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18<br />

de 1915 im Kriegsministerium in<br />

der Zensurabteilung für Kriegsgefangenenkorrespondenzeingesetzt.<br />

1917 wurde er Mitglied<br />

des „Forschungsinstitutes für<br />

Osten und Orient“ und mit einer<br />

Studienmission im Kriegsgefangenenlager<br />

Eger betraut. Bleichsteiner<br />

sollte sprachliche Untersuchungen<br />

an russischen Kriegsgefangenen<br />

anstellen. Eine vorgesehene<br />

Reise in den Kaukasus<br />

wurde durch den Zusammenbruch<br />

der Monarchie unmöglich<br />

gemacht. Die ersten Nachkriegsjahre<br />

waren der Vertiefung seiner<br />

Kenntnisse auf dem Gebiet<br />

der Ethnographie gewidmet.<br />

1920 ermöglichte ihm ein Stipendium<br />

die Bearbeitung mingrelischer<br />

und nordkaukasischer<br />

Texte an der Universität von<br />

Uppsala. Die Anwesenheit georgischer<br />

und mingrelischer Emigranten<br />

im Nachkriegs-Wien<br />

nützte er zu intensiven sprachlichen<br />

und volkskundlichen Studien.<br />

Er hielt Kurse über ukrainische<br />

Geschichte, arbeitete als<br />

Bibliothekar und brachte sich<br />

und seine Mutter mit Stundengeben<br />

und Übersetzungen notdürftig<br />

durch. Als unbezahlter<br />

Volontär tat er seit 1921 in der<br />

Ethnologischen Abteilung des<br />

Naturhistorischen Museums<br />

Dienst, bis er dort 1926 angestellt<br />

wurde. 1925 wird ihm ein<br />

bezahlter Lehrauftrag an der<br />

Universität gewährt, um dessen<br />

Verlängerung er aber fast jedes<br />

Jahr, auch nach seiner 1935 erfolgten<br />

Ernennung zum außerordentlichen<br />

Professor, kämpfen<br />

musste.<br />

Das von ihm gelehrte Fachgebiet<br />

der Kaukasistik erfordert<br />

Kenntnisse einer Vielzahl kaukasischer<br />

Sprachen. Noch dazu<br />

sind Russischkenntnisse notwendig,<br />

denn ein Großteil der<br />

Fachliteratur ist in dieser Sprache<br />

verfasst. In den Nachrufen<br />

wird Bleichsteiners Gedächtnis<br />

und seine unfassbare Gabe bei<br />

der Aneignung von Sprachen<br />

hervorgehoben.<br />

Von gewissenhafter Gründlichkeit<br />

zeugt seine Arbeit über den<br />

türkischen Reisenden Evliya Celebi<br />

(17. Jh.), der in seinem „Buche<br />

der Reisen“ Sprachproben<br />

von den zahlreichen Völkern<br />

gibt, mit denen er in Berührung<br />

gekommen ist; darunter auch<br />

mingrelische und abchasische<br />

Sätze. Celebi, der diese Sprachen<br />

nicht beherrschte, hat sie<br />

nur nach Gehör aufgezeichnet.<br />

Die Kopisten haben diese ihnen<br />

unverständlichen Textstellen<br />

durch Schreibfehler weiter verstümmelt.<br />

Bleichsteiner war es<br />

durch seinen erstaunlichen<br />

Scharfsinn gelungen, den ursprünglichen<br />

Wortlaut und Sinn<br />

dieser Stellen zu ermitteln. Dadurch<br />

konnte er die bis dato ältesten<br />

Aufzeichnungen in abchasischer<br />

und tscherkessischer<br />

Sprache der Forschung<br />

zugänglich machen.<br />

Als Asienspezialist des Museums<br />

für Völkerkunde kam er<br />

Donaustädter Bezirkszeitung Nr. 9/2<strong>01</strong>2 2/2<strong>01</strong>1<br />

Kuriose Ideen, G´schicht´ln und Geschichte<br />

Der Orientalist Bleichsteiner – Heute<br />

vergessen und seines Grabes „beraubt“!<br />

In Gesprächen bekannte Bleichsteiner,<br />

dass sein Blick immer<br />

schon mit Faszination auf den<br />

Osten gerichtet war. Wohl nur<br />

aus diesem brennenden Interesse<br />

ist die Wahl des Studiums orientalischer<br />

Sprachen und Kulturen<br />

für einen jungen Mann zu erklären,<br />

dessen Lebensumstände<br />

es nicht ratsam sein ließen, sich<br />

solch „Orchideenfächern“ zu<br />

widmen. In einem „erhungerten“<br />

Studium, und dann in Jahren<br />

materieller Not, gelang es<br />

ihm dennoch ein umfassendes<br />

Wissen zu erwerben, das ihn zu<br />

einem Kaukasisten von Weltruf<br />

und namhaften Tibetologen<br />

werden ließ.<br />

Geboren 1891 in Gumpendorf,<br />

wuchs er in einfachen Verhältnissen<br />

auf. Anscheinend erkannte<br />

man die Begabung des Knaben,<br />

sodass ihm der Besuch des<br />

Gymnasiums ermöglicht wurde.<br />

Ab 1909 besuchte er an der Universität<br />

vornehmlich orientalistische<br />

Vorlesungen. Mit seiner<br />

Dissertation „Götter und Dämonen<br />

der Zoroastrier…“ erwarb<br />

er 1914 den Doktorgrad. Der wegen<br />

seiner Kränklichkeit zum<br />

Felddienst nicht Taugliche wur-<br />

Serie von Robert Eichert<br />

Es war einmal ein geschätzter Wissenschaftler und Leiter des Völkerkundemuseums - Der Orientalist Prof. Dr. Robert Bleichsteiner<br />

aus Stadlau (1891-1954). Dessen Leben erzählt uns der Stadlauer Bernd Zimmermann, Generalsekretär (i.R.) des Instituts<br />

für Österreichkunde und Betreuer der 1981 hochbetagt verstorbenen Witwe Bleichsteiners:<br />

Prof. Robert Bleichsteiner<br />

auch zur Tibetologie. Frucht dieser<br />

Arbeit ist das 1937 erschienene<br />

Buch „Die gelbe Kirche“, das<br />

ihn in weitesten Kreisen bekannt<br />

machte, als umfassende,<br />

auch für den interessierten Laien<br />

gedachte Einführung in den<br />

Lamaismus. Untertitel: „Mysterien<br />

der Buddhistischen Klöster<br />

in Indien, Tibet…“ Bleichsteiner<br />

war der erste, der an der Wiener<br />

Universität Tibetisch lehrte;<br />

erst 1973 entstand das Institut<br />

für Tibetologie und Buddhismuskunde.<br />

Bleichsteiner war wesentlich<br />

am Aufbau des Museums für<br />

Völkerkunde beteiligt. Erwachsen<br />

aus der Anthropologisch-<br />

Ethnographischen Abteilung<br />

des Naturhistorischen Museums<br />

wurde es 1926 aus dessen räumlichen<br />

Verband gelöst und in der<br />

Neuen Burg untergebracht. Er<br />

leitete nicht nur die Aufstellung<br />

der Asienräume, sondern in späteren<br />

Jahren auch die der Räume<br />

Ägypten, Religionen Indiens…<br />

Die Aufstellung war für<br />

ihre Zeit neuartig, wesentlich<br />

aufgelockerter als in ähnlichen<br />

Sammlungen. Eine reiche Beschriftung<br />

mit Kartenmaterial<br />

www.batsav.com<br />

Robert Bleichsteiner 1936 in „Rossweihe und Pferderennen<br />

im Totenkult der kaukasischen Völker“: „… tiergestaltige<br />

Grabsteine… Es sind Steinstatuen von Schafen... und Pferden.“

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