Mai - Kreuzeskirche Marxloh
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28 | IST-Analyse Projekt KLIMT – Konflikte lösen in <strong>Marxloh</strong><br />
5.3.2 Frauen- und mädchenspezifische Konflikte<br />
Junge Frauen und Mädchen sehen sich im Stadtteil spezifischen Konflikten gegenüber.<br />
Hierbei machten die Interviews einen Unterschied bei Frauen und Mädchen deutlich, je<br />
nachdem, ob sie einen Migrationshintergrund haben oder nicht.<br />
Die interviewten weiblichen Jugendlichen ohne Migrationshintergrund verwiesen insbe-<br />
sondere auf verbale Attacken, denen sie im Stadtteil vermehrt ausgesetzt sind. Insbe-<br />
sondere drei Mädchen vom Gymnasium schilderten hier Erfahrungen, die z.T. einen<br />
extremen Leidensdruck deutlich machten: „Und dann in der Straßenbahn, da ist es All-<br />
tag, dass man angemacht wird. (...) Also z.B. so Sprüche wie „Ey du blonde Bitch.“ Ein<br />
anderes Mädchen sah sich weitaus drastischeren Attacken ausgesetzt: „Dann haben<br />
die gesagt, die Bitch, die kann doch bestimmt drei Schwänze gleichzeitig in den Mund<br />
nehmen.“ Laut Aussagen der Mädchen ist dies für sie Alltag und keine Ausnahme. „Das<br />
passiert immer wieder. In der Straßenbahn, auf dem Weg zur Schule.“ „Ich werde hier<br />
behandelt wie ein Stück Dreck.“ Neben den verbalen Angriffen gibt es zudem noch wei-<br />
tere Übergriffe, z.B. dass man nicht in die Straßenbahn gelassen oder angerempelt<br />
würde.<br />
Alle drei Gymnasiastinnen schilderten, dass sie ausschließlich von jungen Männern<br />
zwischen 15 und 20 angesprochen würden. Ihrer Meinung nach, haben diese jungen<br />
Männer alle einen Migrationshintergrund (z.T. konnten sie dies direkt an der gehörten<br />
Sprache festmachen: „(...) die haben dann weiter türkisch gesprochen.“). „Deutsche“<br />
männliche Jugendliche würden sie nicht attackieren. Zudem stammten alle „Täter“ nicht<br />
vom Gymnasium, sondern seien Jugendliche, die mit der Schule nichts zu tun hätten<br />
und „auf der Straße herumlungerten“.<br />
Jugendliche mit Migrationshintergrund äußerten sich zu diesem Thema wenig. Ein tür-<br />
kischstämmiger Jugendliche bemerkte jedoch, dass die Mädchen an der Situation<br />
selbst Schuld seien: „So wie die rumlaufen (...) die haben schnell einen schlechten Ruf.“<br />
Auffällig war, dass die beiden anderen Mädchen ohne Migrationshintergrund, die inter-<br />
viewt wurden, diese Erfahrungen gar nicht benannten. Sie leben in <strong>Marxloh</strong>, z.T. von<br />
Kindesbeinen an, während die drei oben benannten Mädchen aus anderen Stadtteilen<br />
stammen und in <strong>Marxloh</strong> nur die Schule besuchen. Auch vom äußeren Auftreten und<br />
dem Milieu her gab es entscheidende Unterschiede. Während die drei Gymnasiastin-<br />
nen durchweg aus einem bürgerlichen Milieu stammten und intensiv auf ihr Äußeres