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PRÄVENTION DURCH ANGST? - Dr. Jürgen Barth

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präventive Maßnahmen konkrete Veränderungen von Einstellungen und Verhalten fördern.<br />

Als Zielgruppe für massenmediale Suchtprävention sehen KÜNZEL-BÖHMER, BÜHRINGER<br />

und JANIK-KONECNY (1993) die breite Öffentlichkeit sowie Kinder bzw. Jugendliche, wobei<br />

die Werbespots auf diese Zielgruppen abgestimmt sein sollten. Bei der Evaluation von<br />

präventiven Maßnahmen sind personalkommunikative Angebote der <strong>Dr</strong>ogenprävention<br />

(z.B. Rollenspiele zum Ablehnen von <strong>Dr</strong>ogen, therapeutische Gruppen für Gefährdete)<br />

durch eine kurze Effektlatenz und klare Effektivitätskriterien besser zu evaluieren als<br />

massenkommunikative Angebote. Suchtbezogene Aufklärungsplakate oder Effekte von<br />

Antidrogenwerbespots haben sicherlich ebenfalls kurzfristige Effekte bei den Empfängern.<br />

Diese sind aber wesentlich heterogener und schwerer zu erfassen und somit kaum auf die<br />

jeweilige Maßnahme zubeziehen. Die möglichen Effekte auf einen Werbeslogan wurden von<br />

BAKER, PETTY und GLEICHER (1991) illustriert (vgl. auch PETTY, BAKER & GLEICHER,<br />

1991). Ausgangspunkt ihrer Überlegungen ist, daß das Ausmaß und die Richtung der<br />

Einstellungsänderung und vor allem der Verhaltensänderung von der Art der Verarbeitung<br />

einer präventiven Botschaft abhängen. Um die möglichen Arten der Verarbeitung zu<br />

verdeutlichen, werden sechs Empfänger und deren Verhaltensänderungen dargestellt<br />

(vgl. Tab. 1.4). Person A versteht die Nachricht nicht und daraus ergibt sich auch keine<br />

weitere Informationsverarbeitung. Die Personen B, C, D und E verstehen das Wesentliche<br />

der Nachricht, jedoch unterscheiden sich die anschließenden Gedanken. Die Person B denkt<br />

in diesem Beispiel: ,Die dargestellten Personen sind atypisch‘. Hingegen denkt die Person<br />

C: ,Das dargestellte Beispiel ist sicherlich richtig, aber ich bin doch nicht davon gefährdet‘.<br />

Die Personen D und E sind die einzigen, die zunächst in der Art reagieren, wie die Initiatoren<br />

der Kampagne dies wünschten, da beide den Gedanken ,<strong>Dr</strong>ogen sind gefährlich‘<br />

haben. Jedoch ist gerade diese Einschätzung für Person D ein Grund mehr, um in Zukunft<br />

möglicherweise <strong>Dr</strong>ogen zu konsumieren, da sie das Selbstkonzept hat, risikofreudig zu sein.<br />

Bei Person E führt der Wunsch, dieser Gefahr zu entgehen, letztlich zur Motivation und zum<br />

Verhalten, keine <strong>Dr</strong>ogen zu nehmen. Die Person F kann aufgrund mangelnder kognitiver<br />

Fähigkeiten die Nachricht nicht verstehen und ändert ihre Einstellung aufgrund eines<br />

irrelevanten Botschaftsmerkmals: der Sympathie für den Sprecher. Diese Einstellungsänderung<br />

hat für das Verhalten jedoch keine Konsequenz (vgl. auch Abschnitt 3.2.5). Als<br />

wichtigstes Resultat dieser modellhaften Demonstration unterschiedlicher Verarbeitung<br />

einer Nachricht halten die Autoren fest, daß es neben der erwünschten einen Form der<br />

Verarbeitung noch fünf andere Arten der Interpretation einer Nachricht gibt, welche nicht<br />

zur erwünschten Verhaltensänderung führen.<br />

22 Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung, Band 4

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