Wohnst du noch oder lebst du schon? Einblicke ... - ungleiche Vielfalt
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LV-VK I: Standort- und Regionalforschung – Internationale Entwicklungsforschung – Methoden und Theorien -<br />
Seminararbeit<br />
wenn, wenn mehr Geld da ist, dann kann man sich natürlich auch eine größere,<br />
schönere, ah grünere, leisere Wohnung leisten, ja“ (Interview mit Cserj). Wenn genau<br />
hier die Schwierigkeit für manche Familien liegt, dann ist es verständlich, dass in den<br />
bereits vorhandenen Besitz in der ehemaligen Heimat zur Verwirklichung der<br />
Wohnbedürfnisse und Wünsche investiert wird, weil dort vielleicht die finanziellen<br />
Möglichkeiten dazu gegeben sind. Von den Schülern haben wir einen Einblick in das<br />
Berufsleben der Eltern bekommen und gemerkt, dass von Seiten der Kinder die<br />
über<strong>du</strong>rchschnittlich langen Arbeitszeiten der Eltern beklagt werden und sie sich<br />
mehr Zeit mit ihnen wünschen. So meint ein Schüler, er wohne lieber bei seiner<br />
Mutter, weil sein von dieser getrennt lebender Vater, viel arbeitet und wenig zu<br />
Hause ist. Auch die Mutter arbeitet aufgrund zweifacher beruflicher Tätigkeit viel, hat<br />
aber zweimal die Woche nachmittags frei und die Tante des Schülers ist<br />
Hausmeisterin im Wohnhaus und somit als Bezugspunkt präsent (Interview 6). Ein<br />
weiterer Punkt mit dem „Heimat“ assoziiert wird, ist die Bin<strong>du</strong>ng zur Familie. Wir<br />
haben bei den Schülern gemerkt, dass der Umfang der Familie und die Vernetzung<br />
darin über die Kernfamilie hinaus geht und trotz zum Teil großer Distanzen Aufrecht<br />
erhalten wird. Die Schüler bezeichneten die Häuser und Wohnungen ihrer<br />
Familienmitglieder als die ihren, sprachen sogar davon, dass ihnen Besitz<br />
überschrieben wird, <strong>oder</strong> sie eine Möglichkeit späteren Wohnens im<br />
Erwachsenenalter haben. In der „neuen Heimat“ lebt oftmals ein großer Teil der<br />
Verwandtschaft, der auch das Zusammenleben stark prägt. Drei der Schüler sind<br />
miteinander verwandt. Die Frage ist also, ob „Familie“ ein bedeutender Faktor dafür<br />
ist, ob ein neuer Wohnort zur „Heimat“ werden kann <strong>oder</strong> nicht. Ein Schüler erzählt,<br />
er wohne bei der Familie seiner Tante und sieht die Mutter nur an Wochenenden und<br />
Feiertagen. Der Grund dafür ist, dass diese im 12. Bezirk wohnt und somit zu weit<br />
von der Schule entfernt (Interview 4).<br />
Wohnen ist sowohl eine politische als auch eine private Angelegenheit, Zwang als<br />
auch Freiheit. In der indivi<strong>du</strong>ellen Prioritätensetzung greift die politische Ebene nicht<br />
<strong>du</strong>rch. Gesetzregelungen sprechen jeden Wohnungsbewohner ein Zimmer in der<br />
Wohnung zu und auch Mietbeihilfen sind gesetzlich berechnet. Den<strong>noch</strong> leben<br />
manche Familien in Wohnungen, in denen diese Mindeststandards nicht erfüllt sind.<br />
Ursachen dafür sind sicherlich die langen Wartezeiten, um eine Gemeindewohnung<br />
zu bekommen, in denen für angemessene <strong>Wohnst</strong>andards und einkommensgerechte<br />
Mietpreise gesorgt ist, aber auch private Prioritätensetzung wird ein Faktor sein. Das<br />
Alexa Kofler, Eike Pokriefke, Marlene Tasser, Lena Wanner 24