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performance t h e architect - Horváth & Partners Management ...

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Titel<br />

8<br />

Neue<br />

Käufertrends<br />

und neue<br />

Technologien<br />

treiben<br />

Unternehmen<br />

immer häufiger<br />

dazu, auch<br />

Kooperationen mit<br />

Wettbewerbern in<br />

Erwägung zu<br />

ziehen<br />

Auch wer vermeintlichen<br />

„Mega-Trends“ eher skeptisch<br />

gegenübersteht, kommt<br />

an der Tatsache kaum vorbei, dass Kooperation<br />

angesagt ist – von Forschung<br />

und Entwicklung über den Einkauf bis<br />

zum Vertrieb; in Form von strategischen<br />

Allianzen, Verbünden oder Netzwerken.<br />

Verschiedene aktuelle Studien<br />

ziehen denn auch das Fazit, aus den<br />

„weichen Organisationskompetenzen“<br />

erwüchsen nachhaltige Wettbewerbsvorteile<br />

– und nennen in diesem Zusammenhang<br />

unter anderem „das Kooperieren<br />

und Schmieden von Allianzen“.<br />

Unternehmen auf dem Kooperationspfad<br />

Hervorstechendes Beispiel für diesen<br />

Trend: die Autobranche. Zwar haben<br />

sich die Pläne von Daimler und BMW, im<br />

Bereich der Entwicklung eng zusammenzuarbeiten,<br />

nicht realisiert. Doch die<br />

im April diesen Jahres zwischen Daimler,<br />

Renault und Nissan vereinbarte strategische<br />

Kooperation setzt Maßstäbe, die<br />

auch für andere Hersteller die Richtung<br />

vorgeben könnten: Das Spektrum reicht<br />

von der Zusammenarbeit im Kompaktwagen-Segment<br />

über die gemeinsame<br />

Entwicklung von Motoren bis zur Kooperation<br />

bei leichten Nutzfahrzeugen<br />

und beim Teile-Einkauf. Doch die Autoindustrie<br />

steht keineswegs allein: Bei<br />

der Deutschen Bahn geht die Konzerntochter<br />

DB Regio auf die kleineren Wettbewerber<br />

im Nahverkehr zu. Und in der<br />

Chemieindustrie prüfen selbst direkte<br />

Wettbewerber die Vorteile einer Zusam-<br />

menarbeit beim Bau und bei der Nutzung<br />

teurer großchemischer Anlagen.<br />

Die Liste der Beispiele ließe sich nahezu<br />

beliebig verlängern.<br />

Konvergenz treibt Zusammenarbeit<br />

Ein besonders interessantes Feld für Kooperationen<br />

tut sich in der Energiewirtschaft<br />

auf. Denn der Energiemarkt wird<br />

aktuell durch ökologische, wirtschaftliche<br />

und technische Treiber grundlegend<br />

verändert: Erderwärmung und Erschöpfung<br />

der fossilen Brennstoffe, weltweit<br />

steigender Energiebedarf sowie ordnungspolitische<br />

Maßnahmen zur Öffnung<br />

des Energiemarktes sind hier nur<br />

einige Stichwörter. Eine der Antworten<br />

auf diese Herausforderungen: der Ausbau<br />

der Elektromobilität (eMobility) über<br />

Innovationen in der Fahrzeug- und Speichertechnik,<br />

den Aufbau einer entsprechenden<br />

Infrastruktur sowie die Entwicklung<br />

innovativer Abrechnungssysteme<br />

für die Nutzer von Elektroautos.<br />

Die traditionellen Grenzen zwischen<br />

Energieversorgern, Telekommunikationsanbietern<br />

und Automobilherstellern lösen<br />

sich dabei zunehmend auf – ein Konvergenzprozess,<br />

in dessen Rahmen neue<br />

Formen der Zusammenarbeit über Branchengrenzen<br />

hinweg entstehen.<br />

Kooperation auf der CEO-Agenda<br />

Trotz mancher innovativer Ansätze ist<br />

die Botschaft vom Nutzen der Kooperation<br />

nicht wirklich neu. Strategen haben<br />

längst erkannt, welches Potenzial sie<br />

birgt. Nicht umsonst steht eines der sieben<br />

„K“ des von <strong>Horváth</strong> & <strong>Partners</strong> ent-<br />

wickelten „7-K-Prinzips“ der Geschäftsmodellinnovation<br />

für Kooperation (siehe<br />

dazu Beitrag auf Seite 10). Dennoch stellt<br />

sich für jedes Unternehmen die Frage,<br />

ob die vorhandenen Potenziale schon<br />

ausreichend genutzt werden – gerade<br />

auch beim Aufbau flexibler Kostenstrukturen,<br />

die nach der Krise wichtiger<br />

sind denn je. Ob die Wertschöpfungstiefe<br />

angepasst werden soll, indem man<br />

Non-core-Prozesse auf kostengünstigere<br />

Partner auslagert, oder ob es schlicht<br />

darum geht, sich Kosten zu teilen – wie<br />

etwa beim schon erwähnten „Co-Producing“<br />

in der chemischen Industrie: Wer<br />

Kosten senken oder flexibilisieren will,<br />

tut gut daran zu überlegen, wo man noch<br />

kooperieren kann.<br />

Ansatzpunkte für nutzbringende Kooperationen<br />

– nicht nur zur Kostenflexibilisierung<br />

– bieten sich in allen wesentlichen<br />

Unternehmensbereichen:<br />

n Beispiel Einkauf<br />

Hier hat eine Form der kooperativen<br />

Preisfindung ihren Ausgang in der Automobilbranche<br />

genommen: das Open<br />

Book Accounting (OBA). Bei diesem<br />

legen Zulieferer dem Abnehmer ihre<br />

Kosten offen; gemeinsam sucht man<br />

nach Möglichkeiten, sie zu senken.<br />

Beim japanischen Autohersteller Nissan<br />

etwa legen 80 Prozent der Zulieferer<br />

Kosteninformationen offen. Gemeinschaftlich<br />

wird das Ziel verfolgt,<br />

Preistreiber aufzuspüren; wichtige Zulieferer<br />

schult Nissan sogar, um niedrigere<br />

Kosten entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette zu erreichen.<br />

n Beispiel Vertrieb<br />

Auch im Vertrieb finden sich zahlreiche<br />

Anknüpfungspunkte für Kooperationen<br />

– sowohl horizontaler als<br />

auch vertikaler Art. So unterhalten beispielsweise<br />

die Unternehmen Mars<br />

und Fressnapf gemeinsame Läger bzw.<br />

Zwischenläger; im Handel sind Vertriebskooperationen<br />

in Form eines Verbundes<br />

selbstständiger Einzelhändler<br />

oder sogar Großhändler bereits weit<br />

verbreitet.<br />

n Beispiel Supply Chain <strong>Management</strong><br />

Hier ist insbesondere die zunehmende<br />

Bedeutung der komplex organisierten<br />

Kooperationsnetzwerke (Supply Chain<br />

Networks) zu nennen, die sich auf die<br />

gesamte Lieferkette – also auf interne<br />

und externe Organisationseinheiten –<br />

erstrecken können (mehr dazu in der<br />

Rubrik „Fokus“).<br />

FuE –nie war Zusammenarbeit nötiger<br />

Neue Käufertrends und neue Technologien<br />

treiben Unternehmen immer häufiger<br />

dazu, auch Kooperationen mit<br />

Wettbewerbern in Erwägung zu ziehen –<br />

gerade im Bereich FuE. Ein Beispiel ist<br />

die geplante „Wholesale Applications<br />

Community“: Führende Telekommunikationsanbieter<br />

und Hersteller von Mobiltelefonen<br />

wie Samsung und Sony<br />

Ericsson, Vodafone und Deutsche Telekom<br />

wollen eine „Open Global Alliance“<br />

bilden, um gemeinsam gegen Apples<br />

Marktführerschaft bei mobiler Software<br />

anzugehen. Ein weiterer Trend besteht<br />

darin, die eigenen Kunden als „Prosumenten“<br />

in die Wertschöpfungskette einzubeziehen.<br />

Der Vorteil liegt auf der<br />

Hand: Über Kooperationen mit Kunden<br />

werden deren Bedürfnisse frühzeitig erkannt,<br />

es lassen sich maßgeschneiderte<br />

Produkte entwickeln. So wird schon im<br />

Innovationsprozess der spätere Markterfolg<br />

gesichert.<br />

Auch bei Internationalisierungsbestrebungen<br />

können regionale Spezifika<br />

und Bedürfnisse durch Einbeziehen internationaler<br />

Partner in Innovationskooperationen<br />

besser erkannt werden.<br />

Und schließlich wird der Verbund mit<br />

Zulieferunternehmen oder die Beteiligung<br />

an Innovationsnetzwerken immer<br />

wichtiger, wenn es darum geht, innovative<br />

Produkte schnell und zielgerichtet<br />

zur Marktreife zu bringen – ein wichtiger<br />

Hebel, um gegen die Konkurrenz aus<br />

asiatischen Niedriglohnländern zu bestehen.<br />

Doch für das professionelle <strong>Management</strong><br />

solcher Netzwerke bedarf es<br />

nicht zuletzt der notwendigen Steuerungskompetenz<br />

(siehe dazu auch die<br />

Rubrik „Wissenschaftsforum“).<br />

„Wer zu spät kommt ...“<br />

Wie weit der Trend zur Zusammenarbeit<br />

auch gehen mag: Unternehmenslenker<br />

und Strategen tun gut daran, dieses<br />

Thema im Blick zu behalten. Zu vielfältig<br />

und attraktiv sind schon jetzt die Beispiele<br />

für den Nutzen von Kooperationen,<br />

als dass ein Unternehmen sich<br />

leisten könnte, hier „zu spät zu kommen“.<br />

Kooperation ist bestimmt kein<br />

Allheilmittel; doch beim Bestreben, die<br />

internationale Wettbewerbsfähigkeit zu<br />

erhalten oder gar auszubauen, wird –<br />

das lässt sich schon heute sagen – die Fähigkeit,<br />

Kooperationen einzugehen, Netzwerke<br />

zu nutzen und kooperative Formen<br />

des Wirtschaftens professionell zu<br />

steuern, immer wichtiger werden.<br />

Titel<br />

9

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