Editorial - Club 100
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lub-<strong>100</strong>-Redakteur Damir Fister, Jahrgang ´68, war<br />
zehn Jahre „Norman the Doorman“, der bekannteste<br />
Berufsselekteur im weltbekannten High-Society-<br />
<strong>Club</strong> P1. Was er dort erlebte, hat er nächtens in<br />
seinen Nokia Communicator gehackt.<br />
Seine Enthüllungen, sprachgewaltig und wortwitzig, charmant<br />
und bösartig zugleich, beschreiben Freud und Leid<br />
eines Tür-Zerberus, die Macken der Promis,<br />
die sexuellen Eskapaden der<br />
meist Angetrunkenen, die toxischen<br />
Abenteuer der Drogisten,<br />
das schaurig-schöne Leben der<br />
Nachtschattengewächse, die ihre<br />
große Sucht nach Paarty<br />
auslebten. Und das auf hohem<br />
Niveau und in den heiligen Hallen<br />
des von Michael Käfer gegründeten<br />
<strong>Club</strong>s an der Prinzregentenstraße 1.<br />
Was Damir Fister, der Mann mit dem<br />
Elefantengedächtnis, erlebte, ist<br />
großes menschliches Theater, ständig<br />
hin und her changierend zwischen Komödie und Tragödie. Er<br />
erzählt viele Geschichten, u.a. die vom Penner Schorsch, der<br />
dank seiner Vermittlung eine elegante Mittvierzigerin im<br />
Englischen Garten beglücken durfte, von seinen Kollegen und<br />
ihren amourösen Eskapaden, von Mädels, die sich mit vollem<br />
Körpereinsatz Aufmerksamkeit verschafften, von dem<br />
Schneegestöber in den Toiletten... Fister überzeichnet, überhöht<br />
und jeder – egal, ob Chef, Schauspieler, Normalo oder<br />
Original - kriegt sein Fett weg oder wird durch den<br />
berühmten Kakao gezogen.<br />
Man kann nicht umhin, bei der Lektüre des 300-Seiten-Buches<br />
lauthals zu lachen – auch wenn einem das Lachen manchmal<br />
im Halse stecken bleibt. Denn wie alle hochbegabten<br />
Menschenbeobachter ist Fister ein waschechter Moralist. Mit<br />
delirierendem Sprach-Eigensinn beschreibt er, was sich vor<br />
und hinter der Türe abspielte und welche Blüten der<br />
nächtliche Wahnsinn im Einser trieb. MEMBERS ONLY ist das<br />
Damir Fister: Members Only...<br />
zweineun<br />
MEMBERS<br />
ONLY<br />
C<br />
Opus Magnum eines Mannes, der dort an der Türe so manch<br />
philosophischem Gedanken nachhing. Er konnte – wenn’s<br />
nötig war – Krakeelern ordentlich eine aufstreichen, aber<br />
meist zog er seine sentimentale Erziehung mit einem gerüttelten<br />
Maß an kroatisch-hintersinnigem Humor durch.<br />
Noch heute sprechen Menschen<br />
den Viel-Gehassten darauf an,<br />
dass sie Wochen, manchmal sogar<br />
Monate und manchmal total<br />
vergeblich vor seiner Türe auftauchten<br />
und um Einlass ins<br />
Allerheiligste bettelten.<br />
An der Türe galt damals die<br />
Lex Damir. An ihm war kein<br />
Vorbeikommen und die menschliche<br />
Mischung, die er<br />
schließlich in den <strong>Club</strong> ließ,<br />
hat viel zum Mythos P1<br />
beigetragen. But the times they are<br />
a changing – und eine harte Türpolitik scheint im<br />
Massen-Zeitalter unangebracht. Darum ist MEMBERS ONLY<br />
auch Nachlass, Rückblick in eine Ära, die längst<br />
versunken ist. Ein historisches Zeitgemälde, das die Bussi-<br />
Bussi-Gesellschaft porträtiert. Fister webt einen grell bunten<br />
Flickenteppich des Nachtlebens, der das ganze Panoptikum<br />
menschlicher Existenzen aufzeigt.<br />
Da wird ein DJ namens Tim Navy gepiesackt, ein Schauspieler<br />
namens Heinzi Honich schläft auf einer Box ein. Zwei<br />
blaublütige Dumpfbacken erhalten Hausverbot auf Lebenszeit.<br />
Eine Dame befriedigt eine sprudelnde Magnumflasche<br />
Champus. Zuhälter, Baulöwen, Staatskanzlei-Figuren,<br />
Sänger und TV-Desperados – hier wimmelt es nur so von<br />
Promis. Und am Ende des Zwerchfell erschütternden Buches<br />
hat man einen ausgewachsenen Muskelkater und fragt sich,<br />
was das P1 eigentlich ohne diesen Damir Fister macht.<br />
”Members Only” ISBN 978-3-9812108-0-4<br />
Interview von und mit Damir Fister: Seite 30 - 31