Mai - Kreuzeskirche Marxloh
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20 | IST-Analyse Projekt KLIMT – Konflikte lösen in <strong>Marxloh</strong><br />
im Anschluss noch stärker aufgegriffene Aspekt des Kulturrassismus, spielte auch hier<br />
eine Rolle 3 .<br />
5.1.1 Wahrnehmung der ExpertInnen<br />
Die Sicht der ExpertInnen, die zu einem Teil nicht selbst im Stadtteil leben, sondern nur<br />
arbeiten, ist, dass es im Stadtteil eine Vielzahl von Problemen gibt, die auch unter<br />
Punkt 4 dargestellt wurden. Hier wird insbesondere auf Segregation und Gettoisierung<br />
verwiesen, die zu einer Ballung von Menschen mit Migrationshintergrund und/ oder<br />
Menschen aus eher ökonomisch und sozial schwachen Milieus geführt habe, mit allen<br />
daraus folgenden Konflikten (siehe Punkt 5.2). Zudem sei das Schlagwort „Parallelge-<br />
sellschaften“ in <strong>Marxloh</strong> auch Realität: "Wir leben in einem Stadtteil, aber wir kennen<br />
uns gegenseitig nicht." "Die Gruppen bleiben doch sehr separiert." "Im kleinen, in der<br />
Nachbarschaft und der Großfamilie, da gibt es, soweit ich das abschätzen kann schon<br />
ein Miteinander. Aber darüber hinaus kommt mir das eher vor wie "leben und leben las-<br />
sen".<br />
Insgesamt waren die ExpertInnen sich jedoch weitest gehend einig, dass die Außen-<br />
wahrnehmung auf den Stadtteil deutlich negativer sei, als die reale Situation: "<strong>Marxloh</strong><br />
hat seinen negativen Ruf - Stichwort Kriminalität oder "hier leben gefühlt 100% Auslän-<br />
der", Menschen mit eher niedrigerem Bildungsniveau. Das ist ja so das Bild. (...) Aber<br />
wenn ich mich, eher selten, im Stadtteil bewege, empfinde ich das eigentlich nicht so,<br />
wie die Klischees das sagen.“ Denn die Realität sei nicht ausschließlich von Problemla-<br />
gen geprägt: "Es gibt hier ausgesprochen viele Menschen, die sehr offen sind und sehr<br />
positiv, mehr noch als vielleicht in anderen Stadtteilen. Das prägt ein farbiges Bild, was<br />
eben auch nicht immer einfach ist - Farben müssen sich auch vertragen." Hier wurden<br />
insbesondere Projekte, die von den unterschiedlichsten Institutionen durchgeführt oder<br />
unterstützt werden, um das Zusammenleben zu stärken, angesprochen. Damit sei viel<br />
3 Der Kulturrassismus („Rassismus ohne Rassen“) konstruiert ein Gruppenidentität anhand körperlicher<br />
bzw. kultureller Merkmale oder aufgrund religiöser, ethnischer oder nationaler Zugehörigkeit. Alle Mitglieder<br />
dieser (fiktiven) Gruppe haben eine gemeinsame Kultur oder Mentalität („homogene, kulturelle Wesensart“).<br />
Damit können die wesentlichen Charaktereigenschaften jeden Individuums dieser Gruppe „erklärt“<br />
werden. Die zugeschriebenen Unterschiede zwischen den Gruppen werden bewertet. Auf Grund<br />
zugeschriebener Stereotype gibt es eine Rangfolge von Höher- und Minderwertigkeit und eine grundsätzliche<br />
Unverträglichkeit. Veränderungen sind nur über lange Zeiträume bzw. überhaupt nicht möglich<br />
(nach Balibar, Jäger und Hall).