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Mai - Kreuzeskirche Marxloh

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30 | IST-Analyse Projekt KLIMT – Konflikte lösen in <strong>Marxloh</strong><br />

Einrichtung wendeten. Allerdings stammten diese Mädchen nicht alle aus <strong>Marxloh</strong>,<br />

sondern auch aus anderen Stadtteilen, so die Sozialarbeiterin.<br />

Im schulischen Zusammenhang wurde deutlich, dass es zudem spezifische Konflikte<br />

zwischen Mädchencliquen gibt, die sich insbesondere am Thema „Kopftuch“ entzün-<br />

den. Mädchen und junge Frauen, die sich zum Tragen des Kopftuchs entschieden ha-<br />

ben, scheinen zum einen teilweise einen hohen sozialen Druck auf andere muslimische<br />

Mädchen auszuüben, ebenfalls ein Kopftuch anzuziehen: "Kopftuchtragen ja oder nein<br />

wird in den Gruppen schnell gewertet, wie gläubig bin ich, wie gläubig ist die andere,“<br />

so eine Expertin. Dies heiße jedoch nicht zwangsläufig, dass diese „gläubigen“ Mäd-<br />

chen sich immer gut in ihrer eigenen Religion auskennen würden: "Man merkt, die ha-<br />

ben selbst eigentlich nicht viel Ahnung davon. Wenn ich die dann frage, bist Du eigent-<br />

lich Sunnit, dann sagen die, wie ich bin doch Muslim?"<br />

Diese Konflikte um das Kopftuch würden zurückgestellt, wenn es um die gezielte Aus-<br />

grenzung deutschstämmiger Schülerinnen ginge: "Aber das sind keine endlosen Kon-<br />

flikte. Man rauft sich wieder zusammen. Zum Beispiel, um sich zu positionieren gegen-<br />

über den deutschen Mitschülerinnen." Diese Mechanismen wurden von ExpertInnen<br />

und Jugendlichen als stärker geschildert, wenn eine bestimmte Gruppe eine deutliche<br />

Mehrheit ausmacht, es z.B. nur noch ein oder zwei deutschstämmige Schülerinnen<br />

oder es neben einer Mehrheit an sunnitischen Mädchen ein oder zwei alevitische Mäd-<br />

chen gibt. Insgesamt ist dieser Konflikt bei älteren Mädchen deutlich ausgeprägter als<br />

bei jüngeren und zudem auch wieder an das Herkunftsmilieu gebunden.<br />

Dass das Kopftuch an sich ein Thema zwischen den Jugendlichen ist, wurde gar nicht<br />

beschrieben, weder von Jugendlichen, noch von ExpertInnen. Viel mehr reagieren an-<br />

scheinend professionelle Kräfte auf das Kopftuch. Eine Expertin schilderte z.B. dass<br />

das Lehrerkollegium z.T. befremdet erscheint, wenn ein Mädchen von einem auf den<br />

anderen Tag mit Kopftuch in die Schule kommt. Hier sei der Hauptgrund, dass die<br />

Nachteile, die sich bei der Suche nach einem Praktikums- oder Ausbildungsplatz erge-<br />

ben könnten, gut dokumentiert und bei LehrerInnen wie SozialarbeiterInnen bekannt<br />

sind: „Innerhalb des Stadtteils etwas zu finden, das geht vielleicht noch. Aber außerhalb<br />

von <strong>Marxloh</strong> wird es schwierig.“ Gerade die Sozialarbeiterinnen erwähnten in den Inter-<br />

views, dass sie Schülerinnen mit Kopftuch auf die Konflikte, die sich aus dem Tragen<br />

eines Kopftuchs auf dem Arbeitsmarkt ergeben, hinweisen. Hierauf seien die Reaktio-<br />

nen gemischt.

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