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Die Juden - unsere Geschwister im Glauben - Erzbistum Freiburg

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<strong>Die</strong> <strong>Juden</strong> <strong>im</strong> Mittelalter in Europa<br />

In allen christlich gewordenen mitteleuropäischen Ländern hatte man wenig Verständnis für<br />

die jüdischen Bräuche und Lebensformen. Dennoch wuchsen die jüdischen Gemeinden. In<br />

Städten wie Mainz und Worms gab es berühmte Bibelschulen. Seit dem Beginn der Kreuzzüge<br />

(1096) aber wollte man die <strong>Juden</strong> zwingen, den christlichen <strong>Glauben</strong> anzunehmen und<br />

sich taufen zu lassen. Wer sich widersetzte, wurde umgebracht.<br />

Im 13./14. Jahrhundert durften die <strong>Juden</strong> viele Berufe nicht ausüben. Durch den Erlaß einer<br />

Kleiderordnung wurden sie gezwungen, sich als <strong>Juden</strong> kenntlich zu machen. Dadurch waren<br />

sie gesellschaftlich geächtet. Das Wohnen in <strong>Juden</strong>gassen (Ghettos) diente <strong>im</strong>mer mehr der<br />

Isolierung der <strong>Juden</strong> von der christlichen Bevölkerung. Vor allem in den Zeiten der großen<br />

Pest nahmen die Ausschreitungen gegen die <strong>Juden</strong> in ganz West- und Mitteleuropa <strong>im</strong>mer<br />

mehr zu. Den <strong>Juden</strong> wurde vorgeworfen, sie würden Brunnen vergiften. <strong>Die</strong> <strong>Juden</strong>, die den<br />

Massakern entkamen, mußten sich in der Fremde eine neue He<strong>im</strong>at suchen. Damals zogen<br />

viele von ihnen nach Osteuropa.<br />

Besonders grausam erging es den <strong>Juden</strong> in Spanien. Nachdem Spanien ganz unter die<br />

Herrschaft christlicher Könige gekommen war, wurden die <strong>Juden</strong> gezwungen auszuwandern<br />

oder sich taufen zu lassen. Aber man glaubte ihnen den Religionswechsel nicht und ließ sie<br />

durch die Inquisition verfolgen. Unter Inquisition sind kirchliche Ketzergerichte zu verstehen,<br />

die Ungläubige aufspüren und ihrer Strafe durch den Staat zuführen sollten.<br />

1492 wurden alle <strong>Juden</strong> aus Spanien, 1497 aus Portugal vertrieben. Sie wanderten in die<br />

Länder am östlichen Mittelmeer und in andere europäische Länder wie England, Holland und<br />

Norddeutschland aus.<br />

Auch in Osteuropa, in Polen und in Rußland, waren die <strong>Juden</strong>, die <strong>im</strong> 13./14. Jahrhundert<br />

aus Deutschland geflohen waren, 300 Jahre später wieder schrecklichen Verfolgungen und<br />

Pogromen ausgesetzt.<br />

<strong>Die</strong> Emanzipation der <strong>Juden</strong> und der Zionismus <strong>im</strong> 19. Jahrhundert<br />

Im 19. Jahrhundert erfolgte die bürgerliche Gleichstellung der <strong>Juden</strong> in den meisten Staaten<br />

West- und Mitteleuropas, die sogenannte „Emanzipation". <strong>Die</strong> <strong>Juden</strong>feindschaft aber blieb.<br />

Durch den Antisemitismus, die Diskr<strong>im</strong>inierung der <strong>Juden</strong> als minderwertiger Rasse, wurde<br />

die <strong>Juden</strong>feindschaft verstärkt. Aus Osteuropa wanderten viele <strong>Juden</strong> über Deutschland<br />

nach den Vereinigten Staaten von Amerika aus. 1882 setzte eine erste Einwanderungswelle<br />

osteuropäischer <strong>Juden</strong> nach Palästina ein, wo sie brachliegendes Land kauften, landwirtschaftliche<br />

Siedlungen gründeten und das Land urbar machten.<br />

1896 erhob der Wiener Journalist Theodor Herzl erstmals die Forderung nach einem eigenen<br />

<strong>Juden</strong>staat. Er gründete eine Bewegung, die den Namen „Zionismus" erhielt.<br />

Zion ist ein anderes Wort für Jerusalem. Der Zionismus kämpfte dafür, daß die <strong>Juden</strong> wieder<br />

ein He<strong>im</strong>atrecht <strong>im</strong> Land Israel erlangten. 1909 konnten <strong>Juden</strong> die erste moderne Stadt in<br />

Palästina gründen: Tel Aviv am Mittelmeer. Von 1920 bis 1948 stand Palästina unter britischem<br />

Mandat. Nur wenigen <strong>Juden</strong> wurde erlaubt, nach Palästina einzuwandern, auch in<br />

den schl<strong>im</strong>men Jahren der Verfolgung und Vernichtung durch die Nationalsozialisten in<br />

Deutschland.<br />

<strong>Juden</strong>verfolgung in Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus<br />

<strong>Die</strong> schwerste und grausamste <strong>Juden</strong>verfolgung geschah in Deutschland während der Zeit<br />

des Nationalsozialismus von 1933-1945. Nachdem die nationalsozialistische Partei unter<br />

Adolf Hitler die Macht ergriffen hatte, wurden alle deutschen Staatsangehörigen jüdischer<br />

Abstammung ausgesondert und aus dem öffentlichen Leben verdrängt.<br />

Am 9. November 1938 wurden in der Reichspogromnacht alle jüdischen Synagogen in<br />

Brand gesteckt oder verwüstet. Jüdische Geschäfte wurden geplündert, beschlagnahmt und<br />

später an „arische" Deutsche „verkauft".<br />

Während des Zweiten Weltkriegs wurden alle <strong>Juden</strong> in Deutschland und in den von Deutschen<br />

besetzten Gebieten verfolgt, schließlich in Konzentrationslager deportiert und in einem<br />

Vernichtungsprogramm ausgerottet. In Deutschland lebte bis 1933 eine halbe Million<br />

<strong>Juden</strong>. 1945 waren rund 6 Millionen <strong>Juden</strong> in Europa ermordet worden. Das war mehr als<br />

ein Drittel der jüdischen Bevölkerung auf der ganzen Welt.<br />

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