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johannespassion js bach - Kreuzkirche Bonn

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Die Liebe Gottes, eine fiktive Figur?<br />

Um diesen revolutionären König ohne Waffen und ohne<br />

weltliche Macht, dessen Reich nicht von dieser Welt<br />

ist, und der nicht mit Protz und Prunk daherkommt,<br />

darzustellen, wird es in unserer Inszenierung die „LIEBE<br />

GOTTES“ als Person geben. Sie wird dargestellt von der<br />

Tänzerin Lina do Carmo. Das Johannesevangelium kennt<br />

keine Trennung von Gott Vater und Gott Sohn, Gott<br />

selbst kommt in Gestalt des Jesus von Nazareth auf die<br />

Erde, so ist die Darstellung der „Liebe Gottes“ ein Teil<br />

des johanneischen Jesus. Am Ende, wenn alles erzählt ist,<br />

bleibt die Frage, ob wir sie erkennen, die Liebe Gottes, die<br />

uns tagtäglich herausfordert, sie in unserer persönlichen<br />

Welt sichtbar zu machen.<br />

Die Arien - eine beziehungsreiche Geschichte<br />

Eine wichtige Aufgabe haben in der Passionsvertonung<br />

nach Johannes durch Johann Sebastian Bach die Arien. Sie<br />

zeigen den Blick nach innen, also eigentlich die entgegengesetzte<br />

Richtung zu den Chören. In den Arien sinnen<br />

Einzelpersonen über das Geschehen. Die musikalischen<br />

Wurzeln von Bach’s Arienvertonungen liegen eindeutig in<br />

der Oper. Ihre textlichen Wurzeln liegen in der Predigt,<br />

in der Deutung des Geschehens. Sie sind als retardierendes<br />

Moment geeignet, die Dinge, die passieren auf ihre<br />

Bedeutung hin zu hinterfragen. Das ist für uns heutige<br />

Hörer interessant, wir können uns identifizieren, und<br />

so eine Bedeutung der Passionsgeschichte für uns heute<br />

erkennen.<br />

Diese Sachlage nutzen wir in unserer Inszenierung aus.<br />

Wir geben die Arien den handelnden Personen. Die<br />

Altistin ist Maria Magdalena, Jüngerin und enge Vertraute<br />

von Jesus. Ihr Mitleiden und ihre Bedeutung in der<br />

Passionsgeschichte wird deutlich in ihren beiden großen<br />

Arien. Sie ist diejenige, die unter dem toten Jesus am<br />

Kreuz voll Schmerz singt „Es ist vollbracht“, aber auch<br />

von der großen Hoffnung, erzählt in dem Mittelteil „der<br />

Held aus Juda siegt mit Macht“.<br />

Die Bass-Arien sind die großen Auftritte des Pilatus.<br />

Nachdem er Jesus gegeißelt hat (Bach ändert den Bibeltext<br />

von „da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln“( Joh. 19,1)<br />

in „da nahm Pilatus Jesus und geißelte ihn“, er tut es also<br />

selbst, eigenhändig!), sieht er fassungslos auf seine Hände,<br />

die Solches getan haben, auf die Dornenkrone und singt<br />

„Betrachte meine Seel mit ängstlichem Vergnügen, mit<br />

bittrer Lust und halb beklemmten Herzen…“.

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