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Editorial - Club 100

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dreinull<br />

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...Interview: Damir Fister<br />

DER BLICK<br />

IN DEN SPIEGEL<br />

Mister Fister interviewt sich selbst:<br />

Es ist 8 Uhr morgens das Telefon klingelt, doch das erfahre<br />

ich erst als ich gegen Mittag aufstehe und meine Mailbox<br />

abhöre. Es ist die <strong>Club</strong>-<strong>100</strong>-Redaktion, die wegen<br />

meiner Buchveröffentlichung zwar ein Interview von mir<br />

haben möchte, aber wegen organisatorischen Gründen<br />

bezüglich der im April bevorstehenden Münchner<br />

Gastronomiemesse „Eingeschenkt 2008“ stressbedingt keine<br />

Möglichkeit sieht, selbiges mit mir zu führen. So schaufele ich<br />

mir mühsam die Elefanten aus den Augen, streife mir mein<br />

hautenges Lieblings-Catsuit über den Astralkörper, stelle<br />

mich breitbeinig vor den Spiegel und interviewe mich selbst.<br />

Lieber Damir, Du hast zehn Jahre in Münchens Edelfreizeitheim<br />

P1 als Türsteher gearbeitet und nun Deine Erlebnisse zu<br />

einem Buch zusammenbinden lassen. Warum hast Du das<br />

getan und wen soll dieses Buch ansprechen?<br />

Da die P1-Obrigkeit schon zu meiner aktiven Zeit als Türsteher<br />

mit der Idee eines Manifestes über das High-Society-Mythos<br />

schwanger gegangen ist, die Idee jedoch wegen eines fortgeschrittenen<br />

Formulierungsdefizits nie realisieren konnte,<br />

hab ich mich halt mal ne halbe Stunde hingesetzt und diesen<br />

Nachruf an jene nie mehr wiederkehrende Zeit (kurzes Innehalten<br />

inkl. nostalgischer Träne) in ein Buch gekritzelt.<br />

Gerichtet ist dieses Buch an all jene, die damals dabei waren,<br />

an die, welche wegen mir nie hereingekommen sind, an eine<br />

präadoleszente, neue Generation von Nachtschattengewächsen,<br />

die nur noch die überlieferten Geschichten ihrer Eltern<br />

kennt und an jeden Einzelnen da draußen, der einen Blick in<br />

seine eigene Seele werfen möchte, auf Enthüllungen aller Art<br />

und auf Lachkrämpfe übelster Art steht.<br />

Kurz gesagt, das Buch ist eine bissig-kabarettistische Sozialstudie<br />

in der sich jeder, der die Fähigkeit zum Atmen besitzt,<br />

wiedererkennen kann.<br />

Wie hat sich Deiner Meinung nach generell das Nachtleben von<br />

“Damals” zu “Heute” verändert?<br />

Ja ja, in der guten alten Zeit, da war alles noch viel persönlicher,<br />

kleiner und natürlich auch limitierter. Außerdem war die<br />

Qualität der Leute und der <strong>Club</strong>konzepte höher, da damals das<br />

Ausgehen von den Betreibern wie auch den Gästen viel mehr<br />

zelebriert wurde. Wenn ich heute um die Häuser ziehe, scheint<br />

es mir so, dass der Großteil der Leute Jogginghose o. Pyjama<br />

gleich anlässt und sich direkt von der Fläz-Couch auf Tour<br />

macht. Aber is ja auch kein Wunder, denn mittlerweile regiert<br />

halt eine in alle Richtungen geschmacksneutrale “Geiz ist geil”-<br />

Generation. Doch letztendlich bestimmt das Angebot die Nachfrage<br />

und da reicht in der Regel schon ein Blick in die<br />

Stadtzeitung oder auf eine dieser neu entstandenen Internet-<br />

Partyportale, um zu sehen auf was man eigentlich verzichten<br />

möchte. Früher musste man sich noch richtig Mühe geben, eine<br />

bevorstehende gute Party per Mundpropaganda o. persönlicher<br />

Einladung anzukündigen, heute dagegen zahlt man mal kurz<br />

nen Hunni und schon kann jeder Depp seine Porno-Party, das<br />

einzigartige Playboy-Bunny-Wet-T-Shirt-Event o. sein sensationelles<br />

1-Euro-Flatrate-Happening unter die Leute würgen.<br />

Resümierend gibt es einfach zu viele unterdurchschnittliche

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