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1 Ausstellung des BBK Landesverband Bayern München, Balanstr ...

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<strong>BBK</strong> Niederbayern/Oberpfalz<br />

18<br />

ausstellung „der katholische faktor“:<br />

ein ja ist ein ja …<br />

„Ein Ja ist ein Ja und ein Nein ist ein Nein,<br />

alles andere ist von Übel“, so zitierte Pater<br />

Friedhelm Mennekes gegenüber Kulturjournal<br />

Regensburg aus dem Brief <strong>des</strong> Jakobus<br />

(Neues Testament, 5.,12). Er charakterisierte<br />

damit die von ihm eröffnete <strong>Ausstellung</strong><br />

„Der katholische Faktor“, die seit 4. April im<br />

Historischen Museum Minoritenkirche und<br />

der Städtischen Galerie in Regensburg zu<br />

sehen ist. Stellung beziehen und Haltung zeigen,<br />

das sei das Wesen der Kunst und gerade<br />

in einer Zeit der zunehmenden Nivellierung<br />

so nötig wie noch nie, so der Jesuiten-Pater,<br />

der unter anderem an der Universität Bonn<br />

und der Hochschule für Bildende Künste<br />

Braunschweig lehrt.<br />

Ihre Haltung zeigen die Werke von 71<br />

Künstlern (u.a. Joseph Beuys, Tadeusz Kantor,<br />

Herrmann Nitsch) aus Polen und<br />

Deutschland deutlich – zum Teil drastisch,<br />

auch wenn Pater Mennekes in der <strong>Ausstellung</strong><br />

keine Auseinandersetzung mit oder gar<br />

eine Provokation der Kirche sehen will. Seine<br />

Formulierung „die Kunst ist hier um den<br />

religiösen Aspekt bereichert worden“ ist zu<br />

schwach, denn beim „katholischen Faktor“<br />

sind Kirche, Glaube und Religion das zentrale<br />

Thema und einzelne Aspekte werden auf<br />

eindrucksvolle Weise kritisiert.<br />

So etwa durch Christian Schnurers „Nebeltopf“,<br />

einer umgebauten Fliegerbombe aus<br />

dem Zweiten Weltkrieg, die Weihrauch speiend<br />

durch das Kirchenschiff pendelt. Ein<br />

Hinweis auf die Kriege, die im Namen<br />

Gottes geführt wurden und werden, der Hinweis<br />

darauf, dass Waffen von Priestern ge-<br />

im Bilde 2/09<br />

weiht werden. Eine gelungene Provokation<br />

schon <strong>des</strong>halb, weil nur der Heilige Krieg der<br />

anderen gegeißelt wird, eine notwendige Provokation<br />

auch <strong>des</strong>halb, weil sich Deutschland<br />

70 Jahre nach dem Überfall auf Polen schon<br />

wieder im Krieg befindet, denn in Afghanistan<br />

wird nicht nur „bewaffnete Entwicklungshilfe“<br />

geleistet.<br />

Kritik wird aber auch am Umgang mit der<br />

Religion geübt, so etwa im Werk von Beate<br />

Engl „Fanfare“: Die Instrumentalisierung der<br />

Religion, verdeutlicht durch den Zusammenschnitt<br />

von Reden amerikanischer Präsidenten<br />

von 1941 (Roosevelt) bis heute (Obama).<br />

George W. Bush (13.12.2000): „I have<br />

faith that with God’s help we as a nation will<br />

move forward together as one nation, indivisible.<br />

An together we will create an America<br />

that is open, so every citizen has access to<br />

the American dream.“<br />

Die <strong>Ausstellung</strong> besticht durch ihre Inszenierung<br />

von großen plakativen Werken wie<br />

Schnurers Nebeltopf und der „Box von Jericho“<br />

(Benjamin Bergmann) mit Miniaturen<br />

wie Gisberth Stachs „Transformation“ oder<br />

„32 Wochen“ von Lorena Herrera Raschid.<br />

„Ja und Nein“, „ein und aus“ sind die Kennzeichen<br />

der digitalen Welt – „schwarz und<br />

weiß“, „entweder oder“ hätte man vor der Erfindung<br />

<strong>des</strong> personal computer gesagt. In<br />

Stachs Transformation sehen wir auf dem<br />

Bildschirm eines iPods (der wunderbar frei<br />

schwebend am Eingang gehängt ist) ein organisches<br />

Kreuz sich bilden. Übergänge, Wahrscheinlichkeiten<br />

und Mehrheiten sind eben<br />

heute bestimmender als das klare Ja und das<br />

eindeutige Nein. Kirchen wie auch Parteien<br />

sind davon betroffen, wenn sie die Zahlen<br />

von Neumitgliedschaften und Austritten vergleichen.<br />

Für die gelungene Schau sind die Kuratoren<br />

Maciej Czapski, der in <strong>München</strong> lebende<br />

Pole und der Oberpfälzer Christian<br />

Schnurer zuständig. Gelungen die Platzierung<br />

von Raschids nur etwa 30 Zentimeter<br />

großen Schnitzerei, die Josef und Maria darstellt.<br />

Sie ist mitten im Raum auf die „Gloriole“<br />

von Martin Schmid hin positioniert. Die<br />

problematischen Glaubensfragen wie Sexualität,<br />

Empfängnis, Dreieinigkeit verdichten<br />

sich hier in der Wölbung, die Maria unter<br />

dem Herzen trägt.<br />

Beeindruckend und für viele Besucher geradezu<br />

ein Magnet: Simon Schuberts begehbarer<br />

Beichtstuhl mit dem Titel „Monode“.<br />

Von außen wie ein exklusiver Sarg anmutend<br />

lädt er den Betrachter zum Eintreten. Im exklusiven<br />

Lederinterieur ist der Mensch auf<br />

sich selbst zurückgeworfen, das Ich mit seinem<br />

Spiegelbild konfrontiert – Beichtvater<br />

überflüssig, „Erkenne dich selbst“. Für Pater<br />

Mennekes ist die Kirche ein „Hort der Freiheit“,<br />

das mag für das kommunistische Polen<br />

mehr gegolten haben als für das konsumorientierte<br />

Nachkriegsdeutschland. Mennekes<br />

sieht es als außerordentlich wichtig an, dass<br />

Fragen gestellt werden, dass die Suche <strong>des</strong><br />

Ich nicht aufhört. Er wünscht sich eine offene<br />

Kirche, eine Kirche <strong>des</strong> Diskurses. In den<br />

Künstlern, wie auch in den Kirchenleuten<br />

sieht er „Anwälte <strong>des</strong> Ich“, wobei er unter Individualisierung<br />

nicht eine hemmungslose<br />

Ichsucht, sondern die Auseinandersetzung<br />

mit sich selbst, die Standortbestimmung und<br />

die Akzeptanz <strong>des</strong> Einmalig- und Anderssein<br />

versteht. Schuberts „Monode“ konfrontiert

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