Nr. 3/2005 (PDF) - Lasa
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FÖRDERINFORMATIONEN<br />
Mehr Möglichkeiten in der<br />
Berufsausbildung ...<br />
... hält das neue Berufsbildungsreformgesetz<br />
bereit. BRANDaktuell sprach<br />
mit Manfred Kremer vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) über das neue Gesetz.<br />
� Herr Kremer, warum gibt es ein Berufsbildungsreformgesetz?<br />
Wir wollten zum Beispiel flexible Ausbildungsstrukturen<br />
schaffen. Dabei haben<br />
wir auf Erfahrungen aus den vergangenen<br />
zehn Jahren zurückgegriffen. Wir haben<br />
unter anderem die Stufenausbildung klarer<br />
geregelt: In einer zwei- oder dreijährigen<br />
Ausbildung können zwischendurch<br />
bestimmte Qualifikationen geprüft und<br />
zertifiziert werden. Steigen Jugendliche<br />
aus einer solchen Ausbildung vorzeitig<br />
aus, ist es kein vollständiger Abbruch. Sie<br />
können ihre bisher erworbenen Zertifikate<br />
vorweisen.<br />
� Neu ist auch, dass Absolventen schulischer<br />
Ausbildungsgänge einen Zugang<br />
zur Kammerprüfung erhalten sollen.<br />
Diese Möglichkeit gab es schon vorher,<br />
aber es bedurfte einer Bundesverordnung<br />
für jede einzelne Schule. Jetzt können die<br />
Länder verordnen, dass Absolventen<br />
schulischer Berufsbildungsgänge an<br />
Kammerprüfungen teilnehmen können.<br />
Dazu müssen sie die schulischen Lehrpläne<br />
– für die die Länder zuständig sind –<br />
an die Ausbildungsordnungen für die Betriebe<br />
– für die der Bund zuständig ist –<br />
anpassen. Außerdem fordert das Gesetz<br />
hinreichende Betriebspraktika. Ich gehe<br />
davon aus, dass mindestens ein Drittel<br />
der Ausbildungszeit im Betrieb als ausreichend<br />
gilt.<br />
� Müssen die Kammern Absolventen<br />
schulischer Ausbildungsgänge zu ihren<br />
Prüfungen zulassen?<br />
Wenn es eine entsprechende Landesverordnung<br />
gibt, ja. Wir wollen vermeiden,<br />
dass junge Leute nach einer schulischen<br />
noch eine betriebliche Ausbildung machen<br />
müssen. Jeder soll drei Jahre nach<br />
dem allgemeinen Schulabschluss einen<br />
berufsbildenden Abschluss im dualen<br />
System machen können. Die Regelung ist<br />
bei beiden Sozialpartnern umstritten.<br />
Aber die Praxis zeigt, dass Absolventen<br />
schulischer Berufsbildungsgänge zwar einige<br />
Monate eingearbeitet werden müssen,<br />
dann aber genauso gut sind wie Absolventen<br />
einer betrieblichen Ausbildung.<br />
� Herr Kremer, vielen Dank für das Gespräch.<br />
� (jac)<br />
Die Reform der Berufsbildung<br />
Das ist neu im Gesetz<br />
Seit 1. April gilt das Berufsbildungsreformgesetz. Im Vergleich zum bisherigen Berufsbildungsgesetz<br />
(BBiG) eröffnet das Reformgesetz mehr Möglichkeiten zur Verknüpfung<br />
von schulischer und betrieblicher Berufsbildung, von Aus- und Weiterbildung<br />
sowie zur Verknüpfung von nationaler und internationaler Ausbildung.<br />
Schulische Berufsbildung<br />
> Die Länder können veranlassen, dass<br />
AbsolventInnen von schulischen Berufsbildungsgängen<br />
einen erleichterten<br />
Zugang zur Kammerprüfung erhalten.<br />
> Die Länder können sicherstellen, dass<br />
schulische Berufsausbildungszeiten in<br />
anerkannten Ausbildungsberufen genauso<br />
zählen wie betriebliche Ausbildungszeiten.<br />
Qualifikationen von einer zweijährigen Ausbildung werden jetzt<br />
bei einer nachfolgenden dreijährigen Ausbildung angerechnet<br />
Kooperation Betrieb – Schule<br />
> Kooperationen zwischen betrieblicher<br />
und schulischer Ausbildung sind in<br />
verschiedenen inhaltlichen und zeitlichen<br />
Formen möglich.<br />
> Bei Ausbildungsverbünden zwischen<br />
Betrieben und Schulen können die<br />
Schulen Träger des Verbundes sein.<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
> Die Anrechnung der in Maßnahmen<br />
der Bundesagentur für Arbeit erworbenen<br />
Qualifikationen auf eine anschließende<br />
Ausbildung wird erleichtert.<br />
> Zusatzqualifikationen, die über das in<br />
den Ausbildungsordnungen Festgelegte<br />
hinaus vermittelt werden, werden als<br />
gesondert zu prüfende und zu zertifizierende<br />
Qualifikationen eingeführt.<br />
Allgemein- und Berufsbildung<br />
> Der Abschluss von Berufsbildungsgängen<br />
kann mit weiterführenden Schulabschlüssen<br />
verknüpft werden.<br />
Anpassung der Ausbildungsberufe<br />
Seit dem Jahr 2000 hat die Bundesregierung<br />
rund 76 Ausbildungsberufe modernisiert<br />
und 26 neue Ausbildungsberufe<br />
geschaffen. Zukünftig sollen neue Berufe<br />
innerhalb eines Jahres aufgelegt bzw. bestehende<br />
Ausbildungsberufe modernisiert<br />
werden können, auch wenn die Sozialpartner<br />
darüber keinen Konsens erzielen,<br />
so das Ziel der Bundesregierung.<br />
Deshalb wurden die gesetzlichenBeratungsgremien<br />
in dem Berufsbildungsreformgesetzreduziert:<br />
> Der Länderausschuss<br />
des Bundesinstituts für<br />
Berufsbildung wird abgeschafft.<br />
> Die Beratung und Abstimmung<br />
neuer Ausbildungsordnungen<br />
mit<br />
den Kultusministerien<br />
der Länder wird auf<br />
den – nicht gesetzlich,<br />
sondern durch Vereinbarung<br />
mit den Län-<br />
dern geregelten – Bund-<br />
Länder-Koordinierungsausschusskonzentriert.<br />
> Gesetzlich geregelt bleibt nur die abschließende<br />
Anhörung des Hauptausschusses<br />
für Berufsbildung, in dem<br />
Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften<br />
und Länder vertreten sind.<br />
Aufstieg erleichtern<br />
> Eine zweijährige Ausbildung kann –<br />
wenn anschließend eine dreijährige<br />
Ausbildung aufgenommen wird – angerechnet<br />
werden. So wird die Fortsetzung<br />
zweijähriger Berufsausbildungen<br />
in anspruchsvolleren Ausbildungsberufen<br />
ohne Zeitverlust erleichtert.<br />
> Es ist zukünftig möglich, nach zweieinhalbjähriger<br />
Berufstätigkeit die Abschlussprüfung<br />
in dem anspruchsvolleren<br />
Beruf abzulegen.<br />
Inlands- und Auslandsausbildung<br />
Ausbildungsabschnitte im Ausland werden<br />
zu einem gleichwertigen Teil einer<br />
anerkannten Berufsausbildung im dualen<br />
System. � (jac)<br />
BRANDaktuell<br />
3/<strong>2005</strong>