Mai - Kreuzeskirche Marxloh
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32 | IST-Analyse Projekt KLIMT – Konflikte lösen in <strong>Marxloh</strong><br />
So schilderte eine Expertin die Stereotype auf deutscher Seite: "Die sitzen dann da in<br />
der Kneipe zusammen und bringen solche Klassiker wie "Die nehmen uns die Jobs<br />
weg" „Die haben wir mal geholt, damit die ein paar Hilfsarbeiterjobs machen, aber die<br />
sind nicht mehr gegangen, das ist schräg." Lückenlos schließen sich hier die Erfahrun-<br />
gen einer anderen Expertin an, die im schulischen Kontext arbeitet. Sie schilderte, wie<br />
„deutsche“ Jugendliche „Sprüche aus den Elternhäusern“ und aus dem eigenen Milieu<br />
wiederholen, die auf Vorurteilen und Klischees basieren und eindeutig rassistisch kon-<br />
notiert sind. Auch in den Interviews mit den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund<br />
selbst wurde dies deutlich: „Meine Mutter sagt auch, ich darf nicht mit Türken zusam-<br />
men sein, die wären nicht gut für mich. (...) Aber die haben nichts gegen Ausländer.“<br />
Auf direkte Nachfragen, ob auch eigene Erfahrungen für die Sicht auf Menschen bzw.<br />
Jugendliche mit Migrationshintergrund verantwortlich sind, waren die Antworten sehr<br />
gemischt. Es gab viele „Geschichten vom Hörensagen“: „Man hört ja immer wieder,<br />
dass Deutsche von Ausländern verkloppt wurden. Ich guck auch Aktenzeichen und so,<br />
da sind das ja immer die Ausländer.“ Es gab aber durchaus auch eigene Erfahrungen,<br />
die von den bereits erwähnten „verbalen“ Attacken bis hin zu – gerade bei männlichen<br />
Jugendlichen ohne Migrationshintergrund – „Kloppe“, die man auf dem Heimweg von<br />
der Schule „ von Ausländern kassiert“ habe. Aber auch hier wurde deutlich, dass es<br />
mehr Geschichten, was anderen „deutschen“ Jugendlichen passiert sei, gibt, als eige-<br />
nes Erleben.<br />
In sämtlichen Interviews mit „deutschen“ Jugendlichen schwang der Tenor mit, dass<br />
männliche Jugendliche mit anderen kulturellen Hintergründen aggressiver und gewalt-<br />
bereiter seien, als „deutsche“ männliche Jugendliche (interessanterweise eine Sicht, die<br />
zu einem großen Teil auch von Jugendlichen mit Migrationshintergrund geteilt wurde).<br />
Die negative Sicht auf <strong>Marxloh</strong> wurde von „deutschen“ Jugendlichen ebenfalls an „den<br />
Ausländern“ festgemacht. Dass <strong>Marxloh</strong> „dreckig“, „asozial“ und „kriminell“ sei, sei Fol-<br />
ge der vielen „Ausländer“, die sich hier niedergelassen haben.<br />
Insgesamt wurden bei den Jugendlichen „die Ausländer“, „die Türken“, „die Libanesen“<br />
als homogene Gruppe ausgemacht, trotz positiver Erfahrungen, die man ggf. im enge-<br />
ren sozialen Kontext mit ihnen macht. Denn trotz der benannten Vorurteile und Kli-<br />
schees verwiesen fast alle „deutschen“ Jugendlichen darauf, dass sie zumindest in der<br />
Schule und z.T. auch im Freizeitbereich Freunde mit Migrationshintergrund haben. Die-<br />
se wurden zumeist als „positive Ausnahmen“ wahrgenommen.