PRÄVENTION DURCH ANGST? - Dr. Jürgen Barth
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Zur Messung der wahrgenommenen gesundheitlichen Kontrolle wurden anfänglich die<br />
Locus of Control-Skalen von ROTTER (1966) verwendet, die keinerlei gesundheitsspezifische<br />
Items enthalten, später die Health Locus of Control-Skala (HLC), die von WALLSTON,<br />
WALLSTON, KAPLAN und MAIDES (1976) entwickelt wurde. Die Items erfassen generalisierte<br />
Erwartungen darüber, ob die eigene Gesundheit durch das eigene Verhalten beeinflußbar<br />
ist oder nicht (beide Skalen waren als eindimensionale Maße der Kontrollüberzeugung<br />
konstruiert). Auf LEVENSON (1972; 1974) geht die dreidimensionale Konzeption<br />
der Kontrollüberzeugungen zurück. Sie differenziert zwischen den Dimensionen: 1. internal,<br />
d.h. die Person erlebt persönliche Kontrolle über die Ereignisse; 2. sozial-external,<br />
d.h. Ereignisse werden als ,durch andere Personen kontrolliert‘ erlebt, und 3. fatalistischexternal,<br />
hier werden ,Zufall‘ bzw. ,Glück‘ als verantwortlich für das Eintreten bestimmter<br />
Ereignisse angesehen. Darauf aufbauend entstand die multidimensionale Health Locus<br />
of Control-Skala (MHLC) von WALLSTON, WALLSTON und DeVELLIS (1978) mit den oben<br />
genannten drei, mehr oder weniger, orthogonalen Subskalen (für eine deutschsprachige<br />
Übersicht vgl. LOHAUS, 1992).<br />
Internal orientierte Personen gelten als kompetenter und effektiver in ihren Handlungen,<br />
sind eher bereit und fähig, die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen und aversive<br />
Situationen aktiv zu verändern, während external orientierte stärker positiv auf soziale<br />
Reize reagieren. Studien zum Raucherverhalten, zur Empfängnisverhütung, Gewichtsreduktion<br />
und zu anderen gesundheitsbezogenen Verhaltensbereichen deuten darauf hin,<br />
daß auch hier eine internale Kontrollorientierung die günstigere ist: Internal orientierte<br />
Personen übernehmen mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit und zeigen mehr gesundheitsrelevantes<br />
Verhalten als external orientierte (vgl. BARTH & HÄRTER, 1996).<br />
In bezug auf gesundheitsbezogenes Wissen und Informationssuche ergaben sich widersprüchliche<br />
Befunde. Untersuchungen, die einen engen Zusammenhang zwischen einer<br />
internalen Orientierung und einem verstärkten Interesse an gesundheitsrelevanten Informationen<br />
nahelegen (WALLSTON, MAIDES & WALLSTON, 1976), konnten nur teilweise repliziert<br />
werden (KRANTZ, BAUM & WIDEMAN, 1980; TONER & MANUCK, 1979; WALLSTON<br />
& WALLSTON, 1981). Statt dessen ist davon auszugehen, daß auch hohe Werte auf der<br />
sozial-externalen Skala zu vermehrtem Interesse an Informationen führen können<br />
(WALLSTON & WALLSTON, 1982).<br />
SEEMAN und SEEMAN (1983) konnten zeigen, daß eine niedrige internale Kontrollüberzeugung<br />
signifikant mit weniger selbst-initiiertem präventiven Verhalten und einem geringen<br />
Optimismus hinsichtlich der Effektivität der Behandlung einherging. Außerdem<br />
zeigten sich Zusammenhänge zwischen einer geringen internalen Kontrollüberzeugung<br />
und einem subjektiv schlechter eingeschätzten Gesundheitszustand, häufigeren Krankheitsepisoden<br />
und einer stärkeren Abhängigkeit von Ärzten. Jedoch fand eine Vielzahl von<br />
Studien in unterschiedlichsten Gesundheitsbereichen keinen Zusammenhang zwischen gesundheitsbezogenen<br />
Kontrollüberzeugungen und präventivem Verhalten (KRISTIANSEN &<br />
EISER, 1986; SALTZER, 1981; zusammenfassend bei WALLSTON & WALLSTON, 1982). Auch<br />
Prävention durch Angst?<br />
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