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Mai - Kreuzeskirche Marxloh

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26 | IST-Analyse Projekt KLIMT – Konflikte lösen in <strong>Marxloh</strong><br />

zugeschriebene „kulturelle Andersartigkeit“ der verschiedenen Gruppen wird hierbei oft<br />

in den Vordergrund gestellt und als Konfliktursache vorausgesetzt. Diese subjektive<br />

Wahrnehmung ist aber nur z.T. objektiv haltbar. Gerade die ExpertInnen machten (an-<br />

ders als die Jugendlichen) deutlich, dass „kulturelle Faktoren“ nur sehr bedingt für vor-<br />

handene Konflikte die Ursache darstellen.<br />

So könne z.B. die Einschränkung der Bewegungsfreiheit bei türkischstämmigen oder<br />

libanesischstämmigen Mädchen auch auf den kulturellen Kontext, in dem sich ihre Fa-<br />

milien bewegten, zurückgeführt werden. Wenn man es jedoch bei dieser Darstellung<br />

beließe, würden soziale Faktoren wie z.B. Bildungsferne der Familie, Aufstiegschancen<br />

und Realisierung dieser Chancen durch die Familie oder Armut ausgeblendet. Diese<br />

seien jedoch für die Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Mädchen gerade in Ver-<br />

bindung mit den kulturellen Hintergründen relevant.<br />

Trotzdem werde im allgemeinen Diskurs (auch über das Thema Jugendkonflikte hin-<br />

aus) im Stadtteil oft an angeblichen kulturellen Faktoren festgehalten, diese überhöht<br />

und nicht an den sozialen Kontext gebunden, so die ExpertInnen. Dies öffne Vorurteilen<br />

und Klischees die Tür.<br />

5.2.3 Rolle von Klischees und Vorurteilen<br />

In den Interviews wurde direkt oder indirekt deutlich, dass Klischees und Vorurteile, oft<br />

mit kulturrassistischer Prägung, eine entscheidende Rolle in den im Stadtteil vorhande-<br />

nen (Jugend)Konflikten spielen. Einerseits werden in den Klischees und Vorurteilen Ur-<br />

sachen für Konflikte verortet. "Zigeuner sind wie Krieger…die ziehen umher, bis sie die<br />

ganze Stadt eingenommen haben. Die stehlen und setzen sich irgendwo fest und ma-<br />

chen anderen das Leben schwer." „Libanesen, Bulgaren und Albaner sind einfach ag-<br />

gressiv. Nicht so wie die Deutschen. Die bleiben lange ruhig.“<br />

Andererseits dienen die Klischees und Vorurteile zur Beschreibung der Konfliktstruktur:<br />

„Dann hauen sich die Türken mit den Libanesen. Wer da anfängt – egal. Ein schiefer<br />

Blick und es geht los. (...) Das ist das mit Ehre.“<br />

Gerade bei den Jugendlichen wurde deutlich, dass angebliche „kulturelle“ Faktoren (die<br />

entscheidend auf Klischees und Vorurteile zurückgreifen) in ihrer Wahrnehmung der<br />

Ursachen von Konflikten maßgeblich sind. Dass hingegen die soziale Struktur und Mi-

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