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BEITRÄGE<br />
74<br />
Jesus und Maria Magdalena sind<br />
ein Liebespaar – mit diesem Thema<br />
reicherte Martin Scorsese 1988 seinen<br />
Film „Die letzte Versuchung“ skandalträchtig<br />
an. Scorsese musste sich damals<br />
<strong>de</strong>m Vorwurf <strong>de</strong>r Blasphemie<br />
stellen, heute produzieren Autoren<br />
wie Dan Brown mit Enthüllungen über<br />
das Liebesleben Jesu Welt-Bestseller.<br />
In Browns Erfolgsroman „Sakrileg“<br />
(Bergisch Gladbach 2004) geht es um<br />
eine Jesusgestalt neben <strong>de</strong>r biblischen<br />
Überlieferung. Diese wird von <strong>de</strong>r<br />
Kirche mit aller Macht unterdrückt.<br />
„Die Kirche“, so Brown, „stand vor <strong>de</strong>r<br />
Notwendigkeit, die Welt davon zu<br />
überzeugen, dass Jesus <strong>de</strong>r Sohn Gottes<br />
ist und nicht etwa ein sterblicher<br />
Prophet war. Aus diesem Grund waren<br />
sämtliche weltlichen Aspekte <strong>de</strong>s Lebens<br />
Jesu gestrichen wor<strong>de</strong>n. Doch<br />
sehr zum Leidwesen <strong>de</strong>r damaligen<br />
Bearbeiter taucht immer wie<strong>de</strong>r ein<br />
Störfaktor in <strong>de</strong>n Evangelien auf,<br />
nämlich Maria Magdalena – o<strong>de</strong>r genauer,<br />
dass Jesus mit Maria Magdalena<br />
verheiratet war“ (335).<br />
INFO 35 · 2/2006<br />
Sakral-Thriller<br />
Im Gefolge von Dan Brown<br />
Brown wirft das überlieferte Jesusbild<br />
radikal um und beschuldigt die<br />
Kirche zugleich <strong>de</strong>r mutwilligen Verheimlichung.<br />
Und so zieht <strong>de</strong>r Roman<br />
aus, die angeblich „größte Verschleierungsaktion<br />
in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r<br />
Menschheit“ aufzu<strong>de</strong>cken: „Jesus Christus<br />
war nicht nur verheiratet, er war<br />
auch Vater eines Kin<strong>de</strong>s. ... Maria Magdalena<br />
war das heilige Gefäß, sie war<br />
<strong>de</strong>r Kelch, <strong>de</strong>r Christi königliches Blut<br />
aufgefangen hat, sie war <strong>de</strong>r Weinstock,<br />
<strong>de</strong>r die heilige Rebe getragen<br />
hat, und sie war <strong>de</strong>r Schoß, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Stammhalter geboren hat“ (342). Mit<br />
solchen Enthüllungen will Brown <strong>de</strong>n<br />
Gottessohn entmythologisieren. Dabei<br />
wer<strong>de</strong>n die kirchliche Lehre und biblische<br />
Tradition <strong>de</strong>savouiert und neue<br />
historische Tatsachen geschaffen. Der<br />
Erzbischof von Genua warnte, Browns<br />
Buch sei „schändlich“ und ein „Lügengebäu<strong>de</strong>“.<br />
Doch wer heute auf <strong>de</strong>r Erfolgswelle<br />
<strong>de</strong>r sogenannten Sakralthriller<br />
mitschwimmt, kann sich sicher sein,<br />
dass kirchliche Verurteilungen von<br />
Schmähungen und Entwürdigungen<br />
christlichen Glaubensgutes die bestmöglichste<br />
Werbung be<strong>de</strong>uten.<br />
Zahlreiche Autoren springen daher<br />
auf <strong>de</strong>n sakralen Zug auf und liefern<br />
Variationen zu Browns „Sakrileg“-<br />
Thesen, wohlwissend, dass die Jesusgestalt<br />
dann am leserträchtigsten ist,<br />
wenn sie in eine Mischung aus Sakralität<br />
und Sexualität eingetaucht wird.<br />
Kapuzenmänner, brisante Dokumente,<br />
Geheimbün<strong>de</strong>, kirchliche Mordaufträge<br />
– all das, was Browns finster-romantischen<br />
Sakralthriller auszeichnet, fin<strong>de</strong>t<br />
man <strong>de</strong>rzeit als Abklatsch auf <strong>de</strong>n<br />
Bestsellerlisten wie<strong>de</strong>r. So erzählt Gerald<br />
Messadié in seinem Erfolgsroman<br />
„Die Geliebte <strong>de</strong>s Herrn“ (München<br />
2005) die bekannte Liebesgeschichte<br />
zwischen Jesus und Maria Magdalena.<br />
Elisabeth Hurth<br />
In seinem Roman „Ein Mensch namens<br />
Jesus“ (München 1991) stellte<br />
Messadié Jesus als charismatisch begabten<br />
Propheten vor, <strong>de</strong>r in unmittelbarer<br />
Nähe zur Qumran-Gemein<strong>de</strong> lebte.<br />
Dieser Prophet verstand sich nach<br />
Messadié niemals als Messias, sein<br />
Gottessohn-Status ist eine Erfindung<br />
<strong>de</strong>r Apostel, sein Kreuzestod nur ein<br />
Scheintod. Mit <strong>de</strong>m Roman „Die Geliebte<br />
<strong>de</strong>s Herrn“ liefert Messadié ein<br />
pralles Zeitpanorama, das <strong>de</strong>n Kult <strong>de</strong>s<br />
Weiblichen im Christentum profilieren<br />
soll. Erneut beschreibt Messadié, wie<br />
Jesus die Kreuzigung überlebt. Maria<br />
Magdalena steht im Zentrum einer Verschwörung,<br />
die Jesus vor <strong>de</strong>m Tod bewahrt.<br />
Soldaten wer<strong>de</strong>n bestochen, damit<br />
Jesus nicht am Kreuz stirbt, <strong>de</strong>r<br />
schwerverletzte Jesus wird von Niko<strong>de</strong>mus<br />
und Josef von Arimathäa nur zum<br />
Schein bestattet, um <strong>de</strong>n Mythos von<br />
<strong>de</strong>r Auferstehung in Gang zu setzen.<br />
Problematisch bis „blasphemisch“<br />
wird es für Gläubige bei <strong>de</strong>r Darstellung<br />
<strong>de</strong>s Liebeslebens zwischen Jesus