Mai - Kreuzeskirche Marxloh
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36 | IST-Analyse Projekt KLIMT – Konflikte lösen in <strong>Marxloh</strong><br />
nahmen und die von Mitgliedern und Sympathisanten der Grauen Wölfe angegriffen<br />
wurde. Auch hier waren auf beiden Seiten Jugendliche beteiligt.<br />
Die ExpertInnen ohne Migrationshintergrund verwiesen in diesem Zusammenhang auf<br />
die Schwierigkeit, das Problem zu fassen und in ihrem Kontext zu bearbeiten: "Das<br />
Thema „Graue Wölfe“ ist im Stadtteil deutlich präsent, aber für uns auch nicht immer so<br />
greifbar, weil die nicht so offen für Deutsche erkennbar sind, z.B. wie die Nazis über<br />
Klamotten, wo man das als Außenstehender schon erkennen kann." Ein anderer Exper-<br />
te ergänzte dies: "Ich denke schon, dass die eine Rolle spielen und dass es in ver-<br />
schiedenen Verbänden Menschen gibt, die ihre Interessen vertreten, aber ich bekomme<br />
das nicht mit."<br />
5.3.4 Interkonfessionelle Konflikte<br />
Interkonfessionelle Konflikte zwischen werden im Stadtteil zwischen christlichen und<br />
muslimischen Jugendlichen anscheinend nur selten direkt ausgetragen. Nur ein musli-<br />
mischer Jugendlicher erzählte, dass er sich direkt wegen seiner Religion attackiert ge-<br />
fühlt habe. Er habe zahlreiche E-<strong>Mai</strong>ls von einem christlichen Jugendlichen erhalten,<br />
der ihn zur Konversion aufgefordert habe. Dies habe ihn sehr wütend gemacht und er<br />
habe versucht herauszufinden, wo dieser christliche Jugendliche wohne, um herauszu-<br />
finden „ob der mir das auch sagt, wenn ich direkt vor ihm stehe“.<br />
Dass sich anhand der beiden Konfessionen keine direkten (gewalttätigen) Konflikte ent-<br />
zünden, heißt jedoch nicht, dass die Wahrnehmung der eigenen Konfession und die<br />
des Gegenübers keine Rolle in den bestehenden Konflikten spielen. Ein Jugendlicher<br />
mit Migrationshintergrund bemerkte hierzu lapidar: „Jeder hält eben seine eigene Reli-<br />
gion für die Beste.“<br />
Die Schilderungen eines türkischstämmigen Experten untermauern diese Feststellung,<br />
machen aber auch eindringlich deutlich, welche Konsequenzen dies hat. Seiner Wahr-<br />
nehmung nach spielen insbesondere wechselseitige Vorurteile über Islam und Christen-<br />
tum eine wichtige Rolle in der Wahrnehmung der eigenen und der „fremden“ Gruppe. Er<br />
erzählte, dass er bis heute Jugendlichen in der dritten Generation verdeutlichen müsse,<br />
dass man auch in Kirchen gehen kann oder in eine „deutsche“ Familie, ohne dass man<br />
ein schlechter Muslim sei. "Die drücken acht oder neun Stunden gemeinsam die Schul-<br />
bank und denken dann trotzdem so übereinander," bemerkte er abschließend.