1 Ausstellung des BBK Landesverband Bayern München, Balanstr ...
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Frauenbildnisse, die gerne alte Mythen zum<br />
Thema nehmen, finden eine große Wertschätzung<br />
in seinen Arbeiten.<br />
Rose Maier Haid, Friedberg, nimmt das<br />
Frausein zum Thema. Auf Farbe wird verzichtet.<br />
Um so eindringlicher sprechen die<br />
bildhauerisch bearbeiteten Themen wie in<br />
der „Melodie <strong>des</strong> Seins“. Nackte Frauenbrüste<br />
aus Gips auf Notenständern plaziert, stehen<br />
einem Orchester gleich, in gewählter Anordnung<br />
vor uns. So verschieden in der Form<br />
so konkret die Aussage. Unschuld und Zerbrechlichkeit,<br />
die liegende Frau, Evolution.<br />
Edigna Schreml, Günzburg, setzt auf<br />
warme Farben von gebrochenem Weiß dominiert.<br />
Die Kompositionen der Geometrie verpflichtet.<br />
Die Arbeiten strahlen Ruhe und<br />
Zuversicht aus, hier ruht eine kontemplative<br />
Grundstimmung in den in den Arbeiten.<br />
Gottfried E. Schröder, Augsburg, sein Sujet,<br />
der weibliche Akt, geprägt durch Farbminimalismus<br />
seiner Feder/Tinte-Zeichnungen.<br />
Da verweben sich die Frauenkörper zu einem<br />
Bildkörper, aufgebrochen von einem weißen<br />
Morgenmantel der Trägerin. Schön die kleinen<br />
Arbeiten wie „Der Zeichner und sein<br />
Modell.“ Winfried Stäb, Augsburg, „senkrecht/waagrecht“,<br />
eine augenfällige Komposition<br />
in ausgewogenem Farbklang. Gekonnt<br />
überzeugend sein Portrait mit der Lichtschatten-Modulation,<br />
die letztendlich ungemein<br />
plastisch und ausdrucksstark wirkt.<br />
Helmut C. Walter, Kaisheim, zeigt in seinen<br />
Arbeiten ebenfalls figürliche Anklänge,<br />
die in Abstraktion einmünden. Das kräftige,<br />
in seiner Intensität gestafelte Blau formt einen<br />
dominierenden Bildgrund auf der die Figur<br />
swingt. „Good vibration”. Thematisch<br />
betrachtet zeigen sich viele Himmelswesen<br />
wobei die dunkle Seite nicht zu kurz kommt<br />
mit: „Diabolo”.<br />
Kubistische Anklänge finden sich in den<br />
Arbeiten von Adolf Ziegler, Friedberg, gepaart<br />
mit kräftigen Farben. In den Arbeiten<br />
in Hinterglasmalerei belegt er alle erkennbaren<br />
Flächen seiner geometrischen Formen<br />
mit starken Kontrastfarben, während seine<br />
ebenfalls farbkräftigen Ölbilder eine Anlehnung<br />
an Action Painting finden.<br />
Ingrid Olga Fischer<br />
Ein Hund ist ein Hund, welche Farbe er auch<br />
immer hat, mit diesem dänischen Sprichwort<br />
eröffnete Norbert Kiening, Vorsitzender <strong>des</strong><br />
<strong>BBK</strong> Schwaben-Nord und Augsburg e.V., die<br />
Einführungrede zur Debutanten-<strong>Ausstellung</strong><br />
von Hannelore Kroll.<br />
Ein kleines Schoßhündchen erregt unsere<br />
Aufmerksamkeit. Mit großen blauen Augen,<br />
riesig im Format, blickt es angestrengt auf<br />
ein nicht auszumachen<strong>des</strong> Ziel. Rätselhaft.<br />
Die alltägliche Szene, so banal sie ist, wird<br />
von der Künstlerin zu einem bedeutungsvollen<br />
Akt inszeniert. Schoßhündchen wurden<br />
schon im 16. Jahrhundert vor allem von<br />
gut situierten Damen als Haustiere gehalten.<br />
Die Tiere standen für Treue, Eleganz und<br />
Schönheit. Dieses Hündchen hat sich in der<br />
Tat zu einer Persönlichkeit entwickelt. Allein<br />
wenn man das Originalformat dieses Hun<strong>des</strong>tars<br />
kennt, ist die Überhöhung, die ihm<br />
wohl mit einem Schuss Sarkasmus versehen,<br />
wiederfährt, beachtlich. Die Barock anmutende<br />
verführerisch sinnliche Malerei von<br />
Hannelore Kroll, souverän beherrscht und<br />
zieht den Betrachter sofort in ihren Bann.<br />
Zerzaustes Fell, nasses Fell, von oben betrachtet<br />
oder aus der Froschperspektive, herangezoomt<br />
oder zur Miniatur geschrumpft.<br />
Ihre Sujetwahl ist eindeutig – Hunde. Das<br />
Malerische hat ihre volle Aufmerksamkeit,<br />
sie modelliert Oberflächen mit der Farbe. So<br />
gut wie nirgends gibt es monochrome Flächen.<br />
Immer changieren die Farbtöne. Satt<br />
trägt die Malerin die Farben auf, je größer<br />
die Leinwand umso lieber ist ihr das. Sie<br />
malt rau und impulsiv, das verleiht ihren Portraits<br />
und Tieren eine unglaubliche Lebendigkeit.<br />
So spielt sie in ihren Tierbildern gerne<br />
mit extremen bildnerischen Gegensätzen<br />
und kippt so die Natur ins Sinnbild: groß und<br />
klein, hell und dunkel, scharf und unscharf<br />
liegen auf ihren farbintensiven Ölbildern nah<br />
beieinander. Gerne hält sie Bewegungen fest:<br />
der bellende Hund am Rande der verkehrsreichen<br />
Straße, die rennenden Windhunde,<br />
der lauernde Köter, der spielende Dackel.<br />
Wunderbar, die Inszenierung <strong>des</strong> Hun<strong>des</strong>,<br />
<strong>des</strong>sen offensichtliches Augenmerk dem<br />
barocken Rankenmotiv <strong>des</strong> Sessels gilt und<br />
uns frei interpretieren lässt, was bald folgen<br />
<strong>BBK</strong> Schwaben Nord und Augsburg<br />
Hannelore Kroll „GS“ und „Speedys back“<br />
hunde und andere Persönlichkeiten<br />
Debutantenausstellung von Hannelore Kroll in der <strong>BBK</strong>-Galerie.<br />
könnte, schnappt er zu, zerfetzt er bald die<br />
barocke Pracht, alles ist offen, wir sehen den<br />
Hundekörper, energiegeladen, dem Betrachtern<br />
seine Hinteransicht präsentierend.<br />
Schwarz glänzen<strong>des</strong> Hundefell, kraftvoll angespannte<br />
verwinkelte Beinarbeit auf sinnlich<br />
rot changierendem Teppich.<br />
Für ihre Menschenportraits, „die anderen<br />
Persönlichkeiten”, wählt sie Familienangehörige,<br />
Freunde, die sie gut kennt und genau<br />
beobachtet. Teils aus der Erinnerung, teils<br />
unterstützt durch Fotos, bannt sie ihre Mitmenschen<br />
in einer ganz bestimmten Situation.<br />
Ihre Malerei lebt vom kraftvollen Pinselstrich,<br />
bewußt gesetzten Farben und Schatten,<br />
die den Figuren Raum geben und treffsicher<br />
die Wesensmerkmale festhalten. Schön<br />
ihr expressiver und freier Duktus und der<br />
sichere Umgang mit der Farbe. Durch interessant<br />
gewählte Perspektiven wird die Dramaturgie<br />
ihrer Bildwelten außergewöhnlich<br />
faszinierend. Ganz dem Augenblick verpflichtet<br />
der Junge an den Riemen <strong>des</strong> Gleitschirms.<br />
Große Sorgfalt legt sie auf die vom<br />
Wind aufgeblähte Kleidung, der flatternde<br />
Blouson, die straffen Gurte, das Gesicht im<br />
extremen Anschnitt zeigt sie nicht, dafür<br />
lässt sie die Schwerkraft seines Rumpfes<br />
ahnen in der schwarzen, verstärkten Hose.<br />
Es geht Hannelore Kroll einerseits um Malerei,<br />
andererseits um die affektiven Qualitäten<br />
ihrer Sujets. Wenn sie einen von ihr<br />
portraitierten Menschen auf einem Sofa<br />
sitzen lässt, spürt man ihre große Freude am<br />
Malen dieses gemusterten Samtstoffes. Aber<br />
man riecht dabei förmlich die unglaubliche<br />
Muffigkeit <strong>des</strong> spießbürgerlichen Interieurs,<br />
in dem sich die Figur zu verlieren droht, obwohl<br />
sie prominent in der Mitte thront. Die<br />
stärksten Bilder von Hannelore Kroll sind<br />
diejenigen, wo Sujet, Komposition, Farbe<br />
und Gestus in einer bestimmten Spannung<br />
zueinander stehen, um in einer einzigen,<br />
atmosphärischen Aussage zu münden.<br />
Zeitgleich zur <strong>Ausstellung</strong> wurde ein Katalog<br />
präsentiert, gefördert mit Mitteln aus<br />
dem Programm der Bayerischen Staatsregierung<br />
für Künstler und Publizisten, zusätzlich<br />
unterstützt von der LfA Förderbank <strong>Bayern</strong>.<br />
Ingrid Olga Fischer<br />
im Bilde 2/09 13