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PRÄVENTION DURCH ANGST? - Dr. Jürgen Barth

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WALLSTON, 1978). Zudem gelten Laientheorien bzw. subjektive Theorien zu Gesundheit<br />

und Krankheit als wesentliche Einflußgrößen auf das Gesundheitsverhalten (vgl.<br />

STRITTMATTER, 1995). Als übergreifender Variablenkomplex wurde der soziale Rückhalt<br />

(social support) ebenfalls als Einflußfaktor auf das Gesundheitsverhalten bzw. bei der<br />

Bewältigung von chronischen Erkrankungen untersucht (vgl. SCHWARZER & LEPPIN,<br />

1989). Nachfolgend werden vier Konzepte bzw. Konstrukte (Risikowahrnehmung, wahrgenommene<br />

Kontrolle, Selbstwirksamkeitserwartung und soziodemographische Variablen) in<br />

ihrem spezifischen Beitrag für die Erklärung von Gesundheitsverhalten ausführlich diskutiert<br />

(Übersichtsarbeiten finden sich bei BENGEL, 1993; SCHWARZER, 1996). Diese Variablen<br />

stellen eine Auswahl der bisher empirisch sehr gut untersuchten Einflußfaktoren dar.<br />

2.1.1. Risikowahrnehmung<br />

Im Bereich der Technik und Wissenschaft wird mit dem Begriff „Risiko“ die Möglichkeit<br />

eines Schadens oder Verlustes als Folge eines Ereignisses (z.B. Erdbeben) oder einer Handlung<br />

(z.B. Autofahren) verstanden. Zwei Komponenten erweisen sich dabei für die Einschätzung<br />

eines Risikos von entscheidender Bedeutung: zum einen die Unsicherheit bezüglich<br />

eines zukünftigen Ereignisses (d.h die Wahrscheinlichkeit) und zum anderen die<br />

negative Konsequenz des Ereignisses (vgl. JUNGERMANN & SLOVIC, 1993). In der Medizin<br />

wird der Begriff des Risikos vor allem im Zusammenhang mit dem sogenannten Risikofaktorenmodell<br />

diskutiert. Die Forschung ist dabei auf der Suche nach Risikofaktoren, welche<br />

hinsichtlich der Pathogenese von Erkrankungen Relevanz besitzen und somit auch für<br />

die Prävention von Bedeutung sind (vgl. BENGEL, 1988; EPSTEIN, 1978). Im Vordergrund<br />

des medizinischen Risikokonzepts steht der Versuch einer quantitativen Erfassung eines<br />

personenbezogen prognostizierten Erkrankungsrisikos (vgl. Abschnitt 1.1).<br />

Die psychologische Forschung zur Risikowahrnehmung basiert hingegen auf folgendem<br />

Forschungsparadigma: Versuchspersonen bewerten unterschiedliche Objekte, Aktivitäten<br />

oder Situationen (welche im allgemeinen als riskant bzw. die Person bedrohend angesehen<br />

werden können) auf unterschiedlichen Risikodimensionen. Die Beurteilung von Ereignissen<br />

auf diesen Dimensionen ergab nach einer Analyse von SLOVIC, FISCHHOFF und<br />

LICHTENSTEIN (1985, zitiert nach JUNGERMANN & SLOVIC, 1993) drei übergreifende<br />

Risikodimensionen, welche für die Einschätzung riskanter Aktivitäten als beschreibende<br />

Merkmale angenommen werden. Die Autoren unterscheiden zwischen „dread risks“, „unknown<br />

risks“ und „exposure“: in Abbildung 2.1 sind die beiden ersten Faktoren dargestellt,<br />

welche einen Großteil der Varianz auf sich vereinen.<br />

Der Faktor „dread risk“ (1) repräsentiert nach Ansicht der Autoren die ,Schrecklichkeit der<br />

Gefahr‘. Gefahrenquellen, die als unkontrollierbar, furchtbar und unmittelbar tödlich<br />

wahrgenommen werden und denen ein hohes Katastrophenpotential zugeschrieben wird,<br />

Prävention durch Angst?<br />

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