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QMILCH<br />

Designerklamotten<br />

aus Kuhmilch<br />

MILCHPRODUKTE FÜR DEN KLEIDERSCHRANK<br />

Man kann sie nicht nur trinken, sondern bald auch anziehen. Ein<br />

neues Verfahren, entwickelt von der Designerin und Biologin Anke<br />

Domaske und einem Faserinstitut in Deutschland, macht aus Milch<br />

Fasern zur Kleidungsproduktion.<br />

Designerklamotten aus Kuhmilch? Kein Problem,<br />

wenn man etwas von Mikrobiologie<br />

versteht! Die Modedesignerin und Biologin<br />

Anke Domaske aus Hannover hat’s vorgemacht.<br />

Glatt und weich, irgendwie seidig –<br />

so beschreiben Testpersonen die Kleider von<br />

Domaske. Kein Wunder, stecken die Stoffe,<br />

aus denen die Hannoveranerin ihre trendigen<br />

Gewänder webt, doch voller Proteine.<br />

Die 29-jährige modeinteressierte Mikrobiologin<br />

führte bereits mit 19 Jahren ihr internationales<br />

Modelabel MCC („Mademoiselle Chi<br />

Chi“) ein. Ihr neues Projekt „QMilch“ gemeinsam<br />

mit dem Faserinstitut Fibre in Bremen<br />

führt ein besonders ressourcen scho -<br />

nendes Produktionsverfahren ein. In einem<br />

speziellen Verfahren entstehen aus dem in<br />

der Kuhmilch enthaltenen Kasein, also<br />

Milcheiweiß in Pulverform, Milchfasern, die<br />

wiederum zu Textilien weiterverarbeitet werden<br />

können. Für ein Kilo Fasern werden nur<br />

zwei Liter Wasser benötigt, im Vergleich<br />

dazu benötigt man für Baumwolle etwa<br />

10.000 Liter pro Kilogramm. Mittlerweile<br />

gibt es auch schon die ersten Anfragen aus<br />

der Automobilindustrie und Medizintechnik.<br />

Dabei ist die Idee der Milchfaser nicht neu.<br />

Bereits in den 1930er Jahren stellte man Fa-<br />

14 Mit Schärdinger lässt sich's leben.<br />

sern aus Kasein her. Allerdings war bei den<br />

bisherigen Verfahren der Zusatz von 75 Prozent<br />

Chemiefasern nötig. Dazu kam der wesentlich<br />

höhere Verbrauch an Wasser bei der<br />

Produktion. Mit dem patentierten Verfahren<br />

vom Domaske und dem Bremer Faserinstitut<br />

erhält man dagegen eine rein natürliche Faser<br />

für Stoffe ohne Chemie.<br />

Für die Herstellung wird Molke getrocknet,<br />

mit Flüssigkeit versetzt und durch ein Sieb<br />

gedrückt. Heraus kommen haarfeine Fasern,<br />

die versponnen werden, ganz ohne Chemie,<br />

Erdöl oder Pestizide. Der Stoff, den man am<br />

Ende erhält, fühlt sich wie Seide an, pflegt<br />

dabei noch die Haut durch die enthaltenen<br />

Proteine und ist besonders für Allergiker ge-<br />

eignet. QMilch sei auch keine Konkurrenz<br />

oder gar Gefahr für die Lebensmittelproduktion.<br />

„Die Selbstversorgung mit Milch beträgt<br />

in Deutschland 120 Prozent. Durch<br />

QMilch kommt diese Milch, die andernfalls<br />

exportiert werden müsste, sinnvoll zum Einsatz“,<br />

heißt es aus dem Umfeld von<br />

Domaske.<br />

Domaske selbst betont: „Meine Kleidung aus<br />

Milch schont Ressourcen. Auf dem Stoffmarkt<br />

fehlt jetzt schon jährlich eine Million<br />

Tonnen Baumwolle, und der Bedarf an<br />

Stoffen wird weiter steigen.“ Sie rechnet<br />

damit, dass bis zum Jahr 2030 bis zu elf<br />

Millionen Tonnen Baumwolle fehlen werden.<br />

Die Innovation der Milchfaser sei daher ein<br />

wichtiger und nachhaltiger Schritt auf dem<br />

Weg zu Alternativen. In welchen Mengen der<br />

Milch-Stoff nachhaltig produzierbar sein und<br />

sich durchsetzen können wird, werde sich<br />

noch zeigen.<br />

Erstmals auf den Markt kommen soll die<br />

Kleidung aus Milch noch heuer. Bestellungen<br />

wurden bereits vor Monaten entgegengenommen.<br />

Anfang Jänner wurden Domaskes<br />

Kleider auf der „Fashion Week“ in Berlin bereits<br />

heftig beklatscht und vom Gesamtverband<br />

Textil und Mode mit dem Innovations -<br />

preis in der Kategorie Technische Textilien<br />

ausgezeichnet. Schon bald will QMilch jedenfalls<br />

die Massenproduktion aufnehmen.<br />

Die Kleider sollen zwischen 150 und 200<br />

Euro kosten.<br />

Internet: www.qmilk.eu<br />

Fotos: Jannes Frubel, QMilch

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