Mit Pinsel und Perlen Das Stuttgarter Flughafenmagazin 03|2010 ...
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FoKuS FLuGHAFen<br />
Ein seltener Anblick: Während die Aschewolke aus Island über Deutschland schwebte, waren die Terminals menschenleer.<br />
Kein Flug durch die Aschewolke<br />
<strong>Das</strong>s ein isländischer Vulkan einmal ganz<br />
Europa in Atem halten könnte, hätte<br />
wohl kaum jemand geahnt. Auch am<br />
Flughafen Stuttgart war <strong>Mit</strong>te April für<br />
ein paar Tage alles anders als sonst.<br />
<strong>Mit</strong>twochmittag, 21. April. Die Terminals des <strong>Stuttgarter</strong><br />
Flughafens füllen sich mit Reisenden, viele<br />
halten ihr Flugticket stolz in der Hand. Auf den Bildschirmen<br />
blinken die An- <strong>und</strong> Abflüge, in den Cafés<br />
werden Getränke bestellt, <strong>und</strong> auf dem Vorfeld fahren<br />
die Gepäckwagen hin <strong>und</strong> her. Der ganz normale<br />
Airportbetrieb – <strong>und</strong> doch etwas Besonderes an diesem<br />
<strong>Mit</strong>twoch.<br />
Fünf Tage lang startete <strong>und</strong> landete in Stuttgart kaum<br />
eine Passagiermaschine. Verantwortlich für diesen<br />
Ausnahmezustand war Eyjafjallajökull, ein auf Island<br />
spuckender Vulkan. Seine Aschewolke zog <strong>Mit</strong>te April<br />
über Nord- <strong>und</strong> Zentraleuropa <strong>und</strong> zwang Flugzeuge<br />
samt ihren Gästen dazu, am Boden zu bleiben. Denn:<br />
Asche in einer hohen Konzentration kann den Triebwerken<br />
gefährlich werden, indem sie Einzelteile <strong>und</strong><br />
Leitungen verklebt <strong>und</strong> so im schlimmsten Fall zu<br />
einem Ausfall führt. Auch die Cockpitscheiben könnten<br />
beim Flug durch die Wolke beschädigt werden.<br />
Die Entscheidung, welcher Luftraum gesperrt oder<br />
wieder freigegeben wurde, fällte die Flugsicherheitsbehörde<br />
Eurocontrol in Brüssel, in Zusammenarbeit<br />
mit den Wetterdiensten <strong>und</strong> Flugsicherungen der<br />
6 | Flugblatt<br />
jeweiligen Länder. Die Experten nahmen zunächst<br />
die Berechnungen des Volcanic Ash Advisory Centers<br />
in London als Gr<strong>und</strong>lage. Eine Tatsache, die von so<br />
mancher Fluggesellschaft kritisiert wurde: Man habe<br />
sich hier nicht auf reale Messungen, sondern auf<br />
Computersimulationen verlassen. Politiker <strong>und</strong> Behörden<br />
betonten wiederum den Vorrang der Sicherheit<br />
für alle Passagiere.<br />
Und so mussten auch die r<strong>und</strong> 135.000 Fluggäste,<br />
die in diesen Tagen von <strong>und</strong> nach Stuttgart fliegen<br />
wollten, umplanen. Manche nahmen ein Mietauto,<br />
andere die Bahn, einige mussten einfach warten.<br />
Nicht nur Urlauber, auch viele Geschäftsreisende <strong>und</strong><br />
dringende Frachtlieferungen waren betroffen. Der<br />
Flughafen wiederum schickte viele seiner <strong>Mit</strong>arbeiter<br />
nach Hause, die Shops <strong>und</strong> Restaurants in den Terminals<br />
blieben zum Großteil geschlossen. Nachdem sich<br />
die Fluggastzahlen nach der Wirtschaftskrise 2009<br />
gerade erholt hatten, war das eine neue Herausforderung<br />
für den Flughafen Stuttgart: Fast 1.600 Flüge<br />
fielen der Aschewolke zum Opfer, weitere sechzig<br />
kamen am 9. Mai hinzu, als der Luftraum über Süddeutschland<br />
wieder st<strong>und</strong>enweise gesperrt wurde.<br />
Zurück zum gewohnten Betrieb ging es trotz der<br />
Beeinträchtigungen rasch. Per Sondergenehmigung<br />
durften Airlines am dritten Tag der Luftraumsperrung<br />
im April sogenannte Sichtflüge durchführen. Auf<br />
diese Weise kamen zunächst leere Maschinen an ihr<br />
eigentliches Ziel, dann auch die ersten gestrandeten<br />
Passagiere. Zudem wurde die Nachtflugbeschränkung<br />
in Stuttgart kurzfristig gelockert, um die verschobenen<br />
Flüge schnell nachholen zu können. Wenn der<br />
Vulkan Eyjafjallajökull seinerseits einen Beitrag leistet<br />
<strong>und</strong> seine starke Aktivität längerfristig einschränkt,<br />
kann in Europa hoffentlich bald wieder ganz ohne<br />
Einschränkungen geflogen werden. ■<br />
Fast 1.600 Flüge fielen am Flughafen Stuttgart<br />
der Luftraumsperrung <strong>Mit</strong>te April zum<br />
Opfer – r<strong>und</strong> 135.000 Passagiere mussten<br />
da raufhin ihre Pläne ändern.