Mai - Kreuzeskirche Marxloh
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24 | IST-Analyse Projekt KLIMT – Konflikte lösen in <strong>Marxloh</strong><br />
einem Umfeld verorten wollten, in dem sie auf kulturell ähnlich geprägte Menschen trä-<br />
fen.<br />
Allerdings sei für <strong>Marxloh</strong> und die hier entstehenden oder zumindest ausgetragenen<br />
Konflikte das sozial schwache Milieu, sowohl bei Zugewanderten wie „autochthonen“<br />
Deutschen der entscheidendere Faktor: „Ich würde das (Anm. die Konfliktursachen)<br />
jetzt nicht an speziellen Gruppierungen ausmachen. Ich glaube, dass man mehr auf die<br />
Schicht blicken muss, als auf den Migrationshintergrund. Man muss an die soziale Not,<br />
die vielen Menschen im Duisburger Norden haben ran." Eine Expertin wies darauf hin,<br />
dass gerade auch deutsche Kinder betroffen seien: „Wir erleben gerade auch an der<br />
Schule ganz viele deutsche Kinder, die aus sozial schwachen Familien kommen.“<br />
Mit der Notsituation gehe zudem oft eine Bildungsferne einher. Bei den Jugendlichen<br />
aus dem sozial schwachen Milieu komme es zu einem hohen Frustrationspotential, das<br />
durch (subjektiv wahrgenommene) Diskriminierungs- und Ausgrenzungserfahrungen,<br />
keine oder niedrige schulische Qualifikation sowie mangelnder Chancengleichheit wei-<br />
ter verstärkt werde. Gerade wenn niederschwellige Berufsperspektiven fehlten, würde<br />
die gesamte Lebenseinstellung von dem Gefühl ein „Loser“ zu sein bestimmt. Tatsäch-<br />
lich sei diese Selbstwahrnehmung bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund noch<br />
einmal stärker als bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund.<br />
Interessant ist, dass im Rahmen der Interviews sowohl bei Jugendlichen wie bei den<br />
ExpertInnen deutlich wurde, dass (zumindest subjektiv wahrgenommene) Unterschich-<br />
tungsprozesse durch Neuzuwanderung die soziale Situation weiter verschärfen. Dies<br />
betrifft den Zuzug von neuen Gruppen, die allgemein von den BewohnerInnen als<br />
„Neuankömmlinge“ mit sozial schwächeren Status angesehen werden, gegen die es<br />
sich abzugrenzen gilt und gegenüber denen man sich „als etwas Besseres“ fühlt. Ein<br />
Beispiel einer Expertin war die Reaktion von Türkischstämmigen auf die „neu“ in den<br />
Stadtteil kommende Gruppe der Bulgaren. Oft werde sie angesprochen in einem Tenor<br />
„(...) Wir haben hier immer gearbeitet, haben was geleistet und uns integriert und jetzt<br />
kommen die, was wollen die denn hier?“ Ein Experte machte deutlich, dass dieses<br />
Phänomen nicht erst mit dem verstärkten Zuzug von Bulgaren und Rumänen in den<br />
Stadtteil virulent wurde: „Den Ärger gab es immer mit den Neuzuwanderern. Das waren<br />
dann erst die Libanesen und dann heute Menschen aus Bulgarien und Rumänien. Die<br />
bauen sich hier ihre eigene Welt mit eigenen Gesetzen und Regeln.“