Vegetations- und Standortswandel im NSG Birkbuschwiesen bei ...
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22 2. Charakterisierung des Untersuchungsgebietes<br />
Zum Bau der Befestigungsanlagen <strong>und</strong> zum Hausbau wurde Holz (bevorzugt Eichenholz) aus<br />
den umliegenden Wäldern genutzt. Die Viehwirtschaft spielte <strong>bei</strong> der slawischen Bevölkerung<br />
eine größere Rolle als der Ackerbau. Nur auf leichten Böden konnten die Slawen mit hölzernen<br />
Haken Getreide anbauen (GEOLOGISCHES LANDESAMT M/V 1997).<br />
Die Periode der deutschen Kolonisation begann mit dem 12. Jahrh<strong>und</strong>ert. Die slawischen Völker<br />
wurden ass<strong>im</strong>iliert <strong>und</strong> die von ihnen bewohnten Landstriche durch deutsche Siedler in Besitz<br />
genommen. Mit der Stadtgründung in Altentreptow zu Beginn des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> mit<br />
dem Bau einer Wassermühle in der Stadt erfolgte ein Anstau der Tollense. Dies muß zu starker<br />
Belebung des Moorwachstums geführt haben (KNAPP 1989).<br />
2.6.4 Zeit der extensiven Landnutzung<br />
Einen Überblick über das Tollensetal <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert vermittelt die „Karte des Herzogtums<br />
Mecklenburg-Strelitz“ von F. STRUVE aus dem Jahr 1782 (siehe Anhang 1). Nördlich der Ortschaft<br />
Woggersin verlief quer durch das Tollensetal die Grenze zu Schwedisch-Pommern, das<br />
<strong>im</strong> Frieden von Stockholm <strong>im</strong> Jahr 1720 von Preußen erworben wurde (BUCHHOLZ et al. 1995).<br />
Der südliche Teil des Tollensetales gehörte seit 1701 zum Herzogtum Mecklenburg-Strelitz, am<br />
westlichen Flußufer gab es in Höhe der Ortschaft Woggersin noch kleinere mecklenburgschwerinsche<br />
Besitzungen. Somit war das Tollensetal aus administrativer Sicht über mehrere<br />
Jahrh<strong>und</strong>erte teils Mecklenburg teils Pommern zugehörig.<br />
Die Karte zeigt das Moor noch in einem natürlichen baumfreien Zustand. Vom östlichen <strong>und</strong><br />
westlichen Talrand speisen mehrere natürliche oberirdische Zuflüsse das Moor. Sie münden in<br />
die stark mäandrierende Tollense. Die umgebenden Hochflächen des Tollensetales sind teilweise<br />
bewaldet.<br />
Die SCHMETTAU`sche Karte von 1788 (siehe Anhang 2) gibt genauere Auskunft über die Situation<br />
<strong>im</strong> Tollensetal. Bereits ab der Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts wurden große Teile des Talmoores<br />
landwirtschaftlich als Wiesen <strong>und</strong> Weiden genutzt. In der Karte sind Flurnamen wie „die große<br />
Wiese“, „Neuendorffer Wiese“ <strong>und</strong> „Auf die Blaencke“ zu finden. Die letztgenannte Wiese kann<br />
dem Gebiet des heutigen <strong>NSG</strong> zugeordnet werden. Daneben gab es in Ortsnähe Wiesen, deren<br />
regelmäßige Nutzung durch erste Entwässerungsmaßnahmen ermöglicht wurde. Dazu zählen<br />
die „Kuh-Wiese“ <strong>und</strong> „<strong>im</strong> Kloter Pot“. Das Grabennetz, das das Tollensetal durchzieht, zeigt<br />
bereits einen deutlichen anthropogenen Einfluß auf das Moor.<br />
In der Karte ist auch die Tollenseregulierung, die etwa auf das Jahr 1780 datiert wird, sichtbar.<br />
Auf einer Strecke von 3,6 km zwischen Neubrandenburg <strong>und</strong> dem rechtsseitigen Zufluß der<br />
Datze (etwa auf Höhe der Wiese „<strong>im</strong> Kloter Pot“) wurde die Tollense begradigt. Der Zufluß der<br />
Datze <strong>und</strong> das linksseitig in die Tollense mündende Malliner Wasser sind um 1788 noch <strong>im</strong> ursprünglichen<br />
Zustand.<br />
Am westlichen Talrand ist die Straße zwischen Neubrandenburg <strong>und</strong> Altentreptow zu erkennen.<br />
Quer durch das Tollense-Talmoor existierten vermutlich keine Wege. Gehölzbestandene Flächen<br />
haben nur einen geringen Anteil. Es handelte sich wahrscheinlich um Birken-Eichenwälder<br />
auf gr<strong>und</strong>wasserbeeinflußten Talsanden an der Einmündung des Datzetales (das „Brüder<br />
Bruch“, das „Baum-Bruch“). In der Nähe von Neubrandenburg erfolgte bereits bescheidener<br />
Torfabbau („Torff-Kuhlen“).<br />
Während dieser Phase der extensiven oder vorindustriellen Landnutzung begann die Umwandlung<br />
des natürlichen Talmoores in eine extensiv genutzte Wiesenlandschaft verb<strong>und</strong>en mit der<br />
Zunahme biotischer Diversität, die in dieser Zeit ihren Höhepunkt erreichte (KNAPP 1989).