Die Juden - unsere Geschwister im Glauben - Erzbistum Freiburg
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Rosch-ha-Schana - Beginn des jüdischen Jahres<br />
„Heute ist der Geburtstag der Welt, heute werden vor Gericht geführt alle Geschöpfe der<br />
Welt... Und der Herr ist König auf <strong>im</strong>mer und ewig."<br />
<strong>Die</strong> Hohen Feiertage des jüdischen Jahres beginnen mit dem Fest Rosch-ha-Schana, dem<br />
Neujahrsfest. Es gilt als Tag der Prüfung aller Menschen vor dem gerechten und barmherzigen<br />
Gott und als Tag der Erinnerung an die Erschaffung der Welt. Während des Gottesdienstes<br />
ist mehrmals der Schofar zu hören. Der Schofar ist ein Widderhorn, das an den<br />
Widder erinnern soll, den Abraham anstelle seines Sohnes Isaak opferte. Im Talmud wird<br />
das Schofarblasen so begründet: „Es sprach der Heilige, gelobt sei Er: 'Blast vor mir mit<br />
dem Hörn eines Widders, damit ich für euch der Bindung Isaaks, des Sohnes Abrahams,<br />
gedenke und ich es gelten lasse, als ob ihr euch selbst vor mir gebunden hättet'."<br />
In den Gebeten und Gesängen am Fest Rosch-ha-Schana verbinden sich Lob und Preis auf<br />
den Schöpfer und König der Welt mit dem Ernst eines Gerichtstages. Nach jüdischem <strong>Glauben</strong><br />
wird am Neujahrstag das Urteil über den Menschen gefällt, das am Versöhnungstag<br />
besiegelt wird.<br />
Im Vertrauen darauf, daß Gott, der gerechte und barmherzige Richter, seines Bundes mit<br />
Israel und der Opfer und Verfolgungen der Väter gedenkt, wird sein Erbarmen angefleht.<br />
Das wiederholte Blasen des Schofar ist ein Mahnruf zu Umkehr und Buße. Der gegenseitige<br />
Wunsch zu Rosch-ha-Schana lautet: „Mögest du eingeschrieben werden (<strong>im</strong> Buch des Lebens)<br />
zu einem guten Jahr."<br />
Mit dem Fest Rosch-ha-Schana beginnen die „Zehn Tage der Umkehr". Sie sind gekennzeichnet<br />
durch Buße und Versöhnung mit den Mitmenschen. Jeder Jude ist verpflichtet, alles<br />
Unrecht des vergangenen Jahres vor Gott zu bekennen und durch Reue, Buße und Wiedergutmachung<br />
zu sühnen.<br />
Während der Zehn Tage der Umkehr wird täglich das Gebet „Awinu Malkenu" gesprochen:<br />
„Unser Vater, unser König, wir haben vor dir gesündigt.<br />
Unser Vater, unser König, vergib und verzeih uns <strong>unsere</strong> Schuld.<br />
Unser Vater, unser König, tilge in deiner Barmherzigkeit den Schuldbrief,<br />
der zeugt wider uns.<br />
Unser Vater, unser König, laß deine Macht und Güte walten über uns,<br />
um deines heiligen Namens willen.<br />
Unser Vater, unser König, laß sprießen, Herr, das Heil für uns, bald und in <strong>unsere</strong>n Tagen."<br />
Jom Kippur - der Versöhnungstag<br />
Der letzte der Zehn Tage der Umkehr ist der Jom Kippur, der große Versöhnungstag. <strong>Die</strong>ser<br />
Tag ist für <strong>Juden</strong> der höchste aller Feiertage, ein Tag der Buße und der Umkehr, denn:<br />
„An diesem Tag entsühnt Er euch, euch zu reinigen. Vor dem Herrn werdet ihr von allen euren<br />
Sünden rein." (Lev 16,30)<br />
Am Jom Kippur ist strenges Fasten geboten. Der Gottesdienst dauert vom Abend bis zum<br />
Sonnenuntergang des nächsten Tages.<br />
Viele <strong>Juden</strong> verbringen den ganzen Tag betend in der Synagoge. Zum Zeichen der Buße<br />
tragen alle Männer das weiße Gewand, das später auch ihr Totenkleid sein wird.<br />
In allen Lesungen, Gebeten und Gesängen kommt die Versöhnung mit Gott und den Mitmenschen<br />
zum Ausdruck. Dazu heißt es <strong>im</strong> Talmud:<br />
„Verfehlungen zwischen einem Menschen und dem Allgegenwärtigen sühnt der Versöhnungstag;<br />
Verfehlungen zwischen Mensch und Mensch sühnt der Versöhnungstag nicht, bis<br />
der Mensch den Menschen versöhnt hat."<br />
Am Ende des Versöhnungstages erklingt noch einmal das Widderhorn, der Schofar, mit einem<br />
langgezogenen Ton.<br />
Nach jüdischem <strong>Glauben</strong> wird so der Schofar am Ende der Zeit das Kommen des Messias<br />
anzeigen und die Auferweckung der Toten und die Erlösung verkündigen.<br />
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