13.01.2013 Aufrufe

J A K O B S W E G - Evangelische Landeskirche in Baden

J A K O B S W E G - Evangelische Landeskirche in Baden

J A K O B S W E G - Evangelische Landeskirche in Baden

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

den Wald. Warum schon wieder Wald? Was sollen wir denn bitte hier f<strong>in</strong>den? Hier ist<br />

es zwar leise und man kann gut nachdenken, aber was soll das e<strong>in</strong>em selbst<br />

br<strong>in</strong>gen, wenn man überhaupt nicht weiß, was der Weg e<strong>in</strong>em sagen will? Nur e<strong>in</strong>s<br />

steht fest, dort wo wir uns zu der Zeit bef<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d die Muscheln rar. Jede neue<br />

Muschel bestätigt den Weg und stimmt uns alle fröhlich.<br />

In Wolfenbrück angekommen, machen wir wieder e<strong>in</strong>e Pause, denn der Weg nagt an<br />

unseren Kräften und man fragt sich immer wieder: Wozu das alles? Welchen S<strong>in</strong>n<br />

haben diese Anstrengungen und Schmerzen <strong>in</strong> den Gliedern? Aber jetzt ist es zu<br />

spät, denn den „po<strong>in</strong>t of no return“ haben wir schon heute Morgen h<strong>in</strong>ter uns<br />

gelassen, als wir unsere Häuser verlassen haben. Die Pause darf nicht lange<br />

währen, weil wir nicht allzu spät <strong>in</strong> Murrhardt ankommen wollen und uns die Muschel<br />

wieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Wald schickt, der wegen se<strong>in</strong>em unwegsamen Gelände e<strong>in</strong>ige Zeit <strong>in</strong><br />

Anspruch nimmt.<br />

Kurz nachdem wir den Wald h<strong>in</strong>ter uns lassen, erblicken wir schon die Dächer von<br />

Siegelsberg, das letzte Dorf zwischen uns und Murrhardt, dem Ende unserer Etappe.<br />

Siegelsberg ist e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>iges auf den Jakobsweg h<strong>in</strong>weist.<br />

Wie zum Beispiel Bilder an Hauswänden, Sprüchen auf Fachwerkhäusern, und<br />

vielem mehr. E<strong>in</strong>er dieser Sprüche ist: “Befiehl dem Herrn de<strong>in</strong>e Wege und hoffe auf<br />

ihn. Er wird’s wohl machen.“ Hat dieser Satz Aussagekraft? Wenn ja, was will er uns<br />

sagen? E<strong>in</strong>s ist wiederum sicher, der Weg hat uns fertig gemacht. Wir spüren jedes<br />

Glied an unserem Körper und unsere Be<strong>in</strong>e schmerzen jämmerlich. Aber die<br />

Muschel schickt uns weiter Richtung Murrhardt, wo wir dann auch bald darauf<br />

ankommen. Wir suchen die Jugendherberge auf und quartieren uns dort e<strong>in</strong>.<br />

Am nächsten Tag machen wir uns wieder auf den Weg. Wir spielen morgens noch<br />

mit dem Gedanken, nach Hause zu gehen, aber ich glaube der Wille hat gesiegt und<br />

wir wollen uns damit auch selber etwas beweisen, deshalb müssen wir weiter dem<br />

Weg entlang, auch wenn uns klar ist, dass wir nur ca. 1/3 der neuen Etappe laufen<br />

werden.<br />

Wir machen uns auf zur Kirche von Murrhardt, denn diese wollen wir auch noch<br />

begehen. Als wir dann e<strong>in</strong> paar Bilder von Innen und Außen geschossen haben,<br />

machen wir uns auf den Weg Richtung Eschelhof. Dies ist e<strong>in</strong>e beschwerliche<br />

Etappe, denn es geht die meiste Zeit bergauf. Warum denn dieser Weg? Was ist hier<br />

so besonders? Ich schaue mich um und sehe ke<strong>in</strong>e Antwort auf me<strong>in</strong>e Fragen, aber<br />

eigentlich sollten die Antworten auf me<strong>in</strong>e Fragen hier auf dem Weg liegen, aber aus<br />

irgendwelchen unersichtlichen Gründen bleiben sie mir verwehrt. Vielleicht werden<br />

sie an anderer Stelle beantwortet, wer weiß, wer weiß.<br />

Am Eschelhof angekommen, geht es wieder den Berg h<strong>in</strong>ab, Richtung Oppenweiler<br />

und Ste<strong>in</strong>bach, unserem Ziel. Dort angekommen b<strong>in</strong> ich zwar körperlich fertig aber<br />

leider nicht erleuchtet, denn me<strong>in</strong>e Fragen bleiben unbeantwortet und den S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er<br />

solchen Reise sehe ich zu me<strong>in</strong>em Bedauern auch nicht. Vielleicht liegt die Antwort<br />

auf me<strong>in</strong>e Fragen nicht hier auf dem Teil des Weges sondern woanders, ich werde<br />

weiter suchen bis ich gefunden habe, was ich suche. Vielleicht werde ich irgendwann<br />

<strong>in</strong> die Stadt am Ende des Weges gehen, Santiago de Compostela, vielleicht ist dort<br />

die Antwort zu f<strong>in</strong>den.<br />

61

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!