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1 Ausstellung des BBK Landesverband Bayern München, Balanstr ...

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die ersten jahre der Professionalität 28<br />

Judith Goldschmid | Margarete Hentze | Gordon Hogan | Peggy Meinfelder | Andreas Mitterer | Emilia Scharfe | Rose Stach<br />

Galerie der Künstler <strong>München</strong>, 22. April bis 15. Mai 2009<br />

Zum 28. Mal zeigt die Galerie der Künstler<br />

Werke von Künstlerinnen und Künstlern, die<br />

ihre Ausbildung noch nicht länger als 7 Jahre<br />

abgeschlossen haben. Die <strong>Ausstellung</strong> gehört<br />

längst zu einem anerkannten und beachteten<br />

Mittel der künstlerischen Nachwuchsförderung<br />

und ist ein Forum zeitgenössischer Auseinandersetzungen.<br />

Die Auswahl wird nach Kriterien der<br />

künstlerischen Qualität und Individualität<br />

getroffen. Es geht nicht um ein thematisches<br />

Konzept, sondern um zeitgenössische Positionen<br />

<strong>des</strong> künstlerischen Ausdrucks. So wird<br />

auch in diesem Jahr wieder das Spektrum<br />

zwischen Malerei und Zeichnung, Fotografie<br />

und Video, Objekt und Installation abgedeckt<br />

und so eine erfrischende und abwechslungsreiche<br />

Präsentation geschaffen.<br />

In einem Kokon, welcher der Form einer<br />

Matrioschka entspricht, befindet sich eine<br />

Öffnung. Sie ist genau so groß, dass eine erwachsene<br />

Person in die Form hinein steigen<br />

kann und darin Platz findet. Der Besucher<br />

kann sich bei der Künstlerin unter info@<br />

margaretehentze.de anmelden, wenn er sich<br />

dem Wagnis aussetzen möchte, in eine einerseits<br />

klaustrophobisch wirkende, andererseits<br />

schützende Hülle einzutreten. Man darf gespannt<br />

sein, welche Assoziationen an geborgene<br />

oder Angst erregende Erlebnisse erweckt<br />

werden. Margarete Hentze provoziert<br />

in ihren Arbeiten einen Dialog zwischen<br />

Werk und Betrachter und lädt zur direkten<br />

Mitwirkung ein.<br />

Die Straßenschilder in Irland sind in<br />

schwarzen Piktogrammen auf gelbem Hintergrund<br />

gehalten. Gordon Hogan kennt sie<br />

seit seiner Kindheit. Er verändert in der auf<br />

Papierbahnen installierten Reihe „Signs of<br />

an Omnidimensional Being“ die Zeichen<br />

durch schwarzes Gaffa-Tape, fügt neue<br />

Zeichen hinzu und schafft so die eigentliche<br />

Logik hintergehende, poetisierende Umdeutungen.<br />

Ebenso wird in der Installation „Pla-<br />

net Soil“ von 2008 – dem Modell einer baptistischen<br />

Kirche auf einem zwei Meter hohen<br />

Gerüst stehend – der Blickwinkel so verändert,<br />

dass sich neue Sehweisen ergeben.<br />

Schaut man unter die Oberfläche der rein anmutenden<br />

Kirche, zeigt ein Video Hogans<br />

Vorstellung <strong>des</strong> Höllenfeuers.<br />

Peggy Meinfelder beschäftigt die Frage,<br />

wie man seiner eigenen Geschichte, dem tatsächlich<br />

Geschehen und historisch Vermittelten<br />

habhaft werden kann und wie deren<br />

Vermittlung stattfindet. Dies realisiert sie in<br />

der vereinfachten, entsubjektivierten Übertragungstechnik<br />

<strong>des</strong> wissenschaftlichen<br />

Zeichnens, die Abbildungsqualität zu garantieren<br />

scheint. Teilweise erfundene oder<br />

selbst in ihrer Kindheit erhaltene Symbole,<br />

Orden und Abzeichen der ehemaligen DDR<br />

und Sowjetunion werden so in der Arbeit<br />

Abzeichen Punkt für Punkt festgehalten und<br />

erinnert. In der Reihe „shake hands“ nimmt<br />

sie vergangene, populäre Medienbilder zum<br />

Anlass, um deren Authentizität zu hintergehen<br />

und subjektiv umzuschreiben. Die historischen<br />

Zusammenhänge der Archivierung,<br />

wissenschaftlichen Konstruktion und kollektiven<br />

Erinnerung ergeben so ein trügerisches<br />

Geschichtsbild.<br />

Andreas Mitterer versucht in seiner Malerei<br />

komplexe Strukturen, die an Wege oder<br />

Ebenen erinnern bildlich zu fassen. In seinen<br />

raumbezogenen Arbeiten geht es ihm um die<br />

Möglichkeiten <strong>des</strong> Ortes. Bei<strong>des</strong> verknüpft<br />

sich assoziativ. In der Arbeit „Volumen 1 und<br />

2 (Mini-Territorien)“, welche eigens für die<br />

Galerie der Künstler entstand, bilden abstrakte<br />

Linienbilder aus Klebebändern auf<br />

Alu oder Hartfaserplatten in ihren vielschichtigen<br />

Überlagerungen eine vermeintlich<br />

räumliche Struktur. Sie werden in ihrer<br />

räumlichen Fortsetzung in Form von halbtransparenten<br />

Wandsegmenten präsentiert.<br />

Demgegenüber steht, in die Ecke gerückt,<br />

eine Art Bauhütte. Ein Kiosk, welcher Skizzen,<br />

einzelne Einflüsse Mitterers, Neben-<br />

<strong>BBK</strong> <strong>München</strong> und Oberbayern<br />

schauplätze, Collagen und Modelle beinhaltet.<br />

Emilia Scharfe installiert in die Galerie<br />

der Künstler ein Fries aus Zeichnungen. In<br />

der Reihe „L'odyssee de la vie“, die 2008 und<br />

2009 während Scharfes Aufenthalt in Paris<br />

entstand, werden in Fineliner und Gouache<br />

auf französischen Briefumschlägen immer<br />

leicht veränderte Variationen ähnlicher Motive<br />

wiederholt. Sie zeigen eine weibliche,<br />

comicartige Figur, amorphe Formen, die an<br />

Amöben oder Zellen erinnern, eine ähnliche,<br />

gedeckte Farbgebung und eine immer wieder<br />

auftauchende, verbindende Horizontlinie. Eine<br />

große, aufblasbare, „beatmete“ Figur, die<br />

ebenso an ein Motiv der Zeichenserie erinnert,<br />

steht raumgreifend daneben. In der<br />

ständigen Wiederholung und dem Rhythmus<br />

ähnlicher Elemente werden Assoziationen zu<br />

biologischen oder historischen Vorgängen<br />

geweckt.<br />

Die Installation „weg von hier“ von Rose<br />

Stach, welche aus einem Bildschirm und<br />

einem davor gesetzten Spiegeltrichter besteht,<br />

lädt zu einem besonderen Ausblick ein.<br />

Der darin abgespielte Film zeigt weiße Straßenmarkierungen,<br />

welche in einer verwirrenden<br />

Abfolge die eigentliche Bedeutung<br />

der Abgrenzung eines Wegran<strong>des</strong> ins Absurde<br />

umkehren. Der Titel ist Kafkas Erzählung<br />

„Der Aufbruch“ entlehnt. Und auch in „Rotor“<br />

geht es um Verunsicherung und den Verlust<br />

von Orientierung. In der Installation<br />

„Neverland“ versieht Stach weiß-rote Absperrbänder<br />

mit der Aufschrift „borderline<br />

do not cross“ und verteilt sie so im Raum, als<br />

seien sie die Überreste eines Tatorts. Die<br />

Aufschrift aber überträgt die real vorfindbare<br />

auf eine psychische Grenzsituation. Der<br />

Titel verweist auf einen sehnsüchtigen Ausweg:<br />

Die fiktionale Insel Neverland, die als<br />

Ort und Metapher für ewige Kindheit, Ungebundenheit<br />

und damit auch Rebellion steht.<br />

Achim Sauter<br />

im Bilde 2/09 5

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