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Mai - Kreuzeskirche Marxloh

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38 | IST-Analyse Projekt KLIMT – Konflikte lösen in <strong>Marxloh</strong><br />

ten. Auf Nachfrage, was das Problem sei, erklärten die beiden jungen Frauen, man<br />

würde das (sunnitische oder alevitische) Mädchen quasi an die andere Familie „verlie-<br />

ren“. Damit würden die eigene Familie und die eigene Religionsgemeinschaft kleiner,<br />

die andere dagegen größer. Das sei nicht in Ordnung.<br />

5.3.5 Konflikte mit „Neuankömmlingen“<br />

Bereits unter Punkt 5.2.1 wurde darauf verwiesen, dass (zumindest subjektiv wahrge-<br />

nommene) Unterschichtungsprozesse durch Neuzuwanderung die soziale Situation im<br />

Stadtteil weiter verschärfen. „Neuankömmlingen“ wird eine sozial schwächerer Status<br />

zugewiesen, der den eigenen Status aufwertet. Aktuell ist hier der Zuzug von Roma aus<br />

Bulgarien und Rumänien (teilweise wahrgenommen als „Zigeuner“, „Bulgaren“ „Rumä-<br />

nen“), wobei laut ExpertInnen das Problem bereits bei den Libanesischstämmigen vor<br />

einigen Jahren bestand. Diese neu zuziehenden Gruppen werden dabei als geschlos-<br />

sene, in sich homogene Gruppen wahrgenommen. Wie bereits unter Punkt 5.2.1 kann<br />

dies zum einen daran liegen, dass die neuen Gruppen sich nach außen geschlossen<br />

präsentieren (als „Überlebensstrategie“). Zum anderen erleichtert diese Wahrnehmung<br />

der „Aufnahmegesellschaft“ die Ausgrenzung der Gruppe, gegen „die man sich ja weh-<br />

ren muss“ und deren Stellung als „Sündenbock“.<br />

Nach Meinung der ExpertInnen bringen die hinzukommenden Roma aus Bulgarien und<br />

Rumänien noch einmal ganz andere Voraussetzungen und soziale Probleme mit sich,<br />

als die vorherigen Einwanderergruppen. Hier verwiesen ExpertInnen insbesondere auf<br />

bereits gemachte Erfahrungen mit Sinti und Roma in anderen Stadtteilen und dort an-<br />

gesiedelten Projekten. Ihrer Meinung nach ist insbesondere anzusprechen, dass die<br />

einwandernden Familien sich gesellschaftlich wenig integrierten und oft auch keinerlei<br />

Wert auf einen sozialen Aufstieg im bürgerlichen Sinne legen (anders als die größte<br />

Migrantengruppe der Türkischstämmigen, die sich nach Aussagen der Lehrkräfte, ins-<br />

besondere im gymnasialen Kontext, stark für den sozialen Aufstieg ihrer Kinder einset-<br />

zen).<br />

Eine Expertin schilderte eine Erfahrung aus einem Projekt in Bruckhausen: "Da hat<br />

man manchmal einen Jugendlichen, von dem man denkt, der könnte sich gut entwic-<br />

keln, aber dann will die Familie, dass er mithilft im Schrotthandel des Onkels."

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