Teilnehmern sehr überzeugend über erfolgreiche<br />

Anwendung auch bei nicht - japanischen Eisen berichtet. Ich selbst habe das noch nie ausprobiert.<br />

5.4 Abziehen <strong>de</strong>r Spiegelseite<br />

Spiegelseiten von Stecheisen und von solchen Hobeleisen, die keine zweite Fase bekommen sollen,<br />

müssen abgezogen wer<strong>de</strong>n. Die abzuziehen<strong>de</strong> Spiegelseite muss plan sein, man kann nicht eine<br />

krumme Spiegelseite auf <strong>de</strong>m Abziehstein plan machen!<br />

Vorher: Abrichten <strong>de</strong>s Abziehsteines (je<strong>de</strong>smal!)<br />

Auch die Anfor<strong>de</strong>rungen an die Planheit und Sauberkeit <strong>de</strong>s Abziehsteines sind jetzt beson<strong>de</strong>rs hoch.<br />

Er muß unbedingt frisch abgerichtet und abgespült sein.<br />

Der Abziehvorgang<br />

Die Spiegelseite muss im entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Bereich, also etwa zwei Zentimeter ab <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>, wirklich<br />

plan und fehlerfrei, also frei von erkennbaren optischen Ungleichmäßigkeiten, sein. Es hat gar keinen<br />

Zweck, zu schummeln, man bestraft sich nur selbst! Wenn die geschliffene Fläche und auch <strong>de</strong>r Abziehstein<br />

bei<strong>de</strong> exakt plan sind, dann (nur dann!) kann die Spiegelseite in akzeptabler Zeit so abgezogen<br />

wer<strong>de</strong>n, dass alle Kratzer vom gröberen Stein verschwun<strong>de</strong>n sind. Ich nehme dafür zuerst einen<br />

relativ harten und aggressiven 6000er Stein, <strong>de</strong>r mir für das Schärfen selbst zu grob ist. Eine spiegeln<strong>de</strong><br />

Oberfläche schafft er nicht, aber er ist schnell. Anschließend mit <strong>de</strong>m polieren<strong>de</strong>n 8000er. Mit <strong>de</strong>m<br />

kann man es dann bis zur perfekten Spiegelfläche treiben, man muss es nicht.<br />

Meist ist es trotz aller Mühe doch nicht so, dass die gesamte geschliffene Fläche vom Abziehstein wirklich<br />

gleichmäßig angegriffen wird. Meist bleibt eine Schnei<strong>de</strong>necke o<strong>de</strong>r bleiben bei<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

zurück. Ursache dafür ist, dass <strong>de</strong>r Schleifstein hohl war (nicht oft genug o<strong>de</strong>r nicht genau genug<br />

abgerichtet wur<strong>de</strong>!). Manchmal ist es dann besser, zum frisch abgerichteten gröberen Stein zurückzukehren.<br />

Ganz falsch ist es, mit großen Druck so lange auf <strong>de</strong>m Abziehstein herumzujuckeln, bis dieser<br />

schließlich ebenso hohl ist wie <strong>de</strong>r Schleifstein und alle Ecken erfasst. Das Problem ist damit nur<br />

12 Toshio Odate: Die Werkzeuge <strong>de</strong>s japanischen Schreiners. Otto Maier Verlag Ravensburg<br />

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verschoben aber nicht beseitigt – beim nächsten Abziehen erfasst <strong>de</strong>r nun neu abgerichtete Abziehstein<br />

wie<strong>de</strong>r nicht die ganze Breite <strong>de</strong>s Eisens. Also: Abziehstein mehrmals zwischendurch abrichten<br />

und Geduld haben. Und wenn nach langen Bemühungen noch ein paar Kratzer vom Schleifstein o<strong>de</strong>r<br />

ein matter Fleck an einer Schnei<strong>de</strong>necke übrig sind: Das ist kein Unglück und darf auch erst einmal so<br />

bleiben. Man kann die Spiegelseite je<strong>de</strong>rzeit weiter verbessern. Wenn man darauf achtet, <strong>de</strong>n Abziehstein<br />

immer gut plan zu halten, wird die Planheit <strong>de</strong>r Spiegelseite mit je<strong>de</strong>m Abziehen besser.<br />

Oft tritt beim Abziehen größerer Flächen auf einem feinen Stein noch ein an<strong>de</strong>res Probleme auf. Der<br />

breiige Abrieb, <strong>de</strong>r bei weichen Steinen in beträchtlichem Umfang entsteht, wird nicht ausreichend abgeführt<br />

o<strong>de</strong>r weggespült, setzt sich zwischen Stein und Eisen, schmiert und behin<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Schleifprozess.<br />

Verbesserung kann eine Nutung bringen: In <strong>de</strong>n Stein wer<strong>de</strong>n Rillen gezogen. Ich mache mit<br />

einem kleinen Winkelschleifer 13 ein Rautenmuster mit ca. 30 mm Maschenweite, 2 bis 3 mm tief. Diese<br />

Nuten führen <strong>de</strong>n Abrieb ab. Mein 6000er greift so viel gleichmäßiger, <strong>de</strong>r Abtrag ist höher. Wichtig ist<br />

die reichliche Zugabe von Wasser. Und <strong>de</strong>r Abtrag wird noch höher, wenn man das Eisen mit großem<br />

Druck und langsam über <strong>de</strong>n Stein zieht. Die genutete Seite eines Abziehsteins ist natürlich nicht mehr<br />

geeignet, die Fase o<strong>de</strong>r gar eine Mikrofase darauf abzuziehen. Also nur eine Seite nuten, die an<strong>de</strong>re<br />

glatt lassen! Der genutete 6000er Abziehstein ist in Bild 8 zu sehen.<br />

13 Hier ist eine normale Trennscheibe <strong>de</strong>r Diamantscheibe vorzuziehen. Sie schnei<strong>de</strong>t relativ breite Rillen mit run<strong>de</strong>m Grund, die<br />

sich nicht so schnell zusetzen.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 32


Kapitel 6 bis 15: Ergänzen<strong>de</strong>s<br />

6 Zur Mikrofase und 2. Fase<br />

6.1: am Stecheisen:<br />

Stecheisen können (und sollten) zur Zeitersparnis mit einer Mikrofase geschärft wer<strong>de</strong>n, nichts spricht<br />

dagegen. Bei sehr schmalen Eisen (weniger als 8mm) ist das Abziehen <strong>de</strong>r Mikrofase zunehmend<br />

schwierig weil die Neigung zum Einschnei<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Stein größer wird. Aber es geht.<br />

Einem Stecheisen mit Mikrofase kann man wenn nötig auch mal einen größeren Keilwinkel geben, ohne<br />

es komplett umzuschleifen. Beispielsweise sind beim Stemmen von Zapfenlöchern in Na<strong>de</strong>lholz<br />

Eisen mit 30° Keilwinkel schnell überfor<strong>de</strong>rt. Dann verpasse ich <strong>de</strong>m Eisen zur vorhan<strong>de</strong>nen geschliffenen<br />

25°- Fase eine 35°- Mikrofase, damit hat es eine or<strong>de</strong>ntliche Standzeit. Hinterher wird wie<strong>de</strong>r auf<br />

30° geschärft, das be<strong>de</strong>utet keinerlei zusätzlichen Aufwand.<br />

Die 2. Fase sollte man bei Stecheisen nicht anbringen. Die bis zur Schnei<strong>de</strong> durchgehend plane Fläche<br />

<strong>de</strong>r Spiegelseite wird als Führung beim Schnei<strong>de</strong>n gebraucht. Eine beidseitig angeschärfte Schnei<strong>de</strong> an<br />

einem Stecheisen wäre ein Schritt zurück in Richtung Faustkeil!<br />

6.2: am Hobel<br />

Der Hobel ist das Werkzeug, in <strong>de</strong>m eine perfekt scharfe Schnei<strong>de</strong> wirklich zur Geltung kommt. Als<br />

anschauliches Beispiel für die so erreichte Schärfe zeigt Bild 24 meinen Flachwinkel - Einhandhobel auf<br />

<strong>de</strong>r Kante eines Fichtenbrettes. Das Eisen hat eine Mikrofase und eine 2. Fase, bei<strong>de</strong> mit einem polieren<strong>de</strong>n<br />

8000er Stein abgezogen. Der Hobel schnei<strong>de</strong>t bei entsprechen<strong>de</strong>r Einstellung allerfeinste Späne<br />

– bis hin zum durchsichtigen 5 – Sekun<strong>de</strong>n - Span (braucht 5 Sekun<strong>de</strong>n, bis er aus <strong>de</strong>r ausgestreckten<br />

Hand auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n angekommen ist). Das hat nur begrenzten praktischen Wert und lässt sich<br />

auch nicht mit je<strong>de</strong>m Holz nachmachen, <strong>de</strong>monstriert aber sehr schön, was ein wirklich gut geschärftes<br />

Eisen kann.<br />

Bild 24: 5 - Sekun<strong>de</strong>n - Span<br />

Bei aller Freu<strong>de</strong> über ein so scharfes Eisen sollte man aber die Frage stellen, ob und wie sich das Verhalten<br />

von Hobeln durch diese (traditionell nicht übliche) Schneidkeilgeometrie än<strong>de</strong>rt. Hier muss man<br />

unterschei<strong>de</strong>n zwischen Hobeln mit „Fase unten“ bei steiler Bettung <strong>de</strong>s Eisens meist unter 45° (das ist<br />

die klassische, bei hölzernen Hobeln einzige Bauweise), und <strong>de</strong>n Flachwinkelhobeln mit Fase oben, bei<br />

<strong>de</strong>nen das Eisen meist unter 12 bis 15° gebettet ist.<br />

Hobel mit Fase unten (Bild 25.1):<br />

Bei diesen Hobeln ist <strong>de</strong>r für das Verhalten wichtige Schnittwinkel δ (Delta, = α+β) normalerweise i<strong>de</strong>ntisch<br />

mit <strong>de</strong>m Bettungswinkel ε (Epsilon). Mit <strong>de</strong>r 2. Fase (2) wird <strong>de</strong>r Schnittwinkel etwas vergrößert.<br />

Das gilt in vielen Fällen als vorteilhaft, es verbessert das Verhalten auf schwierigem Holz (weniger Neigung<br />

zum Einreissen), dafür ist aber <strong>de</strong>r Kraftbedarf geringfügig größer. Ein 50°- Schnittwinkel statt <strong>de</strong>r<br />

üblichen 45° heißt ganz vornehm auch „York Pitch“, und ein renommierter Hersteller eiserner Hobel<br />

bietet dafür einen sehr schönen „high angle frog“ an. Mit einer 2. Fase von 5° hat man es kostenlos in<br />

wenigen Sekun<strong>de</strong>n auch.<br />

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Bild 25: Hobeleisen mit Mikrofase und 2. Fase<br />

25.1: Einbau mit Fase unten, 25.2: Einbau mit Fase oben (Flachwinkelhobel)<br />

1 Mikrofase, abgezogen, 2 2.Fase, abgezogen, 3 Fase, geschliffen, 4 Spiegelseite, geschliffen, 5 Bett, 6 Sohle<br />

<strong>de</strong>s Hobels, 7 Eisen, 8 Spanbrecher<br />

Weil die 2. Fase so schmal ist, verträgt sie sich auch mit einem Spanbrecher (wenn das Hobeleisen<br />

einen hat). Der kann bleiben, wo er immer war (Bild 25.1, rechts, Breite <strong>de</strong>r 2. Fase und Abstand von<br />

<strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> zum Spanbrecher sind übertrieben groß dargestellt).<br />

Hobel mit Fase oben (Bild 25.2): Hier ist <strong>de</strong>r Schnittwinkel δ durch Variation <strong>de</strong>s Winkels an <strong>de</strong>r Fase<br />

grundsätzlich frei wählbar, daran än<strong>de</strong>rt sich durch eine Mikrofase gar nichts. Die 2. Fase ist kritischer:<br />

Ihre Anbringung verkleinert <strong>de</strong>n Freiwinkel α. Um Probleme zu vermei<strong>de</strong>n, bekommen bei mir die Eisen<br />

für Hobel mit <strong>de</strong>m kleinsten und üblichen Bettungswinkel ε = 12° einen Winkel Δβ zwischen Spiegelseite<br />

und 2. Fase von nur 3°, dann bleiben 9° Freiwinkel üblich und das genügt.<br />

6.3 Weitere Vorteile durch die 2. Fase<br />

Bei Hobeln mit Fase oben (Flachwinkelhobeln) schabt das Eisen nicht mehr beim Einbau mit <strong>de</strong>r frischen<br />

Schnei<strong>de</strong> über das gefräste eiserne Bett, was sonst leicht passiert und gleich die ersten Schä<strong>de</strong>n<br />

an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> verursacht.<br />

Bei <strong>de</strong>n Hobeln mit Fase unten (<strong>de</strong>r häufigeren Bauform) kann die beim Schärfen abzutragen<strong>de</strong> Menge<br />

Stahl durch Anwendung <strong>de</strong>r 2. Fase erheblich reduziert wer<strong>de</strong>n! Das soll etwas ausführlicher erläutert<br />

wer<strong>de</strong>n: Der Verschleiss an einer Hobelschnei<strong>de</strong> tritt genauer betrachtet nicht nur in Form einer Verrundung<br />

auf (wie das in Bild 2.2 ange<strong>de</strong>utet ist). Vielmehr gibt es auch einen Flächenverschleiss am<br />

Schneidkeil. Beim Hobeln von Holz überwiegt <strong>de</strong>r Verschleiss auf <strong>de</strong>r Spanfläche, das ist die Fläche<br />

von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r abgetrennte Span nach oben umgeleitet wird und über die er dabei gleitet.<br />

Spanfläche ist beim Eisen ohne 2. Fase die Spiegelseite, und und auf <strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n sich diese<br />

Verschleisspuren in einer wenige Zehntel mm breiten Zone entlang <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>. Bild 26.1 zeigt in sehr<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 34


starker Vergrößerung (Maßstab auf <strong>de</strong>r Zeichnung beachten!) <strong>de</strong>n Schnei<strong>de</strong>nbereich eines solchen<br />

Eisens. Die Verschleisszone (die bei korrektem Schärfen entfernt wer<strong>de</strong>n muss) ist als breite Linie dargestellt.<br />

Bild: 26: Schleifen und Abziehen eines Hobeleisens (Fase unten)<br />

26.1: Eisen mit durchgehend abgezogener Spiegelseite, 26.2: Eisen mit 2. Fase<br />

1 ursprüngliche Schnei<strong>de</strong>, 1’ neue Schnei<strong>de</strong>, 2 Mikrofase, abgezogen, 3 Fase, geschliffen, 4 Spiegelseite, 5 2.<br />

Fase, 6 Verschleisszone, 7 durch Schleifen <strong>de</strong>r Fase abgetragenes Volumen, 8 durch Abziehen <strong>de</strong>r Mikrofase<br />

abgetragenes Volumen, 9 durch Abziehen <strong>de</strong>r 2. Fase abgetragenes Volumen, a Verkürzung beim Schärfen ohne<br />

2. Fase, b Verkürzung mit 2. Fase<br />

Die Verschleisspuren sind schon nach kurzem Gebrauch <strong>de</strong>s Werkzeuges so tief, dass sie durch das<br />

kurze ganzflächige Abziehen <strong>de</strong>r Spiegelseite (bei <strong>de</strong>m keine nennenswerte Schichtdicke abgetragen<br />

wird) nicht entfernt wer<strong>de</strong>n können. Zur sicheren Wie<strong>de</strong>rherstellung einer scha<strong>de</strong>nsfreien Schnei<strong>de</strong><br />

muss <strong>de</strong>shalb das Eisen durch Schleifen <strong>de</strong>r Fase und Abziehen <strong>de</strong>r Mikrofase um soviel verkürzt wer<strong>de</strong>n,<br />

wie die Verschleisszone breit ist ( Bild 26.1, Maß a). Wenn Fasenwinkel und Mikrofasenbreite unverän<strong>de</strong>rt<br />

bleiben, ergeben sich die im Bild markierten Querschnitte, die beim Schleifen <strong>de</strong>r Fase und<br />

beim Abziehen <strong>de</strong>r Mikrofase abgetragen wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

An<strong>de</strong>rs beim Eisen mit 2. Fase (Bild 26.2): Hier hat die 2. Fase die Funktion <strong>de</strong>r Spanfläche, und auf<br />

<strong>de</strong>r 2. Fase befin<strong>de</strong>t sich darum auch die wie<strong>de</strong>r als breite Linie markierte Verschleisszone. Beim<br />

Schärfen wird durch Schleifen <strong>de</strong>r Fase und Abziehen <strong>de</strong>r Mikrofase zunächst nur ein Teil <strong>de</strong>s Schnei<strong>de</strong>nverschleisses<br />

beseitigt. Anschliessend wird die 2. Fase abgezogen. Die ist winzig schmal, und darum<br />

schafft es <strong>de</strong>r Abziehstein mit wenigen Strichen mühelos, die restlichen Verschleissspuren zu entfernen.<br />

Ergebnis: Ebenfalls eine scha<strong>de</strong>nsfreie scharfe Schnei<strong>de</strong>, aber gegenüber <strong>de</strong>m ersten Beispiel ist sowohl<br />

das abzuschleifen<strong>de</strong> Volumen und damit die Schleifarbeit als auch die Verkürzung <strong>de</strong>s Eisens<br />

(Bild 26.1, Maß b) erheblich reduziert.<br />

In <strong>de</strong>r Realität wird es beim freihändigen Schärfen nicht immer genau so aussehen wie hier dargestellt.<br />

Deutlich wird aber: Bei geschicktem Vorgehen kann man durch Anwendung <strong>de</strong>r 2. Fase <strong>de</strong>n Schärfaufwand<br />

<strong>de</strong>utlich verringern und die Lebensdauer <strong>de</strong>s Eisens verlängern!<br />

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7 Ausschleifen von größeren Schä<strong>de</strong>n, Umschleifen<br />

Wenn ein Eisen – schau<strong>de</strong>r - mit <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> voran beispielsweise auf Beton gefallen ist, muss zur<br />

Wie<strong>de</strong>rherstellung an <strong>de</strong>r Fase viel Stahl abgetragen wer<strong>de</strong>n. Dazu ist ein 800er o<strong>de</strong>r 1000er Stein<br />

nicht gut geeignet. Es wür<strong>de</strong> zu lange dauern und <strong>de</strong>r Stein sich auch erheblich abnutzen.<br />

Ich nehme dann meinen Schruppstein. Wenn man keinen hat, nimmt man ein Stück 80er o<strong>de</strong>r sogar<br />

60er Nassschleifpapier. Es wird nass auf eine Glasscheibe o<strong>de</strong>r Fliese gelegt. Das reicht normalerweise,<br />

um es zu verhin<strong>de</strong>rn dass es wegrutscht, wenn man vorsichtig anfängt. Wenn es doch rutscht, kann<br />

man es mit einem Stück Holz und einer Schraubzwinge seitlich festhalten. Auf <strong>de</strong>m Papier schleift man<br />

(nass) wie auf einem Stein. Das Papier ist anfangs sehr scharf, es geht dann noch schneller als auf<br />

einem Schruppstein. Anschließend kann dann mit <strong>de</strong>m üblichen Schleifstein die Genauigkeit verbessert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Entsprechend geht man vor, wenn ein Eisen auf eine an<strong>de</strong>re Geometrie umgeschliffen wer<strong>de</strong>n soll.<br />

8 Wassersteine und Diamantschleifwerkzeuge<br />

8.1 Schleif- und Schruppsteine<br />

Nicht je<strong>de</strong>r harte und raue Stein ist als Schleifstein geeignet, es sind schon ganz spezielle Eigenschaften<br />

gefor<strong>de</strong>rt. Die Oberfläche <strong>de</strong>s Steines muss eine ausgeprägt körnige Struktur haben, und die Körner<br />

sollen scharfkantig sein, ähnlich wie man das auch von Schleifpapier kennt. Die scharfen Kanten<br />

<strong>de</strong>r Körner arbeiten wie kleine Werkzeugschnei<strong>de</strong>n, zwar mehr schabend als schnei<strong>de</strong>nd, aber sie tragen<br />

tatsächlich winzig kleine Späne von <strong>de</strong>r Metalloberfläche ab. Für diese Späne muss Raum zwischen<br />

<strong>de</strong>n Körnern sein, man sagt: <strong>de</strong>r Stein soll „offen“ sein. Wenn Körner stumpf gewor<strong>de</strong>n sind,<br />

wachsen die Schneidkräfte an wie an je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren stumpfen Schnei<strong>de</strong>, und dann sollen diese stumpfen<br />

Körner herausbrechen und neue, scharfe freilegen. Dadurch bleibt ein guter und in richtiger Weise<br />

benutzter Schleifstein im Gebrauch scharf, hierin unterschei<strong>de</strong>t er sich vom Schleifpapier. Das erklärt<br />

aber auch, warum ein Schleifstein sich im Gebrauch abnutzt und so zunehmend von seiner Ausgangsgeometrie<br />

(bei einem Bankstein: exakte Planfläche) entfernt.<br />

Wichtig für <strong>de</strong>n Schleifvorgang ist <strong>de</strong>r Abtransport <strong>de</strong>r abgetragenen Metallspäne und <strong>de</strong>r verbrauchten<br />

Schleifkörner, damit <strong>de</strong>r Schleifstein sich nicht „zusetzt“. Bei <strong>de</strong>r rotieren<strong>de</strong>n Schleifscheibe hilft die<br />

Fliehkraft - beim Bankstein nur ein regelmäßiges Abspülen: trocken geht es gar nicht, und je nasser<br />

<strong>de</strong>sto besser.<br />

Die Schleifstoffkörner müssen selbstverständlich härter sein als <strong>de</strong>r zu schleifen<strong>de</strong> Werkstoff. Bei natürlichen<br />

Schleifsteinen sind es beispielsweise (in Sandsteinen) Quarzkörner, bei <strong>de</strong>n künstlich hergestellten<br />

Korund (Al2O3), Siliziumcarbid o<strong>de</strong>r „Carborundum“ (SiC) o<strong>de</strong>r Zirkonoxid (ZrO). Die Körner wer<strong>de</strong>n<br />

von einer „Bindung“ gehalten. Das ist beim Sandstein ein toniger o<strong>de</strong>r kieseliger Bestandteil, bei künstlichen<br />

Steinen eine keramische Struktur, ein Kunstharz o<strong>de</strong>r Ähnliches. Ein „weicher“ Stein hat eine<br />

weiche Bindung (nicht etwa weiche Körner!), setzt daher schnell neue scharfe Körner frei und greift so<br />

auch harte Werkstoffe beson<strong>de</strong>rs gut an, nutzt sich aber auch schnell ab. Entsprechend häufig muss er<br />

abgerichtet wer<strong>de</strong>n. Ein härterer Stein bleibt länger plan. Wenn er aber zu hart ist, hält er die stumpfen<br />

Körner zu lange fest und ist dann bald selbst stumpf. Ein Aufrauen, beispielsweise mit grobem Schleifpapier,<br />

hilft auch nur vorübergehend. Wenn ein solcher Stein mal runterfällt, ist es nicht wirklich scha<strong>de</strong><br />

drum....<br />

Das Verhalten eines Schleifsteines kann je nach zu schleifen<strong>de</strong>m Werkstoff unterschiedlich sein: Es<br />

gibt beispielsweise Steine, die unlegierte Kohlenstoffstähle gut schleifen aber bei höher legierten zum<br />

Zusetzen neigen.<br />

Mit groben Steine (mit großen Körnern) erreicht man eine höhere „Abtragsleistung“ (= abgetragenes<br />

Volumen pro Zeit) als mit feineren. Grobe Steine hinterlassen aber auch eine rauere Oberfläche.<br />

Die Feinheit eines Schleifsteines ist <strong>de</strong>finiert durch die Maschenzahl von Drahtsieben, durch die man<br />

die Körner sortiert (bei feinen Körnungen arbeitet man aber nicht mehr wirklich mit Sieben). Körnung<br />

200 heißt: 200 Maschen pro Zoll, Körnung 1000: 1000 Maschen pro Zoll. Je größer die Zahl, <strong>de</strong>sto feiner<br />

ist also das Schleifkorn und <strong>de</strong>r Stein. Bei natürlichen Steinen wird oft angegeben, welcher technischen<br />

Körnung etwa ihr Verhalten entspricht.<br />

Ein i<strong>de</strong>aler Stein ist homogen (also mit gleichmäßiger Korngröße ohne gröbere Körner die tiefere Kratzer<br />

erzeugen), aggressiv (greift <strong>de</strong>n Stahl gut an) und nutzt sich selbst nur langsam ab.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 36


Schleifsteine:<br />

Der Schleifstein wird zum regelmäßigen manuellen Nachschärfen <strong>de</strong>r Werkzeuge benutzt. Normalerweise<br />

wird ein Stein mit einer Körnung zwischen 800 und 1200 gewählt. Der arbeitet schnell genug,<br />

trägt also in akzeptabler Zeit die nötige Menge Stahl ab. Ein gröberer Stein wäre zwar noch schneller,<br />

aber das Abziehen <strong>de</strong>r raueren Fläche, die er hinterlässt, wür<strong>de</strong> länger dauern.<br />

Schruppsteine:<br />

Ein Schruppstein ist einfach ein Schleifstein mit gröberem Korn (etwa 100 bis 300) und entsprechend<br />

höherer Abtragsleistung. Er wird vor <strong>de</strong>m Schleifstein eingesetzt, beispielsweise um die Geometrie zu<br />

än<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r größere Schä<strong>de</strong>n zu beseitigen.<br />

8.2 Abziehsteine<br />

„Abziehsteine“ haben meist Körnungen zwischen 3000 und 12000. Am häufigsten wer<strong>de</strong>n wohl 6000er<br />

Steine eingesetzt, mein Standard- Abziehstein ist ein 8000er.<br />

Der Abziehstein ist das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schärfwerkzeug. Er allein erzeugt die Schnei<strong>de</strong>! Das Ziel <strong>de</strong>s<br />

Abziehens muss es sein, dass die Flächen, von <strong>de</strong>nen die Schnei<strong>de</strong> gebil<strong>de</strong>t wird, dort (ganz vorn an<br />

an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>) fehlerfrei feinstbearbeitet sind. Zur Beurteilung benutze ich eine 10- fach vergrößern<strong>de</strong><br />

Lupe. Wenn die Flächen damit betrachtet weitgehend riefenfrei poliert erscheinen, ist <strong>de</strong>r optimale<br />

Zustand erreicht. Den muss man nicht immer haben, aber ein Abziehstein, mit <strong>de</strong>m man Werkzeuge für<br />

feine Arbeiten schärft, sollte ihn erreichen können. Die meisten können es lei<strong>de</strong>r nicht.<br />

Abziehsteine sind sehr empfindliche, fast möchte man sagen: launische Dinger. Dazu passt auch, dass<br />

sie recht kostspielig sind. Abziehsteine können natürlichen Ursprungs o<strong>de</strong>r technisch hergestellt sein.<br />

Natürliche Abziehsteine hoher Qualität sind geologische Raritäten, sie waren früher unverzichtbar für<br />

viele Gewerbe und entsprechend bekannt und teuer. Das in Europa wohl bekannteste Beispiel ist <strong>de</strong>r<br />

Belgische Brocken (sehr feine Granatkristalle in Tonschiefer gebun<strong>de</strong>n). Heute wird <strong>de</strong>r Markt von synthetischen<br />

Steinen dominiert, auch infolge weitgehen<strong>de</strong>r Erschöpfung <strong>de</strong>r natürlichen Vorkommen.<br />

Es gibt Abziehsteine, die verhalten sich - abgesehen von ihrem feineren Korn - wie ein Schleifstein. Das<br />

heißt: Die Schärfe <strong>de</strong>s Steines bleibt durch Herauslösen stumpfer Körner während <strong>de</strong>r Benutzung erhalten.<br />

Die damit abgezogene Oberfläche hat die typische Riefenstruktur einer geschliffenen, nur sind<br />

die Riefen viel feiner.<br />

Es gibt aber auch Steine, die sind ganz an<strong>de</strong>rs. Sie verän<strong>de</strong>rn sich während <strong>de</strong>s Abziehvorganges.<br />

Man sieht es schon daran, dass <strong>de</strong>r (nach <strong>de</strong>m Abrichten gleichmäßig gefärbte, meist helle) Stein sich<br />

verfärbt: An <strong>de</strong>n benutzten Stellen wird er dunkler. Die Verfärbung lässt sich nicht mit Wasser abspülen,<br />

das zeigt an, dass sich Abrieb (Metallabrieb, Reste zerriebener Schleifkörner) fest in <strong>de</strong>n Stein einlagert.<br />

Der Stein ist nicht mehr „offen“, bei einem Schleifstein wäre das ein Mangel! Er bil<strong>de</strong>t eine dunkle,<br />

glatte bis speckige Oberflächenschicht und wird dabei an seiner Oberfläche viel feiner als es seiner<br />

Körnung entspricht. So kann er bei einer zuletzt gegen Null gehen<strong>de</strong>n Abtragsleistung eine wirklich<br />

spiegelblanke und auch unter <strong>de</strong>r Lupe kratzerfreie Oberfläche erzeugen. Man sagt: Der Stein poliert.<br />

Nur ein solcher polieren<strong>de</strong>r Stein kann eine makellose Spiegelfläche erzeugen. Ich habe bei einem<br />

Vergleich erlebt, dass ein polieren<strong>de</strong>r 8000er eine noch perfektere Mikrofase erzeugte als ein nicht so<br />

gut polieren<strong>de</strong>r Stein <strong>de</strong>ssen Körnung mit 30000 (dreißigtausend!) angegeben war.<br />

Um abzutragen, beispielsweise zur Beseitigung etwas tieferer Kratzer auf <strong>de</strong>r Spiegelseite, ist das Polieren<br />

selbstverständlich nicht günstig. Für diese Zwecke benutze ich einen agressiven, nicht polieren<strong>de</strong>n<br />

6000er und gehe erst zuletzt mit <strong>de</strong>m polieren<strong>de</strong>n 8000er drüber.<br />

Die Frage, ob ein Stein poliert o<strong>de</strong>r nicht, ist nicht immer einfach zu beantworten. Es gibt Steine, die<br />

polieren immer und sehr schnell, an<strong>de</strong>re erst nach einiger Zeit o<strong>de</strong>r nur unter bestimmten Bedingungen,<br />

z. B. bei niedrigem Flächendruck o<strong>de</strong>r auf sehr hartem Stahl o<strong>de</strong>r bei Zugabe von nur wenig Wasser.<br />

Das Abziehen mit einem polieren<strong>de</strong>n Stein ist ein Balanceakt: Man fängt normalerweise mit <strong>de</strong>m frisch<br />

abgerichteten Stein an. Der beseitigt die Rauigkeit, die <strong>de</strong>r Schleifstein hinterlassen hat, und mit einsetzen<strong>de</strong>m<br />

Poliervorgang wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Stein und die bearbeitete Fläche immer feiner. Ist <strong>de</strong>r Abziehstein<br />

schon anfangs nicht aggressiv genug, gelingt die Beseitigung <strong>de</strong>r Schleifrauigkeit gar nicht o<strong>de</strong>r nicht in<br />

akzeptabler Zeit. Ist er zu aggressiv (auch das gibt es!) wird eine Mikrofase, bis sie dann poliert ist,<br />

unnötig breit, ein nochmaliges Nachschärfen nur mit <strong>de</strong>m Abziehstein schwieriger. In <strong>de</strong>m Falle kommt<br />

man besser hin, wenn <strong>de</strong>r Stein schon bei Beginn <strong>de</strong>s Abziehens etwas zugesetzt ist, man richtet <strong>de</strong>n<br />

Stein also nicht vollständig ab (die Verfärbung wird nicht ganz beseitigt) o<strong>de</strong>r zieht vorab die Spiegelsei-<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 37


te drüber. Man muss es ausprobieren. Mit einem neuen Stein kann es erfor<strong>de</strong>rlich wer<strong>de</strong>n, dass man<br />

seine Gewohnheiten überprüft und ggf. anpasst.<br />

Der Einsatz eines polieren<strong>de</strong>n Abziehsteines ist ohne Zweifel eine große Hilfe, wenn man mit begrenztem<br />

Aufwand – und das bezieht sich sowohl auf <strong>de</strong>n Zeitbedarf als auch auf die Anzahl unterschiedlicher<br />

Steine - zu perfekten Schnei<strong>de</strong>n kommen will.<br />

Noch einige Anmerkungen zu Abziehsteinen:<br />

• Ein wichtiges Kriterium für einen Abziehstein ist die Härte im Sinne <strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rstan<strong>de</strong>s gegen Abnutzung,<br />

also Hohlwer<strong>de</strong>n im Gebrauch, und Einschnei<strong>de</strong>n beim Abziehen <strong>de</strong>r Mikrofase. Sehr weiche<br />

Abziehsteine sind für die Herstellung von Mikrofasen unbrauchbar.<br />

• Bei manchen japanische Abziehsteinen wird ein „Nagurastein“ mitgeliefert, mit <strong>de</strong>m gezielt ein Abrieb<br />

auf <strong>de</strong>m Stein erzeugt wird, dieser Schlamm soll dann ein mil<strong>de</strong>res, feineres Abziehen bewirken.<br />

Ich habe das ausprobiert aber es überzeugte mich nicht, ein Stein <strong>de</strong>r poliert (s. o.) ist meiner<br />

Meinung nach besser.<br />

8.3 Behandlung und Aufbewahrung von Wassersteinen<br />

Viele Wassersteine sind porös. Damit sie bei <strong>de</strong>r Benutzung an ihrer Oberfläche so nass sind wie sie<br />

sein sollen, müssen sie vorher einige Minuten in Wasser getränkt wer<strong>de</strong>. An<strong>de</strong>re sind wasserundurchlässig,<br />

es genügt, unmittelbar vor Benutzung ewas Wasser draufzuspritzen. Ich hatte jahrelang die Angewohnheit,<br />

alle Steine die ich regelmäßig benutzte einfach in Wasser stehend aufzubewahren. Den<br />

Steinen war es offenbar egal. Inzwischen habe ich aber auch Steine, die es übelnehmen, längere Zeit<br />

im Wasser zu bleiben; mir scheint dass die Oberfläche aufquillt und dadurch weich wird. Diese Steine<br />

bewahre ich trocken auf (nähere Hinweise in Kap. 8.5).<br />

Dass Steine nicht in nassem Zustand <strong>de</strong>m Frost ausgesetzt wer<strong>de</strong>n dürfen, ist selbstverständlich.<br />

Im Aufbewahrungsbehälter sollte wirklich klares Wasser sein, ohne Zusatz von Spülmittel. Wenn es<br />

trotz<strong>de</strong>m einmal faulig riecht: einfach wechseln.<br />

Viele Steine arbeiten so, wie man sie kauft, noch nicht optimal. Künstliche Steine wer<strong>de</strong>n in einer Form<br />

gebacken und haben eine Oberflächenschicht die erst mal weg muss bevor <strong>de</strong>r Stein sich so verhält<br />

wie er soll. Erster Schritt also: Abrichten!.<br />

Der hohe Preis guter Abziehsteine macht ihr En<strong>de</strong> schmerzlich. Der Stein wird immer dünner, irgendwann<br />

bricht er und es ist vorbei. Er lässt sich fast vollständig nutzen, in<strong>de</strong>m er rechtzeitig auf eine Trägerplatte<br />

geklebt wird. Ich klebe mit 2- Komponenten (Epoxydharz-) Kleber auf ein genau passend zugeschnittenes<br />

Fliesenstück. Wer das zu mühsam fin<strong>de</strong>t, möge mal ausrechnen, was die beim finalen<br />

Bruch verlorenen 4 o<strong>de</strong>r 5 mm gekostet haben (Dreisatz).<br />

8.4 Diamantschleifwerkzeuge<br />

Diamanten sind die härtesten Schleifkörner, sie greifen auch extrem harte Stähle, Hartmetalle, Keramik<br />

und ähnliche Werkstoffe mühelos an. Beim maschinellen Schleifen von Stahl mit hohen Schnittgeschwindigkeiten<br />

können Diamantschleifmittel nicht eingesetzt wer<strong>de</strong>n – bei <strong>de</strong>n dort auftreten<strong>de</strong>n hohen<br />

Temperaturen beginnt <strong>de</strong>r Diamant (= Kohlenstoff) sich im Eisen zu lösen und verschleisst dann sehr<br />

schnell. Beim Schleifen von Hand besteht dieses Problem nicht, darum kann Stahl durchaus mit Diamantfeilen<br />

o<strong>de</strong>r – platten bearbeitet wer<strong>de</strong>n. Wegen <strong>de</strong>r großen Wi<strong>de</strong>rstandsfähigkeit und <strong>de</strong>s hohen<br />

Preises von Diamanten wer<strong>de</strong>n sie nicht in einer weichen Bindung gehalten. Vielmehr sind sie als dünner<br />

Belag fest und dauerhaft eingebettet, z. B. in einer Nickelschicht. Das heißt aber auch: Wenn <strong>de</strong>rartige<br />

Diamant- Schleifmittel irgendwann (ähnlich wie Schleifpapier, aber nach entsprechend längerer<br />

Zeit) stumpf sind, ist es vorbei, ein Wie<strong>de</strong>rherrichten ist nicht möglich.<br />

Ich selbst benutze zum Schärfen keine Diamant- Schleifwerkzeuge. Anwen<strong>de</strong>r berichten sehr Unterschiedliches<br />

über die Gebrauchsdauer. Anscheinend gibt es große Qualitätsunterschie<strong>de</strong>, und offenbar<br />

sind, ebenso wie an<strong>de</strong>re Schleifmittel, auch Diamanten nicht für alle Zwecke gleich gut geeignet. Als<br />

Schmucksteine mögen Diamanten unvergänglich sein, als Schleifmittel sind sie es nicht.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 38


8.5 Meine Steine (Stand: März 2008)<br />

Hier sind nur Steine aufgeführt, die ich in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren über längere Zeit benutzt habe,<br />

nicht solche, die nur mal getestet wur<strong>de</strong>n und dann wie<strong>de</strong>r verschwan<strong>de</strong>n. Darum sind es auch wenige,<br />

<strong>de</strong>nn ich brauche eigentlich nicht mehr als einen Schruppstein, einen Schleifstein, einen gröberen und<br />

einen feineren (polieren<strong>de</strong>n) Abziehstein. Bisher habe ich es vermie<strong>de</strong>n, Fabrikate von Steinen und<br />

meine konkreten Erfahrungen mit ihnen zu nennen. Wenn Ich das jetzt aber tue, ist es mir wichtig darauf<br />

hinzuweisen, dass<br />

• ich selbstverständlich keinen Überblick über <strong>de</strong>n Markt habe; gut möglich dass es Steine gibt die<br />

besser sind, die ich aber nicht kenne.<br />

• meine Erfahrungen ziemlich zufällig sind und sich auf <strong>de</strong>n individuellen Stein beziehen, <strong>de</strong>n ich längere<br />

Zeit benutzt habe - än<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Hersteller das Rezept, stimmt nichts mehr!<br />

• ich keine systematischen Untersuchungen betrieben, son<strong>de</strong>rn die Steine zum Schärfen meiner<br />

Werkzeuge benutzt habe. Mit <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>, die hier beschrieben ist. Und dafür waren und sind diese<br />

Steine offenbar gut geeignet.<br />

• ich die gleichen Steine für alle meine Eisen verwen<strong>de</strong>, das heißt: Alle Eisen, ob aus A2 o<strong>de</strong>r Kohlenstoffstahl<br />

o<strong>de</strong>r einer an<strong>de</strong>ren Stahlsorte, wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m gleichen Stein geschliffen und mit <strong>de</strong>m<br />

gleichen Stein abgezogen, da mache ich keine Unterschie<strong>de</strong>.<br />

Meine Schruppsteine:<br />

• Sun Tiger 240 (türkis). Den habe ich in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren benutzt, von <strong>de</strong>n ehemals 50 mm<br />

Dicke sind jetzt noch etwa 10 übrig. Eigentlich ein guter, angenehm schleifen<strong>de</strong>r Stein. Sein großer<br />

Nachteil ist aber, dass er sich sehr schnell abnutzt, er produziert viel Schlamm und man muss ihn oft<br />

abrichten. Aufbewahrung in Wasser möglich und empfehlenswert (er ist sehr porös).<br />

• Shapton Professional Serie 120 (weiss). Wird <strong>de</strong>n Sun Tiger ablösen. Der Stein ist sehr hart, nutzt<br />

sich darum sehr wenig ab und ist trotz<strong>de</strong>m recht aggressiv, man muss aber mit viel Kraft arbeiten.<br />

Vor allem wegen <strong>de</strong>r guten Formbeständigkeit zu empfehlen. Ich bewahre ihn trocken auf; er ist<br />

nicht porös, es genügt darum, ihn vor Benutzung kurz in Wasser zu tauchen.<br />

Meine Schleifsteine:<br />

• King 800 (rotbraun). Mein Standard- Schleifstein in <strong>de</strong>n letzten Jahren, nun schon sehr dünn. Ein<br />

sehr angenehmer Stein, auch relativ preiswert. In <strong>de</strong>r Abtragsleistung ist er <strong>de</strong>m anschließend genannten<br />

Shapton <strong>de</strong>utlich überlegen! Sein gravieren<strong>de</strong>r Nachteil: Er nutzt sich relativ stark ab; um<br />

beispielsweise eine Spiegelseite einwandfrei zu schleifen muss man ihn mehrfach zwischendurch<br />

abrichten. Kann und sollte auch in Wasser aufbewahrt wer<strong>de</strong>n (ist porös).<br />

• Shapton Professional Serie 1000 (blassgelb). Bei mir seit einiger Zeit neben <strong>de</strong>m King im Gebrauch,<br />

wird ihn ablösen. Ein wirklich hervorragen<strong>de</strong>r Stein. Sehr hart und formbeständig, trotz<strong>de</strong>m mit<br />

brauchbarer Abtragsleistung. Einem Freihandschleifer zeigt er gna<strong>de</strong>nlos die Fehler auf: Weil auf<br />

<strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>s Steines kaum Abrieb (Schlamm) ist, wird je<strong>de</strong> kleine Winkelabweichung sofort<br />

als neue Fläche sichtbar. Die Fase sieht darum meist nicht so hübsch aus wie eine auf <strong>de</strong>m King<br />

geschliffene. Nicht porös. Nimmt Aufbewahrung in Wasser übel (bil<strong>de</strong>t dann eine weiche Oberflächenschicht).<br />

Meine Abziehsteine:<br />

• Naniwa 8000 (gelb). Seit Jahren mein Abziehstein. Als ich ihn erwarb, wur<strong>de</strong> er merkwürdigerweise<br />

als Cerax- Stein verkauft (wenn man darauf achtet, erkennt man aber das Krebszeichen <strong>de</strong>s Herstellers<br />

Naniwa). Dieser Stein scheint mir für mich und meine Schärfmetho<strong>de</strong> i<strong>de</strong>al, bisher habe ich keinen<br />

besseren gefun<strong>de</strong>n. Er ist ausreichend hart und erzeugt mit wenig Zeitaufwand perfekt polierte<br />

Mikrofasen und Spiegelseiten, Er ist schon sehr dünn und darum auf eine Fliese geklebt, ein gleichartiger<br />

neuer liegt bereit. Kann problemlos in Wasser aufbewahrt wer<strong>de</strong>n.<br />

• Norton 8000 (gelb). Den habe ich eine Zeitlang neben <strong>de</strong>m Naniwa benutzt und dann, weil ich <strong>de</strong>n<br />

Naniwa doch besser fand, weggegeben. Er ist bemerkenswert: Ziemlich hart, im frisch abgerichteten<br />

Zustand erstaunlich aggressiv und doch zuverlässig polierend. Er erreicht aber nicht ganz die Politur<br />

<strong>de</strong>s 8000er Naniwa. Wenn man auf die verzichten mag, ist er sehr empfehlenswert.<br />

• Cerax 6000 (dunkelgelb). Diesen Stein benutze ich seit Jahren, wenn ich mehr abtragen will als<br />

mein polieren<strong>de</strong>r 8000er schafft, beispielsweise beim Entfernen von Kratzern auf Spiegelseiten (die<br />

dann anschließend mit <strong>de</strong>m feineren Stein gefinished wer<strong>de</strong>n). Er ist hart, aggressiv und poliert<br />

nicht. Ein sehr guter Abziehstein fürs Gröbere. Nicht in Wasser aufbewahren, quillt auf!<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 39


Wer wissen will, ob ich zu einem speziellen Stein eine Meinung habe, kann mich dazu direkt fragen.<br />

Sollte mir jemand einen Stein zum Testen schicken wollen: Mach ich nach vorheriger Absprache gern!<br />

Und er bekommt ihn auch zurück wenn er will.<br />

9 Planhalten von Schleif- und Abziehsteinen<br />

9.1 Die 3- Klinker- Metho<strong>de</strong><br />

Zum Abrichten von Schleif- und Abziehsteinen benutze ich – die I<strong>de</strong>e verdanke ich Christof Hartge –<br />

Pflasterklinker, also hart gebrannte Ziegelsteine, Abmessungen beispielsweise: 24 x 12 x 5 cm. Die<br />

gibts im Baustoffhan<strong>de</strong>l, und sie haben <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs erfreulichen Vorteil, extrem kostengünstig zu<br />

sein, verglichen mit <strong>de</strong>m was man sonst so braucht. Es hat einige Rückmeldungen gegeben, wonach<br />

sich Pflasterklinker als sehr ungleichmäßig in <strong>de</strong>r Qualität erwiesen, teilweise waren sie zu weich und<br />

nutzten sich sich selbst sehr schnell ab.Unter <strong>de</strong>r Bezeichnung „Kanalklinker“ ist eine beson<strong>de</strong>rs hochwertige<br />

und robuste Qualität zu fin<strong>de</strong>n. Allerdings – umsonst gibt es nichts: Ich habe Kanalklinker erlebt,<br />

die so hart waren (viel härter als meine ersten Pflasterklinker, die ich immer noch benutze) dass das<br />

Planschleifen wirklich sehr mühsam wur<strong>de</strong>. Weil sie durch diese Härte später im Gebrauch besser plan<br />

bleiben, lohnt sich die Mühe. Die Klinker halten übrigens sehr lange, viel länger als die Wassersteine<br />

selbst. Beson<strong>de</strong>rs vorteilhaft ist, dass sie sehr schonend mit <strong>de</strong>n Schleif- und Abrichtsteinen umgehen,<br />

die man auf ihnen abrichtet. Wahrscheinlich sind auch an<strong>de</strong>re natürliche o<strong>de</strong>r künstliche Steine in gleicher<br />

Weise verwendbar, aber ich habe es nie ausprobiert.<br />

Weil die Schleif- und Abziehsteine durch Reiben auf <strong>de</strong>n Klinkern abgerichtet wer<strong>de</strong>n sollen, müssen<br />

die Klinker selbst exakt plan gemacht wer<strong>de</strong>n. Das dafür angewen<strong>de</strong>te Verfahren erfor<strong>de</strong>rt drei Stück<br />

(auch wenn man eigentlich nur ein o<strong>de</strong>r zwei Klinker braucht). Wenn möglich sucht man sich mit draufgehaltenem<br />

Lineal Exemplare aus, die schon eine weitestgehend plane Fläche haben. Die Klinker wer<strong>de</strong>n<br />

auf dieser besseren Seite mit Nuten (Rillen) versehen: Ein diagonales Rautenmuster mit ca. 40 mm<br />

Weite, etwa 5 mm tief. Dazu benutze ich einen Einhandwinkelschleifer. Außer<strong>de</strong>m kennzeichne ich die<br />

Steine mit auf bei<strong>de</strong>n Seiten eingeschliffenen Rillen: I, II, III und markiere bei je<strong>de</strong>m Stein auf <strong>de</strong>r ungenuteten<br />

Rückseite eine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n kurzen Seiten mit einer Kerbe.<br />

Als Schleifmittel für das Planmachen <strong>de</strong>r Klinker verwen<strong>de</strong> ich Mischkorund Körnung 80. Das ist ein<br />

billiges recyceltes Material, als Strahlmittel gebräuchlich; lei<strong>de</strong>r konnte ich es nur im 25 kg- Sack bekommen….<br />

Meine ersten Versuche habe ich mit Quarzsand gemacht, das geht auch, dauert aber viel<br />

länger.<br />

Es ist arbeitssparend, die Klinker zunächst auf einem geeigneten planen Stein (z.B. Beton- Gehwegplatte,<br />

Granitfliese) grob vorzubearbeiten: Schleifmittel drauf, Wasser dazu, und dann hin- und herschieben,<br />

dabei kräftig andrücken. Eine solche Bearbeitung mit losem Korn bezeichnet man als „Läppen“.<br />

Man erhält so an <strong>de</strong>n Klinkern Flächen, die schon or<strong>de</strong>ntlich plan aussehen. Wie plan sie wirklich<br />

sind, das ist Glückssache. Beispielsweise wer<strong>de</strong>n die Klinker, wenn sie auf einer leicht konkaven (hohlen)<br />

Platte geläppt wer<strong>de</strong>n, entsprechend konvex, da kann man dann nichts machen.<br />

Um zuverlässig wirklich exakte Planflächen herzustellen wen<strong>de</strong> ich sinngemäß ein Verfahren an, mit<br />

<strong>de</strong>m sogar optische Planflächen höchster Güte von Hand hergestellt wer<strong>de</strong>n können. Das Verblüffen<strong>de</strong><br />

daran: Egal wie krumm die Flächen anfangs sind – mit dieser Metho<strong>de</strong> und etwas Geduld erhält man<br />

sehr schnell drei präzise Planflächen, und <strong>de</strong>ren Präzision ist je<strong>de</strong>rzeit wie<strong>de</strong>r herstellbar!<br />

So entstehen die Planflächen:<br />

Ein Läppvorgang bewirkt, dass die bei<strong>de</strong>n gegeneinan<strong>de</strong>r geläppten Flächen sich aneinan<strong>de</strong>r anpassen.<br />

Vorstehen<strong>de</strong> Ecken und Flächenteile wer<strong>de</strong>n angegriffen, und <strong>de</strong>r Flächenkontakt zwischen <strong>de</strong>n<br />

Teilen wird immer besser.<br />

Wenn man zwei plattenförmige Teile mit wechseln<strong>de</strong>r Richtung <strong>de</strong>r Läppbewegung aufeinan<strong>de</strong>r einläppt<br />

und das eine immer oben, das an<strong>de</strong>re immer unten liegen lässt, entstehen unweigerlich zwei flache<br />

Kugelschalen. Dabei wird das obenliegen<strong>de</strong> Teil konkav (es hängt unvermeidlich zeitweilig seitlich<br />

etwas über und wird dann mehr mittig angegriffen), das untere Teil entsprechend konvex.<br />

Wenn man dagegen drei Flächen gegeneinan<strong>de</strong>r läppt und zyklisch tauscht, wobei sie auch abwechselnd<br />

oben und unten liegen, können sich keine Kugelschalen bil<strong>de</strong>n. Weil nämlich drei Flächen nur<br />

dann in beliebiger Kombination und Richtung zusammenpassen, wenn alle drei plan sind, streben sie<br />

mit <strong>de</strong>m Fortgang <strong>de</strong>s Läppens ganz zwangsläufig einer immer exakteren Planform zu.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 40


Der Tauschzyklus zum Erzeugen von Planflächen ist einfach: Der unten liegen<strong>de</strong> Klinker wird zyklisch<br />

gewechselt:<br />

unten: 1 2 3 1 2 3 usw<br />

Darauf wer<strong>de</strong>n die jeweils im Zyklus folgen<strong>de</strong>n geläppt, also:<br />

Auf 1 erst 2, dann 3 Auf 2 erst 3, dann 1 Auf 3 erst 1, dann 2 usw<br />

Damit ergibt sich die Reihenfolge: 2 auf 1, 3 auf 1, 3 auf 2, 1 auf 2, 1 auf 3, 2 auf 3, 2 auf 1, 3 auf 1 usw.<br />

Diese Reihenfolge ist wirklich genau einzuhalten, es reicht nicht, dass alle „gleich oft drankommen“!<br />

Und: nicht so lange weitermachen, bis die jeweilige Paarung sich perfekt ineinan<strong>de</strong>r eingepasst hat,<br />

son<strong>de</strong>rn ganz stur nach immer etwa <strong>de</strong>r gleichen Zeit wechseln. Diese Zeit ist anfangs etwa 1 bis 2<br />

Minuten, später kürzer.<br />

Der obenliegen<strong>de</strong> Klinker wird mit bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n gefasst und kräftig bewegt und dabei auf <strong>de</strong>n unteren<br />

gedrückt. Mehr Kraft anzuwen<strong>de</strong>n, hilft und beschleunigt <strong>de</strong>n Vorgang, man braucht da nicht zimperlich<br />

zu sein. Ich bewege <strong>de</strong>n Stein meist in Längsrichtung, zeitweise mittig, dann rechts und links leicht<br />

überhängend, auch mal diagonal o<strong>de</strong>r quer und in kleinen Kreisen drehend (wie die Platte eines<br />

Schwingschleifers). Die Bewegung soll unregelmäßig sein!<br />

Ich empfehle nicht mehr, <strong>de</strong>n oberen Stein ab und zu um 180° um die Hochachse zu drehen. Vielmehr<br />

sollte während <strong>de</strong>s ganzen Vorganges immer die gleiche Seite <strong>de</strong>r Steine <strong>de</strong>m Schleifer zugewen<strong>de</strong>t<br />

sein. Um das kontrollieren zu können, haben die Steine auf <strong>de</strong>r Rückseite eine Kerbe.<br />

Immer, wenn das Rauschen aufhört, kommt frisches Schleifmittel zwischen die Steine; nicht als Haufen<br />

in <strong>de</strong>r Mitte, son<strong>de</strong>rn eine kleine Menge gut verteilt. Außer<strong>de</strong>m genug Wasser, um mit Abrieb und<br />

Schleifkörnern einen dünnen Brei zu bil<strong>de</strong>n. Wenn <strong>de</strong>m Wasser etwas Spülmittel zugesetzt ist, bil<strong>de</strong>t<br />

sich in <strong>de</strong>n Rillen Schaum <strong>de</strong>r das Schleifmittel in Bewegung hält, <strong>de</strong>r Abtrag ist dann beson<strong>de</strong>rs weich<br />

und gleichmäßig.<br />

Sehr unebene Klinker poltern anfangs aufeinan<strong>de</strong>r, das verschwin<strong>de</strong>t bald. Im weiteren Verlauf wird<br />

regelmäßig geprüft, wie uneben die Flächen noch sind. Das geschieht nach <strong>de</strong>r Lichtspaltmetho<strong>de</strong>. Ich<br />

benutze dafür ein Lineal, das einmal die Zunge eines guten rostfreien Anschlagwinkels war. Es ist relativ<br />

steif, 1,5 mm dick bei einer Länge von 250 mm.<br />

Das Lineal wird gera<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n gut trockengewischten Stein gesetzt (senkrecht auf die Fläche) und das<br />

Ganze vor eine Lampe gehalten. Wo Licht durchtritt, ist ein Spalt und also <strong>de</strong>r Stein nicht plan. Geprüft<br />

wird in Längsrichtung <strong>de</strong>s Steines und quer.<br />

Ein echtes „Haarlineal“, das für die Lichtspaltmetho<strong>de</strong> gedacht und i<strong>de</strong>al für Präzisionsprüfungen ist,<br />

sollte man hier nicht einsetzen. Es wür<strong>de</strong> durch Benutzung auf einem Stein verdorben und die mit ihm<br />

erreichbare Genauigkeit ist hier nun doch nicht erfor<strong>de</strong>rlich. Ganz ungeeignet zum Prüfen mit Lichtspalt<br />

sind die 0,5 mm dünnen flexiblen Stahllineale.<br />

Wenn die Unebenheit nur noch ganz wenige Zehntel Millimeter beträgt, sollten <strong>de</strong>r Hub <strong>de</strong>r Schleifbewegung<br />

bzw. <strong>de</strong>r Durchmesser <strong>de</strong>r kreisförmigen Bewegung kleiner wer<strong>de</strong>n, nur noch etwa 2 bis 3 cm.<br />

Das Schleifmittel wird dann auch nur noch in ganz kleinen Mengen aufgegeben. Wichtig ist auch, gegen<br />

En<strong>de</strong> die Klinker in immer kürzerer Zeit (und weiterhin in <strong>de</strong>r angegebenen zyklischen Reihenfolge) zu<br />

wechseln. Ich mache zuletzt nur noch kleine kreisen<strong>de</strong> Bewegungen: 20 Kreise, Klinker wechseln und<br />

wenig Schleifmittel aufgeben, wie<strong>de</strong>r 20 Kreise usw. Die letzten Zyklen ohne Zugabe neuen Schleifmittels,<br />

um die Rauigkeit <strong>de</strong>r Steine zu verringern. Tut man das nicht, dann ist <strong>de</strong>r frisch hergerichtete<br />

Klinker sehr rau und greift anfangs vor allem weiche Abziehsteine, die man darauf abrichten will, heftig<br />

an.<br />

Beim Nacharbeiten <strong>de</strong>r Klinker nach Hohlwer<strong>de</strong>n im Gebrauch wen<strong>de</strong> ich nur die kleinen Kreisbewegungen<br />

an, das reicht und führt schnell zum Ziel.<br />

Fertig ist man, wenn auf allen drei Klinkern keine Unebenheit mehr erkennbar ist. Vor <strong>de</strong>r Benutzung<br />

zum Abrichten von Schleif- und Abziehstein reinige ich die Klinker noch einmal sorgfältig, in<strong>de</strong>m ich mit<br />

einer Bürste unter fließen<strong>de</strong>m Wasser auch die Rillen säubere. Verschleppte Korundkörner auf <strong>de</strong>m<br />

Abziehstein sind nicht wirklich eine Freu<strong>de</strong>.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 41


9.2 Abrichten von Schleifsteinen, Abziehsteinen und Schruppsteinen auf <strong>de</strong>m Klinker<br />

Einen sehr stark <strong>de</strong>formierten Stein sollte man zuerst auf Nassschleifpapier, mit Korund auf Betonplatte<br />

o<strong>de</strong>r ähnlich grob abrichten, bevor man auf <strong>de</strong>n Klinker geht. Wenn er dann erst einmal plan ist, dauert<br />

sein normales, regelmäßiges Abrichten auf <strong>de</strong>m Klinker (vor je<strong>de</strong>r Benutzung!) nur wenige Sekun<strong>de</strong>n.<br />

Der Schleifstein wird auf <strong>de</strong>m Klinker abgerichtet, in<strong>de</strong>m man ihn mit leichtem Druck darüberzieht. Dabei<br />

wird kein Schleifmittel zugegeben! Wenn <strong>de</strong>r Stein <strong>de</strong>utlich <strong>de</strong>formiert ist, spürt man wie er an <strong>de</strong>n<br />

Nuten <strong>de</strong>s Klinkers hängenbleibt. Das verschwin<strong>de</strong>t schnell, man fühlt die besser wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Anpassung<br />

an die Planfläche <strong>de</strong>s Klinkers.<br />

Auch <strong>de</strong>r Abziehstein wird vor je<strong>de</strong>m Gebrauch abgezogen. Bei hellen Abziehsteinen, auf <strong>de</strong>nen durch<br />

Gebrauch dunklere Spuren entstehen, kann man an <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>s Steines sofort sehen, wie gut<br />

<strong>de</strong>r Flächenkontakt zum Klinker ist. Wenn die Verfärbung nach wenigen Strichen auf <strong>de</strong>m planen Abrichtstein<br />

verschwun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r gleichmäßig aufgehellt ist, dann ist <strong>de</strong>r Abziehstein auch plan.<br />

Schleif- und Abziehstein wer<strong>de</strong>n grundsätzlich auf <strong>de</strong>m gleichen Klinker abgerichtet. Dann erhalten<br />

bei<strong>de</strong> ten<strong>de</strong>nziell die gleiche Form: plan o<strong>de</strong>r – wenn <strong>de</strong>r Klinker selbst nicht mehr perfekt plan sein<br />

sollte – eine winzige Winzigkeit konvex o<strong>de</strong>r konkav. So ist gewährleistet, dass eine geschliffene Fläche<br />

sich immer ohne beson<strong>de</strong>re Probleme abziehen lässt.<br />

Probleme mit <strong>de</strong>r Verschleppung gröberer Körner vom Schleifstein auf <strong>de</strong>n Abziehstein habe ich bei<br />

dieser gemeinsamen Nutzung nicht. Ich achte aber auch darauf, <strong>de</strong>n Abziehstein nach <strong>de</strong>m Abrichten<br />

immer - beson<strong>de</strong>rs sorgfältig aber, bevor ich eine Spiegelseite abziehe! - sauberzuspülen.<br />

Der Abrichtstein (Klinker) bleibt nicht automatisch gera<strong>de</strong>. Er ist normalerweise größer als die Steine,<br />

die man auf ihm abrichtet. Wenn man gedankenlos vor allem seine Mitte benutzt, wird er hohl (konkav).<br />

Dem versuche ich entgegenzuwirken, in<strong>de</strong>m ich die hochstehen<strong>de</strong>n En<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r abzurichten<strong>de</strong>n Schleifund<br />

Abziehsteine (die nach Gebrauch immer hohl sind!) anfangs gezielt auf <strong>de</strong>n Ecken <strong>de</strong>s Abrichtsteines<br />

reibe, und anschließend die Fläche egalisiere in<strong>de</strong>m ich <strong>de</strong>n Stein in großen Ellipsen über <strong>de</strong>n<br />

Klinker bewege. So kann ich <strong>de</strong>n Abrichtstein gut plan halten; wenn ich es aber übertreibe, wird er wellig<br />

o<strong>de</strong>r sogar konvex! Auf je<strong>de</strong>n Fall muss ab und zu überprüft wer<strong>de</strong>n, ob er noch plan genug ist.<br />

Ein nicht mehr planer Abrichtstein wird gegen einen frischen ausgetauscht. Wenn alle drei nicht mehr<br />

plan genug sind, wer<strong>de</strong>n sie wie<strong>de</strong>r aufeinan<strong>de</strong>r plangeläppt - kein Problem, ist in höchstens einer Viertelstun<strong>de</strong><br />

erledigt.<br />

Für das Abrichten <strong>de</strong>s Schruppsteines benutze ich einen zweiten Klinker. Der Schruppstein greift diesen<br />

Klinker ziemlich stark an, es ist darum nicht immer gewährleistet, dass <strong>de</strong>r wirklich gut plan ist; das<br />

muss er für <strong>de</strong>n Schruppstein aber auch nicht sein. Vor allem kann ich so ganz sicher sein, dass keine<br />

groben Körner <strong>de</strong>s Schruppsteines durch <strong>de</strong>n Abrichtvorgang auf <strong>de</strong>m Abziehstein lan<strong>de</strong>n.<br />

9.3 An<strong>de</strong>re Metho<strong>de</strong>n, Schleifstein und Abziehstein plan zu halten:<br />

Das Abrichten ist absolut notwendig. Es müssen aber nicht Klinker sein - es geht auch an<strong>de</strong>rs:<br />

• Reiben von Schleif- und Abziehstein aufeinan<strong>de</strong>r (wer einen Kombinationsstein benutzt, hat diese<br />

Möglichkeit nicht, aber das ist kein Verlust).So habe ich auch mal angefangen. Zwei hohle (konkave)<br />

Steine wer<strong>de</strong>n dabei zwar ebener als sie vorher waren. Aber sie sind am En<strong>de</strong> ten<strong>de</strong>nziell das<br />

genaue Komplement voneinan<strong>de</strong>r: Ist <strong>de</strong>r eine noch leicht kokav, dann ist <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re entsprechend<br />

konvex. Das ist genau das, was man nicht brauchen kann, außer<strong>de</strong>m frisst das Verfahren <strong>de</strong>n kostspieligen<br />

Abziehstein auf.<br />

• Abrichten <strong>de</strong>r Steine auf Nassschleifpapier. Das Papier (mittlere Körnung) wird nass auf eine<br />

ebene Fläche, z. B. dickes Glas, gelegt, und <strong>de</strong>r Stein nass darauf abgerichtet. So bekommt man<br />

einwandfrei plane Steine. Ich habe auch so abgerichtet, bevor ich auf die Klinker kam. Wichtig ist,<br />

<strong>de</strong>n Abziehstein nach <strong>de</strong>m Abrichten gründlich zu säubern, um Kratzer durch verschleppte gröbere<br />

Körner zu vermei<strong>de</strong>n. Weil man hier, an<strong>de</strong>rs als bei <strong>de</strong>n genuteten Klinkern, <strong>de</strong>n Flächenkontakt<br />

nicht fühlen kann, trägt man meistens beim Abrichten zu viel von <strong>de</strong>n teuren Steinen ab. Ihre Lebensdauer<br />

verringert sich entsprechend, und auch das Schleifpapier ist nicht kostenlos und liegt<br />

gern im Weg. Der ganz große Vorteil ist aber die immer perfekt plane Abrichtfläche. Wer sich Klinker<br />

o<strong>de</strong>r ähnliche Hilfsmitteln nicht antun mag, <strong>de</strong>m empfehle ich dieses Verfahren.<br />

• Abrichten auf einem Keramikblock. Es wer<strong>de</strong>n große genutete Hartkeramikblöcke angeboten, auf<br />

<strong>de</strong>nen sich Schleif- und Abrichtstein abrichten lassen. Damit habe ich keine Erfahrung. Ich bin aber<br />

ganz sicher, dass ein solcher Block irgendwann nicht mehr exakt plan ist. Und was dann?<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 42


• Abrichten auf Diamantplatten. Hört sich verführerisch einfach an. Teuer sind die Dinger, <strong>de</strong>nn es<br />

müssen ja die großen Platten sein, min<strong>de</strong>stens so groß wie Schleif- und Abziehstein, und perfekt<br />

plan müssen sie sein, also wohl nicht die preiswerteren auf Blech. Ich habe es nie probiert, warum<br />

auch.<br />

10 Sauberkeit am Schärfplatz<br />

Schärfen mit Wassersteinen ist eine recht schmutzige Angelegenheit, ja. Es gibt dabei aber eine Fläche,<br />

<strong>de</strong>ren Sauberkeit wirklich wichtig ist – das ist <strong>de</strong>r Abziehstein. Man sollte sich beson<strong>de</strong>re Mühe<br />

geben, ein Verschleppen gröberer Körner auf <strong>de</strong>n Abziehstein (darauf und nur darauf kommt es an!) so<br />

unwahrscheinlich wie nur möglich zu machen. Beispielsweise:<br />

• Schleif- und Abziehstein mit Abstand voneinan<strong>de</strong>r aufbewahren. Auf keinen Fall dürfen bei<strong>de</strong> aufeinan<strong>de</strong>r<br />

o<strong>de</strong>r im gemeinsamen Schlamm liegen!<br />

• Den Abziehstein nach <strong>de</strong>m Abrichten (dabei kommt er mit gröberem Korn in Berührung) immer sorgfältig<br />

abspülen! Dafür habe ich neben <strong>de</strong>m Aufbewahrungsbehälter für die Steine einen zweiten, <strong>de</strong>r<br />

mit klarem Wasser gefüllt ist (Bild 10) und in <strong>de</strong>m ich auch die abzuziehen<strong>de</strong>n Werkzeuge säubere.<br />

• Den Abziehstein niemals umdrehen und seine zweite Seite benutzen, ohne diese vorher abzurichten<br />

und abzuspülen. Er hat auf einer Fläche gelegen, die wahrscheinlich mit gröberen Körnern verschmutzt<br />

ist.<br />

• Unbedingt alle Maschinen, die grobe Körner in <strong>de</strong>n Raum schleu<strong>de</strong>rn, aus <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Schärfplatzes<br />

verbannen. Das ist vor allem <strong>de</strong>r Schleifbock, aber auch Band-, Tellerschleifer und Ähnliche.<br />

11 Wie lange dauert das Schärfen?<br />

Der Zeitaufwand für das Schärfen hängt einerseits davon ab, welche Perfektion man anstrebt, an<strong>de</strong>rerseits<br />

davon, wie geschickt man vorgeht. Da das Schärfen <strong>de</strong>r Eisen nicht Selbstzweck ist, son<strong>de</strong>rn eine<br />

Unterbrechung <strong>de</strong>ssen, was man eigentlich will, nämlich <strong>de</strong>r Arbeit mit <strong>de</strong>m Holz, möchte man es<br />

schnell erledigen. Für die Herstellung einer Schnei<strong>de</strong>nqualität, die ich für optimal halte, mit meinen<br />

Schärfwerkzeugen und mit <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>, die ich hier beschreibe, brauche ich:<br />

• Für das Schleifen und Abziehen eines normal stumpf gewor<strong>de</strong>nen (Kirschen-) Stecheisens mittlerer<br />

Breite mit Mikrofase: ungefähr 2 Minuten<br />

• Für ein 50 mm- Hobeleisen (Veritas, etwa 3,2 mm dick, mit Mikrofase und 2. Fase, Schnei<strong>de</strong> bogenförmig<br />

korrigiert, geschruppte Hilfsfase vorhan<strong>de</strong>n): 3 bis 4 Minuten.<br />

Der Hinweis auf die Art und Herkunft <strong>de</strong>r Eisen soll sagen: Für ein sehr dickes und breites und womöglich<br />

auch noch extrem hartes Stecheisen braucht man mehr Zeit. Für ein entsprechen<strong>de</strong>s Hobeleisen<br />

auch. Und länger dauert es natürlich auch, wenn Schä<strong>de</strong>n ausgeschliffen wer<strong>de</strong>n müssen o<strong>de</strong>r wenn<br />

es um ein Vorzeigestück geht wie <strong>de</strong>n 5- Sekun<strong>de</strong>n- Span (Bild 7).<br />

12 Maschinen zum Schärfen<br />

Mit <strong>de</strong>m Begriff „Schleifmaschine“ wer<strong>de</strong>n ganz unterschiedliche Dinge bezeichnet. In <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen<br />

Fertigungstechnik zur Metallbearbeitung eingesetzte Schleifmaschinen sind hochpräzise, kostspielig<br />

und schwer. Schon eine ganz kleine Flachschleifmaschine wiegt einige hun<strong>de</strong>rt Kilogramm. Damit sind<br />

die Schleifmaschinen, die Holzwerkern zum Schärfen ihrer Werkzeuge angeboten wer<strong>de</strong>n, absolut nicht<br />

zu vergleichen. Sie sind von allereinfachster Machart - bequem durch motorischen Antrieb aber keineswegs<br />

beson<strong>de</strong>rs präzise! Man kann diese Maschinen wie es Bild 28 zeigt in drei Gruppen einteilen:<br />

• Maschinen für Umfangsschliff<br />

• Maschinen für Stirnschliff o<strong>de</strong>r Topfschliff<br />

• Bandschleifmaschinen<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 43


Bild 27: Funktionsprinzipien verschie<strong>de</strong>ner<br />

Schärfmaschinen<br />

27.1: Umfangsschliff, 27.2: Stirn (Topf-)schliff,<br />

27.3: Bandschliff<br />

1 zylindrische Schleifscheibe, 2 Topfscheibe, 3 Schleifband<br />

Bild 27.1 zeigt das übliche Schleifen am Umfang einer zylindrischen Schleifscheibe(Umfangsschliff).<br />

Das zu schärfen<strong>de</strong> Werkzeug wird mit <strong>de</strong>r Fase im richtigen Winkel gegen die Scheibe gedrückt. Es<br />

entsteht ein Hohlschliff. Ein Planschleifen <strong>de</strong>r Spiegelseite ist nur behelfsmäßig und ungenau möglich<br />

auf <strong>de</strong>r seitlichen Stirnfläche <strong>de</strong>r Scheibe.<br />

Beim Topf- o<strong>de</strong>r Stirnschliff (Bild 27.2) wird auf <strong>de</strong>r planen Stirnseite <strong>de</strong>r Scheibe geschliffen. So ist<br />

eine exakt plane Fase herstellbar. Prinzipiell wäre so auch eine Spiegelseite planschleifbar, da aber das<br />

Eisen nicht exakt geführt wer<strong>de</strong>n kann, ist ein wirklich präziser Planschliff nicht möglich. In ähnlicher<br />

Weise funktionieren Maschinen, die Schleifblätter auf einer Planscheibe einsetzen.<br />

Es gibt auch Schleifmaschinen zum Schärfen, die mit einem Schleifband arbeiten (Bild 27.3). Die ebene<br />

Führungsplatte <strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s macht es möglich, die Fase korrekt plan zu schleifen.<br />

Alle drei Maschinentypen können nur präzise arbeiten wenn das zu schleifen<strong>de</strong> Werkstück entsprechend<br />

präzise geführt wird, daran mangelt es oft. Schleifscheiben sollten sauber zylindrisch bzw plan<br />

abgerichtet sein, dann (aber eben nur dann) arbeiten sie genauer als Schleifbän<strong>de</strong>r.<br />

Die für das Schärfen von Hobel- und Stecheisen am wenigsten geeignete aller Schleifmaschinen ist<br />

lei<strong>de</strong>r die am meisten verbreitete: <strong>de</strong>r mit hoher Drehzahl und ohne Kühlung laufen<strong>de</strong> Doppelschleifer<br />

o<strong>de</strong>r „Schleifbock“, <strong>de</strong>ssen beschei<strong>de</strong>nere Exemplare einem im Baumarkt nachgeschmissen wer<strong>de</strong>n.<br />

Er arbeitet nach <strong>de</strong>m in Bild 27.1 gezeigten Prinzip (Umfangsschliff). Der durch <strong>de</strong>n meist kleinen<br />

Scheibendurchmesser sehr ausgeprägte Hohlschliff ist unzweckmäßig, die geschliffene Fläche viel zu<br />

grob, und durch <strong>de</strong>n schlecht kontrollierbaren hohen Abtrag wer<strong>de</strong>n die Werkzeuge buchstäblich aufgefressen.<br />

Vor allem aber:<br />

Beim Trockenschleifen mit <strong>de</strong>r Maschine besteht die Gefahr, dass die Eisen beim Schleifen <strong>de</strong>r Fase<br />

vorn an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> überhitzt und damit geschädigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 44


Die Überhitzungsgefahr besteht auch an Band- o<strong>de</strong>r Tellerschleifern, und sie ist am größten, wenn<br />

Stein o<strong>de</strong>r Schleifband /- papier stumpf sind! Dass die Eisen thermisch so empfindlich sind, liegt am<br />

Stahl. Hobel- und Stecheisen sind meist aus unlegiertem o<strong>de</strong>r schwach legiertem Werkzeugstahl 14 .<br />

Dieser Stahl eignet sich sehr gut für <strong>de</strong>rartige Werkzeuge. Seine Schwäche: Er verliert seine Härte<br />

schon bei relativ niedrigen Temperaturen. Thermisch unempfindlicher ist <strong>de</strong>r sogenannte Schnellstahl<br />

(HSS), aus <strong>de</strong>m beispielsweise Wen<strong>de</strong>lbohrer zur Metallbearbeitung gefertigt wer<strong>de</strong>n. Die dürfen trokken<br />

geschliffen wer<strong>de</strong>n.<br />

Trockenschleifen auch thermisch empfindlicher Eisen ist nicht grundsätzlich unmöglich. Es gibt Trokkenschleifmaschinen,<br />

die mit speziellen Führungen für Hobel- und Stecheisen ausgerüstet sind und so<br />

ein behutsames und präzises Schleifen ermöglichen. Aber es ist und bleibt riskant. Schon lange bevor<br />

die bekannten gelben bis blauen Anlauffarben erscheinen, kann <strong>de</strong>r Stahl geschädigt sein. Man weiss<br />

also nie: Hat das Eisen nun einen mitgekriegt o<strong>de</strong>r nicht? Ich selbst gehe darum mit meinen feinen<br />

Werkzeugen niemals an meinen Schleifbock.<br />

Zum risikolosen maschinellen Schleifen von Holzbearbeitungs- Handwerkzeugen gibt es Nassschleifmaschinen<br />

verschie<strong>de</strong>ner Hersteller und natürlich auch die alten Sandsteine im Trog mit einer Kurbel<br />

dran. Die schnelle und wirklich problemlose Herstellung einer perfekten Schnei<strong>de</strong> können diese Maschinen<br />

aber auch nicht nicht bieten. Unmöglich können sie mit einer Schleifscheibe, die „was schafft“,<br />

also in kurzer Zeit Schä<strong>de</strong>n und Verschleiss an <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> wegschleift, auch eine optimale Schärfe<br />

erzeugen. Das Abziehen als folgen<strong>de</strong>r Arbeitsgang ist immer erfor<strong>de</strong>rlich. Es gibt Maschinen, die mit<br />

einer zweiten feineren Scheibe (o<strong>de</strong>r feineren Schleifblättern / -bän<strong>de</strong>rn) auch zum Abziehen eingerichtet<br />

sind; anschließen<strong>de</strong>s Abziehen von Hand ist ebenso möglich.<br />

13 Warumm so krumm?<br />

Die Präzision mo<strong>de</strong>rner Schleifmaschinen garantiert keineswegs, dass ein so simpel erscheinen<strong>de</strong>s<br />

Ding wie ein Hobel- o<strong>de</strong>r Stecheisen mit einwandfrei planer Spiegelseite hergestellt wird. Ein Blick auf<br />

<strong>de</strong>n Produktionsablauf zeigt warum:<br />

Die stählernen Eisen wer<strong>de</strong>n beim Hersteller vor <strong>de</strong>m Schleifen „vergütet“. Das heißt: Sie wer<strong>de</strong>n zuerst<br />

gehärtet – dazu wird das Eisen auf etwa 900 °C (Rotglut) erwärmt und dann (meist in Öl) abgeschreckt.<br />

Es entsteht das sehr harte und sprö<strong>de</strong> Härtegefüge Martensit, dabei nimmt das Werkstoffvolumen<br />

geringfügig zu. Diese Volumenzunahme ist nicht gleichmäßig, das bewirkt innere Spannungen<br />

und Verzug <strong>de</strong>s gehärteten Werkstückes. Der zweite Schritt <strong>de</strong>s Vergütens ist das Anlassen. Das Eisen<br />

wird längere Zeit auf etwa 300°C gehalten, dabei wer<strong>de</strong>n Härte, Sprödigkeit und innere Spannungen<br />

wie<strong>de</strong>r etwas vermin<strong>de</strong>rt. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wärmebehandlung ist es trotz<strong>de</strong>m fast unvermeidbar, dass die<br />

Eisen etwas krumm sind. Härteverzug heißt das, und <strong>de</strong>r Spruch dazu ist: „Was nicht krumm ist, ist<br />

auch nicht hart!“. Nach <strong>de</strong>m Vergüten wird geschliffen. Meist auf Planschleifmaschinen, dabei müssen<br />

die Eisen fest eingespannt wer<strong>de</strong>n. Dünne flache Teile wie Hobeleisen hält man magnetisch. Wenn das<br />

krumme Eisen mit großer Kraft auf die plane Magnetspannplatte gezogen wird, <strong>de</strong>formiert es sich. Die<br />

Maschine schleift mühelos eine wirklich perfekt plane Fläche. Dann wird <strong>de</strong>r Haltemagnet abgeschaltet.<br />

Was passiert? Das Eisen springt annähernd in seine Ursprungsform zurück und die geschliffene Fläche<br />

ist wie<strong>de</strong>r (etwas) krumm. Nicht, dass es unmöglich wäre, die Eisen maschinell exakt plan zu schleifen<br />

– Aufwand und Kosten wären aber <strong>de</strong>utlich größer. So überlässt man es <strong>de</strong>m Anwen<strong>de</strong>r, das Eisen in<br />

einen wirklich guten Zustand zu bringen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs anfällig für das Krummwer<strong>de</strong>n sind dünne, lange Eisen. Dickere und kürzere Eisen sind<br />

meist besser plan.<br />

Ein bekannter kanadischer Hersteller ist 2007 dazu übergegangen, die Spiegelseiten seiner Hobeleisen<br />

zu läppen. Dabei wird das Eisen schwimmend, d.h. ohne feste Einspannung und nur mit einem Gewicht<br />

belastet, auf einerSpiral- o<strong>de</strong>r Zykloi<strong>de</strong>nbahn über eine gusseiserne Planscheibe bewegt. Dazwischen<br />

wird eine Läppflüssigkeit (Öl mit Schleifmittel) gegeben. So wer<strong>de</strong>n Planflächen von beson<strong>de</strong>rs hoher<br />

Genauigkeit hergestellt. Geläppte Flächen erkennt man daran, dass sie matt sind ohne die typische<br />

Struktur paralleler Riefen die beim Schleifen entsteht (Bild 28).<br />

14 Friedrich Kollenrott: Stahl für Holz- Handwerkzeuge. Im <strong>Schärfprojekt</strong> (woodworking.<strong>de</strong>)<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 45


Bild 28: Schabhobeleisen (fabrikneu)<br />

1 Spiegelseite, geläppt 2 Rückseite, geschliffen (auf Flachschleifmaschine mit Topfscheibe)<br />

Ist eine geläppte Spiegelseite besser als eine geschliffene? Im Prinzip eigentlich nicht, aber sie ist im<br />

Normalfall wirklich perfekt plan – bei geschliffenen ist das eher die Ausnahme. Aber auch an <strong>de</strong>r geläppten<br />

Spiegelseite entsteht beim Schärfen ein Grat und auch die geläppte Spiegelseite verkratzt im<br />

Gebrauch. Das Läppen kann also das anfängliche Herrichten <strong>de</strong>r Spiegelseite überflüssig machen,<br />

nicht aber das Abziehen als Arbeitsgang beim Schärfen!<br />

Ein beson<strong>de</strong>res Ärgernis ist die abgesunkene Kante, wobei die Rän<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r geschliffenen Fläche etwas<br />

tiefer liegen als <strong>de</strong>r Rest. Dieser Fehler ist typisch für Eisen, die sehr kostengünstig unter Inkaufnahme<br />

von schlechterer Qualität mit einer Kontaktschleifmaschine plangeschliffen wur<strong>de</strong>n (eine spezielle<br />

Bandschleifmaschine für die Metallbearbeitung, mit elastischen Kontaktwalzen). Der Versuch, ein solches<br />

Eisen von Hand plan zu schleifen, kann sehr frustrierend sein. Um das Eisen überhaupt schärfen<br />

zu können, muss die Verrundung im Bereich <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong> vollständig weggeschliffen wer<strong>de</strong>n! Ich habe<br />

in einem krassen Fall aufgegeben und das Teil in <strong>de</strong>n Schrott getan.<br />

14 Vorsicht, Falle: Müll!<br />

Ganz vorn im 1. Kapitel habe ich erläutert, dass Stecheisen und Hobeleisen geschärft wer<strong>de</strong>n müssen,<br />

um gebrauchsfertig zu sein. Das ist so. Es erschiene logisch, daraus zu schließen: Wenn ich ein Werkzeug<br />

or<strong>de</strong>ntlich geschärft habe, dann ist es auch auf je<strong>de</strong>n Fall brauchbar. Das ist aber nicht so.<br />

Was Stecheisen angeht: Das sind ganz einfache, handgeführte Werkzeuge. Wenn ein Stecheisen or<strong>de</strong>ntlich<br />

geschärft wur<strong>de</strong>, dann ist es benutzbar. Vielleicht ist es unhandlich, vielleicht hält es die Schärfe<br />

nicht lange. Aber benutzen kann man es, ganz sicher.<br />

An<strong>de</strong>rs bei Hobeln. Die sind komplizierter, und darum garantiert ein gut geschärftes Hobeleisen keineswegs,<br />

dass <strong>de</strong>r Hobel dann auch gut funktioniert. Das Eisen kann falsch eingestellt sein, die Sohle<br />

krumm, <strong>de</strong>r Sitz <strong>de</strong>s Eisens wackelig, <strong>de</strong>r Spanbrecher (wenn vorhan<strong>de</strong>n) falsch sitzend o<strong>de</strong>r nicht<br />

sauber abschließend - da gibt es Vieles.<br />

Natürlich ist das auch eine Qualitäts- und damit Kostenfrage. Es gibt sehr teure Hobel, die wirklich so<br />

wie man sie kauft schon or<strong>de</strong>ntlich funktionieren, sogar brauchbar geschärft sind sie (brauchbar, aber<br />

niemals gut!). Dann gibt es solche, da muss man einige Arbeit hineinstecken, dann funktionieren auch<br />

sie. Und dann das Gruselkabinett: Hobel, die so min<strong>de</strong>rwertig sind, dass sie gar nicht richtig funktionieren<br />

können. Ich meine nicht <strong>de</strong>n alten, verschlissenen o<strong>de</strong>r angerosteten, <strong>de</strong>n Opa benutzt hat – <strong>de</strong>n<br />

kriegt man wahrscheinlich wie<strong>de</strong>r hin. Nein, es wer<strong>de</strong>n neue Hobel verkauft, die sind so unsäglich<br />

schlecht…. Und <strong>de</strong>r Anfänger muss doch glauben, dass es an seinen nicht ausreichen<strong>de</strong>n Fähigkeiten<br />

beim Benutzen o<strong>de</strong>r Schärfen <strong>de</strong>s Werkzeuges liegt. Ich bin sicher, dass viele, die an ein solches Ding<br />

gerieten, nie wie<strong>de</strong>r einen Hobel angefasst haben, das ist das Traurige daran.<br />

Also: Wenn ein Hobel sich nicht zu einer akzeptablen Gebrauchsfähigkeit bringen lässt: Nicht <strong>de</strong>n Fehler<br />

nur bei sich selbst suchen, son<strong>de</strong>rn unbedingt auch jeman<strong>de</strong>n fragen, <strong>de</strong>r sich auskennt!<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 46


15 Geometriedaten meiner Werkzeuge (typische)<br />

Werkzeug Fase<br />

oben<br />

unten<br />

Bett ° Mikrofase* geschliff.<br />

Fase*<br />

Hilfsfase<br />

ge-<br />

schruppt*<br />

2. Fase* Schnei<strong>de</strong><br />

bogenförm.<br />

Stemmeisen (europäisch) 30° *** 25° nein<br />

Stemmeisen (japanisch) 30° *** 25° nein<br />

Stecheisen (handgeführt) 30° *** 25° nein<br />

Lochbeitel 35° 30° 25° nein<br />

Zimmermannseisen 35° 30° nein<br />

Raubank #8** u 45° 30° 25° 5° ja<br />

Hobel #5** u 45° 30° 25° 5° ja<br />

Putzhobel Flachwinkel o 12° 40° 35° 30° 3° ja<br />

Raubank Flachwinkel o 12° 40° 35° 30° 3° ja<br />

Einhandhobel, Eisen 40° o 12° 40° 35° 30° 3° nein<br />

Einhandhobel, Eisen 25° o 12° 25° 22° 3° nein<br />

Simshobel o 15° 30° 25° 5° nein<br />

Bestoßhobel #9** o 20° 25° 22° 5° nein<br />

Nuthobel 13052 u 45° 35° 30° 5° nein<br />

Falzhobel 778 u 45° 35° 30° nein<br />

* Winkelangaben am Eisen jeweils bezogen auf die Spiegelseite<br />

** Bezeichnungen <strong>de</strong>r eisernen Hobel entsprechend <strong>de</strong>r Terminologie von Stanley<br />

*** Für die Bearbeitung von problematischen Hölzern ggf. vorübergehend auf 35° vergrößert<br />

Das Schärfen von Stecheisen und Hobeleisen F. Kollenrott 2008 S. 47

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