Abschlussarbeit Baubio - SIB
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Abb. 35<br />
Aus dem Merkblatt des SVGW. Vom Nach-<br />
rüsten mit Aquaclic wird abgeraten<br />
Wasserverbrauch ABRK 1 bis 96 in<br />
CHF nach Abrechnungsperioden<br />
300'000.00<br />
250'000.00<br />
200'000.00<br />
150'000.00<br />
100'000.00<br />
50'000.00<br />
0.00<br />
02/03<br />
03/04<br />
04/05<br />
05/06<br />
06/07<br />
07/08<br />
Abb. 36<br />
Wasserverbrauch pro Abrechnungsjahr<br />
für 96 Liegenschaften der Stiftung PWG<br />
<strong>Abschlussarbeit</strong>, Fachkurs <strong>Baubio</strong>logie/Bauökologie von Jürg Grob<br />
Die Wasserversorgung Zürich und diverse Sanitärinstallateure<br />
reagierten eher skeptisch auf das geplante Anliegen der PWG.<br />
Dies mit der Begründung, dass das Anbringen von wassersparenden<br />
Vorrichtungen zu Druckreduzierungen im ganzen bestehenden<br />
Leitungsnetz führt, was wiederum unkontrollierbare Auswirkung<br />
auf das Mischverhalten von Warm- und Kaltwasser haben<br />
kann. Durch die geringere Menge anfallenden Abwassers sei die<br />
Gefahr auch grösser, dass es zu Verstopfungen in bestehenden<br />
Abwasserleitungen kommt.<br />
Der schweizerische Verein des Gas- und Wasserfaches SVGW<br />
bestätigte diese Bedenken und verwies auf das Merkblatt TPW<br />
2004/1. Dieses Merkblatt erklärt die Zusammenhänge von Druck-<br />
und Temperaturveränderungen und rät von der Verwendung von<br />
Wasserspar-Sets ab (Abb.35). Auch diese Aussage hat etwas<br />
irritiert.<br />
Das Logo des SVGW erscheint in fast allen Werbungen und Testberichten<br />
(z.B. Tests vom Kassensturz und Werbung Aquaclic)<br />
und vermittelt so den Sets einen offiziellen Anstrich. Nur bei näherem<br />
Hinschauen erkennt man, dass der SVGW druckreduzierende<br />
Vorrichtungen nicht empfiehlt, sondern nur einzelne Produkte<br />
zertifiziert oder Durchlaufmengen-Messungen durchführt.<br />
Die PWG hat sich trotzdem entschlossen, Wasserspar-Sets in<br />
allen Wohnungen und Gewerberäumen zu installieren. Nicht zuletzt<br />
darum, weil man sich eine gute PR versprach und das Vorhaben<br />
schon vor dem Pilotprojekt nach aussen kommuniziert hat.<br />
Ein Kredit von Fr. 180'000.-- für die Nachrüstung von 1138 Wohnungen<br />
wurde durch den Ausschuss bewilligt (verwaltungsinterner<br />
Aufwand nicht eingerechnet). Die Arbeiten wurden auf die beiden<br />
schon mit dem Pilotprojekt betrauten Sanitärfirmen übertragen<br />
und so aufgeteilt, dass die Anfahrtswege möglichst klein gehalten<br />
werden konnten. Die ganze Nachrüstaktion dauerte ein Jahr.<br />
Eine genaue Nachkalkulation ist äusserst schwierig. Die Abrechnungsperiode<br />
07/08 weist einen deutlichen Rückgang des Gesamt-Wasserverbrauchs<br />
auf (Abb.36). Die Betrachtung über eine<br />
Periode hinweg ist aber nicht repräsentativ. Jahresschwankungen<br />
sind normal – in einigen Liegenschaften ist der Verbrauch sogar<br />
gestiegen.<br />
Auch kann nicht genau eruiert werden, auf was der Minderverbrauch<br />
zurückzuführen ist. Sind es die Sanitärreparaturen, sind<br />
es die Sparsets, oder ist es das bewusstere Verbraucherverhalten.<br />
Interne Schätzungen gehen von 10% Einsparung aus, die auf<br />
die Verwendung der Sparsets zurückzuführen sind. Wir haben uns<br />
jedenfalls mehr erhofft. Nach der Aquaclic-Montage haben sich<br />
auch die Meldungen über Undichtigkeiten an Armaturen und Verstopfungen<br />
in Abflüssen gehäuft. Ob dies auf den Einbau der<br />
Sparsets zurückzuführen ist, sei dahingestellt.<br />
Die ganze Aktion hat sich jedenfalls gelohnt, vor allem hinsichtlich<br />
der diagnostischen Erkenntnisse aus den Begleitmassnahmen.<br />
Sie hat geholfen, Mieter und Haus besser zu verstehen. Die PWG<br />
verbaut die Aquaclic-Sets auch in neu erworbenen Liegenschaften.<br />
Die Tatsache, dass nicht mehr Wasser gespart wurde, liegt vermutlich<br />
daran, dass die Verkäufer von theoretischen Werten ausgehen:<br />
schlechteste technische Voraussetzungen und schlechtestes<br />
Verbraucherverhalten. Das wiederspiegelt aber nicht die Praxis,<br />
denn Technik wie Verbraucher sind durchaus lernfähig und<br />
machen fortwährend entsprechende Fortschritte.<br />
In allen Bereichen werden Sparpotentiale, die mögliche Einsparungen<br />
von Ressourcen aufzeigen, erfahrungsgemäss zu hoch<br />
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