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Fixierung - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV

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end in gängigen Lehrbüchern das „Umherirren“ (Wandering) als Symptom und somit negatives<br />

Zeichen der Erkrankung verstanden wird, deuten die Teammitglieder dieses in ein positives um.<br />

Plötzlich gilt es dieses positive Zeichen zu erhalten und nicht durch eine <strong>Fixierung</strong> entgegenzuwir-<br />

ken.<br />

Nachtwachenproblematik<br />

Von ganz entscheidender Brisanz bei der Frage nach einer <strong>Fixierung</strong> ist die Nachtwachenproble-<br />

matik. Übereinstimmend wurde berichtet, dass man tagsüber bestimmte Situationen ausgleichen<br />

könne und auch ggf. eine intensivere Beobachtung realisieren könne. Dies alles fällt aber in der<br />

Nacht weg. Mehrere der Teams äußerten, dass die Nachtwachen nicht nur <strong>für</strong> einen Flur oder<br />

Wohnbereich (Etage und sogar Gebäudeteil) zuständig seien, sondern auch auf anderen Berei-<br />

chen mitarbeiteten. Damit ergibt sich die Situation, dass viele Bewohner in der Nacht nicht hinrei-<br />

chend beobachtet werden können. Ein Sturz aus einem Bett wird nicht gehört, ein Rufen ebenso<br />

wenig. Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass dieser Umstand alleine da<strong>für</strong> verantwortlich sei,<br />

dass die Freiheit einzelner Bewohner nachts eingeschränkt werde. Das entspricht auch der Ein-<br />

schätzung der Teams, die sehr restriktiv mit freiheitsentziehenden Maßnahmen umgehen.<br />

Hier zeigt sich ein klares Dilemma: Die Menschen in den Einrichtungen sind immer älter und nicht<br />

selten auch stark altersverwirrt. Damit einher geht mitunter eine Tag-Nacht-Umkehr des Rhyth-<br />

mus, das heißt, viele demenziell veränderte Bewohner sind in der Nacht wach und auch aktiv. Die<br />

Strukturen und Besetzungen in den Einrichtungen sind aber in aller Regel so ausgelegt, als sei<br />

eine Nachtwache tatsächlich nur zur Beaufsichtigung und <strong>für</strong> etwaige Notfälle da und als ob in ei-<br />

nem Heim nur am Tag auch „gelebt“ werde. In der Wirklichkeit hat sich der Pflegetag längst ver-<br />

längert oder gänzlich aufgelöst. Dies wird teilweise durch einen „späten Spätdienst“ (bis 22.30<br />

Uhr) aufzufangen versucht, entpuppt sich aber vor dem Hintergrund der beschriebenen Problema-<br />

tik als nicht ausreichend.<br />

Oftmals wurde angesprochen, dass eine nächtliche <strong>Fixierung</strong> vermeidbar wäre, wenn der Bewoh-<br />

ner bei offener Türe schlafen würde, vor den Bereich der Stationseinheit geschoben werden könn-<br />

te oder aber mindestens eine Wache nur <strong>für</strong> den Flur vorhanden wäre.<br />

Risikobereitschaft<br />

Mit den bisherigen Punkten einher geht auch die Frage der Risikobereitschaft des Einzelnen oder<br />

des ganzen Teams. Gerade vor dem Hintergrund der nächtlichen Situation spielt dies eine große<br />

Rolle. <strong>Fixierung</strong> kann an dieser Stelle auch anderes verstanden werden. So kann gefragt werden,<br />

ob eine <strong>Fixierung</strong> nicht dem „Anbinden der Angst der Pflegenden“ dient? Die ist durchaus berech-<br />

tigt, denn es gibt viele Konsequenzen, die mit einer <strong>Fixierung</strong> nicht in Kauf genommen werden<br />

müssen.<br />

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