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PRÄVENTION DURCH ANGST? - Dr. Jürgen Barth

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scheinen Kompetenzerwartungen ausschlaggebend zu sein. Insgesamt belegen die Befunde<br />

die enge Beziehung zwischen Kompetenz und Änderungen sowie Aufrechterhaltung von<br />

Gesundheitsverhaltensweisen.<br />

In den Studien von MARLATT und GORDON (1985) zur spezifischen Rückfall-Vulnerabilität<br />

bzw. Rückfallprophylaxe postulieren die Autoren einen allgemeinen Prozeß der Rückfallgenese<br />

für Suchtverhalten auf der Grundlage kognitiver Verursachungsfaktoren. Bei den<br />

untersuchten Rückfällen finden sich intrapersonale emotionale Spannungszustände, interpersonelle<br />

Konflikte und sozialer <strong>Dr</strong>uck als häufigste Verursachungssituationen. Durch<br />

persönliche Attribution eines sogenannten „Ausrutschers“ wird ein prozeßhaftes Geschehen<br />

in Gang gesetzt. Nicht die körperliche Abhängigkeit, sondern die Attribuierung persönlicher<br />

Schwäche führt dazu, daß Personen kleine Ausrutscher überbewerten und einen totalen<br />

Kontrollverlust erleben. Das Rückfallgeschehen hängt somit stark von Überzeugungen hinsichtlich<br />

der eigenen Widerstandskraft gegenüber Versuchungssituationen ab. Hohe wahrgenommene<br />

Kompetenz mobilisiert in risikoreichen Gefährdungssituationen ein adäquates<br />

Bewältigungsverhalten. Die Variable Kompetenzerwartung erlaubt reliable Vorhersagen<br />

bezüglich der Abstinenzdauer und Rückfälligkeit (COLETTI, SUPNICK & PAYNE, 1985;<br />

DiCLEMENTE, 1981; McINTYRE, LICHTENSTEIN & MERMELSTEIN, 1983). Dieser Befund<br />

läßt sich auf verschiedene Populationen und unterschiedliche Interventionsprogramme generalisieren.<br />

Kompetenzerwartungen hinsichtlich der Fähigkeit, in Versuchungssituationen<br />

zu widerstehen, erweisen sich als besserer Prädiktor für den Rückfall, als die Stärke physiologischer<br />

Abhängigkeit (McINTYRE et al., 1983) und die Anamnese zum Rauchverhalten<br />

(BARRIOS & NIEHAUS, 1985). DiCLEMENTE, PROCHASKA und GIBERTINI (1985)<br />

konnten in einer Langzeitstudie den Einfluß von Kompetenzerwartungen auf unterschiedliche<br />

Stufen im Prozeß einer selbstinitiierten Verhaltensänderung in bezug auf das Rauchverhalten<br />

nachweisen. Die Kompetenzvariable erlaubt eine Differenzierung zwischen denjenigen<br />

Personen, die im Stadium der Intention verbleiben und solchen, die zu einem<br />

späteren Zeitpunkt mit dem Rauchen aufhörten.<br />

Nach Auffassung von EASTMAN und MARZILLIER (1984) enthalten Kompetenzerwartungen<br />

auch Anteile von Konsequenzerwartungen. Die Kompetenzerwartung bezieht sich<br />

sowohl auf die erfolgreiche Ausführung eines Verhaltens als auch auf effektives Coping.<br />

Geht man von Kompetenzerwartungen als Bewältigungsmechanismen aus, d.h. von der<br />

Erwartung, eine potentiell negative Situation bewältigen zu können, so ist fraglich, ob diese<br />

überhaupt unabhängig vom antizipierten Ergebnis betrachtet werden kann. Die empirische<br />

Befundlage hierzu ist widersprüchlich. Während MADDUX, SHERER und ROGERS (1982),<br />

MANNING und WRIGHT (1983) sowie MADDUX und ROGERS (1983) hohe Korrelationen<br />

zwischen Kompetenzerwartungen und Konsequenzerwartungen finden, können MADDUX,<br />

NORTON und STOLTENBERG (1986) sowie MADDUX und STANLEY (1986) jeweils unabhängige<br />

Beiträge der Variablen nachweisen. BECK und LUND (1981) können keinen signifikanten<br />

Beitrag der Konsequenzerwartung zur Intentions- und Verhaltensvorhersage nachweisen.<br />

Bei STANLEY und MADDUX (1986) zeigt sich die Konsequenzerwartung als der<br />

bessere Prädiktor für gesundheitsförderndes Verhalten (s. auch MADDUX et al., 1986).<br />

Prävention durch Angst?<br />

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